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Siesta
„Ich bin dann jetzt weg. Den Monatsbericht hab ich noch fertig gemacht.“
Ertappt wie ein kleiner Junge fuhr er hoch und schaltete hastig den Bildschirmschoner ein. „Äh ja“, räusperte er sich, „danke, und ein schönes Wochenende Frau Bakovic. Oh, Sie haben wohl noch was vor?“
Ihr Kleid war etwas zu eng, genauso wie die hohen Schuhe, aus denen ihre fleischigen Füße quollen.
„Ja“, sie strich lächelnd über den glänzenden Stoff des Kleides, der wirklich keinen Makel verzieh, „meine Freundin Larissa feiert Jungesellinnenabschied, mit Limousine und allem drum und dran.“
„Na dann, viel Spaß, hoffe, Ihre Freundin hat sich das gut überlegt, haha…“
„Natürlich …“, leicht irritiert blickte sie ihn an, „also, ich muss jetzt. Ach übrigens: einen schönen Urlaub!“
Seufzend blickte er auf seine Armbanduhr: 18:05 Uhr. Er hatte Heike versprochen, heute früher zu kommen, sie müssten schließlich packen. Unmotiviert spielte er noch eine Runde Solitär, prüfte einmal mehr den Posteingang und richtete dann umständlich eine Abwesenheitsnotiz für sein Emailkonto ein. Im Flur hielt er ein kleines Schwätzchen mit dem Hausmeister, ehe er in den Aufzug stieg und in die Tiefgarage fuhr.
***
Der Schatten des Sonnenschirms war gewandert und seine immer noch bleichen Beine lagen in der prallen Sonne. Wenn er nicht aufpasste, hätten seine Füße bald die Farbe gekochter Hummer. Träge setzte er sich auf und nahm einen Schluck von seiner Pina Colada, die inzwischen warm und wässrig war.
Er warf einen Blick auf Heike, die seit Stunden neben ihm lag und ihre Nase in ein Buch gesteckt hatte. Wahrscheinlich wieder eins dieser Sado-Maso-Schmonzetten, die sie neuerdings verschlang. Zumindest hatte das ihr eingerostetes Sexleben wieder etwas auf Trab gebracht, obwohl er sich reichlich dämlich vorkam, sie mit seinen Seidenkrawatten an die Bettpfosten zu fesseln und den bösen Jungen zu spielen. Im brutalen Licht des Vormittags, das jeden einzelnen Besenreiser an Heikes stämmigen Beinen zum Vorschein brachte, erschien es ihm geradezu lächerlich.
Nach fünfzehn Jahren Beziehung, und das bestätigten ihm sämtliche Freunde, war es kaum so, dass man ständig übereinander herfiel. War er eigentlich noch geil auf Heike? Wie sie so dalag in ihrem matronenhaften Badeanzug mit Schalen-BH war er sich da wirklich nicht sicher. Überhaupt hatte er seit einiger Zeit das Gefühl, dass sie sich etwas gehenließ. Während er vermehrt darauf achtete, genug Sport zu treiben, um seinen Bauchansatz im Griff zu haben, schien Heikes Hinterteil von Tag zu Tag breiter zu werden. Ganz zu schweigen von den Dellen an ihren Oberschenkeln. Nicht, dass er es übers Herz brächte, sie darauf aufmerksam zu machen, aber es störte ihn schon.
Gerade lief eine Mutter mit Kleinkind auf dem Arm an seiner Liege vorbei, knackiger Arsch, kaum verhüllt von einem winzigen Bikinihöschen, langes, glänzendes Haar. Offensichtlich gab es doch Frauen, die ihre Babypfunde wieder loswurden.
„Matthias?!“ Er zuckte schuldbewusst zusammen. „Es ist gleich halb eins, holst du die Kinder vom Bambino-Club ab?“
Als er sich umsah, wuchteten sich noch einige andere Familienväter aus ihren Liegen, um den Nachwuchs zum Mittagessen abzuholen. Schwitzend machte auch er sich auf den Weg zum Kinderclub und bemerkte, dass er mindestens einen Drink zu viel gehabt hatte.
Wiederholt fragte sich Matthias, wie lange er diese Urlaube in Mittelklasse-Ferienclubs voller Mittelklasse-Familien an irgendeinem Mittelmeerstrand noch über sich ergehen lassen musste. Mit Anfang zwanzig war er den ganzen Sommer im Zug kreuz und quer durch Europa gefahren, mit Anfang dreißig als Backpacker durch Australien gereist und jetzt lag er mit anderen bierbäuchigen Familienvätern am Pool und schlürfte schon am Vormittag gepanschte Cocktails. Dieses Jahr hatte er Heike dreist vorgeschlagen, doch zur Abwechslung mal in die Toskana zu fahren, da die Kinder mittlerweile alt genug für ein bisschen Sightseeing wären. Sie hatte ihm einen verächtlichen Blick zugeworfen und das Thema war beendet.
Nach dem Mittagessen gingen sie in den Bungalow, um sich etwas auszuruhen und die Kinder für den Nachmittag neu einzucremen. Erschöpft ließ er sich aufs Bett fallen. Die Laken fühlten sich angenehm kühl an und aus der Klimaanlage strich ein zarter Lufthauch durch den Raum.
Heike schloss die Tür zum Kinderzimmer und krabbelte zu ihm aufs Bett. „Schatz?“, sie versuchte, sich rittlings auf ihn zu setzen, doch er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen und rollte schnell zur Seite. Er hatte zu viel von den Knoblauchgarnelen gegessen und musste dauernd aufstoßen. „Bitte Heike, mir ist schlecht.“
„Du hättest nicht so viel essen sollen. Was hältst du von einer kleinen Siesta? Ich mach die Kinder fertig und bring sie zurück in den Bambino-Club. Und danach“, sie fuhr ihm lasziv mit dem Fuß über den Schritt, „danach machen wir zwei uns hier richtig locker.“ Sie beugte sich ganz nah an sein Ohr und flüsterte: „Ich bin total heiß, ich will, dass du es mir richtig besorgst.“ Vor Schreck entfuhr ihm ein lauter Rülpser. Heike sah ihn missbilligend an.
„Bitte, entschuldige, mir geht`s echt nicht gut, ich denke, ein Nickerchen ist jetzt nicht schlecht.“
„Aha.“ Enttäuscht stand sie auf und verließ das Zimmer. Matthias drehte sich zur Seite und zog die Beine an. Erleichtert schloss er die Augen und dämmerte sofort weg.
Ein Klopfen schreckte ihn aus dem Schlaf. Taumelnd stand er auf und stolperte zur Tür.
„Entschuldigung, aber ich glaube ich bräuchte kurz Ihre Hilfe.“ Die knackärschige Mutter vom Pool stand vor ihm. „Ich wohne im Bungalow nebenan und bekomme die Klimaanlage einfach nicht zum Laufen. Und das bei dieser unerträglichen Hitze …“ Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr mit dem Daumen in ihr Dekolleté. Über dem knappen Bikini trug sie nur eine durchsichtige weiße Tunika.
„Nun, ich kann mir das ja mal anschauen, natürlich bin ich kein Elektriker …“
„Oh, ich denke, das kriegen Sie schon hin. Wenn ich den Hotelservice rufe, warte ich wahrscheinlich bis übermorgen.“ Sie warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu. „Kommen Sie!“ Sie warf ihre langen Haare schwungvoll über die Schulter.
Er folgte ihr über den Steinplattenweg zum Nachbargebäude. Zwischen den Platten wuchs Unkraut, der Rasen war gelb und strohig.
Die Türe zum Bungalow stand offen, innen war es dämmrig, da die Vorhänge zugezogen waren, und ziemlich heiß. „Ich habe schon alles probiert, doch das Ding gibt keinen Muckser von sich.“
„Okay, dann wollen wir mal sehen.“ Matthias tippte und drehte an dem kleinen Regler an der Wand und versuchte, möglichst fachmännisch dabei auszusehen.
„Also hier scheint alles richtig eingestellt zu sein. Geben Sie mir mal die Fernbedienung?“
„Fernbedienung? Oh je“, sie schlug die Hände vors Gesicht, „es gibt eine Fernbedienung?“
„Ja“, er lächelte nachsichtig, „bei uns lag sie … ah, genau da, auf dem Fensterbrett.“ Ein Tastendruck und die Klimaanlage gab ein piepsendes Geräusch von sich und sprang sofort an.
„Tja, das ist mir jetzt wirklich peinlich. Kann ich mich irgendwie revanchieren?“ „Na ja, vielleicht geben Sie mir später ein kühles Bier an der Beachbar aus.“ Er freute sich über seine Schlagfertigkeit.
„Das könnte ich sicherlich tun. Aber, da hier ja sowieso alles all-inclusive ist, wäre das ja keine große Revanche.“ Neckisch sah sie ihm in die Augen. „Ich glaube, mir fällt da auch was anderes ein“, sagte sie und strich sich mit der Hand über den Ausschnitt.
Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er hatte das Gefühl, in eine dieser testosterongeladenen Werbungen für Duschgel oder Deodorant gebeamt worden zu sein. Apropos, er hoffte, dass sein Deo jetzt nicht versagte, doch wahrscheinlich war es dafür schon zu spät. Gleich würde sie womöglich die Hüllen fallen lassen, wobei es da nicht gerade viel fallen zu lassen gab.
„Wir könnten uns ein bisschen hinlegen und entspannen, bei dieser Hitze …“ sie fuhr ihm mit den Fingerspitzen über den Hals, „uh, du bist ganz verschwitzt …“ Langsam wurde ihm wirklich heiß.
„Ich, äh, wo ist eigentlich dein Kind? Schläft es da drin?“, brachte er krächzend hervor.
„Meine Tochter? Die ist mit meiner Mutter am Strand. Mach dir keine Gedanken, die sind noch ein paar Stunden beschäftigt. Und jetzt entspann dich.“ Mit einer schnellen Bewegung hatte sie die Tunika abgestreift und stand jetzt im Bikini vor ihm. Ihre Haut war goldbraun und makellos.
Er streckte eine Hand aus und legte sie auf ihre Brust. Mit dem Daumen streifte er ihr Oberteil zur Seite und strich über ihre Brustwarze, die sich sofort aufrichtete. Sie stöhnte leise. „Oh Gott, du bist so schön“, murmelte er und zog sie an sich. Ihr Haar roch nach Kokosöl und Strand und er drückte seinen Ständer an ihr schmales Becken. Am liebsten würde er sie über die Couch beugen und von hinten nehmen, hart und ihr vielleicht noch ein bisschen den Po versohlen.
„Lass uns rüber gehen, ins Schlafzimmer, da ist es bequemer.“ Sie zog ihn an der Hand ins Nebenzimmer. „Mach es dir doch schon mal gemütlich“, sie deutete auf das große Doppelbett, „ich bin gleich wieder da.“ Hastig zog er sein Hemd über den Kopf und legte sich dann auf die kühlen weißen Laken. „Wie heißt du eigentlich?“ Sie schien ihn nicht gehört zu haben. In seinem Kopf rauschte das Blut und nicht nur dort. Er fühlte sich wie beim ersten Mal, hoffte aber, dass er es heute länger als zehn Sekunden schaffte.
Als sie zurückkam trug sie eine Ledermaske über dem Gesicht, eine schwarze Korsage aus Lack, schwarze Strümpfe mit Strapsen und Lackpumps. Ihr Körper schien plötzlich ziemlich unförmig zu sein. Sie kniete sich über ihn und band seine Hände mit einem Gürtel aus einem seidigen Material, wie von einem Morgenrock, zusammen. „So mein Lieber, jetzt wollen wir mal sehen, wer hier wen versohlt.“
„Heike!“, rief er entgeistert, „was machst du hier?“
„Wir wollen es dir heute mal so richtig besorgen, was denkst du denn?“ Die junge Mutter mit dem Knackarsch stand jetzt auch neben dem Bett, sie trug nur noch ihr knappes Bikinihöschen und auch eine Maske über dem Gesicht. In der Hand hielt sie eine kurze Reitgerte.
„Aber was, wie …“
„Matthias! Hey, Matthias, wach auf!“
„Was?“ Erschrocken fuhr er hoch und sah sich panisch um. Er schien in seinem eigenen Bett zu sein, Knackarsch war nicht zu sehen und Heike trug ihr gelbes Strandkleid. „Hast du schlecht geträumt? Die Kinder sind im Mini-Club.“ Sie warf einen Blick auf seine Shorts. „Oh, anscheinend hast du doch nicht so schlecht geträumt …“