Hi!
So, jetzt nochmal was zum Text selbst:
Mit dem konnte ich mich nämlich gar nicht anfreunden. Die Aussage erscheint mit plakativ, unerflektiert und in meinen Augen ist das Ganze auch untreffend.
Deine gesamte Kindheit sitzt du in der Schule und paukst für gute Noten.
Ich bin 21, kann mich daher noch ziemlich gut an meine Kindheit erinnern. Und auf mich trifft dieser Satz überhaupt nicht zu. Wenn ich mich zurück erinnere, denke ich an meine Freunde mit denen ich in der Schule und in der Freizeit gespielt habe, an schöne Ferien, die ich je nach Wetter im Schwimmbad oder mit Lesen, Malen, Spielen verbracht habe, usw.
Klar gab es auch in meiner Kindheit beschissene Tage, aber die können die schönen Dinge nicht verdrängen.
Freude und Trauer wechseln sich ab. Probleme in der Schule, mit den Eltern, mit Freunden sind Alltag.
Klar gibt es immer Probleme, besonders in der Pubertät.
Aber als Alltag möchte ich das nicht bezeichnen.
aber biologisch gesehen hattest du die Hälfte deines Lebens mit deinem achtzehnten Geburtstag erreicht
Warum ist mit 18 die Hälfte des Lebens schon vorbei?
Und wofür hast du dann gelebt?
Für all das was Du kurz erwähnst: Für meine Liebe, für meine Kinder, ...
Das ist doch einiges, oder? Jeder Mensch hat doch seinen persönlichen Lebensinhalt, seine individuellen Ziele. Wenn jemand für seine Karriere lebt und dadurch erfüllt ist, ist es doch okay. Andere leben mit und für ihre Tiere, wieder Andere haben Kunst als Lebensinhalt.
Aber es gibt ein besseres Wort, das den Nagel auf den Kopf trifft: Sklaverei!
Warum Sklaverei? Wer oder was versklavt mich?
Eindeutig das Schlagwort dieses Textes, aber trotzdem finde ich keine einleuchtende Erklärung darauf. Klar, Du hast kurz alles mögliche angeschnitten, aber für mich kommt es nicht raus.
Ich will nicht sagen, dass Deine Story falsch ist, denn Dein subjektives Empfinden ist immer richtig. Aber ich kann damit gar nichts anfangen.
Vor allem für diese Rubrik ist mir das ganze zu flach ausgefallen. Besonders neue Erkenntnisse sind das nicht, denn jeder, der schlecht drauf ist, denkt wohl so. Und genau so fehlen mir irgendwelche Erkenntnisse, die ich aus diesem Text schließen kann. Ja toll, das Leben ist scheiße - und nu? Am Besten gleich umbringen?
Ich fände es viel interessanter, wenn Du aufzeigen würdest wie ich nicht "versklavt" werde. Oder wie ich meine Fesseln sprengen kann.
Für Dich wäre es doch sicher auch eine Herausforderung den Text so zu gestalten, oder?
Und wenn Du die Aussage so lassen möchtest, was ja auch okay ist, dann versuche doch das Ganze wirklich einleuchtend zu erklären. Dann zeig durch unwiderlegbare Beispiele auf warum das Leben sinnlos ist, überzeug mich als Deinen Leser.
Für mich ist das so ein "Glas halbvoll, halbleer-Text". Der eine ärgert sich, dass es regnet, der Andere freut sich über den Regenbogen.
In meiner Freizeit betreue ich einen Jungen, der autistisch ist. Einmal war ich völlig genervt, weil wir unbedingt zu einem Termin mussten und er für jeden Meter zehn Minuten gebraucht hat. Als ich ihn gerade anmeckern wollte, begann er laut zu lachen. Warum? Wir standen an einer Hecke und er hatte eine Blüte entdeckt, die er anscheinend ziemlich schön fand.
Ugh