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Singing in the Rain

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18.12.2014
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Singing in the Rain

Regen, Regen, Regen, ich laufe durch den Regen. Den Regen, das Himmelswasser, den Sendboten, der schon seit vielen Stunden zu Boden fällt. Ist er nicht schön? Wie er Rinnsteine herabläuft, gegen Fenster prasselt und meine Haare durchnässt, sie zu kleinen, dünnen schwarzen Strähnen verbindet, die an meiner Stirn kleben. Ich schniefe, huste leise. Meine Schritte hallen leise in der kleinen Gasse wieder, durch die ich mich bewege, ein Kaugummi klebt an meinen Sneakers. Ich reibe meine Schuhe an einem Gitter auf dem Boden, das Mistzeug geht einfach nicht ab. Eigentlich ist es auch nicht so schlimm, also spucke ich aus und laufe weiter. Der Regen ist von meinem kurzen Intermezzo vollkommen unbeeindruckt geblieben. Er fällt unablässig weiter, auf Feldwege, Dächer, Köpfe, Regenschirme und Straßen. Er hat so etwas unendliches, unvergleichbar mit allem anderem auf dieser Welt. Menschen kommen und gehen, der Regen aber bleibt. Für immer und alle Zeiten begleitet er uns, ob wir wollen oder nicht. Treibt uns ins Haus zurück, unter ein rettendes Dach oder aber er ist ein Begleiter durch den Tag, die Nacht. Ich schaue nach oben, an den schmal aufeinander zulaufenden Häuserdächern vorbei, direkt in den endlosen, von grauen Wolken verhangenen Himmel. Meine Sorgen, angesichts dieser kaum greifbaren Naturgewalt verschwinden sie und gerinnen zu einem kleinen Häufchen. Aufgeschichtet, wie ein Berg Sand an einem Strand.
Nach einigen weiteren Schritten öffnet sich mir ein Meer aus weiteren Eindrücken, als ich aus der Gasse heraustrete. Lichter, Farben, Stimmen. Ich weiß, wohin ich will.
Zu dem einen Ort, der mir immer eine Zuflucht bieten konnte, wenn ich traurig war. Den ich aufsuchte, wenn ich etwas auf dem Herzen hatte, das niemand je erfahren sollte. Kein besonderer Ort eigentlich, diese Steinplatte unweit des Bahnhofes. Aber wenn ich auf ihr saß, direkt hinter dem Bahnhofsgebäude, mit den Schienen vor mir, fühlte ich mich, als würde mich jemand umarmen und mir jedwede Aufmerksamkeit schenken. Besonders bei strömendem Regen, so wie jetzt, verweilte ich sehr gerne dort, genoss, wie die Tropfen an meiner Jacke herabliefen, sich mit der Platte vermengten und mir zuhörten. Während ich mich an zwei Passanten vorbei schob, auf die Schienen zuhaltend, überlegte ich, ob das nicht vielleicht ziemlich bescheuert war – der Gedanke, dass Regentropfen sich seine Sorgen zu Gemüte führten.
Aber in dieser schnelllebigen, oftmals so grauen und kalten Welt, war da nicht die Natur und damit der Regen die einzige Konstante?
Ich erreichte die Platte, griff nach der Kante und zog mich mit einem Ruck an ihr hoch. Zwei Sekunden später lag ich ausgestreckt auf ihr, meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und lauschte dem Fallen der Tropfen. Nichts anderes drang an mein Ohr, es war eine bodenlose, fast schon unheimliche Stille, die nichts als dem ewig strömendem Regen Raum bot. Wie so oft hing ich meinen Gedanken nach, während die Leben all der namenlosen Existenzen um mich herum an mir vorbei zogen. In diesem Moment gab es nur mich und den Regen.
Ein leises, summendes Geräusch durchbrach die selige Monotonie dieses Augenblicks. Ich griff nach meinem Handy, nahm den Anruf an und hielt es mir ans Ohr.
"Hey..."
"Hi..es..tut mir leid.."
Ich lächelte. Er hörte sich schwach an, ängstlich. Er hatte nicht den Regen an seiner Seite.
"Ist schon gut, ich verzeihe dir...wo bist du?"
Meine Stimme war kräftig, sicher und ausgeruht. Die zwei Stunden lange Wanderung in dieser nasskalten Nacht hatte mich beruhigt.
"Auf der Platte...willst du auch kommen?"
Es verstrich ein Augenblick ohne Worte, ein Augenblick in dem sich nichts weiter ereignete, den auch der Regen für nicht weiter wichtig erachtete.
Ich setzte noch einmal an zu sprechen, hielt das Handy so fest wie nur möglich.
"Bitte."
Er hauchte irgendetwas und legte auf. Und ich schniefte wieder einmal, schob meine durchnässten Haare aus dem Gesicht und grinste. Ich grinste ihn an, den Regen, meinen alten Freund. Und irgendjemand sang eine bescheidene, unaufdringliche Melodie. Meine Probleme spülte die Natur in einen Abflusskanal, wo sie in der Dunkelheit verschwanden und so schnell wohl nicht wieder hervorkommen würden.

 

Hallo Winterkind,

wie Du selbst schreibst, es ist eine kleine Betrachtung, aber noch weit entfernt von einer richtigen Kurzgeschichte. Es regnet. Der Protagonist verfällt in Gedanken. Dann kommt die ersehnte Entschuldigung per Telefon. Das ist mir zuwenig.

Kurzgeschichten leben vom Konflikt und weniger von der ausgemalten Beschreibung. Ich hätte mir gewünscht den Konflikt mitzuerleben, zu dem die Entschuldigung per Telefon gehört. Was hat Dein Protagonist erlebt, das ihn so durch den Regen treibt? Ich würde mich freuen, wenn Du an der Geschichte noch mehr arbeitest.

Lieben Gruß

Peter

 

Hey Peter,

danke für die Antwort!
Ich werde, denke ich, demnächst eine ausgefeiltere Version dieser Geschichte beginnen. Diese Version war hauptsächlich für einen Freund gedacht und musste schnell fertig sein.

 

Liebes Winterkind,

auch mir fehlt die Geschichte. Du selbst nennst es "Betrachtung", mehr ist es wohl auch nicht. Der Dialog am Ende macht keinen Sinn und tut einfach nichts für deine "Betrachtung". Man könnte ihn einfach weglassen, nichts würde fehlen.
Mir gefällt, dass du versuchst Bilder entstehen zu lassen. Du versuchst deinen Sätzen leben einzuhauchen. Hier und da gelingt dir das auch. Aber ich bleibe dabei, die Geschichte fehlt.

Es verstrich ein Augenblick ohne Worte, ein Augenblick in dem sich nichts weiter ereignete, den auch der Regen für nicht weiter wichtig erachtete.
Das verstehe ich nicht, der Regen wird personifiziert?


Liebe Grüße
dieBiene

 

Der Stil ist an und für sich recht gelungen. Aber die Situation ist etwas zu alltäglich, auch der Konflikt, dass man einander einfach so vergibt, ohne etwas zu erklären, ohne Bedingungen zu stellen, ohne ein weiteres Gespräch vorzuschlagen: Das erscheint mir eben nicht glaubwürdig.

Dazu ist es auch so: Ich kann mir schon gut vorstellen, dass jemand, der eine gute Regenjacke anhat, auch gerne mal im Regen spazieren geht. Aber auf einer Steinplatte mitten im strömenden Regen zu hocken? - Das ist nicht mal mit einer Regenhose und wenn man arbeitet, es also nicht gar so kalt ist besonders angenehm. Irgendwo rinnt es immer rein. - Nicht, dass ich oft im Regen wo gesessen oder besser gesagt gekniet bin, aber oft genug, um es als Freizeitaktivität nicht in Betracht zu ziehen.

Den Titel würde ich auch überdenken. Er passt sprachlich nicht dazu und der Gesang im Regen hat auch keine tiefere Bedeutung. Dazu ist es eben ein Titel, der praktisch von einem anderen Werk "geklaut" ist. (Klar gibt es immer titelgleiche Werke aus Zufall, aber wenn etwas so bekannt wie dieses Musical ist, glaube ich nicht an einen solchen.)

 

Winterkind schrieb zu seiner Geschichte:

Hey, diese kleine "Betrachtung" habe ich für einen Freund geschrieben. Ist nicht viel, aber vielleicht sagt es euch ja zu.

Hej Winterkind,

Kommentare zum Text bitte nicht zur Geschichte packen.

Viel Spaß noch hier.

Gruß,
Ane

 

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