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Simulationsszenario

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25.11.2007
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Simulationsszenario

Leila versank in den selbst während der Reise nicht endenden Missionsvorbereitungen.
Im Moment befand sie sich schwerelos in einem gigantischen Raum, der von tausenden Säulen durchzogen wurde, die alle einen Durchmesser von zwanzig Metern hatten. Nur wenige kleine Lichter sorgten für eine schlechte Sicht, die auch durch die Scheinwerfer ihres Anzugs nicht viel besser wurde. Anders sah es im Infrarotbereich aus. Von den tropfhöhlenartigen Säulen ging ein rötlicher Schimmer aus, der auf Wärmequellen schließen ließ. Inwieweit diese Wärmequellen künstlicher oder biologischer Natur waren konnte Leila nur mutmaßen. Die Anzugsensoren vermochten nicht durch das Material, aus dem die Säulen bestanden, hindurchzuscannen. Die Wände dieser riesigen Kammer waren narbig und durchzogen von tiefen Gräben, in denen sich unbekannte Gerätschaften befanden, die meisten davon sahen wie Krangerüste aus, vielleicht auch so etwas wie Halteklammern für kleine Shuttleschiffe. Nur Öffnungen konnte Leila in den Wänden keine ausmachen, ebenso wenig an den Säulen. Über ihren Neurolink aktivierte sie die kleinen Triebwerke ihres Raumanzugs und ließ sich vorantreiben. Mittlerweile hatte sie schon so viel Übung im Umgang mit dem MF-Anzug der Navy, dass sie sich sicher näher an eine der Säulen heranmanövrierte. Es bedurfte eines gewissen Fingerspitzengefühls, den Anzug ohne Hilfe der integrierten Navigationssoftware zu steuern. Leila war in dieser Hinsicht ein Naturtalent. Schon fast spielerisch schwebte sie mit Rollen und Pirouetten bis auf zwanzig Meter an die vor ihr auf- und abragende Säule heran, um sie besser in Augenschein nehmen zu können. Sie schaltete die Scheinwerfer auf die höchste Beleuchtungsstufe und ging auf die normale optische Sicht.
Und da war sie wieder. Die kleine Spur von Ahnungslosigkeit, die diese Simulationen so unrealistisch machten. Genau am dem Fleck, auf den ihre Augen trafen, befand sich eine offensichtliche Luke, die auch noch eine für Menschen bequeme Größe besaß. Sie ragte etwa einen halben Meter aus der Säule heraus und war einfach zu offensichtlich ein Eingang ins Innere.
Es war die siebte Simulation des Missionsablaufs. Das siebte Szenario, mit dem man sie auf alles vorbereiten wollte, was auch nur im entferntesten vorstellbar war. Allerdings empfand Leila die Sache etwas anders. Schon nach der dritten Simulation hatte es immer wieder bedeutende Parallelen in den Szenarien gegeben und grobe Schnitzer hinsichtlich der realitätsnahen Simulation des fremden Raumschiffs. Wie zum Beispiel ein Eingang ins Innere, der wie gemacht war für menschliche Besucher. Leila vermutete, dass die Simulationen vielmehr dazu dienen sollten, den unerfahrenen Wissenschaftlern die diversen Spielzeuge der Navy näher zu bringen, die den Einsatz erleichtern und helfen sollten, so viele Informationen wie möglich über das fremde Schiff zu sammeln. Aber eigentlich war es Leila gleich, für sie waren die Simulationen ein lustiger Zeitvertreib während der Reise, nicht mehr, nicht weniger. Es machte ihr Spaß, scheinbare Risiken einzugehen und ihren Abenteuerdrang gefahrlos auszulassen. Sie tobte sich lieber jetzt aus und konnte dann umso konzentrierter an die echte Mission herangehen, wenn es soweit war.
”Professor Tarambun!”, rumpelte die Stimme des Trainingsleiters Kato Gaijin Leila aus der akustischen Isolation des Anzugs. ”Warum können Sie bloß nicht auf mich hören, verdammt? Ich habe Ihnen schon tausend Mal gesagt, dass sie keine Alleingänge machen sollen.”
”Alleingänge in der Schwerelosigkeit?”, entgegnete Leila sarkastisch und drehte sich, um den herbei fliegenden Sicherheitsoffizier zu sehen. ”Seltsame Vorstellung.”
”Fangen Sie mir nicht so an!” Gaijin war diesmal wirklich sauer und seine sonst so zierliche Stimme überschlug sich fast. ”Wenn Sie so weitermachen, werde ich sie bei Commander Flynn melden müssen. Ich glaube nicht, dass Sie daran Interesse hätten!”
”Korrigieren Sie mich, Sir, aber sollte man sich ebenfalls nicht von persönlichen Differenzen ablenken lassen?”, schaltete sich Seneida Ramiro, die ebenfalls an dieser Simulation beteiligt war, in das Gespräch mit ein. Die Antriebsstrahlen ihres Anzugs, die ihres Kollegen Ronald Haise und die von zwei weiteren Crewmitgliedern der Hawking waren etwa hundert Meter von ihrer Position entfernt zu sehen.
”Auch Sie sollten sich mehr an das Protokoll halten, Miss Ramiro. Schließlich müssen Sie alle optimal vorbereitet sein. Wenn Sie da draußen in dem Schiff sind, könnte jeder Fehler verheerende Auswirkungen haben. Sie müssen sich das immer wieder bewusst machen. Ich bin für ihre Sicherheit verantwortlich und werde es nicht zulassen, dass einer von Ihnen auf eine Expedition in das Schiff geht, ohne sich des Risikos und des Ernstes der Sache hundertprozentig klar zu sein.”
Leila verdrehte die Augen und streckte dem Colonel die Zunge heraus, der inzwischen weniger als zwei Meter vor ihr seine Position hielt. Sie genoss es, dass er ihre Grimasse durch ihr verdunkeltes Helmvisier nicht sehen konnte. Selten hatte sie in ihrem Leben jemanden getroffen, der so an Regeln und festgelegten Protokollen hing, wie Colonel Gaijin. Der japanischstämmige Mann war das Paradebeispiel eines steifen Soldaten, der kein bisschen Spielraum für Eigeninitiative zuließ. Seine Standpauken waren immer wieder ein beliebtes Thema unter den Wissenschaftlern während der Mahlzeiten und schon jetzt hatte er seinen Ruf als Oberlehrer weg. Das herrlichste war, dass so ziemlich jeder Wissenschaftler, der sein Training absolvierte, sich nur über ihn lustig machte und Gaijin es einfach nicht bemerkte. Aber vielleicht ignorierte er es auch nur hartnäckig.
”Ich habe einen Einstieg gefunden, Sir”, sagte Leila schließlich, um den wütenden Colonel zu beschwichtigen. ”Mit etwas Glück kommen wir da ins Innere.”
Gaijin, der sich wohl bewusst war, dass Leila ihn noch immer aufs Korn nahm, ignorierte ihren sarkastischen Tonfall und sandte dem restlichen Team den Befehl zum Aufschließen.
”Wir werden alle zusammen da rein gehen”, verkündete er, als alle da waren und sie in Richtung Säule drifteten. Er verriet damit, dass ihm die Simulation auch nichts mehr vormachen konnte, er stellte gar nicht mehr die Frage nach dem Öffnen des Eingangs. Scheinbar gab es nur eine sehr begrenzte Anzahl an Öffnungsmechanismen im Universum. ”Ich möchte das alle ihre Anzugsensoren auf volle Leistung drehen. Verlassen Sie sich vorwiegend auf die Anzeigen ihrer Sicht, ihre Augen können Sie schneller täuschen, als Ihnen lieb sein kann. Und zusammenbleiben, klar?” Beim letzten Satz warf er einen mürrischen Blick auf Leila.
”Falls es da drin Lebewesen gibt, lieben sie es warm”, sagte Ronald Haise, der bereits bei der Säule und dem Eingang angekommen war. ”Die Wärmeemissionen sind beträchtlich. Da drinnen herrscht eine Temperatur von mindestens fünfzig Grad Celsius.”
”Hey, Ron!”, rief Seneida lachend. ”Du wolltest doch schon immer in eine dieser Saunas.”
”Werden die Anzüge mit der Temperatur fertig, Sir?”, fragte Ron nachdenklich, nachdem er Seneida dezent den Mittelfinger gezeigt hatte.
”Das wird kein Problem sein.” Gaijin unterdrückte den Reflex, Seneida zum hundertsten Mal zurecht zu weisen. ”Die Anzüge sind für starke Temperaturschwankungen ausgelegt.”
Als Leila die Säule berührte, spürte sie natürlich durch die dicken Handschuhe des Anzugs nichts. Aber trotzdem bekam sie wieder ein Gefühl von Realität, nicht sehr lange, aber einen Augenblick lang hatte sie die Illusion überwältigt. Sie sah nach oben und danach nach unten an der Säule hinab. Sie erinnerte sich an ein Märchen, dass ihr Vater ihr als Kind vorgelesen hatte. Sie wusste den Titel nicht mehr, auch nicht an die Einzelheiten der Geschichte, aber sie erinnerte sich, dass darin eine riesige Bohnenranke in den Himmel wächst. Der Held der Geschichte musste daran hochklettern, um in ein sagenhaftes Wolkenland zu gelangen, in dem Riesen wohnten. Die Säule erweckte genau diesen Eindruck, der Eingang zu einem Land der Riesen. Ihr fielen leicht bräunliche Verfärbungen auf, die sich bei näherer Untersuchung mit ihren Sensoren tatsächlich als Roststellen entpuppten. Die Flecken bildeten regelrechte Muster und ließen auf die Konstruktionsweise der Säule schließen. Der größte Teil der Oberfläche bestand aus einem seltsamen, organisch wirkenden Material, war aber durchzogen von einem Netz aus einer Metalllegierung, deren Zusammensetzung auf eine leichte und flexible Konstruktion deutete. Die jedoch nicht vor Korrosion schützte. Jedoch konnte das Metall nicht im bloßen Vakuum dieser Kammer korrodiert sein, es musste einen Katalysator gegeben haben. Leila schloss daraus, dass in der Kammer zumindest früher einmal eine Art von Atmosphäre bestanden haben musste, die mit dem Metall in Wechselwirkung getreten war.
Ein wahnwitziger Einfall überkam sie und unwillkürlich ließ sie sich wieder einen Meter von der Säule zurücktreiben und sah nach unten, jedenfalls dahin, wo nach ihren Anzeigen zu schließen unten war. Sie zoomte die Sicht auf die stärkste Vergrößerung und versuchte Details des Bodens zu erkennen.
”Würde auf jeden Fall zu den Programmierern der Simulationen passen”, murmelte sie in ihren Anzughelm, ohne, dass es jemand hörte und sprach dann zu den anderen. ”Die ganze Kammer war früher einmal voll mit Wasser”, platze sie mit ihrer Theorie heraus und bewirkte damit, dass sich die vier anderen Anzüge zu ihr drehten und sie mit ihren schwarzen Visieren anstarrten.
”Wie kommen Sie darauf?”, fragte Seneida als erste.
”Sehen Sie die Rostflecken an der Säule?” Leila deutete auf die aus der Entfernung kaum erkennbaren Verfärbungen. ”Sie können unmöglich unter den momentan herrschenden Bedingungen hier drinnen entstanden sein. Entweder war hier einmal eine Atmosphäre mit hoher Luftfeuchtigkeit oder Wasser, dass nach und nach verschwunden ist.”
”Rost kann mehrere Gründe haben, Professor Tarambun”, sagte Gaijin skeptisch. ”Könnte es nicht auch durch andere Einflüsse entstanden sein?”
”Wir müssten etwas von dem verrosteten Material genauer analysieren, dann können wir ganz genau sagen, wie er entstanden ist.”
”Wir sollten uns den Boden der Kammer ansehen”, tönte Leila energisch.
”Und wo wäre der?”, fragte Ronald.
“Wir haben schon mehrere Hinweise darauf, das dort der Boden ist”, Leila zeigte an der Säule hinab nach unten. ”Die Wahrscheinlichkeit, dass das Schiff Gravitationssimulatoren besitzt oder besessen hat, liegt bei über achtzig Prozent.”
”Dieses Mal jedenfalls”, nuschelte Seneida. ”Ist doch eh alles Schwachsinn!”
”Miss Ramiro!”, brüllte Colonel Gaijin sie an, doch auch die anderen zuckten zusammen, als das Gebrüll in ihren Helmen widerhallte.
”Und was ist nun mit dem Eingang hier vor unserer Nase?”, fragte eines der Crewmitglieder.
Eine Weile wägte Gaijin die Optionen ab, bevor er - für Leila voraussehbar - auf seine Handbuchmentalität reagierte und das Team in zwei Gruppen aufteilte. Da waren zum einen Leila, Ronald und eines der Crewmitglieder namens Luc Ferbering, die zum Boden hinab fliegen sollten um Leilas Theorie eine Chance zu geben und zum anderen Seneida, der andere Crewman und der Colonel selbst, die sich ins Innere der Säule begeben würden.
Bevor sie sich trennten schärfte Gaijin Ferbering noch einmal ein, gut auf die beiden Wissenschaftler aufzupassen und dafür zu sorgen, dass sie keine Dummheiten machten. Schon an der Reaktion des unsicher wirkenden Crewman erkannte Gaijin, dass seine Forderung ein Ding der Unmöglichkeit werden würde. Er würde viel lieber persönlich bei dieser aufsässigen Professorin bleiben und auf jeden ihrer Schritte achten, aber ebenso konnte er die anderen beiden nicht alleine eine unbekannte Sektion des Schiffes betreten lassen. Er hoffte, dass die Forscherin am Grund der Kammer nicht allzu viele Dummheiten anstellen konnte.
Während Gaijin und seine Gruppe damit begannen, die Luke zu öffnen, machten sich Leila, Ronald und Ferbering an den Abstieg. Obwohl es weniger ein Abstieg, als ein kontrollierter Fall war. Und nicht einmal das traf zu, da es keine Schwerkraft gab, die sie hätte fallen lassen können. Da sie wegen des Antriebssystems der Anzüge mit dem Kopf voran in die gewünschte Richtung schweben mussten, war es für die drei ganz genau das Gegenteil. Sie hatten den Eindruck, sich nach oben zu bewegen. Ronald, der längst nicht so ein gutes Gefühl für den Anzug hatte, wie Leila und Ferbering, driftete immer wieder leicht ab, bis ihn die Navigationssoftware wieder auf Kurs brachte. Ihre Datensicht zeigte Leila, dass es noch fast zweihundert Meter bis zum Boden war, der als fast endlos scheinende Wand vor der Säule aufragte. Sie Säule diente Leila und den anderen ebenfalls als optischer Anhaltspunkt, dass es in die richtige Richtung ging. Immer wieder fielen Leila neue Einzelheiten auf, als sie nur wenige Meter vor der Säule herabsank. Es gab Stellen - sie entdeckte nur wenige davon - die noch ganz andere Spuren aufwiesen, als die weit verbreiteten Rostflecken. Es hatte mehr Ähnlichkeit mit Verfärbungen und Flechten, wie sie auf verwittertem Kupfer zu finden waren.
”Ronald”, bedeutete sie dem jungen Exobiologen zum näher kommen und drosselte gleichzeitig ihre Sinkgeschwindigkeit, bis sie vor einem der Flecken zum Stillstand kam.
Ronald kam zu ihr und auch Ferbering kam zögernd hinterher. ”Was gibt es?”
”Sehen Sie sich das an. Wenn ich mich nicht vollkommen irre, fällt das genau in ihr Fachgebiet.”
Ronald zoomte die von Leila gemeinte Stelle an und hing für einen Moment reglos vor der Säule. ”Da brat mir doch einer ‘nen Storch, verdammt!”, hauchte er. ”Das ist eindeutig organisch. Pflanzlich, um genauer zu sein.”
”Wirklich?”, stellte Ferbering eine völlig unnötige Frage, die er mehr oder weniger für sich selbst formuliert hatte.
”Außerdem ist es schon lange tot, so, wie ich das auf dem ersten Blick erkennen kann.”
”Aber es hat einmal gelebt”, bemerkte Leila treffend. ”Und dafür hat es bestimmt auch Wasser gebraucht, stimmt‘s?”
”Ein Punkt für Sie, Professor.”
”Nennen Sie mich endlich, Leila. Und jetzt kommen Sie!” Auf einmal war Leila Feuer und Flamme und vergaß beinahe, dass alles eine große Illusion war und sie eigentlich gar keinen extraterrestrischen Rätseln, sondern einer vorgefertigten, trivial menschlichen Simulation auf der Spur war. Aber jetzt hatte sie nur noch ihre Fährte vor Augen, die immer deutlicher wurde und mit der sie Colonel Gaijin beweisen konnte, dass sie die Szenarien der Simulationen mittlerweile schon nach wenigen Minuten knacken konnte und sie mehr als gut vorbereitet für den Ernstfall war.
Sie setzen den Weg an der Säule hinab fort und stießen auf eine weitere Luke, die identisch mit der ersten war. Weswegen sie ihr auch keine weitere Beachtung schenkten und daran vorbei glitten, ohne sie weiter zu Untersuchen. Leila legte jetzt das Tempo vor, welches sie seit der letzten Entdeckung erheblich gesteigert hatte. Sie war voller Vorfreude und konnte es kaum erwarten, endlich am Grund anzukommen. Ihr war durchaus bewusst, dass ihre Freude schon kindliche Ausmaße anzunehmen drohte und so gestand sie dieser Simulation auch die bisher größte Spannung ein. Den gewissen Nervenkitzel hatte sie diesmal zumindest bekommen. In einer Entfernung von siebzig Metern zoomte Leila erneut zu der auf sie zukommenden Wand. Sie konnte jetzt schon deutliche Merkmale und Details erkennen, die sich deutlich von dem Aussehen der anderen Wände unterschied. Es hatte den Anschein, als würde die gesamte Wand - beziehungsweise der Grund - mit einer organischen Schicht überzogen sein. Vorher selbst bei vollem Zoom unmöglich zu erkennende eigenartige Gebilde ragten aus dem Boden empor wie Miniaturausgaben der gigantischen Säulen. Die ganze Oberfläche wies kleine Hügel auf, die einen immer seltsameren Eindruck machten, je näher sie ihnen kamen.
Doch bald war das Bild ganz klar und sogar Ferbering stieß ein ehrfürchtiges ”Mein Gott!” aus.
Nur einige Minuten später schwebten sie stumm und starr vor Erstaunen vor einem der Gebilde, die Leila aus der Entfernung noch mit Hügel bezeichnet hatte. Aber es waren keine Hügel, es waren die Überreste von Lebewesen. Große, ungefähr sechs Meter lange halbverweste, mumifizierte Wesen, deren ursprüngliche Form und Aussehen nur noch andeutungsweise zu erkennen waren. Aber alle drei waren sich sicher, sie hätten mehr als einmal so etwas wie flossenähnliche Fortsätze aus den zerstörten Leibern ragen sehen, die auf marine Lebewesen hindeuteten. Der gesamte Grund war bedeckt mit den flechtenartigen Pflanzen, die sie schon an der Säule entdeckt hatten, nur hier unten waren sie um einiges ausgebreiteter und an einigen Stellen war zu erkennen, dass sie sogar eine Form von Korallen gewesen waren oder sich dazu entwickelten. Die großen Trichter, die Leila anfangs für kleine Ausgaben der Säulen gehalten hatte, waren regelrecht versteinerte, hohle Röhren, die nach Ansicht von Ronald möglicherweise einmal die Bestandteile von Meeresbewohnern gewesen sein konnten.
”Denken Sie nur an Muscheln, Einsiedlerkrebse oder Schnecken. Sie alle haben eine Gehäuse, welches sie schützt und sie trägt. Meistens bestehen sie aus Kalk oder Chitin, aber sie alle bleiben nach dem Tod des Tieres als Überrest erhalten. Das könnte hier ebenfalls der Fall gewesen sein.”
Leila sah an der dreieinhalb Meter langen Röhre entlang. ”Muss aber ein ganz schön dicker Einsiedlerkrebs gewesen sein”, kommentierte sie die eindrucksvolle Vorstellung. Einen Moment sah sie sich in der riesigen Kammer des Raumschiffes um und auf einmal waren alle ihre Vorbehalte gegen die Simulationen wie weggeblasen. ”Intelligentes Leben unter Wasser. Eine faszinierende Theorie”, murmelte sie.
”Nicht sehr wahrscheinlich, Professor”, sagte Seneida, die als einzige immer noch unzufrieden wirkte. Allerdings, bemerkte Leila, wirkte die junge Exobiologin aus Professor deMarcos Team bisher immer unzufrieden. “Die lange evolutionäre Entwicklung einer raumfahrenden Spezies würde unter Wasser schon frühzeitig in einer Sackgasse enden. Es wäre zum Beispiel nicht einmal möglich, sich das Feuer zunutze zu machen, was bei uns Menschen ein maßgeblicher Punkt war.”
”Ein anderer Punkt waren die verfluchten Anulanyi”, flüsterte Ferbering, der ebenfalls überwältigt von dem Szenario war.
Ronald glitt näher an Seneida heran. ”Aber es wäre möglich, dass es eine Spezies ist, die sich an Land entwickelt hat, aber durch irgendetwas - ein absolut umwälzendes Ereignis - gezwungen wurde, sich wieder unter Wasser zu begeben. In diesem Fall wäre es evolutionär gesehen ein kleiner Schritt, bis sie auch ohne Hilfsmittel wieder ein Leben im Meer führen könnten. Sie würden zwar mit jeder Generation weniger intelligent, da es in ihrem neuen Lebensraum keinen Grund gibt, Werkzeuge zu erfinden oder sich Gedanken über die Frage machen, was wohl über der Wasseroberfläche ist. Irgendwann, nach tausenden Jahren, würde ihr Bewusstsein schließlich erlöschen. In der Anfangszeit jedoch könnten sie möglicherweise noch in der Lage gewesen sein, Raumfahrt zu betreiben.”
”Das ist eine großartige Vorstellung, Ronald”, entgegnete Leila.
”Das ist eigentlich fast wortwörtlich von Professor deMarco, Ma‘am.”
”Ach so. Aber du hast es wenigstens gut vorgetragen, ist doch auch was.”
Nach einigen weiteren Minuten, die sie mit Beobachtungen des Grunds verbrachten, stellten sie eine Verbindung mit Colonel Gaijin her und berichteten von ihren Entdeckungen.
Weitere Zehn Minuten später hatten sie die Simulation verlassen und stiegen aus ihren SimPorts. Zum ersten Mal wünschte sie sich, noch länger in der Simulation zu bleiben, um sich das Programm länger anzuschauen. Sie wollte unbedingt denjenigen kennen lernen, der sich das Szenario hatte einfallen lassen. Jetzt kam der Teil der Übungen, den Leila am allerwenigsten leiden konnte, die Einsatzbesprechung.

 

Hallo und herzlich willkommen auf Kurzgeschichten.de!

Ich weiß nicht so recht. Was mich am meisten gestört hat, war die Tatsache, dass es insgesamt nur um eine Simulation ging. Das würde als Einstieg für einen Roman funktionieren, als eigenständige Geschichte ist mir das zu dünn. Die beiden Hauptdarsteller sind meiner Ansicht nach ganz okay charakterisiert, wenn ich auch die herausgestreckte Zunge ziemlich unpassend fand, doch die vielen anderen Figuren gehen in der Masse unter. Ein weiteres Problem sehe ich in deinen Versuch, mit aller Gewalt einen wissenschaftlichen Hintergrund zu suggerieren. Das ist an sich schon in Ordnung, aber wenn es so eine Art von das Fachwissen heraushängen lassen ist, kann es schnell auf die Nerven gehen. wenn dann auch noch wirklich interessante Informationen weggelassen werden (z. B. um welche Art von Katalysator es sich handeln müsste), wirkt das Ganze ziemlich aufgesetzt.

Das Setting ist interessant, auch die Andeutung der Reise zu einem fremden Raumschiff gefällt mir gut. Um die Beschreibung der seltsamen Wesen, die wohl mal dort gelebt haben, hättest du dir vielleicht ein paar mehr Gedanken machen können, als kurzerhand mehr oder weniger gewöhnliche Meerestiere zu verwenden, aber die Erwartung einer interessanten Entdeckung, hat mich dann doch weiterlesen lassen.
Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel gewesen,, dass die Simulation eben keine war und sie längst am wirklichen Objekt forschen würden. Dann eventuell noch die Begegnung mit einem außerirdischen Wesen, das noch am Leben ist und fertig wäre eine fesselnde Geschichte.

Stellvertretend für unzählige andere Sätze steht der erste:

Leila versank in den selbst während der Reise nicht endenden Missionsvorbereitungen.
Das holpert total. Und bei vielen anderen Sätzen ist es das Gleiche.

ich glaube da musst du noch einmal dran. Nicht aufgeben, der kann was draus werden.

Herzliche Grüße
Georg

 

Danke für das nette Willkommen und die Anregungen!
Ich muss zu der Geschichte sagen, dass sie nur ein Abschnitt einer längeren Story ist und aus dieser Tatsache resultieren einige Punkte, die du (mit Recht) bemängelt hast. Die Simulation stellt darin eben wirklich nur eine Vorbereitung auf die eigentliche Geschichte dar. Deshalb auch die schwache Ausprägung der Nebencharakterte.
Mit dem wissenschaftlichen Hintergrund hast du vollkommen recht. Es gelingt mir noch nicht recht, das Wissen in einen unterhaltsamen Faktor umzuwandeln. Und an meinem Satzbau arbeite ich noch...
Nochmals danke für die Ratschläge, wäre mir eine Ehre, wenn du auch andere (zukünftige) Beiträge kommentieren würdest.

Greetings, Gerrit

 

Hi Valis,

der gefürchtete Proxi heißt Dich ebenfalls willkommen.
Die Story ist als Kurzgeschichte zu lasch. Viel zu lang für das wenige an Handlung.
Außerdem scheine ich übersehen zu haben, woher die Datenbasis für die Simulation stammt.
Denn aus dem Nichts kann man derartige außerirdische Realitäten kaum nachbilden.
Ich gebe zu, Teile des Textes nur diagonal gelesen zu haben, weil mir das viel zu viel Beschreibung (andere sagen: Athmosphäre) ist, aber das ist sicher Geschmackssache.

Auf einen groben Fehler muss ich jedoch hinweisen:

Sie würden zwar mit jeder Generation weniger intelligent, da es in ihrem neuen Lebensraum keinen Grund gibt, Werkzeuge zu erfinden oder sich Gedanken über die Frage machen, was wohl über der Wasseroberfläche ist. Irgendwann, nach tausenden Jahren, würde ihr Bewusstsein schließlich erlöschen.
Diese Aussage ist durch nichts zu rechtfertigen.

Proxi

 

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