Was ist neu

Sommernacht

Seniors
Beitritt
21.04.2015
Beiträge
1.419
Zuletzt bearbeitet:

Sommernacht

Meine Hände umklammern das Glas, das vor mir auf dem Tresen steht. Die Tür zur Bar geht auf. Er sieht sich suchend um, ich winke ihm zu. Sein Lächeln ist wie damals, nur der Blick ist älter.
„Hey.“ Er bleibt vor mir stehen und breitet die Arme aus.
Ich stehe auf und merke, dass meine Beine zittern. „Hey.“
Wir umarmen uns. Meine halbe Schulzeit fliegt in Sekunden an mir vorbei.
„Was trinkst du?“, fragt er und setzt sich neben mich.
„Gin Tonic.“
„Keinen Lambrusco mehr?“
„Nein, auch keine Sangria aus’m Tetra Pak.“ Ich streiche mit der Hand über das dunkle Holz der Theke. Sehe uns, wie wir auf dem Schulhof liegen, jeder einen Stöpsel des Walkmans im Ohr. Wir schauen in den Nachthimmel, rappen ein paar Brocken in schlechtem Französisch und trinken abwechselnd aus dem Pappbehälter.
Er winkt dem Barkeeper zu und deutet auf meinen Drink. „Für mich auch einen.“
Wir stoßen an.
Er betrachtet mich, sein Ausdruck ist ganz ruhig, die Augen dunkel und tief.
„Du siehst fast genauso aus wie früher.“
„Nur fast?“
„’n bisschen ernster.“
Ich zupfe kleine Stücke aus dem Bierdeckel.
„Ist schon abgefahren, oder?“, sagt er. „Achtzehn Jahre … Für irgendwas ist Facebook wohl doch gut.“
Sein Lächeln. Leise sticht es in meinem Bauch.
„Ich hab schon oft daran gedacht … Dir zu schreiben, meine ich.“
Er fischt den Strohhalm aus seinem Drink und legt ihn auf die Theke. „Hast ganz schön lange dafür gebraucht.“
„Immerhin hab ich’s überhaupt gemacht.“
Neben uns begrüßt eine Gruppe Männer gröhlend zwei Frauen, die zu ihnen stoßen.
„Warum jetzt?“ Er lehnt sich ein Stück vor, um den Lärm zu übertönen.
„Ist ’ne seltsame Phase gerade. Alles ist durcheinander irgendwie.“
„Durcheinander?“
„Du weißt schon“, sage ich. „Alle verheiratet, alle haben Kinder … Sowas eben.“
„Und das ist seltsam?“
„Wenn man selbst ganz woanders steht …“ Hinter mir schiebt sich eine Blondine an die Bar und lacht gellend über irgendeinen Spruch des Barkeepers. „Schwer zu erklären.“
„Probier’s“, sagt er.
Ich blicke auf meine Hände hinunter. „Kennst du das, wenn man das Gefühl hat, man muss alles neu sortieren?“
„Ziemlich gut sogar.“
„Naja, und seit ich da eben seit ein paar Monaten so vor mich hin sortiere, habe ich beschlossen, alles zu tun, was ich schon lange mal tun wollte.“
„Und da gehört ein Treffen mit mir dazu?“
„Bild dir ja nichts drauf ein.“
Ein kleines Leuchten huscht über sein Gesicht. „Hab mich echt gefreut, als deine Nachricht kam“, sagt er.
„Wusstest du gleich, wer ich bin?“
„Klar.“ Er sieht mich an. In mich hinein. „Gehen wir eine rauchen?“

Ich schnappe mir meinen Drink und folge ihm nach draußen. Die Luft ist weich, sie riecht nach schlafenden Bäumen und warmem Asphalt. Wir setzen uns auf den Bordstein. Seine Schulter berührt meine.
Für einen kurzen Augenblick sitzen wir auf einer der Steinbänke vor der Aula. Unser Atem malt Wolken in die Nacht. Drinnen tanzt die halbe Schule, verkleidet in Faschingskostümen, draußen nimmt er meine Hände und küsst mich.
„Hast du noch Kontakt zu Philip?“, frage ich ihn und betrachte die Rauchkringel, die sich vor uns in Luft auflösen.
Er schüttelt den Kopf. „Ich hab zu fast keinem mehr Kontakt. Wenn ich zu Hause bin, dann nur wegen meiner Familie. Du?“
„Laura sehe ich ab und zu noch. Sie wohnt jetzt in Berlin.“
„Laura …?“
„Sie war mit mir auf der Oberstufenjazznacht. Weißt schon …“
„Du meinst, als ich dich abschleppen wollte?“ Er stützt seine Hand hinter mir auf dem Boden ab. Ganz nah an meinem Rücken. Wir berühren uns nicht, aber ich spüre seine Wärme.
„Wenn du es so nennen willst.“
„Hat nicht wirklich geklappt.“ Er zieht an seiner Zigarette. „Hast mich eiskalt abblitzen lassen.“
„Ich dachte, du wärst noch mit dieser Jasmin zusammen.“
„Du wusstest, dass wir getrennt waren.“
Ich kippe den letzten Schluck Gin Tonic in mich hinein. „Leer“, sage ich und stehe auf.
„Kannst du gut.“
„Was meinst du?“
„Ausweichen.“
„Komm schon, ich brauch Nachschub.“
Ich strecke ihm die Hand hin und er nimmt sie, seine Haut ist warm und ein bisschen rau. Für einen kurzen Moment stehen wir uns gegenüber, ich spüre seinen Atem auf meiner Wange.

„Gefällt dir dein Job?“ Er fährt mit dem Finger am Glas entlang, folgt der Spur eines Kondenstropfens, der hinunterläuft.
„Ist okay.“
Die Bar ist voll, hinter uns drängen immer wieder Leute an die Theke. Ich lehne mich nach vorn, um sie vorbeizulassen. Er greift mit beiden Händen nach meinem Barhocker, berührt meine Schenkel, zieht mich ein Stück näher.
„Und dir?“, frage ich.
„Ist nicht ohne mit den Kids, aber fühlt sich gut an, ihnen zu helfen.“
„Ich wusste damals schon, dass du später mal sowas machen wirst. Was Gutes, Sinnvolles.“
„Wieso?“
„Weil du so vieles so zum Kotzen gefunden hast. Dinge, die anderen gar nicht aufgefallen sind. Oder es war ihnen egal. Aber dich hat das richtig abgefuckt, du wolltest daran was ändern.“
„Schön gesagt.“ Er hebt sein Glas.
Die Musik wird lauter. Um uns herum versinkt alles in einem murmelnden Brei aus Stimmen und dumpfen Beats. Der Gin füllt meinen Kopf mit fluffiger Watte. Ich mag es, dass wir uns bei jeder Bewegung berühren.
„Wie lange bist du hier?“, frage ich.
„Bis morgen. Tagsüber noch mal Schulung, abends fahr ich dann zurück.“
„Eine Nacht also ...“
„Hm?“ Er beugt sich zu mir vor. Er riecht nach herbem Parfüm und Rauch. Ich will mein Gesicht in seinem Nacken vergraben.
„Ach, nichts.“
Er bestellt zwei neue Gin Tonic.
„Ich hab deine Geschichte gelesen“, sagt er.
„Welche Geschichte?“
„Der Link, den du geteilt hast. Ist ’n paar Wochen her.“
„Achso, das … Ja, das war für eine Ausschrei…“
„Die war echt gut.“
Auf einmal ist es furchtbar warm und stickig. Ich fächere mir mit dem Bierdeckel Luft zu, weiß nicht, was ich sagen soll.
„Weißt du was?“ Er lehnt sich zurück. „Ich hab deinen Brief immer noch.“
„Nicht dein Ernst!“ Ich fächere noch schneller. „Das ist echt … Keine Ahnung, ob ich das süß finden soll oder einfach nur peinlich.“
„Peinlich?“
„Na, für mich. Ich war fünfzehn und hochdramatisch.“
„Ich war ja auch ’n Arsch. Da kann man schon mal dramatisch werden.“
„Das ist ewig her.“
„Tut mir trotzdem leid.“
„Hör auf, das war nur ein Kuss.“
„War es nicht.“
War es nicht. Er hat mir das Herz gebrochen. Aber ich war fünfzehn. Diese Nacht fühlt sich weit weg an.
„Wie gesagt – ist ewig her.“
„Ich weiß bis heute nicht …“ Er sieht an mir vorbei. „Du warst so unschuldig. Ich wollte irgendwie was anderes.“
„Das war offensichtlich. Jasmin war da wohl um einiges erfahrener.“
„Ach, komm schon.“
Ich lache, lege meine Hand auf seine Schulter. „Alles gut, ich zieh dich nur auf. Wir waren verdammt jung. Da ist alles irgendwie schlimmer. Man hat noch nicht so viel Übung.“
Sein Blick verändert sich. Ich betrachte die kleinen Fältchen um seine Augen. Zum ersten Mal an diesem Abend sehe ich die Jahre auf seinem Gesicht, die vergangen sind.
„Haben wir die denn jetzt?“, fragt er.
„Denke schon. Es wird leichter damit umzugehen. Mit der Enttäuschung, dem Schmerz. Findest du nicht?“
„Kann sein.“
„Früher hat man sich selbst zerfleischt. Heute ist man einfach …“ Ich suche nach dem richtigen Wort.
„Realistischer?“
„Ja.“
„Verändert das nicht alles? Wie wir lieben, meine ich. Wie wir leben?“
„Schon. Aber das muss so sein. Stell dir vor, ich wäre noch genauso unsterblich verknallt in dich, wie früher. Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich vom Hocker fallen.“
„Fänd ich irgendwie gut.“
Mein Blick fällt auf seine Lippen. „Deine Freundin wahrscheinlich nicht.“
Er lehnt sich zurück und greift nach der Kippenschachtel auf der Theke. „Kommst du noch mal mit?“

Neben uns streitet sich ein Paar. Sie weint, redet auf ihn ein, piekst ihm mit dem Zeigefinger immer wieder gegen die Brust.
Ich drehe mich von ihnen weg, lehne mich an die Wand und ziehe eine Zigarette aus seiner Schachtel. Mir ist ein bisschen schwindelig.
„Wo wohnst du?“, fragt er.
„Nicht weit von hier.“
„Allein?“
„Jep.“
Er stößt den Rauch aus. „Schon lange?“
„Seit der Trennung. Fünf Monate. Ungefähr.“
„Bereust du es?“
„Die Trennung?“
„Die Ehe.“
„Nein“, sage ich. „Ich hätte nichts anders gemacht. Vielleicht ist nur die Vorstellung vom Leben eine falsche. Von der Liebe.“
„Meine Scheidung hat mich damals ganz schön fertig gemacht.“
Ich runzle die Stirn. „Wann?“
„Vor einem Jahr.“
„Wusste ich nicht …“
„Wie auch?“ Eine kleine Gruppe stürmt lachend aus der Bar und stößt ihm die Tür ins Kreuz. Wir gehen ein paar Schritte zur Seite. „Das Komische ist“, sagt er und reibt sich den Rücken. „Ich war nie der Typ zum Heiraten. Hab’s einfach probiert. Aber als dann alles vor die Hunde ging ... Hätte nie gedacht, dass dieses Versprechen doch was bedeutet.“
„Vor allem, wenn es gebrochen wird.“
Wir sehen uns an.
„Gin macht dich ganz schön weise.“ Er nimmt meine Hand und zieht mich zurück in die Bar.

Wir stehen dicht beieinander, um uns herum warme, tanzende Körper. Er hat meine Hand losgelassen, legt aber immer wieder schützend den Arm um meine Hüften, um mich vor dem Gerempel abzuschirmen.
Mein Kopf ist leer. Ich schließe die Augen und lächle, als die Anfangstakte von KRS-Ones Sound of da Police aus den Boxen dröhnen. Ich spüre seine Lippen an meinem Ohr.
„Fehlt dir das?“
Ich öffne die Augen, beuge mich vor, meine Wange berührt seine. „Was meinst du?“
„Früher.“
„Manchmal.“

Lachend torkeln wir durch kleine Seitenstraßen. Das Licht der Laternen taucht alles in ein warmes Gelb.
„Ich hab das Gefühl, im Sommer machen die da andere Glühbirnen rein“, sage ich und kichere. „Sieht viel schöner aus als im Winter.“
Wir biegen um die Ecke. Ich werde langsamer, greife nach seinem Arm und bleibe stehen. „Danke für’s Heimbringen.“
Er geht auf mich zu, bis seine Schuhspitzen meine berühren. Wir stehen da, über uns verliert der Nachthimmel sein Schwarz.
„Gerne.“
Seine Lippen berühren meine. Ganz leicht. Er zieht mich an sich, ich schließe die Augen, wir küssen uns und mir wird schwindlig und schlecht und warm und schwindlig. Ich bin wieder fünfzehn, alles um mich herum verschwimmt, nur wir zwei, hier vor meinem Haus. Ich spüre die Bartstoppeln auf der Haut, seine weichen Lippen auf meinem Mund. Mein Magen flattert bei jeder Berührung, die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf, als er mein Gesicht in seine Hände nimmt und mich gegen die Hauswand presst.
Nur eine Nacht.
In meinem Bauch zieht sich etwas zusammen. Ich drücke ihn von mir weg und lehne meinen Kopf gegen die Hauswand.
Er atmet schwer, steht vor mir und wartet.
„Das geht nicht“, sage ich.
Er sieht auf den Boden, dann wieder zu mir. „Ich weiß.“
Ich betrachte sein Gesicht. Präge mir die dunklen Augenbrauen ein, die schwarzen Wimpern, die kleinen Lachfalten, den geschwungenen Mund. Den Blick, mit dem er mir mitten ins Herz schaut.
„Vielleicht brauchen wir noch mal achtzehn Jahre.“ Ich lache.
Mir ist nicht nach Lachen. Ich gehe auf ihn zu und umarme ihn. Drücke ihn fest an mich. Spüre, wie er tief ein- und ausatmet. Langsam löse ich mich von ihm. Ich schlucke, spüre den Druck auf meiner Brust. Er öffnet den Mund und schließt ihn wieder.
Ich drehe mich um und gehe ins Haus.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bas,

vielen Dank, ich freue mich sehr über deinen Kommentar. Wirklich! Aber der Reihe nach ...

in erste Linie schaue ich ehrlich gesagt vorbei, weil ich mich wegen unserer Achterbahnbegegnung immer noch ein bisschen schlecht fühle. Ich weiß, Blödsinn, egal … Ich habe jedenfalls die Hoffnung, dass es diesmal wieder funkt und wenn nicht fühle ich mich halt noch schlechter, wat solls.
Nein, man muss sich deshalb wirklich nicht schlecht fühlen. Es funzt halt nicht immer, das ist total okay. Aber ich denke, ich weiß, was du meinst. Man hat hier dann irgendwie doch Verbindungen zueinander und somit manchmal eben auch ein doofes Gefühl, wenn man mal etwas nicht so mag. Aber von meiner Seite aus ist alles fein, ich konnte deine Einwände bei der Achterbahn ja verstehen. Man kann aber eben nicht immer einer Meinung sein :shy:

Vielleicht eher »nur der Blick ist älter«?
Jep, hab ich geändert.

Kleine Wasserstandsmeldung nach dem ersten Absatz: Du hast mich. Noch nicht komplett, nicht auf eine welterschütternde Art und Weise, aber bisher gefällt es mir. Weil es so … unbesonders ist. Unspektakulär. Aber echt wirkt.
Ich hab dich. Nicht komplett, aber ich freue mich sehr über: "aber echt wirkt".

Kleinigkeiten wie das hier halt, man spürt Vertrauen, Wärme. Angenehm fühlt es sich an.
Das ist super. Genau das wollte ich vermitteln.

Ja, und auch im nächsten Absatz bleibst du dem Muster treu. Mensch, weg mit der Autorenbrille jetze …
Ja, das ist wirklich ein Muster, hast du gleich erkannt :Pfeif: Ist aber tatsächlich weniger Kalkül, also so nach dem Motto, "okay, ich baue diesen Text jetzt so und so auf", sondern ich wollte hier versuchen, eine Geschichte so authentisch wie möglich zu erzählen. Anhand von fast ausschließlich Dialogen. War sozusagen für mich auch ein Experiment, ob ich das hinkriege, ob ich auf diese Weise rüberbringen kann, was ich rüberbringen möchte. Ich hatte ebenfalls die Befürchtung, ob das zu monoton wird, hoffe aber darauf, dass es das nicht tut, sondern man sich einfach fühlt, als belausche man dieses Gespräch und erfühlt dadurch, was zwischen den beiden passiert.

Vielleicht eher »piekst (ihm) mit dem Zeigefinger immer wieder gegen seine (die) Brust«? Kein großer Unterschied, kam mir nur so in den Sinn.
Die Stelle hat mir noch nicht so recht gefallen. Jetzt weiß ich, warum. Deine Version klingt besser, übernehme ich sehr gerne.

Hast du darüber nachgedacht, statt HipHop-Klassiker (müsste glaube ich Hip-Hop-Klassiker heißen) einfach den Titel zu nennen? Macht das ganze persönlicher, echter, finde ich. Wer den Titel kennt, kann sich gleich besser in die Szene einfühlen.
Klar, das ist viel besser. Danke für den Tipp. Ich habe das geändert in einen meiner Lieblingsklassiker (welch Überraschung).

Das fehlende Komma habe ich gesetzt, das "dabei" gestrichen. Danke auch hierfür.

Hm … Mein erstes Fazit war, ja, gefällt mir sehr gut, und ich denke, dabei bleibe ich auch.
Das freut mich sehr!

Ein Aber gibt es trotzdem und im Grunde ließe sich für beides der gleiche Grund vorbringen: Die Unspektakul... äh …arität? Kein Plan, wie das heißt. Jedenfalls ist es sehr einfach, in die Geschichte reinzufinden, sie ist so … Mann, mir fehlen die richtigen Worte … austauschbar, aber in gut, hier, übertragbar vielleicht.
:D Unspektakul... äh... herrlich! Ich weiß, was du sagen willst. Also mit "austauschbar" im Sinne von "übertragbar". Das stimmt schon, man erfährt über die beiden wenig. Nur Bruchstücke, die andeuten, das eben jeder seinen Weg gegangen ist, jeder seine Erfahrungen gemacht hat, die weit weg von der Schulzeit liegen und den "kleinen Problemen", die man damals hatte. Ich finde es aber echt cool, dass du das so akzeptierst. Dass es um das Gefühl zwischen den beiden geht und nicht so sehr, sie genau zu skizzieren.

Aber man spürt eine Menge, finde ich, Sehnsucht, Lust, Ängste und darauf kommt es ja irgendwie an.
Man, das ist echt geil. Muss ich kein Geheimnis draus machen, dass meine eigene Jugendliebe mich dazu inspiriert hat, mit der ich vor kurzem Kontakt hatte. Da bin ich so ins Grübeln gekommen, war überrascht, was das alles auslöst. Wie du sagst, vor allem Sehnsucht, Lust und sogar Bedauern. Und da ist mir auch wieder einmal ganz klar aufgefallen, dass man nur das bedauert, was man nicht getan hat. So geht es zumindest mir. Zurückzudenken und das Gefühl von "hätte ich doch einfach mal gemacht" zu haben, ist scheiße. Dieses Bedauern wollte ich hier auch transportieren. Die vermissten Chancen.

Ach, ich bin ziemlich unzufrieden mit meinem Fazit, ich hoffe, dir hilft es trotzdem irgendwie … Worauf ich hinauswollte: Gerne gelesen, weil so wenig Guck-mal-her-wie-ich-schreiben-kann und viel Fühl-mal drinsteckt.
Mir gefällt dein Fazit, ich konnte viel damit anfangen.

Zu dem von dir zitierten Absatz: Da war ich wohl zu schwammig. Habe das nun geändert:
„Bereust du es?“
„Die Trennung?“
„Die Ehe.“
„Nein“, sage ich. „Ich hätte nichts anders gemacht. Vielleicht ist nur die Vorstellung vom Leben eine falsche. Von der Liebe.“
„Meine Scheidung hat mich damals ganz schön fertig gemacht.“
Ich runzle die Stirn. „Wann?“
„Vor einem Jahr.“
„Wusste ich nicht …“
„Wie auch?“ Er atmet tief ein, zuckt mit den Schultern. „Das Komische ist, ich war nie der Typ zum Heiraten. Hab’s einfach probiert. Aber als dann alles vor die Hunde ging ... Hätte nie gedacht, dass dieses Versprechen doch was bedeutet.“
Ich nicke. „Vor allem, wenn es gebrochen wird.“
Wir sehen uns an.

Ich wollte damit sagen/zeigen, dass sie beide Ähnliches erlebt haben. Veilleicht hat es sogar ein kurzes Zeitfenster gegeben, in dem sie beide zur gleichen Zeit single waren. Aber das Timing ist einfach schlecht. Und doch fühlen sie sich durch ihre ähnlichen Erfahrung aber auch miteinander verbunden. So etwas schwang da in meinem Kopf rum, als ich die Szene geschrieben habe.

Hab einen schönen Tag!
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kath@RinaWu,

wow, bist du fix, aber du warst ja auch erste, die ihre Challenge-Geschichte fertig hatte, deshalb kannst du dir natürlich erlauben, schon wieder die nächste zu posten.
Also, das Gefühl, das du mit deiner Geschichte wahrscheinlich rüberbringen willst, dieses Bedauern über verpasste Gelegenheiten, und das Grübeln über Was wäre, wenn, und die Melancholie, die einen umhüllt, wenn Anfang/Mitte Dreißig alle anderen ihren Weg gefunden zu haben scheinen, nur man selbst nicht, das bringst du gut rüber. Es ist eine ruhige Geschichte, die jetzt natürlich nicht super spannend ist, aber die wirklich Gefühl erzeugt. Mir hat sie gefallen.

Und deshalb habe ich auch nur solchen Kleinkram anzumerken:

schauen in den Nachthimmel, rappen Brocken von schlechtem Französisch und trinken abwechselnd aus dem Pappbehälter.

Die gerappten Brocken von Französisch klingen für mich nicht so schön - vielleicht „rappen ein paar Brocken in schlechtem Französisch“ … Oder so.


„Für mich auch eins“, sagt er zum Barkeeper und deutet auf meinen Drink.

Besser einen? (Gin Tonic). Du meinst sicher ein Glas, aber klingt anders besser, finde ich.


Er betrachtet mich, seine Züge sind ganz ruhig, die Augen dunkel und tief.

Mit den Zügen, das klingt auch nicht so. Aber vielleicht nur für mich. Die Gesichtszüge, die sind doch eigentlich immer so, wie sie nun mal sind, nur der Ausdruck verändert sich.


Ich nicke. Zupfe kleine Stücke aus dem Bierdeckel.

Könnte ich sein! :)


Ich spiele an dem Ring an meinem Finger.

Ist sie jetzt noch verheiratet, oder ist das einfach irgendein Ring?


„Bild dir ja nichts drauf ein.“ Ich verdrehe die Augen.

Apostroph


Die Luft ist weich, sie riecht nach schlafenden Bäumen und warmem Asphalt.

Schlafende Bäume sind toll!


„Hat nicht wirklich geklappt.“ Er zieht an seiner Zigarette. „Hast mich eiskalt abblitzen lassen.“
„Ich dachte, du bist noch mit dieser Jasmin zusammen.“
„Du wusstest, dass wir getrennt sind.“

Ich würde eher schreiben, „Ich hatte gedacht, du wärst noch mit dieser Jasmin zusammen.“
„Du wusstest, dass wir getrennt waren.“

„Komm schon, ich brauch Nachschub.“

Apostroph


Die Musik wird lauter. Um uns herum versinkt alles in einem murmelnden Brei aus Stimmen und dumpfen Beats.

Brei aus Stimmen – echt? Ist ja vielleicht originell, aber auch irgendwie eklig ... :sick:


Er hat mir das Herz gebrochen. Aber ich war fünfzehn. Sie fühlt sich weit weg an, diese Nacht.

Besser: Diese Nacht fühlt sich weit weg an. Das „Sie“ kam so unverbunden daher am Satzbeginn, da dachte ich kurz „Hä?“.


Mein Blick fällt auf seine Lippen. „Deine Freundin wahrscheinlich nicht.“

Da habe ich aber verpasst, dass er eine Freundin hat. Oder sollte ich das erst hier erfahren?
Und sie wusste es aber schon?

Er zieht mich an sich, ich schließe die Augen, wir küssen uns und mir wird schwindlig und schlecht und warm und schwindlig. Ich bin wieder fünfzehn, spüre die Bartstoppeln auf der Haut, seine weichen Lippen auf meinem Mund.

Die Bartstoppeln würde ich irgendwie vorher unterbringen, nicht in Verbindung mit dem Fünfzehn-Sein, weil damals war der bestimmt noch nicht so stoppelig.


Ich betrachte sein Gesicht. Präge mir die dunklen Augenbrauen ein, die schwarzen Wimpern, die kleinen Lachfalten, den geschwungenen Mund. Den Blick, mit dem er mir mitten ins Herz schaut.
:herz:

Ach, Mensch … :cry:


Mir ist nicht nach Lachen.

Mir auch nicht, aber war trotzdem eine schöne Geschichte.

Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo Raindog,

hehe, ja, ich konnte mich schon der nächsten Geschichte widmen, das stimmt. Wobei sie schon eine Weile in mir schlummert, ich wusste nur nicht, wie ich das fühlbar machen kann, was ich hier fühlbar machen will.

Aus irgendeinem Grund sind gerade die Symbole weg hier über dem Antworten-Fenster, deshalb check ich gerade nicht, wie ich dich zitieren könnte. Naja, muss es eben mal ohne gehen.

Ja, genau, dieses Gefühl von Bedauern, Melancholie, Sehnsucht nach etwas, von dem man gar nicht mal weiß, ob es wirklich so toll gewesen wäre, wie man es sich vorstellt. Da spielt natürlich auch eine gewisse Verklärtheit eine Rolle, die sie am Schluss wieder abstreift, wenn auch widerwillig. Aber das ist genau der Punkt, den ich in meinem vorherigen Kommentar bereits angesprochen habe: Man bereut nur die Dinge ... Okay, sagen wir, ICH bereue nur die Dinge, die ich nicht gemacht habe. Momente, in denen ich mich nicht getraut habe, etwas zu tun. Ich bin eher der Kopfmensch und je älter ich werde und je mehr ich erlebe, desto mehr versuche ich, dieses Vernünftige auch mal beiseite zu lassen und Dinge einfach zu tun, die ich tun möchte. Sei es nun in Liebesdingen oder aber generell im Leben. Denn selbst wenn man dann in der Scheiße landet, hat man es wenigstens probiert. Bla bla bla, ja, ich hole weit aus ;) Ich denke, du weißt, was ich meine.

Deine sprachlichen Verbesserungsvorschläge habe ich durchweg verwendet, vielen Dank dafür. Das mit dem Spielen am Ring war verwirrend, das stimmt. Ich wollte damit eigentlich nur ihre Nervosität ausdrücken, das habe ich nun anders gelöst.

Die Apostrophe habe ich ganz gewusst nicht gesetzt. Ich wollte einfach, dass das so echt aussieht wie möglich. Und irgendwo habe ich mal gelesen, dass man das sogar darf, wenn es um Umgangssprache, bzw. Dialoge geht, um sehr realistische Texte. Ob das stimmt, weiß ich nicht, ich habs einfach mal gemacht.

Auch das mit dem "ich bin wieder fünfzehn" und den Bartstoppeln habe ich leicht abgeändert, dass man das nicht so miteinander in Verbindung bringt. Denn das "ich bin wieder fünfzehn" bezieht sich auf das Gefühl, das sie hat, dieses kurze, bedingungslose Fallenlassen. Die Bartstoppeln aber hat er in genau diesem Moment, als sie sich küssen, nicht damals. (Nebenbei: Er kann die Stoppeln auch schon damals gehabt haben, wenn er älter ist als sie ...)

Hat mich sehr gefreut und hat mir echt geholfen, dein Kommentar. Vielen Dank.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe RinaWu,

es ist dieser Traum, den wohl jeder von uns kennt: Einmal noch denjenigen, den wir vor Jahren geliebt haben, zu treffen, da anzusetzen, wo man aufgehört hat, Unausgesprochens auszusprechen.

Die Frage ist: Wird dein Text diesem Thema gerecht? Wenn man nach der Plausibilität fragt, so kann man die Frage mit ‚Ja’ beantworten. Was recht gut rübergekommen ist, das ist mMn dieser Versuch, dort anzuknüpfen, wo man aufgehört haben. Mein Problem ist allerdings, dass dein Text an keiner Stelle diese Ebene wirklich durchbricht. Deine beiden Protagonisten bleiben dort stehen, so als wären sie nicht wirklich älter geworden, trennten sie nicht 18 Jahre, gescheiterte Beziehungen, positive und negative Erlebnisse, Enttäuschungen, Hoffnungen. Diese Jahre kennzeichnest du zwar,

nur sein Blick ist älter.
„Keinen Lambrusco mehr?“
"Nein, auch keine Sangria aus’m Tetra Pak.“

„Du siehst fast genauso aus wie früher“, sagt er.
„Nur fast?“
„’n bisschen ernster.“
„Ist ’ne seltsame Phase gerade. Alles ist durcheinander irgendwie.“
„Wenn man selbst ganz woanders steht …“ Ich zucke mit den Schultern. „Schwer zu erklären.“
„Probier’s“, sagt er.
Ich spiele an dem Ring an meinem Finger. „Kennst du das, wenn man das Gefühl hat, man muss alles neu sortieren?“
„Ich hab deine Geschichte gelesen“, sagt er.
„Welche Geschichte?“
„Der Link, den du geteilt hast. Ist ’n paar Wochen her.“
„Achso, das … Ja, das war für eine Ausschrei…“
„Die war echt gut.“
„Ich hab deinen Brief immer noch.“
„Nicht dein Ernst!“ Ich fächere noch schneller. „Das ist echt … Keine Ahnung, ob ich das süß finden soll oder einfach nur peinlich.“
„Früher hat man sich selbst zerfleischt. Heute ist man einfach …“ Ich suche nach dem richtigen Wort.
„Realistischer?“
„Nein“, sage ich. „Ich hätte nichts anders gemacht. Vielleicht ist nur die Vorstellung vom Leben eine falsche. Von der Liebe.“

aber alles das sind Aussagen, die zig andere ebenso gesagt haben könnten. Beide gewinnen für mich als Individuen keine rechte Kontur. Was ist los mit ihnen, dass es nicht reicht für eine gemeinsame Nacht? Was steht dem wirklich im Wege? Das Wissen, dass am nächsten Tag alles wieder wie früher sein wird, dass sich keine Bindung ergeben wird. Das schwingt natürlich mit, aber warum es gerade bei ihr und bei ihm so ist, das lässt dein Text nur als allgemeine Erfahrung stehen. Im Grunde verlängerst du die Situation vor 18 Jahren, lässt dabei streckenweise beide agieren, als wären sie noch 15 (Was in so einer Situation natürlich glaubhaft ist), und präsentierst deinem Leser zum Schluss zwei resignierte Menschen, die sich nicht trauen, eine Linie zu überschreiten, sich einfach neu auf einander einzulassen.

RinaWu, ich finde, du warst auch diesmal wieder mutig, aber nicht mutig genug. Denn dieses Thema erfordert sehr viel psychologisches Feingefühl, aber auch sehr viel literarisches Können, um das, was sich da zwischen den beiden abspielt, darzustellen und vor allem rauszukommen aus dieser Vorhersagbarkeit des Themas. Dieses ‚Es geht nicht’ steht von Anfang an über dieser Beziehung wie über zig ähnlichen Konstellationen, die uns aus vielen Büchern und Filmen bekannt sind. Nur bleibt am Ende die Frage: Warum geht es nicht? Du deutest es an: Wir sind nicht mehr die romantischen Fünfzehnjährigen, wir sind ‚realitischer’ geworden, das Leben und die Beziehungen haben uns Macken verpasst, die uns hindern, uns zu trauen, gegen die Wahrscheinlichkeit des Misslingens anzugehen. Liebe RinaWu: Bei dieser Geschichte hätte ich mir ausnahmsweise ein Happy End gewünscht, das diese Vorhersagbarkeit ignoriert, sich einen Teufel darum schert. So kommt es leider genau so, wie der Leser die ganze Zeit vermutet: Es geht einfach nicht.
Einen Schimmer von dem, was ich empfinde, formulierst du ja selber:

RinaWu schrieb:
Ich bin eher der Kopfmensch und je älter ich werde und je mehr ich erlebe, desto mehr versuche ich, dieses Vernünftige auch mal beiseite zu lassen und Dinge einfach zu tun, die ich tun möchte. Sei es nun in Liebesdingen oder aber generell im Leben. Denn selbst wenn man dann in der Scheiße landet, hat man es wenigstens probiert.

Ich hab absolut keine Ahnung, ob ich mit meiner Meinung richtig liege. Deshalb nimm sie als das, was sie ist: Ein paar Gedanken zu deiner Geschichte, aber auf keinen Fall ein Werturteil. Gelesen habe ich sie mit großem Interesse.

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo RinaWu

Ich schreib einen völlig eindimensionalen Kommentar, es geht nur um einen Punkt. Ich mache da auch ein ziemliches Tamtam drum (ich hätte auch einfach zwei, drei Streichungen vorschlagen können, das käme für diesen Text auf dasselbe hinaus). Aber ich denke, es handelt sich hier um eine grundsätzliche Schwierigkeit, deshalb werde ich etwas ausführlicher.

Ich glaube nämlich, das Problem stellt sich allen, die dialoglastig schreiben und gleichzeitig „Show, don’t tell“ konsequent durchziehen wollen.

Ich musste lächeln, als ich deinen Text las, es war ein gequältes Lächeln, denn ich habe mich bezüglich dessen, was mir aufgefallen ist, sehr wiedergefunden. Momentan beschäftigt mich dieses Problem so sehr, dass ich in meinem Schreiben schon fast blockiert bin.
Eine Freundin von mir, die meinen Roman begleitet, hat mir neulich gesagt, dass ich nachlässig werde, dass sie Ermüdungserscheinungen feststellt. Sie hat das unter anderem an Dingen wie Stirnrunzeln und Augenverdrehen festgemacht. Ich habe darauf die ersten hundert Seiten des Textes durchforstet und meine Protagonisten haben rund zwölfmal mit den Schultern gezuckt, viermal die Stirn gerunzelt, dreimal die Augen verdreht und tatsächlich gegen Ende immer öfter. Ich habe alles rausgestrichen.

Auch du arbeitest in deinem Text sehr stark mit Dialogen, die durch reichlich Gestik/Mimik/Beobachtungen begleitet werden. Da sind zum einen die klassischen kleinen Gesten:

.“ Ich streiche mit der Hand über das dunkle Holz der Theke.
Zupfe kleine Stücke aus dem Bierdeckel.
betrachte die Rauchkringel, die sich vor uns in Luft auflösen.
Er fährt mit dem Finger am Glas entlang, folgt der Spur eines Kondenstropfens, der hinunterläuft.

Da greift man gern darauf zurück und das funktioniert für mich gut, in dieser Dosierung.

Dann aber hast du auch eine Menge Nullachtfünfzehngesten drin, die sich zum Teil auch wiederholen.

Er runzelt die Stirn.
Ich zucke mit den Schultern.
Ich atme tief ein
Ich nicke.
Er nickt.
Ich verdrehe die Augen.
Er nickt.
Ich winke ab.
Er nickt.
Ich runzle die Stirn.
Er atmet tief ein, zuckt mit den Schultern.

Das hat mir in der Häufung nicht gefallen, das wirkt für mich – aber sei dir bewusst, ich lese hier sehr subjektiv und vor dem Hintergrund eigener Schreibschwierigkeiten – zu gehäuft, zu routiniert, zu schwach auch, um dem Text Kraft zu verleihen.

Was tun? Ich glaube, es könnte helfen, mal alle diese Gesten, die ich im zweiten Block genannt habe, zu streichen und zu schauen, was passiert. Fehlt etwas? Vielleicht nicht. Wenn doch, dann kann man es vielleicht in den Dialog legen, die Überraschung, die Sorge.

Eine weitere Möglichkeit wäre, den Blick vom Paar etwas zu lösen, die Umgebung zu beschreiben, eine atmosphärische Beobachtung, eine Reflexion der Dynamik dieser Begegnung im äusseren Geschehen, so dass der Leser kurz den Kopf dreht, aber stimmungsmässig dennoch bei den beiden bleibt.
Siehst du hier:

Ich schnappe mir meinen Drink und folge ihm nach draußen. Die Luft ist weich, sie riecht nach schlafenden Bäumen und warmem Asphalt. Wir setzen uns auf den Bordstein.

Wunderbar! Darf man den Text nicht zukleistern damit, aber zwei, drei Bilder mehr könnten ihm guttun, denke ich.

Ich verfolge übrigens gerade eine dritte Möglichkeit: verzweifeln. Aber dazu möchte ich dir nicht raten.

Vielleicht empfindest du das auch gar nicht als Problem. Wir haben ja auch ständig das „sagte er“ in unseren Texten und da liest man einfach drüber. Kann man auch bei Nicken und Augenverdrehen tun. Aber ich bin da dennoch auf der Suche nach dem Besonderen.
Weiss nicht, ob das hilfreich ist, aber in meinem Text habe ich im ersten Kapitel ebenfalls eine Begegnung nach zwanzig Jahren beschrieben, hier zwischen zwei Männern. Dem einen habe ich eine Handprothese verpasst und du glaubst nicht, was das für Möglichkeiten eröffnet. Da kann man auf Verletzungen, Beschädigungen anspielen und das Repertoire an (besonderen) Gesten erhöht sich dramatisch. Das wäre eine vierte Möglichkeit. Du könntest einem deiner Protagonisten eine physische Besonderheit andichten, mit der du arbeiten kannst.

Ich finde den Weg, den du gehst, sehr spannend. Das Unausgesprochene im Gesprochenen durchschimmern zu lassen, auch in den Gesten, das ist gut. Ich habe den Text insgesamt gern gelesen, auch wenn ich aus Zeitgründen jetzt nicht mehr dazu schreibe.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo RinaWu,

ich habe die Geschichte gerade gelesen, weil mir beim ersten Überfliegen aufgefallen ist, dass es um ein Thema geht, über das ich auch gerade schreibe.
Ich finde es total schön, dass du so ein "alltägliches" Treffen beschreibst, weil sich eben jede/r gut hineinversetzen kann. Auch deine Umsetzung ist dir super gelungen. Man lernt die Personen nicht so genau kennen, dass man weiß, um WEN es geht, aber man bekommt einen tollen Einblick in deren Gefühle und Gedanken. Das ist super.
Solche dialoglastigen Geschichten mag ich im Normalfall nicht, weil ich immer dazu neige, dann durcheinander zu kommen. Das ist mir beim Gespräch über die Scheidung auch wieder passiert. Das nur so am Rande, es liegt ja nicht an dir.

Ich schnappe mir meinen Drink und folge ihm nach draußen. Die Luft ist weich, sie riecht nach schlafenden Bäumen und warmem Asphalt. Wir setzen uns auf den Bordstein. Seine Schulter berührt meine.
Für einen kurzen Augenblick sitzen wir auf einer der Steinbänke vor der Aula. Unser Atem malt Wolken in die Nacht. Drinnen tanzt die halbe Schule, verkleidet in Faschingskostümen, draußen nimmt er meine Hände und küsst mich.

Das ist eine Stelle, die ich auch mehrmals lesen musste, um sie zu begreifen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die (ehemalige) Beziehung der beiden zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht so eindeutig geworden ist.

Was ist denn das nun zwischen den beiden? Waren die ein Paar? Waren die Freunde? Wollte sie was von ihm? Will sie das alles nachholen? Er küsst sie?! Hää? Nochmal, das ist ja echt komisch jetzt. Ach... ja Mist. Sie erinnert sich nur daran. Dann war da wohl doch mehr.

So in etwa sah es in meinem Kopf aus, als ich diese Stelle gelesen habe. Da keiner der anderen das erwähnt hat, liegt es wohl auch hier an mir, aber vielleicht hast du ja Verständnis für mich. :lol:

Abgesehen davon gefällt mir deine Geschichte echt gut. Ich finde das schön, wenn es mal etwas weniger Abstraktes zu lesen gibt, wo ich nicht so viel nachdenken und interpretieren muss. :Pfeif:

War jetzt nicht so besonders konstruktiv, aber vielleicht bringt es dich ja trotzdem irgendwie weiter.

Liebe Grüße
Secret Storyteller

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe barnhelm,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich gehe ihn mal Stück für Stück durch.

Ich weiß nicht genau, ob ich sagen würde, dass es unbedingt derjenige ist, den wir vor Jahren geliebt haben. Also nicht zwingend. Es kann auch einfach der Erste / die Erste sein, in die wir mit Haut und Haaren verknallt waren. Das bleibt so krass in Erinnerung, jedenfalls bei mir. Weil man damals einfach noch alles über Bord geworfen hat, sich einfach hat reinfallen lassen in dieses Gefühl. Das macht man nach jeder Beziehung immer weniger, finde ich. Also, klar, man verliebt sich, aber es ist immer eine gewissen Vorsicht dabei. Vielleicht aber auch nur bei so Kopfmenschen wie mir ;)

Hm, ich weiß gar nicht, ob die beiden unbedingt da anknüpfen wollen, wo sie aufgehört haben. Kann ich echt nicht beantworten. Sie begegnen sich einfach an einem bestimmten Punkt in ihrem Leben wieder und dann habe ich versucht mir vorzustellen und darzustellen, wie der Abend laufen könnte. Ist natürlich nur eine Möglichkeit von vielen.
Ich versuche, nachzuvollziehen, was du mit "deine Protagonisten bleiben dort stehen" meinst ... Also, ich glaube, ich verstehe, was du sagst, aber irgendwie sehe ich das anders. Für mich tasten sie sich eher aneinander ran. Und ja, es stimmt, ich zeichne von keinem der beiden ein ganz klares Bild, nein, das mache ich echt nicht. Aber eben auch darum, weil es mir hier wichtiger war, die Stimmung zwischen diesen beiden Menschen einzufangen, nicht so sehr, wer sie jetzt sind. Ich würde sie auch gar nicht als resigniert bezeichnen. Sie küssen sich ja schließlich, kommen sich nah, auch davor schon in ihren Gesprächen. Dass SIE den Schritt nicht geht zur gemeinsamen Nacht (denn ich denke, er hätte das sehr wohl getan, er unterbricht den Kuss ja nicht), hat vielleicht auch einfach mit Prinzipien zu tun. Sie weiß, er kehrt morgen zurück zu seiner Freundin. Sie weiß vielleicht auch, dass sie sich nach dieser Nacht einfach nur beschissen fühlen würde - und deshalb belässt sie es bei dem Kuss. Vielleicht hat es mit Stolz zu tun, vielleicht mit Angst. Ich glaube, da kann viel mitschwingen. Einfach den Weg ins Bett zu gehen, wäre hier für mich zu einfach gewesen.

Du siehst, wir sehen das unterschiedlich, aber das macht es so interessant. Ich dachte mir von Anfang an: Nein, sie landen auf keinen Fall in der Kiste. Das ist viel zu vorhersehbar. Du siehst es genau andersrum :)

Es freut mich, von dir zu lesen, dass du meinen Versuch mutig fandest, wenn auch nicht mutig genug. Das ist mir wichtig zu hören, bzw. taste ich mich eben Stück für Stück voran. Irgendwann bin ich vielleicht mal ganz mutig, wer weiß.

Liebe Grüße!
RinaWu

Hallo Peeperkorn,

ja, holla die Waldfee, da hast du einen Punkt getroffen. Es stimmt, bei fast allem, was du oben zitierst, muss ich darüber nachdenken, es zu streichen. Ist mir schon während des Schreibens aufgefallen, aber irgendwie dachte ich, das stört nicht. Jetzt, wo du so den Finger darauf legst, wird es natürlich umso deutlicher. Ja, vielleicht wird man da wirklich nachlässiger. Ich habe in meinem Roman auch viele Dialoge und musste da immer wieder drauf achten, nicht ständig die gleichen Floskeln zu verwenden (Schulter zucken, Haare aus dem Gesicht streichen, ...). Ich denke, "sagte" und "fragte" sind da ein anderes paar Schuhe. Das ist etwas, das kann man machen, finde ich. Das ist nichts, wo man nachlässig ist, sondern das ist schlichtweg okay. Aber bei den anderen Wendungen, da gebe ich dir recht.

Ich habe mich jetzt mal drangesetzt und fast alles rausgeschmissen. Vom Schulterzucken zum Nicken zum Augenverdrehen. Habe deinen Tipp verwendet und bei zwei Szenen einfach ein wenig Außenansicht dazugetan und an anderer Stelle einfach andere Formulierungen benutzt. Krass, was das ausmacht. Vielen Dank! Werde den Text die Tage noch einmal durchforsten und sehen, was sich in der Hinsicht noch optimieren lässt.

Auch dir ein Danke dafür, dass du dieses Versuch von mir spannend findest. Das ist gut und freut mich. Lieber versuche ich mich an diversen Dingen und greife auch mal daneben, als dass alles gleich klingt.

Liebe Grüße auch an dich!
RinaWu

Hallo Secret Storyteller,

auch dir vielen Dank. Dir fällt ebenfalls auf, dass man hier nicht viel über die beiden erfährt, keine spezifischen Details, keine großartigen Beschreibungen ihres Aussehens, sondern eher über das, was zwischen ihnen passiert. Dass dir das gefallen hat, freut mich sehr.

Das mit deinem Durcheinanderkommen kann ich nachvollziehen. Ich habe schon überlegt, ob ich diese zwei kleinen Absätze, bei denen sie kurz zurückdenkt, kursiv setzen soll, habe mich aber noch nicht entschieden. Da schlafe ich mal noch drüber ;)

Nein, stimmt, abstrakt ist dieser Text nicht. Es hat mir Spaß gemacht, hier einfach mal über etwas sehr Alltägliches zu schreiben, einfach nur zu BEschreiben und zu erfühlen, wie man die Stimmung am besten transportieren kann. Das war mal etwas anderes und sicher nicht perfekt - aber eine Herausforderung :)

Viele Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Das geht nicht“, sage ich.
Er sieht auf den Boden, dann wieder zu mir. „Ich weiß.“

Aus dem Publikum ertönen Pfiffe und Buhrufe.
Irgendein besonders Vorwitziger (vermutlich offshore) schreit sogar: „Verdammt, warum geht das nicht?

Ich gehe nicht so weit wie barnhelm, die sich ein Happyend für die beiden wünscht, aber zumindest eine gemeinsame Nacht hätte ich den beiden schon gegönnt, RinaWu. Wobei mich da gar nicht mal so sehr der (eventuelle) Beischlaf der beiden interessiert hätte, sondern vielmehr der Morgen danach.
Was ich sagen will: In der jetzigen Form ist mir die Geschichte einfach zu … verdammt, ich trau’s mich fast nicht sagen, weil’s so ein böses Urteil ist … scheiß drauf, ich sag’s jetzt einfach: In der jetzigen Form ist mir die Geschichte einfach zu banal, zu belanglos …
So, jetzt ist es heraußen, pff.
Und zwar belanglos im Sinne von zu wenig ungewöhnlich.
Jetzt haben ja schon ein paar Kommentatoren angemerkt, dass du hier ein Thema bearbeitest, mit dem so oder so ähnlich beinahe jeder zweite schon einmal konfrontiert war, wobei vermutlich die wenigsten (im wirklichen Leben) letztlich anders reagiert haben als deine Protagonisten: Besonnen eben, rational, regelkonform, schrecklich vernünftig halt. Um nicht zu sagen: enttäuschend vorhersehbar.

Mag sein, dass deine Version absolut glaubwürdig ist, eben weil sie ohne großes Drama auszukommen versucht, jeglichen Konflikt scheut, aber ich als Leser fühle mich halt schon ein bisschen betrogen, weil ich mir von Geschichten (auch wenn sie hundertmal mit „Alltag“ getaggt sind) eben ein bisschen mehr erwarte als reine … ich nenn’s mal „Bestätigungslektüre wider den unwägbaren Wahnsinn des Lebens“. In literarischen Texten will ich nicht lesen was ist, sondern was sein könnte. Äh, verstehst du auch nur ein Wort von dem, was ich da fasle, RinaWu?
Oder anders gesagt: Gibt es etwas Aufregenderes (Mystischeres?), als den Morgen nach der ersten Liebesnacht zwischen zwei Menschen? Gerade in deinem Fall, wo sich die beiden ja schon kennen, wäre es doch hochinteressant, wie sie das alles reflektieren, wie sie mit der neuen Erfahrung umgehen, wie sie umgehen miteinander. Das wäre so eine Szene, wo man ihnen sogar tiefsinnige Dialoge in den Mund legen könnte, ohne dass jemand aus dem Publikum aufspringt und schreit (ich am allerwenigsten): „Verdammt, so reden Menschen im wirklichen Leben nicht miteinander, usw.“
Vielleicht liegt’s an dem Buch, das ich gerade lese, dass ich so enttäuscht auf deine Geschichte reagiere, RinaWu, keine Ahnung, aber in dem Buch geht’s eben genau darum: Wie gehen Menschen mit genau so einer Situation um. Und ja, verdammt, das ist natürlich ein Roman und keine Kurzgeschichte …
Aber deine Geschichte ist mir eindeutig zu kurz. Mir fehlt hier zu viel.


Was deine Erzählsprache jedoch betrifft, gibt’s nur Komplimente von mir, also das ist schon sehr gut geschrieben. Wobei ich natürlich nicht dermaßen offenen Auges und wachen Geistes lesen kann, wie z.B. Peeperkorn es tut. Allerdings gehe ich mit ihm darin konform, dass du uns ruhig noch ein paar solcher poetischer Vorwitzigkeiten hättest gönnen dürfen:

Die Luft ist weich, sie riecht nach schlafenden Bäumen und warmem Asphalt.
Ein wunderbares Beispiel, wie man mit einem einzigen Wort einen Satz verzaubern kann.

Ach ja, noch was:

RinaWu schrieb:
Die Apostrophe habe ich ganz gewusst nicht gesetzt. Ich wollte einfach, dass das so echt aussieht wie möglich. Und irgendwo habe ich mal gelesen, dass man das sogar darf, wenn es um Umgangssprache, bzw. Dialoge geht, um sehr realistische Texte. Ob das stimmt, weiß ich nicht, ich habs einfach mal gemacht.

Guck mal da.


So, das war jetzt der erste Testlauf der Rohversion von offshore 2.0, so gesehen brauchst du mein Geschwätz nicht wirklich ernst nehmen, RinaWu. :Pfeif:

 

Hallo RinaWu

Ein kurzes Feedback: Mir gefällt Dein Schreibstil. Gerade durch die Atmosphäre, die hier entsteht, in Verbindung mit manchen Formulierungen

Sein Lächeln. Leise sticht es in meinem Bauch.
baust Du eine hintergründige Spannung auf, die mich bei der Stange hält. Und jetzt kommt die Kehrseite: Inhaltlich hätte ich wahrscheinlich in der Mitte abgeschalten. Mir geht es gar nicht so sehr um das Ende. Eher stört mich die Normalität des Dialogs. Ja, das ist authentisch und das finde ich sehr wichtig. Aber ich finde es leider gar nicht interessant. Beim zweiten Lesen versuchte ich mich in die Figuren hinein zu versetzen. Trotzdem empfinde ich keine große emotionale Berührung. Midlife-Crisis, man erinnert sich an die erste Liebe, trifft sich, hofft auf einen Fick oder mehr. Dann klappt es nicht und ... auch egal. Das ist mir zu wenig, um mich zu ergreifen oder mir etwas zu greifen zu geben.

Zusammenfassung: Es gelingt Dir ausgezeichnet eine genaue Stimmung zu erzeugen. Thematisch geht diese kurze Episode aber an mir vorbei.

Fröhlichen Gruß
Kellerkind

 

Liebe RinaWu,

eins muss ich deinem Text lassen: Er wirkt nach, zumindest, was mich betrifft. Besonders auch nach ernst offshore s Kommentar habe ich mir noch einmal die Frage gestellt, welche andere Möglichkeit des Endes es vielleicht gegeben hätte. Das, was ich mit dem Happy-End gesagt habe, greift wahrscheinlich zu kurz. Allerdings glaube ich auch, dass eine gemeinsam verbrachte Nacht die Unmöglichkeit eines Neubeginns eventuell noch fassbarer gemacht hätte. So bleibt das ‚Es geht nicht’ ein wenig behauptet und auf den Umstand, dass er gebunden ist, begrenzt.

In der Literatur gibt es viele Beispiel dafür, wie eine solche Szene plötzlich kippt. Mir fällt im Moment nur das Ende des Colette-Romans ‚Cherie’ ein, in der der Protagonist nach dem lang ersehnten Zusammensein plötzlich ihr Alter wahrnimmt und sie weiß, dass er genau dies tut.

Aber ich weiß, so etwas war nicht deine Absicht und dein Anspruch. Was dir wirklich gut gelungen ist, das ist die sprachliche Darstellung der Szene, dieses Tasten, dieses Suchen nach Anknüpfungspunkten. In diesem Sinne hast du deine dir selbst gestellte Aufgabe durchaus erfüllt und einen lesenwerten Text präsentiert.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo ernst offshore,

okay, okay, ich höre deine Buhrufe, dein empörtes Schreien – aber was soll ich machen? Nein, die beiden schlafen nicht miteinander, das wollte ich eben schlichtweg nicht schreiben und erzählen. Denn dieser Morgen danach hat für mich persönlich in dieser Geschichte nichts zu suchen. Ich stimme dir aber zu, dass man daraus einen Morgen-danach-Text machen könnte. Auf jeden Fall. Ob das ihrer Banalität großartig was nehmen würde, weiß ich aber nicht. Ich persönlich finde nämlich, diese Weiterführung würde die gleichen Gefühle hervorrufen, die auch jetzt anklingen. Bedauern, Sehnsucht nach etwas, das nicht ist, Melancholie, Angst, ... Ich verstehe, wenn der Text in seiner jetzigen Form vielleicht manchen zu banal ist, manchen das Ende nicht gefällt. Aber so ist das eben manchmal. Mir liegt diese kleine Erzählung am Herzen und ich mag den Text, so wie er ist - ohne die gemeinsame Nacht.

Ich verstehe auch deinen Anspruch, dass du möchtest, dass Geschichten über die Realität hinausgehen, dass sie weiterspinnen, was es im wahren Leben vielleicht nicht gibt. Das habe ich ja z.T. hier auch schon probiert, z.B. mit den Tanzenden Topfpflanzen oder aber mit der Hotelgeschichte. Aber danach ist mir eben nicht immer.

Ernst, ich freue mich, dass dir zumindest meine Erzählsprache gefallen hat, das ist doch immerhin etwas. Vor allem dass der Satz mit den schlafenden Bäumen so gut ankommt, da wusste ich ja erst nicht, ob das too much ist. Jetzt weiß nicht – nö, ist es nicht ;)

Liebe Grüße
RinaWu

Hallo Kellerkind,

danke für dein Kompliment zum Stil. Freut mich.

Du liest den Dialog sehr ... wie soll ich sagen ... emotionslos? Denn es geht nicht einfach um eine Midlife-Crisis (eher um ein Zurechtfinden in der jetzigen Lebenssituation), nicht einfach um einen Fick, ganz und gar nicht. Aber klar, wenn du das so liest, bzw. dich das nicht kriegt, dann ist das so, da will ich mich gar nicht bis zum geht nicht mehr rechtfertigen :)

Beste Grüße
RinaWu

Liebe barnhelm,

danke für deine erneute Rückmeldung. Es ist schön zu hören, dass mein Text doch irgendwie nachwirkt bei dir.

Ich verstehe, was Ernst und du meinen. Indem man die Szene danach, den Morgen nach der gemeinsam verbrachten Nacht beschreibt, kann man deutlich zeigen, dass "es nicht geht". Das habe ich verstanden. Ich werde die Geschichte irgendwann vielleicht wirklich dahingehend ausbauen. Momentan will ich das aber nicht, bzw. hat dieses "Morgen-danach-Ding" für mich keinen besonderen Reiz. Aber ich denke, es kann gut sein, dass ich das in ein paar Wochen anders sehe. Ich nehme mir ja eure Denkanstöße durchaus zu Herzen und manchmal müssen die einfach eine Weile in mir arbeiten und dann spüre ich, ob ich die Geschichte noch einmal anfassen will oder nicht. Warten wir mal ab ;)

Liebe Grüße!
RinaWu

 

Hola RinaWu,

feine Sache, Deine neue Geschichte!

Dieser Der-Groschen-ist-gefallen-Augenblick kam mir unlängst bei wieselmaus’ ‚Im Elfenbeinturm’ – nichts Spektakuläres, auf den ersten Blick eher langweilig, kommt doch nach dem Lesen, ziemlich spät, noch einmal der Text auf die innere Leinwand und tippt an empfindliche Stellen, die wohl in einem Jeden vorhanden sind.
Da kommen einige Erinnerungen zusammen, die haben einen Wert – wie Dein Text, und besonders Leser mit Lebenserfahrung lesen auch ein zweites Mal – so wie ich – und sind froh, dass die Geschichte ganz ohne schräge Elemente oder Schnörkel grad heraus erzählt wird, ganz dicht am Leben, mit diesem Hin und Her zwischen Ratio und den Gefühlen.

Baff bin ich, wie es Dir gelungen ist, mit einem Dialog, nur mit einem Dialog Deine Geschichte zu schreiben. Ich fände es großartig, wenn dergleichen Texte ‚in Mode kämen’; nämlich weg von den immer verblüffenderen Sensationen, hin zu ruhigerer Qualität, zur Besinnung – oder wie wir heute sagen, zur Entschleunigung.
Einziges Problem: Solche stillen Texte fordern das Schreibhandwerk, nur ein sehr guter Text kann bestehen. So wie Deiner.

Liebe RinaWu, wahrscheinlich wird’s bald etwas turbulenter um Dich herum, und ich wünsche Dir ein unvergessliches Weihnachtsfest!

José

 

Hola josefelipe,

oha, also mit diesem Kommentar machst du meinen Tag gerade ein bisschen freundlicher. Vielen Dank!

kommt doch nach dem Lesen, ziemlich spät, noch einmal der Text auf die innere Leinwand und tippt an empfindliche Stellen, die wohl in einem Jeden vorhanden sind.
Ich habe mich schon bei barnhelm gefreut, als sie mir noch einmal schrieb, dass der Text bei ihr nachwirke. Das ist toll zu hören, vor allem, wenn man gerade aktiv über den Text und seine Struktur und seine Aussage diskutiert. Dass du nun auch schreibst, dass er noch einmal auf deine innere Leinwand kam, das ist einfach schön zu hören.

Da kommen einige Erinnerungen zusammen, die haben einen Wert – wie Dein Text, und besonders Leser mit Lebenserfahrung lesen auch ein zweites Mal – so wie ich – und sind froh, dass die Geschichte ganz ohne schräge Elemente oder Schnörkel grad heraus erzählt wird, ganz dicht am Leben, mit diesem Hin und Her zwischen Ratio und den Gefühlen.
Auch das freut mich sehr. Es war, wie gesagt, ein Experiment, dieser Text. Ich habe mir vorgestellt, wie so ein Treffen sein könnte und wollte so nah wie nur möglich dabei sein, ohne viel Ablenkung.

Baff bin ich, wie es Dir gelungen ist, mit einem Dialog, nur mit einem Dialog Deine Geschichte zu schreiben.
Ach, José ... :bounce: Danke!

Das tut wirklich gut heute an diesem grauen Wintertag!
Ich wünsche dir entspannte Feiertage. Ich fahre viel in der Weltgeschichte umher, um die verteilte Familie zu besuchen, aber es wird hoffentlich trotzdem auch ein bisschen entspannt zwischendurch ;)

Liebe Grüße
RinaWu

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom