Sie
4 Uhr. Ein Blick auf die Uhr. Sie wartet. Mal wieder. Mal wieder sie. Und langsam fühlt es sich an wie immer sie. Dabei war sie doch schon weiter. War sie weiter? Nur ein kleines Hoch zwischen den vielen Tiefs. Nur ein kleiner Funken Ich zwischen dem ganzen Du. Jeder Schritt, zu brüchig, noch lange nicht fest, leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dabei war sie doch schon weiter. Dabei ging es ihr doch gut. Annähernd. Ein bisschen. Zumindest kurzzeitig. Und jetzt?
4.10 Uhr. Ein Blick auf die Uhr. Sie wartet. Mal wieder. Dabei wollte sie doch weiter sein. Nicht mehr warten. Entscheiden. Nehmen. Fernhalten. Die ganzen Vorsätze, zu brüchig, noch lange nicht fest, leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dabei fühlte es sich so gut an. Das bisschen Ich zwischen all dem Du. Endlich einmal. Und jetzt?
4.20 Uhr. Ein Gang zum Kühlschrank. Mal wieder. Braucht sie das wirklich? Es ist schon längst unangenehm geworden. Und das weiß sie. Trotzdem. Mehr Ich?
4.30 Uhr. Sie hört die Uhr. Das Ticken, mal beruhigend, mal aggressiv. Es hört nicht auf. Ob es sich über sie lustig macht. Die Wartende. Die Hinnehmende. Die immer wieder Sie. Die immer wieder nicht Sie? Nicht Ich, nur Du. Dabei wünscht sie sich so, weiter zu sein.
4.40 Uhr. Dieses Geräusch. Das kleine Licht. Es blinkt. Im Takt, im eigenen Takt, gegen die Uhr. Die Erlösung. Die Enttäuschung. Neue Vorsätze, neuer Schmerz. Ist es nicht das, was sie verbannen wollte? Gegen das sie sich entschieden hat? Und das so weh tut. Jetzt. Hier.
4.50 Uhr. Der Blick in den Flur, der Versuch, ihn nicht wandern zu lassen. Und er wandert. Es ist schon längst unangenehm. Und es hilft nicht. Das weiß sie. Und sie steht auf. Geht. Nimmt. Noch mehr Ich?
5.00 Uhr. Das Ticken wird zur Nebensache. Stattdessen ein Pochen. Im Bauch. Im Kopf. Im Herz. Einer hat ihr gesagt, sie sei besonders. Doch gerade fühlt es sich belanglos an. Das hat sie davon. Das hat sie von ihrem Ich. Am Ende doch nur ein Du. Nichts ist anders geworden. Nichts ist weiter. Nur der Schmerz. Er wächst.
6.00 Uhr. Sie schreibt. Umhüllt von ihr, der Rettung, dem Halt. Kein Ticken mehr. Alles in ihr bewegt sich. Sie schließt die Augen, lässt den Klang hinein. In den Bauch. In den Kopf. In das Herz. Sie schreibt von Vorsätzen, von Wünschen, von Hoffnungen. So real in dem Moment. Und auch so fest. Da ist sie wieder, die Sehnsucht. Das Verlangen. Die Verzweiflung. Mehr Ich zwischen all dem Du. Ein neuer Schritt. Mal wieder.