Was ist neu

Sommerträume

Mitglied
Beitritt
14.07.2002
Beiträge
1

Sommerträume

Ich liege im weichen, kühlen Gras und rupfe mit meinen
nackten Zehen die einzelnen Grashalme aus.
Mein linker Arm ruht als Sonnenschutz über meinen Augen.
Es ist einer der letzten schönen Sommertage, bvor ich zurück muss.
Am liebsten würde ich hier bleiben, hier bei Micha.
Er ist zweiundzwanzig, groß und blond und wir haben uns bei einer Party kennen gelernt.
Micha ist wundervoll. Wenn er mich anschaut, tanzen tausend Sterne in seinen Augen und sie sagen mir: Ich liebe dich.
Jedes Mädchen steht auf Micha - aber nur für mich hat er Augen.
Wir gehen zusammen durch die Strassen und auch durch die engen Gassen von Paris. Das passt ja alles irgendwie zusammen.Paris ist ja die Stadt der Liebe und Micha ist meine grosse Liebe.
Wenn ich daran denke, ich wollte nicht als Austauschschülerin nach Paris.
Da aber meine Noten so gut waren, wurde ich ausgewählt.
Das hatte man nun davon, wenn man nur gute Noten schrieb - so dachte ich noch vor knapp sechs Wochen.
Doch seit ich Micha kenne, denke ich abders.
Ich nehme kurz den Arm herunter und blinzele in die Sonne. Wie von selbst erscheinen Michas blaue Augen im Himmel. Sie scheinen mir zuzublinzeln.
Heute sind wir zu einer Motorradtour verabredet.
Um siebzehn Uhr geht es los.
Pünktlich um fünf hupt Micha auf seiner Kawasaki.
Stürmisch renn ich raus und begrüße ihn mit einem zärtlichen Kuss, den er sanft erwidert.
Dann steige ich auf sein Motorrad und halte mich, eng an ihn gepresst, fest.
Wir fliegen nur so dahin, die Leute, und die Bäume am Strassenrand, verschwimmen zu einer einzigen Masse in meinen Augen.
Ich halte den Kopf etwas gesenkt, weil mir der Fahrtwind in die Augen bläst.
Micha ht seine Maschine unter Kontrolle, ich habe keine Angst.
Doch plötzlich schiesst aus einer Seitengasse ein rotes Fahrzeug mit sehr hoher Geschwindigkeit hervor.
Bevor Micha noch bremsen oder die Maschine herumreissen kann, kommt schon der Zusammenprall.
Ich sehe rote und grüne Blitze vor meinen Augen, ein richtiges Feuerwerk - dann wird es dunkel um mich herum...
Wo bin ich? Ein merkwürdiger Geruch strömt mir in die Nase. Woher kenne ich den Geruch bloss?
Angestrengt versuche ich nachzudenken. In meinem Kopf herrscht noch ein einzigartiges Durcheinander. Wieder wird es dunkel um mich...
Als ich das zweite mal zu mir komme, kann ich mich schon besser Orientieren. Ich liege in einem Krankenhausbett.Und der Duft, den ich beim erstenmal roch, war der Duft von Desinfektionsmitteln.
Das letzte was ich noch weiss, das ich bei Micha auf der Maschine gesessen habe.
Es war ein schöner Sommertag, eine der Letzten.
Jetzt fällt es mir bruchstückhaft wieder ein. Da war ein rotes Etwas. Das hat uns den Ausflug versaut.
Wo ist Micha?
Wie ein Blitz kommt er mir in den Sinn.
Was ist mit ihm?
Als ich nach ihm frage, machen Alle ernste, betretene Gesichter und eine Schwester ruft den Arzt.
Der gibt mir noch eine Spritze und sagt zu mir ich solle schlafen, es würde alles wieder gut werden....
Ich falle in einen, von unruhigen Träumen begleiteten, Schlaf.
Ich höre noch, wie die Schwester den Arzt fragt, ob sich schon Bescheid weiss, doch die Antwort des Arztes kriege ich nicht mehr mit.
Über was,zum Teufel, soll ich Bescheid wissen?
Mir sagt ja keiner was. Das ist der letzte Gedanke,den ich habe, bevor ich endgültig in die Traumwelt versinke....
Nach weiteren acht Tagen bin ich soweit wieder hergestellt, das ich nun energisch den Arzt verlange um über Micha Auskunft zu erhalten.
Jetzt können sie es nicht mehr länger rauszögern.
Umständlich nimmt sich der Arzt einen Stuhl und setzt sich zu mir ans Bett.
Mit vielen Unterbrechungen, wie es mir denn nun gehe, und das ich nochmal Glück gehabt hätte, kommt er zum Anlass des Gespräches.
Er erklärt mir das Micha nicht soviel Glück gehabt hatte und das ich wirklich froh sein könne,das ich es geschafft habe. Für Micha tue es ihm sehr leid.
Den eigentlichen Satz um den es geht, nämlich das Micha tot ist,den spricht er bewusst nicht aus. Vielleicht scheut er sich davor. Ich weiss es nicht.
Es ist mir nun auch egal. Micha ist tot- tot!
Meine Kehle wird ganz trocken.Ich habe nicht einmal mehr die Spucke um sie zu befeuchten.
Langsam füllen sich meine Augen mit Tränen,die, eine nach der anderen, auf die Bettdecke vor mir tropfen.
Der Arzt blickt mich etwas verwundert und auch gleichzeitig erleichtert an.
Hat er erwartet, das ich toben würde?
Keine Ahnung, was er erwartet hat....

Nun fast zwei Jahre nach diesem Unfall liege ich wieder im Gras und blicke wieder in den Himmel.
Doch in dem heutigen Himmerl erscheinen Michas blaue Augen nicht mehr...
Aber ich denke noch oft an ihn.An sein spitzbübisches Lachen und wie er sich mit einer,für ihn typischen Geste, die blonden Haare aus der Stirn streicht...
Er war erst zweiundzwanzig....

 

Eine interessante Geschichte. An sich nichts Besonderes, aber mit Atmosphäre. Man kann sich gut in die Protagonistin hineinversetzen.
Zum Schluss allerdings wird das Ganze etwas langatmig. An der Stelle "Als ich nach ihm frage, machen Alle ernste, betretene Gesichter und eine Schwester ruft den Arzt.
" kann man den Tod Michas schon erahnen. Zudem ist der Schluss, der Sprung in die heutige Zeit, mehr der eines Romans oder einer Erzählung. Damit aus dieser an sich stimmigen Geschichte eine wirklich gute wird, sollte man sie vielleicht besser mit offenem Schluss oder einer Pointe enden lassen.

Mfg
xka

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom