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Sie ham' da was...

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14.03.2005
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Sie ham' da was...

Sie ham’ da was


Was soll man tun, wenn im Lieblingsrestaurant eine Frau jenseits des mittleren Alters lautstark und übel riechend allen die Eigenheiten ihrer Verdauung mitteilt? Man setzt sich woanders hin oder weist die Dame darauf hin, dass man so was beim Essen, und vor allem wenn man den Mund voll Schnitzel mit Mischgemüse hat, lieber unterlassen sollte. Bin ich jetzt freundlich, vielleicht hat sie es ja nicht bemerkt, oder bin ich das fiese Schwein, das die Arme vor versammelter Mannschaft brüskiert? Ich halte mich selbst für einen freundlichen Menschen, der seinen Mitbürgern in jeder Lebenslage zu Hilfe eilt, sei es ein offener Schnürsenkel oder ein Rest Currywurst im Mundwinkel. Deswegen weise ich die Frau dezent auf ihren Fauxpas hin und versuche, mit Febreeze wieder eine angenehme Situation herzustellen.
Ich glaube auch, dass meine Art bei den Leuten ziemlich gut ankommt. Und mein Beispiel macht Schule. Wir sind jetzt alle sehr freundlich in unserem Viertel. Jeder geht nie ohne sein Hilf-Den-Anderen-Set aus dem Haus. Ein Kamm, Tempos, etwas Schuhcreme, Zahnseide, Lufterfrischer oder Tampons gehören zur Grundausstattung eines jeden Bürgers bei uns. Wir halten die Straßen sauber, kümmern uns liebevoll um die Stehpinkler und weisen unsere Gäste freundlich darauf hin, wenn hier und da mal ein übler Geruch die Frische in unserer Straße beeinträchtigt.
Neulich kam da wieder so einer, der sehr hilfebedürftig aussah, und wer wären wir, wenn wir nicht umgehend dafür sorgten, dass der Mann aufs angenehmste von uns überrascht ist. Mit einem freundlichen Guten Tag auf den Lippen beleckte ich mein Taschentuch, um dem Herrn die Brötchenkrümel aus dem Mundwinkel zu reiben. Er hat sie wohl nicht bemerkt.
„Sie ham’ da was am Mund.“
„Jama shinaide kudasai!“*
Der Schneider von nebenan kam gleich zu Hilfe und setzte den Guten auf die Parkbank. Anfangs wehrte er sich irgendwie. Auch war der Bürger etwas durcheinander. Jedenfalls redete er ziemlichen Kauderwelsch.
„Iie! Iie!** Jama shinaide kudasai! Jama shinaide!“
Der Schneider von nebenan holte seinen Kamm und kümmerte sich um das Haar. Im Nullkommannix war der Mann gesäubert, gescheitelt, deogesprayt und bereit, seinen Weg fortzusetzen. Er dankte es uns mit einem kurzen Blick zurück und einem herzlichen Gruß mit seinem Finger.
Jeden Tag eine gute Tat. Allerdings reicht uns das nicht. Wir wollen jedem helfen, und das den ganzen Tag. Deswegen hat die FB, die Freundliche Bürgerwacht, jetzt modernste Technik angeschafft. Wo auch immer üble Gerüchen den Alltag stören, gibt es Großalarm und die Bürgerwacht rückt mit den Frischemobil aus. Doch auch die Technik versagt manchmal. Wie zum Beispiel vorgestern. Da wurde anlässlich einer Hochzeit beim Griechen der Knoblauchalarm ausgelöst. Doch das Frischemobil wollte einfach nicht anspringen. So rief der Vorsteher unserer Bürgerwacht den Ausnahmezustand aus. Wir rückten zu Fuß aus. Sämtliche Zufahrtsstrassen zum Restaurant wurden abgeriegelt. Das Lokal musste sofort geräumt werden, was den Besuchern leider gar nicht gefiel. Die Einsatztruppe der Bürgerwacht empfing die Gäste vor der Tür mit freundlichen Gesichtern und Tempotaschentüchern. Einige der armen Teufel hatten sich fürchterlich mit Metaxasoße bekleckert. Sie wurden liebvoll von den Ehefrauen der Bürgerwächtler entkleidet und die bekleckerte Oberbekleidung in die mobilen Waschmaschinen gesteckt. Jeder bekam noch eine Handvoll Pfefferminzbonbons in den Mund gesteckt, und die erste akute Gefahr war beseitigt. Puh, das war knapp! Die Hochzeitsgäste regten sich fürchterlich auf. Ich muss schon sagen, ich hätte doch etwas mehr Dankbarkeit für unsere selbstlose Hilfe erwartet. Schließlich findet das alles in unserer Freizeit statt, und wir sehen keinen Cent für unsere Bemühungen. Aber einige ziehen es anscheinend doch vor, sich aus Gründen der Faulheit für ein Leben voller Stänkerei zu entscheiden. Naja, die werden schon sehen, wo das hinführt. Wir können nicht überall sein, und irgendwann kommt der Tag, an dem diese Leute dringend Hilfe benötigen, und wir werden dann sagen „Kommt nicht in Frage!“.
Wir sind auch politisch sehr engagiert. Neulich waren wir alle zur Kundgebung. Die Kämme konnten wir zu Hause lassen, da die Anwesenden irgendwie alle keine Haare hatten. Aber es gab genug Gelegenheiten zur Hilfe. Offensichtlich litten die meisten unter psychischen Störungen, was sich in kollektivem, wahnsinnigem Geschrei äußerte. Selbstverständlich hatten wir einen Vorrat an Beruhigungsmitteln parat der mit Früchtetee gereicht wurde. Unser Massagekommando griff sich die raus, die wegen rheumatischen Beschwerden Probleme hatten, den rechten Arm am Körper zu halten. Den jungen Männern konnte selbstverständlich geholfen werden. Dem Redner reichten wir etwas gegen die Heiserkeit und rieben ihm den Hals mit Pulmotin ein. Auch mussten hier einige Stiefelpaare geputzt werden. Nachdem die Menge versorgt war, zog sie wieder ab. Wir hoffen natürlich, dass es ihnen jetzt besser geht.
Bei uns ist es jetzt schön ruhig. Die Sache hat sich soweit herumgesprochen, dass nur noch selten Hilfe geleistet werden muss. Ich glaube, dass unsere Klienten jetzt gelernt haben, sich selbst zu versorgen. Wenn unsere Arbeit weiterhin so gute Früchte trägt, wird die Welt bald viel besser sein.


* Jama shinaide kudasai!(japan. Lassen Sie mich bitte in Ruhe!)
** Iie(japan. Nein)

 

Einspruch! Bevor ich deine Geschichte kritisiere, möchte ich wissen, ob die Ironie hier beabsichtigt ist.
Ansonsten frage ich dich, auf welchem Planeten du dich befindest, scheint nämlich nicht die Erde zu sein.

Oder habe ich einfach deine Geschichte nicht gecheckt(so schwer ist sie nicht. von daher ...) Fadori nochmal! oder so.
J:baddevil:

 

Hi!

Fand deine Geschichte eigentlich ganz cool, vor allem der letzte Abschnitt war echt satirisch witzig. :thumbsup:

Eine durchaus gelungene Sache.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hi,
hat mir richtig gut gefallen. So was fehlt doch auf der Welt, oder? Die Bürgerwacht des guten Geschmacks, der geputzten Schuhe und ordentlichen Haare.
Ich frage mich nur, was die beispielsweise am Gymnasium nebenan machen würden. Makeup - Entferner, vernünftige (warme ...) Kleidung, Schuhe, in denen die jungen Damen sich nicht die Füße brechen - Kaugummientfernerzangen, Gürtel gegen zu tief hängende Hosen ...

Es gibt viel zu tun, packen wir's an ;););)

Vielen Dank für ein breites Grinsen
Tamlin

 

Vielleicht mach ich 'ne Serie draus... Ich glaube es gibt wirklich noch viel zu tun.
Danke für die netten Worte!

 

@Zerbrösel-Pistole

VorKGler. Das hat man davon, wenn man Nick Names benutzt.:susp:

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Angrynowaka,

der erste Teil deiner Geschichte hat mir nicht so gefallen, da die Probleme die deine "Spezialeinheit" löst eigentilch keine richtigen Probleme sind. Das Ganze ist zwar übertrieben, aber irgendwie fehlt mir da der richtige Bezug. Das naive Verhalten gegen die Probleme anzugehen passt nicht so den lapidaren Problemen, die eigentlich gar keine sind. Hat bei mir nicht gewirkt.

Den Schluss auf der Nazi Demo fand ich richtig gut. Ein eigentlich ernstes Problem, das in einer total naiven Weise, von der Gruppe angegangen wird. Das war klasse. In diesem Stil hätte ich mir auch den Rest gewünscht.

Doch das Frischemobil wollte aber einfach nicht anspringen.
doch ist ja schon antithetisch. Aber somit überflüssig

Wir können nicht überall sein, und irgendwann kommt der Tag, wo diese Leute dringend Hilfe benötigen, und wir werden dann sagen „Kommt nicht in Frage!“.
... der Tag, an dem ...

Neulich waren wir alle zur Kundgebung.
bei einer Kundgebung

lg neukerchemer

 
Zuletzt bearbeitet:

JoBlack87 schrieb:
Einspruch! Bevor ich deine Geschichte kritisiere, möchte ich wissen, ob die Ironie hier beabsichtigt ist.
Ansonsten frage ich dich, auf welchem Planeten du dich befindest, scheint nämlich nicht die Erde zu sein.

Oder habe ich einfach deine Geschichte nicht gecheckt(so schwer ist sie nicht. von daher ...) Fadori nochmal! oder so.
J:baddevil:

Zur Vorbeugung erkläre ich hiermit, dass ich Kommentare, die sich auf die Wortlaute...

-Halloo???
-Geht's noch?
-Jemand zu hause?
-Wie bist Du denn drauf?
-Erde an Angrynowaka!
-Houston, wir habe ein Problem!
-Die Geschichte versteh' ich nicht!
-Das ist keine Satire? etc.

...beschränken und ansonsten keinerlei konstruktive Kritik enthalten, unkommentiert im Raum stehen lasse.

 

Hi Angry,

mir hat die Geschichte gut gefallen. Ich empfinde auch schon den "ersten Teil" (gehört ja nun mal alles zusammen, daher die Anführungsstriche) als sehr überzogen und gut. Bei mir kommt die Satire dort durchaus an. Und was mich wirklich überraschte: Du schaffst locker noch eine Steigerung. Solche Geschichten bleiben häufig auf einem Level - hat man einmal ein satirisches Element eingebracht, folgen drei oder vier weitere auf gleichem Niveau und dann ist Schluss. Bei dir ist eine rasante Steigerung enthalten. Allein dafür gibt es schon einen Pluspunkt. Sehr schön auch die sprachliche Darstellung und die gesamte Umsetzung. Details, wo sie nötig sind (und zur Überspitzung beitragen), aber nie zuviel des Guten. Ich finde die Geschichte sehr gut aufgebaut und hab auch sonst nicht viel zu meckern (außer ein paar kleinen Tippern, aber die hab ich nicht extra rausgesucht, und vielleicht ein paar Formulierungen; Beispiel: "Einige der armen Teufel hatten sich fürchterlich mit Metaxasoße bekleckert und wurden liebvoll von den Ehefrauen der Bürgerwächtler entkleidet und die bekleckerte Oberbekleidung in die mobilen Waschmaschinen gesteckt." - Zwei Sätze, die mit "und" angefügt werden, gefallen mir als Konstrukt nicht so).

neukerchemer schrieb:
Das naive Verhalten gegen die Probleme anzugehen passt nicht so den lapidaren Problemen, die eigentlich gar keine sind.
Das passt sogar wunderbar, finde ich. Oder anders: Nur so passt es tatsächlich. Meine bescheidene Meinung. :)

Insgesamt: :thumbsup:

Viele Grüße
Kerstin

 

Hi Angrynowaka,

Zur Vorbeugung erkläre ich hiermit, dass ich Kommentare, die sich auf die Wortlaute...

-Halloo???
-Geht's noch?
-Jemand zu hause?
-Wie bist Du denn drauf?
-Erde an Angrynowaka!
-Houston, wir habe ein Problem!
-Die Geschichte versteh' ich nicht!
-Das ist keine Satire? etc.

...beschränken und ansonsten keinerlei konstruktive Kritik enthalten, unkommentiert im Raum stehen lasse.

Ich weiß: es war nicht auf mich bezogen, aber so was regt mich einfach auf.

Natürlich sind nicht konstruktive Kritiken immer ein Ärgerniss, aber so etwas zu schreiben finde ich einfach unverschämt. Wenn Kritiken deiner Meinung nach unkonstruktiv sind, dann lass sie doch einfach im Raum stehen! Ich denke du solltest froh sein, dass du überhaupt Kritiken erhälst (das soll auf keinen Fall eine Rechtfertigung für unkonstruktive Kritik sein) Deine letzte Kritik zu einer anderen Geschichte ist über ein Jahr her. Jo schreibt dir irgendwas (vllt nicht gerade konstruktiv); aber statt das du freundlich nachfragt, wie sie es gemeint hat, schreibst du nur: sei konkrekt.

Dieses Forum lebt vom Geben und Nehmen, vllt solltest du das zu aller erst einmal beachten, bevor du irgendwelche Aüßerungen über die Qualität von Kritik von dir lässt. Keine Kritik ist die schlechteste von allen!

lg neukerchemer
Sorry für Offtopic

 

Ich habe schon mal irgendwo geschrieben, dass ich einfach nicht kritisieren kann. Und bevor ich irgendwelchen Blödsinn von mir geben ohne nachzudenken, schreib ich lieber gar nichts. Ich kann nur sagen, ob mir was gefällt oder nicht. Ich will auch nicht näher auf bestimmte Eigenheiten oder Stil einer Geschichte eingehen, weil ich der Meinung bin, das jeder Stil oder jede Geschichte vom Autor so gewollt ist und deswegen auch jede Geschichte so wie sie ist, ihre Berechtigung hat.
Das von Jo war keine Kritik, sondern irgendwas. Und da will ich eben was konkretes wissen, warum sie denkt, ich sein nicht auf der Erde. Und damit dieser Thread nicht mit inhaltslosen Postings gefüllt wird habe ich diesen Kommentar geschrieben.

 

Hallo Angrynowaka,

gut lesbar war deine Satire ohne Frage. Was mich allerdings nicht so hinterm Ofen hervorgelockt hat, war die Wahl des Plots. Das ist reinste Geschmackssache, ich weiß, aber für ein Feedback gehört es auch dazu, dass man das mitteilt. Ich konnte daher deiner Satire nicht so recht etwas abgewinnen, wenn auch ichs die Umsetzung der Idee gelungen fand.

Katzano hat noch auf etwas hingewiesen, was ich ebenfalls unterstreichen möchte: du schaffst es innerhalb der Satire, noch eine Steigerung einzubauen, die Szene mit der Kundgebung war so eine Steigerung.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo - obwohl nicht ganz mein Thema: gut wird das, wo die Protagonisten die Neonazidemoszene betreten. Das verfremdet die Szene ordentlich - den Teil vorher kürzer, und dann noch stärker in diesen Stoff investieren.

Das Leben ist schön? Neonaziverschönerungsaktion.

 

Dieser Teil der Geschichte hatte ein Vorbild im realen Leben: Der Chef unseres lokalen Fernsehsenders wollte zum Herrentag einen Film über fröhlich grinsende Männer mit Hüten und Pferdewagen machen. Dabei hat er alle möglichen Grüppchen von Männer interviewt, und eben auch eine Gruppe Hardcore-Nazis, die sich sogar Reichskriegsflaggen an Ihre Fahrräder gebömmelt hatten. Und er interviewt sowas auch noch ohne zu wissen, wen er da das Mirkophon vor die Nase hält. Daraus habe ich dann die Nazihilfeleistung gemacht...

 

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