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Sex in der Straßenbahn
Dienstag, 07:12 Uhr. Wie jeden Morgen steigst du an der Haltestelle Bismarckstraße ein. Dieser 14. November ist kalt, auch im Waggon ist es kühl, trotz der vielen Menschen. Es riecht nach nasser Kleidung und nach Parfum. Einige unterhalten sich leise, andere hören Musik. Der ältere Herr mit den kurzen grauen Haaren und der sportlichen Figur liest ein Magazin über Segelboote, so wie er das immer macht. Ich frage mich, wo er arbeitet. Das würde mich wirklich mal interessieren. Fast alle Gesichter kenne ich, einige schon seit Jahren. Die weichen Sitze mit ihrem einfallslosen, bunten Stoffmuster sind wenigstens schön warm. Das leichte Schütteln und die Fahrt durch die Kurven der Stadt machen schläfrig, aber eingeschlafen bin ich in der Straßenbahn noch nie.
Am Anfang war ich richtig in dich verknallt. So richtig. Die grünen Augen, deine Sommersprossen, diese kleine süße Nase, dein Blick, dein schmaler Mund. Wie du sitzt. Wie du gehst. Fast ein bisschen jungenhaft. Du bist bestimmt nicht leicht zu haben. Hin und wieder denke ich, dass du eingebildet bist.
Draußen gleiten die ganzen Autohäuser vorbei. Hunderte von Fahrzeugen stehen da im Scheinwerferlicht, in dem man auch den Regen sieht.
Jeden Morgen habe ich dich gemustert, vielleicht sogar angeglotzt. Immer hatte ich Angst, dass du das merkst und mich für einen dieser Freaks hältst, die es in der Straßenban ja oft gibt, nicht nur in der Linie 3. Für einen Spanner, einen widerlichen Typen, einen Perversen, der dir folgt und dich draußen irgendwo zu Boden reißt.
Oft, so oft habe ich mir vorgestellt, wie du lebst, was du so machst. Welche Musik du magst. Wie deine Wohnung aussieht. Wahrscheinlich hast du eine Katze, das würde irgendwie zu dir passen.
Einmal, im Sommer, nach der Arbeit, da haben dich drei Jugendliche angemacht, halbstarke kleine Wichser mit albernen Baseball-Kappen, keine Ahnung von nichts, haben dumme Sprüche abgelassen, dich „geile Schlampe“ genannt und dich belästigt und genervt. Irgendwas von „ficken“ haben sie immer wieder gesagt. Das war ekelhaft. Da bin ich aufgestanden und zu dir hingegangen, zum Viererplatz in der Mitte des Wagens. Maulend sind sie abgezogen, haben mir gedroht, das habe ich nicht verstanden, einer hat mich noch angerempelt, aber sie waren weg. Das Risiko wollten sie dann doch nicht eingehen. Bei der nächsten Gelegenheit sind sie ausgestiegen und haben besonders böse durch die Scheiben nach innen geschaut. Einer hat dann noch etwas gegen die Scheibe geworfen, als die Bahn wieder anfuhr. Du hast zu mir aufgeschaut, gelächelt und danke gesagt. Das wäre vielleicht eine Chance gewesen, aber du hast dann, nach einer Weile, wieder auf dein Handy geschaut, die Beine übergeschlagen. Dabei habe ich dein Tattoo auf dem Unterschenkel das erste Mal gesehen – eine schwarze Blume. Mein Herz hat laut geschlagen und den ganzen langen Tag, auf der Arbeit und später zuhause, war ich so verdammt aufgeregt, habe mich abends so geärgert, dass ich nicht wenigstens etwas gesagt habe, das Gespräch gesucht habe. Irgendwie hätte ich reagieren müsse, mich vielleicht zu dir setzen sollen. Was bin ich doch nur für ein Feigling, für ein Idiot! Diese Jugendlichen waren nichts dagegen, mit denen hätte ich es jederzeit aufgenommen, aber mit dir? Stattdessen bin ich weggegangen und habe mich still ein paar Reihen entfernt von dir wieder gesetzt, wie ein Trottel. Du hast damals einfach wieder auf dein blödes Telefon geschaut, so, als wäre eben nichts gewesen.
Draußen im feinen Regen steht ein Krankenwagen mit Blaulicht in einer Baustelle. Einige sehen neugierig raus, aber man kann nichts sehen.
Ein anderes Mal, das war irgendwann im Oktober, kurz nach meinem Geburtstag, hattest du jemanden dabei. Er war viel älter als du, ein Mann mit dunklen, lockigen, langen Haaren und dunklen Augen. Unter dem Arm hatte er ganz wichtig eine dünne Ledertasche. Ihr habt viel gelacht und ich hatte einen Kloß im Hals. Ja, ich war eifersüchtig, bis zu dem Moment, als mir klar wurde, dass ihr euch nur beruflich kanntet. Ich habe euch belauscht, ich gebe es zu. Das war nicht leicht, weil die Bahn an dem Tag besonders voll war. Da ging es um große Projekte und eine Werbung für eine Versicherung. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass ihr kein Paar seid, als ihr am „Schmiedeweg“ ausgestiegen seid. Sicher, er fand dich geil und hätte viel dafür getan, dich zu ficken. Ich habe seine Augen gesehen, wie er dastand und versuchte, dir immer näher zu kommen. Ich konnte ihn verstehen – gehasst habe ich ihn trotzdem und das bis heute.
Die Haare hast du an diesem Morgen zum Zopf gebunden. Das gefällt mir immer am besten. Dein schönes Gesicht, deine feinen Wangenknochen und dein kleines Kinn, das kommt so alles gut zur Geltung. Aber das weißt du bestimmt selber. Dieses Mal sitzt du mir zwei Reihen weiter gegenüber. Auf dem Sitzplatz links von dir eine dicke, alte Frau mit einer bunten Strickmütze. Neben dir sieht sie so richtig ungepflegt aus. Das Licht ist heute schlechter als sonst, vielleicht sind ein paar Lampen im Waggon kaputt. Summend fährt die Bahn an. „Nächster Halt: Schmiedeweg“ sagt eine elektronische Frauenstimme, die ich schon tausende Male gehört habe. Ich könnte auf die Sekunde genau sagen, wann welche Durchsage kommt. Dein Blick ist auf dein Handy gerichtet, nur manchmal schaust du auf, scheinst zu überlegen, irgendwie zu grübeln. Bist du traurig? Die große Brauerei ist im Dunkel zu sehen, oder besser zu erahnen. Die Bahn hält kurz, einige schnaufen.
Ich stelle mir, wie jeden Morgen von Montag bis Freitag, vor, wie wir es treiben. Du stehst bestimmt auf wilde Sachen. Jemand wie du kann alle haben, du kannst alles ausprobieren. Dein Arsch ist sicher schön eng. Weil wir es schon so oft getrieben haben, weil wir dauernd „normal“ ficken, willst du es jetzt in den Po. Das macht dich geil, weil deine Freundinnen immer sagen, dass das pervers sei und ihre Freunde das nicht dürfen. Während mein Schwanz in deinem engen Arschloch steckt, massiere ich mit meinem Zeigefinger deinen Kitzler. Abwechselnd schieb ich zwei Finger in deine Muschi, rühre damit in dem feucht-warmen Organ herum. Den Geruch kenne ich auswendig: süßlich, zimtig, etwas wie Schweiß, aber überhaupt nicht unangenehm.
Zufrieden sinkst du ins Bett. Mein Sperma auf deinem weißen Arsch verschmierst du im Laken. Scheißegal. Wir liegen noch eine Weile eng umschlungen im Bett, ich spüre deinen schlanken Körper, deine trainierten Bauchmuskeln, auf die ich immer so neidisch bin und ich streiche über deine kleinen Brüste, deine immer noch harten Brustwarzen. „Ich liebe dich“, sage ich halblaut. Ich glaube, ein Nicken von dir zu spüren. Die Straßenbahn fährt eine enge Kurve, die engste auf dieser Linie. Ein Parteibüro mit großen Gesichtern auf Plakaten, kleine Läden, eine Werkstatt. All das gleitet in Zeitlupe hinter den nassen Scheiben vorbei.
An der Haltestelle „Schmiedeweg“ steigst du aus. Als sich die Türen öffnen, strömt kalte Luft herein, die man deutlich riechen kann. Draußen regnet es immer noch, es ist dunkel und nur die künstlichen Lichter überall leuchten die Umgebung aus. Menschenmassen schieben sich von der Bahn weg in die Stadt.
Ich sehe dir noch nach, als du mit deinem hellen Mantel und deiner weißen Handtasche in eine kleine Nebenstraße einbiegst.
So wie jeden Morgen