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Sommerrequisiten

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20.06.2002
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Sommerrequisiten

„Guten Tag, den Winter gut überstanden?“, sag ich zu meinem Liegestuhl und räume mein Garteninventar zwischen Weinregalen, alten Bettgestellen und Büchertürmen hervor.
„Guten Tag, gerüstet für die neue Saison?“, frag ich meinen Sonnenschirm. Klopfe Staub, Spinnweben von seinem steifen Stoff, suche im Chaos des Kellers seine Stange, den braunen Ständer.

„Meine Sommerrequisiten, wacht auf!“
Die Gartenmöbelzeit ist wieder da. Endlich. Vorbei das Dämmern, die Düsterheit im Kellerloch. Vorbei die Zeit im Warteraum. Vorbei der Winterschlaf, die Versenkung.

Ich wuchte den runden Kunststofftisch über die Treppenstufen, herauf ins Licht, auf die Terrasse, rücke ihn in den Logenplatz der Sonne. An seinen Stammplatz, sein Sommerdomizil vom letzten Jahr.
Giesse Wasser in den Schirmständer, lausche dem plätscherndem Geräusch. Spanne den Schirm, der wieder leuchtet in seinen bunten Sommerfarben. Rot, gelb. Schwarz und Dunkelheit verbannt, überwältigt vom Blumenmeer, ausgestochen vom Duft der ersten Lilien.

Eröffne die Stuhlversammlung. Fünf an der Zahl. Stelle sie nebeneinander in den Kreis der Auserwählten. Wasche den Schmutz von ihrem Plastik, reibe, bis die weisse Farbe an die Oberfläche dringt. Neuer Glanz. Seifenwasser rinnt über die Füsse, verteilt sich auf dem Terrassenboden, trennt sich in unzählige kleine Bäche, Rinnsale, die langsam über die Betonplatten fliessen, um dann im Boden zu versickern.

Ich bin kein oneyearobject-Käufer. Gehöre nicht zu denen, die schon im Februar die Trendgartenmöbelkataloge wälzen, total abgehetzt den alljährlichen Marathon durch die zahllose Sommerkollektion antreten, neue Möbelstücke ins Auto quetschen und durch die Gegend chauffieren, zu Hause abgenervt zusammenbauen.
Meine Gartenmöbel - auch wenn sie nur aus Plastik bestehen - haben Bestand, Charakter. Sie erzählen Geschichten, bergen Erinnerungen an heisse Sommertage, lauschige Nächte, Grillabende, erfrischende Gewitter, Platzregen, Morgentau. Sie sind fester Bestandteil meines Sommers. Sie gehören zu der hellen Saison, wie sie seit Jahren mir gehören.
Ich kenne jeden Gegenstand, deren Alter, Werdegang, Geschichte. Ich hab sie vermisst in den vergangenen Monaten. Nach ihnen gesehnt, ausgeharrt, in Gedanken das Quecksilber nach oben gedrückt, Kalenderblätter heruntergerissen und die Wochen gezählt. Hoffend die Wettevorhersage verfolgt.

Nun endlich der Startschuss. Der erste warme Tag. Ein Feuerwerk in meinem Kopf. Ich reisse die Kleider vom Leib, renne nach draussen in mein junges Grün. Meine Gartenmöbel. Endlich sind sie wieder da. Sonnen sich, dösen vor sich hin. Freuen sich mit mir am frühen Sommer.
„Willkommen zurück zu einem neuen Anfang!“, begrüss ich sie alle in unserm Kreis.
„Willkommen meine Sommerboten!“

 

Hallo SiggS und erstmal willkommen bei kg.de!

Interessant, wie sehr jemand in seine Gartenmöbel venarrt sein kann.

Kann ich aber irgendwie nicht ganz nachvollziehen.
Ich meine zwar, dass sich die meisten Leute wirklich auf den Sommer und Garten freuen; das liegt aber wohl in erster Linie nicht gerade an z. B. den Sonnenschirm, oder?

Von der sprachlichen Veranschauungsweise ist die Kurzgeschichte schon mal nicht schlecht, aber vollständige Sätze hätten den ohnehin recht kurzen Text wohl nicht geschadet. Sie lesen sich einfach besser als dieser abgehackte Telegrammstil, den du an einigen Stellen verwendest.

Insgesamt kein schlechtes Werk; aber es ist auch nicht gerade besonders herausragend.

Viele Grüße, Michael

 

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