Sichtweise
Ein Mensch.
Erwacht, versteht, verbittert.
Steht nun unter freiem himmel und schreit den gehweg und den Regen an, schreit zu guter Letzt auch den himmel und einfach alles an.
Erschöpfung macht sich breit. Mit langsamen, hilflosen Schritten macht der Mensch sich auf in die Nacht.
Ziellos und doch suchend.
Vorbei an hell erleuchteten Bar´s und Clubs, an Döner- Buden und chinesischen Imbissständen.
Sieht Billignuten, Crustys, Afrikaner, deren Augen leise "Haschisch" flüstern, Skins und Punks, Hippies und Esos.
Er fühlt die Masse, die sich wogend durch die trunkende Nacht bewegt.
Blitzlichtgewitter auf halbnackten Körpern, verschmiertes Augen Make-Up in Gesichtern, die schon bessere tage erlebt haben.
Gefälschte, erlogenen Euphorie. Gekauft mit Scheinen von druckfrischem Geld.
Traurig verwirrt und verständnisslos schwengt der Blick über all die Menschen.
Es wird dunkler und leiser. Vereinzelt torklende Menschen und knutschende Pärchen kreuzen seinen Weg.
Vorbeifahrende Taxen spritzen glitzernde Wassertropfen aus dreckigen Pfützen in die kalte Luft.
Kreuzt eine Hauptstraße auf der sich niemand an das Limit hält. Die Rebellion im Kleinen.
Hupende, fluchende Autofahrer mit "ich-bremse-auch-für-Kinder"-Aufklebern auf dreckverschmierten Heckscheiben.
Realität ist nah und doch fern.
Wissende Augen auf das Elend gerichtet.
Unter der Straße, unter der Stadt, fliesst das Wasser.
Der dreck, der Abfall, die Reste von allem.
Wie viel Hoffnung und Träume wohl mit weggespült werden?
Hände, die sich verbittert am kalten Stahl des Geländers festkrallen, wie um die ach so grausame " eigentlich-doch-nicht"- Realität zu zerdrücken. Zu komprimieren bis sie in eine Cola- Dose passt, diese dann zu pressen und in eine andere, ferne Gegenwart zu schleudern.
Gefühle nehmen überhand, traurige tränen fliessen hemmungslos. unverstand, flüstert leise der mensch, unverstand.
Sprach´s und sprang. sprang einfach ind die Fluten aus weggeworfenen Ideen und Träumereien, in die Reste der Menscheheit, den aufgeschwemmten Sud undurchdringlicher Gedanken.
Der Morgen dämmert am horizont, die letzten Vögel der Nacht flattern eher unelegant in´s heimische Nest.
Die Dunkelheit ist vorbei und ein Selbstmord mehr ziert die Titelseiten der reisserischen Boulevardblätter.