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Silvesternacht

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03.09.2015
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Silvesternacht

Wenn ich aufwache, ist es wieder da: Das Vogelzwitschern, das sich eher wie der Schrei einer Raubkatze anhörte. Es war letzte Silvesternacht passiert.

Eine riesige Menge Stare hatten sich kurz vor dem Jahreswechsel auf dem Hof vor dem Hochhaus, in dem ich lebe, gesammelt. Es sah aus, als wären es tausende. Die Mauer, die Zweige der Bäume, die Fenstersimse. Alles war voll mit den dunklen Körpern der gefiederten Flieger. Merkwürdig war, dass sie nicht erschraken, nicht aufflogen, obwohl wie üblich eine Menge Rowdys bereits jetzt Böller und Raketen in die schwarze Nachtluft jagten. Merkwürdig war jedoch schon die Tatsache, dass es Stare waren, die Zugvögel schlechthin. In ihren Augen leuchteten grüne Lichter, die mich an im Morgentau glitzerndes Gras erinnerten. Ein ungewöhnliches Szenario, gewiss. Aber was ein paar Minuten später nach dem zwölften Glockenschlag passierte, übertraf es an Ungewöhnlichkeit bei weitem.

Der letzte Glockenschlag der nahen Kirchturmuhr war kaum verklungen, als alle Knallgeräusche des Feuerwerks verstummten. Ich sah die Raketen fliegen, die Knaller bersten, die Funken fliegen. Doch zu hören war nichts mehr. Die verständnislosen Blicke, die die Menschen da unten auf die stillen Explosionsarien ihrer kleinen Donnergötter warfen, sagten mir alles. Nicht nur mir waren also die Ohren verschlossen. Gerade dachte ich darüber nach, wie das alles hatte passieren können, als mein Gehör wie durch Watte ein leises Piepsgeräusch wahrnahm, das wenige Sekunden später in eine Art Rauschen überging. Die Vögel ringsum hatten begonnen, ihre Stimmen zu erheben. Nach und nach wurde das Rauschen lauter, die Tonhöhe nahm ebenfalls zu. Sirenen! Die fielen mir als erstes ein. Der Ton war kaum noch zu ertragen. Ich suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Meine neuen Kopfhörer! Das könnte klappen. Ich stürmte nach innen, schloss hastig die Türe und holte sie von der HiFi-Anlage und schob sie über meinen Kopf. Zusammen mit der geschlossenen Balkontüre brachten sie das unheimliche Geräusch in einen annähernd normalen Bereich.

Gerade wollte ich einigermaßen beruhigt aufatmen, als die große Doppel-Fensterscheibe geräuschlos platzte, sich in einem Regen von winzigen Glasstückchen über mich und meine Wohnzimmermöbel ergoss. Das Sirren aus den Vogelkehlen wurde dadurch wieder lauter, nahm trotz Kopfhörer ein unerträgliches Maß an. Ich stürzte aus dem Zimmer, zog hastig die Türe hinter mir zu. Nur wenig Erleichterung stellte sich ein, weshalb ich noch die Schlafzimmertür und die dicke Winterdecke zwischen mich und den Lärm brachte. Trotz der auch hier geborstenen Fensterscheibe gelang es mir, den Lautstärke-Level ausreichen herunterzudrücken. Ich zwang mich zum Fenster, spürte den kalten Luftzug und schaute nach draußen. Was ich da erblicken musste, ließ sprichwörtlich das Blut in meinen Adern gefrieren.

In großen Blutlachen lagen da unten Menschenkörper überall, keine Bewegung war auszumachen. Das Blut sah schwarz aus, schien aber trotzdem rot zu mir heraufzuleuchten. Nirgends war Leben zu entdecken, nur das wahnsinnige Sirren war nach wie vor übermächtig. Eine Kiste mit Silvesterraketen hatte Feuer gefangen und sandte ihren Inhalt nach oben. Die Vogelkörper wurden getroffen, doch sie widerstanden diesem "Angriff" ohne Schaden zu nehmen, als ob ihre Körper hart wie Stahl wären.

Die Vögel flogen wie auf Kommando plötzlich auf und verstummten gleichzeitig. Jetzt war es also soweit. Sie würden mich entdecken, auf mich zufliegen und mir die schützenden Polster von den Ohren reißen. Es würden wohl ein paar von ihnen genügen, um mich zu töten. Ich zog mich so weit wie möglich in den Raum zurück. Ich rutschte an der Wand hinunter und bereitete mich auf mein Ende vor. Bevor dieses aber eintrat, überzog mich die gnädige Schwärze einer Ohnmacht.
Als ich wieder zu mir kam, zeigte der Wecker am Bett sieben Uhr und der Datumsanzeige konnte ich entnehmen, dass nur wenige Stunden vergangen waren. Neujahr, Todesjahr schoss es durch mein Gehirn. Doch entsprachen die Erinnerungen an die Minuten nach Mitternacht der Realität? Obwohl ich mich vor dem Anblick fürchtete, trat ich ans Fenster und sah hinunter. Sie lagen noch da, Leichen. Wohin ich schaute tote Körper. Unendliche Traurigkeit zog durch mein Gemüt und nistete sich dort ein.

Auch die Stare waren noch da. Die Tiere hatten sich an den Menschen gerächt, sie hatten alle Geräusche verstummen lassen und ihre Stimmen erhoben, nachhaltig und laut. Skurrilerweise blitzte in mir der Gedanke auf, dass wir das wohl auch mal machen sollten.
Ich nahm den Ohrschutz ab und horchte hinaus. Kein Laut, nicht von der Straße, nicht aus dem Hof. Durch mein Gehör zog der schrille Ton, der diese Menschen dort unten getötet hatte. Um ein vielfaches leiser, aber ununterbrochen, als Erinnerung an das, was da draußen passiert war. Auch jetzt noch, ein halbes Jahr später. Endlich konnte ich mein Erlebnis niederschreiben, es weitergeben, in der Hoffnung, dass es viele andere Menschen erreichen würde.

Die Leichen waren entsorgt, die Stare waren, wohin auch immer verschwunden. Neue Mieter und Eigentümer waren eingezogen, Leute, die nur wussten, dass es hier einen ungewöhnlichen "Unfall" mit vielen Toten gegeben hatte. Sie grinsten, wenn sie darüber sprachen, nannten meine Erzählungen unglaubwürdig und deklarierten sie als gut erfundene Science-Fiction.

Es würde also wahrscheinlich wieder laut werden am nächsten Silvesterabend, in welcher Form auch immer. Ich werde mir irgendwo in den Wäldern eine Hütte bauen und hoffen, dass mich der Feldzug der Vögel dort nicht erreicht.

 

Hallo Porter,

gruselige Geschichte, erinnert mich an Stephen Kings "Stark - The dark half", da gibt es eine Szene, in der der Prot auf ein Haus zu fährt und alles ist von Sperlingen bedeckt. Deine Geschichte ist gut geschrieben, atmosphärisch gelungen, finde ich. Und ich bin der Meinung, dass es gar keiner Erklärung für das Verhalten der Stare bedarf, daher hat mich dieser Absatz

Die Tiere hatten sich an den Menschen gerächt, sie hatten alle Geräusche verstummen lassen und ihre Stimmen erhoben, nachhaltig und laut. Skurrilerweise blitzte in mir der Gedanke auf, dass wir das wohl auch mal machen sollten.

eher gestört. Ich hätte diesen "Vorfall" als höchst mysteriös (und gruselig) einfach so hingenommen, eine Erklärung wäre für mich nicht nötig gewesen. Du könntest diese Erklärung allerdings umgehen, indem Du z.B. den Prot später von ähnlichen Vorfällen hören lässt, überall dort, wo viel geböllert wurde (wenn denn die Lärmbelästigung tatsächlich der Auslöser sein sollte).

Auf alle Fälle gern gelesen!

VG Kassiopeia

 
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Mir ist beim ersten Lesen tatsächlich nur ein einziger Fehler aufgefallen, Porter, und weil ich darüber hinaus deine Geschichte wirklich gelungen finde, will ich dir den jetzt noch schnell zeigen, bevor ich mich ins Bett hau:

obwohl wie üblich eine Menge Rowdies
Lehnwörtern aus dem Englischen, die auf -y enden, wird im Plural einfach nur ein "s" angehängt, das "y" bleibt unverändert: Babys, Citys, Hobbys, Ladys, Partys, Ponys, Storys und eben Rowdys. *)
(Genauso, wie umgekehrt im Englischen nicht die deutschen Pluralformen Rucksäcke oder Kindergärten verwendet werden, sondern die anglisierten Formen rucksacks und kindergartens.)

Morgen mehr. (Oder übermorgen.)
Willkommen, Porter.

offshore


*) Die Regel gilt seit der Rechtschreibreform von 1996.

 

Hallo Porter,

Gut aufgebaut, ordentlich durchgezogen, kleine Einleitung, Steigerung, Epilog. Und es war sogar halbwegs spannend. Grundsätzlich schreibst sehr Leser-freundlich und fehlerfrei. Jetzt hat mich die Erklärung für das Verhalten der Stare nicht sehr überzeugt. Wegen des Kraches der Menschen entwickeln sie eine gezielte Strategie, um sich in rächen. Naja ...
Vielleicht bin ich zu mäklig.
Was mich mehr gestört hat: Das eigenartige Zwitschern ist im Reich der Märchen anzusiedeln. Wenn ich mich schon auf die Prämisse einlasse, sollten die Vögel zumindest auf realistische Weise für ein Blutbad sorgen. Wozu haben die ihre Schnäbel? Damit knacken die Kirschkerne! Stell Dir nur mal vor: Die hacken sich durch Schädeldecken in die Gehirne, picken Augen aus, zerren Meter langes Gedärm aus zerfetzten Bauchhöhlen, Blut spritzt, Opfer kreischen ... Aber ich schweife ab.
Wenn die Geschichte als Parabel konstruiert wäre, könnte ich diese unrealistische Komponente akzeptieren. Aber ich habe keine zweite Ebene entdeckt.

Nun, wie gesagt: Gut geschrieben ist dein Beitrag auf jeden Fall, und meine Kritikpunkte sind wahrscheinlich sehr subjektiv.

Gruß, Kellerkind

 

Hallo Porter!

Sehr schöne Geschichte, auch recht gut geschrieben. Dennoch habe ich einige Kritikpunkte aufgelistet. Alles subjektiv, selbstverständlich. Schau mal, ob du davon etwas gebrauchen kannst.

Wenn ich aufwache, ist es wieder da: Das Vogelzwitschern, das sich eher wie der Schrei einer Raubkatze anhörte. Es war letzte Silvesternacht passiert.
Wenn ich aufwache, ist es wieder da … Eine fragwürdige Aussage. Das Vogelgezwitscher ist doch bestimmt auch da, wenn er schläft.
Vogelzwitschern … Vogelgezwitscher
Es war letzte Silvesternacht passiert … Nach der Info, die ich bis dahin habe, klingt das falsch.
„Wenn ich aufwache, ist es wieder da“ zeigt mir einen bereits oft geschehenen Vorgang. „Es war letzte Silvesternacht passiert“ bezeichnet ein einmaliges Erlebnis. Da finde ich keine Verbindung.

Eine riesige Menge Stare hatten sich kurz vor dem Jahreswechsel auf dem Hof vor dem Hochhaus, in dem ich lebe, gesammelt.
Eine riesige Menge Stare … Eine Schar, ein Schwarm. Wertungen wie „riesig“ find ich immer sinnlos. Ich weiß nicht, welche Größe oder Menge der Erzähler als „riesig“ einstuft, welche als normal oder klein. Sehr schön gezeigt wird mir die Vogelschar in den nächsten Sätzen. Das genügt doch!
gesammelt … für mich ist angesammelt treffender. Wenn eine lockere Gruppe sich sammelt, wird, für mein Empfinden, damit auch eine erkennbare Ordnung hergestellt.

Die Mauer, die Zweige der Bäume, die Fenstersimse.
Ich muss erst den nächsten Satz lesen, um herauszufinden, was damit gemeint ist:
Alles war voll mit den dunklen Körpern der gefiederten Flieger.
Aha! Bleibt noch die Frage: Warum sitzt keiner auf den Ästen der Bäume?
Alles war voll … Das ist sehr simpel ausgedrückt, während „gefiederten Flieger“ ein gehobener, fast poetischer Ausdruck ist.

Merkwürdig war jedoch schon die Tatsache, dass es Stare waren, die Zugvögel schlechthin. In ihren Augen leuchteten grüne Lichter, die mich an im Morgentau glitzerndes Gras erinnerten. Ein ungewöhnliches Szenario, gewiss.
Warum sind Stare die Zugvögel schlechthin? Was unterscheidet sie, in ihrer Eigenschaft als Zugvogel, von den anderen Zugvögeln?
Ich würde diesen Abschnitt anders formulieren, damit du auf die Füllwörter jedoch+schon verzichten kannst.
In ihren Augen leuchteten grüne Lichter, die mich an im Morgentau glitzerndes Gras … Auch fragwürdig. Das ergibt kein vorstellbares Bild. Aus ihren Augen leuchtete grünes Licht. Das kann ich mir vorstellen.
im Morgentau glitzerndes Gras … Dabei denke ich an eine Wiese, und dann an die fast schwarzen Federn dieser Vögel. Das passt nicht.

So, bis dahin Kleinarbeit. Jetzt lese ich nur noch. ;)

Ich meine, an dem Text kann noch gefeilt werden. Deine Bilder und Vergleiche sind gut verteilt, stehen auch an den richtigen Stellen, doch manchmal fehlt es ihnen an Präzision.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hi Porter

Um es kurz zu machen: Ich fand die Geschichte gut, interresant geschrieben, obwohl die Story ein kleines bisschen seltsam war...

Lg Kemauc

 
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Liebe Kassiopeia,

dass dich meine Zeilen an einen Ausschnitt aus einer Stephen King Story erinnert, macht mich ein bisschen stolz. Meine intensiven Begegnungen mit dem "König des Horrors" sind zwar schon ein wenig länger her, aber die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass er literarisch ein wenig auf mich abgefärbt hat ;)

Den Erklärungs(ab)satz zu streichen habe ich einfach mal ausprobiert und tatsächlich bleibt die Geschichte trotzdem rund. Die Erklärung in andere Tücher zu hüllen (Stichwort: ähnliche Vorfälle) empfinde ich ebenfalls als guten Vorschlag. Darüber denke ich auf alle Fälle noch gründlich nach.

Auf alle Fälle gern gelesen!

Freut mich, dass du beim kritischen Durchlesen auch ein bisschen Spaß hattest.

Herzliche Grüße
Porter

Servus offshore,

freut mich, dass du trotzdem kurz an meiner literarischen Küste verweilt und eine fehlende Planke in meinem Wissensboot eingebaut hast. Ich werde also aus den Rowdies die Rowdys machen ;)

Morgen mehr. (Oder übermorgen.)
:)
Willkommen, Porter.
Danke!

Herzliche Grüße
Porter

 

Hallo Kellerkind,

in der Literaturkritik objektiv zu sein, ist meines Erachtens nicht möglich. Angesichts dieser Erkenntnis betrachte ich jede Kritik als subjektiv und suche mir daraus die Dinge, die mir einleuchten und helfen könnten. Dass ich selten 100 Prozent übernehme, ist klar. Selbst wenn ich das wollte, käme doch immer wieder eine persönliche Note durch. Mach dir also -soweit es mich betrifft- keine Sorgen, dass ich sachliche Kritik persönlich nehmen und "beleidigt" sein könnte. Das wollte ich mal ganz subjektiv loswerden :)

Gut aufgebaut, ordentlich durchgezogen, kleine Einleitung, Steigerung, Epilog. Und es war sogar halbwegs spannend. Grundsätzlich schreibst sehr Leser-freundlich und fehlerfrei.
Das hört sich gut an, vielen Dank.
Jetzt hat mich die Erklärung für das Verhalten der Stare nicht sehr überzeugt. Wegen des Kraches der Menschen entwickeln sie eine gezielte Strategie, um sich in rächen. Naja ...
Das Ganze ist natürlich surrealistisch angelegt. Dass Vögel (welche auch immer) strategisch denken und rachsüchtig sind, gehört in das Reich der Fantasie (oder Fantasy?). Dort ist alles möglich, denke ich. Du musst dir den Leidensdruck der Vögel mal vorstellen. Wie lange jagen wir schon Feuerwerk zu Silvester in die Luft? Jahr für Jahr das gleiche Prozedere, Jahr für Jahr zum Schaden unserer gefiederten "Freunde". Ob man sich auf diese Vorstellung einlassen kann, liegt natürlich im Ermessen des Lesers.

Jetzt noch zum Zwitschern und seinen Auswirkungen. Dass Töne erzeugt werden können, die das menschliche Gehör schädigen und Glas zum Bersten bringen, ist möglich. Das ist in diesem Fall geschehen. Die Vögel benutzen ihre Stimmen als Werkzeug ihrer Rache. Blut fließt reichlich. Geplatzte Trommelfelle, Gehirntraumata bis hin zu geplatzten Schädeln sind aus meiner -zugegeben recht zurückhaltenden- Schilderung herauszulesen. Dass Zwitschern nicht der richtige Ausdruck für eine derart hochfrequente, schädliche "Ton-Schlachtung" sein kann ist mir klar. Immerhin habe ich später von anschwellendem Sirren geschrieben :)

Dass ich meine Geschichte unter den von dir genannten Gesichtspunkten checke, ist klar. Möglicherweise kann ich das Zwitschern aus der Märchenwelt holen und es so ein wenig zugänglicher machen. Aber das kann ich nicht versprechen, denn wie du wahrscheinlich selber weißt, verselbständigen sich Worte und Sätze, wenn man einen Gedanken niederschreibt und es kommt nicht das heraus, was man ursprünglich beabsichtigt hat.

In diesem Sinne herzlichen Dank und ebensolche Grüße.
Porter

 
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Asterix, beim Teutates,

so tief kann man in einen Text wahrlich nur eindringen, wenn man genügend Zaubertrank geschluckt hat :)

„Wenn ich aufwache, ist es wieder da“ zeigt mir einen bereits oft geschehenen Vorgang. „Es war letzte Silvesternacht passiert“ bezeichnet ein einmaliges Erlebnis. Da finde ich keine Verbindung.
Das Aufwachen findet in der Gegenwart statt, die letzte Silvesternacht ist bereits vergangen. Ich habe versucht, das dem Leser mit den unterschiedlichen Zeiten der Verben aufwache (Präsens) und war passiert (Vergangenheit) zu vermitteln. Scheinbar nicht so ganz gelungen. Eventuell kann ich das Aufwachen mit Zeitbegriffen wie "jetzt" oder "heutzutage" noch präzisieren. Mal sehen ...

Wertungen wie „riesig“ find ich immer sinnlos. Ich weiß nicht, welche Größe oder Menge der Erzähler als „riesig“ einstuft, welche als normal oder klein. Sehr schön gezeigt wird mir die Vogelschar in den nächsten Sätzen. Das genügt doch!
Da gebe ich dir uneingeschränkt recht, da werde ich mich noch intensiv drum kümmern.

gesammelt … für mich ist angesammelt treffender. Wenn eine lockere Gruppe sich sammelt, wird, für mein Empfinden, damit auch eine erkennbare Ordnung hergestellt.
Als ehemaliger Zeitsoldat leuchtet mir deine Argumentation ein. Mir schwebte allerdings schon eine gewisse Ordnung vor, aber wahrscheinlich nicht transparent genug herausgestellt. Das werde ich nachholen.

Ich muss erst den nächsten Satz lesen, um herauszufinden, was damit gemeint ist:
Das betrachte ich allerdings als legitim, vor allem, weil es eben unmittelbar danach aufgeklärt wird. Ich gebe aber gerne zu, dass man da unterschiedliche Meinungen haben kann. Dass es dich gestört hat, ist für mich Grund genug, das noch einmal zu überdenken.

Aha! Bleibt noch die Frage: Warum sitzt keiner auf den Ästen der Bäume?
Ahem ... "auf den Zweigen der Bäume" ist nicht genug? Klar: Ohne Äste keine Zweige. Letztere würden sonst in der Luft hängen :) Mmmh, vielleicht kannst du hier noch einmal was dazu schreiben.

Alles war voll … Das ist sehr simpel ausgedrückt, während „gefiederten Flieger“ ein gehobener, fast poetischer Ausdruck ist.
Auf eine solche Vermischung habe ich bisher nie geachtet. Da hast du eine ganz neue Tür aufgestoßen! Danke dafür. Wieder ein neuer Aspekt auf meiner Prüfliste.

Warum sind Stare die Zugvögel schlechthin? Was unterscheidet sie, in ihrer Eigenschaft als Zugvogel, von den anderen Zugvögeln?
Oh weh! Das ist ein Insider-Fehler. Stare stehen in meinen Kindheits-Erinnerungen tatsächlich symbolisch für Zugvögel. Das werde ich noch ändern.

Ich würde diesen Abschnitt anders formulieren, damit du auf die Füllwörter jedoch+schon verzichten kannst.
Das werde ich tun.

In ihren Augen leuchteten grüne Lichter, die mich an im Morgentau glitzerndes Gras … Auch fragwürdig. Das ergibt kein vorstellbares Bild. Aus ihren Augen leuchtete grünes Licht. Das kann ich mir vorstellen.
im Morgentau glitzerndes Gras … Dabei denke ich an eine Wiese, und dann an die fast schwarzen Federn dieser Vögel. Das passt nicht.
Das glänzende Grün von Gras, das sich mit Morgentau beträufelt auf der Wiese findet wird verglichen mit den grün-glänzenden Augen der Stare. Mehr nicht. Die schwarzen Körper der Stare spielen in diesem Vergleich keine Rolle. Allerdings gebe ich zu, dass ich den einzelnen Grashalm und du (und evtl. auch andere) die ganze Wiese -und, resultierend daraus, den ganzen Star- gesehen hast, weshalb ich auch hier noch nacharbeiten werde.

Ich meine, an dem Text kann noch gefeilt werden. Deine Bilder und Vergleiche sind gut verteilt, stehen auch an den richtigen Stellen, doch manchmal fehlt es ihnen an Präzision.
That 's it!

Gott sei Dank, ist mir der Himmel nicht auf den Kopf gefallen. Herzlichen Dank für deine Mühe.
Porter


Servus Kemauc,

Um es kurz zu machen: Ich fand die Geschichte gut, interresant geschrieben,
obwohl die Story ein kleines bisschen seltsam war...
Danke für das positive Statement. Seltsam? Guckst du Stichwörter ...

Herzliche Grüße
Porter

 

Als ehemaliger Zeitsoldat leuchtet mir deine Argumentation ein.
Guten Morgen, Kamerad Porter! :D
Ja, da habe ich länger überlegt, ob ich das anbringe, weil es eher eine soldatische Sichtweise
ist.

Ahem ... "auf den Zweigen der Bäume" ist nicht genug? Klar: Ohne Äste keine Zweige. Letztere würden sonst in der Luft hängen Mmmh, vielleicht kannst du hier noch einmal was dazu schreiben.
Ich denke an eine viel einfachere Lösung: schlicht Bäume. Dass Stare nicht wie Spechte an den Stämmen klammern, dürfte jedem klar sein und somit ist das Bild, in Bezug auf die Situation auf den Bäumen, hinreichend.

Lieben Gruß!

 
Zuletzt bearbeitet:

Silvesternacht (neu)

Leider in den falschen Thread gerutscht. Wurde deshalb gelöscht.

 

Hi Porter,

ich glaube, Du bist im falschen Thread gelandet. Hier gings doch um Vögel und nicht um Schnapsdrosseln, oder? ;)

 

Da hast du verdammt recht, Kassiopeia. Das muss ich noch korrigieren :)

 

Hallo Porter,

es ist schon eine ganze Weile her, dass ich deine Geschichte gelesen habe. Ich hatte mir vorgenommen, sie zu kommentieren, war aber nicht dazu gekommen, weil die letzten Wochen recht stressig waren. Daran, dass ich jetzt immer noch an sie gedacht habe, kannst du sehen, dass die Geschichte einen Eindruck hinterlassen hat, das ist auf jeden Fall positiv. :)

Dieses Motiv einer gewaltigen, feindseligen Masse von Vögeln taucht auch in anderen Werken auf, das haben ja einige der vorherigen Kommentare auch schon angemerkt. Ich kann mir nicht ganz erklären, warum das eigentlich so unheimlich wirkt - vielleicht spielt so ein unterschwelliges Gefühl eine Rolle, dass die Menschen es verdient hätten, wenn die Natur sich gegen sie wenden würde, was dein Erzähler ja auch andeutet.

Auf jeden Fall hast du dieses Motiv hier effektvoll in Szene gesetzt, und mir gefällt der Erzählstil der Geschichte gut.

Ein paar Kritikpunkte habe ich allerdings auch.

Wenn ich aufwache, ist es wieder da: Das Vogelzwitschern, das sich eher wie der Schrei einer Raubkatze anhörte.
Müsste es nicht heißen "Als ich aufwache"? "Wenn ich aufwache" würde ja heißen, das passiert jeden Morgen. Und es müsste "anhört" sein, der Rest des Satzes steht ja auch im Präsens.

Merkwürdig war jedoch schon die Tatsache, dass es Stare waren, die Zugvögel schlechthin.
Also für ornithologische Kenntnisse gewinnt die Geschichte leider keinen Preis. :p

Wikipedia sagt

Der Star ist in Europa je nach geographischer Lage Standvogel bis Mittelstreckenzieher
also alles andere als der "Zugvogel schlechthin".

Und ich kann dir aus persönlicher Erfahrung bezeugen, dass es auf dem Berliner Alexanderplatz eine erstaunlich große Population von Staren gibt, die den ganzen Winter über dort bleiben und von weggeworfenen Brötchenresten und so was anscheinend nicht schlecht leben. :)
Also es wäre grundsätzlich nicht extrem ungewöhnlich, auch an Silvester ein paar Stare zu entdecken. In solchen Massen wäre es natürlich was anderes.

Trotz der auch hier geborstenen Fensterscheibe gelang es mir, den Lautstärke-Level ausreichen herunterzudrücken.
ausreichend
und die Formulierung "Lautstärke-Level herunterdrücken" finde ich nicht so ganz gelungen. "Die Lautstärke erträglich zu machen" oder so was passt vielleicht besser.

Auch jetzt noch, ein halbes Jahr später. Endlich konnte ich mein Erlebnis niederschreiben, es weitergeben, in der Hoffnung, dass es viele andere Menschen erreichen würde.
Diese beiden Sätze würde ich an deiner Stelle streichen. Die sind nicht wirklich notwendig, weil der nächste Absatz auch ohne sie deutlich machen würde, dass einige Zeit verstrichen ist. Und ich finde, sie wirken ungelenk, als wären sie bloß eingebaut worden, damit die Leser auf jeden Fall kapieren, dass da ein Zeitsprung drin ist.

Es würde also wahrscheinlich wieder laut werden am nächsten Silvesterabend, in welcher Form auch immer.
wird - der Erzähler erwartet ja, dass das wirklich eintreten wird, das ist nicht hypothetisch.

Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Grüße von Perdita

 

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