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Skizze lll c / stirb, bürgerliche Konsenskultur!

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15.03.2008
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Skizze lll c / stirb, bürgerliche Konsenskultur!

a​

Alex erlaubt sich kein Blinzeln, als Joker aus dem Schatten tritt. Auch Hartlieb bemerkt die neue Präsenz nicht. Er ist äußerst konzentriert, hockt auf dem Boden und wiegt teures Pulver. Spricht laut mit, was die Digital-Waage anzeigt, während er Weißes in das Baggy streut – vierundzwanzig Komma neun, fünfundzwanzig Komma drei. Er schaltet die Waage aus und knipselt die Tüte zu. Der Überschuss sei Bonus, sagt Hartlieb in hochmütigem Ton. Als hielte er Alex für einen Vorstadtjungen, den abzuziehen leicht ist. Dem man dabei sogar glauben machen kann, ein gutes Geschäft gemacht und eine Vorzugsbehandlung erhalten zu haben. So seh ich aus, weiß Alex. Und lächelt. Und das Lächeln ist das Signal.
Schnelle schwere Schritte. Springerstiefel wirbeln Schutt auf. Hartlieb dreht den Kopf mit einem Ruck. Vielleicht ahnt er Jokers Steinfaust, bevor sie sein Gesicht trifft und ihn halb zu Boden schlägt. Er stützt sich automatisch mit den Händen ab. Und bildet somit unwillkürlich eine Figur, die man Brücke nennt. Rika wirbelt herein: klein und schmächtig – schwungvoll tritt sie in seine Rippen. Hartlieb keucht, was Rika anzuspornen scheint. Wieder und wieder tritt sie auf die gleiche Stelle, voller Elan, bis zum nächsten Geräusch, ein trockenes Knacken.
Rippenbruch. Hämisch verziehen sich Rikas Mundwinkel unter der Sturmmaske. Und fröhlich geht es weiter, mit einer Wut, als hätte sie eine persönliche Rechnung zu begleichen. Bis Hartlieb in einem Schleier von Schmerz zu Boden geht. "Ha!", ruft sie.
Er zieht sich wimmernd in die Embryonalhaltung zurück. Rika tritt gegen die schützenden Arme, versucht, seinen Kopf zu treffen. Alex nickt Joker zu. Der macht zwei Schritte, greift unter ihre Achseln und hebt sie weg.

Alex nimmt das Tütchen, durchsucht die Taschen des Tickers und zieht ein Scheinbündel raus, das Smartphone, einen Geldbeutel und die Ringe vom Finger. Er zieht Akku und Karte aus dem Telefon, die Papiere aus dem Portemonnaie - und steckt alles zusammen in die Innentasche von Hartliebs weißer Daunenjacke. Einer der Modeunfälle, die in gewissen Kreisen freiwillig herbeigeführt werden, weil die harten Jungs drüben in den Slums von Baltimore so was trugen.
Der Kragen färbt sich blutrot wegen eines Rinnsals, das aus der Nase läuft. Es ist nur ein Rinnsal, denkt Alex. "Nur ein Rinnsal", sagt er, widerstrebt dem Impuls, dem Verletzten über den Kopf zu streicheln, legt aber die zerschlagene Brille in seine Hand. Der zuckt bei der Berührung zusammen und beginnt wieder zu wimmern. "Es ist vorbei", sagt Alex leise, tröstend.

Sie verlassen zügig das verlassene Wachgebäude, das als einsamer Vorposten noch am Rand des Lichtkegels einer Straßenlaterne steht. Rika dreht sich schnell um - weiter hinten auf dem Gelände ragen drohend die massigen Umrisse der backsteinernen Papierfabrik auf. Alex umfasst Rikas Schulter und zieht sie dicht heran. "Niemals zurücksehen!"
Rika reißt sich impulsiv los, Wut in ihren Zügen. Sieht weg und schweigt.
Links grenzt einer der vielen Seen an das ehemalige Gewerbegebiet. Sie nehmen die Masken ab. Rikas Blick in einen Handspiegel. Sie richtet ihr Haar, zupft hier und da herum, zieht ihre Lippen mit einem Labello nach. Joker sagt, dass es Zeit sei für den nächsten Termin.

In zwanzig Minuten im Hochhausgebiet Nord. Eine der Satellitenstädte, die zu Zeiten des Regimes als Glück des Arbeiters entworfen wurde. Gesichtsloser Zehnstöcker reiht sich an gesichtslosen Zehnstöcker. Vierzig Jahre alte Fassaden, von denen der Putz abbröckelt. Einzige optische Auflockerung sind rostige Balkone. Abwechselnd in verblichenem türkis oder rot, den Farben ihrer löchrigen Plastikverkleidungen. Die sozialistische Diktatur lässt schön grüßen. Einstige Arbeiterschließfächer, nunmehr Brutkästen verlorener Generationen.

Und aus dieser Brut eine, Patricia, geht durch zugetaggte Flure, fährt nach unten, mit dem Aufzug, der Urin und kalten Rauch atmet. Schleicht aus dem versifften Aufgang. Würgt mit dem Schritt durch die Haustür ordentlich Qualster hoch, den sie nach rechts spuckt, wo sich in einer Lache der Rotz der hier Hausenden sammelt. Sie stülpt die Kapuze über das fettige Haar, vergräbt die Hände in den Taschen und neigt den Kopf, während sie am Wegrand entlang hastet, das Gesicht im Schatten verborgen.

"Wenn wir ein Auto hätten, wären wir locker in der Zeit da", sagt Rika.
"Überleg, wie wir es ohne Auto in der Zeit schaffen", erwidert Alex und biegt in eine kleine Stichstraße ein, die zum Bahnhof führt. Er weiß, wie sie es in der Zeit schaffen werden, aber so hat die kleine Nörglerin etwas, das ihren unsteten und unzufriedenen Geist beschäftigt. Er hatte ihr gesagt, warum sie nicht mit der Karre unterwegs sind.
Fünf gelbe Mercedesse stehen in Reihe vor dem repräsentativen Bahnhofsgebäude.
Alex steigt vorne in das erste Taxi und bietet dem Fahrer einen Bonus, wenn der in einer bestimmten Zeit in der (ehemaligen) Leninstraße ankäme. Mit in den Kurven quietschenden Reifen durchfahren sie ein Viertel voller Backsteinbauten und danach eins mit schicken Gründerzeitfassaden, bevor die mächtigen Vierecke in Sicht kommen, die ihr Zielviertel dominieren.
Alex stellt das Radio wieder aus, das der Fahrer anschaltete. Kein Kommentar.
Schon in Sichtweite, stehen sie unangenehm lange vor der Ampel einer Baustelle, wegen der sich die Straße auf eine Spur verengt. Alex hasst das Gefühl des Zuspätkommens. Er überlegt, eine SMS zu schicken: Dass ihre Ankunft sich um zehn Minuten verzögert. Und ist froh, als sie fünf Minuten vor Treffzeit ankommen, dass er nicht geschrieben hat. Nach Möglichkeit keine Änderungen. Jede Änderung führt zum Nachdenken. Nachdenken macht misstrauisch. Misstrauische Beute ist schon fast auf der Flucht.

b​

Alex, allein am vereinbarten Treffpunkt ein - zwei Minuten vor der Zeit. Er setzt sich auf die Lehne, stellt die Füße auf die Sitzfläche der Bank und steckt sich eine an. Kühl, die Nachtluft des jungen Sommers. Gierig saugt er an der Kippe. Sein Körper braucht das Gift nicht, aber es schmeckt so gut, wenn Adrenalin durch die Adern rauscht. Prüfend betrachtet er seine qualmende Hand und gestattet sich ein Lächeln. Nicht das geringste Zittern.
Und er denkt, ein Grund, weswegen ich mein Geschäft schätze, ist allseitige Pünktlichkeit. Der Sekundenzeiger klettert das letzte Drittel der letzten Minute vor Null empor. Eine Silhouette öffnet das quietschende Tor am anderen Ende des nächtlich verlassenen Spielplatzes - das muss sie sein. Die Glühbirnen der Laterne sind schon länger nicht mehr ersetzt worden. Hier ist alles Umriss und Möglichkeit und Verzerrung, vage Formen einer Schattenwelt, die nichts gemein hat mit der Welt des Tages, der Sphäre von Kinderspiel und -lachen. Selbst Alex, der weiß, wer sich dort oben, auf einem Klettergerüst, befinden muss, ist nicht sicher, welche Schatten von leblosen und welche von belebten Objekten geworfen werden. Dafür erweist sich die Identität der Silhouette - Patricia tritt aus der Nacht. Vermummt und zu Boden blickend. Alex schürzt die Lippen. Sie glaubt geheimnisvoll, gefährlich zu wirken, doch es sieht aus, als träfe man sich mit einem schüchternen Kind in Gestalt einer Frau. Joker meinte, auf die wäre kein Verlass, die will nur spielen, da wäre nichts zu holen. Doch Alex setzt auf seine Spürnase, die ihm sagt, auf Personen wie Patricia ist Verlass.
Die verpassen keine Chance, Geld zu verdienen. Sklaven des Geldes. Obwohl sie die Freiheit ständig auf den Lippen führen, verpackt in den dumpfen Dominanz-Drang der Underdogs, sind sie unfrei wie nur wenige.
Er widmet ihr ein schmales Lächeln, das seine Augen nicht erreicht. Was sie nicht registriert, da sie ihn nicht ansieht. Nervös glotzt sie in der Gegend umher, zündet sich selbst eine an. Ihre Finger zittern. Wenn ich sie wäre, denkt Alex, und ich hätte mich so wenig unter Kontrolle, dann würde ich das zu verbergen versuchen.
Gerade hier, wo make-believe so viel zählt. "Hast du das Geld?", fragt sie. Alex nickt. "Erst das Pulver", sagt er. Sie greift in ihre Ed-Hardy-Jacke, und reicht ihm einen Plastikbeutel, der doppelt zugeknotet ist. "Was soll ich damit?", fragt er. "Blind kaufen? Aufknoten?"
"Geld her", sagt sie und streckt ihre Hand aus. Er lacht. Wie ein böses Kind sieht er aus, mit seinem Milchbubigesicht, wenn er so lacht. Ihr Gesicht verfärbt sich, als sie hektisch Worte aneinanderzureihen beginnt, die zwischen Beschimpfung und Flehen pendeln. Sie wirft die Kippe weg, geht einen Schritt auf ihn zu, greift nach den offenen Enden seiner Jacke und schüttelt Alex, was er lachend zulässt, bis ihre fahrigen Finger nach den Innentaschen tasten. Er spannt den ganzen Körper, verschränkt seine Hände und stößt mit einem Schwung, in dem sich alle Spannung entlädt, die Handflächen gegen ihren Solar Plexus. Nach Luft japsend taumelt sie zurück. "Hör mal, Pat", sagt er. "Willst du mich verarschen oder was? Was ist das für ne Nummer hier?" Sie hustet und holt schluchzend Luft. Alex reißt den Beutel auf und taucht eine angeleckte Fingerspitze in das Pulver. Zucker. Wie wenig Mühe die sich gegeben hat, denkt er. Falsche Zielperson, ich habe auf die falsche gesetzt. Er spürt eine überdrehte Note in dem Gefühlsgemisch aus Amusement und Enttäuschung, einen Hauch Wahnsinn, und diszipliniert sich, um nicht freizudrehen.
Er überlegt, ob man aus ihrer Wohnung Wertsachen wegschleppen könnte, sich schadlos halten für den Zeitaufwand. Doch nein. Sperrige Dinge. Wie sie abtransportieren? Dann müssen sie vertickt werden. So viele Gelegenheiten, gesehen zu werden. Pat könnte auf die unrühmliche Idee kommen, wild um Hilfe zu schreien. Und so weiter. Zu schmutzig, zu kompliziert. Alex pfeift und tritt auf Patricia zu, packt sie am Genick, drückt ihren Arm fest gegen ihren Körper und drängt sie zur Bank. Joker und Rika springen vom Klettergerüst auf den weichen Sand.
"Faker?", Jokers Frage mit dem Charakter einer Feststellung. Alex zuckt die Achseln. "Hab ich gesagt, die Schlampe kriegt kein Geschäft auf die Reihe?" - Rika spuckt aus. Alex hasst das, Fragen, die offensichtlich keine Antwort erwarten. Verkneift sich, dass sie ihre Selbstgespräche im Stillen führen sollen.
"Was jetzt?", fragt Joker. "Laufen lassen?"
"Kaputt machen", sagt Rika.
"Laufen lassen", entscheidet Alex und lockert den Griff ein bisschen. Er flüstert Patricia etwas ins Ohr, und sieht sie weglaufen, taumelnd zuerst, ohne einen Blick zurück zu werfen.
"Siehst du", sagt er zu Rika. "So wird das gemacht. Nicht zurück blicken."
Sie macht ein Verachtungsgeräusch – darin ist sie Meisterin. Alex ist überzeugt, das war nach ihrer Geburt der erste Ton aus ihrem Mund. Und ihr erstes Wort nicht Ma-ma oder Pa-pa, sondern Bi-atch. Trotzdem, denkt er, sie hat auch andere Seiten.
Die muss man nehmen, wie sie ist. Eine von denen, die ihre Lebensenergie aus Hass und Verachtung ziehen. Und dazu ein geiles Stück, die weiß, wie sie Männer dazu bringt, Hirn- gegen Schwanzbetrieb zu tauschen. Ihre katzenhafte Anmut und Verspieltheit - dazu das Faszinosum offenherziger Grausamkeit, die kindlich-naive Note. Nur in den wenigen stillen Minuten nach dem Akt gezähmt, wenn ihr Gesicht an der Brust des Liebhabers lehnt und sie mit klarblauen Augen, ohne zu blinzeln, in die Ferne eines inneren Asyls blickt, vielleicht dem verschwindenden Gefühl des Miteinanderseins hinterherspürend. Die letzten Gedanken fliegen Alex zu und sorgen mit dem Seitenblick auf ihre schlanke Gestalt und dem Klang ihres beschleunigten Atems für eine heftige Augenblickserregung, die ihm fast die Knie wegschlägt, während sie schnell an der vierspurigen Straße entlanggehen, zu der Tankstelle, wohin Joker das Taxi bestellte.

c​

Kurz nach Mitternacht sind sie zurück. Stehen vor dem 'Night & Day' um einen Tisch, den sie ein Stück beiseite gerückt haben. Stehen so in der Runde, dass niemand auf die Idee kommt, sich dazu zu stellen. Vor sich die belebte Fläche des nächtlichen Platzes, die verschiedenen Zonen dieses Mikrokosmos.
Sie trinken Bier und teilen auf, was sie abgezogen haben. Drei Aktionen, von denen zwei befriedigende Ergebnisse zeitigten. Rika schenkt Alex ein Lächeln, das ganz warm ist vor Zuneigung und Versprechen. Joker starrt auf seine Flossen und tut, als bemerke er nichts von diesem Blickfick. Sie gehört ihm nicht, das sagt er sich immer wieder. Joker bereitet sich täglich auf den Moment vor, in dem er sie verlieren wird, denn halten kann er sie nicht, das ist klar. Alex müsste sich nicht mal nach ihr strecken, es reichte, die Arme auszubreiten. Und sie würde sich hineinwerfen. Momentan sind Alex' Hände und also die Arme damit beschäftigt, Scheine und Smartphones rumzureichen, jeder bekommt seinen Anteil.

Nicht wie Scheiß-Robin-Hood, sagte Alex einmal, aber so, dass jeder hier zufrieden nach Hause gehen kann. Den Schmuck des zweiten Tickers bekommt Rika. "Alles klar?", fragt er abschließend. Und weiß schon wegen des sanften Glanzes in den Augen seiner stick-up-kids, dass alles klar ist. Die Frage nur eine verdeckte Abschiedsformel.
Man nickt sich zu oder gibt sich die Hand oder einen Check, oder sogar die Ghettofaust, was in Alex Augen natürlich nur die ironische GF sein kann, aber wer weiß, ob der andere seine Fingerknöchel nicht in vollem Effekt auf die des Gegenübers drückt. Und wen interessiert das schon.
Freitagnachts im Bahnhofsviertel, das trotz der rasant verlaufenden Gentrifizierung aufgeheizt ist mit Erwartungen von Nachtschwärmern und Bohemiens, Pushern und Junks, Nutten und Freiern. Same old, same old. Wo es alles begehrenswerte in Überfülle gibt, wenn das nötige Kleingeld sich in den Taschen zusammenrollt.
Und sie streben auseinander, und jeder hat andere Ideen für die nun folgende Zeit, und doch teilen sie die knisternde Atmosphäre, das Gefühl allgemeiner Erwartungen und Begierden, und sie steigen auf ihnen wie Drachen auf Luftströmungen, und sie lassen sich treiben, gleiten dahin, offen für alles und über den Dingen schwebend, in immer höhere Gefilde, bis zu dem Bewusstsein, unverletzlich zu sein, sakrosankt, und dass die Nacht ihnen gehört.

 

Hallo Kubus,
das ist eine richtig gute story. Gefällt mir sehr!
Eine schöne Sprache, die die kaputte Szenerie dieser Stadt in eigenartigen, atmosphärischen Bildern beschreibt. Zerstörte/Gestörte Typen, die in einem Ausschnitt ihres Lebens geschildert werden, der zum Schluss wie festgefroren wirkt.
Erinnert mich, obwohl es wirklich nichts damit zu tun hat, an den Film Clockwork orange.

Ich schreib dir morgen noch mehr, wollte dir nur eine allererste Rückmeldung geben. Hat mich sehr beeindruckt.
Liebe Grüße
Novak

 

Hallo Novak,

he, das freut mich sehr.

deine Assoziation kann daran liegen, dass der Prot Alex heißt?
tatsächlich war die Atmosphäre große Inspiration: bei mir hier hängt sogar eine Collage an der Wand - 13 Einzelbilder, die alle Alex zeigen. ich musste auch beim Schreiben an die Geschichte denken ... freut mich, dass das so ein bisschen durchkommt, auch wenn es natürlich hier ganz anders ist, wie du schreibst.
obwohl ich eine Gemeinsamkeit schon sehe, sogar eine sehr bestimmende und seltene, die aber wegen ihres abstrakten Charakters nicht offensichtlich ist.

der zum Schluss wie festgefroren wirkt.

wie festgefroren ...

Liebe Grüße
Kubus

 

Immer dem Neuen aufgeschlossen – zumindest bild ich’s mir ein,

lieber Kubus,

stehe ich in dieser Endzeitstudie (da kann ich nun nicht mehr dran vorbei) mit Schleichwerbung vor einem Substantiv englischem Migrationshintergrunds, das ich dort aber nur als Adjektiv kenne: was zum Teufel wäre ein

Baggy,
das meine armseliges Word 2003 partout und erstaunlich hartnäckig zum Buggy umwidmen will …, wenn ich baggy schon als ausgebeult / bauschig kenne? Und bevor ich mich weiter auslasse – Word kringelt gar nicht so häufig und außer einigen eigenwilligen Kommata hat meine gefräßige Kleinkrämerseele noch nix gesichtet – zwei, drei weitere Kurzanfragen:
Der Überschuss sei Bonus, sagt er, in hochmütigem Ton.
Ein entbehrliches Komma, wie ich finde … das dann hier eingesetzt werden kann
Schnelle[,] schwere Schritte.

Verwechselung von aktiv und passiv
Und bildet somit unwillkürlich eine Figur, die sich Brücke nennt.
Geht das, dass eine Figur sich selbst benennt? Wird sie nicht vielmehr benannt - und sei's nur wie im richtigen Leben durch ihren Erzeuger?

Und ein behindertes Lob

Als hielte er Alex für einen Vorstadtjungen, den abzuziehen leicht ist.
Freut mich am Anfang die Konjuktivbildung, so vermiss ich sie im zwoten Teil.
… , den abzuziehen leicht [wäre /schwächer: sei].

Wenn Novak schon A Clockwork Orange nennt, so sei auch zur Verfilmung von 1971 eine kurze Bemerkung erlaubt. Die Diskussion zur Ästhetik Kubricks fand sich damals zwischen Verriss (billige Effekthascherei) bis zum höchsten Lob, dem dann eigentlich zugestimmt werden muss, wenn man die Herkunft aus der Feder Burgess’ berücksichtigt, der eher das Groteske incl. Komik zeigt und schwarzen Humor pflegt, dass in Sachen Kubrick eher von einer Distanzierung von Gewalt durch deren Darstellung auszugehen ist. Aus meiner Sicht ist der Film nach 40 Jahren aktueller als zur Entstehungszeit (der Roman kam 1962 heraus und erschien erst 1972 auf deutsch), nach der Deregulierung der Welt seit Reagan & Thatcher bis hin zur Agenda 2010.

Jetzt gibt's einen Wäschetrockner dem jenigen, der herausliest auf wessen Seite ich steh hier vor Ort und bei den größeren Kollegen, als wir es je sein werden ...

Gruß & schönes Wochenende vom

Friedel,
der sicherlich noch mal vorbeischaut

 

Hallo Kubus

Meine Abreise in den Süden hat sich aufgrund höherer Gewalt um einige Stunden verschoben, sodass ich mir nun die Zeit nahm, deine Geschichte zu lesen. Mein wie immer netter aber ehrlicher Kommentar:

Der Einstieg ist schnell, szenisch hart, und erfordert von mir als Leser hohe Konzentration in dieser Action bildlich den Durchblick zu bewahren. Auch die Figuren, die plötzlich auftreten, machen diesen Teil rasant, als ob ein Film abläuft.

Sein Körper braucht das Gift nicht, aber es schmeckt so gut, wenn Adrenalin durch die Adern rauscht.

Adrenalinschub durch eine Kippe? Dies überzeugt mich nicht. Die Anspannung durch die Situation oder dergleichen wäre mir da glaubwürdiger.

Ich kenne mich da nicht aus in dieser Szene, es macht mir aber einen durchaus treffenden Eindruck, wie sich dies abspielt. Vom Ablauf her ist es einfach gestrickt, aber spannend geschrieben. Aufgefallen sind mir zwischendrin noch abgehackte Sätze, doch könnte dies der Szenensprache entsprechen.

Also von meiner Seite her kann ich nur sagen, gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
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Hallo Kubus,

eigentlich wollte ich schon lange die Fortsetzung meines ersten Eindrucks schreiben. Heute habe ich dann gesehen, dass es hübsch säuberlich in einem Ordner liegt und darauf wartet, eingestellt zu werden.

Zur Geschichte:

Klar, da hätte ich mal selbst drauf kommen können, der Protagonist heißt Alex. Aber es ist ja nicht nur der Name, sondern der funktioniert eben in der Kombination mit dem plötzlichen Ausbruch der Gewalt in der ersten Szene
Jetzt, wo du gesagt hast, dass Anklänge an clockwork orange gewollt sind, glaubt man natürlich, überall etwas zu entdecken.

Ob das die Springerstiefel sind, die auf Hartliebs weiße Jacke eintreten, meines Wissens (hab natürlich gegoogelt, es aber schon wieder vergessen) schmücken sich rechte Jugendgruppen mit Emblemen oder sogar dem Namen der Droogs. Oder Hartliebs weiße Daunenjacke, der Kultfarbe der Droogs. Irgendwie makaber auch, dass die Nachfolger (Springerstiefel als typisch rechtsextreme Kleidung) sozusagen einen Abdruck auf der weißen Jacke hinterlassen. Ähnlich dem „Die Revolution frisst ihre Kinder“. Ist von der Bedeutung her sicherlich überinterpretiert, aber macht trotzdem Spaß, solche Ähnlichkeiten zu entdecken.
Später auch noch die zerbrochene Brille. An diese Stelle des Films kann ich mich noch genau erinnern, ich sehe sie noch vor mir, ohne dass ich wüsste, wem von Alex Opfern sie überhaupt gehörte. Sie war so ein Symbol für den Gewaltexzess. Und hier legt der Protagonist Alex sie dem verletzten Hartlieb zurück in die Hand und kann sich gerade noch davor zurückhalten, ihm über die Haare zu streicheln. Gerade diese Stelle hat mich sehr berührt, weil sie so aus dem Rahmen fiel. Ja, alles ändert sich. Der Oberdroog ist weich geworden.


Zu den Charakteren:

Rika

Rika sieht darin nur Gegenwehr, als sie hereinwirbelt: klein, schmächtig, aber auch aufschäumend – schwungvoll, der Tritt in seine Rippen. … ein unwillkürliches Keuchen von Hartlieb, das Rika anzuspornen scheint. Sie tritt wieder und wieder auf die gleiche Stelle, voller Elan, bis das nächste Geräusch den Erfolg ihrer Bemühungen anzeigt. … Hämisch verziehen sich Rikas Mundwinkel, den Blicken der anderen entzogen, unter der Sturmmaske. Sie verändert den Winkel ihrer Tritte, stampft von oben auf seinen Rippenkasten, mit einer Wut, als hätte sie eine persönliche Rechnung zu begleichen. Bis Hartlieb in einem Schleier von Schmerz zu Boden geht. "Ha!", ruft sie.

Nörgeldingens: Das "Ha!" hätte es für mich nicht gebraucht, ich fand sie schon vorher deutlich genug gezeichnet. Das "Ha" wirkt irgendwie kindlich. Aber vielleicht wolltest du das ja gerade.
Eine merkwürdige Frau ist sie. Man könnte fast sagen, dass diese Gewaltorgie in Menschengestalt Klischee ist, aber leider musste ich schon selbst erleben, dass Leute tatsächlich so in einen Dresch-Rausch gerieten, dass sie wie entfesselt waren. Rika scheint eine Frau zu sein, die so zugerichtet ist, dass sie jede Regung eines anderen Menschen als Gegenwehr empfindet, auf die sie los muss, eindreschen muss. Und dabei hat sie etwas sehr Kindliches, was du später ja auch explizit so benennst. Alle Hemmungen in ihr funktionieren nicht mehr. So dass sie von ihren eigenen Bandenmitgliedern kontrolliert und zurückgehalten werden muss, sonst hätte sie nicht mehr aufgehört zu schlagen.
Auch immer wieder die kaum verborgene Wut in ihr, die jederzeit auflodert, wenn irgendwas nicht so ist, wie sie es sich vorstellt.

Nur in den wenigen stillen Minuten nach dem Akt gezähmt, wenn ihr Gesicht an der Brust des Liebhabers lehnt und sie mit klarblauen Augen, ohne zu blinzeln, in die Ferne eines inneren Asyls blickt, vielleicht dem verschwindenden Gefühl des Miteinanderseins hinterherspürend.

Das finde ich schön, macht Rika vielschichtiger. Verletzlicher.
Und auch, dass Alex davon angesprochen wird, er für einen Moment erregt ist, durch die Vorstellung, mit ihr zusammen zu sein, das ist gut.

Alex:

Alex dagegen wirkt sehr überlegt, souverän, kontrolliert. Aber er empfindet Mitleid, wie man hier sieht:

Es ist nur ein Rinnsal, denkt Alex. "Nur ein Rinnsal", sagt er, widerstrebt dem Impuls, dem Verletzten über den Kopf zu streicheln, legt aber die zerschlagene Brille in seine Hand. Der zuckt bei der Berührung zusammen und beginnt wieder zu wimmern. "Es ist vorbei", sagt Alex leise, tröstend.

Eine schöne Stelle, zeigt, dass er hart sein will, vielleicht muss, dennoch ganz andere Impulse in sich spürt. So ganz anders als die Modellfigur Alex. Der kann ja nur durch das perverse Umerziehungsprogramm von seiner Agressivität ablassen und wird dann selbst zum Opfer. Der Alex hier empfindet ich echt Mitleid.
Ansonsten wirkt er wie das das Gegenteil von Rika:

Und er denkt, ein Grund, weswegen ich mein Geschäft schätze, ist allseitige Pünktlichkeit.

So überlegt und kontrolliert ist er. Selbst eine SMS wird bis ins Kleinste auf ihre unterschiedlichen Wirkmöglichkeiten untersucht.

Wie wenig Mühe die sich gegeben hat, denkt er. Falsche Zielperson, ich habe auf die falsche gesetzt. Er spürt eine überdrehte Note in dem Gefühlsgemisch aus Amusement und Enttäuschung, einen Hauch Wahnsinn, und diszipliniert sich, um nicht freizudrehen.

Hier wird spürbar, dass Alex Kontrolle nur eine dünne Schicht hat, die sie von dem darunter Liegenden trennt. Darunter ist Schiss, Wahnsinn, irgendwas Abgedrehtes. Überforderung wird spürbar. Auch wenn er danach weiter überlegt, wie er sich dennoch schadlios halten kann und die Situation wieder kühl reflektiert, die gewaltbereite Rika wieder zurückpfeift. Irgendwas in ihm ist brüchig.

"Siehst du", sagt er zu Rika. "So wird das gemacht. Nicht zurück blicken."

Das finde ich schön, das hattest du ja auchvorher schon, das zieht sich gut als Leitmotov für Geschichte und für Alex Person. Ja immer weitermachen, nie nach hinten schauen, nie stehen bleiben. Man könnte sonst sehen, was man hinter sich lässt, es könnte einen zerbrechen.

Deine Charaktere haben mir gefallen, auch wenn sie ein bisschen distanziert bleiben. Ich finde Rika null sympathisch, sie ist für mich eine durchgeknallte Psychopathin, aber sie ist nachvollziehbar und vorstellbar ebenso wie Alex und Joker, der ja nur eine Randfigur ist.


Schöne Stadtbeschreibungen und so:


Sie verlassen zügig das verlassene Wachgebäude, das als einsamer Vorposten noch am Rand des Lichtkegels einer Straßenlaterne steht. … weiter hinten auf dem Gelände ragen drohend die massigen Umrisse der backsteinernen Papierfabrik auf.
Die Gebäude wirken feindlich, nicht wie schützende Behausungen, sondern wie die Feinde der Menschen.

Gesichtsloser Zehnstöcker reiht sich an gesichtslosen Zehnstöcker.
Das ist toll, ich sehe bei diesem Bild immer einen Haufen Hochhäuser, du willst die Anonymität rüberbringen, ich sehe außerdem sofort immer Verfall vor mir, wie braune Zahnstumpen, die aus einem Kiefer herausragen. Ich weiß nicht, wodurch das kommt, ich hab sogar ein paar mal Zahnstöcker gelesen.

Einstige Arbeiterschließfächer, nunmehr Brutkästen verlorener Generationen.

Oh Mann, das klingt wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Auch richtig gute Bilder.

mit dem Aufzug, der Urin und kalten Rauch atmet.

Die Personifizierung hier find ich sehr gut gewählt, ich finde, nur wenige Orte auf der Welt strömen so viel Klaustrophobisches aus wie Aufzüge und Tiefgaragen. Und Aufzüge stinken immer. Mit dem Atmen macht man das nicht nur zu einem Geruch, sondern zu einem entscheidenden Merkmal.

Die kaputtgeschmissenen Glühbirnen der Laterne sind schon länger nicht mehr ersetzt worden. Hier ist alles Umriss und Möglichkeit und Verzerrung, vage Formen einer Schattenwelt, die nichts gemein hat mit der Welt des Tages, der Sphäre von Kinderspiel und -lachen.

Auch eine schöne Stelle, aber das kaputtgeschmissen stört mich, vielleicht zerbrochenen? Sonst gefällt mir die Stelle total gut. Ist wie ein düsterer Film.


Und noch ein paar Nörgler:

Patricias propere Proportionen treten aus der Nacht.

Proper finde ich hier nicht glücklich, da sehe ich immer eine etwas vollschlankere Gestalt, die ganz genau weiß, was sie will. Proper und patent, wie meine Nachbarin Frau Stüdemeier. Den Ausdruck selbst würde ich immer eher in einer humorigen Geschichte suchen statt in so einer düsteren Beschreibung. Wirkt auf mich (noch verstärkt durch die Alliteration) hier unfreiwillig komisch.

Er widmet ihr ein schmales Lächeln, das seine Augen nicht erreicht.
Ihre Finger zittern, und wie.
Wenn ich sie wäre, denkt Alex, und ich hätte mich so wenig unter Kontrolle, dann würde ich das zu verbergen versuchen.
"Geld her", sagt sie und streckt ihre Hand aus. Er lacht, und wie. Wie ein ungezogenes Kind sehe er aus, mit seinem Milchbubigesicht, wenn er so lache.

Da ist es dann wieder das „und wie“. Du hast es als Stilmittel eingesetzt. Man könnte es genau so gut weglassen. Bei nur einmaligem Schreiben hätte ich es als Füllsel gegeißelt, so ist es gewollt. Aber nicht unbedingt von mir geliebt. Es würde mich interessieren, warum du es eingesetzt hast. Auf mich wirkt es, als wolltest du die Szenerie ironisch unterbrechen. Aber aus wessen Sicht soll das geschehen, ich finde es uneinheitlich. Ebenso wie die indirekte Rede danach.

Sie macht ein Verachtungsgeräusch – darin ist sie Meisterin.

Das kannst du nicht schreiben, das klingt kindlich. Was soll man sich denn da vorstellen? Grmmmpffh? Nee, das musst du anders lösen.

Ende

Sie trinken Bier und teilen auf, was sie abgezogen haben. Drei Aktionen, von denen zwei befriedigende Ergebnisse zeitigten. Alex fällt jetzt, in den goldenen Momenten nachlassender Anspannung, auf, an wessen Vokabular und Systematik seine Denke geschult ist, und auch, wie widersprüchlich diese Anlehnungen auf den ersten Blick scheinen.
Er schüttelt den Kopf über sich selbst und lacht.

Das hier hab ich nicht verstanden. Leider. Hab die Geschichte sehr aufmerksam gelesen. Aber ich wurde nicht fündig. Entweder kenne ich deine Anspielung schlicht und einfach nicht oder ich bin zu dusslig, aber das kann ja nicht sein. :schiel:
Also müsstest du es klarer machen. Ist doch logisch oder? :Pfeif:

Rika schenkt ihm ein Lächeln, das ganz warm ist vor Zuneigung und Versprechen. Joker starrt auf seine Flossen und tut, als bemerke er nichts von diesem Blickfick.

Tolles Wort, dieser Blickfick.
Schön finde ich auch, wie du über die Aufteilung der Beute und den Abschied zu dem eher beurteilenden reflektierenden Abschnitt am Schluss überleitest, wenn du hier auf die Brüchigkeit, die Vergänglichkeit dieser Dreierbeziehung verweist. Alles ist nur Moment.

Joker bereitet sich täglich auf den Moment vor, in dem er sie verlieren wird, denn halten kann er sie nicht, das ist klar.

Und dann kommt ja direkt danach die Abschiedformel und dann so eine Art abhebende Reflektion. Ich kam mir beim Lesen vor, wie wenn eine Kamera von der Detailaufnahme (den Aktionen der drei) immer weiter aus dem Bild rauszoomt und nach oben steigt, so dass man alles nur mehr von weit weg sieht, wo man dann plötzlich ganz viele Alexe und Rikas und Jokers in dieser Bahnhofswelt sieht.

"Alles klar?", fragt er abschließend. Und weiß schon wegen des sanften Glanzes in den Augen seiner stick-up-kids, dass alles klar ist. Die Frage nur eine verdeckte Abschiedsformel, die Offenheit und Konsensorientierung kommunizieren soll.

Der letzte Nebensatz klingt mir viel zu soziologisch, als hätte ein Student Redefomeln auf ihre versteckten Inhalte geprüft und fasst das nun im Seminar zusammen. Lass das entweder weg oder drück es irgendwie anders aus.
Den Absatz danach finde ich dagegen gut, da bist du auch sehr reflektierend, schaust von außen und oben auf diese seltsame Welt, wie vorher schon gesagt, du trittst richtig heraus aus dem kleinen Geschehen zwischen Alex Joker und Rika. Aber du machst es sprachlich anders, literarischer.
Nur die Gentrifiierung würde ich rausschmeißen. Ich habe keine Ahnung, was du jobmäßig machst, aber es klingt so, wie wenn sich hier Probleme, Themen einschleichen würden in deine Geschichte, die womöglich mit deinem Alltag zu tun haben, nichts aber mit der Geschichte.
Dass der Bahnhof immer noch ein Schmelztiegel ist, in dem alle möglichen Erwartungen sich zusammenfinden und dass dort auch die Ärmsten der Armen und alle möglichen Kleinkriminellen sich finden (trotz wohlhabenderer Anleger) und dass alles veränderlich ist, das kommt doch auch so raus.

Da sind tolle Bilder drin (bis auf die zwei o. a. Stellen).
Stellvertretend der Schluss:

und doch teilen sie die knisternde Atmosphäre, das Gefühl allgemeiner Erwartungen und Begierden, und sie steigen auf ihnen wie Drachen auf Luftströmungen, und sie lassen sich treiben, gleiten dahin, offen für alles und über den Dingen schwebend, in immer höhere Gefilde, bis zu dem Bewusstsein, unverletzlich zu sein, sakrosankt, und dass die Nacht ihnen gehört.

Ich hatte dir schon geschrieben, dass ich sie sehr gerne gelesen habe, deine Bahnhofswelt mit ihrem kleinen Ausschnitt. Ich habs noch einmal außerordentlich gerne gelesen, auch wenn ich eine alte Nörglerin bin. Der erste Eindruck war das "Festgefrorene". Das liegt an dem schreiberischen Weitwinkel, den du da angelegt hast am Schluss. Beim erneuten Lesen ist mir sehr stark aufgefallen, dass es eine Geschichte über Brüchigkeit ist. Ausschnitte im Leben von Menschen, Brüchigkeit in ihren Persönlichkeiten und Beziehungen, Veränderung in Städten. Brüchigkeit eben. Klingt komisch, aber so empfind ich es halt.

Bis denne
Novak

 
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Hallo und Guten Tag!

Zuerst und, als Beginn, ich möchte zum Ausdruck bringen, große Freude, die ich empfand und teils, beim Wiederlesen und Bedenken, empfinde, von Eure Kommentaren. es war und ist mir spaßig und interessant und hilfsbereit, aber ich habe einen Problem von Zeit, die seltener ist als das Wetter, das sowieso sich in der Jahreszeit irrt gerade(zu). aber Schluss mit diese Umherschweifungen! ich hoffe, morgen ein angemessenes Rahmen aus Freizeit mir zu erschlingeln, und dann rufe ich zurück. wenn es morgen nicht gelingt, dann geht es erst später. ich möchte indes, dass, ihr wisst, dass das ist nicht meine Schuld dann, sondern die von Wetter. :)

Danke für die Aufmerksamkeit
bis in Bälde mit liebem Gruß
Kubus

PS: Und alle die mir nicht schreiben wegen fehlende Zeit oder weil ich schlechte Mensch bin, die können mir trotzdem schreiben. Machtnix. :)

PPS: Aber nicht viel zu viele!

 

Anakreon,

es sollte atmosphärisch dicht sein, rau und schnell, Gewalt, die sich mit knapper Poetik abwechselt ... Rasanz, die den Leser fordert, ja. das geht nicht anders, wenn der Text fesselnd sein soll, also ich könnte den nicht anders schreiben, als hart am Rande der Lesbarkeit.

Adrenalinschub durch eine Kippe?

meiner Figur 'schmeckt' eine Zigarette wegen des Stress. wahrscheinlich zu banal, als dass man so ohne weiteres drauf käme.

Vom Ablauf her ist es einfach gestrickt, aber spannend geschrieben

danke.

von der Mentalität her ist vorliegender Text am ehesten 'Leerstellen' verwandt, allerdings ohne die dort forcierte abgehobene Schrägheit.
aufs Wesentliche reduziert. nach dem Muster will ich noch ein paar Stücke abliefern, alle im Milljöh angesiedelt. verschiedene Typen und Szenarien heutiger Schatten, die zusammengenommen einen oberflächlichen Querschnitt dieser Schicht bilden.

Aufgefallen sind mir zwischendrin noch abgehackte Sätze, doch könnte dies der Szenensprache entsprechen.

nicht dass ich wüsste, ist eher künstliche Charakterisierung.

danke für die Beschäftigung mit dem Text, ich finde es sehr achtenswert, wenn jemand den Mut und die Bescheidenheit aufbringt, nett zu sein. :)

Schöner Gruß,
Kubus

Friedrichard.

ich überlegte, inwieweit der Begriff Endzeitstudie auf diesen Text zutrifft von meiner Warte aus. die Stimmung als endzeitlich zu bezeichnen geht für mich klar, ist doch der Werteverfall eindeutiges Anzeichen für dekadente Gesellschaften.
gleichzeitig passt es nicht, weil die hier beschriebene Szene seit Jahrzehnten in dieser Stimmung verharrt, ohne dass sich gravierende Änderungen ergeben hätten. soweit ich sehe, sind die auch nicht abzusehen. es ist eine Gesellschaft innerhalb unserer Gesellschaft, deren Existenz eigentlich Rätsel aufgeben müsste, stattdessen werden meist nur die äußeren Handlungen beschrieben. mir schwebt da was vor, manchmal, mal sehen, ob sich das mal zu einer Geschichte zusammenfindet.

Baggy - ich weiß gar nicht, ob das sinnvollerweise so geschrieben werden müsste. habe ich noch nie geschrieben gesehen, immer nur gehört.
abgeleitet wohl von Bag, werden so bisweilen Zip-Tütchen bezeichnet.

http://www.bing.com/images/search?q...48C8312529E869980B5A244B8&first=0&FORM=IDFRIR

Ein entbehrliches Komma, wie ich finde … das dann hier eingesetzt werden kann

Schnelle, schwere Schritte - find ich beim Vortrag keinen guten Punkt für Pause.

Geht das, dass eine Figur sich selbst benennt? Wird sie nicht vielmehr benannt - und sei's nur wie im richtigen Leben durch ihren Erzeuger?

nee, das geht nicht. klassischer Anfängerfehler. danke fürs Rausfinden.

Freut mich am Anfang die Konjuktivbildung, so vermiss ich sie im zwoten Teil.

richtig. doch der korrekte Konjunktiv schwächte den Satz. hm, mal sehen.

dass in Sachen Kubrick eher von einer Distanzierung von Gewalt durch deren Darstellung auszugehen ist. Aus meiner Sicht ist der Film nach 40 Jahren aktueller als zur Entstehungszeit

schwieriges Feld. ich kann noch keine schlüssige Haltung vorlegen. für mich ist der Text Forschungsfeld, ich will noch ein paar nach diesem Muster schreiben, mglw entwickelt sich parallel dazu eine Theorie. ich denke da schon drüber nach, was das bedeutet, solche Texte zu schreiben. zur Zeit ist das nicht vielmehr als Zustandsbeschreibung einer bestimmten Parallelwelt, obwohl die Geschichten Kunstgeschichten sind, halte ich die erfundene Wirklichkeit für realitätsnah.

Danke für die Einschätzung und Tschüß,
Kubus

Hey Novak,

vielen Dank für die eingehende Kritik, ich war sehr überrascht und erfreut, dass viele der Details so ankommen können, wie ich sie verstanden wissen wollte. klingt in meinen Ohren überhaupt nicht komisch, deine Interpretation und die gezogenen Parallelen der Brüchigkeit von Figuren und Setting.
zu Beginn standen die Vorbilder von Alex und von stick-up-kids aus einer Fernsehserie - und daraus extrahiert die Idee, amoralische Protagonisten amoralisch handeln zu lassen - und Opfer zu generieren, die ebenfalls keine Unschuldsengel sind, die im Zweifel selbst Täter wären. das ist dann auch eine Erforschung, wie so was rüberkommt, sowohl aus meiner Perspektive, als auch aus der der Leserschaft. ich habe öfter ähnliche Geschichten geschrieben, aber diese ist insofern anders, weil sie konsequenter ist, und auf viel Spielkram verzichtet.
deine Detailkritik konnte ich fast vollständig nachvollziehen, und teilweise werde ich deinen Vorschlägen auch folgen. zB Patricias propere Proportionen, das ist schon schwach, stimmt, es ist ganz selten, dass ein Dreier-Stabreim inhaltlich nicht hingebogen werden muss, im Orwell passte das, weil eh egal, aber hier gehört so Spielkram nicht rein.

Später auch noch die zerbrochene Brille. An diese Stelle des Films kann ich mich noch genau erinnern, ich sehe sie noch vor mir, ohne dass ich wüsste, wem von Alex Opfern sie überhaupt gehörte. Sie war so ein Symbol für den Gewaltexzess. Und hier legt der Protagonist Alex sie dem verletzten Hartlieb zurück in die Hand und kann sich gerade noch davor zurückhalten, ihm über die Haare zu streicheln. Gerade diese Stelle hat mich sehr berührt, weil sie so aus dem Rahmen fiel. Ja, alles ändert sich. Der Oberdroog ist weich geworden.

da hast du mir was voraus, zumindest bewusst ist mir dieses Bild nicht. ich habe den Film auch vor vielen Jahren gesehen, Zeit, die meine Erinnerung ohnehin verändert hat.
interessant, deine Interpretation. verständlich, ja, aber ich würde dieses Verhalten von Alex hier anders einstufen.

Das "Ha!" hätte es für mich nicht gebraucht, ich fand sie schon vorher deutlich genug gezeichnet. Das "Ha" wirkt irgendwie kindlich. Aber vielleicht wolltest du das ja gerade.
Eine merkwürdige Frau ist sie. Man könnte fast sagen, dass diese Gewaltorgie in Menschengestalt Klischee ist, aber leider musste ich schon selbst erleben, dass Leute tatsächlich so in einen Dresch-Rausch gerieten, dass sie wie entfesselt waren.

yeah! genau so soll sie sein. Klischee, kann sein, ich habe eher darauf geachtet, dass die einzelnen Elemente zu einer schnellen und harten Geschichte passen, bloß nicht zu viel Differenzierung. dann kommt es schnell zu Mankos auf der anderen Seite. wenn es gelingt, das Eine zu wollen und das Andere trotzdem vermeiden zu können, das müsste dann eine richtig gute Geschichte sein ...

Der kann ja nur durch das perverse Umerziehungsprogramm von seiner Agressivität ablassen und wird dann selbst zum Opfer. Der Alex hier empfindet ich echt Mitleid.

Hm, das ist faszinierend, solche Stellen in meinen Geschichten werden immer anders interpretiert, als ich es tun würde. Ganz anders. Hat natürlich seine Berechtigung, so wie du es herleitest, das Mitleid. wir sehen ihn ja in dieser Szene nur von außen, und sein Verhalten kann verschieden bewertet werden.

Deine Charaktere haben mir gefallen, auch wenn sie ein bisschen distanziert bleiben

Ja, gut. die Distanz liegt bestimmt in der Fremdartigkeit der Figuren und des Settings begründet, hier werden ja einige Themen durchexerziert, die mit Tabus belegt sind.

ich sehe außerdem sofort immer Verfall vor mir, wie braune Zahnstumpen, die aus einem Kiefer herausragen. Ich weiß nicht, wodurch das kommt, ich hab sogar ein paar mal Zahnstöcker gelesen.

wow, das ist stark.
die sogenannten Arbeiterschließfächer stehen in den Satellitenstädten des Ostens. Marzahn-Hellersdorf in Berlin ist wohl die größte, eine deprimierende Stadtlandschaft, in der mehr als zweihunderttausend Menschen wohnen. Wiki sagt zwar, das sei da relativ sicher, aber den Eindruck hatte ich nie, solche Verbrechen, wie ich sie in dem Text hier beschreibe, würden höchstwahrscheinlich nicht angezeigt werden und also nicht in die Statistik einfließen ... das ist ja auch der Plan dahinter, wenn Kriminelle andere Kriminelle abziehen.

nur wenige Orte auf der Welt strömen so viel Klaustrophobisches aus wie Aufzüge und Tiefgaragen

jo. ich würd zu Fuß gehen. mit Tiefgaragen hab ich ohnehin nichts zu tun, die kenn ich nur aus Filmen, aber die sind sicher nicht umsonst Schauplatz von Krimis und so ... der Mensch schafft sich schon eigenartige Lebensräume zum Teil, so menschenfeindlich häufig ...

Auch eine schöne Stelle, aber das kaputtgeschmissen stört mich, vielleicht zerbrochenen?

okay, versteh ich. passt mir auch nicht hundertprozentig, aber ich weiß nicht, ob ich es ersetzen werde.

(PpP) ... Wirkt auf mich (noch verstärkt durch die Alliteration) hier unfreiwillig komisch

ja, ändere ich.

Aber aus wessen Sicht soll das geschehen, ich finde es uneinheitlich. Ebenso wie die indirekte Rede danach.

ja, ändere ich beides.

(Verachtungsgeräusch) Was soll man sich denn da vorstellen? Grmmmpffh? Nee, das musst du anders lösen.

mir fallen sofort zwei ein, natürlich 'höre' ich die, wenn man das verschriftlicht sieht, das funktioniert nicht.

Also müsstest du es klarer machen. Ist doch logisch oder?

absolut logisch. :D will ich aber nicht klarer machen, so vieles anderes lässt sich verstehen in der Geschichte, das bleibt verschlüsselt, bis jemand den Schlüssel findet - oder nicht.

Schön finde ich auch, wie du über die Aufteilung der Beute und den Abschied zu dem eher beurteilenden reflektierenden Abschnitt am Schluss überleitest, wenn du hier auf die Brüchigkeit, die Vergänglichkeit dieser Dreierbeziehung verweist. Alles ist nur Moment.

Ja, das ist häufig das Motto, für den Moment leben. Es gibt welche, denen ist das Konzept nicht klar, dass es immer einen nächsten Tag gibt. klingt unglaubwürdig? ich bin ziemlich sicher damit ... Danke

Ich kam mir beim Lesen vor, wie wenn eine Kamera von der Detailaufnahme (den Aktionen der drei) immer weiter aus dem Bild rauszoomt und nach oben steigt, so dass man alles nur mehr von weit weg sieht, wo man dann plötzlich ganz viele Alexe und Rikas und Jokers in dieser Bahnhofswelt sieht.

jetzt seh ich's auch!

Der letzte Nebensatz klingt mir viel zu soziologisch, als hätte ein Student Redefomeln auf ihre versteckten Inhalte geprüft und fasst das nun im Seminar zusammen. Lass das entweder weg oder drück es irgendwie anders aus.

beim letzten Mal, als jemand als Autor meines Textes einen Studenten ausmachte, hieß es noch, der habe wiedergekäut, was ihm der Dozent vorgekaut habe. es geht voran.

seltsam, weil irgendwie dicht dran, aber trotzdem gar nicht getroffen. ich lese viele soziologische Texte, aber Mediensoziologie und Klassiker, die beschäftigen sich mit solchen Analysen nicht.

ich find das auch gut, dass mein Alex so abstrahiert, was er sagt.

Nur die Gentrifizierung würde ich rausschmeißen. Ich habe keine Ahnung, was du jobmäßig machst, aber es klingt so, wie wenn sich hier Probleme, Themen einschleichen würden in deine Geschichte, die womöglich mit deinem Alltag zu tun haben, nichts aber mit der Geschichte.

Gentrification ist besonders in Bahnhofsvierteln aktuell, Frankfurt am Main zum Beispiel, aber hier ist das auch krass, man sieht das live, wie sich die alten Strukturen auflösen.

Der erste Eindruck war das "Festgefrorene". Das liegt an dem schreiberischen Weitwinkel, den du da angelegt hast am Schluss.

ah, die Erklärung - ich habe genüsslich auf dieser Nuss herumgekaut, ohne sie knacken zu können, sehr interessante Beschreibung für die Wirkung einer Geschichte.
vielen Dank noch mal, dein Komm war sehr aufschlussreich, ich trage den Gedanken mit mir herum, so im Umfeld dieses Textes noch drei bis fünf ähnliche Geschichten zu schreiben, als Thema dieses Jahres, fühl mich bestätigt in dem Eindruck, dass der Sound stimmt und habe einige Ideen für Änderungen gewonnen.

Bis dann!
Kubus

 

Nix zu danken - weißtu doch,

lieber Kubus,

was die Skepsis gegenüber Endzeiten betrifft so könnte man selbst ethnologische Studien - am liebsten sind mir die Werke Lévy-Strauss' - über alte Gesellschaften als Endteitstudien betrachten. Zudem spielt es keine Rolle, ob sich Parallelgesellschaften bilden: schau Dir Oliver Twist an, das war schon im Manchester-Kapitalismus der Fall und im ancieme regime zuvor der Fall. Und das grandioseste Beispiel wäre Rom, dass im Bürgerkrieg zwar mit Augustus sich noch einmal fing, aber nach den Claudiern nur noch in der Selbstverteidigung überlebte und sei's um den Preis des Götterglaubens. Selbst im fien de siecle zog es sich Jahrzehnte hin, wenn man so will seit 1806, dem Verfallsdatum des Heiligen Römischen Reiches Teutscher Nation.

Schnelle, schwere Schritte - find ich beim Vortrag keinen guten Punkt für Pause.
Beim Vortrag brauchstu auch keine Atempause - oder bistu so kurzatmig?

Und schon sind wir wieder in der Feldforschung: Bin gespannt, was draus wird,

Friedel

 

Zudem spielt es keine Rolle, ob sich Parallelgesellschaften bilden:

ich verstehe nicht, was mit den Beispielen gesagt werden soll, bin aber generell der Meinung, dass alles eine Rolle spielt, und sei sie noch so klein. :)

falls weiterer Klärungsbedarf besteht, bitte per PM ...

 

Hallo Cube,

Du greifst beim Schreiben immer nach Dingen, die viele nicht interessieren, oder einfach grundsätzlich andrers angehen.

Alex erlaubt sich kein Blinzeln, als Joker aus dem Schatten tritt. Auch Hartlieb, den es interessieren sollte, bemerkt die neue Präsenz nicht. Er ist äußerst konzentriert, hockt auf dem Boden, mit dem Rücken zur offenen Eingangstür, und wiegt teures Pulver. Spricht laut mit, was die Digital-Waage anzeigt, während er Weißes in das Baggy streut – vierundzwanzig Komma neun, fünfundzwanzig Komma drei. Fertig. Er schaltet die Waage aus und knipselt die Tüte zu. Der Überschuss sei Bonus, sagt er, in hochmütigem Ton. Als hielte er Alex für einen Vorstadtjungen, den abzuziehen leicht ist. Dem man dabei sogar glauben machen kann, ein gutes Geschäft gemacht und eine Vorzugsbehandlung erhalten zu haben. So seh ich aus, weiß Alex. Und lächelt. Und das Lächeln ist das Signal.

Das ist ein schöner Beginn, aber dann gleich drei Leute … und dann "er", "er", "er", und dann: Als hielte "er" Alex für einen Vorstadjungen. Und jetzt weiß ich schon nicht mehr, wer "er" ist …
und muss wieder zurück, um feststellen, dass es Hartlieb ist, und weiß noch gar nicht, wer das ist. Das klingt jetzt bisschen hirnamputiert, aber ich glaube, dass es vielen so gehen könnte. Vielleicht schreibst du da "Hartlieb" hin.

Du hast häufig eine distanzierte, allwisende Kamerasicht drin. Alex tut dies, Joker tut das, viele visuelle Details ... mal eine soziologische Betrachtung. Das erzeugt schon auch Distanz, so was. Da habe ich persönlich immer bisschen Probleme damit. Ich bin gern nah an einer Person dran, ich seh die Welt in einer Geschichte gerne aus den Augen einer Person. Katia mag das glaub, diese Filmsicht, die Zombiestory von der kam auch gut an … und wenn ich zurückdenke … ja .,. das sehe ich eine Zombiekuh und behinderte Zombiekinder und die Atmosphäre und so, das hatte schon was, aber keine Ahnung, ob da auch Charaktere drin vorkamen. Also ich mag es lieber, wenn Details emotional unterlegt sind, wenn Menschen dahinterstecken.

Tanja war so hammermäßig scharf, Alex konnte kaum hinsehen. Wie sie beim Laufen Luft durch ihre kleine Nase saugte, im Mund ein roter Lolli. Art wollte weg hier, aber das ging nicht, die Halle war eingerichtet wie in einem Raumschiff, große schwarze Pfeiler überfuckingall, alles zu.

Oder so …

Also immer wenn du bei Alex bist, gefällt es mir mehr. Aber insgesamt komme ich schlecht rein. Da ziehen Leute durch eine düstere Stadt und zocken Leute ab … Streiche Joker viellecht. Den braucht es glaub nicht. Rika und Alex ziehen durch die Stadt und zocken Leute ab. Mehr Konflikt zwischen ihnen. Die Stellen, wo sie reden ... die gefallen mir, da könnte aber auch viel mehr drin sein. Die hören aber immer gleich auf zu reden, weil sie viel zu cool sind, hier sind alle brutal cool.

Natürlich wie immer schöne Sätze.

Rika schenkt ihm ein Lächeln, das ganz warm ist vor Zuneigung und Versprechen. Joker starrt auf seine Flossen und tut, als bemerke er nichts von diesem Blickfick. Sie gehört ihm nicht, das sagt er sich immer wieder. Joker bereitet sich täglich auf den Moment vor, in dem er sie verlieren wird, denn halten kann er sie nicht, das ist klar. Alex müsste sich nicht mal nach ihr strecken, es reichte, die Arme auszubreiten. Und sie würde sich hineinwerfen.

Du gibst du dir so viel Mühe, schöne Sätze zu schreiben und Stadt und so weiter, aber die Dinge, die mich mehr interessieren, fehlen ein bisschen.


Die verpassen keine Chance, Geld zu verdienen. Sklaven des Geldes. Obwohl sie die Freiheit ständig auf den Lippen führen, verpackt in den dumpfen Dominanz-Drang der Underdogs, sind sie unfrei wie nur wenige.

So was muss eine Geschichte hergeben, finde ich. Da muss in Dialog/ Handlung klar werden. Ein kluger soziologischer Satz hinschreiben …
Also ich würde das nicht machen. Oder es anders verpacken. Ich würde versuchen, die Konflikte zwischen den Charakteren klarer zu zeichen, ihr Leben, ihr Dilemma, die Stadt, die Lust, ihre Probleme, das Leid. Und dann erst ein kluger Satz.

Ich komme nicht an Alex ran. Er bleibt mir fern, und das stört mich glaub am meisten. Er ist mir ein bisschen zu cool.

Alex fällt jetzt, in den goldenen Momenten nachlassender Anspannung, auf, an wessen Vokabular und Systematik seine Denke geschult ist, und auch, wie widersprüchlich diese Anlehnungen auf den ersten Blick scheinen. Er schüttelt den Kopf über sich selbst und lacht.

Ja, so was irgendwie. Welche Denkschule? Das kommt aus dem Nichts, der Satz. Hier lacht er mal über sich selbst … aber ich kann nicht mitlachen. Weißt du, ich lach auch mal über mich selbst, gestern habe ich das Integral über der Burgsche-Verlaufskurve ausgerechnet und hab dabei vergessen die Wurzel zu ziehen!

Ich komm nicht an den ran. Der ist zu cool für mich. Das ist auch viel tell, und kein show. Mein Beispiel zeigt immerhin ein Nerd.

Also es ist wirklich alles sehr sehr cool. Und cool heißt ja auch: unangreifbar sein, keine Schwäche zeigen, Kälte.
Du gehst für meine Begriffe etwas zu weit hier. Kühl, analytisch, detailüberladen, klug. So wirkt es auf mich. Hat mir schon gefallen irgendwo, weil man das mit Interesse lesen kann, das klingt wieder so negativ jetzt alles.. also ich habs mit Interesse gelesen, und hab viele schöne Sachen drin gefunden, es hat mich aber auch ein bisschen genervt, als würdest du den Leser nicht wirklich ranlassen wollen, oder als würden die Charaktere das nicht wollen – was natürlich auch in echt sein kann. Aber irgendwann muss es halt auch kitschiger werden dann, irgendwann müssen die sich öffnen. Ich glaube viele, auch einige, die lieterarisch schreiben, schreiben so: So kompliziert wie nötig, und so klar wie möglich. Und das hier wirkt ein bisschen wie: So klar wie nötig, und so cool wie möglich.

Man hat jetzt halt viel von dir gelesen, und ich hab das Gefühl, bei dir könnte mehr gehen. Du kannst manche Sachen wahnsinnig gut, manche Sätze und die Sprache, und wie du beobachten kannst, aber ich frag mich manchmal: Willst du überhaupt so schreiben, dass "die Leute" von dem Text an sich begeistert sind? Wenn ja, tätest du vielleicht gut daran, dich als Autor ein wenig zurückzunehmen. Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber ich hab beim Schreiben irgendwann gemerkt, dass es niemand auf der Welt gibt, der sich für meine, Jujus, abstrakte Gedanken zu irgendwelchen Themen interessiert (es sei denn, ich sprech grad über dich und deine Themen). Und auch, dass mein Leben total langweilig ist, und ich selbst total langweilig bin, und sich absolut niemand dafür interessiert. Die Leute finden allerhöchstens meine Charaktere interessant, und zwar im Rahmen einer Geschichte. Und wenn ich so drüber nachdenke, ist das auch logisch, denn auch ich finde meine Chraktere und ihr Leben und Gedanken und Handlungen viel spannender als meine eigenen.
Ich weiß es nicht ... vielleicht schreibt man besser, wenn man sich das mal vor Augen führt.

MfG,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey JuJu, danke Mann, du hast dir ja richtig Arbeit gemacht, das wollte ich doch gar nicht, aber vielen Dank. bin jetzt gerade wieder Zuhause angekommen und als erstes antworte ich mal hier in dem Thread. hinter mir liegt jetzt ne vierzehnstündige Busfahrt, auf der ich von ganz anderen Geschichten träumte, die ich schreiben will, als es diese hier ist. ich glaube die wären eher so, wie du es beschreibst, Geschichten, die Identifikation erlauben, mit Figuren, die man mögen kann.
mit Geschichten Marke Alex ist nicht viel zu gewinnen, wenigstens auf KG.de nicht, und ich will die Energie nicht aufbringen, herauszufinden, ob bestimmte Verlage das veröffentlichen würden.
ist schon großartig, dass man hier posten kann, ohne sich für den Markt und Lektoren und so weiter verbiegen zu müssen. mir ist die Leserschaft absolut nicht egal, aber ich will meine Idee vom Geschichtenerzählen konsequent verfolgen, weil die Geschichten, die ich erzählen will, sonst unerzählt blieben, da bin ich fast sicher.

Vielleicht schreibst du da "Hartlieb" hin.

mach ich ... (wobei da kein Perspektivwechsel stattfand ...)

Du hast häufig eine distanzierte, allwisende Kamerasicht drin. Alex tut dies, Joker tut das, viele visuelle Details ... mal eine soziologische Betrachtung. Das erzeugt schon auch Distanz, so was

ist ja wie verhext. 2009 kam Unendlicher Spaß raus, und Foster Wallace wurde kritisiert wegen seiner distanzierten Schreibe, und ich habs gelesen und bewundert, war aber kein Fan, mir gefiel 2666 von Bolano, das im gleichen Jahr rauskam, und da haben die Figuren gelebt, die waren nicht so weit weg, war mein Eindruck. das wollte ich nicht, so distanziert schreiben, aber jetzt scheint es genau das zu sein, was diese Geschichte verlangt, als Stil, der zu Figuren und Geschichte passt.

Streiche Joker viellecht. Den braucht es glaub nicht.

Rika wäre viel zu anstrengend für Alex ohne Joker. der hat sie unter Kontrolle. durch ihn kommen auch zwischenmenschliche Beobachtungen rein, lass es emotionale Momente brutal cooler Individuen sein, aber es sind emotionale Momente. da herrscht ja ein empfindliches Gleichgewicht zwischen den dreien. wenn es nur Alex und Rika gäbe, dann gäbe es das nicht. dann wäre die Geschichte noch brutaler, vermute ich.

Du gibst du dir so viel Mühe, schöne Sätze zu schreiben und Stadt und so weiter

:) ich sitze nicht ewig und überlege mir, wie könnte der nächste schöne Satz klingen. das ist so, wenn ich ein Szenario gefunden habe, das erzählt werden muss, und Figuren, die dazu passen, dann entstehen die Sätze aus diesem Spannungsfeld. das ist jedesmal Forscherglück, wenn ich merke, das ist eine echte Dynamik, wie ein Brunnen, aus dem heraus die Sätze sprudeln.
aber da gibt es den Satz "kill your darlings" - dass der Schreiber seine liebsten Sätze, die häufig solche "tell"-Sätze sind, streichen soll.
das ist eher subtil, der Schreiber zeigt und verweist auf die einzelnen Puzzlestücke, nimmt sich zurück, lässt den Leser das Werk vollenden, das Bild finden. das ist dezenter und vornehmer, als diese Holzhammer-Methode, aye. aber das passt doch nicht in dieses Setting.
ich weiß, es ist nicht gewollt, Geschichten aus diesem Milieu machen die meisten traurig oder aggressiv, aber es ist real, und diesem realen Horror will ich mich literarisch annähern, und ich finde es auch richtig, diese Geschichten zu erzählen, anstelle des erfundenen Horrors, der vllt stellvertretend für saubereren Grusel und Thrill und Ekel zu sorgen hat.

Ich komme nicht an Alex ran. Er bleibt mir fern, und das stört mich glaub am meisten. Er ist mir ein bisschen zu cool.

ja, klar. stell dir mal vor, jemand mit seinem Job, der eine schlechte Kindheit hatte, traumatische Erlebnisse, oder eine Rika, die verführerisch oder niedlich gezeichnet ist, oder die das vllt macht, um das Geld Leuten zu geben, die das nötiger brauchen, wie Robin Hood es tat. das sind so Elemente, die man verwenden könnte, dadurch sorgte man für Nachvollziehbarkeit, und spricht den Gerechtigkeitssinn an und gibt der Geschichte eine Wendung zum Guten.
doch dann funktioniert es nicht mehr, amoralische Menschen amoralisch handeln zu lassen ...

Du gehst für meine Begriffe etwas zu weit hier. Kühl, analytisch, detailüberladen, klug. So wirkt es auf mich. Hat mir schon gefallen irgendwo, weil man das mit Interesse lesen kann, das klingt wieder so negativ jetzt alles.. also ich habs mit Interesse gelesen, und hab viele schöne Sachen drin gefunden, es hat mich aber auch ein bisschen genervt, als würdest du den Leser nicht wirklich ranlassen wollen, oder als würden die Charaktere das nicht wollen – was natürlich auch in echt sein kann

es ist wie ein Bild, dessen Technik dich überzeugt, ohne dass das Motiv gefällt?

ein paar wenige sagen, guter Sound, passt, mehr davon.
die meisten sagen, das geht nicht. ist ärgerlich, macht mich aggressiv, ist traurig, ekelhaft ...

Aber irgendwann muss es halt auch kitschiger werden dann, irgendwann müssen die sich öffnen

fast genauso hat wer anders mal eine meiner Geschichten kritisiert

Willst du überhaupt so schreiben, dass "die Leute" von dem Text an sich begeistert sind?

doch, ja - das ist und bleibt das Ziel, Leser in Texte eintauchen lassen.

aber ich hab beim Schreiben irgendwann gemerkt, dass es niemand auf der Welt gibt, der sich für meine, Jujus, abstrakte Gedanken zu irgendwelchen Themen interessiert (es sei denn, ich sprech grad über dich und deine Themen). Und auch, dass mein Leben total langweilig ist, und ich selbst total langweilig bin, und sich absolut niemand dafür interessiert. Die Leute finden allerhöchstens meine Charaktere interessant, und zwar im Rahmen einer Geschichte. Und wenn ich so drüber nachdenke, ist das auch logisch, denn auch ich finde meine Chraktere und ihr Leben und Gedanken und Handlungen viel spannender als meine eigenen.

komm, das meinst du nicht ernst. :) ich weiß schon, wovon du schreibst, es ist ja so, dass sich bis auf wenige Ausnahmen erfolgreiche Autoren zurücknehmen, um ihren Figuren den Vortritt zu lassen ... diese Art von Bescheidenheit macht literarisch Sinn, ich habe das selbst mal probiert, aber ich fühlte mich auch von anderen Erzählungen mitgerissen, mit starken Erzählern ...

Viele Grüße und danke fürs erbetene Feedback,
Kubus

 

Jetzt mal einfach so aus dem Bauch: Ich finde die Bilder sehr stark, die in diesem Text stecken. Die Formulierungen sind auch sehr stark. Auch die Figuren werden lebendig beim Lesen. Du kannst einfach richtig gut schreiben, cube. Also die Sprache ist klasse getroffen diesmal. Nicht zu viel, nicht zu wenig.

Du zeigst dem Leser eine Welt, die er, in neunzig Prozent der Fälle (oder mehr), nicht kennt. Trotzdem ist sie Wirklichkeit. Abziehen als Erwerbstätigkeit. So was gibts eben wirklich. und hier könnte das ruhig noch weiter gehen, müsste vielleicht sogar. Die restlichen Seiten zeigen. die Familen. Mich dazu bringen, genau zu verstehen, warum die so handeln, wie sie handeln, warum es für diese Menschen das Richtige ist, das zut tun. Das wäre sehr interessant, wenn es in deiner Sprache uns näher gebracht würde und die vierfache Länge hätte von dem hier. Es gefällt mir, Kubus, aber ich hätte diese menschen gerne besser kennengelernt.


Lollek

 
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Sei gegrüßt Lollek! und vielen Dank für das viele Lob. das motiviert für die nächsten Geschichten, auf jeden Fall, ich habe mich ja nicht nur dem Schreiben verheiratet, sondern speziell dem freieren Schreiben auf dieser Plattform. und da meine Texte inhaltlich und formal zu unkonventionell sind, als dass ich mir allzu große Hoffnungen auf die Münze machen könnte, mit der auf dieser Seite gelungene Werke üblicherweise ausgezeichnet werden, bedeutet mir ehrliches Lob umso mehr.

und hier könnte das ruhig noch weiter gehen, müsste vielleicht sogar. Die restlichen Seiten zeigen. die Familen. Mich dazu bringen, genau zu verstehen, warum die so handeln, wie sie handeln, warum es für diese Menschen das Richtige ist, das zut tun.

es ist eine große Versuchung, genau das zu tun. Hintergründe zu liefern und zu zeigen, wie es dazu kommen könnte, dass die so geworden sind und warum die so handeln. kaputte Familien, in denen sozial schwache Menschen großwerden, die äußere Stärke als echte und einzige Stärke verstehen ... denen nicht beigebracht wird, dass es wichtiger ist, sich selbst zu besiegen, die eigenen Lebenshindernisse zu überwinden, als seinen Nächsten ... Kids aus bildungsfernen Schichten, die zeit ihres Lebens Außenseiter-Status haben, die keine andere Situation kennen, als die, an den Rand gedrängt zu werden, weil sie billige Klamotten tragen, verräterische Sprache sprechen, die keine positiven Rollenvorbilder haben, die kein harmonisches Miteinander in der kleinsten Zelle der Gesellschaft / Gemeinschaft lernen. deren Kontakt sich darauf beschränkt, verarscht, geärgert und ausgelacht zu werden, wenn sie schwach sind und ignoriert, wenn sie nicht alles mit sich machen lassen ... die keine Perspektive haben ... absolut Null ... ich würde das wirklich gern tun, und ich halte es für sinnstiftendes schreiberisches Handeln, seine Figuren auf diese Wechsel-Beziehungen mit ihrer Umwelt zu untersuchen ... nicht zuletzt, weil der geneigte Leser dadurch die Chance bekäme, diese Individuen, denen man verständlicherweise häufig sehr ablehnend gegenübersteht, in anderem Licht zu sehen - nämlich indem gezeigt wird, wie sie wurden, was sie sind. wie wenig Spielraum es in gewissen Schichten und Gegenden gibt, oder auch in "guten Familien", nachdem ein heftiger "Schicksalsschlag" eine Abwärtsspirale auslöst ...
du hast das in deiner letzten Geschichte sehr gut gelöst, also das, was du gerne von mir hättest, das bringst du ja - deine Beschreibung dieser fatalen Familie, die sich nach dem Selbstmord des Vaters furchtbar schnell und scheinbar unaufhaltsam, "schicksalhaft" geradezu auflöst ... und mittendrin zwei Jungs, die jetzt mal ganz schnell erwachsen werden müssen ... ich habe das sehr interessiert gelesen, es hat mich gepackt, so kann man das machen, absolut, "Muttergeruch" könnte sogar fast - inhaltlich - die andere Seite meiner Crew sein. in ähnlichen Situationen hätten meine Figuren aufwachsen können ... ich habe Kumpels und Bekannte, die sich in solchen Umfeldern behaupten mussten - nach der Wende brachen im Osten so viele Welten zusammen, und produzierten gebrochene Menschen, die mit der neuen Welt einfach nicht klar kamen, von denen manche nie wieder Anschluss fanden ... klingen sehr plausibel, deine fiktiven Erinnerungen, die mich an reale Geschichten erinnert, die man gehört oder teils miterlebt hat.

allerdings tauchen mit dieser Art, Erklärzusammenhänge herzustellen, ganz eigene Probleme auf ... Mist, ich muss los - keine Zeit, noch mal rüberzulesen ... ich editier hier später oder morgen noch was rein, um den Post abzurunden.

Bis dann,
Kubus

 

Hallo cube,

auch mich interessieren Zusammenhänge nicht; ich appelliere an die Gabe zur Kombination. Der Leser soll auch mal denken! Streng nach der US-Lehre.

Deine Story finde ich gut. Latexhandschuhe vielleicht etwas übertrieben, egal. Die Gewalt wirkt mir auch zu hausbacken. Da fehlt das Adrenalin. Denn abgeklärt wirken die alle nicht ... die wirken wie Discogänger, die sich ein Arsenal an Möglichkeiten eröffnen. Nichtsdesotrotz ist das gut geschrieben, verstehe mich nicht falsch. Und was mir fehlt, ist ein Endpunkt. Es muss kein chronologisches, am Plot orientiertes Schreiben sein - nur so ein wehmütiges Sehen, ein wenig: Und was kommt dann, dude? ;-)

Ansonsten, gerne gelesen. Und die ganzen Reminiszenen an Kubrick und so: Ich lese die nicht. Für mich liest sich das eher wie Sobota, der Minus Mann.

Guter Stoff, so weit.

Gruss, J.

 
Zuletzt bearbeitet:

He Jimmy,

ich bin nicht per se gegen Erklärungen und umfangreiches Ausleuchten. viele Leser hier denken und fühlen mit, einige machen sogar den Eindruck, als könnten sie gar nicht anders! ;-) auch wenn sie von dem Autor "an die Hand genommen werden" sind die meisten aktiv dabei. spätestens bei den Interpretationen wird häufig bewiesen, wie Leser das Werk mit ihrer Sicht ergänzen / erweitern und damit auch den Schreiber bereichern.
aber in diesem Text, zu meinen Vorstellungen, passt es tatsächlich nicht, den Leser an die Hand zu nehmen. meine Vorstellungen sind bescheiden genug, geht's doch nur darum, schnell & hart mit rauer Straßenpoesie zu kombinieren.
zugegeben, er (der Text) ist sehr auf den Effekt geschrieben, durch's Ausleuchten erstens! verlöre er Geschwindigkeit, und zweitens!, wichtiger, will ich gar nicht, dass man die Figuren verstehen und letztlich vllt sogar entschuldigen kann. das war mglw auch dein Gedanke? ein Reiz der Skizze besteht in der Möglichkeit, dass sie Spaß an amoralischem Verhalten haben. dieser Hauch des Bösen ginge verloren, wenn ein Kreislauf transparent werden würde, in dem die Täter von heute die Opfer von gestern waren. so könnten das auch Individuen sein, die ein gutbürgerliches Elternhaus hatten, genug Liebe bekamen und bei denen sowieso "alles gut" war. ich hoffe, dir nicht ausschließlich allzu Bekanntes vorgekaut und offene Tore eingerannt zu haben. dass du dich nicht langweilen musstest.

Streng nach der US-Lehre.

welche Lehre?

Latexhandschuhe vielleicht etwas übertrieben, egal.

nee, nicht egal. das höre ich jetzt zum zweiten Mal. daran werde ich was machen.

Die Gewalt wirkt mir auch zu hausbacken. Da fehlt das Adrenalin. Denn abgeklärt wirken die alle nicht ... die wirken wie Discogänger, die sich ein Arsenal an Möglichkeiten eröffnen.

hausbacken? das wäre fatal. im Vergleich zu deiner letzten Geschichte "Monitore" ist das schon sehr zahm, das sehe ich. ich tue mich auch ein bisschen schwer damit. Gewalt gehört in diese Geschichte, auch mit einer bestimmten Ästhetik, aber sie tatsächlich detailliert und mit Verve zu beschreiben, gefällt mir nicht. und dieses Unwohlsein drückt sich in den Mängeln der szenischen Beschreibung der ästhetisierenden Gewalt-Szenen aus.
auf mich wirken sie zu ... gestelzt / konstruiert? weiß nicht genau ... wenn ich es nachher, am Sonntag, zeitlich hinkriege, überarbeite ich die Skizze noch mal in Richtung abgeschlossener Text mit Hauptaugenmerk auf besagte Szenen.

Endpunkt. Es muss kein chronologisches, am Plot orientiertes Schreiben sein - nur so ein wehmütiges Sehen, ein wenig: Und was kommt dann, dude?

ey Dude. aber das?
wird nicht kommen. von der Stimmung her finde ich den Schlussabsatz mit der Schlussstimmung in "L & R II" verwandt, und das gefällt mir, diese gefühlsmäßige Verklärung nach den kaltherzigen Aktionen dort wie hier, die charakterisiert meine Figuren maßgeblich. damit bin ich recht zufrieden.

Ansonsten, gerne gelesen. Und die ganzen Reminiszenen an Kubrick und so: Ich lese die nicht. Für mich liest sich das eher wie Sobota, der Minus Mann.

das ist gut.
meine Reminiszenz an Kubricks Film in dieser Geschichte ist auch eine absolut subjektive, eher so ein gefühlsmäßiger Eindruck, von einem Film, den ich vor wirklich vielen Jahren sah. Ähnlichkeiten im Detail waren wenigstens nicht geplant, aber es freut mich, dass es da was zu finden gab. Sobota kannte ich bisher nicht.

Danke und Gruß,
Kubus

und hier könnte das ruhig noch weiter gehen, müsste vielleicht sogar. Die restlichen Seiten zeigen. die Familen. Mich dazu bringen, genau zu verstehen, warum die so handeln, wie sie handeln, warum es für diese Menschen das Richtige ist, das zut tun. Das wäre sehr interessant, wenn es in deiner Sprache uns näher gebracht würde und die vierfache Länge hätte von dem hier. Es gefällt mir, Kubus, aber ich hätte diese menschen gerne besser kennengelernt.

mein Plan ist, insgesamt vier, fünf Skizzen aus dem Milieu zu schreiben bis Ende des Jahres. ich habe zwar schon viel gebracht in der Richtung auf KG.de, aber erst jetzt ist da wirklich eine Vorstellung in mir, wie die auszusehen haben. was ich brauche in Sachen Thema, Form und Konsequenz, um zu erzählen, was ich WIE erzählen will. vllt poste ich die hier aber nicht, sondern als Nächstes eher etwas gemäßigtes.
die nächste Skizze ist thematisch schon fast ein Klassiker - schlicht ein Tag im Leben eines pubertären Großstadtjunks. bei den weiteren bin ich nicht sicher, noch was aus der Sicht einer Streetworkerin, das wird sehr schwierig. aus der Sicht eines Cafébesitzers ... einer Prostituierten ... die sollen aber alle kurz & knapp und handlungsorientiert sein: im Moment und in den nächsten Wochen kann ich deinem Wunsch also nicht entsprechen. aber es kommt auch wieder dazu, versprochen. :)

allgemein geschrieben:

ich bin etwas überrascht, dass mir von Schreibern, deren Geschichten und Stil ich zumeist sehr schätze, regelmäßig gesagt wird, ich möge doch eher so schreiben, wie sie es tun. eher längere und tendenziell ordentlich durchgeplottete Geschichten mit sehr direktem Kontakt zu den Figuren, das sind deutlich wiederkehrende Kriterien in den Kommentaren und Mails.
ich neigte bis vor kurzem zu der Ansicht, das hätte vor allem mit der gruppendynamischen Meinungsbildung auf KG.de zu tun und weniger mit meinen Texten. das muss ich jetzt immerhin überdenken, nachdem Freunde, die ich von anderen Portalen long hair kenne, ebenfalls die Skizzenhaftigkeit bemängelten und das große Ganze vermissten. also, ich bin stur, aber nicht beratungsresistent: ein etwas größerer Wurf kommt auf jeden Fall!
noch mal allgemein: die populäre Gegenwartsliteratur bietet zwar riesige Mengen an Veröffentlichungen, scheint dabei aber thematisch und formal sehr verengt zu sein. ich fände es gut, wenn man sich hier, wo wir freier sein könnten von dem Einfluss / Diktat von Verlag und Markt und Mode, anderen Herangehensweise wenigstens so weit öffnete, dass man auch Tipps und Ideen zu Texten schreiben könnte, die gerade nicht auf einer Linie mit dem sind, was man selbst zur Zeit so macht. für eine möglichst breite Forenkultur.

Kubus

 

hey cube,


... verlöre er Geschwindigkeit, und zweitens!, wichtiger, will ich gar nicht, dass man die Figuren verstehen und letztlich vllt sogar entschuldigen kann. das war mglw auch dein Gedanke? ein Reiz der Skizze besteht in der Möglichkeit, dass sie Spaß an amoralischem Verhalten haben. dieser Hauch des Bösen ginge verloren, wenn ein Kreislauf transparent werden würde, in dem die Täter von heute die Opfer von gestern waren. so könnten das auch Individuen sein, die ein gutbürgerliches Elternhaus hatten, genug Liebe bekamen und bei denen sowieso "alles gut" war. ich hoffe, dir nicht ausschließlich allzu Bekanntes vorgekaut und offene Tore eingerannt zu haben. dass du dich nicht langweilen musstest.

Sehe ich genauso. Habe mich überhaupt nicht gelangweilt, las sich alles sehr flüssig.

welche Lehre?

Wenn du dir mal einige (die meisten?) der US-Autoren ansiehst, die in diesem Segment schreiben, dann fällt (mir zumindest) stets auf: Dort werden fast nie besonders viele biographische Daten etc erwähnt, die Figur zeichnet sich durch Handlung sozusagen selbst.


hausbacken? das wäre fatal. im Vergleich zu deiner letzten Geschichte "Monitore" ist das schon sehr zahm, das sehe ich. ich tue mich auch ein bisschen schwer damit. Gewalt gehört in diese Geschichte, auch mit einer bestimmten Ästhetik, aber sie tatsächlich detailliert und mit Verve zu beschreiben, gefällt mir nicht. und dieses Unwohlsein drückt sich in den Mängeln der szenischen Beschreibung der ästhetisierenden Gewalt-Szenen aus.


Vielleicht war das dämlich ausgedrückt von mir. Ich meinte das auch gar nicht im negativen Sinne. Gewalt funktioniert doch in diese Kontext auch als etwas Gruppendynamisches, und alle erleben das wie im Rausch...schwierig, das zu erklären ;)


auf mich wirken sie zu ... gestelzt / konstruiert? weiß nicht genau ... wenn ich es nachher, am Sonntag, zeitlich hinkriege, überarbeite ich die Skizze noch mal in Richtung abgeschlossener Text mit Hauptaugenmerk auf besagte Szenen.


Yo! Lese ich dann sofort.

wird nicht kommen. von der Stimmung her finde ich den Schlussabsatz mit der Schlussstimmung in "L & R II" verwandt, und das gefällt mir, diese gefühlsmäßige Verklärung nach den kaltherzigen Aktionen dort wie hier, die charakterisiert meine Figuren maßgeblich. damit bin ich recht zufrieden.

Gut. Wenn du natürlich eine Serie schreiben willst, dann ist das was völlig anderes. Dann geht das! ;-)


das ist gut.
meine Reminiszenz an Kubricks Film in dieser Geschichte ist auch eine absolut subjektive, eher so ein gefühlsmäßiger Eindruck, von einem Film, den ich vor wirklich vielen Jahren sah. Ähnlichkeiten im Detail waren wenigstens nicht geplant, aber es freut mich, dass es da was zu finden gab. Sobota kannte ich bisher nicht.


War mein erster Gedanke. Ist natürlich ebenfalls total subjektiv. Wie gesagt, gut geschrieben, und ich bin gespannt, wie du diese Skizzen alle zusammenführen willst, so als Panorama einer abgefuckten Welt, da freue ich mich drauf.

Gruss, Jimmy.

D

 

Hallo Kubus,

mir hat deine Geschichte gefallen.

Wobei ich die Distanz des Erählers mag, dieses Berichtende. Passt für mich zur Handlung und zu Alex, bei dem ich das Gefühl habe, er würde sich selbst distanzieren, von dem was passiert, sei es als Schutz oder weil es anfängt, dass ihm alles egal ist. Und bin generell ein Fan davon.

Überhaupt fand ich Alex gut - das Professionelle, das schon fast zwanghaft wird (ewiges Achten auf Pünktlichkeit, kein Zurücksehen, um nicht Mitleid zu bekommen); und eben die gelegentlich hervorbrechende Menschlichkeit, die Worte zum Geschlagenen.

Gleiches gilt für Rika. Hier sind die zwei wichtigen Pole: Gewalt/Hass und die Gefühle für Alex. Da hätte für mich ruhig mehr sein können, das hätte ich gerne weiter verfolgt - auch wenn ich natürlich sehe, dass sich dann der Geschichtsfokus verschoben hätte.

Joker dagegen. Ich weiß nicht, der bleibt mir zu flach. Der ist eigentlich nur Projektionsfläche für die beiden anderen. Dabei bräuchte es hier gar nicht viel: Ein Charakterzug mehr, der nicht von den beiden abhängt, würde, denke ich, reichen.

Was mir beim Aufbau aufgefallen ist: Prinzipiell nimmt der Konflikt die gesamte Geschichte über ab. Am Anfang steht noch die Gewalt, dann kommt das Laufen lassen und am Ende das Teilen. Da geht, denke ich Potential verloren.
Darüber komm ich zu etwas, was mir bei dir generell aufgefallen ist. Deinen Geschichten sind meistens dann gut, wenn du auf ein "krasses Ereignis" zu schreibst: Gift, L&R II. Das gibt den Geschichten einen Schwerpunkt, etwas auf das sich die restlichen Ereignisse beziehen, quasi die Erdung. Wenn dieses Ereignis fehlt, passiert es dir teilweise, dass dir die einzelnen Fäde auseinander fallen: Orwells Alltag. Dann hast du zwar gute Einzelepisoden, aber es ist schwer das ganze als zusammenhängende Geschichte zu lesen.
Bei diesem Text geht es ein wenig in die Richtung.
Aber, um es nochmal zu sagen, er hat mir gefallen. Ich wollte dir nur sagen, was ich denke - vielleicht kannst du etwas damit anfangen.

Gruß,
Kew

 

He Kew,

Was mir beim Aufbau aufgefallen ist: Prinzipiell nimmt der Konflikt die gesamte Geschichte über ab. Am Anfang steht noch die Gewalt, dann kommt das Laufen lassen und am Ende das Teilen. Da geht, denke ich Potential verloren.

faszinierend, stimmt, wenn man das so betrachtet, ist das ist von der Spannung her schon das Gegenteil davon, wie man einen Text aufbauen sollte.

Darüber komm ich zu etwas, was mir bei dir generell aufgefallen ist. Deinen Geschichten sind meistens dann gut, wenn du auf ein "krasses Ereignis" zu schreibst: Gift, L&R II. Das gibt den Geschichten einen Schwerpunkt, etwas auf das sich die restlichen Ereignisse beziehen, quasi die Erdung

wie der Fluchtpunkt in einem Bild, auf den die Perspektive zuläuft, der sorgt für eine gewisse Ästhetik und gibt dem Betrachter bestimmte Anhaltspunkte, Sicherheit und Halt. auch für den Maler.
ich kann damit was anfangen, es ist sogar ziemlich interessant, auf jeden Fall. Gift hatte ja einen authentischen inneren Erzählfluss, das war eine Geschichte, die erzählt werden wollte sozusagen ... L&R habe ich wenigstens ziemlich oft überarbeitet und dabei die Gewichtung sicher auch verschoben ... die letzten beiden Texte, Carlito und die Skizze hier habe ich ja gar nicht überarbeitet, sondern sie in einem Rutsch geschrieben und so gepostet ... die haben natürlich Schwächen in der Konzeption, absolut, da müsste spannungstechnisch noch was drin sein.

Wenn dieses Ereignis fehlt, passiert es dir teilweise, dass dir die einzelnen Fäde auseinander fallen: Orwells Alltag. Dann hast du zwar gute Einzelepisoden, aber es ist schwer das ganze als zusammenhängende Geschichte zu lesen.
Bei diesem Text geht es ein wenig in die Richtung.

Orwell ist da sicher extrem und zumindest dafür gut, der hat das eine Ende der Skala ausgelotet. Ich habe mich gefreut, so Geschichten in einem Rutsch an einem Abend schreiben zu können und war auch gespannt, wie die ankommen, so roh und unbehauen - vorher habe ich zumeist brav gefeilt und umgestellt, neu geschrieben und gelöscht: und immer geht auch etwas verloren mit der Überarbeitung, wenn man seine Babies ausgehfein macht. aber da war auch Neugier, wie die nackt ankommen. ich achte mal wieder mehr auf so innere Abläufe und Feintuning.

Wobei ich die Distanz des Erählers mag, dieses Berichtende. Passt für mich zur Handlung und zu Alex,

ja bei seinem Job kann man gar nicht emotional beteiligt sein, stell ich mir vor. und dann wird der Mensch mglw automatisch maschinenhafter, orientiert sich extrem an Daten wie der Zeit, kontrolliert sich und die Umwelt, das sind ja verschiedene Handlungen auf den ersten Blick, aber gemeinsam ist ihnen zum Beispiel, dass sie Distanz herstellen: zu den Mitmenschen, zum Jetzt - wobei er dabei ja auch sehr normal ist, also diese Handlungen sind hier natürlich überspitzt und pervertiert, aber prinzipiell sind sie sehr üblich. ich mag diese Art des Schreibens immer noch nicht besonders gern, mir gefällt es eher, wenn man nah herankommt, aber für die Welt, wie ich sie sehe, ist diese Distanz schon der passende Erzählabstand.

Da hätte für mich ruhig mehr sein können, das hätte ich gerne weiter verfolgt - auch wenn ich natürlich sehe, dass sich dann der Geschichtsfokus verschoben hätte.

das hätte ich wohl nicht glaubhaft und gleichzeitig interessant durchziehen können. sie wirkt interessant, wenn man so im Vorbeiflug Impressionen bekommt. bei Licht gesehen schrumpft sie schnell zusammen, denke ich. zumindest die reale Rika ist so, vllt schaffe ich es, sie literarisch spannender hinzukriegen ...

Joker dagegen. Ich weiß nicht, der bleibt mir zu flach. Der ist eigentlich nur Projektionsfläche für die beiden anderen

Joker ist so der klassische Typ fürs Grobe. aber auch der menschlichste von allen, eigentlich beängstigend normal, wenn man mal von der Gewalt absieht, die er aber hier ausschließlich gegen welche anwendet, die sich als schlechte Menschen verstehen lassen ...

freut mich, dass es dir gefallen hat und dass du sogar ein paar Gedanken geteilt hast.

Grüße,
Kubus

 

N'Abend Kubus!

Kompliment an die Kollegin: Novaks Kommentar trifft's!:) Jetzt kommt der Senf vom Forums-Azubi. :D

Mir hat diese Hommage / Brüchigkeits-Collage gut gefallen. Ich habe auch die Uhrwerkorange hineingelesen, die ganze Stimmung aus stumpfer Gewaltbereitschaft steckt da mit drin, auch wenn es da diesen Bruch gibt, als Alex Mitgefühl zeigt und Köpfe streicheln will. Der Text hat mich nicht nachdenklich gemacht, sondern gefesselt, es ist mir leicht gefallen, reinzukommen und drin zu bleiben, vielleicht auch, weil deine Geschichte dem Leser in ihrer Unmittelbarkeit wie durch eine Filmkamera entgegenkommt - eine Qualität, die erwähnenswert ist. Bei einem zweiten Lesedurchgang dürfte es mir wie Novak gehen, was die Feinheiten der Figuren, ihrer Beziehungen betrifft.

Im Grunde handelt es sich um eine handlungsintensive Slice-Of-Life-Geschichte, die trotz Action ohne klassische Handlungsstruktur auskommt (Einstieg, Exposition, drei Akte, Steigerung zum Höhepunkt, Auflösung und so weiter) und in die Erzählwelt einblendet, weil es spannend ist, dort zu sein. Du könntest aus so einem Szenario auch eine Serie machen, 'Neues von Alex & Freunden' sozusagen.^^

Wer schon im Titel der Konsenskultur den Krieg erklärt, tut gut daran, in seinem Text mit Konventionen zu brechen.:)

Hat mir gut gefallen! Sprache, Erzählfluss, Athmosphäre - prima!

Aber weil ich natürlich bemüht bin, dir außer Lob etwas Konstruktives mit auf den Weg zu geben: Mehr Ambition - nimm dir mehr Plot-Teig und roll ihn mit einem fetteren Nudelholz zu einem Szenario aus, das über die eher kleine Welt dieses kurzen Texts hinausgeht! Mach's in größerem Maßstab! (Und ja, du kannst das schiefe Teig-/Nudelholz-Bild geschenkt haben, darauf bin ich nicht stolz.:D)

Bis denne!
Sam:)

Zeugs:

Und aus dieser Brut eine, Patricia, geht durch zugetaggte Flure, fährt nach unten, mit dem Aufzug, der Urin und kalten Rauch atmet.
Das ist ein schräger Satz. Mich hat er rausgeworfen. 'Aus dieser Brut eine' ... ehrlich, das holpert, aber wie!

Alex stellt das Radio wieder aus, das der Fahrer anschaltete. Kein Kommentar.
Korrekter wäre ja: das der Fahrer angeschaltet hat. Muss nicht, kann aber.

Sie macht ein Verachtungsgeräusch – darin ist sie Meisterin. Alex ist überzeugt, das war nach ihrer Geburt der erste Ton aus ihrem Mund. Und ihr erstes Wort nicht Ma-ma oder Pa-pa, sondern Bi-atch. Trotzdem, denkt er, sie hat auch andere Seiten.
Den ersten Teil - bis 'Ton aus ihrem Mund' find ich prima. Das mit dem ersten Wort ist dann von der Qualität her ein Antiklimax.:)

 

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