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Show-down einer Küchenschabe

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01.02.2004
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Show-down einer Küchenschabe

Show-down
einer Küchenschabe

Hallo! Ich bin Trash, die Küchenschabe. Viele Menschen nennen mich auch Kakerlake. Das gefällt mir nicht: Zu viele harte K’s in dem Wort. Küchenschabe ist weicher, macht sympathischer. Behutsam krabble ich in der eben bezogenen, mir noch völlig unbekannten Küche den Wänden entlang. Ich folge meinem Geruchssinn, vergleichbar mit der CPS-Autofahrerhilfe, nur sehr viel verlässlicher und bei uns Küchenschaben seit jeher ohne Aufpreis serienmässig eingebaut.

Fast renne ich gegen ein Paar schwarze High-Heels. Sie stehen unvermittelt in der Küche, neben einer Einkaufstasche. Mein CPS meldet mir: Da ist was Essbares drin. Ich kraxle die Tasche hoch, in dem Moment wird sie aber von der Frau, die in den Heels steckt, ergriffen und auf den Tisch befördert. Ich als Freikletterer, ohne Seil und Karabinerhaken, falle natürlich runter und lande geräuschvoll auf dem Boden, erst noch in Rückenlage.

Die gepflegte Dame nimmt mich unvermittelt ins Visier. Ich mach mir fasst in meinen Chitin-Panzer vor Schreck, zapple wie wild und die Frau stösst derweil einen Schrei aus, so schneidend wie das Pfeifen eines Zuges, schlägt sich die Hand vor den knallroten Mund und erstarrt augenblicklich. Ich zapple noch wilder.

Die Dame hat sich aber schnell wieder gefasst. Ihr Mund zieht sich nun zur Exekution entschlossen in die Breite. Sie hebt den einen Fuss. Ich sehe plötzlich frontal von unten einen der zauberhaften Heels. Die Sohle ist noch sehr hell - folglich neue Heels! Aber jetzt saust einer auf mich herunter. Schwer und gross wie ein abgebrochener Fels.

Ich hab’s noch einmal geschafft! Bin wieder auf den Beinen, hechte zur Seite, und ohrenbetäubend knallt der Schuh, nur Millimeter von mir entfernt, auf die weissen Fliesen des Küchenbodens.

Inzwischen habe ich mich unter einen Küchenschrank geflüchtet. Gucke hervor, noch immer am ganzen Körper zitternd. Die Dame hebt ihren Fuss leicht an und hofft mich darunter in platter Totenstille zu erblicken. Da ist aber nichts! Die Leere unter ihrem Schuh treibt der Frau die Blässe ins Gesicht. Sie schaut sich verzweifelt um, hebt die Einkaufstasche mit meinen Fressalien in die Höhe und schaut mit säuerlicher Miene darunter nach.

Nichts! Sie geht ein paar Schritte, rückt Stühle. Immer noch nichts! - Ich weiss, jetzt wird sie unter die Schränke schauen und irgendwann den Staubsauger holen. Meinem Magen melde ich via Grosshirn, er soll wegen besonderer Umstände vorerst den Heisshunger vergessen.

Ich zieh mich unter meinen Schrank zurück, ganz nach hinten, und krabble zwischen der Schrank- und Küchenwand hoch. Und richtig, ich hör schon den Staubsauger fauchen. Bald sehe ich auch unter mir das riesige Saugrohr. Ich habe mich vom Schock erholt und muss jetzt lachen.

In meiner befreienden Heiterkeit rieche ich auch gleich wo der Abfalleimer steht. Sein Platz in der Küchenkombination liegt nicht weit von meiner Position. Ich krabble zwischen den Wänden und entdecke einen Spalt in der Abdeckung der Kombination, schlüpfe hindurch und sitze gleich oben auf der Halterung, wo der Sack mit den Abfällen eingeklemmt ist. Unter dem Deckel durchzukriechen ist nicht weiter schwer. Nun sitze ich in dem Sack und fresse mich erstmal voll.

Der Staubsauger hat sich wieder schlafen gelegt und die Frau ist beruhigt, weil sie denkt, ich sei im Staubsack inzwischen am Ersticken. Lachend und wählerisch fress ich mich durch die organischen Abfälle und mache, befreit von allen Aengsten, ein erholsames Verdauungsschläfchen.

Früh am Morgen, ein neuer Tag beginnt. Die ganze, grosse Wohnung gehört mir allein. Ich bin durch den Spalt raus aus der Kombination und sitze wieder unter dem Küchenschrank, der mir das Leben gerettet hat.

Stille in der Wohnung. Vorsichtig wage ich mich heraus, auf das weite Feld der weissen Fliesen. Ich lege einen Formel-Eins-Start hin und erreiche, ausser Atem, das helle Parkett im Vestibül. Da schaue ich mich um, entdecke einen Schuhkasten mit Klapptürchen, keine Probleme beim Reinklettern.

Drinnen stosse ich auf eine ganze Versammlung eleganter, hochhackiger Damenschuhe, mindestens zwei Dutzend Paare. Da sind Pumps in den unterschiedlichsten Farben, Sandaletten, Pantoletten, Plateaus, Slippers, Stiefel und auch die entzückenden Schwarzen mit den vielen Riemchen, stehen da, die mir so schrecklich nach dem Leben getrachtet haben. Wenn die schöne Dame nicht drin steckt, ist die ganze Schuhversammlung ja völlig harmlos. Kein einziges Paar hat persönlich etwas gegen mich. Ich krabble auf allen herum. Herrlich, wie der Besuch auf einem Schlachtfeld, wo alle Soldaten und Waffen eingefroren sind.

Das fasziniert mich ungemein. Ich klettere vergnügt auf den vielen eleganten Tretern herum. Ich kann nach Lust und Laune in sie hineinschlüpfen, mich herausfordernd unter ihre Sohlen legen, sie verspotten und sie sogar anpinkeln (was ich gleich mehrfach tue). Sie rühren sich nicht, ignorieren mich. Die Dinger sind wunderschön aber völlig hirnlos, haben keinen Willen, sind nur seelenlose Befehlsempfänger.

Ich bin wieder zurück; an meinem sicheren Platz hinter der Küchenkombination und höre ein seltsames, aufreizendes Klacken. Vorsichtig krabble ich zum Ausguck unter dem Küchenschrank. Rote Heels mit breiter, schlichter Lederschlaufe vorn und Fesselriemchen hinten gehen auf und ab. Kaffe- und Toastgeruch steigen mir in die Nase. Diese Schuhe habe ich im Schrank auch gesehen. Bin sogar unter ihre dünne Sohle gekrochen, wollte mal fühlen, wie es im aller letzten Moment ist, bevor man damit tot getrampelt wird. Eine schöne Versuchung, wenn der tödliche Wille, der Fuss der Frau und ihr Gewicht, in
dem Schuh fehlen.

Jetzt haben sich die zauberhaften roten Heels parallel zueinander gestellt, nicht mehr leer und harmlos wie im Schuhschrank, sondern bewohnt von einem Paar sonnengebräunter, nackter Füsse mit hohem Spann. Ich vermute, dass sich die Frau hingesetzt hat. Richtig, sie frühstückt. Ich sehe kleine Krümelchen Toastbrot auf den Boden fallen.

Aus den Heels schauen schlanke Zehen hervor mit flammend rot lackierten Nägeln. Eine extrem gefährliche Erscheinung für eine kleine Küchenschabe, aber aus meiner sicheren Warte auch Faszination pur. Trippel-Trappel, klack-klack... sing mir das Lied vom Tod... Ich suche wie im Rausch die Herausforderung: High-Noon mit High-Heels! Auch eine Küchenschabe, vorausgesetzt sie ist gut genährt, hat Fantasien, aufregende und gefährliche Fantasien.

Ich, Trash die Küchenschabe, muss es einfach darauf ankommen lassen: Ueberliste ich die Frau oder macht sie mich unter ihren Heels erbarmungslos platt. Ich ziehe mich durch eine Spalte in den Schrank zurück und gefalle mir in der Rolle des grossen Heel-Dompteurs.

Während ich mir die Spielchen, die ich mit der Schönen treiben will, ausmale, öffnet sich plötzlich die Schranktüre. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich mache mir wieder fast in den Panzer vor Schreck, obwohl ich zuhinterst auf dem Schrankbrett, in der dunkelsten Ecke sitze. Die Frau geht in die Knie, das spüre ich. Jetzt taucht ihr Gesicht auf; ihr Atem. Er riecht angenehm nach
Pfefferminze. Augen schwarz wie Lava: Ein Kartengruss von den Azoren. Die auffackelnde Iris verrät ein ungezügeltes Temperament. Die vollen, dunkelroten, Lippen treten entschlossen hervor, darunter spannt sich ein weiches, ovales Kinn. Unter den hohen Backenknochen liegen feine Schatten. Lange, natürliche Wimpern mit schwarz-seidenem Glanz und dichte Brauen wirken auf mich verspielt, mädchenhaft. Und diese hohe, runde Stirn: Können sich dahinter Mordgelüste einnisten? Die schwarzen, dichten Haare, die offen auf die breiten Schultern fallen, sagen mir: Die Lady ist unberechenbar! Ich will! ich muss sie herausfordern!

Eben zur Gegnerin auf Leben und Tod (letzteres gilt natürlich nur für mich) erklärt, nimmt sie mit schlanken Fingern und langen, roten Nägeln die Zuckerdose aus dem Schrank und schliesst die Türe wieder. Ich drehe mich auf den Rücken, schwinge mich durch heftiges Zappeln wieder auf die Beine, hechte auf dem Schrankbrett herum, mache mehrmals meine Formel-Eins-Starts und weiss: Ich bin fit, die Nummer kann los gehen!

Jetzt verlasse ich den Schrank, krabble mutig darunter hervor und traue mich in die Nähe der roten Heels. Ich bin entschlossen, sie zu reizen bis zur Weissglut. Sie werden mir nichts anhaben können. Ich bin einfach schneller, gewiefter. Während ich mich noch mental aufbaue, steht die Frau auf, setzt einen Heel knapp
neben mir auf den Boden. Obwohl das überraschend kommt, mache ich mir nicht mehr fast in den Panzer.

Die Lady hat mich auch nicht bemerkt. Sie verlässt die Küche. Ich mache mich hinter die Krümelchen vom Toastbrot, von denen einige unter dem zurückgeschobenen Stuhl liegen. Die Frau kommt wieder herein. Die Zehen, die aus den Heels schauen, ahnen noch nichts von der Jagd, die wohl gleich angeblasen wird. Ich verdrücke noch ein paar Krümelchen; das gibt Kraft.

Jetzt schiebt die Schöne den Stuhl beiseite, ich glaube, dass ist der Anpfiff für das grosse Spiel. Ja, richtig, sie hat mich bemerkt. Ich schaue zu ihr auf und sie zu mir herunter. Irgendwo auf der langen Reise treffen sich unsere Blicke. Kein Aufschrei, wie beim ersten Rendezvous. Aber die Hand der Lady fährt wieder zu ihrem roten Mund. Trotz grosser Entfernung bemerke ich, dass sie die Augen weit aufreisst. Ich glaube, sie ekelt sich unsäglich vor mir. Das ist gut, das steigert ihren Killerwillen.

Ich steh jetzt im Kolosseum und die Kaffeemühle auf dem Küchenbord vis-à-vis ist der grosse kampfverwöhnte Cäsar, der gleich einen Gladiatoren erleben wird, wie er noch keinen gesehen hat. Die Lady hebt ihren Heel. Mit jeder Faser ihres Körpers entschlossen, mich mit kräftigem Tritt platt zu machen. Wie ein blutroter Titanendolch saust der Heel auch gleich auf mich herab. Aber ich bin schon weg, unter dem Küchenschrank und die Kombinationswand rauf... Hahahaha... schöne Lady, meine Formel-Eins-Starts sind unübertroffen!

Vorsichtig gehe ich zur unteren Kante und schaue hervor. Die Heels gehen geräuschvoll auf und ab. Die roten Zehen zittern wie zurückgehaltene Jagdhunde. Ein paar Mal stampfen die Heels die weissen Fliesen, als wollten sie ihre Wut an ihnen auslassen. Oder vielleicht denkt die Lady, ich würde vor lauter Schreck aus meinem Versteck kommen und einen raschen Tod unter ihren Heels suchen. Da kann ich nur lachen. Küchenschaben können verdammt giftig lachen.

Die Heels bleiben jetzt stehen. Zwei riesige Kampfmaschinen, zu allem entschlossen um eine kleine Küchenschabe platt zu machen. Diese kraftvolle Streitmacht, kommandiert von einem kühlen Kopf, weit oben, wartet in knisternder Spannung auf den unsichtbaren Feind, auf mich.

Die Lady, dieser weibliche Goliath, glaubt, wenn alles ruhig sei, komme der eklige, kleine David hervor und dann könne sie ihn mit einer Blitzattacke erledigen.

Ich kann warten. Die Lady anscheinend nicht. Sie entfernt sich vom Schrank. Ich kann sie nicht mehr sehen. Wahrscheinlich hat sie die Küche verlassen, den Kampf abgebrochen...

Ich krabble vorsichtig unter dem Schrank hervor, schaue in alle Richtungen: keine Heels weit und breit. Ich mache mich auf den Weg unter den Stuhl und will die Lady nochmals ins Leere treten lassen, wie vorher.

Da, plötzlich, ein Schatten über mir. Ich schaue nach oben. Ein riesiges Tuch fällt in rasender Geschwindigkeit auf mich herab. Formel-Eins-Start: Aber das Tuch ist zu gross. Es hat mich im vollen Spurt erwischt. Ich liege darunter und erst noch auf dem Rücken. Verdammt, das ist das Ende! Trash, du wirst jetzt zum Plattmann.

Ich rieche durch das grob gewobene Tuch, wohl ein grässlicher Bodenlappen, den Heel, der mir gleich den Garaus machen wird.

Es schmeckt irgendwie nach Lavendel. Vielleicht ist das schon meine Grabbepflanzung.

Jetzt sehe ich durch den Lappen die Sohle; braun-schwarz gesprenkelt. Sie senkt sich genau auf mich herab, nicht sehr schnell, aber entschlossen.

Nun spüre ich die Sohle auf meinem ganzen Körper. Ich wünsche mich so sehr in den Schuhschrank zurück, wo ich schon mal unter dieser Sohle lag, um mal ein bisschen zu spüren, wie es ist, wenn man zertrampelt wird.

Jetzt ist aber der Fuss der Schönen in dem Heel. Das hat die Sache gewaltig geändert. Ich werde bis zum bitteren Ende erleben müssen, wie es wirklich ist, wenn man zertrampelt wird.

Ganz schwach kann ich durch den Lappen den riesigen Körper der Frau wahrnehmen, der zu dem Heel gehört. Ich werde sachte hin und her geschoben.

Ich glaube, die Lady spürt und geniesst mich unter der dünnen Sohle ihres Schuhs. Sie drückt ein bisschen fester. Mir beginnt die Luft weg zu bleiben. Noch immer werde ich unter dem Heel und dem Lappen hin und her bewegt.

Ich glaube, ich sehe Cäsar, die Kaffemühle, hämisch grinsen.

Der Schuh wird ganz leicht angehoben; ich schnappe nach Luft und ...

explodiere, mein Panzer zerreisst in tausend Stücke.

Die Lady hat mich mit einem kräftigen Tritt exekutiert und tritt wieder und wieder auf mich ein.

Sie hat den Lappen unter beide Heels genommen und trampelt wie wild darauf herum.

Während mein Geist den platten Körper verlässt, sehe ich das alles aus immer weiterer Entfernung, auf meiner langen Reise in den Himmel der Küchenschaben.

Sie ist unheimlich schön als meine Killerin. Ich bin
mit ihr versöhnt...

 

servus harry

so da darf ich mal als erster schreiben...

ich persönlich finde die idee klasse...
und dass wurde auch sehr gut umgesetzt...

bei einigen stellen durfte ich echt schmunzeln.
ok ich muss auch nomma was negatives loswerden...
die geschichte ist an manchen stellen zu lang gezogen.

ok viel spass noch
be blessed
de-dave

 

Hallo harry!

Da sind lauter Zeilenumbrüche in Deiner Geschichte, könntest Du die bitte rausnehmen? Sieh mal, wie das in der Druckversion aussieht. Wenn Du das geändert hast, druck ich mir die Geschichte aus, dann kommt auch eine Kritik von mir. :)

Vorerst ist mir nur das aufgefallen:

"Zu viele harte K’s in dem Wort."
- "in diesem Wort" würde meiner Meinung nach weicher klingen

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi

Danke für deinen ersten Kritik-Versuch. Ich habe den Zeilenumbruch in Ordnung gebracht und hoffe, du kannst den Text jetzt ohne visuell störende Nebenwirkung lesen.

Gruss
Harry

 

Hallo harry,

der Text aus der Sicht der Küchenschabe gefällt mir ausnehmend gut, sehr gut beobachtet und dargestellt.
Eine Satire ist deine Geschichte zwar nicht, aber das tut der Geschichte selbst keinen Abbruch.
Ich finde, du hast viel Phantasie bewiesen bei deiner Schilderung, es ist auch sehr viel Aktion in deiner Geschichte, weshalb es mir Spass gemacht hat, sie zu lesen.
Mir hat der Name Trash für die Kakerlake nicht so gut gefallen, denn damit verbinde ich eher etwas Negatives. Könnte dir jetzt keinen konstruktiveren Vorschlag machen. Mal sehen, was andere zu dem Namen meinen und ob er sie überhaupt stört.

Lieben Gruß
lakita, das spanische Lied : La Cucaracha summend

 

Hallo De-Dave,
hallo Iakita

In der Geschichte geht es um die Auseinandersetzung mit einem einzigen Motiv: Dem Todestrieb. Etwas, das sich vor allem in der sozial hoch abgesicherten Hightech- und Konsumgesellschaft stark ausbreitet. Siehe Autorennen fahren u. a. Extrem-Sportarten; aber auch die unzähligen Outdoor-Aktivitäten, denen sich immer breitere Bevölkerungskreise widmen. Dabei geht es um den letzten Kick, darum, Grenzen zu durchstossen und (woran die wenigsten denken) dabei draufzugehen. Sich solchen (am Ende vielleicht tödlichen) Herausforderungen zu stellen, erzeugt immer auch fetischistische Gelüste. Darum das Element mit den Highheels. Solche Schuhe können einen Fetisch verkörpern, auf den sich entsprechende Fantasien in vielfältiger Form beziehen. Damit diese Metapher auch funktioniert habe ich mir den Plot mit der Küchenschabe und der Highheel-Lady ausgedacht. Seinen Todestrieb ausleben, kann sogar erotisch sein. Die Küchenschabe empfindet auch in dieser Richtung bei ihrem tödlichen Spielchen. Nun sie heisst "Trash" (Abfall), weil sie sich beim Durchstossen der Grenzen, auf dem Weg zum letzten Kick, wegschmeisst.

Gruss
Harry

 

Hallo Harry,

danke für deine ausführliche Erläuterung der Textintention. Sie war bloß für mich nichts Neues.
Wenn ich nicht alles in eine Kritik schreibe, z.B. wie ich die Geschichte verstanden habe oder interpretiere, heißt es noch lange nicht, dass ich es nicht auch gesehen habe. ;)


Aber wo ich schon mal am Schreiben bin, würde es mich natürlich freuen, wenn du noch was zu deiner satirischen Intention erläutern könntest, denn immerhin dürfte es doch wohl nicht nur ein technischer Zufall gewesen sein, dass du die Geschichte in Satire gepostet hast oder?
Schönen Tag noch
lakita

 

guten morgen harry,

eine herrliche schmunzelstory ist dir da gelungen. gratuliere.

eigentlich schade, dass du (wie du in einer antwort erklärst) so viel tiefgang reinbringen willst.....lass es doch flocken locker und amusant!

deine anspielungen auf nero und die formel eins, auf sexy heels und mordgierige frauenzimmer kommen so herrlich übergangslos.

werde deine geschichte mal als empfehlung weiterleiten!

herzliche grüße
ernst

ach ja: satire? warum nicht!

 

Hallo Ernst Clemens

Danke für die Ehre der "Empfehlung"! Für eine Geschichte tausend Erklärungen: warum, wieso, was will ich damit sagen... Zum Glück haben Geschichten keine Packungsbeilage wie Medikamente. Deshalb, glaube ich, tut es der Geschichte überhaupt keinen Abbruch, wenn der Autor/die Autorin sie (auf Anfrage) in einem Nachtrag zu erklären versucht. Ich will mich da mit meinem Geschreibsel nicht auf den Olymp wagen, aber Literaturwissenschaft gibts schliesslich auch nur, weil es Literatur gibt; Erklärungsbedarf allenthalben!

Gruss
Harry

 

Hallo harry!

Als Geschichte über eine übermütige Küchenschabe finde ich sie wirklich gelungen :), die von Dir gewollte Aussage bleibt aber meiner Meinung nach eher im Hintergrund, recht blass. – Vielleicht aber nur deshalb, weil es nicht alltäglich ist, Menschen mit Küchenschaben zu vergleichen…;)

Was ich nicht ganz passend finde, ist der Vergleich am Anfang mit der CPS-Autofahrerhilfe – woher sollte Trash denn dieses Wissen nehmen?

Was mir auffällt ist, daß die Küchenschabe hauptsächlich erzählt, was passiert, aber ihre eigenen Empfindungen dabei etwas untergehen. Wenn Du die mehr hervorholen würdest, könnte meiner Meinung nach auch Deine Aussage besser rauskommen, da es ja gerade auf diese Empfindungen ankommt.

Fast renne ich gegen ein Paar schwarze High-Heels.
Ich würde meinen, gegen einen High-Heel, da eine Küchenschabe ja kaum so groß ist, daß sie gegen zwei zugleich rennt. ;)
Ich weiss, jetzt wird sie unter die Schränke schauen und irgendwann den Staubsauger holen.
Ich frage mich: Woher weiß sie das?

Noch ein paar Kleinigkeiten:

»Behutsam krabble ich in der eben bezogenen, mir noch völlig unbekannten Küche den Wänden entlang.«
– entweder „die Wände entlang“ oder „an den Wänden entlang“

»Ich mach mir fasst in meinen Chitin-Panzer vor Schreck«
– fast
– würde “mache schreiben, klingt hier besser, meiner Meinung nach

»Bald sehe ich auch unter mir das riesige Saugrohr.«
– würde das „auch“ streichen

»Ich habe mich vom Schock erholt und muss jetzt lachen.«
– hier geht es zum Beispiel viel zu schnell, gerade sieht sie noch das Saugrohr und schon ist sie vom Schock erholt…

»befreit von allen Aengsten«
– Also, zu Umlauten habt Ihr Schweizer es aber schon gebracht, hm? Auch, wenn Ihr kein ß habt und sich dadurch manches seltsam liest, wenn man es liest wie es geschrieben steht (das mach ich bei meinem Sohn immer, wenn er etwas falsch schreibt :D)

»das helle Parkett im Vestibül.«
– sagt Ihr das so in der Schweiz, „Vestibül“? Seltsam, daß wir da alle drei verschieden sagen, Deutsche sagen „Flur“ und wir sagen „Vorzimmer“… Dabei ist das Wort doch gar nicht von so großer Wichtigkeit, daß es solch nationaler Eigenheiten bedarf… *grübel*

»entdecke einen Schuhkasten mit Klapptürchen, keine Probleme beim Reinklettern.«
– hier würde ich statt „keine Probleme beim Reinklettern“ eher sowas wie „…Klapptürchen, die eine richtige Einladung zum Reinklettern darstellen“ schreiben

»Slippers«
– Slipper (ohne s)

»Ich klettere vergnügt auf den vielen eleganten Tretern herum. Ich kann nach Lust und Laune …«
– würde den zweiten Satzanfang mit „Ich“ vermeiden: herum, kann

»Kaffe- und Toastgeruch«
– Kaffee

»im aller letzten Moment ist, bevor man damit tot getrampelt wird«
– allerletzten, totgetrampelt (beide zusammen)

»Ueberliste ich die Frau oder macht sie mich unter ihren Heels erbarmungslos platt.«
– ähm, der Umlaut…
– würde am Ende ein Fragezeichen machen

»Er riecht angenehm nach
Pfefferminze.«
– da ist noch ein übriggebliebener Zeilenumbruch

»Ich will! ich muss sie herausfordern!«
Ich muss

»Ich mache mich hinter die Krümelchen vom Toastbrot«
– hinter? Sagt man so in der Schweiz? Bei mir hieße es „über die Krümel vom Toastbrot her“, aber vielleicht ist das ja auch national bedingt?

»ich glaube, dass ist der Anpfiff«
– das

»Ein paar Mal stampfen die Heels die weissen Fliesen«
– fehlt da nicht ein „auf“?

»Nun spüre ich die Sohle«
– besser fände ich „Ich spüre“ (ohne nun)

»Ich bin
mit ihr versöhnt...«
– ein letzter Zeilenumbruch

Hat mir auf jeden Fall gut gefallen, auch wenn die Aussage nicht ganz so rüberkommt, das macht eigentlich gar nichts. Trotzdem könnte die Geschichte wie gesagt noch ein paar von Trash´s Gefühlen vertragen. :)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Harry,

Dir Geschichte hat mir recht gut gefallen, ich habe sie mit Genuß in einem durchgelesen. Ein paarmal fand ich, wiederholte sich die Geschichte.
So z.B im Absatz Am frühen Morgen ... und im nächsten, der keine neuen Infos bringt.
Dann macht Trash sich doch recht oft beinahe in seinen Chitinpanzer. Vielleicht sollte es einmal tatsächlich passieren...

...Lachend und wählerisch ... scheint mir nicht zusammenzupassen. einmal mit lachend und wählerisch und einmal ist jemand wählerisch, kann aber nicht wählerisch essen -verstehst du was ich meine?

Und heißt das Navigationssystem im Auto nicht GPS?

L.G.
Bernhard

 

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