Sommerferien bei Oma
Es war wieder einmal so weit, der letzte Schultag hatte begonnen, die Zeugnisse wurden verteilt und die Ferien eingeläutet. Endlich Sommerferien bei Oma!
Mein kleiner Bruder und ich waren heilfroh endlich aus dem grauen Stadtleben raus zu kommen und die schöne naturelle Landschaft bei Oma zu genießen.
Dies hieß, für uns beide, jeden Sommer Abenteuerferien im Freien. Und das war auch dieses Jahr so.
Angekommen bei unserer Großmutter, rannten wir sogleich in den nahe gelegenen Wald, wo wir nach einiger Zeit eine verlassene Hütte fanden die wir die Jahre zuvor noch nie bemerkt hatten. Neugierig wie wir waren wollten wir auch direkt nachsehen was es in der Hütte zu entdecken gab. Wir schlichen um das Haus und beobachteten die Fenster um zu sehen ob jemand darin war. Als wir nach einigen Minuten nichts erkannten kletterte ich auf eine Kiste die unter einem Fenster stand.
Ich schaute in die Hütte und betrachtete alles ganz genau. Es sah so aus als hätte seit Jahren niemand mehr diese Hütte betreten. Mein Bruder und ich waren sehr Abenteuerlustig und beschlossen das verlassene Haus zu betreten. Was ich heute sehr bereue. Als wir die Tür aufbekommen haben stieß uns erst eine dicke Staubwolke entgegen über der Tür hing ein großes Spinnennetz mit einer großen ekligen Spinne drin, aber mein Bruder entfernte diese mit einem Stock.
Wir standen mit einem Schritt in einem kleinen Zimmer das voller Staub und Kleintieren war.
Es sah nicht nur von Außen so verlassen aus sondern auch von Innen. Der Staub sammelte sich überall an und jeder Schritt von meinem Bruder und mir zeichnete sich auf dem Boden genau ab. In der Mitte des Raumes stand ein hölzerner Tisch der ebenfalls von Staub bedeckt war, darauf befanden sich ein Kerzenständer und ein Umschlag.
Ich ging langsam über den knarrenden Boden zum Tisch und nahm das Kuvert in die Hand,
dann öffnete ich es langsam wobei Staub auf den Tisch sank.
Mein Bruder hustete. Ich zog etwas heraus was ich im ersten Moment nicht so ganz identifizieren konnte. Es war ein sehr altes Stück Papier, das schon Farbe angenommen hatte, aber wir konnten nichts erkennen. Eine Geheimschrift?
Mein Bruder meinte wir sollen es Oma zeigen und so gingen wir zurück.
Es war spät geworden und Oma wollte sofort wissen was wir denn so lange getrieben hätten.
Als wir ihr von der Hütte im Wald erzählten schüttelte sie nur den Kopf und meine dort wäre schon lange keine Hütte mehr.
Nach dem Abendessen beschlossen wir morgen gemeinsam zu der Hütte zu gehen. Und mit diesen Gedanken schlief ich erst mal ein.
Morgens waren wir schon sehr früh auf dem Weg zur verlassenen Hütte, doch da wo am Vortag eine Hütte war, war heute eine Lichtung im Wald.
Meine Oma schüttelte nur den Kopf und meinte dass wir Kinder doch immer neue Ideen hätten alte Frauen aus ihren Stricksesseln zu locken.
Doch nach kurzer Betrachtung der leeren Stelle fiel mir der Zettel ein!
Ich griff in meine Hosentasche doch da herrschte, leere genauso wie im Wald!
Wo war der Zettel hingekommen?
Auf dem Weg nach hause erzählte uns Oma folgende Geschichte:
Früher war genau an dieser Stelle eine Hütte. Sie ist im Krieg abgebrannt. Und der Besitzer hat alles verloren war er besaß. Auch Frau und Kinder sind im Feuer ums Leben gekommen.
Er selber beschloss die Feinde von seinem Land zu vertreiben und seine Familie zu rächen. Er fiel kurz darauf selber.
Wieso haben mein Bruder und ich die Hütte gesehen?
Was sollte das bedeuten?
Als wir bei Oma zuhause waren wurde uns einiges klar. Die Polizei stand in der Hofeinfahrt. Und Oma schickte uns erst mal auf unsere Zimmer. Sie kam kurz darauf und musste uns leider mitteilen dass gestern am späten Nachmittag ein Feuer in unserem Haus in der Stadt ausgebrochen war. Vater und Mutter sind dabei ums Leben gekommen.
Seit diesem Tag leben wir nun bei Oma. Und jedes Jahr am selben Tag gehen wir in den Wald an die Stelle, an der die Hütte war. Denn genau an dieser Stelle ist die Hütte an diesem Tag wieder und der Zettel ist wieder in meiner Hosentasche. Jedes Jahr.