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Septembergefährte
September
Wie ich es liebe.
Langsam verblasst der Sommer, er zieht sich wortlos und zufrieden zurück, sein Werk ist getan. Es erscheint mir wie gestern, dass er die Straßen durchzog und uns mit sich lockte, heraus aus den Häusern, hinaus in die Welt. Er badete mit uns in Seen, genoss Cocktails und Eis, tanzte durch die heißen Nächte und döste mittags in der Hängematte, um später einen langen Abend mit Freunden beim Grillen zu verbringen.
Eine Zeit des Erlebens.
Eine Zeit, in der die Seele von innen nach außen gekehrt wird.
Er geht ohne Abschied. Packt langsam, Stück für Stück, seine Sachen und ist dann weg.
Man bemerkt es gar nicht.
Ich sitze entspannt auf der Couch. Meine Gedanken hängen irgendwo, der Nachmittag schwindet schon.
Und da ist er.
Sanft klopft es an der Tür. Ich brauche mich nicht umzudrehen, ich weiß, wer es ist.
Eine einzigartige gemütliche Melancholie kündigt ihn an.
Die Tür öffnet sich und er steht da, ein wohlbekannter, alter Freund, ein Gentleman.
Gedeckte Farben umhüllen ihn, sein Duft von frischem Regen umhüllt mich.
Ich schließe die Augen, als er von hinten an mich heran tritt, seine warme Hand auf meine Schulter legt und mit sanfter Stimme spricht: „Hallo Liebes, ich bin wieder da.“
Ich lächle. Er geht in die Küche, setzt Wasser an, verschwindet kurz im Garten und kehrt mit ein paar Kräutern in der Hand wieder. Damit kocht er Tee und stellt ihn auf den kleinen Couchtisch vor mir. Dann durchsucht er einen Schrank und kommt mit meinem Lieblingskerzenhalter wieder. Er ist aus Metall und schillert dunkel in weinrot und olivgrün. Orientalische Muster sind hinein geschnitten. Die nach Rosen und Beeren duftende Kerze darin zündet er an, stellt sie zum Tee und setzt sich mir gegenüber.
„Warum bist du gegangen?“ frage ich gedankenverloren nach einer Weile, obwohl ich eigentlich keine Antwort brauche.
Seine tiefen, braunen Augen schauen mich wohlwollend an. „Damit ich wiederkommen kann.“
„Wie lange bleibst du?“ „Eine ganze Weile.“
Mit diesen Worten steht er auf, läuft zum Fenster und öffnet es. Es hat begonnen, zu regnen. Kühle Luft folgt ihm, als er auf mich zukommt, die weiche, graue Decke über mir ausbreitet und meine Stirn küsst.
Als er daraufhin zur Haustür hinaus tritt, murmle ich: „Hey...“.
Es hält inne. „Ja?“ „Schön, dass du wieder da bist.“ Er schmunzelt, zieht leise die Tür hinter sich zu und ich versinke in einen tiefen Schlaf.