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Sicherheit ohne Konzept

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17.06.2014
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Sicherheit ohne Konzept

Ich stehe in der Bahn. Es ist laut, heiß und stickig. Für andere wäre es eine unangenehme Situation. Doch ich liebe es. Alle Leute um mich herum singen und hüpfen und freuen sich auf das Spiel. Doch die Freude währt nicht lange. Die 6 Polizisten, welche mit in der Bahn mitfahren und schon mit der Hand ihren Gummiknüppel anvisieren, schreien die Leute lauthals an und fordern sie auf, leise zu sein, damit die anderen Fahrgäste nicht gestört werden. Ich schaue mich um und sehe in die vielen verständnislosen Gesichter. Selbst die älteren Damen und Herren schütteln über diese übertriebene Härte der Polizisten den Kopf.

Wir erreichen das Stadion und werden sofort von 100 weiteren Polizisten in Empfang genommen. Ein Polizist schiebt einen älteren Herren vor sich her und bedeutet ihm schneller zu gehen. Jeder der Polizisten mustert uns ganz genau. Nun erreichen wir den Eingang des Stadions. Ich bin immer wieder fansziniert über die Schönheit unseres Tempels. Zum Glück haben wir erst 12 Uhr, denn die Sicherheitskontrollen können schonmal 2-3 Stunden dauern. Es ist voll. Ich trete einen Schritt vor und werde sofort von einem Polizisten zurechtgewiesen, da ich angeblich nicht genug Abstand zu meinem Vordermann lasse. Vor mir wird es unruhig. Ein Mann hat versucht eine kleine Fahne mit ins Stadion zu bringen. Sofort sind 4 Polizisten bei ihm, um ihm die Fahne abzunehmen und ihn aus der Reihe zu ziehen.

Ich schaue wieder nach vorn und habe Mitleid mit dem Mann, da er sicherlich heute nicht mehr von der Polizei ins Stadion gelassen wird. Auch die 8 Sicherheitskameras in diesem Bereich schwenken sofort zum Ort des Geschehens. Nachdem mich ein grimmiger Ordner 2 mal komplett abgetastet hat und ich den Metalldetektor passiert habe kann ich endlich Richtung Block laufen.

Viele Leute stömen in die selbe Richtung wie ich. Früher waren die Trommeln auf der Tribüne schon hier zu hören. Aber das ist schon lange her. Bevor ich in den Block gehe hole ich mir noch etwas zu trinken. Ich stelle mich an und überlege was ich nehme. Ein kühles Bier wäre bei diesem Wetter eigentlich das beste, aber leider ist auch das verboten. Ich seufze kurz, bestelle mir eine Limonade, bezahle die 7 Euro und gehe in Richtung Block.

Bevor ich den Block betrete, werde ich natürlich nocheinmal gründlich durchsucht, wobei die Hälfte meiner Limonade auf dem Boden landet. Ich erreiche meinen Platz und setzte mich hin. Zwar ist das Stadion schon zu 2/3 gefüllt, allerdings ist es so still als wäre niemand da. Ich sehe mich um, doch ich kenne keinen um mich herum.

Dauerkarten per Losverfahren. Deeskalationsstrategie laut Polizei. Wer sich das ausgedacht hat sollte gesteinigt werden denke ich missmutig. Sofort muss ich an all meine Freunde denken, welche keine Dauerkarten bekommen haben.
Ich schaue mich erneut um, aber nur wenige rufen mit mir die Namen der Spieler bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung. Meine Laune sinkt weiter, wenn ich daran denke, dass diese Leute und nicht meine Freunde, wahre Fans, im Stadion sind.

Das Spiel beginnt. Schnell führen wir mit 2:0. Statt die Tore zu feiern, wird um mich herum nur kurz in die Hände geklatscht. Mir platzt der Kragen. Ich schreie die Leute lauthals an, was sie denn hier wollen und was sie denken wo wir hier sind. Keine Reaktion. Ich schüttel ungläubig den Kopf und setzt mich resignierent wieder auf meinen Platz.

Das Spiel ist gut, die Stimmung leider nicht. Während der 2. Halbzeit versucht ein Mann einen verzweifelten Versuch ein wenig Stimmung zu machen. Er springt von seinem Platz auf und beginnt lauthals zu singen und zu gröhlen. Ich tue es ihm gleich. Sofort sind 4 Polizisten bei uns und bedeuten uns schreiend das wir uns wieder hinsetzen sollen. Der Mann weigert sich, sich wieder zu setzen. Er wird von den Polizisten gepackt und über die Treppe aus dem Block gezogen. Dabei schlägt er mit dem Kopf auf die Stufen auf und ich sehe nur nur rote Tropfen auf dem hellen Steinboden. Auch ich werde unsanft wieder auf meine Platz gestoßen.

Kurz vor Schluss drängelt sich ein Mann durch unserer Reihe. Er geht Richtung Ausgang. Ich frage ihn warum er den jetzt schon geht und er antwortet mir, dass wir ja schon gewonnen haben und er schnell zum Parkplatz möchte, damit er gut dort wegkommt. Kopfschüttelnd lasse ich ihn durch. Kurze Zeit später pfeift der Schiedsrichter das Spiel ab. Einige wenige stehen auf und feiern mit der Mannschaft den Sieg. Doch die meisten störmen sofort Richtung Ausgang.

Weder unsere Mannschaft noch die Gegner gehen zu den Fans in die Kurve. Aber wer will es ihnen verdenken. Bei so einer Unterstützung ist es kein Wunder. Und auch die starke Beschränkung der Gästekarten wirkt sich nicht gerade positiv auf die ganze Situation aus. Ich denke wehmütig an die alten Zeiten. Bevor ich den Gedanken zuende führen kann, werde ich unsanft von der Polizei aus dem Block geschoben.

Dies war einmal mein Lieblingssport. Nun ist er nur noch ein Schatten seiner Selbst. Leidenschaft, Kampf, Emotion. Das sind Wörter an die ich schon lange nicht mehr denken muss, wenn ich hier bin. Geknickt ziehe ich Richtung Bahn. Als ich die Bahn betrete verschwimmt mein Blick und ich wache schweißgebadet aus meinem Traum auf. Ich reiße den Wecker von meinem Nachttisch.

 
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Hallo GeschichtenPott

Eigentlich sollte der Titel heissen "Sicherheit hat seinen Preis", denn die Gesetzeshüter haben sehr wohl ein Konzept: Ruhe durch Repression.

Und das Ende - "ätschebätsch, alles nur geträumt" - bricht der Satire das Genick.

Ich gehe davon aus, du wolltest eine Dystopie entwerfen, die aufzeigt, wohin es führen wird, wenn die Fankultur zu stark durch den Staat zurückgebunden wird. Leider ist dir das meiner Meinung nach nicht gelungen, dein Stadionbericht ist viel zu harmlos für eine Satire. Es passiert nichts aufregendes, er fährt mit der Bahn, er geht mit anderen ins Stadion, er trinkt Limo, er guckt das Spiel. Du erzählst weitgehends emotionslos, was dein Protagonist da so erlebt. Satire soll Ereignisse übespitzt darstellen,
dabei sind gute Ansätze dabei (z.B. Stadiontickets nur über Lotterie erhältlich)
Meiner Meinung nach verschenkst du hier etwas die gute Idee zur Geschichte.

Und streiche bitte das mit dem Traum, das verärgert nur den Leser.

Und zum Forum allgemein: Gehe es langsam an mit dem Einstellen von Geschichten. Auch wenn man nach dem "ENDE" ganz euphorisch darauf brennt den Text einer nur darauf wartenden Leserschaft zu präsentieren; einmal darüber schlafen und mit etwas Abstand den Text noch einmal durchlesen wirkt bereits Wunder. Also, nie zuviele Texte auf einmal einstellen. Das wirkt oberflächlich und desinteressiert.
Du willst doch als Autor ernst genommen werden, oder?

Dieses Forum lebt vom Geben und Nehmen, fleissig andere kommentieren, dann bekommt man auch Feedback zur eigenen Geschichte.

Somit viel Spass noch hier bei den Wortkriegern,
Gruss dot

 

Hallo GeschichtenPott,
die Intention Deiner Geschichte finde ich gut - schließlich soll Satire Mißstände anprangern, im Idealfall noch bevor sie Realität werden.
Allerdings würde ich die Geschichte sprachlich straffen und pointierter karrikieren: Stelle dem Leser doch (drastisch übertrieben) dar, vohin die Fehlentwicklung im Stadion führt! Ich pflichte dotslash bei, das "geträumt" wegzulassen: Satire entschuldigt sich nicht!
Zudem wäre ein etwas packenderer Titel empfehlenswert - der jetzige klingt doch sehr nach Verwaltungsvorlage.
Vielleicht überarbeitest Du die Geschichte nochmals. Denn die Mißstände im Fanwesen auch von der anderen Seite zu beleuchten - also nicht nur immer die bösen Randalierer! - hat durchaus seine (satirische, weil gesellschaftliche) Berechtigung.
Gruß, winter

 

Hallo GeschichtenPott
Und das Ende - "ätschebätsch, alles nur geträumt" - bricht der Satire das Genick.

Du erzählst weitgehends emotionslos, was dein Protagonist da so erlebt.


Bei dem Punkt mit dem Traum muss ich dotslash zustimmen. Das Ende hat mich sehr enttäuscht.

Dass du "weitgehend emotionslos" erzählst finde ich persönlich sehr gut. Es unterstreicht die Aussage deiner Geschichte und vermittelt gut die Trostlosigkeit, die nun in den Rängen im Stadion vorherrscht. Ob das jetzt unbedingt zur Satire passt, kann ich nicht unbedingt beurteilen, da kennen sich andere bestimmt besser aus. Ich würde diesen Punkt aber nicht ändern nur weil du deine Geschichte unter Satire eingestellt hast. Ich finde diese Emotionslosigkeit, dieses teilnahmslose und fast schon verzweifelte Erzählen sehr schön, sowie die ganze Geschichte. Aber die Sache mit dem Traum passt nun wirklich gar nicht.

Gruß Der Literat

 

Guten Abend,

Vielen Dank für eure Anmerkungen. Diese Geschichte ist schon ein wenig älter, deshalb habe ich schon darüber geschlafen ;-)

@dotslash: Ich habe nur die beiden Geschichten hintereinander reingestellt, da ich bisher auch nur diese beiden geschrieben habe , sie aber jetzt erst veröffentlicht habe. :-)
Ich versuche aufjedenfall mich aktiv am Forum zu beteiligen.

Die Geschichte war eigentlich zum Anlass des DFB-Kongreßes zur Fankultur am 12.12.12 geschrieben und hatte auch noch ein etwas anderes Ende. Es tut mir leid das euch das mit dem Traum nicht zugesagt hat. Ich werde mich die Tage nocheinmal dran setzten und versuchen etwas anderes zu finden.

Der letzte Punkt: Ich hab es unter Alltag und Satire eingestellt, da ich nicht wusste wo ich es sonst hinein stellen sollte, da es so ganz in kein Thema gepasst hat. Vielleicht habt ihr da eine bessere Idee :-)

LG Euer GeschichtenPott

 

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