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Solarien

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21.08.2007
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Solarien

Solarien

Die Sonne hatte sich verändert. Zeitweise schien sie nicht mehr. Das lag aber nicht an einer Sonnenfinsternis, sondern die Sonne blieb bei Tag einfach dunkel, auch ohne dass sich der Mond davor geschoben hatte. Myers war mit der Untersuchung der Sache betraut worden. "Haben Sie die Ausfälle in den letzten Tagen protokolliert, Porter?" fragte er seinen Adjudanten. "Seit den letzten 72 Stunden habe ich genaue Aufzeichnungen, die Ausfälle davor können wir anhand der Medienberichterstattung und mit Hilfe von Augenzeugenberichten rekonstruieren."
"Konnten Sie irgendein Muster in den Ausfällen beobachten?"
"Nein! Die Ausfälle treten vollkommen zufällig auf, es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass Sie häufiger werden. Ich werde aus den Daten nicht schlau..."
"Rekapitulieren Wir noch einmal Ihre Beobachtungen ... Sie behaupteten also die Sonne erlösche während der Ausfälle einfach?"
"So ist es. Die Reaktion im Innern kommt plötzlich zum Erliegen und anstelle der Sonne verbleibt ein kalter, dunkler Eisenerzplanet von ähnlichen Ausmaßen und exakt gleicher Anziehungskräfte."
"Aber die Sonne ist gasförmig, Porter! Was soll der Unsinn mit dem Planeten?"
"Es handelt sich keinesfalls um Unsinn. Die Daten der Teleskope lassen keinen Zweifel, während der Ausfälle befindet sich dort ein Eisenerzklumpen anstatt der Sonne! Wir haben das gesamte Strahlenspektrum untersucht, mit bloßem Auge ist ja nichts mehr zu erkennen bei dieser Finsternis..."

Myers blickte Porter nachdenklich an, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Was war nur mit der Sonne geschehen? Die Kernreaktion in ihrem Innern konnte doch nicht abrupt enden und dann einfach wieder einsetzen. Es handelte sich um eine langfristige Reaktion, ungefähr so wie ein Verbrennungsprozess. Es gab keine chemische Erklärung für das beobachtbare Verhalten. Myers schritt ungeduldig auf und ab. Er war zum Vorsitzenden eines internationalen Fachausschusses gewählt worden, der sich mit dem Problem befasste, aber er stand kurz davor, zugeben zu müssen, dass ihm seine Kenntnisse als Professor der Astronomie nicht weiterhalfen. Selbstsicher hatte er sich zur Verfügung gestellt und jeder hielt ihn für eine Kapazität auf seinem Gebiet. Genauere Untersuchungen zeigten aber, dass die Sonnenausfälle theoretisch nicht erklärbar waren. Selbst einfachste Beobachtungen führten zu Widersprüchen, die wissenschaftlich nicht aufzulösen waren.
"Wenn unsere Messdaten korrekt sind, Porter – und ich glaube das nicht – dann können wir die Ausfälle nicht erklären. Was glauben Sie, wie ich das dem Ausschuss beibringen soll?"
Porter antwortete nicht.

Die Welt war in Aufruhr. Die spontanen Sonnenausfälle waren seit Tagen in den Schlagzeilen. Auch die Nachrichtensender berichteten pausenlos darüber. Obwohl die Ausfälle bis jetzt nahezu folgenlos geblieben waren, hatte sich eine öffentliche Hysterie entwickelt. Die meisten Menschen schien eine panische Angst vor kosmischen Veränderungen ergriffen zu haben. Einzelne Vertreter von Religionsgemeinschaften begannen sogar schon, den Weltuntergang heraufzubeschwören. Zu den echten Verlierern zählten bis jetzt nur die Solartechnik-Unternehmen, deren Aktien seit den ersten Entdeckungen rapide gefallen waren. Die Hysterie war mittlerweile trotzdem weltpolitisch bedeutsam geworden. Keinem Politiker blieben Äußerungen zur Sonnenkrise erspart, wie die Ausfälle seit dem ersten Auftreten genannt wurden. Deshalb hatte man eilig einen internationalen Ausschuss einberufen als dessen Kopf Myers fungierte. Die gesamte Verantwortung für die Lösung der Krise lag also auf seinen Schultern. Was sollte er tun? Wie sollte er sich auf der bevorstehenden Konferenz äußern? Myers hatte das Observatorium verlassen und befand sich auf dem Weg dorthin. Er hielt vor einem modernen Büroturm. Nachdem er sich bei der Empfangsdame angemeldet hatte, betrat er den Fahrstuhl. Im 20. Stock stieg er aus. Jetzt trennte ihn nur noch ein Flur vom Konferenzsaal, aber er hatte noch immer keine Lösung parat. Man würde ihn für unfähig halten.

"Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, ich muss vorausschicken, dass wir trotz umfassender Analyse der Daten in den letzten Tagen keine verwertbaren Erkenntnisse zum Problem gewonnen haben. Unsere Daten enthalten Widersprüche und sind daher nicht verlässlich."
Smith meldete sich zu Wort. Myers konnte ihn nicht leiden "Was heißt hier nicht verlässlich. Die Untersuchungen haben Millionen gekostet, wollen Sie ernsthaft behaupten, Sie hätten nichts herausgefunden?"
"Die Sonne scheint während der Ausfälle durch einen Erzplaneten ersetzt zu werden."
Raunen ging durch den Saal "Was sagen Sie da, wollen Sie uns für dumm verkaufen?" konterte Smith.
"Nein. Die Meßergebnisse, die wir hier von der Erde aus gesammelt haben, sowie die Ergebnisse der großen Weltraumteleskope sind eindeutig, meine Herren. Wir sind offenbar seit geraumer Zeit im Irrtum, was den Aufbau und das Wesen der Sonne betrifft!"
"Sie meinen also, die Sonne sei kein Gasriese, wie es bisher als sicher galt?"
"Exakt. Die Sonne scheint im Kern aus Erz zu bestehen. Wir müssen annehmen, dass dieser Erzball während der Glutphasen künstlich zum Glühen gebracht wird, und zwar mit solch einer Leistung, dass wir hier auf der Erde die Sonne als verbrennenden Gasriesen wahrnehmen."
In das Raunen mischten sich Ausrufe wie "Kaum zu glauben", "Unmöglich", "Undenkbar",... die Wissenschaftler schienen die außergewöhnliche Behauptung nicht gut aufzunehmen.
"Wenn Ihre Behauptungen zutreffen, was halten Sie für die Ursache der sporadischen Ausfälle?" meldete sich ein Wissenschaftler zu Wort.
"Darüber können wir nur Vermutungen anstellen" antwortete Myers. "Um hierüber zu gesicherten Erkenntnissen zu gelangen müssten wir den Erzball während eines Ausfalls näher untersuchen"
"Was wollen Sie damit sagen?" fragte Smith
"Glauben Sie etwa es würden Mittel bereitgestellt, den Erzball vor Ort zu untersuchen?" provozierte er.
"Das ist, was ich hoffe, Mr. Smith. Wir könnten den Hypergleiter-Prototyp verwenden, um den sterbenden Stern anzufliegen."
Das war Myers Idee. Er müsste die Untersuchungen vor Ort fortsetzen, eine andere Lösung kam nicht in Frage. Schließlich hatten Sie die außergewöhnliche Entdeckung gemacht. Da kam es ihnen zu, diese Entdeckung vor Ort genauer zu überprüfen. Vielleicht ließen sich die Widersprüche so auflösen. Er würde Porter mitnehmen. Sie könnten Bodenproben entnehmen und den Erzball genauer untersuchen.
"Dann möchte ich aber an der Reise teilnehmen" meldete sich Smith erneut. Myers fluchte innerlich. Nur nicht Smith! Er hielt ihn für einen bornierten Wichtigtuer und wollte um jeden Preis vermeiden, dass er von ihm begleitet wurde. Aber auch Smith war eine Kapazität auf seinem Gebiet . Er war als politischer Vertreter in den Ausschuss berufen worden aber Myers schien es, als vertrete er aussschließlich persönliche Interessen.

Die Konferenz dauerte noch eine Weile. Die Wissenschaftler tauschten die Untersuchungsergebnisse aus und stimmten letztlich für Myers außergewöhnlichen Vorschlag, den Stern vor Ort zu untersuchen. Der Hypergleiter sollte zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt werden. Smith, Myers und Porter wurden als Teilnehmer der Expedition gewählt. Myers hatte noch versucht, Smiths Wahl zu verhindern. Er hatte behauptet, dass sicher keine politischen Vertreter auf der Reise vonnöten wären, weil es eher um die astronomische Fachkompetenz ging. Der Einwand hatte jedoch nicht ausgereicht, und Smith war dennoch als Teilnehmer gewählt worden.

Smith, Myers und Porter betraten den Hangar, von dem aus Ihr Flug zur Sonne starten sollte. Es handelte sich um eine Einrichtung des Verteidigungsministeriums. Ein Soldat führte Sie zu einem Aufzug und von dort fuhren Sie in die Tiefe. Myers hatte keine Ahnung, wie tief sie hinabsanken, aufgrund der Dauer der Fahrt schätzte er aber, dass es mehrere hundert Meter sein mussten. Vom Aufzug aus kamen Sie in eine riesige Höhle. Der Aufzugschacht stand frei im Raum und hatte sie von der Decke direkt auf den Höhlenboden geführt. Die Decke war naturbelassen, schroffe Felsen stachen daraus hervor. Der Boden der Höhle war eingeebnet. Die Höhle maß etwa 200 Meter im Quadrat. In der Mitte der Höhle, gegenüber der Aufzugtür sah das Trio eine Konstruktion, die wie eine schräg zur Decke führende Röhre aussah.Am unteren Ende war die Röhre offen. Auf einer Schienenkonstruktion stand dort der Hypergleiter. Der Hypergleiter war eine brandneue Entwicklung auf dem Gebiet der Raumfahrttechnologie. Mit ihm würden Sie innerhalb weniger Minuten überlichtschnell zur Sonne reisen. Die drei regelten noch einige Formalitäten, dann nahmen Sie im Hypergleiter Platz. Der Start sollte im Moment eines Sonnenausfalls erfolgen, so dass Sie noch innerhalb der Ausfallphase zur Sonne gelangen würden. Eine Notprozedur ermöglichte Ihnen bei der Wiedererleuchtung der Sonne die sofortige Rückkehr zur Erde.

Kaum hatten Sie Platz genommen und sich mit den Instrumenten vertraut gemacht gab es auch schon einen neuen Sonnenausfall und sie aktivierten die Zündung, so dass sie durch die unterirdische Röhre der Oberfläche und kurz danach dem Himmel entgegenschossen. Im Erdorbit benötigte der Hypergleiter noch einen Moment, um zur Überlicht-Geschwindigkeit zu wechseln, dann machten sie sich auf den Weg zur Sonne. Als sie den Überlicht-Antrieb deaktivierten sahen sie den grauen Erzball vor sich, der vor kurzem noch die Sonne gewesen war. Majestätisch und still ruhte er vor Ihnen im All und es sah nichts danach aus, als sei er jemals eine Sonne gewesen. Die unsagbare Hitze der Sonne war verschwunden wie auch ihr glühendes Äußeres. "Was machen wir jetzt?" fragte Smith. "Na wir observieren den Planeten" antwortete Myers. "Wir werden von hier aus Bilder aufzeichnen, dann dringen wir tiefer vor, um die Zusammensetzung der Atmosphäre zu untersuchen – falls überhaupt eine Atmosphäre existiert! Ganz zum Schluss werden wir dann auf dem Planeten landen, um Bodenproben zu entnehmen oder was meinen Sie, Porter?"
"Genauso würde ich auch vorgehen, wir sollten aber vorher noch die Umgebung sondieren so dass wir nicht von herumfliegenden Meteoriten erwischt werden."
"Das dauert doch viel zu lange. Wir sind hier nicht im Labor, wir sind im All" warf Smith ein. "Wir haben nicht ewig Zeit um alle diese Untersuchungen durchzuführen! Landen wir doch gleich auf dem Planeten. So bekommen Sie Ihre Ergebnisse am schnellsten! Wir wissen schließlich nicht, wann der Sonnenausfall beendet ist. Es mag sein dass wir mitten in der Untersuchung überrascht werden. Wir sollten also schnellstmöglich vorgehen!"
Myers widerstrebte es, von der üblichen Vorgehensweise bei der Vor-Ort-Erkundung neuer Planeten abzuweichen, er musste sich aber eingestehen, dass Smith Recht hatte. Der Sonnenausfall könnte jeden Moment beendet sein und daher war bei allen ihren Aktionen Eile geboten.
Widerwillig stimmte er zu. Er wies Porter an, Kurs auf die Planetenoberfläche zu nehmen. Die Oberfläche war mit kleinen Kratern und Bergen übersäht, zeigte sonst aber keine Auffälligkeiten. Für die Landung hatte Porter daher einen naheliegenden Punkt auf der Oberfläche ausgesucht. Zügig schwebten sie der Oberfläche entgegen.

Plötzlich knackte es im Funksprechsystem und sie hörten den folgenden Wortlaut: "Willkommen Erdlinge! Wir sind die Solarier, die Bewohner der Sonne und wir haben beschlossen, uns euch zu offenbaren. Wir verwalten die lebenspendende Heizung eures Sonnensystems. Diese Heizung ist nicht etwa von selbst entstanden. Wir haben sie erbaut. Ihr seid unsere Züchtung.

Smith, Myers und Porter staunten nicht schlecht, als Sie den Spruch hörten. Kurz darauf beobachteten Sie eine Veränderung am Erzplaneten: auf dem erdzugewandten Punkt des Erzballs öffnete sich ein Spalt im Boden. Dies war genau der Punkt, den Sie zur Landung ausgewählt hatten. Sie brauchten also nur weiter zu sinken und Sie würden im Spalt landen. Porter unterbrach den Sinkflug, als Smith ihn anherrschte: "Weshalb stoppen Sie, Porter? Fliegen Sie nur auf den Spalt zu, dort werden Sie Ihre Antworten bekommen."
"Wir können nicht einfach weiterfliegen. Wir wissen nichts über ihre Intentionen. Vielleicht ist dies eine Falle!" verteidigte Myers Porter. Smith lachte nur "Glauben Sie denen etwa nicht? Wenn es stimmt, was sie sagen, dann brauchen Sie die Sonne nur wieder einzuschalten und wir würden verglühen. Die Solarier – wie sie sich nennen - hätten es gar nicht nötig, uns zu vertrauen."
Myers brummte nur. Aus irgendeinem Grund wollte er Smith nicht schon wieder Recht geben. Diesmal sah Porter die Argumente ein. Er blickte noch einmal zu Myers, so dass dieser mürrisch "ok ok" erwiderte. Porter setzte den Sinkflug fort.

Der Spalt hatte eine kleine Grube freigegeben, die einer ins Erz gehauenen Kammer ähnelte. Nachdem Sie auf dem Boden der Kammer abgesetzt hatten, schloss sich der Spalt wieder. "Das muss sich um eine Druckkammer handeln" äußerte Myers seine Vermutung. Porter beobachtete den Außendruck. Sie befanden sich immer noch im Vakuum. Als der Spalt sich geschlossen hatte stieg der Außendruck bis auf Erdniveau. Myers prüfte das Gasgemisch über die Bordkonsolen. Es handelte sich um ein Luftgemisch und so verließen die drei den Hypergleiter. Kaum hatten Sie den Gleiter verlassen, als ein Teil der Kammerwand zur Seite glitt und einen atemberaubenden Anblick freigab. Hinter der Öffnung befand sich ein Vorsprung, der mit Geländern gesichert war. Ringsherum war tiefschwarzer Abgrund, nur eine schmale Treppe führte vom Vorsprung hinab in die Tiefe. Aus der Schwärze des Abgrunds ragten in unregelmäßigen Abständen zylindrische Metallsäulen bis zur Decke. Blaue Blitze züngelten um die Säulen in der gigantischen Halle. Die Decke setzte sich von der Landekammer aus in gleicher Höhe fort, so dass es sich dabei gleichzeitig um die Planetenoberfläche handeln musste. Man sah sogar die kleinen Oberflächenkrater als Dellen in der Hallendecke.
"Die Oberfläche des Erzballs scheint mir wie eine Metallhaut konstruiert zu sein" bemerkte Myers "Das ganze sieht aus wie ein riesiger Generator. Seht ihr die blauen Blitze? Ich wette das sind Restendladungen in die Höhlendecke!"
"Die Sonne ist also eine Maschine" sagte Smith staunend. "Ob wir wohl noch die Konstrukteure treffen werden?"
Die drei stiegen die schmale Treppe hinab. Sie endete auf einer Plattform, die wie eine Bohrinsel aus der Schwärze des Abgrunds ragte. Auf der Plattform stand ein Gehöft, bestehend aus mehreren kleinen Gebäude, die um ein Hauptgebäude am hinteren Ende angeordnet waren. Alle Gebäude schienen aus einer Beton-ähnlichen Substanz zu bestehen
"Das sieht hier aus wie auf einer Farm" bemerkte Porter "Nur ist alles etwas steriler."
Sie gingen auf das Hauptgebäude zu. Bis auf die seltsame Bausubstanz erinnerte das Gehöft tatsächlich an eine Farm: Die Hütten hatten Satteldächer, Fenster und Türen. Vor einem Haus stand sogar eine Regentonne, die aber leer war. Als sie vor das Hauptgebäude traten, öffnete sich leise die Schiebetür. Sie betraten eine große Kammer in deren Mitte ein leuchtender Kreis wie ein Portal erstrahlte. Ein großer grüner Pfeil auf dem Hüttenboden wies in Richtung des Portals.
"Da müssen wir durch" bemerkte Smith plötzlich "Wohin mag uns dieses Tor wohl führen?" fragte Myers "Na in die Welt der Solarier!" antwortete Smith.
Alle drei traten durch das Portal.
Sie kamen auf einem kreisrunden Platz unter einem anderen Himmel an. Drei Sonnen erstrahlten über Ihren Häuptern Ein Mensch kam Ihnen entgegen und begrüßte Sie. Er führte sie in eine kleine Halle am Ende des Platzes. Dort trafen Sie auf einen weiteren Menschen der sie bat, auf drei Stühlen gegenüber einem Empfangstisch Platz zu nehmen.
"Willkommen Erdlinge" hob er an "Sie befinden sich hier im solarischen Verwaltungszentrum des Ihnen bekannten Universums. Wir haben Sie herbeigerufen weil es Zeit ist, Ihnen Ihre wahren Schöpfer vorzustellen. Das sind nämlich wir, die Solarier. Seit Jahrtausenden konstruieren wir Sonnen in verschiedenen Bereichen des Universums und ermöglichen so die natürliche Entstehung von irdischen Kolonien. Bei Erreichen eines gewissen Zivilisationsniveaus geben wir uns gegenüber den Kolonien durch die solaren Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Es ist vorgesehen, dass Sie nun die Verwaltung Ihrer Sonnenanlage übernehmen. Den hierfür eingerichteten Gebäudekomplex haben Sie bereits gesehen."
"Zunächst müssen wir diese Entdeckung der Erdbevölkerung mitteilen" warf Myers ein.
"Eine Mitteilung an Ihre Bevölkerung kommt nicht in Frage. Das Protokoll sieht vor, dass nur Sie eingeweiht werden. Sie werden umgehend in Ihre Aufgabe eingewiesen."
"Aber..." stammelte Myers
"Und wenn wir nicht zustimmen?" fragte Smith.
"Sie sind bereits als Verwaltungsleiter bestimmt, es kommt nicht in Frage, dass Sie ihre Aufgaben nicht wahrnehmen. Sie sind doch Astronomen? Sie erhalten Zugriff auf unsere Datenbanken und können Ihre Forschungen von hier aus fortsetzen. Der Kontakt zum Heimatplaneten bleibt untersagt!"
"Nur ich bin Astronom" antwortete Myers "meine Kollegen hier sind nur Begleiter. Ich hätte auch kein Interesse zu forschen, wenn ich meine Ergebnisse niemandem mitteilen darf!"
"Sie werden sich an die Verhältnisse gewöhnen. Ich kann Sie leider nicht gehen lassen."
"Das ist Freiheitsberaubung" schimpfte Smith. "Ich möchte auf der Stelle zurückkehren." Er ging in Richtung Portal und die anderen folgten ihm. Sofort sprangen zwei Häscher auf, die links und rechts am Empfangstisch gewartet hatten. Smith und die anderen begannen zu laufen. Niemand außer den Häschern schien ihre Flucht erahnt zu haben. Sie rannten aus der Halle auf den Platz mit dem Portal zu und sprangen hindurch. Plötzlich waren sie wieder in der Kammer auf der Plattform.
"Irgendwo auf der Plattform muss es Kontrollen für den Öffnungsmechanismus der Landeplattform geben" rief Myers. "Teilen wir uns auf" reagierte Smith. Sie rannten aus der Kammer, als auch schon die Häscher aus dem Portal sprangen. Smith, Myers und Porter suchten sich je eine andere Hütte des Gehöfts und liefen hinein. Porter war in eine Art Abstellkammer geraten. Überall standen sonderbare Maschinen auf Rollen herum. Einige von Ihnen hatten Greifarme mit Zangen und Scheren, andere widerum sahen aus wie fahrbare Ablageschränke mit zahlreichen Fächern. Porter vermutete, dass es sich dabei um Geräte zur Wartung handeln musste. Er war in eine Sackgasse geraten. Myers war in einen Raum geraten, der zahlreiche Bildschirme enthielt. Die Schirme waren an den Wänden befestigt und bedeckten beinahe alle Wände. Es musste sich um eine Art Überwachungsraum handeln, denn soweit Myers erkennen konnte zeigten die Schirme Bilder von verschiedenen Orten der Plattform. Auf einem Schirm sah Myers den Hypergleiter auf dem Landeplatz. Der darunterliegende Schirm enthielt einige Kontrollen deren Bedeutung Myers nur erraten konnte. Hektisch tastete er auf allen Feldern umher, nur um möglichst viele Einstellungen zu verändern. Smit war währenddessen in einer runden Hütte angelangt, in deren Mitte ein seltsames Gefährt stand. Es sah aus wie eine liegende Tonne, auf der ein Sitz befestigt war. Hinter dem Sitz war eine große Ablageplattform angebracht. Es handelte sich wohl um ein Transportfahrzeug. Die Hütte besaß keine Rückwand. Vor der offenen Wand war nichts als schwarzer Abgrund, man konnte die Hütte also wie eine kleine Garage direkt verlassen. Smith begutachtete das kleine Fahrzeug kurz. Neben drehbaren Griffen besaß es nur einen roten Knopf an der Lenksäule. "Das muss der Anlasser sein..." schoss es Smith durch den Kopf. Er schwang sich auf den Sitz und drückte auf den Knopf. Der Antrieb des Gefährts heulte auf. Smith betätigte vorsichtig den linken Griff und das Gefährt bewegte sich ein Stückchen nach oben. Dabei handelte es sich offenbar um die Höhenkontrolle. Dann musste der rechte Griff für die Einstellung der Vorwärtsgeschwindigkeit sein. Er versuchte es und tatsächlich: Das Gefährt bewegte sich leicht nach vorne. Er drehte rechts weiter und das Fahrzeug verließ die Hütte durch die Rückwand. Smith schwebte nun über dem schwarzen Abgrund. Er stieg leicht und versuchte, das Gefährt über die Hütten auf den Innenhof des Gehöfts zu steuern. Myers und Porter kamen eben aus ihren Hütten gerannt, Sie trafen im Hof auf die Häscher, die ihnen durch das Portal gefolgt waren.Ein Häscher hatte eine Strahlenwaffe dabei. Er drohte Porter und schoss auf ihn, weil er auf seiner Flucht zur Treppe nicht stehenblieb. Porter löste sich in Luft auf. Myers lief panisch weiter zur Treppe. Smith senkte sein Gefährt in Richtung Myers, so dass er aufspringen konnte. Die Angst machte Myers Beine: Er war mit einem Satz auf dem Transportvehikel. Ein paar Schüsse verfehlten ihn knapp als Smith wieder Fahrt aufnahm. Sie stiegen die Treppe entlang zum Landeplatz. Sie waren schneller als die Häscher. Am oberen Ende erreichten Sie die Landeplattform. Dass Myers es geschafft hatte, die Landebucht zum Weltall hin zu öffnen merkten Sie an dem Luftsog zum Hypergleiter. Sie sprangen von ihrem Gefährt und hielten sich am Geländer fest, das die Landebucht zur Treppe hin absicherte. Die Landebucht war noch nicht ganz geöffnet aber der Sog war schon sehr stark. Kriechend versuchten Sie vom Geländer aus den drei Meter entfernt stehenden Hypergleiter zu erreichen. Einige Male fürchtete Myers, vom Luftsog erfasst und in den Weltraum geschleudert zu werden aber sie erreichten den Hypergleiter und kletterten hinein. Die Häscher tauchten gerade am Ende der Treppe auf als Myers den Gleiter startete. Er schoss aus der Landebucht in die rettende Freiheit des Weltalls. Smith und Myers waren den Verfolgern entkommen. Sie machten sich sofort auf den Weg zur Erde.

"Was sollen wir zuhause erzählen?" fragte Myers "Das glaubt uns doch kein Mensch!"
"Wir können nur alles so darstellen, wie es sich zugetragen hat" antwortete Smith. "Der Ausschuss wird entscheiden, was zu tun ist"
"Ich jedenfalls werde mich nicht mehr auf die Sonne begeben. Sollen das andere erledigen"jammerte Myers.
"Wenn wir tatsächlich die langjährige Züchtung der Solarier sind, dann werden Sie dafür Sorge tragen, dass die Sonne weiter betrieben wird." sagte Smith. "Ich glaube wir haben noch immer nichts zu befürchten. Nur Porters Ende bereitet mir Sorgen"
"Vielleicht hätten wir uns nicht widersetzen sollen!"mutmaßte Myers.
"Hätten wir denn unser ganzes Leben als Einsiedler auf der Sonne verbringen sollen? Nein Danke!"

Als Myers und Porter auf der Erde ankamen tagte der Ausschuss unter höchster Geheimhaltung. Es wurde keine weitere Sonnenexpedition beschlossen. Seit dem Tag gab es auch keine Sonnenausfälle mehr.

 

Hallo und willkommen bei Kurzgeschichten.de,

leider hat mir deine Geschichte nicht sonderlich gefallen. Du steigst völlig abrupt mitten ins Geschehen ein und ertränkt die anfangs ganz lustige erscheinende Idee in langweiligen Dialogen. dass Myers dann die gesamte Verantwortung tragen soll, erscheint mir des weiteren unlogisch, denn ein Ausschuss ist ein Gremium, das in seiner Gesamtheit an einer Aufgabe arbeitet.

Du verschenkst auch viele Möglichkeiten, eine spannende Atmosphäre zu erzeugen, belässt zum Beispiel die Reaktion der Menschen auf das unglaubliche Ereignis bei ein paar beiläufigen Sätzen und beschäftigst den Leser lieber mit bürokratischen Formalitäten und pseudowissenschaftlichem Geschwätz.
Du verwendest viel Zeit auf die Beschreibung von Nebensächlichkeiten, übst dich in nicht weiter aufgegriffen Andeutungen wie zum Beispiel jener, dass Myers glaubt, Smith verträte eigentlich nur eigene Interessen und gestaltest die internationale Mission, die dann doch nur von Amerikanern besetzt wird, zur Sonne wie einen Wochenendtripp. Warum sollten Sie kurz vor dem Einstieg in das Raumschiff noch Formalitäten erledigen müssen?

Ich war sehr überrascht, das die Sonne bewohnt war. Das ist dir gelungen. Die Beschreibung der Situation auf der Sonne ist dir dann aber wieder etwas zu unspektakulären geraten. Mich hätte außerdem interessiert, warum die Erbauer dieser Sonnenmaschine sie den Erdlingen überlassen wollen.
Dass die fremde Spezies eine ganze Menge irdischer Kolonien aufgebaut hat, beinhaltet einen reizvollen Gedanken, nämlich dass die Sonnenmaschine von den Menschen selbst gebaut wurde (immerhin scheinen die fremden auch Menschen zu sein), doch diesen hast du leider ebenfalls nicht weiterverfolgt.
Die Beschreibung der seltsamen Garage mitsamt des Flugapparates ist dann wieder viel zu lang.
Schließlich wollen die drei flüchten, die Häscher sollen sie aber daran hindern. Es kommt zu einer langweiligen Verfolgungsjagd, bei der sogar einer der drei sein Leben lässt, doch 7 endet damit, dass die beiden Übrigen ohne weiteres entkommen. Warum eigentlich? Einerseits töten sie einen der Drei, doch anscheinend ist die Verhinderung ihrer Flucht nicht wichtig genug, denn die Verfolger spielen scheinbar mittendrin Karten, Rauchen eine, oder müssen noch Wäsche waschen und lassen sie ziehen. Das erscheint mir nicht ganz logisch.

Du begibst dich mit der Geschichte auf das anspruchsvolle Gebiet der Hard-Sciencefiction, kannst die darin gängigen Gepflogenheiten aber kaum erfüllen. Die Ausführlichkeit vieler Abschnitte ist für eine Kurzgeschichte auch nicht wirklich geeignet. der Plot ist hübscher 50er oder 60er Trash, aus dem du vieles hättest machen können. Mit einer kleinen Prise Ironie wäre aus dem ganzen womöglich auch ein Knaller geworden, doch so hast du leider nicht überzeugt.

Deine Geschichte zu lesen, war für mich aber trotzdem keine vertane Zeit.

Viele Grüße,
Georg

 

Hallo Georg,

Etwas verspätet möchte ich nochmal auf deine Kritik reagieren.

Es handelt sich hierbei um meine zweite Geschichte. Ich war mit der handwerklichen Ausgestaltung damals schlichtweg überfordert. Zunächst hatte ich mir den Plot ausgedacht, ihn in Passagen zerlegt (Feststellung und Konferenz auf der Erde, Flug zur Sonne, Geschehnisse auf der Sonne usw.) und dann versucht, alle Passagen zu schreiben. An den Leser habe ich nur insoweit gedacht, als ich verstehbar formulieren wollte. Gedanken über vom Leser erwartete Erzählschwerpunkte habe ich mir zum Beispiel überhaupt nicht gemacht. Am Ende baute ich dann die Verfolgungsjagd ein, um es spannender zu machen. Ich glaube allerdings, dass ich schon mit dem Umfang der Geschichte überfordert war.

Heute denke ich, dass es sinnvoller ist, erstmal kürzere Geschichten zu schreiben, weil die überschaubarer sind.

 

Hi Däggo,

hätte ich die Geschichte in den 40ern oder 50ern des letzten Jahrhunderts gelesen, hätte sie mir richtig Spaß gemacht und vielleicht hätte sie auch Chancen gehabt, verfilmt zu werden. Allerdings hätte die Idee wohl auch nur in dieser Zeit eine Chance gehabt, zu funktionieren.

Da ich sie aber heute lese, ist der Spaß wie weggeblasen. Du kümmerst dich nicht um technische oder wissenschaftliche Erkenntnisse wie die Spektralanalyse oder darum, dass es verdammt kalt werden würde, wenn die Sonne auch nur Zeitweise ausfallen würde.
Während des Lesens hatte ich oft das Gefühl, als würdest du anstatt einer Geschichte einen Bericht schreiben in dem steht, wer was wann gemacht hat, und da fehlt mir dann zu viel.

Irgendwie scheint es mir, dass du noch nicht sehr viele Geschichten geschrieben hast. Also: Weitermachen.

CU,
Teja

 

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