Was ist neu

Sommernacht

Seniors
Beitritt
03.07.2004
Beiträge
1.585
Zuletzt bearbeitet:

Sommernacht

„Es ist Sommer.“ Der Zitronenfalter flatterte übermütig von Blüte zu Blüte. Die warme Luft streichelte seine Flügel und aus den Sonnenstrahlen schöpfte er neue Lebensenergie.
„Bah, Sommer“, stöhnte die Raupe und suchte eine schattige Stelle. Sie musste fressen, um groß und fett zu werden. Aber die Wärme machte ihr zu schaffen und sie wünschte sich, ihre Raupenzeit wäre bald zu Ende.
„Schneller, schneller“, summten die Bienen. Überall blühten die Blumen, es gab Nektar und Pollen in Fülle, die geerntet und in den Stock geflogen werden mussten. Denn ihre Königin legte viele neue Eier in die vorbereiteten Brutzellen. Und der Winter würde sicher auch kommen. Da waren Vorräte unerlässlich.
Die Schwalben jagten hoch oben am Himmel durch die Lüfte und trugen ihre Beute zu den Jungen. Bald würden sie die Nester verlassen und selber auf Jagd gehen können. Dann war es bald Zeit, sich auf die Reise in den Süden vorzubereiten.
Als die Sonne untergegangen war und die Schwalben in ihren Nestern schliefen, jagten die Fledermäuse. Die Luft war immer noch warm und es gab eine Fülle von Nachtfaltern und anderen fliegenden Insekten.
Langsam buddelte sich der Maulwurf an die Oberfläche. Prüfend sog er die Luft ein. „Ist da jemand?“
„Bist du so blind, dass du mich nicht siehst?“, erwiderte die Eule, die abgewartet hatte, ob vielleicht eine Maus aus der Erde kommen würde und den Maulwurf interessiert beäugte.
„Frau Eule, freut mich, dich zu hören“, antwortete der Maulwurf: „Eine wunderschöne Sommernacht. Am liebsten würde ich feiern.“
„Was willst du denn feiern und mit wem?“
„Eine stille Nacht haben wir gewiss nicht, es scheint einiges unterwegs zu sein. Und ich dachte, wir könnten uns am Teich treffen und ein wenig klönen.“
„Schöne Idee. Ich bringe auch ein paar Leckerlis zum Essen mit“, schnurrte der große schwarze Kater, der auf seinen Samtpfoten herangeschlichen war und ebenfalls interessiert den Maulwurf betrachtet hatte.
Die Einladung verbreitete sich schnell und eine bunte Menge traf sich am Teich. Die Glühwürmchen erleuchteten das Buffet. Der Kater hatte zwei Beutel mit Trockenfutter herbeigeschleift. „Das sollte allen schmecken“, meinte er. „Und zum Trinken ist genug Wasser im Teich.“
Auf der Wiese saßen jetzt auch größere Tiere: mehrere Kaninchen und sogar zwei Rehe waren gekommen. Nachdem ein Reh einen guten Schluck aus dem Teich genommen hatte, spuckte es wenigstens die beiden Frösche wieder aus. Die Frösche verzogen sich vorsichtshalber unter die Teichrosenblätter, um nicht aus Versehen verschluckt zu werden oder gar als kleiner Happen zwischendurch zu dienen.
In dem Bäumchen am Teich hingen die Fledermäuse und legten eine kurze Pause ein. Die Eule hatte noch den kleinen Kauz mitgebracht und saß mit ihm auch auf einem Ast. Die beiden schauten mit zusammengekniffenen Augen sehr aufmerksam auf die wuselnde Schar am Erdboden. In der Spitze des Bäumchens hatte sich die Nachtigall niedergelassen und sang ihr Nachtlied. Sogar die Frösche hörten auf zu quaken, um ihren Melodien zu lauschen.
Dann kamen noch zwei Hasen, die in ihren Mäulern Salatpflanzen für das Buffet mitbrachten. Die Igelfamilie kam im Gänsemarsch angewatschelt und machte sich gleich über die Leckerlis her.
Als der getigerte Nachbarkater auftauchte, gab es ein zweistimmiges Fauchen. Dann konnten die Tiere einer wilden Schlägerei zuschauen. Obwohl man nur ein wirbelndes Fellknäuel sah, aus dem ab und zu einige krallenbewehrte Pfoten hervorstachen. Da dieses Gerangel keinen Sieger erbrachte, saßen sich die beiden keuchend gegenüber, spuckten einander noch einmal an und gingen dann nebeneinander mit erhobenen Schwänzen und gesträubtem Fell zum Buffet. Die aufkommende friedliche Stimmung und das fröhliche Geschnatter der versammelten Tiere lockten sogar einen Marder und zwei Wiesel an. Als ein lautes Grunzen durch die Nacht schallte, stöhnten die Kaninchen: „Oh nein, die Wildschweine kommen.“ Aber es war nur der alte Dachs, der zum Buffet drängte und sich wie üblich recht rüpelhaft benahm und alle beiseite schubste, die ihm im Weg waren. Einige kleinere Tiere flogen da durch die Luft und landeten mit einigen Purzelbäumen in den Büschen. Aber da sich niemand verletzte, hielten die Betroffenen ihre Luftreise für einen großen Spaß.
Als dann der Mond aufging, beleuchtete er die friedliche Szene mit seinem Silberlicht.
Dann aber meinte die Eule: „Schluss mit der Idylle. Wir müssen fressen, um zu leben und können uns nicht die ganze Nacht vertragen.“ Dann erhob sie sich in die Lüfte und schaute nach leichtsinnigen Mäusen aus.
Die Frösche gaben noch ein Abschiedskonzert und alle anderen Tiere eilten schnell ihrer Wege, bevor jemand sie für eine leckere Zwischenmahlzeit hielte. „Aber schön war‘s doch“, murmelte der Maulwurf und verschwand in die Erde. „Jetzt muss ich mich sputen und einige fette Engerlinge erwischen, meine Frau wartet mit den Kindern auf das Nachtmahl.“

 

Halo Jobär!

Also, wenn es dazu Bilder geben würde, könnte ich mir das als nette Geschichte vorstellen. Aber als reiner Text? Da werden sehr viele Tiere aufgezählt, die sitzen ein wenig friedlich zusammen und dann ist die Geschichte schon aus. Ist mir zu wenig, das finde ich langweilig. (Dein Zielpublikum, Kinder, ist in der Hinsicht auch recht anspruchsvoll. Die wollen was erleben!)

Grüße,
Chris

 

Hallo jobär,

gleich zu Anfang habe ich gestutzt: Schmetterling und Raupe zeitgleich unterwegs? Und dann hab ich gegoogelt und muss beschämt anerkennen: ausgerechnet bei Zitronenfaltern kann das durchaus vorkommen, gut recherchiert. Eingedenk dieser Beinahe-Blamage halte ich mich mit Anmerkungen zu Plausibilitäten in der Tierwelt jetzt zurück (z.B. ob Eulen nicht auch Maulwürfe fressen, ich weiß es ehrlich nicht) und liste nur auf, was mir sonst aufgefallen ist:

„Bah, Sommer“, stöhnte die Raupe und suchte eine schattige Stelle, Sie musste fressen, um groß und fett zu werden.
Wohl vertippt, das Komma sollte ein Punkt sein.

Dann war es bald Zeit, sich auf Reise in den Süden vorzubereiten.
auf die Reise?

In der Spitze des Bäumchens saß die Nachtigall und sang ein kleines Konzert.
Kann man allein ein Konzert singen? Ursprünglich kommt das Wort doch von "concertare" (= gemeinsam kämpfen, sich gemeinsam messen).

Als ein lautes Grunzen durch die Nacht schallte, stöhnten die Kaninchen „Oh nein, die Wildschweine kommen.“
Müsste da nicht ein Doppelpunkt nach Kaninchen? Oder das "oh nein" klein?

Alsdann der Mond aufging, beleuchtete er die friedliche Szene mit seinem Silberlicht. Dann aber meinte die Eule:
"Als dann der Mond aufging" oder "Alsdann ging der Mond auf..." (wobei ich bei letzterem auf "Schließlich" ausweichen würde, um die Doppelung des "Dann"s zu vermeiden).

Ich mag die Geschichte, sie ist kindgerecht, aber doch kauzig und hintersinnig genug, um auch Erwachsenen zu gefallen. Gut erzählt, finde ich. Und wenn die Eule sich zu guter Letzt den Maulwurf geschnappt hätte, dann wäre es zwar eine Pointe nach meinem Geschmack gewesen, aber nicht mehr kindgerecht. :D

Viele Grüße
Ella Fitz

 
Zuletzt bearbeitet:

„Schöne Idee."
Finde ich auch, jobär.
Allerdings machst du mir eindeutig zu wenig aus der schönen Idee.
Also für mich deutet schon die Wahl der Stichworte das Problem an, das deine Geschichte hat.
Alltag & Kinder? Hm. Eine alltägliche Kindergeschichte? Alltäglich in dem Sinn, dass nichts Außergewöhnliches passiert? Da frag ich mich nämlich schon, ob man Kinder damit hinter dem Ofen hervorholen kann, wenn man ihnen nicht mehr bietet als eine - zugegeben sprachlich bezaubernd beschriebene - Szenerie, eine Szenerie, in der sich zwar ein originelles und sympathisches Figurenensemble tummelt, in der aber darüber hinaus im Grunde nichts passiert.
Dabei gäbe es genug Stellen im Text, wo ich die zuhörenden Kinder förmlich vor mir sehe, wie sie plötzlich die Ohren spitzen und die Augen aufreißen:

Daraufhin verzogen sich die Frösche ein wenig, um nicht aus Versehen verschluckt zu werden.
Als der getigerte Nachbarkater auftauchte, gab es ein kurzes Fauchen, aber dann beschlossen die beiden, die Party nicht mit einer wilden Schlägerei zu stören. Die friedliche Stimmung und das fröhliche Geschnatter der versammelten Tiere lockten sogar einen Marder und zwei Wiesel an. Als ein lautes Grunzen durch die Nacht schallte, stöhnten die Kaninchen „Oh nein, die Wildschweine kommen.“ Aber es war nur der alte Dachs, der zum Buffet drängte und sich wie üblich recht rüpelhaft benahm und alle beiseite schubste, die ihm im Weg waren.
Dann aber meinte die Eule: „Schluss mit der Idylle. Wir müssen fressen, um zu leben und können uns nicht die ganze Nacht vertragen.

Aber anstatt diese angedeuteten Konflikte zumindest ein bisschen aus dem Ruder laufen zu lassen, bleibt alles nur eitel Wonne.
Schon klar, vermutlich würde es die Gemüter der rabaukenhaftesten sechsjährigen Schwerenöter überforden, würden zum Ende der Geschichte all die netten Tierchen übereinander herfallen und sich z.B. gegenseitig ratzeputz verspeisen, aber ein bisschen Äktschn dürftest du den Zuhörern ruhig gönnen, so sie dir nicht reihenweise einschlafen sollen. :D

Aber sprachlich finde ich die Geschichte wirklich sehr, sehr schön.

offshore

Ach ja, noch was:

Überall blühten die Blumen, es gab Honig in Fülle, der geerntet und in den Stock geflogen werden musste.
Ich trau mich wetten, jobär, dass vier von fünf Kindern, so klein sie auch sein mögen, bei dieser Stelle die Augenbrauen hochziehen und sagen: „Red doch keinen Quatsch, jo, Honig wächst doch nicht auf Blumen.“
Im Ernst, sofern es sich nicht um ein Märchen oder um eine offensichtliche Groteske handelt, sollte man gerade in Kindergeschichten auf solche Falschinformationen verzichten. Kinder sind weit schlauer, als wir denken. (Glaub mir, Jobär, ich spreche aus Erfahrung, ich hab zwei solcher Klugscheißer großgezogen.)

 

Hallo jobär,

ich wollte dir gleich nach Erscheinen deiner Geschichte schreiben, aber da hatte ich gerade Josés Text gelesen und ich konnte so schnell nicht umschalten. Jetzt, heute Früh, bei strahlendem Sonnenschein, kann ich mich gut einfühlen. Ich mag deine Tiergesellschaft, wie in paradiesischer Weise das Lamm neben dem Wolf liegt. Auch freut es mich, dass zu dieser Tafelrunde zwei Wiesel auftauchen. Hast du gewusst, dass es Mauswiesel gibt? Das sind kleine, freche Raubtiere, die blitzschnell kommen und gehen. Dabei sehen sie ganz harmlos aus:D.

Sehr gut hat mir der folgende Satz gefallen:

Schluss mit der Idylle. Wir müssen fressen, um zu leben und können uns nicht die ganze Nacht vertragen.

Ja, das Quäntchen Realitätssinn muss sein. Auch Kinder fordern ihn ein, wenigsten von einem bestimmten Alter an, auch wenn sie keine Rabauken sind.

Es grüßt dich herzlich wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

ernst offshore

ist mir ja peinlich, Honig statt Nektar - da hätten meine Rabauken sicher auch gemeutert, wo sie doch ständig mit Bienen und Blumen konfrontiert waren (nein - nein nicht so - wir hatten einen größen Garten und Bienenstiche im Sommer waren nicht selten, weil doch jede Blume eingehend untersucht werden musste),

Im übrigen werde ich mir die Kommentare und Verbesserungsvorschläge in Ruhe vornehmen. Erst einmal vielen Dank an alle.

Und weiter gehts:
Funkenschlag
Ich habe die von dir angesprochenen Sätze ausgebaut, um deutlich zu machen, dass es beim Überleben um Fressen und Gefressen werden geht.
Ella Fitz,
danke für die Korrekturvorschläge. Habe die Verbesserungen eingebaut.
Chris Stone ernst offshore
Ähmm .. da es den Tag Senioren nicht gibt, dachte ich: Nach der zweiten Jugend kommt die zweite Kindheit, also warum nicht Kinder? Tatsächlich haben die Senioren bei der Testlesung einige eigene Erlebnisse mit Tieren in der Nacht beigetragen. Aber bei Kindern muss mehr Action sein, da habt ihr Recht. Ich habe also die Hinweise genutzt, um mehr Spannung - hoffentlich – hineinzubringen.
wieselmaus
Vielen Dank für Dein Lob. Ja, ja, die Wieselmäuse … Mauswiesel …

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo Funkenschlag,

danke für deinen Hinweis. ich habe den Abschnitt wieder entschärft und ich denke, der kleine Hinweis dürfte reichen - der Maulwurf sieht ja nicht, dass Frau Eule interessiert ist und reagiert deshalb auch nicht unbedingt.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hej jobär,

die Maulwurfsidee auf eine spontane Party packst du sehr warm und detailliert in eine Szene.

Prüfend sog er die Luft ein. „Ist da jemand?“

Das ist so drollig. :)

Die Glühwürmchen erleuchteten das Buffet.

Besser kann man ein Buffet nicht erleuchten.

Da dieses Gerangel keinen Sieger erbrachte, saßen sich die beiden keuchend gegenüber, spuckten einander noch einmal an und gingen dann nebeneinander mit erhobenen Schwänzen und gesträubtem Fell zum Buffet

Sich noch einmal anspucken ist un-er-läss-lich. :lol: (es fehlt ein satzschließender Punkt).

Dann erhob sie sich in die Lüfte und schaute nach leichtsinnigen Mäusen aus.

Die Eule bekommt all die Merkmale, die sie benötigt.

Es wäre wirklich doppelt schön, würdest du dazu zeichnen oder malen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

vielen Dank für deine tolle Kritik. Ich hatte hier noch einen Punkt herumliegen, den habe ich den Katzen spendiert. Ist Zeichnen bei den Wortkriegern erlaubt?

Liebe Grüße

Jobär

 

Na jobär, da freuten sich die Racker wohl. ;)

Mir würde das gefallen: Geschichten "untermalt" :shy:.

Aber das führte wohl dann doch zu weit. So liegt es an dir, es auszudrucken, zu binden und zu bebildern. Oder jemandem deines Vertrauens.

Lieber Gruß, Kanji

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom