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Sie geht

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Sie geht

"Das ist er", sagte Gabi zu ihm, "geh nun da rein!" Damit deutete sie auf die Schlafzimmertür.

"Habe keine Angst, ich bin bei dir", sagte Martin noch hastig und ging hinter die Tür des Schlafzimmers. Er streckte noch kurz den Kopf heraus und fügte an:

"Denke daran, ich liebe dich!" Gabi machte nur eine hektische Handbewegung.

Ja, jetzt war es soweit. Gabi hatte sich endlich und endgültig dazu entschlossen, sich von ihrem Mann zu trennen. Acht Jahre waren sie nun verheiratet. Die glückliche und unbeschwerliche Zeit mit ihm lag fast genauso lang zurück. Gabi hatte in ihren Gedanken schon längst mit ihrem Mann gebrochen. Aber sie wollte es sich selbst nicht so einfach machen. Sie war verheiratet, hatte sich einst für diesen Mann entschieden und sah sich immer in der Pflicht, alles zu versuchen, um ihre Ehe zu retten. Sie redete viel mit ihm und hoffte, ihr Mann hätte ihr zugehört. aber das hatte er wohl nie. Vielleicht glaubte er, sie sei ihm sicher, so dass er sich keine Mühe geben brauchte. Wenn er so dachte, so hatte er wohl auch eigentlich recht. Denn sie konnte es nicht, sie konnte sich nicht überwinden, diesen endgültigen Schritt zu gehen.

Eines Tages kam Martin in ihr Leben. Er war selbst von einer dreijährigen Ehe geschieden. Martin kam zu einem Zeitpunkt, bei dem sie jemanden zum Reden brauchte. Er verkörperte alles das, was sie an ihrem Mann vermisste. Er war zuvorkommend und rücksichtsvoll, aber das Wichtigste war, Martin war voller Gefühl. Gefühle erleben, das wäre Gabi fast schon fremd geworden. Sie kannten sich noch nicht lange, dennoch schliefen sie schon bald miteinander. Sie war überrascht, wie schnell das ging. Sie war überrascht über sich selbst; so wusste sie doch von sich selbst, dass sie immer eine lange Zeit gebraucht hatte, um genügend Vertrauen zu einem Mann entwickelt zu haben, um mit ihm zu schlafen. So war es bei ihrem Mann, und so war es bei ihrer einzigen richtigen Beziehung davor. Aber bei Martin war es anders. Gabi überlegte, ob es an diesem Mann lag, ob er sie im Sturm erobert, oder ob sie sich so sehr verändert hatte.

Gabi hörte, wie sich die Wohnungstür öffnete. Sie baute sich im Wohnzimmer auf. Sie war vorbereitet. Endlich! Schon oft hatte sie überlegt, was sie sagen würde, wenn sie ihm mitteilte, dass sie ihn verlässt. Sie hatte überlegt, ob sie überhaupt etwas sagen würde. Ob es überhaupt einen Sinn hätte. Er würde anschließend in seine Stammkneipe gehen, wo er immer hinging, wenn er seine Probleme vergessen wollte. Wie oft hatte sie sich gewünscht, er würde stattdessen die Zeit mit ihr verbringen und darüber reden. Nein! Sie wollte nicht kommentarlos gehen. Das wäre nicht richtig; denn bei acht Jahren Ehe hätte er ein Recht auf eine abschließende Erklärung von ihr, egal wie er damit umgeht. Nur was sie und wie sie es sagen würde, wusste sie nie genau. Nein, eigentlich hatte sie es schon gewusst, allerdings wäre es so viel gewesen, dass es Stunden gedauert hätte. Nein, es mussten ein paar wenige aber konkrete Sätze sein. Und sie brauchte Kraft. Martin gab ihr diese Kraft. Sie hatten so unglaublich oft darüber geredet, und so oft hatte sie dann gesagt, sie würde es nun tun, und genauso oft verließ sie ihr Mut. Aber Gabi hatte gewusst, dass es eines Tages so weit sein würde. Sie hatte so viele Ideen, wie ihr Leben danach weitergehen könnte. Martin und sie hatten sogar Pläne geschmiedet. An diesem Tag war es nun so weit. Sie wusste, sie würde es diesmal schaffen, so war sie auf Martins Vorschlag eingegangen, dass ihr Freund sich so lange im Schlafzimmer aufhielt. Damit würde er zum einen die ganze Unterhaltung mit anhören können, das war Gabi sehr recht, denn sie würden danach bestimmt noch viel darüber zu reden haben. Zum anderen hatte sie nun gar keine andere Wahl, als Schluß zu machen, denn andernfalls würde ihr Mann Martin im Schlafzimmer entdecken. Die Koffer mit ihren nötigen Sachen hatte sie bereits im Wagen. Martins Wohnung war eine halbe Stunde weit entfernt. Alles war vorbereitet, es war Zeit zu gehen.

"Guten Abend", grummelte er, hängte seinen durchnässten Hut und Mantel an die Garderobe und stellte seine Aktentasche auf die Kommode.

"Was ist?", fragte er knapp, als er Gabis eisigen und entschlossen Blick sah. Die Frau knetete währenddessen all ihre zehn Finger.

"Wir müssen", fing sie an, biss sich aber auf die Lippen, weil es nicht mehr um Reden ging. "Ich werde dich heute verlassen!" Mit einem lautlosen Grollen in ihr, fühlte sie im selben Augenblick eine Zentnerlast von ihrem Herzen fallen. Sie hatte es geschafft, sie hatte es ausgesprochen.

"Bitte was?", fragte ihr Mann barsch zurück.

"Du hast es gehört, Dietmar. Ich werde heute aus dieser Wohnung und aus deinem Leben gehen." Gabi wunderte sich, wie leicht ihr jetzt ihre Folgesätze über die Lippen gingen. Der Mann schaute sie fassungslos an. Er fühlte den Ernst in ihren Worten, denn sie klang ihm fremd, so fremd, wie er sie noch nie erlebt hatte.

"Darf ich fragen, wieso du gehen willst?" Gabi wich seinem Blick aus. "Ich liebe dich nicht mehr. Du hast alles kaputt gemacht."

"Ist da ein anderer Mann?", wollte er wissen und wirkte sehr gereizt.

"Du verstehst wieder gar nichts", erwiderte sie ebenfalls etwas lauter, "da gibt es keinen anderen Mann. Es gibt nur dich, du, der mir nie zuhört, wenn mir etwas wichtig ist, du, der nicht gesehen hat, dass unsere Ehe reparaturbedürftig ist." Gabi schaute zu Boden, sie spürte die ganze Zeit, wie Dietmars Blick sie durchdrang.

"Wir können darüber reden", wusste er.

"Ach, auf einmal will der Herr darüber reden, jetzt, wo alles zu spät ist!" Gabi erschrak, ihre Stimme klang hysterisch. Dietmar kniff seine Augen zusammen und wirkte damit bedrohlicher.

"Wie stellst du dir das denn alles vor?" Gabi überlegte wenige Sekunden über seine Frage, als sie dann endlich in einem sehr ruhigen und beherrschten Ton antwortete:

"Ich möchte mein Leben selbst meistern. Ich möchte für mich selbst verantwortlich sein. Ich möchte den Launen eines anderen nicht mehr ausgesetzt sein. Ich werde in ein Hotel ziehen. Ich werde mir dann eine eigene Wohnung suchen und eine Arbeitsstelle. Ich werde versuchen, für mich selbst zu sorgen. Und!" Gabi machte eine kleine Pause und fuhr dann entschlossener fort, "ich werde es schaffen." Sie endete hier nun ihren Monolog, aber ihre Gedanken gingen weiter. Sie dachte daran, wieviele Träume sie sich nun erfüllen könnte, wenn sie nur diesen Weg bis zu Ende ginge.

Es war nicht anders zu erwarten gewesen. Dietmar griff sich seinen noch triefenden Hut und Mantel und verließ die Wohnung. Martin konnte am Knall der Wohnungstür hören, dass ihr Ehemann gegangen war. Er kam heraus und ging mit einem herzlichen Lächeln auf Gabi zu.

"Du hast es geschafft." Gabi stand immer noch an der selben Stelle noch immer in Gedanken. Martin umarmte sie und flüsterte:

"Es ist vorbei." Gabi hatte gedacht, sie würde weinen, aber zu ihrer Überraschung flossen keine Tränen. Vielmehr empfand sie nun ein Gefühl, das sie schon lange nicht mehr hatte. Sie fühlt sich befreit. Mehr noch! Sie fühlte sich frei! Und das sollte auch so bleiben.

"Lass uns gehen", sagte Martin leise, und er ergriff ihre Hand.

"Martin?"

"Ja, Maus?"

"Ich werde nicht mit dir gehen." Martin schaute sie nun mit dem selben entsetzten Blick an, wie wenige Minuten zuvor ihr Ehemann.

"Du hast es gehört, was ich zu Dietmar gesagt habe. Ich werde meinen eigenen Weg gehen. Es tut mir leid für dich, Martin, aber es wurde mir bewusst, dass ich nicht von einem Mann zu einem anderen springen wollte, sondern dass ich für mich selbst leben will." Gabi schaute ihn an und ergänzte leise: "Bitte verzeih mir!" Mit diesen Worten verließ sie die Wohnung, setzte sich in ihren Wagen und fuhr in ihre neue, eigene Zukunft.

 

Hi barde,
eine in sich schlüssige Story. Schade nur, dass Du zum Schluß den moralischen Aspekt hingesetzt hast. Finde man sollte auf die Intention schon selber kommen; entweder sagt es ein Text aus...oder auch nicht....Deine Geschichte hat es doch gesagt. Daher ist der letzte Abschnitt eher irritierend. Denn ich finde die Geschichte mit dem Ende eher positiv als negativ (negativ....so hört sich nämlich deine moralische erklärung für die story an).

Denn auch wenn sie vielleicht egoistisch rüberkommt....sie geht ihren Weg...den sie durch Martin gefunden hat...der sie bis zum Beginn der neuen Straße begleitet hat.

Was ich nicht gut fand war die Aussage, dass Dieter seine Frau ja kennt.....hätte er sie gekannt...dann hätte er was geahnt....ok, kann ja auch ignoranz sein...

Ansonsten finde ich Deinen Schreibstil ansprechend. Hat mir gut gefallen.

Gruß, AZAD

 

Aha...

ja...

Es tut mir leid, irgendwie erwarte ich, dass etwas besonderes kommt, doch es ist nur der Alltag, es ist nur so wie es eben sein soll. Sollte dies auszudrücken deine Absicht gewesen sein, so hättest du vielleicht sprachlich ein wenig variabler sein sollen, sie zu deinem wichtigsten Werkzeug bei der Konstruktion machen und den Rhytmus wechseln sollen, von der Pragmatik zu Beginn zu entweder einer Erlösung oder einer Katastrophe zum Ende. In diesem Falle wäre also eine Wandlung eingetreten, die dergestalt untermalt werden hätte können.
Wolltest du die Monotonie des Alltags thematisieren, so hättest du
1. mehr in Stereotype und
2. eine gewisse Lethargie verfallen sollen.

Doch zum Glück sind Intentionen subjektiv

 

Also, dazu mal... Die Story ist gut geschrieben, flüßig und sehr gut thematisiert! Aber irgendwie fehlt der schliff. Ich weiß net was es ist, aber irgendwas fehlt!

Ein paar dinge die mir aufgefallen sind:

Martin kam zu einem Zeitpunkt, bei dem sie jemanden zum Reden brauchte. Er verkörperte alles das, was sie an ihrem Mann vermisste.
zu einem Zeitpunkt, in dem sie... Und er verkörperte all das oder nur alles, aber sonst ist es irgendwie net richtig...

. "Wir können darüber reden", wusste er
Wie, wusste er?

Irgendwas war noch, aber jetzt find ich's nicht mehr...

Sollte für den Anfang reichen...

 

*auweihja*, jetzt muss ich mich doch mal aufrappel und ne gegenkritik schreiben.
danke an azad - die moral ... du könntest recht haben, ich bin mir da nicht wirklich sicher - es wäre gut, wenn andere ihre meinung dazu abgeben würden. ist die moral fehlplatziert? die geschichte ist real - die moral war eine überlegung, ihr verhalten zu erklären oder zu entschuldigen! wie gesagt, ich weiss es nicht, ob sie dahin gehört!

Was ich nicht gut fand war die Aussage, dass Dieter seine Frau ja kennt.....hätte er sie
gekannt...dann hätte er was geahnt....ok, kann ja auch ignoranz sein...
ja, du hast meine schwache stelle gefunden *g* - verdammt es fiel auf! ich habe gegrübetl - wie ich das am besten schreibe, diese stelle. ich muss wahrscheinlich ein ganzes segment neuschreiben *seufz*.
diese kritik lasse ich 100% zu ! :aua: ich werde diese stelle aufgrund dessen ändern müssen, danke azad

nun leider ... juan - was ist mit dir los? du erwartest ja eine ganz andere geschichte!! was soll das für eine kritik sein??? ich meine, ich lasse kritiken/eigene meinung immer zu, aber mit deiner kann ich nichts anfangen. ich möchte meinen rythmus doch gar nicht ändern, ich erzähle eine geschichte!

@ style one

Also, dazu mal... Die Story ist gut geschrieben, flüßig und sehr gut thematisiert! Aber
irgendwie fehlt der schliff. Ich weiß net was es ist, aber irgendwas fehlt!
was ist denn das für eine kritik???? was meinst du mit "ich weiß net"??
und
zu einem Zeitpunkt, in dem sie... Und er verkörperte all das oder nur alles, aber sonst ist es
irgendwie net richtig...
also entweder weisst du es, oder du weisst es nicht!

und

"Wir können darüber reden", wusste er
dieses "wusste" ist ein sprachliches mittel, wir sind doch darauf angewiesen, sprachliche mittel zu verwenden, ich sehe nicht, dass es in diesem fall den sinn beeinträchtig.
sorry - aber ich denke, die beiden letzten kritiken sind fehlgegriffen!
tut mir leid!
barde

 

Ich wollte damit eigentlich nur an deiner Sprache herummäkeln, denn ich finde, dass sie immer indifferent vor sich hinplätschert und nie richtig konkret und pointiert auf die parallelen Geschehnisse hinzielt. Es ist, als wären Sprache und Geschichte zwei unterschiedliche Gebilde.
Das ist die Essenz, die ich dir mit meiner Kritik vermitteln wollte.

Schöne Grüße

 

Hi Barde,
ich hoffe Dein "Danke" hat keinen pösgemeinten Unterton....;-))

Also da Du den Ehemann ja sowieso sehr wenig in Deiner Geschichte charakterisierst, musst Du eigentlich auch garnicht so sehr darauf eingehen. Es passte halt einfach nicht....(es ist der Wahnsinn, aber wenn Du selber schon gemerkt hast das es nicht 100%ig stimmt, dann wird dir das auch ein anderer bestätigen...spreche aus eigener erfahrung ;-)

Oder Du machst Dir die Mühe und beschreibst den Ehemann intensiver, so dass der Leser auch ein Bild von ihm hat.

Aber eigentlich liegt Dein Focus ja auf der Ehefrau....also liegt die Entscheidung allein bei Dir :-)

Zu der Moral nochmal....Lass lieber wech...hört sich nämlich irgendwie echt so an, als ob Du befürchtest, dass der Leser die Intention nicht herauslesen kann.....kann er aber...und wenn er will auch so individuell wie er will...ansonsten musst Du die Geschichte so schreiben, dass sie von alleine auf die Moral hinweist...soviel dazu.

Gruß, AZAD

 

hallo barde!!

hmmm, interessantes und sehr vielschichtiges thema, das du da aufgegriffen hast.
allerdings ist das ende deiner geschichte sehr vorhersehbar und damit verliert gabis entscheidung die spontanität, die ja eigentlich rüberkommen soll, oder?
da geht es mir ein kleines bisschen wie den beiden kritikern, die du nicht geduldet hast: da fehlt der biss.
wobei künstlerische mittel wie dieses "wusste er" sehr schön sind und zum nachdenken anregen. hinter einer solchen, scheinbar "unsinnigen" formulierung steckt eine ganze menge, da kann man viel hereininterpretieren. vielleicht hätte auch der ehemann noch ein wenig mehr beleuchtet werden sollen...aber ich nehme mal an, dass du das getan hättest, wenn er und seine sicht dir wichtig gewesen wären.
zu der moral: die moral an sich finde ich hammerhart gut. ob sie da hin passt...ich bin mir nicht sicher. vielleicht wäre es gut, sie irgendwo an einer stelle im text einzuarbeiten oder als gedanken des ehemannes. einfach weglassen würde ich sie, glaube ich, nicht. dafür ist sie viel zu treffend!

liebe grüsse, luftgängerin

 

Tag Barde.

Das ist eine ganz alltägliche Geschichte - und deshalb gefällt sie mir. Ich bin sowieso der Meinung, daß man den wirklichen Horror, die wirkliche Tragik, das wirkliche Entsetzen und die komischsten Geschichten im alltäglichen Leben findet. Überall. Tag für Tag.
*räusper* Aber nun zurück zur Geschichte (gg): Ich kann absolut nichts am Stil bemängeln. Der ist einsame Klasse, finde ich. Die Thematik hat mir auch gefallen (wie ja schon erwähnt) und die Story ansich ist richtig nett. Ich wüßte nicht, was man hier besser machen könnte - außer vielleicht den Aspekt, daß ihr Mann von der Unzufriedenheit seiner Frau sicher etwas bemerkt hätte. Das wurde ja auch schon angesprochen.

Fazit: Gute Geschichte!

Gruß,
stephy

Achso, zur Moral wollte ich noch was sagen; die paßt da wirklich nicht hin. Das ist ja eine Geschichte und der Leser sollte sich seine ganz persönliche Moral selbst zusammenreimen können.

[ 30.05.2002, 00:25: Beitrag editiert von: stephy ]

 

*auha* - diese geschichte scheint die kritiker zu spalten, ich bin verblüfft.
@azad - nix da - ich habe es ernst gemeint ohne pösgemeinten unterton. ich werde diese stelle aufgrund deines einwands überarbeiten.
auch die moral kommt da weg, vielleicht versuche ich die anregung der luftgängerin umzusetzen, obwohl das schwierig sein dürfte, weil eine moral eigentlich noch unter dem ende einer geschichte liegt *g*
ich muss mal sehen!
ja, stephy - ich glaube, ich habe nur alltagsgeschichten *g* - das leben ist der beste autor :-) und mein grosses vorbild ist natürlich loriot!
danke für dein lob :lol: !

ich sage einfach mal, diese geschichte ist dezent, deswegen ist es wahrscheinlich nicht jedermanns sache.

danke für euer interesse
barde

 

Hi Barde
Schöne, ruhige geschichte das...mitten aus dem Leben, mit schlüssigem Ende.
Sie brauchte bloß das, was ihr eigener Mann iohr nicht geben konnte, Rückhalt in einem Menschen, der Ihre Freiheit nicht beschneidet, vielleicht hatte Sie ja Angst davor, dass es dazu kommen könnte, oder dass sie sich wieder verliert, jetzt, wo sie sich gerade befreit hat...Der Schluss ist gut gezogen, begründet, und beschrieben.
Die Moral der geschicht leigt so klar zutage, dass ein Hinweis darauf aber auch mE unnötig.
vertrau Deinem eigenen Erzählerischen können dahingehend, dass der leser zum selben Schluss kommt, wie Du beim Schreiben.

das "Wusste er" hat mich übrigens auch gestört..."Blaffte er" o.ä. wäre da eher passender.

Lord

 

Hallo Barde!

Wollte mal was älteres von Dir ausgraben, dabei ist mir diese Geschichte in die Hände gefallen... ;)

Und ich sehe, Du hast Deine Geschichte schmählich in Stich gelassen und noch überhaupt nie editiert. - Jetzt wirds aber Zeit...:gunfire: :D

Also, inhaltlich: Das Ende habe ich auch ab da vorausgesehen, wo sie ihrem Mann erklärt, was sie alles kann, wenn sie frei ist. Da dachte ich mir erst, jetzt spielt sie ihm dieses Spiel vor... Aber dann war es irgendwie klar, daß sie über ihre eigenen Sätze nachdenkt... - Vielleicht deshalb, weil so klar durchbegründet ist und sie dadurch draufkommen muß, daß sie im Begriff ist, sich in die gleiche Un-Freiheit zu begeben, wenn sie tatsächlich zu Martin ziehen würde.
Seltsam finde ich, daß sie sich in ihrer Abwehr, nicht zugeben zu müssen, daß sie einen neuen Freund hat, nie widerspricht, sich verplappert. So wirkt es schon fast so, als hätte sie überhaupt nie vorgehabt, zu Martin zu ziehen, sondern ihn nur als Träger zu benutzen. Der Moment, wo sie plötzlich ihrem Gesprochenen glaubt und sich anders entscheidet, wo ihr sozusagen das Licht aufgeht, ist mir auch ein bisschen zu wenig herausgearbeitet.
Martins Reaktion darauf finde ich auch ein bisschen dürftig - daß er nur entsetzt schaut, sie so lange reden läßt und dabei weder einen Ton sagt, noch wütend wird, halte ich für unwahrscheinlich. Das wäre ein sehr beherrschter Mensch, wenn er erst hinter der Schlafzimmertüre einer fremden Wohnung warten muß, um am Schluß in selbiger alleine stehen gelassen zu werden, weil Madame es sich plötzlich anders überlegt, nachdem er ihr vermutlich erst half, Hab und Gut ins Auto zu schleppen. - Ich bin sicher, den Mann, der da den Mund hält, gibt es nicht. Ich weiß nicht, wie man das bei Dir sagt, ein Wiener würde mindestens sagen: "Sog amoi, bist du deppat?!"

Auf die Gefahr hin, daß Du dann fragst "Bist du no ganz dicht?" :D, schreib ich Dir auf, was ich mir gerade für eine Änderung in Deiner Geschichte vorstellen könnte:
Nach einer Frage, ähnlich den obigen beiden, könnte doch dieser Schlafzimmerboy leicht ausrasten - aber zum Glück kommt Dietmar wieder zurück, weil er am Weg wieder umgekehrt ist, sich dachte, er geht heute mal nicht in die Kneipe, seinen Kummer ertränken. Und dann - ?

Damit könntest Du den Höhepunkt, wo Gabi ihm absagt, verstärken und verlängern. Martin könnte sich gar als ein fieser, brutaler Kerl entpuppen, dann braucht es ihr auch nicht mehr "leid tun", - was ja eigentlich auch komisch klingt, wenn man eine Beziehung mit "es tut mir leid" beendet - schließlich muß sie ja nicht und wenn es ihr leid täte, dann würde sie es vermutlich nicht tun.

Aber ich bin Dir nicht böse, wenn Du meinen Vorschlag nicht annimmst, ist mir nur gerade so eingefallen. ;)

"wußte er" hat mich nicht direkt gestört, obwohl ich beim Lesen kurz anhalten mußte. Aber das war nur, weil diese Formulierung kurzes Denken erforderte, nicht, weil sie schlecht wäre.

So...

"Aber Gabi hatte gewusst, dass es eines Tages so weit wäre."
- oder doch "...so weit sein würde"?

"Damit würde er zum einen die ganze Unterhaltung mit anhören, das war Gabi sehr recht, ..."
- würde "mit anhören müssen, ..." schreiben

"denn sie würden danach noch viel darüber reden, ..."
- vielleicht besser "darüber zu reden haben"?
- Und danach evtl. einen Punkt?

"zum anderen hatte sie nun gar keine andere Wahl, als schlußzumachen"
- Schluss zu machen

"Komode"
- Kommode

""Was ist", fragte er knapp"
- ist?", fragte

""Bitte was", fragte ihr Mann"
- was?", frage

"Er fühlte den ernst in ihren Worten, denn er kannte seine Frau, die zum ersten mal aussprach"
- den Ernst
- zum ersten Mal

"kaputt gemacht." "Ist da ein anderer Mann", fragte er"
- Mach bitte bei den direkten Reden jeweils eine neue Zeile oder mindestens einen Gedankenstrich
- Mann?", fragte er
- vielleicht statt "fragte er" "wollte er wissen" oder ähnliches? ;)

"in einem sehr ruhigem und beherrschtem Ton"
- ruhigen und beherrschten Ton

"wieviele Träume sie sich nun erfüllen kann, wenn sie nur"
- erfüllen könnte

"noch immer in Gedanken!"
- ich tät das Rufzeichen weg, stattdessen einen Punkt und danach eine neue Zeile beginnen.

"es ist vorbei."
- Es

"ein Gefühl, was sie"
- das sie

Die Moral am Schluß würde ich ganz streichen, die Gedanken soll sich der Leser machen - oder Du legst ihn vielleicht irgendwie Gabi in den Mund? ;)

Alles liebe,
Susi

 

och susi - da war eine dicke schicht staub drauf *smile*.

danke für deine arbeit. ich habe die fehler geändert und die moral entfernt.

Nach einer Frage, ähnlich den obigen beiden, könnte doch dieser Schlafzimmerboy leicht ausrasten - aber zum Glück kommt Dietmar wieder zurück, weil er am Weg wieder umgekehrt ist, sich dachte, er geht heute mal nicht in die Kneipe, seinen Kummer ertränken. Und dann - ?

und dann? dann habe ich ein ganz anderes ende.
die geschichte endet aber mit der pointe, dass sie den boy stehen lässt. wie martin auf diesen wechsel reagiert, ist sicherlich nicht unwichtig - aber für diese geschichte kein thema! es wäre ein thema, wenn ich die geschichte aus martins perspektive geschrieben hätte.

das problem ist, dass diese geschichte einen ziemlich authentischen hintergrund hat. quasi ein gleichnis.
sie lief im stil so ab. martin hatte diese frau geliebt, und kennst du das? "was man liebt, muss man loslassen können." den schmerz hatte er dann damals mit sich selbst ausgemacht .. als er allein war. das könnte ich auch in eine geschichte verfassen, dann wird es aber eine sehr düstere - so düster wie der trend hier zur zeit!
und noch was .. *smile* martin is ganz sicher kein mieser und gewaltätiger mensch!

danke, dass du mich noch an meinen alten geschichten rankriegst :D :D :D !

bye
barde

 

Hallo Barde!

kein happy end dieses Mal, das ist schade.
Mir gefällt Deine Geschichte sehr, sehr gut. Für mich kam das Ende überraschend, fühlte mich als Leser erstmal auch im Regen stehen gelassen wie Martin. Auf der einen Seite verstehe ich diese Frau, die endlich merkt, was sie will, was sie anscheinend braucht, wie sie leben möchte. Auf der anderen Seite sind da zwie Männer, die beide versetzt werden, der eine scheinbar mit Recht, aber der andere... Martin muss echt das Gefühl haben, ausgenutz worden zu sein. Wenn Du von Authentizität schreibst, finde ich das Ende gleich noch viel grausamer. Martin muss die Frau wirklich sehr geliebt haben, sonst hätte er sie nicht so gehen lassen, sonst hätte er ihren Willen nicht so zugelassen. Was sich dann in seiner Einsamkeit abgespielt hat... er hatte dann keinen zum Reden (kommt zumindest in der Geschichte nicht raus).
Sehr gut geschrieben.

liebe Grüße, Anne

 

hey anne,

du interpretierst ja metaprosaisch *hahaha*

"Martin muss die Frau wirklich sehr geliebt haben, sonst hätte er sie nicht so gehen lassen, sonst hätte er ihren Willen nicht so zugelassen."

wer anders liebt, der liebt sich selbst!

danke für dein .. lob :)

 

Hallo Barde!

Insgesamt ist es eine gute Geschichte. Und zwar vor allem wegen dem Schluss. Die ersten Absätze lang dachte ich, das ist nun wirklich ein Klischee, wie es Tausende von Frauen erleben, eine Geschichte, die zig-Male so passiert, und zig-Male so erzählt wurde.

Dass Martin im Schlafzimmer wartet, während sie ihren Mann verlässt, habe ich etwas - nun ja - geschmacklos gefunden, und ich hatte den ganzen Text lang gedacht, sie schafft die Trennung nur aufgrund dessen, weil jemand neuer in ihr Leben getreten ist. Insofern war ich vom Schluss positiv überrascht.
So weit zu Inhalt und Moral ... :)

Der Stil ist ansprechend, flüssig.
Was mir nicht gefallen hat sind die Namen. Naja, eine Nebensache. Aber "Gabi" und "Dietmar" ... hmmmm
Naja, vielleicht hast du sie ja auch absichtlich so gewählt. Mit einem Paar, das Gabi und Dietmar heisst verbinde ich wirklich Enge und Ehealltag. Insofern passt es wieder ...

lg
klara

 

Mit einem Paar, das Gabi und Dietmar heisst verbinde ich wirklich Enge und Ehealltag. Insofern passt es wieder ...

perfekt :) - genau so ist es auch.

danke klara,

grundsätzlich bin ich etwas enttäuscht, wie diese geschichte herüberkommt. na ja, sie hat natürlich nicht den schwung - das hängt aber mit dem inhalt zusammen .. und eigentlich finde ich sie deshalb gut und rund. ich vermute einfach mal, dass das thema sehr schwierig ist. es steckt nämlich viel mehr dahinter als trott. da ist auch gewohnheit und verantwortung zu finden. was ich an dieser geschichte kritisiere ist, dass es mir nicht gelungen ist, diese schwellensituation, in der gabi sich gerade befindet, eotional herüberzubringen. es gehört eine hölle dazu, seinen lebenspartner zu verlassen. und manchmal braucht es einen menschen, der einen auffängt dann ... oder manchmal auch nicht.

bis dann
barde

 

Hallo Barde!

dass es mir nicht gelungen ist, diese schwellensituation, in der gabi sich gerade befindet, emotional herüberzubringen.
Nein, das kam bei mir bestimmt nicht an...
Sie kam bei mir vielmehr als eine berechnende Person an, die Dietmar schon von vornherein überhaupt keine Chance gibt, mit ihr eine andere Lösung zu suchen, weil sie ja den nächsten schon hinter der Schlafzimmertür warten läßt. - Diese Tatsache macht sie mir extrem unsympathisch...

Alles liebe,
Susi

 

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