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Sex sells Seele

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15.07.2008
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Sex sells Seele

Als ich neulich mit meiner Seele am offenen Kamin saß, fragte ich sie, ob sie unsterblich sei. Sie sagte ja. Ich legte ein dickes Holzscheit auf das Feuer und tat so, als wäre alles klar.
„Kant behauptet ja“, sagte ich so beiläufig wie möglich, „dass der Mensch weder die Freiheit seines Willens, noch Gott, noch die Unsterblichkeit seiner Seele erkennen kann.“
„Kahn? Ist das nicht der Torwart von Bayern München?“
„Kant. Ich meine Immanuel Kant, den deutschen Philosophen.“
„Ach, ihr Deutschen“, sagte meine Seele und beobachtete das knisternde Feuer. Die Flammen fanden neue Nahrung und bedankten sich mit behaglicher Wärme, die sich wie eine weiche Wolldecke um uns legte.
„Das Feuer, das von einem Holz auf das andere überspringt, ist ein neues Feuer und auch das alte, und doch wieder nicht“, murmelte ich leise und wunderte mich selbst, aus welchem Sprachkästlein dieser Satz heraus purzelte. Wahrscheinlich habe ich ihn irgendwo gelesen.
„Spielt der eigentlich noch?“
„Nein.“
Ich wollte jetzt nicht über Fußball reden, sondern über die grundlegende Wahrheit, dass einfache Strukturen am längsten halten und darum die Seele unsterblich ist. Denn sie ist das vielleicht einfachste Existierende, durch nichts teilbar und damit auf ewig unzerstörbar.
„Ewig ist auch nicht länger als ein traumfreier Schlaf“, unterbrach sie mich. Zu Beginn unserer Gespräche fand ich ihre Gedankenleserei irritierend, aber weil unsere Dialoge in meinem Kopf stattfinden, überrascht diese Tatsache nicht allzu sehr.
Und wenn sie unteilbar ist und weil im Universum nichts verloren geht, sie also weder verändert noch vernichtet werden kann, muss sie unsterblich sein.

„Hast du als Mann manchmal das Gefühl, drei Hoden in deiner Hose zu tragen?“
„Selten, eigentlich nie.“ Ich seufzte, vielleicht ist meine Seele die einfachste von allen.
Bei Anderen mag sie ein schicksalsträchtiger Ozean des Unbewussten sein, der zwischen Wissen und Glauben liegt. Nur meine erscheint mir zuweilen wie ein kleiner Weiher im Park mit städtisch verordnetem Badeverbot.

„Ich würde gerne wissen, wie das ist, mit jemandem zu schlafen, und so“, sagte sie.
„Wie ist das eigentlich, unsterblich zu sein“, fragte ich.
„Frag Kahn.“
Veränderbare Strukturen sterben, weil sterben heißt: verändern. Was sich nicht verändert, stirbt auch nicht. Kann die Erklärung so schlicht sein? Später kam mir noch der Gedanke, dass Gott genauso einfach sein muss wie meine Seele. Schließlich gilt auch er als unsterblich. Und dann, das sei nur am Rande bemerkt, fragte ich mich, ob Gott nicht derjenige ist, den nichts bewegen kann. Er bewegt den Menschen, der bewegt seinen Fuß, der einen Stein ins Rollen bringt, der einen Grashalm niederdrückt, der einen Schmetterling aufschreckt, der dann am Visier eines Motorradfahrers kleben bleibt, der, kurz abgelenkt, die Kurve falsch einschätzt ... Gott bleibt unbewegt. Würde er mitfühlen, unterläge er Veränderungen und müsste sterben. Mohammed auch, genau wie die runden Buddhas in uns.

Ich goss frischen Tee in die Tasse. Es gefiel mir, auf dem Teppich liegend auf das Feuer zu schauen. Rätselte, wie sich meine Seele fühlt? Wäre ihr kalt, könnte sie sich erwärmen, und wäre ihr warm, könnte sie abkühlen. Und wieder: wäre sie veränderbar, wäre sie sterblich. Folglich hat sie keine Temperatur. Aber was heißt das schon, auf Gefühle bezogen?
„Warum trinkst du heute keinen Whisky? Einmal in der Ewigkeit besoffen zu sein, das wär’s ...“
Ich wunderte mich längst nicht mehr über ihre einfach gestrickten Lebensziele. Oder sollte ich besser sagen: Existenzziele?
Früher versuchte ich, in vielen Meditationssitzungen Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch über ein „The soul you've called is temporarily not available“, kam ich nie hinaus. Ich zählte meine Atemzüge, übte das Fließenlassen der Gedanken, das „Nichts-anhaften-lassen“, und schlief trotz schmerzender Beine häufig dabei ein. Ich erreichte auf diese Weise weder soul noch spirit noch psyche und auch nicht mind.
Erst als ich vor einigen Monaten einen neuen Computer kaufte und tagelang meine Software installieren musste, beendete sie ihr Schweigen. Ich schaute auf einen dieser unerträglichen Fortschrittsbalken, die niemals in der kurzen Zeitspanne eines Menschenlebens einen Fortschritt anzeigen, und dachte an nichts, außer vielleicht an das Licht der Vernunft, das als feinste Substanz das All durchzieht, als sie mich fragte: „Sagt dir der Name Mario Barth etwas?“
Natürlich versuchte ich, meine Überraschung zu verbergen.
„Das ist doch der Typ, der bei Siemens eine Ausbildung zum Telekommunikationsanlagen-Elektroniker gemacht hat.“
„Ach, ich dachte eher an diesen Comedian, der vor einigen Jahren „Männer sind Schweine, Frauen aber auch“ gespielt hat.“
„Ja, ja, das ist der Selbe.“
„Und?“
„Was und?“
„Wie war das Programm?“
„Hab’ ich nie gesehen.“
So kamen wir also ins Gespräch. Seitdem sitzen wir manchmal zusammen und plaudern über dies und jenes. Mich bewegen die ewig gleichen Fragen der Menschheit nach unserem Kommen und Gehen, sie interessiert sich vorwiegend für das ewig gleiche Tun der Menschen: fressen, saufen, ficken und warum wir uns dauernd die Köpfe einhauen.

 

Hej Jürgen Be,

da hast Du Dir ja ganz schön was vorgenommen. Einerseits die Seele als ewige Existenz darzustellen und ihr gleichzeitig irgendwie menschliche Züge verleihen... puh, was für ein Spagat!

Ich habe eine Menge Sachen nicht verstanden.

Die Überschrift zum Beispiel.
Dass eine Seele an den Teufel verkauft wird, das kann ich begreifen, der kann ja irgendetwas damit anfangen. Aber wie soll Sex überhaupt irgendetwas verkaufen, geschweige denn eine Seele? Das macht für mich soviel Sinn wie "Pustekraft verkauft Luftmatratze" (sorry, mir fällt kein besserer Vergleich ein).
Und dann, wo ist er, der Verkäufer-Sex? In der Geschichte, meine ich.

„Ach, ihr Deutschen“, sagte meine Seele und beobachtete das knisternde Feuer.
:)

und weil im Universum nichts verloren geht, sie also weder verändert noch vernichtet werden kann, muss sie unsterblich sein.
Das geht mir hier zu fix. Woraus schliesst er, dass im Universum nichts verloren geht, die Seele nicht verändert werden kann? Da gibt es auch ganz andere Theorien.


„Hast du als Mann manchmal das Gefühl, drei Hoden in deiner Hose zu tragen?“
:lol: Als wer sonst?

dass Gott genauso einfach sein muss wie meine Seele.
Gott möchte also wissen, wie das ist mit jemandem zu schlafen und so? :susp:

„Warum trinkst du heute keinen Whisky? Einmal in der Ewigkeit besoffen zu sein, dass wär’s ...“
Heisst das, wenn der Mensch besoffen ist, dann wäre es die Seele auch, nur für immer und ewig?

Existenzziele?
Veränderbar ist sie nicht, aber Ziele hat sie.

sie interessiert sich vorwiegend für das ewig gleiche Tun der Menschen
Aber sie erwärmt sich nicht wirklich dafür, was? ;)

warum wir uns dauernd die Köpfe einhauen.
Wie es wohl gehen mag, dass die Einfachste und Unsterbliche nach dem Warum fragt?

Immerhin deutet sich bei der Seele so etwas wie Humor an (obwohl - ihre Frage nach Mario Barth lässt Zweifel aufkommen).

Viele Grüße
Ane

 
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Hallo Jürgen,

in meinen Augen spricht aus dieser Geschichte Weisheit. Es geht in ihr nicht nach der Suche nach dem Sinn, nach der Seele und nach allem, sondern im Grunde geht es eine Stufe höher auf der Metaebenentreppe, um die Frage nämlich, ob solche Fragen nach dem Sinn, nach der Seele und nach allem selbst einen Sinn haben oder lediglich ein Spiel mit Nullsummen. In dieser Geschichte relativiert die "Seele" selbst die Bemühungen des Verstandes, sie zu finden. Es gibt gewissermaßen eine Balance, ein Gleichgewicht zwischen Philosophie und Triebkultur, ein Nullsummenspiel.

Insofern hat mich deine Geschichte fasziniert, und ich habe sie mit Genuss gelesen.

Zu Beginn unserer Gespräche fand ich ihre Gedankenleserei irritierend, aber weil unsere Dialoge in meinem Kopf stattfinden, überrascht diese Tatsache nicht allzu sehr.
  • Meinst du, dass diese, ich nenn es mal, diese "Entzauberung", wirklich notwendig ist? Hat was von "alles nur geträumt" am Ende von Geschichten fantastischen / kuriosen / absonderlichen Inhalts.

Früher versuchte ich, in vielen Meditationssitzungen Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch über ein „The soul you've called is temporary not available“, kam ich nie hinaus. Ich zählte meine Atemzüge, übte das fließen lassen der Gedanken, das „Nichts-anhaften-lassen“, und schlief trotz schmerzender Beine häufig dabei ein. Ich erreichte auf diese Weise weder soul noch spirit noch psyche und auch nicht mind.
  • Wenn's schon Englisch sein muss, dann doch bitte richtig ;) >> The soul you've called is temporarily not available
  • Groß und zusammen >> übte das Fließenlassen der Gedanken

... Ich meine, eigentlich ist es doch gut, dass wir sowohl eine Denk- als auch eine Triebkultur haben. Gäbe es letztere nicht, müssten wir nicht über ihre Sinnlosigkeit nachdenken. Gäbe es erstere nicht, wovon sich dann treiben lassen? Womöglich ist es diese Ambivalenz, die uns Menschen gegenüber anderen Tieren auszeichnet.


Unterhaltsame Geschichte,
die, wie du siehst, zum eigenen Denken anregt,
danke dafür,

-- floritiv.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ane und floritiv,

euch Beiden vielen Dank für das Lesen und dass ihr euch die Zeit für das Kommentieren genommen habt. Ich versuche, eure beiden Kommentare gemeinsam zu beantworten, trotz und gerade wegen ihrer Unterschiedlichkeit.

Meine Beschäftigung mit Gedanken zur Seele begann mit den olympischen Göttern und reicht über Sokrates, Platon und Aristoteles zu den deutschen Philosophen (Kant u.a.), verschiedenen Religionen bis zu aktueller Literatur.
Für die vorliegende kleine Geschichte nahm ich einen winzigen, kleinen Aspekt heraus und versuchte, auf eine möglichst unterhaltsame Weise, den ein oder anderen klugen (angelesenen) Gedanken weiterzugeben.

Nun kann ein Leser natürlich Fragen stellen: will Gott wegen der Einfachheit meiner Seele mit jemanden schlafen? Ist die Seele mit ihrem Menschen gemeinsam betrunken? Kann man unveränderlich sein, aber dennoch Existenzziele haben? Kann im Universum etwas verloren gehen? Sollten die Wörter „Mann“ und „Hoden“ nicht in einem Satz verwendet werden? (Eignet sich doch alles gut für den Flyer zu einem Kabarettprogramm)

Die Antworten: ja, nein, weiß nicht ... je nach Denkschule, Lust, Wissen ....
In Wikipedia steht: „... weil jeder, der philosophiert, eine eigene Sicht der Dinge entwickelt.“

Andererseits kann ein Leser genau diesen Ansatz aufnehmen und an manchen Zeilen ein wenig in diese oder jene Richtung weiter denken.
Wenn dieser dann seine Gedanken sogar noch unter die Geschichte schreibt, freut’s den Autor natürlich mehr, ist ja klar.

Bei Rechtschreib- oder Formfehler liegt die Sache auf der Hand: die sind zu beseitigen.

Mein Ansatz hier war: meine Gedanken sind wohl überlegt, aber ich nehme sie nicht allzu ernst, sehe die Seele als eine geistige Vertrautheit mit mir selbst, lasse auch Mäuse- und Elefantenseelen als mögliche Formen zu, sehe nicht die Seele als stark, sondern meine Sehnsucht nach ihr, glaube an das, was ich nicht weiß und glaube daher an die Unsterblichkeit der Seele, weil sie gar nicht existiert.
Und danke euch Beiden noch einmal für die Zeit, die ihr mit diesen Gedanken verbracht habt.

Eins noch, das ist mir doch wichtig: eine humorvolle Seele hätte hoffentlich eher nach Herrn von Bülow gefragt. Aber genau das sollte sie nicht sein.

Und noch eins: Eine „Entzauberung“ soll das „Kopfgespräch“ auf keinen Fall bedeuten. Ich will nur die Vorstellung nehmen, dass irgendein Alien neben mir sitzt. Unsere Seele ist in uns.

Liebe Grüße
Jürgen

 

Guten Abend, Jürgen Be,

ich fand das Ding so lalala zwischen nagut und naja.
Albern, wie die Seele zwar seine Gedanken liest, trotzdem aber Kant nicht kennt. Albern, daß die Seele sagt "Ihr Deutschen". Sowas sagt eine Nationalität zur andern, welche hat denn das Seelchen? Albern, wie sie mit Kahn und Mario Barth ankommt, albern sämtliche englischen Einsprengsel und ab-so-lut albern, daß die Seele wohl beim Sex nie mitkommen darf. Wo ist sie denn, wenn der Held mit jemandem schläft? Fußball gucken?
Die angelesenen Gedanken: Bekannt & zur Kenntnis genommen. Aber die stehen da alle so herum, grob rundumschlagmäßig und zerfasert mit der heißen Nadel in laue Handlung eingenäht, sowas kann mich nicht begeistern. Manche Passagen klingen, als philosophiere ein Student oder Jungakademiker nach dem achten Weizenbier daher, flapsig, luschig, allgemeingültig und sehr, sehr unaufregend. So werden Szenen einer langweiligen Ehe aus dem tausendmal umgerührten Philosophietopf quergeboren. Ich spüre kein eigenes Leben oder Erleben in diesem Text.
Bei den drei Hoden mußte ich allerdings lächeln, weil ich mir vorstellte, Goethe habe geschrieben "Drei Hoden wohnen, ach! in meiner Büx."

Es sind immer noch viele Rechtschreibfehler drin, z.B. das/dass wie hier:

Einmal in der Ewigkeit besoffen zu sein, dass wär’s ...“
oder hier
Das Feuer, dass von einem Holz auf das andere überspringt, ist ein neues Feuer und auch das alte, und doch wieder nicht
Beide Male falsch.
Bei ein paar mehr Korrekturlesungen kannst Du noch mehr entdecken und verbessern.
wunderte mich selbst, aus welchem Sprachkästlein dieser Satz herauspurzelte.
Vielleicht eine Abwandlung des berühmten Satzes mit dem Fluß, in den man nie zweimal steigen kann, weil immer anderes Wasser daherkommt. Heraklit für das achte Weizenbier.
Komisch, wie Menschen dicke Bücher von Philosophen (schlimmer: über Philosophen, am schlimmsten: über Philosophie) lesen und immer mit denselben Dingen daraus ankommen. Aber nimm's nicht so tragisch, ich bin da ungnädig, weil übersättigt. Böse meine ich das nicht. Vielleicht könnte man Jugendliche mit solchen Geschichten auf die Philosophie aufmerksam machen. Manche haben ja auch Sofies Welt gut gefunden und als Einstieg brauchen können. Ist ja okeh, ein bißchen was darüber zu wissen, solange man parallel dazu auch lernt, einen Nagel gerade einzuschlagen, vor der Ampel das Ausrücklager zu schonen und die Seele beim Sex mitzunehmen.
Lieben Gruß!
Makita.

 

Hi Jürgen,

ich fand's diesmal leider nicht so spannend. Die phil. Gedanken, denen nebenbei nachgegangen wird, erreichten mich nicht wirklich, weil mir das Erleben fehlte, also das, was ein lit. Text im Vergleich zu einem Sachtext ermöglichen soll: die indirekte Erkenntnis. Einen Abschnitt gibt es, der das leistet:

Früher versuchte ich, in vielen Meditationssitzungen Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch über ein „The soul you've called is temporarily not available“, kam ich nie hinaus. Ich zählte meine Atemzüge, übte das Fließenlassen der Gedanken, das „Nichts-anhaften-lassen“, und schlief trotz schmerzender Beine häufig dabei ein. Ich erreichte auf diese Weise weder soul noch spirit noch psyche und auch nicht mind.
Erst als ich vor einigen Monaten einen neuen Computer kaufte und tagelang meine Software installieren musste, beendete sie ihr Schweigen.

Da lebt der Text und es wird nicht in Gedanken geschwelgt. Das kann ich mir gut als Anfang / Vorlage / Kern (?) einer spannenden Geschichte vorstellen! Mehr weg von Reflexion und vllt. auch Gespräch, mehr hin zur Handlung. Was, gebe ich zu, grad bei Geschichten mit phil. Thematik nicht einfach ist, aber anstrebsam, wenn man sich die Geschichten in der Rubrik hier anschaut - die meisten benutzen nämlich den Gesprächstrick. :D

Zum Inhalt fällt mir nur der Spruch ein, der in der Schule im Physiklabor an der Wand hing, frei übersetzt: In der Natur geht nichts verloren, alles verändert sich. Keine Ahnung mehr, von wem er stammt. Nur am Rande. :)

Gruß
Kasimir

 

Hallo Makita, Hallo Kasimir,

Also, sagen wir`s (Seele und ich) mal so:
Wir wollten nicht mit gefühlter Weisheit glänzen, sondern gerade nicht der Versuchung unterliegen, Küchenphilosophie zu verbreiten und enge, eigene Gespinste unbeholfen aufzublasen. Stattdessen sollten interessante Gedanken von klugen Menschen spielerisch in leichtem Ton aufklingen. So, wie eine Lüge auch in der tausendsten Variante eine Lüge bleibt (hört, hört), bleiben diese Gedanken Schätze. Ob mit oder ohne Weizenbier (rülps, igitt ...)
Offenbar habe ich mein Ziel zumindest bei den hier Kommentierenden nicht erreicht und muss nun lernen, dass es ein Leben auch danach gibt.
Also, ich habe kein Problem mit der Kritik, bedanke mich bei euch Beiden für eure mit mir verbrachte Zeit, hoffe auf ein Wiedersehen, gestehe aber auch: wenn ich den Text lese, stimmt er mich immer noch heiter (ohne Alkohol, unsere schlichten Gemüter reichen aus).

Grüße
Jürgen

 

Hallo Jürgen Be,

ich fand den Text amüsant. Die flapsige Art, mit einem solchen Thema umzugehen und die pseudo-tiefsinnigen Dialoge haben mich an Woody Allen erinnert.

Der Schluss befriedigt nicht wirklich:

So kamen wir also ins Gespräch. Seitdem sitzen wir manchmal zusammen und plaudern über dies und jenes. Mich bewegen die ewig gleichen Fragen der Menschheit nach unserem Kommen und Gehen, sie interessiert sich vorwiegend für das ewig gleiche Tun der Menschen: fressen, saufen, ficken und warum wir uns dauernd die Köpfe einhauen.
Das ist, was ohnehin jeder für große Fragen hält. ;)

Eines würde mich noch interessieren: Wenn die Seele dem Erzähler nur oberflächlich bekannt ist, wie das im Gespräch rüberkommt, und ihr die Angelegenheiten der Menschen fremd sind, wieso ist es dann seine Seele?

Freundliche Grüße,

Berg

 

Mich bewegen die ewig gleichen Fragen der Menschheit nach unserem Kommen und Gehen, sie interessiert sich vorwiegend für das ewig gleiche Tun der Menschen: fressen, saufen, ficken und warum wir uns dauernd die Köpfe einhauen.
Tja, ein netter Versuch, sich philosophisch zu geben. Noch besser allerdings, das Wort Sex ins Titel zu setzen, und das beste überhaupt, noch die Seele dazu zu nehmen – dann sind alle da: die Sexisten und die Mystiker.

Das weckt hohe Erwartungen, die ein Text wie dieser nicht erfüllen kann. Nichts gegen Dialoge– das lockert den Text ja optisch auf -, auch gegen ein Selbstgespräch kann man kaum etwas einwenden, aber wenn da Sätze fallen wie „über die grundlegende Wahrheit, dass einfache Strukturen am längsten halten und darum die Seele unsterblich ist. Denn sie ist das vielleicht einfachste Existierende, durch nichts teilbar und damit auf ewig unzerstörbar.“ oder „Gott bleibt unbewegt. Würde er mitfühlen, unterläge er Veränderungen und müsste sterben.“, dann weiß man, der Autor will predigen.

Der Prot weiß von Anfang an, dass er mit seiner Seele redet, aber ich als Leser frage ich mich, wer der redende Prot ist, die Seele kann er nicht sein, mit der redet er bloß. Nun, man könnte einwenden, da reden zwei Seelen miteinander – sie wissen schon: Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust -; die eine wohl fürs Fußball und ficken zuständig, und die andere für die Fragen der Ewigkeit und dem Tod. Alles klar, denke ich mir, wenn beides Seelen sind im Sinne von ewig, dann ist das Ficken genauso wichtig wie Fußball wie Tod.

Aber ich fürchte, der Autor wollte was anderes sagen.

 

Hallo,
krank lag ich darnieder, doch nun bin ich "über'm Berg" und kann diesem antworten:
Danke für deinen Kommentar, der den Text zu meiner Freude mit den Worten kommentiert,die mir beim Schreiben im Sinn lagen: amüsant, flapsig und pseudotiefsinnig. Das daraus ein Autor als geistiger Tiefflieger am Rande seiner Leistungsfähigkeit abgeleitet werden könnte, war nur zu ahnen.
Also danke, du bist mir ein Trost in schweren Stunden.
Warum "seine" Seele? Vielleicht ein Reflex unserer schnellen Inbesitznahme vom allem, was nichts kostet? Das "Haben-Wollen" eines unsterblichen Teiles, um selbst nicht ganz vergehen zu müssen? Nur eine Redewendung, die "halt" so üblich ist, trotz des besseren Wissens, dass die Seele nach unserem Tod in den Hades zurück kehren wird, uns dort vergessen und später in einem anderen Körper zu dessen Seele werden wird.
Er wird sicher darüber reden wollen, aber vermutlich keine erhellende Antwort bekommen.

Hi Dion,
auch dir höflichen Dank für dein Lesen und Schreiben.
Da ich nicht genau weiß, was du eigentlich sagen willst, hoffe ich halt einfach, dass deine Furcht nicht allzu groß ist.


Zwei Grüße
Jürgen

 

Heya,

grade deine Geschichte gelesen - jetzt bin ich etwas gespalten! Ich selbst studiere Philosophie im 7. Semester, und die Unsterblichkeit der Seele geht zunächst mal auf Platon zurück (nämlich die Teilung der Dinge in Ideen und Nicht-Ideen, vgl. z.B. "Phaidon", "Politeia"), dann auf Descartes ("Meditationes"). Kant ist Meister der Metaphysik, auf Platz zwei Meister der Ethik. Wenn man einen philosophischen Text schreibt sollte man wenigstens auf die Korrektheit der den philosophen zugeordneten Thesen achten, aber das nur am Rande.

Dann wäre da der Titel, den ich nicht verstehe und der auch wenig mit dem Text selbst zu tun hat. Wenn ich den Titel lese, denke ich vielleicht: hm, in dem Text könnte es um einen Kerl oder eine Frau gehen, der/die sich mit jemandem einlässt und dabei die Seele verspielt. Gegen diese Vorstellung wirkt der Text enttäuschend und lahm.

Dann "Kahn" - der Spagat zwischen Kant und Kahn? Passt nicht in den Text.

Gut an deinem Text: die Idee, und das ist wichtig! Auch wenn du die Story - meiner Meinung nach - hättest interessanter erzählen können finde ich die IDEE gut, dass sich die Seele mit dem Körper unterhält. Ausbaufähig!

 

Äußerest amüsant und nebenbei noch ein wenig Philosophie verarbeitet über psyche, Mind, Mohammed und Buddha - oder wie hieß nochmal der Linksaußen, der aus Indien stammt und beim Barce spielt??? ;-)

 

Liebe Studentin des siebten Semesters,
habe gerade deinen Kommentar gelesen. Spät, doch dafür gab es Gründe.

Wenn man einen philosophischen Text schreibt sollte man wenigstens auf die Korrektheit der den philosophen zugeordneten Thesen achten, aber das nur am Rande.

Weißt du, was mich daran stört? Das Wort "wenigstens". Da du ja sicher keine Klugscheißerin bist, frage ich mich, was dich zu der Annahme führt, dass ich nicht lese. Ich tue es. Und wahrscheinlich werde ich mit Unterstützung meiner Lebensjahre etwas mehr gelesen haben, als du. Und nicht nur Groschenromane.
Was ich dann schreibe, ist doch eine ganz andere Sache, oder nicht? Wozu ich mich entscheide? Ob es dann gelingt oder nicht, ist ja wiederum eine andere Frage.
Und wie die Kommentare zeigen, gibt es zwei Lager. Aber immerhin zwei, so kann ich zur Hälfte zufrieden sein. (Nein, das reicht mir als Anspruch nicht)

Bei Sex sells Seele erwartest du einen kleinen Faust? Sorry, Pech gehabt. (aber der Titel hat seinen Zweck erfüllt, so ähnlich funktioniert wohl Werbung)
Schreib ihn, mit deinem fundiertem Hintergrund könnte doch etwas Spannendes entstehen. Meine Idee war eine andere.

Inhaltlich: Kant ist Meister der Metaphysik. Na prima. Na und? Wir beide haben seine "Kritik der reinen Vernunft" gelesen. Beschäftigt er sich darin nicht mit der Seele. Hält er sie nicht für unbeweisbar, aber notwendig?
Und mein schwächlicher Ansatz dieser Geschichte ist der Beweis: Ich rede mit meiner Seele, also ist sie. Wenn ich sie mir auch anders vorgestellt habe.
Und was heißt hier "Spagat zwischen Kant und Kahn"? Nur weil Kahn im Sommermärchen 2006 nicht im Tor stand, weil er nicht J.K.s Philosophie vom modernen Fußball entsprach? Aber Lehmann würde gehen?
Ich merke, es ist ein weites Feld und ich schweife ab ...
Ohne eine innere Breitschaft zum Lächeln taugt dieser Text nichts, schon recht.

Jürgen Be

Und nun zu dir, venusBonn!

ich danke dir für dein Augenzwinkern, mit dem du deinen Kommentar geschrieben hast.
Und um deine Frage zu beantworten: du meinst wohl „Katsche“ Schwarzenbeck?

see you
Jürgen

 

Hallo Jürgen!

Hui, Dein Text hat Polemik ausgelöst. Ich mag Polemik, würde das positiv sehen.;)

Ich habe mich köstlich amüsiert, ("amüsant" hier sehr positiv gemeint), und hatte von einer Deiner ersten Antworten auf die Kommentare den Eindruck, das war auch so gemeint.

Ich lese nicht ungern Philosophie (bestimmt nicht so belesen wie Du und ein paar der Kommentaristen), kann aber viel davon nicht so wahnsinnig ernst nehmen. Vielleicht gefiel mir deshalb die humorvolle Behandlung des Themas mit kleinen Häppchen quer durch die Denker.

Mir kam vor, der Erzähler verarscht sich selbst oder der Autor verarscht den Erzähler, der den tiefgehenden Fragen des Lebens des Lebens nachgeht, wo doch die Seele (seine eigene Seele) viel mehr Vergnügen an weltlicheren Interessen findet.

In meinem Fall war es umgekehrt. Der Titel sprach mich gar nicht an. Ich hatte ihn schon lange gesehen und nicht angeklickt. Die Geschichte hat mich sehr positiv überrascht.

Gern gelesen, hat Spass gemacht

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth,

so nach und nach purzelt ja noch ein vereinzelter Kommentar zu meinem Seelenleben herein. Es ist jedesmal spannend, ob ein Pro oder Kontra dahinter steht.
Natürlich freue ich mich mehr über Reaktionen wie die Deine, herzlichen Dank dafür. Spaß zu erzeugen, macht einfach mehr Spaß.
Aber mit den anderen Meinungen kann ich auch sehr gut leben, solange sie sachlich bleiben. Ansonsten sollte ich hier besser keine Geschichte mehr veröffentlichen.

Liebe Grüße
Jürgen

 

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