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Solus ipse
Semiroth sitzt auf seinem Thron, auf dem höchsten Berg des Tals. Seine Aufgabe war es, die Lampe zu wechseln, wann immer der Umstand danach verlangte. Die Lampe war magischer Natur. Nur Semiroth besaß die Fähigkeit, ihr Licht zu sehen. Ihr Licht ist der Grund, weshalb die Bewohner des Tals existieren. Würde Semiroth die Lampe einmal nicht rechtzeitig austauschen, so hätte das zerstörerische Konsequenzen.
Semiroth erwartete Achtung von den Bewohnern, denen er durch die Ausführung seiner Aufgabe das Leben schenkt. Diese Achtung blieb schon viel zu lange aus. Früher scheuten sich die Bewohner nicht, ihn besuchen zu kommen, doch seit einiger Zeit schien es Semiroth, als hätten sie vergessen, was die Lampe gezwungenermaßen für sie bedeutet.
Von seinem Thron aus betrachtet Semiroth sie mit der Lupe, die ihm von früheren, bereits verschwundenen Bewohnern geschenkt wurde, bei ihrer niederen, belanglosen Arbeit im Tal. Wie sie ihre Mägen füllen mit dem Getreide, das durch das Licht gedeiht. Wie sie das Wasser trinken, das nur des Lichts wegen existiert.
Es bereitet ihm keine Freude mehr. Seit vielen Zyklen hat ihm keiner mehr ins Auge geblickt. Niemand ließ sich mehr sehen, der ihm Geschichten vorliest. Nicht viel hätte es gebraucht, um Semiroth glücklich zu stimmen. Die Fremden horchen nicht mehr gen Himmel, um sein Antlitz zu erahnen und sich zu erinnern. Genug Leid wurde Semiroth angetan. Zeit für ihn, sich zurückzuziehen. Er nimmt die Lampe aus der Fassung und zerbricht