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Sie haben Post!

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15.12.2001
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Sie haben Post!

Kreischend heult die Türklingel auf und noch bevor ich weiß wie mir geschieht huscht mein Mann mit quiekenden Lauten an mir vorbei, um Sekunden später den Türsummer zu betätigen.

„Pooooost...“ grölt eine tiefe Baritonstimme durchs Treppenhaus. Getragen von stapfenden Schritten nähert sich der Bariton unserer Wohnungstür. „Päckchen für Wrede...“ murmelt der Postbote mit vertraut fränkischem Dialekt. Und ehe er sich versieht hat mein Jens ihm auch schon das Päckchen aus der Hand gerissen und verschwindet (unhöflich wie er nun mal ist) quiekend in der Wohnung. „Schönen Tag noch.“ verabschiede ich den Postboten und schließe die Tür.

Aus dem Wohnzimmer dringt das Geräusch von knirschendem Klebeband und Pappe, die lieblos aufgerissen wird. Neugierig guckend bleibe ich zwischen den Türpfosten stehen.

„Für wen ist es denn?“ frage ich (obwohl ich eigentlich weiß für wen es ist und was drin ist). Der quiekende Jens zieht ein schwarzes Etwas, einen elektronischen Organizer aus dem Päckchen öffnet vorsichtig den Deckel, dreht das schwarze Etwas suchend hin und her. Dann nimmt der das Päckchen in die Hand und schüttelt prüfend. Seine Hand verschwindet in der Pappbox. Aus der Box birgt er ein kleines schwarzes Stängelchen mit dem er wie wild beginnt auf dem Organizer rumzupieksen und murmelt dann irgendwas von „Touchscreen einstellen“.

Jedenfalls geht das den ganzen Tag so. Termine werden eingetragen, Adressen von längst verschollenen Bekannten werden zum hochbrisanten Thema und auf unserem PC installiert er Software, die er höchstwahrscheinlich nie benutzen wird.

Ich kenne meinen Mann inzwischen lange und gut. So gut, dass ich jetzt schon eine Prophezeiung abgeben kann, wie die Zukunft des Organizers aussehen wird: Nämlich genauso schwarz wie sein Gehäuse. Zwei Tage lang wird das Ding hochaktuell sein, dann wird es immer mehr, wieder und gerne auf dem Schreibtisch liegen bleiben, während Jens alleine seine Termine besucht. Nach etwa einem Jahr wird er es bei irgendeiner Internetauktion knapp über dem Kaufpreis versteigern. Ich sehe Ihn jetzt schon quiekend vor mir, wie er sich ungeniert freut: „Boah, sind die doof. Die bieten wie die Geisteskranken für das olle Ding. Dabei ist es sein Geld gar nicht wert!“

Nickend stimme ich zu.

 

Hallo Borgqueen!

Ein paar Punkte sind mir aufgefallen:

Kreischend heult die Türklingel auf
Diese Formulierung klingt zwar witzig, erinnert mich persönlich aber eher an einen Motor. Kann eine Klingel wirklich kreischend aufheulen?
mein Mann mit quiekenden Lauten
Auch diese Beschreibung klingt erstmal witzig. Aber durch die ständige Wiederholung bekam ich das Gefühl, dass die Frau mit einer Maus verheiratet ist. Weniger ist manchaml eben doch mehr.
dann wird es immer mehr, wieder und gerne auf dem Schreibtisch liegen bleiben
Diese Formulierung hört sich in meinen Ohren etwas merkwürdig an.

Außerdem hast Du an einigen Stellen Kommas vergessen, z.B.

Neugierig guckend bleibe ich zwischen den Türpfosten stehen.
"Neugierig guckend, bleibe ich..." Das "guckend" würde ich persönlich durch "schauend" ersetzen.

Trotzdem ist Dir eine realistische und humorvolle Beschreibung einer alltäglichen Situation gelungen. Ich persönlich konnte mich auch ein wenig in dieser Geschichte wiederfinden - nicht in der Frau, nein, eher im Mann. :D

Insgesamt war "Sie haben Post!" eine nette Schmunzeleinlage für Zwischendurch, ich persönlich würde sie auch eher Humor als Alltag zuordnen.

Ugh

[ 16-04-2002, 14:34: Beitrag editiert von: Bibliothekar ]

 

Als ich die Geschichte gelesen habe, musste ich dauernd an mich denken, allerdings mit dem Unterschied, dass ich derartige Geräte immer schon nach 2-3 Wochen versteigere und nicht erst nach einem Jahr. An dieser Stelle hakt, denke ich, die Geschichte. Nache einem Jahr kaufen nicht einmal Ebay-User solche Geräte ÜBER dem Kaufpreis. Die Zeit würde ich reduzieren, zumal sich der Kauf nach einem Jahr ja schon fast ausgezahlt hat. Das ist aber das einzige, was ich zu bemängeln habe. Ansonsten sehr gute, treffende, realistische Geschichte, die ich mir hinter den Spiegel klemmen werde

Bis denne
Frederik

 

Hallo Bibliothekar,

meine Türklingel ist wirklich pervers laut, weil noch aus der guten, alten Nachkriegszeit. Mein Mann wollte schon eine andere einbauen, aber dann meinte er, das würde anscheinend nicht gehen, weil die direkt verdrahtet wäre, oder so...
Aber ich glaube, er hat einfach nur keine Lust dazu.

*lol*...mit einer Maus verheiratet...eher mit einem Meerschweinchen :D

Mit Kommas habe ich schon immer so meine liebe Not gehabt. Entweder ich setze sie falsch, oder ich mache gleich gar keine :(

Ja, Du hast recht, die eine Formulierung ist echt nicht so toll geworden. Aber ich lasse es jetzt trotzdem stehen, damit die anderen den Text noch ungeändert lesen können.

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Hallo Frederik,

Du wirst lachen, aber ich habe schon öfters Sachen versteigert, die ich knapp über meinem Kaufpreis losgeworden bin :)

 

Moin Borgqueen.

Hmmh, also ich kann mich Fred und Bib nicht anschließen. Ja, eine Geschichte für zwischendurch, ok.
Als ich das Lesen beendet hatte, dachte ich: "Wie, das wars jetzt?"

Desweiteren störte mich das Quieken, beim ersten Mal war es ok, aber die anschließenden "Quicken" fand ich nicht passend.
Es ist witzig und humorvoll beschrieben mit dem "Bariton-Postmann" und den ersten Teil fand ich auch noch recht gelungen, aber den zweiten Teil fand ich nicht berauschend.
Na ja, Geschmäcker sind verschieden.

Lieben Gruß
Maya

 

Du wirst lachen, aber ich habe schon öfters Sachen versteigert, die ich knapp über meinem Kaufpreis losgeworden bin
Da wirst du aber lachen, denn ich mache dasselbe schon seit etwa zwei Jahren. Letztens hab ich einen Organizer für 390,-DM versteigert (was für eine Analogie), den ich für 220,-DM erworben hatte. Aber nach einem Jahr und das bei Hightech Geräten? Naja, ich weiß nicht. Bin immer noch für ein paar Monate. Am besten 3, dann hat sich der Kauf so gar nicht gelohnt.

LG
Frederik

 

Danke! In Zukunft werde ich mich bei Versteigerungen in Acht nehmen!
Zum "Quieken": Mir gefällt es gut, dass es immer wieder vorkommt (Ich mag bewusst angebrachte Wiederholungen in Geschichten), denn es sagt fiel über die Beziehung zwischen den beiden Eheleuten aus. Langweilig, manchmal auch ein bisschen Abneigung .
Zum vorgeschlagenen Komma: Ich glaube, das ist einer dieser Fälle in denen man ein Komma setzen kann, aber nicht muss. (Verständnisfrage) In dem Fall handelt es sich um eine Artergänzung.

Liebe Grüße
Barbara

[ 17.04.2002, 16:11: Beitrag editiert von: Barbara ]

 

Ich bin mir sogar fast sicher, dass man hier kein Komma setzen darf! Es handelt sich um einen vollständigen Satz.

Neugierig guckend blieb ich.....stehen.

Wie blieb ich stehen? Neugierig guckend!

So lernt man die einzelnen Satzglieder in der Schule. Zumindest in meiner Klasse.

Liebe Grüße Barbara

 

@Barbara:
Danke, daß Du mir die Arbeit abgenommen hast. Nein, da gehört definitiv kein Komma hin!!!

Zur Geschichte: Nett, treffend, aber nicht wirklich tiefgreifend. Als kleine Alltagsszene aber durchaus okay.
Gruß,

chaosqueen :queen:

 

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