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Sommermorgen

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25.02.2003
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Sommermorgen

Ich weiß noch genau, wie ich wegen deiner Verspätung etwas frustriert zu Hause saß, und darauf wartete, dass das Telefon endlich klingelte. Wir hatten uns zum Frühstück verabredet. Ich hatte mich wahnsinnig darauf gefreut. Doch das Telefon klingelte lange nicht, und ich wartete vergebens auf deinen Anruf. Dann endlich vernahm ich doch noch den schrillen Ton des Telefons. Statt deiner Stimme jedoch sprach mich Mary an. Sie fragte ob ich Zeit hätte. Für einen Moment überlegte ich. Zwei Stunden warst du jetzt schon überfällig. Hättest du noch vorgehabt zu kommen hättest du sicherlich eine Telefonzelle gefunden. Und so verabredete ich mich mit ihr in der Stadt.
Ein wenig aufgemuntert setzte ich mich in den nächsten Bus der zum Bahnhof fuhr. In der letzten Zeit hatte ich meine Freunde deinetwegen viel zu sehr vernachlässigt, und war eigentlich recht froh nun zumindest wieder etwas mit Mary zu unternehmen.
An mir vorbei zischte die Landschaft, und während der Bus um die Ecke bog fiel mein Blick auf den kleinen Platz an dem wir uns kennen gelernt hatten. Eine ganze Weile war das schon her. Und ich erinnerte mich ganz genau daran. Ein Lächeln fand meine Lippen. Wie viel zeit wir doch miteinander verbracht hatten. Ich blickte zurück in unsere Vergangenheit. Natürlich hatte es nicht nur gute Zeiten gegeben. Und doch waren die Schlechten nie von langer Dauer, schnell wieder vergessen. Es ist selten, dass man sich nur an Gutes erinnert, dessen war ich mit bewusst. Und um so glücklicher machte mich jeder schöne Moment mit dir, an den ich mich erinnern konnte. Acht Monate kannten wir einander nun schon. Und immer noch hatte unsere Beziehung Platz für Verliebtheit. Ich konnte kaum glauben, dass wir schon so lang zusammen waren. Dies war meine erste wirklich glückliche Beziehung. Ohne Wenn und Aber.
Der Bus kam zum Stehen, eine Mutter mit Kindern stieg ein. Irgendwann, ja irgendwann in naher Zukunft wünschte ich mir auch mit dir eine kleine Familie. Ich konnte mir nicht vorstellen, einen besseren Vater für meine Kinder zu finden. Konnte mir nicht vorstellen mit wem sonst ich mein Leben so lang wie möglich - vielleicht sogar für immer - teilen wollte. Ich lehnte mich zurück und versank in Träumen für unsere Zukunft. Ich malte mir aus wie es sein mochte, jeden Morgen neben dir aufzuwachen, mit dir zu frühstücken, und zur Arbeit zu fahren. Ein kleiner Traum, der so leicht umzusetzen wäre. Doch leider hattest du oft Nachtschicht. Du warst selten den ganzen Tag da. Ich hatte dir oft gesagt, es sei besser, wenn du andere Arbeitszeiten hättest. Doch ich verstand, dass du es nicht ändern konntest, dass es nachts einfach mehr Geld gab. Und ich wollte dir nicht im Wege stehen. Wenn du dein eigenes Leben brauchtest, wenn so unsere Beziehung weiterleben konnte, wollte ich dir jeden Freiraum lassen den ich dir geben konnte. Ich hätte alles für dich getan. Beinahe jeden Preis hätte ich gezahlt um dich nicht zu verlieren.
Ich ärgerte mich, dass wir diesen schönen Tag nicht zusammen verbrachten. Aber was mir wirklich nicht gefiel war die Tatsache, dass du nicht einmal abgesagt hattest. Und ich hoffte darauf, dass du einen guten Grund hattest. Doch im Grunde wusste ich schon, dass ich es dir verzeihen würde, egal wie dein Grund aussehen mochte.
Ich ließ die Fahrt auf mich wirken, das Treiben um mich herum, die Landschaft die vorbei zog. Ich liebte diese langen Busfahrten. Ich hatte oft mit dir über die Leute gelacht, die nervös dasaßen, und darauf warteten endlich ans Ziel zu kommen, oder mit langer Miene gelangweilt im Sitz versanken. Du mochtest diese Fahrten genauso wie ich.
Die zuckersüße Stimme der Ansage - Sprecherin verkündete, dass ich bald am Ziel war. Gleich müsste ich mich beeilen, um den Zug noch zu bekommen. Ich stieg aus, stand etwas unentschlossen da, denn ich war momentan eigentlich viel zu faul um zu hetzten. Die Sonne schien mir vom Gleis entgegen. Lächelnd und geblendet vom gleißenden Licht nahm ich die letzte Stufe. Ich stellte mich ans Gleis, und brauchte ein paar Augenblicke bis ich wieder richtig sah, und zu Atem gekommen war. Noch leicht benommen spürte ich, wie mich Blickem musterten. Ich schaute nach rechts und erkannte verschwommen zwei Personen. Eine Frau lächelte mich an und ich lächelte zurück. Ein wundervoller Tag, auch wenn ich ihn diesmal nicht mit dir verbrachte. Ich betrachtete die kleinen Pflänzchen die sich am Gleisrand behauptet hatten. Verträumt schaute ich mich nach einer Sitzgelegenheit um. Ein, zwei Minuten hatte ich noch bis der Zug kam. Mein Blick schweifte die Frau noch einmal. Und diesmal musterte ich auch den Mann der bei ihr war. Unbewusst fielen mir die zwei kleinen Kinder auf. Sie tollten auf dem Schoss des Mannes herum.
Dann erkannte ich dich. Ich traute mich nicht zu glauben was ich sah. Ich begriff einfach nicht was ich da sah. Im ersten Moment wollte ich zu dir laufen,
dich fragen warum du nicht abgesagt hattest. Doch ohne recht zu begreifen warum tat ich es nicht. Ich stand einfach nur fassungslos da, und schaute. Die Tränen sammelten sich, ich wollte weg, einfach nur weglaufen. Doch ich konnte nicht. Ich blieb regungslos stehen, und schaute dich an. Dich und diese Frau. „Alles okay mit ihnen?“ fragte sie. Okay? Das hier war alles andere als okay... das war ganz und gar nicht okay. Fassungslos starrte ich die Frau an. Sie küsste dich. Lange, leidenschaftlich... Die Tränen liefen mir übers Gesicht. Du schautest unsicher, oder vielleicht eher panisch zu mir. Versuchtest dir nichts anmerken zu lassen, so zu tun als wäre nichts. Aber ich kenne dich zu gut. Ich sah dir an, dass du es kaum ertrugst mich dort stehen zu sehen. Ich weiß nicht warum. Vielleicht weil du mich wirklich liebst, vielleicht, weil du sicher warst alles würde auffliegen, vielleicht aber auch weil du diese Situation einfach nicht erwartet hattest.
In Zeitraffer sah ich dich, diese Frau und die Kinder aufstehen, und in den Zug steigen. Ich lief hinterher. Ich wollte schreien, ich wollte dich zur Rede stellen, ich wollte hören, dass das hier nur ein übles Missverständnis war. Aber ich konnte nicht schreien, stumm saß ich auf meinem Platz, und beobachtete dich. Dieser stechende Schmerz breitete sich Sekunde für Sekunde weiter in mir aus, und mir wurde immer bewusster, dass dies hier kein Missverständnis war. Ich konnte deinen Puls förmlich schlagen hören. Unruhig rutschtest du auf deinem Platz hin und her. Ich spürte die Tränen weiter von meinem Gesicht rinnen. Ich begriff einfach nicht was hier geschah. Das hier konnte nur ein böser Traum sein... Die Frau neben dir schaute mich mittlerweile mitleidig an. Nach einer Weile stand sie auf, und kam zu mir. „Kann ich ihnen irgendwie helfen?“ fragte sie. Ich wollte ihr antworten, ihr sagen sie könne mir helfen indem sie einfach aus unserem Leben verschwand, dass sie mir sehr helfen würde wenn es sie gar nicht gäbe. Doch ich konnte nur seichte den Kopf schütteln. Sie setzte sich wieder. Und ich weinte weiter leise vor mich hin, immer noch nicht begreifend was hier eigentlich geschah.
In Trance stieg ich im nächsten Bahnhof aus, schaute dem Zug hinterher. So viele Gedanken quälten mich, doch kein einziger drang bis zu meinem Verstand hindurch. Ich fand den Weg zu dem Kaffee in dem ich Mary treffen wollte. Noch heute frage ich mich wie. Mary kam mir entgegen, sie schaute mich halb schmunzelnd, halb besorgt an. „Was ist denn mit dir passiert?“ fragte sie. Ich schaute sie nur mit leerem Blick an, und flüsterte mehr als dass ich antwortete: „Er hat eine Andere... zwei Kinder...“ Die Tränen fanden nun endgültig ihren Weg, ich wollte sie nicht mehr kontrollieren. Sie nahm mich in den Arm. Und ich weinte mir die Seele aus dem Leib.


Ich frage mich ob ich einfach blind war, oder du zu gut gespielt hast. Denn ich habe nicht den geringsten Verdacht gehabt. Du warst mein Traumprinz. Doch was hinter dem Kostüm steckt hätte ich nicht erwartet. Ich frage mich was ich für dich war... Eine nette Abwechslung? Und dann beginne ich wieder dem irrsinnigen Gedanken nachzugehen, du könntest da vielleicht nur in etwas hineingeraten sein aus dem du nicht mehr hausgefunden hast. Vielleicht hast du mich ja wirklich geliebt? Vielleicht hattest du einfach nur Angst, dass alles vorbei sein könnte wenn du mir gestanden hättest. Ich kann diese acht Monate einfach nicht vergessen. Soll dass alles erlogen sein? Alles ein billiges kleines Spiel? Ich hoffe, du weißt was du mir angetan hast. Ich kann dir nichts Schlechtes wünschen, dich nicht hassen. Ich kann einfach nicht begreifen, dass du es warst, den ich da am Bahnsteig sah. Ich weiß dass es so ist, doch es scheint mir alles wie ein übler Traum.

Was immer es auch war, das uns an diesem verhängnisvollen Tag zusammenbrachte. Ich bin diesem Etwas mehr als dankbar. Vielleicht erkenne ich so beim nächsten Mal früher. Ich wage nicht mir auszumalen, was alles noch zwischen uns passiert wäre, hätte ich dein Geheimnis an diesem Tag nicht aufgedeckt. Hätten wir Kinder gehabt? Die Vorstellung die mich einmal so glücklich machte jagt mir nur noch kalte Schauer über den Rücken.

Du hast noch oft angerufen... Jedes Mal habe ich wieder aufgelegt. Ich traue mich nicht mir anzuhören was du zu sagen hast. Mir reicht was ich gesehen habe. Mir reicht der Schmerz den ich fühle ohne deine Erklärungen gehört zu haben. Und doch... Ich vermisse dich!

 

Hmm, also ich weiß nicht so ganz ob das in diese Kategorie passt. Aber in die Romantik passts finde ich irgendie noch weniger. Hätte es ironischerweise beinahe zum Horror gesteckt, hab das dann aber doch bleiben lassen. Alltäglich ises ja nu auch nich, oder? Naja, ich hoffe meine Wahl ist einigermaßen gelungen...

 

Hallo Kristin,

dankeschön für die gerechte Kritik. *g* Ich weiß, dass ich nicht gerade meister-schreiberin bin. Und die Geschichte jetzt war um ehrlich zu sein auch nur ne spontane Idee die ich ohne Überarbeitung hier hineingesetzt habe. Deswegen auch schonmal danke, dass du dir das überhaupt angetan hast. *erröt* Hatte hier schon bisl was veröffentlicht, allerdings unter anderem Namen. hab dann ne gaaaanz lange Pause mit dem Schreiben gehabt. Und ich glaube bevor ich hier wüte sollte ich wirklich erstmal wieder bisl was schreiben - für mich. ^.^' Werd das nochmal überarbeiten, hast du Recht.
Wegen der Grammatik (dass/das) muss gestehen: Ja, hab ich verschludert. *g* gelobe Besserung. Das mit den Zeilenumbrüchen tut mir Leid, kommt aber daher, dass ich das ganze im editor geschrieben habe, und nachher nochmal durchgegangen bin um Zeilenumbrüche einzuschieben.

Sinngehalt ("Ich überlegte mary nicht anrufen sollte"; außerdem: Warum überlegt sie, ob sie Mary anrufen soll, wenn Mary sie doch schon angerufen hat? ; "Gerade wollte ich das Thema entgültig aus meinem Kopf verbannen, da kam mir die Antwort immer näher")
Unglücklich ausgedrückt. gemeint war allerdings, sie anzurufen um das Treffen aufs Land zu verschieben. aber... moment mal... Oh mann... *rotwerd* Ist mir total peinlich. Muss ich wirklich überarbeiten. Das ist mir alles beim Schreiben gar nicht aufgefallen.
Danke aber dass du dir die Zeit genommen hast über mich und den Text nachzudenken. ;) Kannst gute Kritk erteilen, auch wenn mich das jetzt erstmal geschockt hat. *g* aber zurecht.
Hmm... kannst du mir vielleicht sagen, wie ich den Text hier editieren kann?

Liebe nochmals dankende Grüße,
Chaya

 

Aaah, schon wieder gefragt bevor ich richtig nachgedacht habe. Steht ja bearbeiten dran. *in die Ecke stell und schäm* *g*

 

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