Sonderverwaltungszone 6d
Normalerweise würde ich das zwar nicht zugeben, aber ich bin ein Diktator, nicht von einem Staat, nein, von einer eigenen Sonderverwaltungszone hier in Deutschland, die den Namen 'Klassenraum der 6d' trägt. Ich wurde natürlich nicht gewählt sondern wurde einfach dafür engagiert Ordnung in diesen Raum zu bringen. Meine Untertanen, die eigentlich minderjährige Bürger genannt werden, haben hier kein Recht auf freie Meinungsäußerung oder gar Kritik meiner eigenen Person. Von klein auf haben sie gelernt dem Lehrer nichts zu lehren, das ist das Gute und sie wissen auch nicht was ich alles darf und was nicht. Meine Diktatur ist ein Teil unserer Demokratie, die selbst Pädagogen für richtig halten, denn sie glauben die Kinder könnten noch von ihrem Grundrecht Gebrauch nehmen, doch das können sie nicht. Vielleicht weil sie Angst haben, aber in erster Linie, weil sie es nicht kennen. Von Anfang an hat man ihnen ihre Einschränkung die Hausordnung gezeigt, man hat ihnen aber nicht gezeigt was ihre Rechte sind und welche Einschränkungen ihr Lehrer hat, also habe ich die Möglichkeit auf eine freie Ausbreitung meiner Persönlichkeit. In meiner Sonderverwaltungszone hat jeder ein Recht auf meine Meinung. Trotzdem fühle ich mich gut, ich geben den Kindern die Möglichkeit auf eine spätere Arbeitsstelle und gleichzeitig zeige ich ihnen wie sie diese behalten. Sie brauchen nur zu gehorchen, zu funktionieren und zu schweigen. Ich achte penibel auf jede Kleinigkeiten wenn ich ihre Arbeiten korrigiere, sie müssen nämlich lernen perfekt zu sein, so lange sie nicht in einer Position wie der meinen sind. Leider gibt es immer wieder Menschenrechtler, die sich beschweren, meist sind diesen Leute von außerhalb, die unser System nicht verstehen: Eltern. Sie beschweren sich wenn ich mich aus versehen das ein oder andere Mal bei den Tests verzähle und wenn dann neben meiner Unterschrift die falsche Note steht. Doch das ist nicht schlimm, ich brauch ja nicht mehr perfekt zu sein, solange nicht einer der Elternvertreter zum Schulleiter geht. Das schönste an meiner Diktatur ist allerdings das Vergeben von Strafen. Ich kann zwar keine Hinrichtungen arrangieren, da ich dann doch leider noch an die Demokratie gebunden bin, aber ähnliches ist durchaus Möglich solange nicht der Körper des Kindes verletzt wird, das gegen meine Regeln verstoßen hat. Gestern habe ich einen Jungen, der seine Hausaufgaben vergessen hatte, Nachsitzen lassen, er hatte mich angefleht es nicht zu tun, da er am Abend ein wichtiges Fußballspiel hatte, aber das hat mich nur noch mehr motiviert es zu tun. Dann habe ich zufrieden weiterunterrichtet. Ich hatte mal wieder das Mathebuch nicht dabei, aber ich konnte es ja von eines von einem Schüler nehmen, der es mir sogar anbot. Auf mich warten keine Strafen, so etwas kann halt mal passieren. Eine Schülerin traute sich noch sich darüber zu beschweren, dass ich die letzte Mathearbeit noch nicht korrigiert hatte worauf sie Mathias beim Nachsitzen Gesellschaft leisten durfte. Heute hat deswegen der Elternbeirat bei mir angerufen, doch es fiel mir nicht schwer die Tatsachen zu verdrehen. Morgen ist SCHILF-Tag, Schulinterne Lehrerfortbildung, da werde ich lieber zu Hause bleiben, aber übermorgen heißt es wieder "Guten Morgen, Frau Schubert!" in der Sonderverwaltungszone 6d.