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Sie strebte nach Weltfrieden

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21.02.2003
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Sie strebte nach Weltfrieden

Philosophie war noch nie ihr Fach gewesen und sie glaubte auch nicht, dass sich diese Einstellung je ändern würde. Philosophie wählt man in der 11. Klasse, weil man entweder Atheist ist, oder einfach keinen Bock hat auf ein Fach, dessen Zentrum ein dickes altes Buch ist.
Der Philosophieraum ist ein kleines Zimmer mit rund 20 Sitzplätzen, die in U-Form zum Pult stehen. Alle sind besetzt. Viele Menschen ohne Glauben, so scheint es auf den ersten Blick. Das Lehrerpult ist in Wirklichkeit ein Thron. Er wirkt majestätisch und doch nicht unterdrückend. Er gehört dem Leiter unseres Haufens, dem Oberphilosophen.

Die Ratte betritt den Raum. Sie ist wieder etwas zu spät, aber stören tut dies nur den Oberphilosophen – Strafaufsatz: „Pünktlichkeit ist eine Tugend“, ist die Folge. Ein erneuter Minuspunkt in Gedanken der Autoritätsperson, ein weiterer Minuspunkt für die Philosophie in den Gedanken der Ratte. Doch die Ratte ist gewitzt und weiß mit der Situation umzugehen. Sie streift langsam zwischen den Stühlen hindurch und begibt sich lautlos an ihren Sitzplatz. Die Ratte ist ein Hübsches; braune lockige Haare, die zum Pferdeschwanz gebunden sind. Nasse Haare, die noch attraktiv nach Shampoo riechen.
Der Oberphilosoph läutet eine neue Phase der Bewusstseinserweiterung ein. Werden wir uns alle miteinander bewusst, das der Krieg möglicherweise naht. Wollen wir den Krieg? Die Mitstreiter der Ratte beantworten die Frage mit einem lauten „NEIN“. Können wir ohne Krieg leben? „JA“
Die Ratte ist klug, sie hält sich aus weltpolitischen Dingen heraus –diese sind nicht ihr Milieu. Die vorerst ungläubige Masse scheint seinen Glauben wiedergefunden zu haben –ist es nun der Oberphilosoph, oder eine Weltanschauung, die den Menschen als Sieger der Evolution sieht?
Noch wissen wir es nicht.
Die Aufgabe für die nächste Stunde wird formuliert: Wie kann man den Frieden auf Erden erhalten und eine ewige Welt ohne Krieg schaffen? Die Masse scheint begeistert von dieser Aufgabe. Bis zur nächsten Philosophiestunde scheinen die Nachmittage wieder einen Sinn zu haben.

Zu Hause angekommen stellt sich die Ratte eine Frage: Will sie sich mit der Aufgabe befassen, oder sich lieber in der Einbildung wiegen, Philosophie würde ihr eh nicht liegen. Wie wäre es, eine Welt ohne Krieg zu haben?
Gute Frage!
Die Ratte wird über diese Frage nachdenken und sie vielleicht auch beantworten...aber nicht heute. Noch ist der Schatten zu groß um übersprungen zu werden.
Die Ratte zieht ihre schwarze Lederkluft an und fährt auf ihrem Motorrad davon. Aber wo will sie hin? Zum Friedhof, oder zu einem Platz, wo man nachdenken kann.

Ist der Mensch nun von Grund aus böse, nur weil er Kriege führt? Ist sein einziger Lebensinhalt zu Töten und zu Zeugen?
Es ist Dienstagnachmittag und die Ratte denkt. Sie denkt sogar nach.
Ist der Mensch überhaupt fähig, ohne Krieg zu leben? Ist es nicht das Ventil seiner Aggression, die Gewalt?
Die menschliche Rasse ist diejenige, die sich bei und nach der Evolution durchgesetzt hat. Inzwischen ist keine so mächtig wie sie. Könnte irgendeine Spezies dieser Welt die menschliche aufhalten und kontrollieren, bevor sie sich alle selbst abmetzeln?
Abmetzeln.
Die Ratte muss an Blut denken. Doch es graust sie nicht, es dürstet sie.
Man könnte sie alle töten, dann wären sie nicht mehr da und könnten sich nicht mehr bekriegen. Das Problem wäre gelöst. Sie müssten alle sterben.
Die Ratte öffnet eine Packung Gummibärchen und entnimmt eine Handvoll. Sie nimmt ein Messer und schneidet den Bärchen genussvoll die Kehlen durch. Der Ratte gefällt das. Es motiviert sie, an ihrem Aufsatz weiter zu arbeiten.

Der Oberphilosoph beginnt mit seiner Arbeit. Er blickt aufgeschlossen in die Runde und bleibt kurz an der Person neben der Ratte hängen. Seine Lieblingsanhängerin?
Die Ratte weiß es nicht. Sie will sich nichts daraus machen.
Die Masse schaut den Oberphilosophen an. Sie mögen ihn, er versteht sie, er weiß mit ihnen umzugehen. Sie sind nun keine ungläubige Masse mehr, sie sind Gläubige. Seine gläubigen.
Aber ist das so schlimm?
Die Ratte spielt an einer Reißzwecke rum, die in ihrem Mäppchen liegt. Wenig später bemerkt sie, das sie ihr Messer dabei hat.
Sie fährt mit dem Zeigefinger die Klinge des Messers nach.

Der Oberphilosoph wendet sich der Nachbarin ab und möchte die These der Ratte hören: Eine Welt ohne Krieg
„Die einzige Rettung für die Welt, ist die gesamte Ausrottung der Menschheit.“
Erst Stille, die der Ratte gefällt. Ihre direkte Botschaft ist mit entsetzten empfangen worden. Sie hat den Nerv der Masse getroffen.
Auf einmal Kritik, Gelächter.
Weltfrieden und seine Erhaltung bekäme man nicht durch erneuten Krieg. Anscheinend eine Fehlinterpretation der Ratte.
Die Ratte ist dumm. Sie hat keine richtige Lösung für das Problem gefunden und wird nun fertig gemacht.
Das Ende ist nun gefährlich nah und die Ratte hat die Schnauze voll.
Sie will nicht mehr.
Was heißt hier falsche Lösung, denkt sich die Ratte.
Sie greift sich ihr Messer, zieht den Hals ihrer Nachbarin mit den Haaren zu sich heran und schneidet ihr plötzlich die Kehle durch.

Bald wird die Welt ihren Frieden haben.

 

Hi tabitha, willkommen auf kg.de,

nur aufgrund der Bluttat am Ende gehört das Ganze nicht automatisch in die Rubrik 'Horror'. Richtig philosophisch finde ich Deinen Text allerdings auch nicht. Dazu fehlt eine eigene These.

Im Großen und Ganzen hast Du nicht schlecht geschrieben. Die Aussenseiterrolle der 'Ratte' (allein der Name schon) wird deutlich. Ebenso ihre kritisierende, ablehnende Haltung gegenüber der Obrigkeit (dem Lehrer) und auch der folgenden Masse (die Klasse).

Allein der Inhalt wirkt nicht ganz ausgereift. Es werden keine neuen, bedachten Thesen aufgestellt:

Ist es nicht das Ventil seiner Aggression, die Gewalt?
Das Gewalt ein Ventil von Aggressionen ist, ist logisch. Das ist keine Erkenntnis. Ebenso wenig die Tatsache, dass es ohne Menschen keine menschliche Gewalt geben würde. Es werden dazu keine alternativen Gedanken angeboten, die den Text philosophisch erscheinen lassen.
Das Unvermögen der Protagonistin, sich über ihr eigenes Gewaltpotenzial zu heben, sich dabei selbst nicht in der Masse der Menschen zu erkennen, beides wird angedeutet, aber nicht gelöst.

Die vorerst ungläubige Masse scheint seinen Glauben wiedergefunden zu haben –ist es nun der Oberphilosoph, oder eine Weltanschauung, die den Menschen als Sieger der Evolution sieht?
1. Die Masse hat ihren Glauben gefunden.
2. Das ist ziemlich unverständlich ausgedrückt. Die Masse hat einen Glauben gefunden, den Du im Beisatz als Frage ausdrückst (wer sieht den Mensch als Sieger). Weiterhin: wo besteht da der Unterschied, was würde es an dem Glauben der Masse/der Klasse ändern, wenn einer bzw. der andere mit seiner Sicht recht hätte?

Insofern bietet der Text keine Lösungen an und für einen einfachen Horrortext geht er zu tief und ist dafür auch zu gut geschrieben. Denn Du hast wirklich gute Teile in der Geschichte - die emotionslose Beschreibung passt zu dem Thema ansich. Die knappen Sätze ebenfalls.

Nebenher: Du hast einige Fehler in Deinem Text:
...zu Töten und zu Zeugen - töten und zeugen klein geschrieben.

.... Seine gläubigen. - Gläubigen groß.

Ihre direkte Botschaft ist mit entsetzten empfangen worden. - mit Entsetzen


Gruß, baddax

 

Lieber baddax, lieber Progman!
Erstmal danke für eure Kommentare und Bewertungen. Ich muss euch im Nachhinein recht geben, dass meine Geschichte weniger in das Genre "Horror" passt, allerdings sehe ich sie auch nicht als eine rein Philosophische an, da sie, wie von baddax schon erwähnt, keine eigene These beinhaltet.
Gruß tabitha
Vielleicht würde sie sich unter dem Thema "Gesellschaft" besser machen?!

 

Klingt für mich vernünftig. Wenn Du verschieben möchtest, einfach einem Moderator dieser Rubrik eine PM schicken.

 

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