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Setz dich nicht zum Pissen hin!
Bruno schaltete die Nachttischlampe an, stopfte sich das Kissen in den Rücken und sagte zu Agnes: „Weisst du, heute ist mir etwas komisches passiert. Ich wollte am Tisch nicht davon reden, wegen der Kinder. Aber jetzt muss ich es dir einfach erzählen. Heute morgen, nach dem Frühstück, da hab ich mich wie immer auf das Klo gehockt zu meinem täglichen Routineschiss. Du weisst ja, dass ich absolute Ruhe brauche, um Scheissen zu können, darum warte ich immer, bis du und die Kinder aus dem Haus seid. Ich sitz also auf dem Klo und schlag die Tageszeitung auf und in dem Moment spüre ich plötzlich einen höllischen Schmerz im Schwanz und vor Schreck bin ich aufgesprungen … Und Gott, Scheisse, was soll ich sagen, Agnes … Aber ich hab an mir runter gesehen und da vorne aus meinem Schwanz hat es geblutet, die Eichel schien komplett ab zu sein und alles sah so fleischig, blutig und widerlich aus, ausgefranstes Fleisch, wie ein ausgefranster Fleischlappen sah das aus, dass ich fast gekotzt hätte. Und dann sah ich, wie sich in der Kloschüssel etwas bewegte, es war nicht gross, aber es sah eklig aus, fast wie ein Klumpen Scheisse und es schwamm, es hatte winzige Flossen, mit denen es durchs Klowasser schwamm und es bildeten sich Wellen auf der Oberfläche und dann tauchte es ab und ich sah noch etwas, das aussah wie eine Schwanzflosse, die aus dem Klowasser ragt und dann war das Ding unter Wasser und ich bekam solchen Schiss, dass ich die Klospülung drückte und das Ding runterspülte.
Ich hab dann natürlich sofort gedacht, ich hätte mir das Alles nur eingebildet und es sei vielleicht nur ein Traum, oder so, aber mein Schwanz hat so dermassen weh getan und es blutete so stark, dass ich wusste, es war kein Traum. Und ich hab angefangen Klopapier um meinen blutigen Schwanz zu wickeln, aber das Blut hat ständig durchgesuppt und schliesslich hab ich mir meinen Schwanz mit einem deiner Haargummis abgeschnürt und das hat dann besser geholfen, aber es tropfte immer noch enorm viel Blut durch das Klopapier.
Ich hab dann den Notruf gewählt und die Jungs waren ziemlich schnell vor Ort, haben gar nicht viele Fragen gestellt, sondern meinen Schwanz professionell verbunden und mich ins Krankenhaus geschafft. Ich war den Jungs wirklich verdammt dankbar, dass sie so wenige Fragen gestellt haben. Die Geschichte klang nämlich für mich selbst so unglaubwürdig, dass ich schon dachte, sie würden mich in die Klapse stecken, oder sie würden denken, ich hätte meinen Schwanz in eine Blumenvase gesteckt, oder etwas in der Art. Aber die Jungs waren wirklich cool, sie haben mir zumindest das Gefühl gegeben, als würden sie meine Geschichte glauben.
Irgendwann auf dem Weg zum Krankenhaus, muss ich dann das Bewusstsein verloren haben. Und als ich wieder zu mir kam, habe ich sofort nach meinem Schwanz gegriffen und da war dieser riesige Verband drumgewickelt, sah aus wie ein Turban. Scheisse, und ich hab gedacht, warum immer mir so etwas passieren muss? Warum? Solch eine Geschichte glaubt einem doch kein vernünftiger Mensch ...
Die Schwester kam rein, um nach mir zu sehen und sie war wirklich verdammt freundlich zu mir. Sie hängte mir eine neue Infusion mit Schmerzmitteln an und sagte, die Operation sei gut verlaufen und dass ich mir keine Sorgen machen sollte. Das wird schon wieder, hat die Schwester gesagt. … Und es war mir total peinlich, ich meine, nichts gegen die Schwester, die war wirklich freundlich, aber ich hätte doch lieber mit einem Mann darüber geredet.
'Der Arzt kommt gleich zur Visite bei ihnen vorbei' hat die Schwester gesagt, dann meinte sie, dass sie nach meinem Verband schauen müsse, ob der vielleicht gewechselt werden müsse, aber Gott sei Dank musste der Verband nicht gewechselt werden und sie ist aus dem Zimmer verschwunden. Ich war wieder allein und hab angefangen meinen Schwanz zu untersuchen, oder besser, ich hab den Turban untersucht, in den er eingewickelt war. Aber Scheisse, es liess sich einfach nichts feststellen, der Verband war einfach zu riesig. Ich hab die Augen geschlossen und versucht über meine innere Wahrnehmung festzustellen, wie gross der Schaden ist, aber durch die Schmerzmittel hatte ich überhaupt kein Körpergefühl mehr in der Region. Es fühlte sich alles taub an und ich bekam kurz Angst, ob die Ärzte mir vielleicht noch ein zusätzliches Stückchen Schwanz abschneiden mussten. Vielleicht hatte ich auch gar keinen Schwanz mehr, dachte ich und die freundliche Schwester hat mich angelogen.
Machen die doch ständig in Krankenhäusern, sie lügen den Patienten an und sagen 'Das wird schon wieder.' Oder: 'Machen sie sich keine Sorgen.' Und eigentlich ist alles ganz anders. Nichts ist in Ordnung und nichts wird schon wieder und man macht sich die Sorgen ganz zu recht. Aber mitten in meine Überlegungen - ich war schon kurz davor gewesen, den Verband abzuwickeln, um für klare Verhältnisse zu sorgen – mitten in meine Überlegungen platzte der Arzt rein. Es war ein junger, vitaler Kerl, voller Energie und mit strahlend weissen Zähnen. Er setzte sich zu mir auf die Bettkante und sagte: 'Also, Herr Bodden. Wie geht es ihnen?'
'Na, was glauben sie?', sagte ich.
'Schmerzen?'
'Nein. Aber was ist mit? … Was ist mit? ...'
'Ihrem Penis?'
Ich nickte.
'Nun ja, also. Wie war der genaue Vorgang denn? Die Sanitäter meinten, sie hätten behauptet, ihnen wäre die Eichel abgebissen worden?'
'Genau! Während ich beim Scheissen sass, ich meine, während ich kackte. Es war ein Fisch oder so etwas – ich weiss das klingt verdammt unwahrscheinlich, vermutlich halten sie mich jetzt für verrückt. Ich würde es ja selbst nicht glauben, wenn ich den Fisch, oder was auch immer es war, nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.'
'Ich halte sie gar nicht für verrückt, Herr Bodden' sagte der Arzt. 'Es sind ganz eindeutige Bissspuren an ihrem Penis zu erkennen. Und da sie selbst ihren Penis nicht abbeissen könnten, da ihnen ganz offensichtlich die Gelenkigkeit dazu fehlt, halte ich es durchaus für möglich, dass ...'
'Sie haben ja sicher mein Blut untersucht, oder? Sie sehen also, dass ich nicht unter Drogen stand. Und ich bin auch nicht pervers, oder sonst wie gestört. Ich habe meinen Schwanz in keine Blumenvase oder so was gesteckt. Das müssen sie mir glauben! Ich meine, ich habe eine wunderschöne Frau und zwei kleine Mädchen. Sie müssen mir einfach glauben, dass mir dieses Ding aus dem Klo den Schwanz abgebissen hat!'
'Ich glaube ihnen ja, Herr Bodden. Beruhigen sie sich. Ich weiss, es wäre einfacher für sie zu lügen, wenn ihnen der kleine Finger abgebissen worden wäre. Da könnten sie sagen, sie wären bei der Gartenarbeit … oder was weiss ich … aber wenn einem der Penis abgebissen wird, dann lügt man nicht, dafür ist das Thema zu ernst!'
'Genau, Herr Doktor. Da haben sie ganz recht.'
'Also, Herr Bodden. Beschreiben sie das Ding, oder den Fisch mal etwas genauer.'
'Na ja, ich habe ihn nur kurz gesehen. Aber er sah aus wie ein Klumpen Scheisse. Er wirkte ein wenig unbeholfen, aber er konnte schwimmen. Da waren Flossen, mit denen er sich durchs Wasser bewegen konnte, da bin ich ganz sicher. Und als er abgetaucht ist, habe ich ihn runtergespült, weil ich Schiss bekam.'
'Nur all zu verständlich' sagte der Arzt. 'Wie gross war das Ding ungefähr?'
'Etwa halb so gross wie meine Faust.'
'Farbe?'
'Braun wie Scheisse'
'Hm ...> überlegte der Arzt. <Also ihre Beschreibung des Dings ...'
'Ja?'
'Wir hatten schon drei oder vier andere Patienten hier, die eine ähnliche Beschreibung geliefert haben. Nur wurde denen ein Hoden abgebissen.'
'Die Glückspilze.'
'Wie man es nimmt, Herr Bodden. Wie man es nimmt.'
'Pah! Eine Eichel ist doch viel wertvoller als ein Hoden.'
'Das ist Ansichtssache, Herr Bodden.'
'Jetzt erzählen sie einfach, was sie rausgefunden haben.'
'Na, die Forschung ist auf diesem Gebiet noch im Anfangsstadium. Und auch weil die Fallzahlen so gering sind, gibt es bis jetzt keine Veranlassung, dass sich die moderne Medizin eindringlicher mit diesem Phänomen beschäftigen müsste. Aber als Mediziner interessiert es mich natürlich. Und nicht zuletzt als Mann. Ich hab daher mit Kollegen in aller Welt korrespondiert, das Internet auf ähnliche Fälle durchforstet. Und es scheint sich herauszukristallisieren, dass ...'
'Jetzt kommen sie schon endlich zum Punkt!'
'Na ja. Es scheint sich tatsächlich um eine Art Fisch zu handeln. Ich bin Mediziner, kein Biologe, aber es sprechen einige Indizien dafür, dass sich dieser Fisch vor allem in Sanitäreinrichtungen ansiedelt. Er bevorzugt stille Gewässer, wie beispielsweise Toilettenschüsseln.'
'Eine Toilettenschüssel ist doch kein stilles Gewässer!'
'Die meiste Zeit schon. Natürlich gibt es die Unterbrechungen, wenn die Klospülung gedrückt wird, aber der Fisch verfügt über Saugnäpfe, mit denen er sich an das Keramik anhaften kann. Und gerade im frühen Stadium, wenn der Fisch noch nicht ausgewachsen ist, lässt er sich leicht mit einem Stück Kot verwechseln, das am Keramik klebt.. Im Grunde gleicht er in diesem Stadium eher einem hartnäckigen Kotrest als einem Fisch. Und gerade diese Eigenschaft, diese Tarnfähigkeit, erlaubt es ihm, dass er in Toiletten so lange unbemerkt überleben kann.'
'Agnes ist also Schuld. Sie putzt die Toiletten nie richtig, obwohl ich sie ständig darauf hinweise.'
'Wer ist Agnes?'
'Meine Frau'“
Bruno spürte den Ellenbogen von Agnes in der Seite. „Du bist wirklich komisch“, gähnte sie. „Dauert die Geschichte noch lange, oder bist du bald fertig?“
„'Was war los, Herr Bodden? Sie wirkten gerade so abwesend?' fragte mich der junge, kecke Arzt, der ein wenig wie George Clooney aussah.
'Ich hab gerade an meine Frau gedacht. Tut mir leid. Kommt nicht mehr vor. Fahren sie bitte fort, Herr Doktor ...'
'Also dieser Fisch. Er gelangt als Babyfisch in die Toilette, saugt sich dort am Keramik fest. Und er wartet. Er wartet ab. Er ernährt sich von Urin, von Kotresten und diversen Essensresten, die lieber im Klo runtergespült werden, als sie im Biomüll zu entsorgen. Ich meine, da profitiert der Fisch von der menschlichen Faulheit. Sie kennen das sicher, Herr Bodden. Bevor man gross einen Biomüll anlegt und den dann jeden zweiten Tag leeren muss, weil ansonsten der Inhalt in der ganzen Wohnung zu stinken beginnt, spart man sich den Aufwand und schüttet das Gemüse, die Spinatreste und Erbsen lieber in die Toilette und spült sie runter. Und der Fisch wächst und wächst. Je mehr man pisst und kackt, desto mehr wächst er. Der Fisch wächst und wartet auf den einen Moment, in dem er zuschnappen wird.' Der Arzt machte eine Pause, um sich zu räuspern. 'Die empirischen Daten lehren, dass das Beuteschema dieses Fisches hauptsächlich der männliche Hoden ist. Durch ihren Fall wissen wir jetzt aber, dass es der Fisch nicht nur auf den Hoden abgesehen hat, sondern auch auf die Eichel. Das wirft völlig neue Fragen auf. Gerade die Frage der Fortpflanzung ist bei diesem Fisch so unklar, dass ihr Fall, Herr Bodden, neue Erkenntnisse schaffen könnte. Aber das ist nur meine Spekulation als Forscher ...'
'Ich will mir ihre Spekulationen lieber nicht ausmalen, Herr Doktor'
'Ich verstehe. Also … Wo war ich stehengeblieben?'
'Der Fisch wartet und wächst.'
'Genau, und je grösser er wird, desto weiter zieht er sich in die Tiefen des Klowassers zurück, um nicht aufzufallen, er verändert ständig seine Position, schliesslich, wenn er merkt, dass er zu gross wird, als dass man ihn einfach weiter ignorieren könnte, verschwindet er komplett aus dem Sichtfeld, er verschwindet in Bereiche, an die nicht einmal eine Klobürste hinreicht. Er zieht sich in den finstersten Winkel zurück, lauert an der Grenze zur Kanalisation auf seinen Moment. Und er wächst weiter. Nur ein Ziel vor Augen. Er bereitet sich auf den Sprung seines Lebens vor. Und wenn es dann soweit ist, nimmt er all seine Kraft zusammen, schiesst aus den Tiefen des Klowassers an die Oberfläche, springt aus dem Wasser, schnappt zu und ...'
Agnes gähnte.
'o.k. o.k. Ich habe verstanden. Aber was ist jetzt mit meinem Schwanz? Wird das wieder, oder was ist?'
'Morgen ist alles wieder nachgewachsen. Machen sie sich keine Sorgen, Herr Bodden. Die Natur hat für alles eine Lösung. Ich bin mir nur nicht sicher, ich meine, als Forscher. Erst dachte ich, ich würde den Fisch Klötenbeisser nennen, aber durch ihren Fall wird dieser Terminus dem Fisch nicht mehr gerecht. Vielleicht braucht es eine Unterscheidung in Männlein und Weiblein. Das Männlein beisst die Klöten ab, das Weiblein die Eichel. Was denken sie?'
'Halte ich für weit her geholt. Was denkst du?'
Agnes gähnte wieder und streichelte Bruno über die behaarte Brust. „Wenn du nicht mit mir schlafen willst, sag es halt einfach.“
„Ich will ja gern mit dir schlafen“, sagte Bruno. „Aber heute geht es nicht. Du hast ja den Arzt gehört. Morgen ist die Eichel wieder nachgewachsen.“
„Du könntest einfach zugeben, wenn du keine Lust hast“, sagte Agnes.
„Ich hab immer Lust, Agi“, sagte Bruno. „Vor allem auf dich, du süsses geiles Ding. Aber ich brauch halt meinen Schwanz dazu.“
„Wir müssen nicht miteinander schlafen, wenn du nicht willst. Ich meine, deine Ausreden werden immer kreativer.“
„Es sind keine Ausreden, Agi“, sagte Bruno. „Es war dieser verdammte Fisch!“
„Ich versteh ja, dass wir nicht mehr so oft Sex miteinander haben, wie am Anfang. Die Kinder und ... Und ich weiss auch, dass ich ziemlich fordernd sein kann. Aber wenn du nicht willst, dann sag es doch einfach!“
„Wenn mein Schwanz nicht gerade am Nachwachsen wäre, würde ich dich bumsen, wie damals in Rimini!“
„Ich meine es ernst, Bruno.“
„Ich auch.“
Mücken surrten gegen das Mückennetz. Ein Auto wirbelte die Kieselsteine der Strasse auf, die immer noch nicht geteert worden war. Vielleicht schien der Mond, vielleicht die Strassenlaterne, vielleicht schienen beide.
„Die Kindergärtnerin scheint es Hannah ja mächtig angetan zu haben“, sagte Bruno.
„Ja, sie ist nett zu ihr. Sie meint, Hannah ist musikalisch talentiert.“
„Flöte, oder?“
„Ja.“
„Blasen können meine Weiber.“
„Du Schwein.“
„Stimmt doch.“
„Gute Nacht“, sagte Agnes und drehte sich weg.
„Wir bumsen morgen, o.k.?“
„Wenn dein Schwanz nachgewachsen ist?“
„Wenn mein Schwanz nachgewachsen ist“, sagte Bruno und schaltete die Nachttischlampe aus.