So oder so
Am hellen Tag. Die Bar ist leer, ein Mann alleine am Tresen.
Noch ein Bier, eines. Ein Bier, ja? Das Erdbeben im Bauch tobt. Schnell wieder der erste große Schluck, zwei, drei kleinere danach, schnell. Dann wieder. Ein Bier, ja? Ein paar Zeitungen. Nachrichten vom Gestern darin, vom Vergangenen. Staub darauf.
Den Wunsch geäußert, wieder und wieder. Nun also gewünschte Wirklichkeit im falschen Augenblick. Für ihn. Sie sagt nichts. Hört nur, was er jetzt dazu zu sagen hat. Wie er es sagt. Vergleicht mit frühen Worten. Früher von ihm aus dem Bauch heraus. Jetzt in ihrem Bauch. Nun nicht mehr gewollt wie doch Jahre gewünscht gewesen?
Wünsche schon jenseits. Ein Sieg des Alltags? Nein. Da blieb doch was. Wie sie ihn beobachtet hatte den ganzen langen Abend, der doch zu kurz wurde mit dem Morgen, den keiner so schnell wollte.
Kein Druck, sagte sie. Wir haben noch zwei Wochen. Er: Das ist nicht viel und doch.....
Doch bleibt uns die Zeit, sagte sie. So oder so. Ich hatte das alles schon. Aber wenn du.....
Das war keine Träne, verstohlen, schon im Mundwinkel, dachte er.
Sie fuhren doch.
Ein Bier, ja? Hilflosigkeit am Tresen. Sie sagte: Hol mich in drei Stunden.
Er hat die erste abgesessen. Arche Noah heißt die Bar. Nein, nicht so, doch für ihn genau das.
Er möchte ihre Hand halten. Geplatzte Äderchen auf den Wangen des Wirtes. Keine Fragen.
Kinder lachen in einer Welt am Ende der Bar.
Am Ende der Bar ist die Zukunft begraben.
Ein Kreuz. Eine kleine Hand winkt und winkt und winkt. Abschied? Oder so: Hilfe, ich ertrinke. Bist es du, Vater? Lass’ das Bier stehen und hol’ mich. Mutter würde es schon richtig finden. Sie braucht dein Zeichen, hat selbst so wenig Kraft. Du kennst sie. Sie möchte doch. Sie braucht ein Zeichen. Ein Zeichen, Vater, eines nur. Ich hätte was von der Sonne draußen. Es ist gleich schwarz hier. Es wird kälter. Spring, Vater, spring jetzt. In deinen Armen könnte ich später einschlafen!
Er kann nicht vom Hocker ins Wasser hechten, retten, was zu retten ist. Das Boot schwankt und vor der Tiefe graut ihm. Also drinnen bleiben und auch winken. Hallo, du dort, Kleines, ja, meine Arme wären es gewesen. Sieh mich an, einmal noch. Wie zart deine Finger sind. Dein Urvertrauen. Ich bin dabei es zu demontieren, auszulöschen. Geht gut mit Bier. Geht wirklich gut damit. Frische Blumen, bitte, Herr Wirt, dort ans Ende der Bar. Dort ersäuft mein Kind. Sehen Sie? Sehen Sie die kleine Hand winken?
Er trinkt alleine um die Wette. Niemand ist da. Er hat gerade noch zwei Stunden. Wird das Licht in ihren Augen erloschen sein, wenn sie in seinen Wagen steigt? Er wird dann betrunken sein. Es nicht erkennen können. Besser so.
Geht denn das alles?
Aus. Nein. So nicht.
Zahlen, schreit er, wirft Geldmünzen, viel zu viele, auf den Tresen. Kein Stau, bitte, kein Stau.
Die Fahrt gegen die Zeit. Gleich einem Videospiel. Das Lenkrad längst Joystick und letzter Ausweg. Links, rechts, er donnert quer durch die Stadt, biegt ein.
Jetzt, da. Der Parkplatz. Schon zu spät das alles? Rauf, schnell. Zwei Stufen, drei Stufen auf einmal, er fliegt. Er stößt die Glastüre auf.....
Sie sitzt noch im Warteraum. Bebende Lippen. Gerade noch, denkt er. Gerade noch.
Ich habe auf dich gewartet, sagt sie.
Ich sagte wir haben noch zwei Wochen, so oder so.
Lass uns ins Grüne fahren. Ich habe unbändige Lust die Sonne zu sehen.
Am Ende des Ganges hat eine kleine Hand gewunken. Ich dachte an Glück dabei. Die Kälte hier.
Lass uns raus, weit fort in den Tag.