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Serie - Die Abenteuer des Harry Harrison: Das Sterben der Hummel
Das Sterben der Hummel, Teil 4:
Ich betrat die Bank und tastete mein Taschen ab, während ich unauffällig den Geschäftsraum sondierte.
Zwei Jugendliche standen bei einem der Geldautomaten und fummelten umständlich eine Karte in den Apparat, um dann den passenden Code einzutippen.
Eine ältere Frau füllte hinter einer halbhohen Trennwand ein Formular aus. Ein Bankangestellter stand hinter dem Schalter und tippte langsam in eine von hieraus nicht zu erkennende Tastatur. Nervös knabberte er mit seinen kleinen Nagezähnen auf seiner bleichen Lippe herum. Hervorragend!
Freudig steuerte ich auf die beiden Typen am Geldautomaten zu - bei näherem Hinsehen entpuppten sie sich als Punks mit blauen Haaren und etlichen Nadeln in den Wangen. Sehr schön.
Einer stieß leicht gegen den Apparat, zweifelsohne um seinem Unmut über die lange Dauer der Transaktion Luft zu machen. Ich erhaschte einen Blick auf das Display und rückte noch näher heran. Einer der Punks drehte sich zu mir und gaffte mich dümmlich an, während der andere seine Nase rümpfte und mich wütend anschnaubte. Er besaß einen mächtigen Zinken, aus dessen unterem Ende die Nasenlöcher wie zwei haarige U-Bahntunnel hervortraten.
"Was willst du, Bubi?", fragte der Erste mich. "Verpiss dich gefälligst, oder ich mach dir Beine."
Bubi? Meine Laune sank ein wenig bei dieser Beleidigung. Sicher, ich sah viel jünger aus, als ich war. Aber das hatte ich nie als Nachteil gesehen. Meistens geht es in Ordnung, noch für ein halbes Kind gehalten zu werden. Darum steckte ich die Bemerkung einfach weg.
"Hast du Rotze in den Ohren?", pfiff mich der Zweite an und ergriff meine Schultern. Zweifelsohne, um mir einen Schubs zu geben, der mich von ihnen weg schleudern würde. Hui, nun wurde es interessant. Was meine Laune jetzt doch wieder erheblich verbesserte, sodass ich innerlich wie ein Honigkuchenpferd grinste.
"Ich zeig dir Rotze", rief ich fröhlich und ließ mich fallen, wobei ich unter ihn glitt. Und rammte ihm mit aller Macht meine Faust in seine männlichen Weichteile.
Stechende Kopfschmerzen durchzogen unerwartet meine Schläfen, doch ich konnte klar erkennen, das der Typ wie ein Buch zusammen klappte. Er stöhnte wie ein Sterbender, während ich - jetzt wieder schmerzfrei - zwischen den beiden Punks auftauchte und in die Tasche meiner Windjacke griff.
"Dir zeig ich auch was, Freund", lachte ich und stieß seinem verdutzen Kumpel mein ellenlanges Jagdmesser mehrmals tief in die Leisten.
Er röchelte blubbernd – sicher hatte ich seine Lunge verletzt - was mich ermunterte noch einige weitere Male zu zustoßen, bis er endlich Ruhe gab. Tiefrotes Blut sprühte noch aus seinem Leib, als sich in mir ein mulmiges Gefühl ausbreitete. Was war eigentlich los mit mir?
Der Kumpel des Toten hatte sich noch nicht richtig erholt. Wahrscheinlich hatte ich seine zukünftige Familienplanung für immer durcheinander gebracht. Was mir aber reichlich egal war. Deswegen stieß ich ihm mein feuchtes Messer von hinten mehrmals in die Nieren.
Inzwischen sickerte literweise Blut unter den beiden Typen her und verteilte sich langsam zu einer großen Lache. Was passierte hier nur? Dumpf betrachtete ich die beiden Punks, kam aber nicht darauf, was an dieser Situation nicht stimmte.
Ich lugte über die Tastatur und sah den Bänker, der wohl misstrauisch geworden war. Da sich das meiste hinter dem Geldapparat abgespielt hatte, konnte er von den Morden nichts mitbekommen haben. Morde? Wieder stieg ein seltsam taubes Gefühl in mir hoch. Was genau lief hier nur schief? Krampfhaft zog sich mein Magen zusammen.
„Was macht ihr da?“, rief der Bänker grantig hinüber. „Schert euch raus und vermöbelt euch draußen!“
Misstrauisch kam er auf mich zu. Als er die Szene überblicken konnte, stierte er ungläubig auf die sich weiter ausbreitende Blutlache. Ich langte ich meine Hosentasche und zog den Draht hervor.
„Was zum Teufel...“
Bevor er ausreden konnte, sprang ich ihn an und wand mich hinter ihn. Ich legte ihm die Drahtschlinge um den Hals und zog zu, bis meine Hände vor Anstrengung zitterten und mir schlecht wurde. Mein Kopf schmerzte jetzt wieder stark.
Die Augen des Bankangestellten traten gequält aus den Höhlen und er lief blau an. Tief schnitt mein Draht in seinen Hals. Noch ruderte er hilflos er mit den Armen, bis diese schließlich nur noch kraftlos hin und her pendelten. Ich ließ den Schlappschwanz los, weil mir jetzt richtig speiübel wurde. Kraftlos drehte ich mich um und starrte in die entsetzten Augen der älteren Frau, die ich bislang noch nicht sonderlich beachtet hatte. Ihr Gesicht war eine Maske des Schreckens; ihr Blick panisch und entsetzt. Eindeutig hatte sie Todesangst vor mir! Vor mir, dem gewitzten aber harmlosen Harry Harrison, dem gerissendsten Gauner des bekannten Universums! Ich begann zu würgen. Die Übelkeit kroch über meine Lippen und ich übergab mich lautstark in einen der Kübel mit Kunstblumen. In meinen Kopf explodierte ein Licht, hektisches Brummen steigerte sich in meinem Innern zu einem Orkan aus Tönen und Blitzen... und dann war es zuende!
Klatschende Schläge landeten in meinem Gesicht und irgend jemand schüttelte meine Schultern.
„Werden sie wach, Harrison!“, nervte mich eine ungeduldige Stimme.
Ich war gefangen! Aus dieser Situation konnte es keinen Ausweg geben, obwohl ich ganz bestimmt nicht dazu neige, schnell aufzugeben.
Die Jagd durch den Industriepark, die mich schließlich zu Old Pikes Schrottplatz führte, hatte fast zwei Stunden gedauert und mein Herz pochte wie verrückt. In dieser Zeit musste es Unmengen an Adrenalin durch meine Adern gepumpt haben. Letztendlich war aber alles für die Katz gewesen. Drei waschechten Schnüffelhunden und etlichen menschlichen Bewaffneten konnte auch ich nicht ewig standhalten. Wiederholt fragte ich mich, ob dieser Aufwand tatsächlich mir alleine galt, kam aber wie die Male zuvor zu keinem greifbaren Ergebnis. Sicher, ich war auf vielen Planeten ein steckbrieflich gesuchter Gauner, Falschspieler, Hochstapler und Betrüger. Natürlich hatte man auch früher schon versucht, meiner habhaft zu werden. Hatte mir Fallen gestellt und mich auch immer wieder fast erwischt. Doch niemals zuvor mit diesem Aufwand und dieser Verbissenheit.
Eine letzte Rauchgranate purzelte noch schlapp aus meinem präparierten Hemdsärmel, aber ich schaffte es nicht mehr abzutauchen und den Auslöser zu drücken.
„Harry Harrison, sind sind verhaftet“, polterte der Schnüffelhund, der mich erwischt hatte und hielt meine Hand- und Fußgelenke in seinem eisenharten Griff gefangen, bis auch die Anzug-tragenden Geheimpolizisten und andere nervige Gesetzeshüter eingetroffen waren. Es musste eine ganze Hundertschaft sein.
Ein heftiger Schlag traf unerwartet meine Seite und gleichzeitig wurde mir ein Tuch getränkt mit einer scharf riechenden Flüssigkeit vor das Gesicht gehalten. Als ich überrascht nach Luft schnappte, wurde mir schwarz vor Augen.
„Werden sie endlich wach, Harrison!“
Flinke Hände rissen Sachen von meinem Kopf ab. Als ich blinzelte, entdeckte ich Saugnäpfe, verschiedenfarbige Kabel und andere Krankenhaus-Utensilien.
Schläuche wurden aus meinen Körperöffnungen gezogen und schließlich stellte man mich unsanft auf die Beine. Und wäre ich nicht festgehalten worden; ich wäre sofort wieder gestürzt. Meine Beine fühlten sich taub an und wie mit Pudding gefüllt. Irgendjemand fummelte daran herum.
Ich sah herab und gewahrte eine Frau, die versuchte, mir einen einteiligen Anzug überzustreifen. Darunter war ich komplett nackt.
„Dort bin ich empfindlich.“, sagte ich müde, als sie das hässliche Kleidungsstück über meine Lenden streifte.
„Lassen sie die Flausen, Harrison!“, mahnte eine tiefe Stimme neben mir. Als ich meinen Kopf wandte, konnte ich den Kerl erkennen, dem sie gehörte. Ein Mann ich einem maßgeschneiderten Anzug fixierte mich lauernd. Tiefe Augenringe umrahmten ein Paar fast schon speckig zu nennender Wangen, obwohl der Mann ansonsten nicht übermäßig fett war. Etwas beleibt sicher, aber nicht fett.
Ein trockenes Kratzen im Hals reizte mich zum Husten. Ich hatte Durst.
„Sie werden gleich in ihre Zelle gebracht. Dort können sie essen und trinken und sich so gut es geht frisch machen.“
Ich nickte dankbar und merkte, das mein Wohlbefinden langsam zurück kehrte. Schon regten sich erste Fluchtgedanken in mir, doch zuvor musste ich erfahren, was eigentlich passiert war. Eine Frau... die Frau, die mich in Todesangst angestarrt hatte! War das das Letzte, an dass ich mich erinnern konnte? Nein, da war noch mehr... das Blut. Überall Blut! Moment, ich war auf dem Schrottplatz gewesen, aber dann?
„Zuvor aber wird es sie freuen zu erfahren, dass der Exekution-Antrag gegen sie gerade aufgehoben wurde. Man wird sie umerziehen, aber nicht umbringen.“
Der Hustenreiz war jetzt nicht mehr zu unterdrücken. Und so gab ich ihm nach.
„Warum bin ich hier und was wird mir vorgeworfen?“, fragte ich vorsichtig. Misstrauisch begutachtete ich meinen Einteiler, der mich jetzt komplett kleidete. Aber nicht schmückte. Das Ding war ein scheußliches Etwas, das seinen Träger wie eine viel zu groß geratene Hummel aussehen ließ!
„Ich werde hier unrechtmäßig festgehalten! Und dazu noch zum Gespött der Leute gemacht“, murmelte ich wieder einigermaßen mutig geworden. „Außerdem möchte ich meinen Anwalt sprechen!“
Speckbacke schaute uninteressiert in eine Liste mit mehreren Zetteln.
„Ihr Anwalt ist uns nicht bekannt...“
Das wunderte mich nicht, ich hatte bislang nie einen benötigt.
„...aber ihr Mentor ist auf dem Weg hierher. Leider wurde sein Flug verzögert und sein Raumsprung behindert.“
Ich stutze.
„Mentor?“, fragte ich misstrauisch und hob meine Augenbrauen.
„Er wird sie besuchen, in ihrer Zelle. Man führt sie nun dorthin. Wir beide sehen uns dann später.“
Damit war ich entlassen.
Dr. Puyco nickte mechanisch, aber intensiv. Wobei sein überdimensionales Pferdegebiss wie üblich klapperte. Er reckte sich müde.
„Das müssen sie verhindern, Puyco!“, forderte ich. „Als mein selbst ernannter Mentor und... auch als mein Freund.“
Beurteilte ich die Lage jetzt wirklich schon als so hoffnungslos, dass ich den schusseligen, wenn auch genialen Erfinder als meinen Freund ansehen musste? Wie oft hatte mich dieser Mann schon beinahe in den Wahnsinn getrieben mit seiner durchgeknallten und fordernden Art? Das war fast schon nicht mehr zu zählen. Also verdammt noch mal, er schuldete mir was!
„Seien sie froh, dass man sie nicht mehr des Mordes bezichtigt! Vor ihrer Kausal-Analyse waren sie in den Augen der Polizei der Hauptverdächtige. Warum müssen sie auch gerade dort auftauchen, wo kurz zuvor ein Attentat stattgefunden hat.“
Ich schluckte bitter.
„Dafür werden noch Köpfe rollen“, japste ich sauer. „Diese Analysetechniken sind eines unschuldigen Menschen nicht würdig. Möchte sie mal erleben, wenn ihnen ein derartiges Horrorszenario ins Gehirn gepflanzt würde. Ich dachte wirklich, ich hätte diese Leute kaltblütig umgebracht!“
Der Doktor schaute mich erstaunt an. „Seit wann so emotional?“
Dann lachte er schief.
„Die Mordanklage wurde fallen gelassen, aber mit ihrer Umerziehung wird so bald wie möglich bekommen. In wenigen Tagen - schon gleich nach der Operation - werden sie ein braver Bürger sein, der einer geregelten Arbeit nachkommt und pünktlich seine Steuer zahlt, ohne zu murren. Das Ganovenleben, so fürchte ich, wird dann für sie vorbei sein.“
Ich schüttelte mich vor Entsetzen. Warum nur sah ich in seinem Pferdegesicht keinen Ausdruck des Bedauerns?
Ich setzte meine unschuldigste Miene auf und ergriff - widerwillig - Puycos bleiche Hand.
„Paolo“, ich hatte den Doktor nie zuvor mit seinem Vornamen angeredet, „ist ihnen klar, dass sie dann niemanden mehr haben, der sie von ihren verrückten Plänen abhalten kann? Der ihnen aus der Patsche hilft, wenn sie wieder einmal bis zum Hals darin sitzen? Wissen sie das?“
Puyco erhob sich überraschend und drehte sich zu mir um. Ohne mich anzusehen reichte er mir die Hand.
„Es tut mir leid, Harry. Ich kann nichts für sie tun.“
Ich blinzelte überrascht. Willenlos ertrug ich seinen feuchten Händedruck und versuchte nicht, ihn aufzuhalten als er schlurfend aus der Zelle verschwand. Hinter ihm schlug die Türe zu und ich war wieder allein.
Sollte es das nun gewesen sein? Würde mein bisheriges Leben auf diese Weise enden und ich fortan nur noch stumpf und hüllenlos als braver Bürger in die Zukunft wandeln?
Der Abend brachte nichts Unerwartetes. Speckbacke erzählte mir im Grunde nicht mehr Neues, als es Puyco schon getan hatte. Mit meiner Umerziehung sollte bereits am nächsten Tag begonnen werden. Der Termin für die Operation war früh am morgen angesetzt. Danach sollten noch einige Anwendungen nötig sein, damit meine Synapsen neue – angeblich bessere - Verbindungen eingehen konnten. Nach einer Woche würde ich ein ganz neuer Mensch sein. Ein treuer Bürger.
Ich entwickelte Fluchtpläne, verwarf sie wieder und entwickelte neue. Keiner davon taugte einen Deut. Ich sah einfach keine Möglichkeit, aus meiner Gefängniszelle zu entkommen. Allein mein schwarzweiß gestreifter Anzug, der sich weder ablegen noch zerstören ließ, hinderte mich an der Flucht. Sobald ich nur in die Nähe der Tür kam, blockierte er meinen Körper, sodass ich keinen Meter weiter vorwärts laufen konnte. Ich fand auch weder Reizverschluss noch sonstige Verschlüsse, mit denen sich das Ding öffnen ließ und der Stoff war extrem reissfest.
Nachts brachte ich kein Auge zu. Ich war melancholisch geworden und lag verzweifelt auf meiner schmalen Pritsche. Und je länger ich lag, desto nervöser wurde ich.
Meine Hand brannte wie Feuer und ich begann sie zu massieren. Verdammt, was war das? Wo kam dieser Schmerz plötzlich her?
Das Brennen wurde stärker und ich versuchte nachzusehen. Im defusen Mondlicht, das durch das winzige Fenster in meinen Raum drang, war nicht viel zu erkennen. Einen Lichtschalter gab es nicht. Aber was ich sah, wollte mir schier das Herz zerspringen lassen. Meine Hand war verschwunden!
Zuerst war nur die Hand betroffen, dann mein Oberkörper, Beine und schließlich die Füße. Alles war weg! Hatte sich in Luft aufgelöst und war auch nicht mehr tastbar. Gut, ohne Hände sowieso nicht weiter verwunderlich.
War auch mein Kopf verschwunden? Oder hatte sich das Phänomen noch nicht bis dorthin vorgearbeitet? Doch, ich merkte, das ich meine eigene Nase nicht mehr sehen konnte. Dann versiegte auch mein Augenlicht. Orientierungs- und körperlos driftete ich umher, ohne sagen zu können, wohin und wieso. Was war passiert?
Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war nichts anderes, als eine weitere Kausal-Analyse! Ein weiterer Test, erdacht von einem kranken Gehirn, nur um meine geheimsten Gedanken zu erspähen, mein Innerstes nach Außen zu kehren. Zumindest war ich nun einigermaßen beruhigt, jetzt da ich wusste, was gespielt wurde.
„Ok, ihr habt euren Spaß gehabt“, wollte ich rufen. Aber natürlich misslang es. Ich hörte nichts. Stattdessen wurde mir schwindelig. Alles begann sich zu drehen, schneller und immer heftiger. Bunte Kreise drehten sich vor meinen nicht vorhandenen Augen. Und dazu diese Töne! Abartige Töne, die sich wie das gequälte Wiehern eines todkranken Pferdes anhörten. Nur viel lauter.
Farben und Laute schienen zu explodieren. Tanzten einen wilden Stakato des Wahnsinns und vermengten sich zu einem einzigen schiefen Ding, das mich zu verschlingen drohte. Tentakel packten mich von allen Seiten, schlossen meinen imaginären Körper ein und drohten ihn zu erdrücken. Plötzlich sahen meine geschundenen Augen wieder, schickten erste Bilder an das Gehirn, welches sie auswertete und katalogisierte. Die Tentakel waren verschwunden, zurück blieb eine künstliche Fratze aus Haut und Stahl. Der Schnüffelhund! Der Schnüffelhund hatte mich wieder gepackt und zog mich zu sich heran. Zweifelsohne, um mich der Lobotomie preiszugeben, der für heute morgen geplanten abartigen Operation an meinem Gehirn. Ich begann zu schreien, schrill und unsagbar gequält. Während der Schnüffelhund mich an seine Brust drückte, wie zur letzten Umarmung vor dem Unausweichlichen. Wie eine Umarmung des Leibhaftigen.
„Wir haben dich!“, rief er bedrohlich und wollte mich nun zerquetschen...
„Wir haben dich!“, rief Puyco und half dem Schnüffelhund, mich auf den Boden abzusetzen.
„Puyco? Z-352-45?“, rief ich erstaunt und musste wohl ein besonders dummes Gesicht gemacht haben. Puycos gelbe Zähne klapperten belustigt.
„Wie komme ich hierher?“, ich sah mich um. „Wie komme ich in ihr Labor?“
Z-352-45, der Schnüffelhund der Doktors grunzte und wackelte in Imitierung eines menschlichen Lachens.
„Meine neuste Erfindung!“, strahlte Puyco. „Eine abgewandelte Form meines Zeitfixators, der Zeitraumobilator! Er mobilisiert Zeit und Raum, und sorgt dafür...“
Sein Geschwafel unterbrechend fiel ich dem Doktor um den Hals und kam dabei seinen Zähnen gefährlich nahe.
„Sie haben mich doch gerettet!“, jubelte ich und hatte keine Ahnung, wie er es angestellt haben mochte. Dann dämmerte mir etwas. „Der Händedruck! Ja, es war der Händedruck, richtig?“
Doktor Puyco nickte väterlich während sein Schnüffelhund mit dem synthetischen Pflaumenschnaps herankam. Es war drei Uhr morgens, und ich hatte das Gefühl, einen langen Tag vor mir zu haben. Aber ich war glücklich.
Weitere Infos zu Harry Harrisons Stahlratten-Zyklus sind hier zu finden. Meine "Abenteuer-des-Harry-Harrison-Serie" lehnt sich daran an, zumindest schreibtechnisch.