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- 14.10.2004
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Siebenviel: Der kleine Junge
Vorwort
Ich weiß nicht wie man es benennen kann, es gibt kein Wort dafür, keine Geschichten die so einfach erzählt werden. Ich werde Bilder brauchen, Bilder die ich male, weil all die Worte versagen. Denn auch unser Unbewusstes drückt sich in Bilder aus, ergießt sich in Symbolen in unseren Träumen. Das Unbewusste vermag auch Dinge zu speichern, die für uns nicht relevant erscheinen. Und wir werden blind in unserer Wirklichkeit die wir uns selber erschaffen haben. Ich werde Bilder brauchen für das was aus der unsichtbaren Welt zu uns hinübergekommen ist, was ich gesehen, gespürt und empfunden habe. Und ich werde an Orte gehen und versuchen einen kleinen Jungen zu finden, der etwas gesehen hat, was man nicht beschreiben kann. Und was er irgendwann vergessen sollte, so wie man einen Unangenehmen Traum vergisst. Aber das was der kleine Junge gesehen hat, das ist noch immer Gespeichert im Unbewussten, und erscheint als Bilder, als Ahnungen und Gefühlen. Vom großen Zensor bewacht schlummert diese Geschichte als ihren Anfang und reicht bis ins Jetzt, bis in diese Sekunde. Und wenn Zeit nur ein Konstrukt ist, dann wird es auch so sein das sich diese Geschichte für alle Zeiten fortsetzt weit über meinem Leben hinaus
Siebenviel
Der kleine Junge stand am Rande des Weges und blickte auf das wogende Weizenfeld hinaus, wo der Wind mit dem Licht und den Schatten spielte. Und das rauschen des Windes ließ in seinen Herzen eine Stille entstehen, die so unendlich groß wurde, das sie ihm den Atem raubte. Und in dieser Einsamkeit des Augenblickes war ihm so, als würde er ihn verstehen, den Wind. Als würde er in allen Dingen sein, und die Welt wurde um ihn herum unendlich. Und so verging die Zeit, und das Licht wurde Schatten, und die Schatten wurden schwärzer. Hier in der Hitze des Sommertages, kam es schwarz und unheimlich über den Horizont. Aber erst als das letzte Licht der Sonne verschluckt wurde, wurde der kleine Junge befreit. Löste sich sein Blick von dem Spiel des Windes, und erschrocken starrte er in die Finsternis die von Westen her sich wie ein Leichentuch über das Land senkte. Und ein unheimliches dumpfes und gewaltiges tiefes grollen und das flackern eines grellen Lichtes über dem Wald ließ ihn erstarren. Ein mächtiger Sturm fegte über den Weizenfeld und legte die Halme flach und in seine Ohren klang es, als würde alle Kraft der Welt darin liegen. Der kleine Junge weinte, und der nächste Donnerschlag entließ ihn aus der Starre, und er lief ziellos den Feldweg hinab, dort wo die drei Birken standen, die unter der Last des Windes stöhnten. Und als es Feuer regnete aus der Finsternis, da erstarrte er wieder, und sah zwischen den Birken hindurch in die schwarze Nacht. Und das Lied des Sturmes wart tiefer und tiefer. Grauenvolle Furcht senkte sich in sein Herz. Seine Augen sahen, wie dort etwas war, was dort nicht hätte sein sollen, etwas was sich entfaltete aus Finsternis, Feuer und Wind. Ahnte er wie dort etwas schwärzer war als schwarz, jenseits aller Schatten und jenseits von allen, was sich so ein kleiner Junge vorstellen kann. Und so als würden tausend Sterne kreisen, war dort ein Loch in dieser Welt, drehte sich der Raum hinein in diese leere, und verschwand in dieser Unendlichkeit.
Der kleine Junge stand dort auf den Weg. Den Rücken zur Hecke, denn er musste weit hinaufblicken zu den großen Pappeln die sich dort rauschend im Sommerwind bewegten. Und die Luft war von der Hitze erfüllt, die von jenseits einer fernen Welt kam, die dieser kleine Junge erspüren konnte, und sei sie auch noch so fern. Der kleine Junge hatte die Augen geschlossen und die Verlorenheit dieses Sommertages ließ ihn schweben und ließ ihn lauschend den Atem anhalten. Und er spürte wie feiner Sand über seine nackten Füße geweht wurde, wie er zu feinen Wirbeln wurde, als währen Kobolde am Werke. Sendboten jenes fernen Landes, das so unendlich weit und unerreichbar schien Und der Wind trug den Geruch des Meeres über das Land und ließ weiße Wolken entstehen, die wie mächtige Schiffe auf einen blauen Ozean dahinsegelten. Der kleine Junge hatte die Augen geschlossen und er lauschte. Er lauschte auf das Rauschen der Bäume im Wind, jene mächtigen alten Pappeln die wie dort sangen und rauschten, denn sie waren Kinder des Windes. Und sie raunten und flüsterten, und sangen ein Lied des Lichtes und der Sonne. Der kleine Junge lächelte. Er konnte die Sprache der Bäume verstehen.
Mit meinen kurzen Hosen, die entsetzlich unbequem waren, mit denen ich mich so lächerlich vorkam, musste ich in die Schule. Ich fühlte mich von allen so angestarrt, und entfernte mich noch mehr von den Lebewesen, die mit mir diese Leidenszeit teilen mussten. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, vielleicht das ich das einsamste Geschöpf war, was auf Erden war. Alleinegelassen, irgendwie, irgendwann, irgendwo. In einem Kindsein, das so absolut im Dunkeln liegt. Weit weg von allen Lebendigen, lebte ich nur in mir und war selbst dort so einsam, das es mir war als würde ich unendlich tief fallen. Vielleicht konnte man sagen das ich autistisch war, ich weiß es nicht. Es gibt keine Beschreibung für diesen Zustand des nicht Vorhandenseins der Außenwelt. Denn meine eigene Innenwelt war für mich die einzige Wahrnehmung die ich zuließ. Trotzdem war ich nach außen hin der Junge der agieren und reagieren konnte, der funktionierte so wie es sein sollte. Ich funktionierte, war nach außen hin ein fast normaler Junge, aber nur fast. Das ich steht's alleine war, träumend, meist stumm. Versonnen irgendwo spielte, einsam im Sand einer kleinen Sandkiste. Meine Oma war für mich die Bezugsperson, war sie Mutter. Warum das weiß ich nicht. Vielleicht in dem Dunkeln der ersten Kinderjahre zu sehr alleine gelassen, emotional getrennt von der Mutter, warum auch immer das passiert ist. Und so kann ich mich erinnern, ich sitze auf den Schoß meiner Oma und streichle ihre Hände. Und höre ihre Stimme, ihr Schlesisch, und fühle mich geborgen. In dieser Geborgenheit erwache ich tief in mir und tauche zu jener Wirklichkeit empor, die Welt war, so laut und lärmend, doch hier wärmend und geborgen. Und ich streichle ihre Hände und wart geborgen in einer Welt die ich kannte und aus drei Zimmern bestand.
Wir liefen übers Rübenfeld, so schnell uns die Beine trugen. Bis wir das Wäldchen erreichten, im Hintergrund das kleine Moor. Und wir holten unsere Zigaretten heraus und pafften wie als würde es ein Wettbewerb sein, wer schneller seine Kippe im Grass austreten konnte. Wir, das waren Kinder ohne Gesicht. Irgendwelche Jungs aus der Schule, zu denen ich keinen Bezug hatte, ich lief einfach mit und funktionierte wie man es erwarten würde. Ich weiß noch wie ich das Geld dafür aus der Schublade meines Vaters klaute, mit entsetzlicher Angst. Mein Vater. Ich kann mich nicht erinnern einen gehabt zu haben. Irgendwie war er da, aber wiederum war er nicht da. Und meist war er da wenn es Schläge gab, meist wegen der Schule, aber ich weiß es nicht mehr. Dort ist ein großes schwarzes Loch in der Zeit, so als würde ich abgeschnitten sein von allen.
Über dem großen Feld standen wir alle verstreut und in Gruppen. Und durch den Schleier eines grauen Nebels da erspürte man die Dinge, die keine Entsprechungen hatten. Und wie ein kaltes Seufzen war der Wind der alte Regentropfen trug. Ein unendlich tiefes Schweigen raubte den Atem als würde ich ertrinken und jede Sekunde war ein Tod. Sie stand inmitten des Feldes, urplötzlich als währe sie aus Nebeln geboren. Sie, die ich nicht beschreiben kann, denn die Worte dafür gibt es noch nicht auf diese Welt. Und sie trug ein Schwert in beiden Händen, weit von sich gestreckt, und es war so als würde ich Worte hören, in meinen Kopf, in meiner Seele, als würde in mir etwas erklingen und ich falle in Unendlichkeit. Und sie drehte sich im Kreis, das Schwert weit von sich gestreckt, und mir war als würde der Nebel um uns weichen. Als zerreiße etwas in dieser Welt. Und so schwang sie das Schwert über ihren Kopf, sprach sie seltsame Worte, fast lautlos, geflüstert, und doch hörbar, ... Und so blieb für eine Sekunde die Zeit stehen, der Himmel teilte sich und gebar eine Sonne. Da war es wie ein Lachen und die Welt war eine andere.
Dieser Traum war seltsam, seltsam deswegen weil er mir so absolut real erschienen ist, so dass ich aufrecht im Bett saß und meine Mutter kam rein und nahm mich in den Arm. Es war das erste Mal das es mir bewusst wurde, dieses in den Arm nehmen und es war irgendwie fremdartig für mich. An drei Nächten hinter einander war dieser Alb in meinen Schlaf gekommen, und warf mich in eine Welt der Bilder und der Symbole.
Ich kann mich an vieles nicht mehr erinnern. Ich lebte in einer total abgeschlossenen Welt. An was ich mich immer erinnere, das sind wogende Getreidefelder, und an einen Sommerhimmel. An Feldwege, das ich als kleiner Junge nicht über die Halme sehen konnte, und es mir vorkam, als ginge ich auf einen Pfad durch einen Urwald aus Getreide. Ich konnte ihn riechen, auf der Zunge schmecken, den Weizen. An was ich mich immer erinnere ist auch der Wind. Heißer Wind, und er wehe mir den Staub des Feldweges ins Gesicht. Er strich über das Grass am Rande des Weges und fuhr wie eine unsichtbare Faust hinein in diesen Urwald aus Weizenhalmen, so das sie sich schwer unter der Last des Windes bogen. Und die Stimme des Windes, dieses Rauschen in den Halmen, das ließ mich oft wie gebannt stehen bleiben. Wind, das war der Mittler zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Die Stimme der Geister aller Welten und ich lauschte gebannt hinein und konnte die Sprache verstehen, wie einer Ahnung gleich, ein fernes unbekanntes Lied, das man fühlt in der Seele. Stille, das war das Zauberwort, das die Seele sehend macht, das Auge träumend und die Gedanken weit weg von aller Bedeutung führt. Wir tragen etwas in uns, das sehr wertvoll ist. Es ist etwas unbestimmbares, etwas was tiefer sitzt als alles Bewusstsein. Dieses unbestimmbare verbindet uns mit dem unsichtbaren. So haben wir immer ein Tor um aller Bedeutung für die Dinge zu entfliehen. Denn diese Welt wurde zu Leid gemacht, und unser Schicksal ist, das wir gefangen sind in einen engen Käfig, einen Albtraum der Dummheit. Ja ich glaube an die Magie, denn ich habe sie erfahren. Hinübergetragen in eine andere Welt, und mein innerstes war angefüllt mit Stille und schattengleichen Windgeflüster
Es gab da eine alte Scheune, versteckt zwischen Wald und Feld. Schon halb morsch, und tief geduckt hinter mächtigen Bäumen. Und sie war angefüllt mit Schatten und Verborgenheit. Ein paar alte Strohballen, Rostiges Eisen und alte staubige Bretter. So saß ich oft da, dort in der Einsamkeit. Die Sonne lugte durch enge Ritzen und ließ den Staub tanzen. Rostige große Eisenringe klangen im Spiel des Windes, die Bäume erzählten seufzend alte Geschichten aus den tiefen der Wälder. Das summen einer Wespe, und die weißen Wolken die hinter der Welt niedersanken, es war wie in einen wunderschönen verwunschen Traum, voller Magie und die Heimat eines kleinen Jungen.
Ich bin immer mit den Fahrrad gefahren kann ich mich erinnern, lange endlose gerade Straßen, dort im Münsterland. Und die Ferne war zugleich ein Schmerz der mich befreite, und der mich leben ließ. Der mich spüren ließ das ich lebte dort in meiner Abgeschlossenheit. Oft stand ich dort, das Fahrrad in der Hand, dort auf den langen heißen Fahrradweg, die Straße erstreckte sich vor mir in unbekanntes Land, und wieder war es die Stille die mich bewegungslos machte, in die ich hineinhörte. Die Stille in der gleißenden Sommerhitze, nur die Blätter der Birken rauschten. Es kamen wenige Fahrzeuge, und ich empfand ihren Lärm als widerliche Störung meiner Kreise. Oft bog ich ab, hinein in einen Wald, oder eines kleinen Weges zwischen den Feldern. Kühe, Getreide und kleine Höfe, die sich eng an den Boden drückten, als läge die Last des Himmels auf sie. So fuhr ich oft hinein in den Schmerz des sich loslassend. Und ich kam zurück in die Zufriedenheit und Sicherheit der kleinen Stadt, zurück zu den Händen die ich so oft gestreichelt habe. Und es war wie eine Befreiung den Schmerz eines Verlustes gespürt zu haben.
Noch heute brauche ich den Schmerz, brauche ihn um zu spüren. Wenn ich wider zum kleinen Jungen werde, abgespalten von mir selber. Wenn ich ohne es zu merken hinüber gleite zur Kindlichkeit, das verletzte Kind. Und all mein bestreben in einen seelischen Schmerz, ist das erlernte, das bekannte und die Sicherheit in einer bekannten Welt. Diese Welt heißt nicht geliebt zu werden, nicht beachtet, stumm und still. Und dann erwache ich, beschämt und in Verständnislosigkeit. Niemand weiß das um das umschalten in meinen Kopf, weiß um den Umstand das ich kämpfe dass dieses nie mehr geschehen möge.
Der Sommer und die Ferien, das war so, als würde ich aufgewacht sein. Herausgekommen aus dem Grau der kleinen Bergarbeitersiedlung. Befreit von dem Horror der Schule, von all den seelischen Foltern. Der Rest liegt sehr im Dunkeln und das Vergessen senkt sich über den grauen Alltag. Es gibt nur weniges an das ich mich erinnern kann. Ich sitze in der Badewanne voll Benzin, die Hände, Arme und Beine voller Teer. Und mein Vater beugt sich über mich, ich schreie vor Schmerz, bin halb Ohnmächtig. Ich erinnere mich an den Straßenbahndamm, an die Schienen, an unserer Dummheit und den Steinen auf den Schienen. Wir haben dann im Gebüsch gelegen und sahen wie die Steine wie Geschoße flogen, von den Rädern zermalmt. An den blauen Brief und meine endlose Furcht vor meinen Vater, der von der Schicht kam. Damals so weiß ich noch, habe ich an Gott gebetet. Ich weiß nicht mehr ob er mich erhört hat. Dann ist da der Junge, krank im Bett. Er hört den Lärm des Alltages, die Mutter in der Küche, Kinder auf der Wiese hinter dem Haus. Und in seinen Kopf hört er Musik aus Phantasie und verborgener Liebe seines Herzens. Alles liegt so im unendlichen Vergessen, hinter der Tür des Zensors, der die Erinnerung bewacht. Der mich davor bewahrt zu sterben, niedergedrückt, verletzt, von Gleichgültigkeit zermalmt. Ich glaube nicht, einen Engel gehabt zu haben, der mich vor allen bewarte. Und all die Jahre habe ich gelebt ohne einen rettenden Engel, ohne etwas unsichtbares das an meiner Seite steht. Vielleicht hätte ich immer an Gott glauben sollen, aber ein Gott war für mich etwas fremdes, etwas das man ab und zu als Wort begegnet. Und wo war jenes Wesen, das durch meine Träume geht, und dessen erste Spuren einen Albtraum gleich ein Kind erschreckte. Wo war es all die Jahre, in der ich immer tiefer fiel, und sie gebraucht hätte. Sie währe wie ein Engel gewesen.
In der kleinen Stadt wo ich geboren bin, wo ich die ersten Jahre verbrachte, da ist ein schwarzes Loch in der Zeit. Fetzen von Erinnerungen durchziehen dieses schwarze Loch. Die große Kirche, dessen inneres mich ehrfürchtig machte, die kleine Klosterkirche daneben. Ich höre Krähen wenn ich an den großen Platz denke, da die Kirchen, dort die kleine Brücke über den Stadtgraben. Daneben das kleine Pulverhäuschen. Und rechts davon der Kindergarten. Der Kindergarten, mit dem Karussell auf den ich saß. Und es drehte sich und ich sah sehnsüchtig hinaus, hinaus zu den Kirchen. Hier ist die Zeit stehen geblieben, gab es ein Riss in meinen Leben. Hier ist es mehr wie ein fühlen von Erinnerung. Wie ein Fragment. Und ich erspüre es, wie ich mich schreiend an meine Mutter klammere, wie mich die Nonnen fortreißen, an irgendeinen eingeklemmten Daumen. Meine Mutter, die mich einfach weggab, und dem kleinen Jungen war es, als würde es ein Abschied sein führ immer. Ich sehe meine Mutter sich umdrehen und gehen.
Fetzen von Erinnerungen durchziehen mein Leben, wie gesplittert und in Tausende Scherben. All die Jahre sind so unbedeutend wie ein schwarzer Fleck in der Nacht, habe ich keinen Bezug zu dieser Zeit. Und so ist es mir als sei ich langsam erwacht in Stille und weit weg von dieser Welt. Irgendwann erlitt ich einen Traum, durchlitt ihn und war von nun an plötzlich einen anderen Traum so nahe, den ich als Kind erleben musste und mich in eine seltsame Welt hineinwarf. Dort was auf der Postkarte als Ahnung all die Jahre neben den Monitor meines Computers stand wurde plötzlich ein Bild im Traum, schärfte sich und eine unbestimmbare Erinnerung, mehr ein Gefühl gleich zog mich immer mehr hinein in eine Welt, in eine Sicht der Dinge, die mich erstaunte und mich lehrte das ich nur ein Blinder war in der Dunkelheit. Und zum ersten mal begriff ich das da etwas war, was keinen Namen hat, denn was ist schon ein Name. Benenne einen Stein als Berg, und er wird trotzdem ein Stein bleiben. Aber vielleicht sollte es so sein das dieser seltsame Name, der mir auf so eigenartiger weise zuviel, vielleicht sollte das Geheimnis dieses Namens das Geheimnis eines Wesens sein, das durch meine Träume geht und dessen Stern ich folgen soll.
Nein, dieses Wesen war nicht nur in meinen Träumen. So wie eine Ahnung gleich kam sie in mein Leben. Dort in der Stille eines Raumes. Dort in den Wind der ums Haus strich, in den Stürmen die von Norden und von Westen übers Land zogen. Dort vermeinte ich ihre Anwesenheit zu spüren, die Präsents von etwas unbestimmten. Und wenn die Nacht alles bedeckte und alles Schatten wurde, bis hin zum Morgengrauen dann wusste ich dass ich diesen Unbestimmbaren näher bin. Dieses Unbestimmbare ist der Schleier zwischen uns und tausend Welten, Unendlichkeiten, Wahrscheinlichkeit. Wir sind durchdrungen von Wahrheiten, von Realitäten. Unbegreiflich mit Menschlichen Verstand. Und so weiß ich auch nicht, ist es meine Vorstellung, dieses Wesen so zu sehen wie in meinen Träumen. Gebe ich den Unbestimmbaren eine Gestalt. Die Gestalt eines Mädchens mit Hut, halblange schwarze Haare, dunkle Augen in die man tief viel als würde sich ein Loch in der Zeit öffnen. Und dieses Gesicht, verborgen in tiefen Schatten, erschreckend, in tiefster Trauer. Das blutige Schwert, und so seltsam das Aussehen, nichts dem was ich vergleichen könnte. Dieses Wesen, das den Namen trug, der mir eines Nachts in die Hände gegeben wurde. Siebenviel.
Ja die Träume haben mein Leben verändert, haben alles ausgeknipst was noch übrig war an realen. Alles ist nichtig und so zerfällt mein Alltag in Zweifeln, kann ich mich nicht entscheiden zwischen all den Wahrheiten. Und ich rede mit Siebenviel, so als würde sie neben mir sitzen, als würde alles schreckliche an ihr zurück gewichen sein. Würde sie zu einen Engel werden, ein Engel der Finsternis, aber ein Engel des rechten Weges. Kehre alle Dinge nach außen, mache das oberste zu unterst, ändere deinen Standpunkt und deine Macht wird unendlich sein. Ich vermag manchmal nicht solche Dinge sofort zu verstehen, und auch nicht zu verstehen woher all diese Worte kommen. Bin ich das der sie denkt, ist sie das die durch mich denkt. Ich weiß es nicht, und irgendwie übe ich mich darin in Gleichgültigkeit. Denn was würde es dazutun. Und so teile ich meine Welt, hier die erschaffene, und dort die innere. So wie in meinen Kindertagen ich abgespalten war von der äußeren Welt. Und so spüre ich dass der Weg nach innen der Weg zwischen den Welten ist. Tief hinab in einen Zauberreich der Träume. Und die Stille wird zum Freund, und der Wind zum Mittler zwischen mir und den Geistern dieser erträumten Welt.
Warum habe ich nur all die Jahre gebraucht um zu erkennen das der Sturz in die Finsternis nur der Versuch war, dem zu entsprechen was als vermeintlich richtig und wichtig es zu denken gibt, was an Maskerade da war und welche Rolle ich darin spielte. Aber die Wahrheit wird eine andere sein, den die Welt fiel in Finsternis und zog mich mit, riss mich fort und da ich blind war und taub stolperte ich als ein Nichts durch die Welt. Solcherart die Dinge zu sehen, und auch den Weg die Dinge zu wenden, dies war eine Stimme tief in mir deren Ort ich nicht erforschen wollte. Und immer wieder waren dort Worte in meinen Kopf. „darum folge mir und meinen Stern“ unergründlich in ihren Sinn. Irgendwie scheint Siebenviel zu mir überzufließen, bemächtigt sich all meinen denken und meinen fühlen in Stunden der Stille und der Einsamkeit. Mir fehlt sehr das ich so selten herauskomme aus meinen Gewohnheiten, aus meinen Wänden, die wie eine Last mich manchmal zu erdrücken versuchen, und jeder Versuch diesen Druck zu entfliehen endet damit das ich noch mehr eingemauert bin. Denn unter den Himmel währe ich mehr zuhause und unter Sternen mehr bei mir, als in der Enge von Mauern. Ich würde gerne ihren Stern folgen, doch wo ist dieser Stern?
Mir fallen alle Dinge zu, wenn ich nur die Nötige Geduld aufbringe oder nur die nötige Weisheit habe zu warten. Aber von beiden habe ich herzlich wenig, somit unterscheide ich mich nicht von anderen Menschen. Ich verliere mich einfach in diesen Belanglosigkeiten die meinen Alltag prägen, und somit bin ich auch nicht besser als alle Menschen. Trotzdem kommen mir manchmal Dinge zu, bekommen Leben und Bedeutungen und verweben sich mit dem innersten. Und so kam der Name Siebenviel zu, als würde er hineinrutschen in mein Leben. Und ich wusste sofort das dieser Name eines Gefallenen Engels seine Bedeutung bekam in einer Wesenheit die den Namen Siebenviel bekommen hat. Und so verband das sich dieses Unbestimmbare von Siebenviel mit einer alten Geschichte von Gefallenen Engeln und ich folgte diesen Stern und fand ihre Spuren. Die Spuren eines Wesens das sich mir mitteilte durch alles was mir zuviel und mich finden ließ und wie ein Mosaik sich vorsichtig einer Geschichte sich näherte.
Jede Geschichte, jedes Märchen und jede Legende hat irgendwo einen wahren Kern oder eine Bedeutung. Und selbst erfundene Geschichten kommen aus dem innersten eines Menschen. So wird es auch mit den Engeln sein, die, wenn man sie loslöst von Religion und Glauben ganz andere Bedeutung bekommen. Diese Bedeutung, Interpretation wenn man so will auf eine Bestimmte Art und Weise die Dinge zu sehen. Und sieht man es von der modern Magie diese Dinge aus, dem Konstruktivismus, so sind Engel Wesen die aus uns selber kommen, die wir selber erschaffen als Reflektion unseres inneres, so wie wir aus unseren innersten heraus die Welt erleben. So sind diese Engel reale Wesenheiten, geschaffen von den innersten der Menschen. Wir mit unseren begrenzten Denken werden niemals die Wahrheit erkennen die in den Konstruktivismus steckt. Und so werden wir auch niemals die ganze Wahrheit in dieser Wesenheiten begreifen. Da sie aus uns selber heraus Gestalt annehmen und zu Realität werden, leben sie auch unter uns, unsichtbar, da alle Wesenheiten des Geistes von sich heraus nicht körperlich sind. Trotzdem kann es passieren dass wir die Gegenwart etwas unbestimmbaren, einer Wesenheit spüren. Insbesondere sehr sensible Menschen und Kinder nehmen dann etwas wahr, eine Anwesenheit von etwas, was nicht erklärbar ist. Oder etwas Außergewöhnliches passiert und plötzlich ist uns so als würde dort etwas sein, etwas was wir als unheimlich empfinden. Erst wenn wir weiter diese sichtbare Welt hinter uns lassen, in unseren Träumen oder in Zuständen der Trance werden diese Wesenheiten immer sichtbarer bis sie körperlich werden. Und wir wachen auf und haben etwas gesehen was wir nicht erklären können und nicht beschreiben können, und wo wir nur vergleiche anstellen können, zum Beispiel in einen Mädchen mit Hut. Doch das wahre aussehen dieser Existenz kann man nicht bestimmen. Manchmal da geschieht es, das uns irgendein Begriff oder Name zufällt, und da es keine Zufälle in der Realität gibt, sonder nur Ursachen teilt uns so aus dem Wechselspiel des Geistes mit der Welt uns ein "Engel" seinen Namen mit. Und so steht dann ein Name für „unseren“ Engel. Der Name einer Wesenheit die sich in Sprach offenbart. Da sie unser innerstes widerspiegeln, sind sie auch unser wahres ich, sind sie Zauberer und Erschaffer unserer Welt, Realität und Wirklichkeit. Und so erkennen wir unser wahres Ich körperlich und geistig in Geisteswesen, im Geiste fremd und in Gestalt furcht erregend und doch wunderschön. Und vielleicht bekommt der Begriff gefallene Engel auch eine ganz andere neue Bedeutung. Engel die unter uns Menschen gefallen sind, zwischen uns wandeln und zu uns einen Bezug haben. Und so bringen sie uns nicht nur die Magie zurück, sondern die Wahrheit in allen Dingen.
Erst jetzt vermag ich zu erkennen, das ich einen Engel habe, eine unsichtbare Begleiterin. Und die durch mich hindurch mich Dinge erkennen lässt die in ihrer Klarheit für mich ein Zauberreich, eine Anderwelt sind. Und zugleich vermag ich zu erahnen wie diese Welt von Geist durchdrungen ist und nichts für sich selber ist, sondern Teil von allen. Es ist so etwas wie Aufbruch in mir, Spuren hinter mir lassend und all die Darlegungen, all die Reflektionen sie ebnen mir einen Weg, dort hinein in ein Zauberreich ohne Mauern unter Sternen und mit meinen Geist in allen und alles ist in mir. Denn die Enge des Denkens weicht einem Erkennen von Weisheiten und Gesetzen eines allumfassenden Absoluten.
Der Morgen ist wie ein bleiches Licht, still und stumm erhebt sich der Nebel und man kann tief in der Stille die vergehende Nacht weichen sehen. Und so geteilt, erscheint das Licht wie ein Schnitt über den Himmel. Eine Wunde die tief den Frieden stört, und die Tore öffnet für all den Wahnsinn, und das was man noch so das Leben nennt. Und all der Lärm der kommen wird. Das Treiben von rastlosen Körpern und dieses belanglose in ihnen, erschafft tausend Höllen, ein flüstern von Blinden, die von Farben reden. Die Nacht ist nur ein Schritt durch einen Spiegel.
Was ist das, was mich ständig zweifeln lässt, was mich das sein lässt was ich eigentlich sein sollte. Ein Mann, mitten im Lebend stehen, mit Familie und Beruf. Mit einen Haus und einen Bankkonto. Alles geregelt, und wie auf Schienen. Ewig das gleiche, ein gelangweiltes Vollgefressenes Leben. Und ich zweifele und lass mich treiben, und merke erst im nachhinein das ich irgendwie die Marionette war die ich bei anderen Menschen so verachte. Ich sollte über die Liebe schreiben. Aber was könnte ich schon über sie schreiben? Ich bin wie ein Stein und Tod. Und zugleich wird es mir bewusst und eine unendliche Traurigkeit bemächtigt mich. Den Verlust der Liebe ist eigentlich ein Verlust der Seele. Aber vielleicht verbiete ich mir selber zu lieben, ein Verbot niemals wieder ein Mädchen zu lieben. Denn was soll ich schon großes erwarten. Hier ein älterer Mann, dort ein Mädchen, eine Junge Frau. Also hinweg mit der Liebe. Sie wird versperrt tief in mir, wie in ein finsteres Verlies wo sie niemals wieder heraus kann. Und ich vermag es auch nicht zu ändern, nichts ändert sich, auch wenn ich wollte und tausend Zufälle würden nichts ändern. Der Verlust der Liebe ist endgültig, für immer verloren. Desto gleich ist also es um meine Trauer bestellt. Ein Tod in mir, um als Schatten in der Dunkelheit zu leben. Ich sehe mir Fotos von jungen Mädchen an. Ich bin fasziniert. Ich bin fasziniert von ihren Lachen. Glückliche lachende Menschen zu sehen erzeugt in meinen innersten die frage nach den warum. Können Menschen wirklich so lachend, glücklich und losgelöst sein von allen. Ich, ein Alien? Ja ich sollte mich nicht mit anderen vergleichen, denn andere sind immer besser oder schlechter wie ich, das eine erzeugt eine Nicht-Selbstachtung, das andere eine Gewisse Art von Hochmut. Finstere Gedanken in einer Finsteren Nacht. Und am Tage? Alles verflogen, alles vergessen, eine andere Welt? Warum müssen Welten so schnell kommen und vergehen, Welten die in mir entstehen und die sich als Realität in meinen Kopf drängen.
Masken, ja nichts als nur Masken drängen sich um mich, der Vorhang hebt sich und es entsteht ein Spiel. Das Drehbuch ist vorgeschrieben und wer nicht mitspielt oder eine falsche Rolle spielt, der muss die Bühne verlassen , sich in eine Ecke hocken und auf den Tod warten oder ihn herbeiführen. All dieses schreib ich jetzt mit großer Bitterkeit, und da ist nichts tröstendes was mich davon abhält. Ich bin schon froh um jedes Lächeln.
Ich stehe dort bei der Wand dessen abgeblätterter Putz schon den feuchten Geruch von Schimmel hat, ich dort inmitten von Wänden streiche vergammelte Wände neu. Mit eine Farbrolle in der Hand, und die buttergelbe Farbe verläuft überall, so als würde eimerweise alles verlaufen. Das Licht ist wie ein Grau und Stille scheint in diesen Grau zu entstehen. Ich war alleine mit ihr, einen zarter mädchenhafter Schatten dort im Grau. Und ich wusste das alle anderen gegangen waren, mich nicht beachtend und diese Wissen war wie ein tiefer Schmerz in mir. Dort stand sie, ein Schatten, mit den Rücken zu mir. Eine kleine Gestalt, die in mir eine eigenartige Angst auslöste. Und dann war es aus ihr wie ein seufzen. Sie drehte sich um und sah mich an, und ich kann mich an tief schwarze Augen erinnern und an eine Stimme. „Du musst auch zur Tür gehen wenn du mit willst!“ Ich hab es vergessen, den klang ihrer Stimme, wer sie war, nur das es ein Mädchen war. Ihre tiefschwarzen Augen. Vieles kann vergessen sein, als ich durch den Spiegel blickte. All die Antworten die vielleicht dort verloren gingen. Dem Land ohne Namen. Anderland. Vergessenheit.
Das Erholungsheim war riesig, über mehrere Stockwerke und den kleinen Jungen kam es vor als würde dies eine seltsame voll mit Schrecken erfüllte Welt sein. Der schrecken hieß dort Frau, und der Schrecken hieß dort Mädchen. Und das Entsetzen hieß dort, das man den eine kleine Kinderhand in eine Tür einklemmte und solange drückte bis das Blut herausschoss und die Schrei des kleinen Jungen die Gänge erfüllte, Katakomben gleich. Der kleine Junge wollte nicht essen, und man jagte ihn und die anderen durch tiefen Schnee, stundenlang. Es war wie ein Marsch des Todes, und in der Kälte erstarb jedes Gefühl. Das der Zeit, und das Gefühl des Lebendigseins. Und auch jener Tod der heute immer noch gestorben wird, aber tief vergraben alles verschling was an Vertrauen durch die Zeit noch übergeblieben ist. Jener Tod, als der kleine Junge sich nackt ausziehen musste, und der Anlass, der liegt im Vergessen. Und der kleine junge musste so nackt und so beschämt er war hinein in einen Raum voller Mädchen, einen Raum der zum Waschen und Zähneputzen da war. Da führte man ihn. Und der Rest der ist nur ein schwarzes Loch voller lachender und spottender Mädchen.
Vielleicht habe ich damals angefangen durch den Spiegel zu gehen. Ganz allmählich. Vielleicht war ich auch schon längst jenseits des Spiegels. Man verlässt diese Welt. Ganz langsam verblasst das Licht des Tages, und die Geister aller Welten, dieses Namenlose das einen den Atem raubt, erscheinen als Ahnung. Diese seltsame Starre die mich umfing, die Stille, der Wind. Ja, Wind, Wind und immer nur Wind. Und diese Stimmen in ihn, so als währe es eine Sprache ohne Worte. Ich, ein als kleiner Junge. Ein Junge der nicht existierte in dieser Welt. Ein Junge der sich auflöste wenn man einmal die Augen schloss. Und so ganz verlässt man es nie. Das Land hinter den Spiegel.
Es war eine kahle Sandwüste und graue dichte Wolken schienen das Licht zu verschlucken. Ich hatte sie an der Hand, eine Junge Frau und die wärme ihrer Hand war wie ein Band das uns umfing. Und es war mir so, als zöge ich sie hinter mir her. So als wolle ich sie dazu bewegen immer weiter zu gehen. Ein starker Wind ließ Staubfahnen entstehen, und ich spürte ihn auf meinen Gesicht, wie er Atem nahm und das Leben. Ich hatte sie nicht sofort gesehen, die kleine graue Gestalt die vor mir im Sand lag. Den Oberköper weit vorgebeugt, das Gesicht im Sand. Ihre Arme waren weit vorgestreckt. Die Handrücken nach oben. Ich kann mich nicht erinnern an irgendwas was ich gesagt, getan oder gedacht habe in den Moment. Da ist nur die Erinnerung an seltsamen Zeichen auf der Innenseite ihrer Hände. Aber all das Grauen wird wohl nie mehr vergessen sein, das Grauen eines entsetzlichen Schreis, hier inmitten der Wüste. So als würde er vom Himmel widerhallen umfing er mich und bohrte sie wie ein Schmerz tief in mir. Alles ist grau, alles ist so wie Nebel und Sand, und in der Ferne sehe ich die junge Frau. Ich sehe sie und bin wie ein Stein. Langsam versinkt sie im Sand, stumm, mit den Blick auf mich. Es ist als ob ich ein Stein bin, ich bin ohne Bewegung innen wie Tod. Sie versinkt langsam vor meinen Augen im Sand. Ich drehe mich um. Die Gestalt sitzt aufrecht starrt mich an, den Mund noch von ihren Schrei geöffnet. Schwarze Augen, schwarze Haare, und Trauer war in ihren Gesicht. Ich falle in schwarze Augen. .. Ein Himmel voller Sterne.