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Sepia

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06.10.2017
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Sepia

Vorsichtig zieht sie die Cabriobrille über die Augen, schüttelt den Kopf und betrachtet sich im Rückspiegel.
„Grandios!“, sagt er und startet den Motor. „Du siehst aus wie Amelia Earhart.“
„Na dann …“ Sie lacht leise und fixiert die Frontscheibe, als wäre sie eine Kinoleinwand. Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle – doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.

Es ruckelt und staubt, als sie auf einen Feldweg einbiegen, der für Autos gesperrt ist. „Besondere Umstände ...“, sagt er mit Verschwörermiene. Er hustet ein paarmal, blickt sich um und lässt den Oldtimer ausrollen. „Hier ist es, oder?“
„Kann sein“, sagt sie und wedelt mit der Hand in der Luft herum, „man sieht ja gar nichts …"

Der Wind treibt kleine Wellen über den Fluss. Sie atmet ein, schließt die Augen und hört zu, wie sich Geräusche aus der Stille herauskristallisieren: das Rascheln des Schilfes, das Sirren der Insekten und das Flüstern der Weide, deren Zweige hin- und herpendeln wie die dünnen Schwänze exotischer Tiere.
„Voilà! Zu Tisch, Madame!“, sagt er und stellt den Picknickkorb auf die Decke, die er unter dem Baum ausgebreitet hat.
„Wirklich, eine Schnapsidee!“ Sie lacht und seufzt und versucht, sich bequem hinzusetzen. Wie ein Hund, denkt sie, der sich fünfmal im Kreis dreht, bevor er die richtige Stelle gefunden hat. Wie Zorro, der irgendwann nicht mehr aufstehen konnte, und den sie, obwohl er so schwer war, in den Garten getragen und zugesehen hatte, wie seine trockene Nase ein letztes Mal Witterung aufnahm.
„Wenn ich das gewusst hätte“, sagt sie und packt die Sachen aus, die sie für das Picknick gekauft haben, „hätte ich etwas anderes angezogen.“ Sie arrangiert den Käse und die Salami auf einem Teller, nimmt die Erdbeertörtchen aus dem Papier und stellt den Rotwein dazu, den er so akribisch ausgesucht hat.
„Warum? Du hast Stil“, sagt er mit einem Seitenblick auf ihre Garderobe, während er eine Melone in Stücke schneidet. „Das kleine Schwarze passt immer!“

Stimmen sind zu hören, Lachen und Musik. Dichtes Schilf verdeckt den Blick zur Nachbarbucht.
Jo, Alter! Gib ihm, Digga!
Hoffentlich sehen die uns nicht, denkt sie.
Brüllen, Johlen, Klatschen. Eins! Zwei! Drei! Wasser spitzt auf. Gelächter hallt über den Fluss.

*​

Zunächst hatten sie etwas hölzern beieinander gestanden, Wolfgang und sie. Er sei gerade in der Gegend, um seine Schwester zu besuchen, sagte er. „Schön“, sagte sie – und mehr fiel ihr auch nicht ein, doch dann flüsterten sie sich rückwärts durch die Jahrzehnte, bis sie sich wieder kannten. „Leichenschmaus“, raunte er ihr zu, „Leichenschmaus – was für ein Wort ...“ Zum Glück wären sie ja beide nicht dazu eingeladen, aber – er bedachte sie mit einem prüfenden Blick und beugte sich dann komplizenhaft herüber – vielleicht könnten sie ihren eigenen Schmaus abhalten, ein Leichenpicknick, genaugenommen, Christiane würde das sicher gut finden – gefunden haben ... Ob sie noch wüsste, diese Stelle am Fluss, wo sie im Sommer immer gelegen hatten, mit Peter und den anderen, von denen niemand mehr da war … Hatten sie nicht einmal sogar den Unterricht geschwänzt, um dort herumzugammeln, obwohl doch die Todesstrafe darauf stand?
Grundgütiger! Sie hielt sich die Hand vor den Mund: War sie noch ganz bei Trost? Kicherte hier herum mit diesem Hinkefuß – bei einer Beerdigung!

Sobald es möglich war, verließen sie die Trauergesellschaft, stiegen in sein Auto, fuhren zum Feinkostladen und dann runter zum Fluss.

*​

Der Käse ist würzig; das Baguette knusprig und frisch. Sie zupft sich weiche Stücke davon ab, trinkt einen Schluck Wein; lässt den Blick ins Wasser gleiten, über den Fluss schwimmen und am anderen Ufer den Hügel hinaufklettern, auf dem sich zwei Pappeln im Wind bewegen. Ihr wird etwas schwindlig – vielleicht ist sie beschwipst. Kein Wunder wäre das! Melonensaft klebt an ihren Händen und am Kinn. Schnapsidee … Jetzt einfach losrennen, hineinspringen und alles abspülen! Himmel, denkt sie, hier komme ich nie mehr hoch.
Das Wasser gerät in Bewegung. „Waahaaah!“ Der Kopf eines rothaarigen Jungen durchbricht die Oberfläche. „Deckung, ein Tintenfisch!“, brüllt er und schleudert etwas in Richtung eines Mädchens, das jetzt ebenfalls aufgetaucht ist. Eine Entenfamilie flüchtet ins Schilf. Der Junge lacht heiser und der Sonnenbrand auf seinen Schultern leuchtet gefährlich.
„Psst!“, sagt Wolfgang und bedeutet ihr, sich flach hinzulegen, „Dort ist der Baumel ... “
„Meinst du den Peter“, flüstert sie, nur den Kopf leicht erhoben, „Peter Baumann? Ja, das könnte er wohl sein.“
„Sein Enkel“, sagt er, „oder Urenkel, vielleicht.“
„Und die dort“, sagt sie und zeigt auf einen Backfisch mit zerzausten Haaren, „das ist Christiane!“

Vorhin, auf Christianes Beerdigung, hat sie ihn gleich wiedererkannt – unverwechselbar mit dem schrägen Grinsen: Wolfgang Schrader. Seine wirre Mähne inzwischen kurzgeschoren, und er hinkt ein wenig, aber er ist immer noch drahtig und agil – wie die Leute in den Werbespots für Seniorenheime, die, wie sie vermutet, von fünfzigjährigen Marathonläufern gespielt werden, denen sie die Haare weiß pudern.
Das letzte Mal, dass sie sich gesehen haben, auf diesem Jahrgangstreffen – wie lange ist das her? Da lebte er schon in Frankreich, zwischen Pinienhainen und Weinbergen, mit Frau und Kindern und Blick weit übers Meer. Er war tatsächlich noch gewachsen, wenn auch nicht viel. Sie erinnert sich, wie er herumstolzierte, begeistert nickte, „aha“ sagte und „wirklich“, wie er den Sekt verschüttete und aussah wie Woody Allen in Manhattan.
„Du hast dich gut gehalten“, sagt sie und reißt etwas Brotkruste in kleine Stücke.
„Spätentwickler“, sagt er. Die Lachfalten um seine Augen sind Pfeile, die in alle Richtungen zielen. „Darum hatte ich ja auch nie eine Chance bei dir oder bei Christiane!“
„Aber, du … Ach was!“ Sie betrachtet die Wespe, die am Kuchen nagt; versucht sich zu erinnern, wie gemein sie früher zu ihm war. „Wir hatten doch immer Spaß zusammen, oder?“
Die Enten kommen ans Ufer geschwommen, ihr Geschnatter hinter sich herziehend wie einen langen Faden, den der Wind mit dem Plätschern des Wassers und der Hottentottenmusik von nebenan zu einem Band verknüpft – ein Band aus zeitlosen Sommergeräuschen. „Na ja …“, sagt sie mit unterdrücktem Grinsen, „wir waren vielleicht ein bisschen frech, manchmal … Graf Koks von der Gasanstalt!
Er legt den Kopf zur Seite, verzieht einen Mundwinkel – belustigt, verletzt, oder beides zugleich. „So habt ihr mich genannt?“
„Ja, ich weiß … nicht sehr nett. Aber du warst so klein, so dünn … und so stolz auf deinem riesigen Motorrad ...“, sagt sie und wirft den Enten die Brotstücke zu.
Auf seinem Gesicht erscheint das gleiche schiefe Lächeln, das sie damals für unsicher gehalten hatte, aber jetzt erkennt sie die Gelassenheit darin und das Selbstbewusstsein, das vermutlich schon immer dagewesen ist.
„Phhh! Ihr … Hühner!“ Er kneift die Augen zusammen, wedelt die Wespe vom Erdbeertörtchen und schiebt sich das ganze Teil auf einmal in den Mund.

Lautlos gleitet ein Kanu vorüber und verschwindet wieder, als wäre es ein Untertitel in einem fremdsprachigen Film.
Wolfgang liegt neben ihr und erzählt von Frankreich, von der Weinernte, bei der er immer noch mithilft, von seiner Frau, die schon so lange tot ist, von den Enkeln – froschfressenden Rotzlöffeln, die sich lustig machen über den deutschen Akzent von Papy … Unfassbar eigentlich, im Nachhinein, dass ausgerechnet er Vater von französischen Kindern geworden ist – wo er sich immer so schwergetan hat bei Fräulein Schulze mit ihrem Futur composé oder anteriéur
„Mademoiselle Schülz", ruft sie überrascht, „die hatte ich ja ganz vergessen, die alte Schrapnelle!"
Die Enten verstummen.
Der Wind hat sich gelegt.
Das Wasser fließt in Zeitlupe, und sie glaubt, die Fische atmen zu hören, die träge darin umhertreiben.
Alte Schrapnelle …
Es braucht nicht viel. Ein kurzer Blick in seine Augen ist der Startschuss für das Gelächter, das sie jetzt beide überrollt: unterdrücktes Prusten, hysterisches Kichern, das sich solange steigert, bis es in gnadenloses Gewieher übergeht – als hätten sie einen totalen Dachschaden, als wären sie vollkommen meschugge – und ganz sicher denken die Halbstarken nebenan das von ihnen: zwei übergeschnappte Alte, die zu viel gebechert haben –, aber – Haha – sollen sie doch! Und immer wieder von vorne, bis ihr wirklich alles wehtut. Sie atmet tief durch, trinkt einen Schluck Wein, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht – alte Schrapnelle: Ha… –, und als sie sich endlich wieder traut, ihn anzusehen, merkt sie, dass seine Haare wachsen, wild vom Kopf abstehen, dass der Bartwuchs zurückgeht und die Falten verschwinden – Platz machen für das Schlawinergrinsen: Dass er Wolle ist, der dürre Junge mit dem überdrehten Lachen und den verrückten Ideen.

Die Sonne, der Wein und der Lachanfall haben ihre Füße in den Stützstrümpfen zum Schwitzen gebracht, aber da muss sie durch – sie kann ja schlecht ihre Hühnerbeine auspacken und auf den Picknicktisch legen. Ein Verrat wäre das an ihren eigentlichen Beinen, mit denen sie damals – braungebrannt und glatt – herumgetanzt und in den Fluss gesprungen war ... Wie ging gleich nochmal dieser Schlager? Die Beine von … Das machen nur die Beine von …
Na, egal.
„Und bei dir?“, fragt er und entfernt ein Blatt aus ihrem Haar. „Wie geht es dir denn jetzt so?“
Sie betrachtet einen Wolkenstreifen, der sich am Himmel entlangzieht wie eine weiße Straße durch blaues Feld, kneift die Augen zusammen und wartet, was ihre Gedanken darauf projizieren werden.
Irgendwann taucht eine Karawane auf: eine zähe Prozession alter Menschen mit Rollstühlen, Stöcken und Rollatoren. „Ach“, sagt sie, „na ja“, und fixiert eines der imaginären Räder; schaut zu, wie es sich dreht und dreht – wie sich auch in ihrem Kopf alles dreht –, und das Rad dreht sich weiter und weiter, bis es schließlich zu dem Kinderwagen gehört, in dem sie ihren Urenkel spazieren fährt, zu dem Tretroller und den Fahrrädern, die im Weg herumliegen, wenn sie aus dem Garten kommt mit Körben voll Obst und Gemüse, aus dem sie für die ganze Bande das Mittagessen kocht –, und manchmal, wenn sie längst fertig sind und satt bis oben hin – mit Nachtisch und allem –, kommt Gerd vom Angeln, knallt einen Fisch in die Mitte und brummt: Ich hab euch was zu essen besorgt!, und alle rufen: Oh nein, bitte keinen Nachfisch, Opa!, springen auf und rennen davon. Und mittendrin immer Zorro, der Hund.
„Das klingt schön“, sagt er und streicht eine Ameise von ihrem Unterarm.
„Das ist es wirklich“, sagt sie und blickt über den Fluss, wo sich der Hügel allmählich vor die Sonne schiebt. Die Silhouetten der Pappeln bewegen sich im Wind wie die dünnen Haare auf dem Kopf eines alten Mannes.

Es wird kühl. Sie packen zusammen und verfüttern das restliche Brot an die Enten. Unter triumphierendem Gesumm transportiert die Wespe einen Kuchenkrümel ab, als wäre sie ein Rettungshubschrauber in unwegsamen Gelände.
Wolfgang schafft es, sie so auf die Beine zu ziehen, dass es sich anfühlt wie ein Tanzschritt, Teil einer maßgeschneiderten Choreografie. Seine Hände sind fest und warm. Jetzt fällt es ihr wieder ein. „Die Beine von Dolores!“, ruft sie und schämt sich im selben Moment – sie hatten ja gar nicht darüber gesprochen Er lacht, verstaut den Picknickkorb im Wagen und pfeift die Melodie des Refrains, als hätte er die ganze Zeit auf den Einsatz gewartet.

Die Jugendlichen stehen in der Nähe und begutachten den Oldtimer. Der Rotkopf – ein Handtuch über den Schultern – flüstert mit einem Freund. Sie kichern, machen Kussgeräusche und boxen sich in die Seiten.

„Wohin darf ich Sie bringen, Madame?“, fragt Wolle und öffnet die Beifahrertür.

Sie stellt sich vor, für immer mit ihm in diesem Cabriolet sitzenzubleiben, bis sie im Süden Frankreichs angekommen sind und die Serpentinen hoch über dem Meer entlangfahren wie Grace Kelly und Cary Grant in Über den Dächern von Nizza, und später werden sie nebeneinander im Liegestuhl in den Weinbergen sitzen, eine Flasche Carignan trinken, und aus dem Kofferradio knistert ein Chanson – Non, je ne regrette rien –, und die Wärme der Sonne wird die Falten auf ihrer Haut glätten, sie wird Lippenstift auftragen, die Strümpfe wegschleudern und tanzen –, und wenn es so weit ist – nein – bevor es so weit ist, dass sie für immer so daliegen muss: weiß wie ein Fischfilet, wie Gerd, ihr Mann, der seit zwei Jahren auf der Pflegestation eine Etage über ihr lebt –, vorher also könnte sie sich ins Cabrio setzen, Gas geben und in einer unübersichtlichen Kurve die Kontrolle darüber verlieren.

„Nach Hause“, sagt sie und zieht ihren Rock glatt.
„Und, wo genau ist das?“ Er blinzelt ihr zu, setzt die Lederkappe auf und verschwindet hinter seiner Aviator-Brille.
Sie lacht leise und schüttelt den Kopf, denn eigentlich kann das nicht sein. „Auf dem Witwenbuckel“, sagt sie. „Du weißt schon, dieses …“
„Ich weiß“, sagte er. „Eine gute Adresse.“

Der Motor brummt wie ein Shanty-Chor beim Einsingen. Die Räder drehen ein paarmal durch, wirbeln Sandwolken auf beim Losfahren, die den Fluss und die Jungs und die Weiden, die im Rückspiegel langsam kleiner werden, mit einem feinen Sepiaschleier überziehen.

 

Ha! @Raindog

Da ist Sepia! :herz:

Und ich muss sagen, ich bin schon verliebt in deine bittersüße Oldschool-Welt, in die du den Leser da entführst! Ist genau mein Ding, aber das weißt du ja. :D

„Kann sein“, sagt sie und wedelt mit der Hand in der Luft herum, „man sieht ja gar nichts

Schau mal, da ist was mit der wörtlichen Rede verrutscht. Ein Anführungszeichen fehlt.

Wie Zorro, der irgendwann nicht mehr aufstehen konnte, und den sie, obwohl er so schwer war, in den Garten getragen und zugesehen hatte, wie seine trockene Nase ein letztes Mal Witterung aufnahm.

Das ist rührend. Ich liebe es, wie du all diese kleinen Dinge einbaust, die auf das Altern, das Verwelken, das Vergehen an sich hinweisen. Dieses Bild finde ich so schön, die ältere Frau, die ihren noch älteren Hund in den Garten trägt.

„Warum? Du hast Stil“, sagte er mit einem Seitenblick auf ihre Garderobe, während er eine Melone in Stücke schneidet. „Das kleine Schwarze passt immer!“

Hier ist die Zeit verrutscht, muss ins Präsens. ;)

Stimmen sind zu hören, Lachen und Musik. Dichtes Schilf verdeckt den Blick zur Nachbarbucht.
Jo, Alter! Gib ihm, Digga!

Super diese Stelle! Erstens liebe ich den Kontrast, der entsteht, zwischen dem eleganten Gesäusel der beiden und der Proll_Sprache der Kids. Zweitens gefällt mir auch, dass du die Teens als Symbol für die Jugend eingearbeitet hast. Sie stehen für diese Sehnsucht nach einem schöneren Gestern, das irgendwo auf der Strecke verloren gegangen ist.

Schön, sagte sie – und mehr fiel ihr auch nicht ein, doch dann flüsterten sie sich rückwärts durch die Jahrzehnte, bis sie sich wieder kannten, bis er ihr Leichenschmaus zuraunte, „Leichenschmaus, was für ein Wort ...“

:herz:

Der Junge lacht heiser und der Sonnenbrand auf seinen Schultern leuchtet gefährlich.

Auch schön. Sorglosigkeit der Teens.

wie sie vermutet, von fünfzigjährigen Marathonläufern gespielt werden, denen sie die Haare weiß pudern.

Du hast immer so tolle Ideen für deine Charaktere, dass muss ich dir echt lassen! :thumbsup: Sie werden lebendig durch ihre Gedanken und individuellen Empfindungen.

Die Enten kommen ans Ufer geschwommen, ihr Geschnatter hinter sich herziehend wie einen langen Faden, den der Wind mit dem Plätschern des Wassers und der Hottentottenmusik von nebenan zu einem Band aus zeitlosen Sommergeräuschen verknüpft.

Du hast viele sehr schöne sprachliche Bilder im Text, den hier finde ich ein wenig umständlich und konstruiert. ;) Das ist ja ein echter Brummer und dadurch kippt er für mich auch etwas. Vielleicht kannst du dieses Bild noch ein wenig reduzieren.

Lautlos gleitet ein Kanu vorüber und verschwindet wieder, als wäre es ein Untertitel in einem fremdsprachigen Film.

Das hingegen ist super, weil es auch wieder perfekt in diese sehnsuchtsvolle "Damals"-Stimmung passt.

„Mademoiselle Schülz! Die hatte ich ja ganz vergessen, die alte Schrapnelle!“
Die Enten verstummen.

Hier musste ich lachen. :lol::lol:

und als sie sich endlich wieder traut, ihn anzusehen, merkt sie, dass seine Haare wachsen, wild vom Kopf abstehen, dass der Bartwuchs zurückgeht und die Falten verschwinden – Platz machen für das Schlawinergrinsen –,

Das ist die allerbeste Stelle im Text! Ein tolles Bild für ihre Sehnsucht nach früher, aber auch für die Weinseeligkeit, in der beide sind, da wird ein wenig fantasiert, die Realität passt sich ein bisschen an und zeigt, was man sehen möchte. Wer zusammen lachen kann, findet sich ja ohnehin anziehender und attraktiver. Richtig gut! :thumbsup:

kommt Gerd vom Angeln, knallt einen Fisch in die Mitte und brummt: Ich hab euch was zu essen besorgt!, und alle rufen: Oh nein, bitte keinen Nachfisch, Opa!, springen auf und rennen davon. Und mittendrin immer Zorro, der Hund.

Toll, mehr kann ich da nicht sagen!

Unter triumphierendem Gesumm transportiert die Wespe einen Kuchenkrümel ab, als wäre sie ein Rettungshubschrauber in unwegsamen Gelände.

Hier hab ich kurz gestutzt, da unwegsames Gelände ja eher für fahrende Fortbewegungsmitel problematisch ist. ;) Ich glaube, das braucht es auch garnicht, würde ich einfach streichen. (Das Phänomen hab ich auch mal beobachtet, als eine Wespe sich ein riesiges Stück Kochschinken geklaut hat und damit weggeflogen ist. Die sind so stark, die Viecher!) :D

„Wohin darf ich Sie bringen, Madame?“, fragt er und öffnet die Beifahrertür.

Hier ist glaube ich vom Bezug her wichtig, dass du statt "er" dann "Wolle" schreibst, oder? Sonst bezieht sich das "er" doch auf den rothaarigen Jungen, da er als letzte maskuline Person genannt wurde. Kann aber auch sein, ich täusche mich. :D

–, und wenn es soweit ist – nein – bevor es soweit ist, dass sie für immer so daliegen muss: weiß wie ein Fischfilet, wie Gerd, ihr Mann, der seit zwei Jahren auf der Pflegestation eine Etage über ihr lebt –, vorher also könnte sie sich ins Cabrio setzen, Gas geben und in einer unübersichtlichen Kurve die Kontrolle darüber verlieren.

Hätte nicht gedacht, das noch so ein Hammer kommt! :idee: Der gefettete Teil ist auch schon ein wenig Tell, oder? Wie bei Bráulio mit seinem Hund. :p Stört mich aber jetzt nicht unbedingt, da es so wenig ist. Wobei ich es richtig perfekt finden würde, wenn sie es im Dialog mit Wolle sagt ... oder du es vielleicht irgendwie anders noch verbaust. Aber wie gesagt, stört mich nicht.

Finde den Twist auf jeden Fall richtig gut. Sie will dem offensichtlichen Altern und Sterben ihres Mannes entgehen und flüchtet sich in die Erinnerung. In einem Alter, in dem Krankheit und Tod plötzlich Gewicht bekommen, gilt es, sich eigene neue Ventile zu suchen, um nicht die Lust aufs Leben zu verlieren. Toll gemacht!

„Auf dem Witwenbuckel“, sagt sie.

Haha, den Witwenbuckel finde ich ein wenig arg on-the-nose. :lol: Da würde ich ein anderen Namen nehmen, der ein bisschen subtiler ist, zumal ja direkt im Absatz vorher klar wird, was passiert ist und wie ihre Umstände sind. Oder was meinst du? :)

– wirbeln Sandwolken auf, die den Fluss und die Jungs und die Weiden, die im Rückspiegel langsam kleiner werden, mit einem feinen Sepiaschleier überziehen.

chön. Sogar der Sepiafilter taucht nochmal auf.

Fazit: Typisch Raindog – richtig gut! Du kannst einfach tolle Charaktere entwickeln, das ist deine große Stärke. Da bin ich echt neidisch, denn deine Protagonisten wirken echt. Punkt. :read: Da hat sich deine Feinarbeit ja noch richtig gelohnt, all diese kleinen feinen Details machen die Story wunderbar rund.

Super Ding! Viele liebe Grüße, PP

 

Tja, liebe @Raindog, was soll ich sagen, außer: Du hast es einfach drauf. Die liebevolle Art, wie du die Charaktere vor meinem inneren Auge lebendig werden lässt, die Eleganz mit der du Umgebung, Gedanken, Rückblenden und Handlung ineinanderfließen lässt, die Bilder, Dialoge, Witz, Sprache - einfach alles fügt sich hier zu einer runden Sache. Ich sitze mit den beiden am Wasser und genieße diesen stillen Moment der Erinnerung ( so jetzt werde ich allmählich schwülstig ) ... also was ich eigentlich sagen will, ist, dass die Geschichte mich berührt hat, gerade, weil eben im Hintergrund immer Christianes und auch der Tod im Allgemeinen, mitschwingt.

Das alles verbindest du ohne kitschig, sentimental oder eben schwülstig zu werden. Wow!

Ich muss wohl nicht nochmal extra sagen, dass ich begeistert bin.

Beim ersten Lesen hatte ich anfangs ein paar Verständnisprobleme, musste die Personen erstmal orten und hatte zunächst erstmal so ein Model-Couple vor Augen, wahrscheinlich auch wegen des kleinen Schwarzen. Aber das soll ja so, deshalb ist das keine Kritik, denn du lüftest ja im Verlauf das Geheimnis. Und ja, die Gedanken, die einem kommen, wenn man ahnt, dass man schon der nächste sein könnte. Also inhaltlich top, habe nur noch zu paar Sachen Anmerkungen.


Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle.
Ich finde, Roadmovie passt nicht zu der sonstigen Sprache der Prota. Ich schätze sie anhand der Art wie sie erzählt auf um die Achtzig, viele Sprüche haben mich an die Generation meiner Eltern erinnert. Roadmovie sagen die aber nicht.

doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Inhaltlich finde ich den Satz total schön, bekomme den ersten Eindruck von der Prota. Sie ist also eine, die Sehnsucht nach Abenteuer hat, aber nicht die Leichtigkeit, es genießen zu können. Ich finde den Satz aber etwas sperrig und wage mal einen Versuch:
Doch Sonne, Fahrtwind und Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, wirken wie ein Irrtum.

Sie schließt die Augen, atmet ein und hört zu, wie sich Geräusche aus der Stille herauskristallisieren
Ich würde den Satz später bringen, und zwar nach:
auf dem sich zwei Pappeln im Wind bewegen.
Hier haut er mich ein bisschen raus, weil mir das zu schnell geht. Eben noch kann sie den Roadmovie nicht genießen, fuchtelt mit der Hand im Staub herum, und dann schließt sie plötzlich die Augen und genießt. Ich würde sie an dieser Stelle vielleicht erstmal gar nichts fühlen lassen, so als ob ihr der Ort bekannt und zeitgleich fremd vorkommt, sie aber erstmal ankommen muss, um das genießen zu können. Oder Wolle sagt ihr, sie solle die Augen schließen, weil er alles schön machen will, der Charmeur.

Kein Wunder wäre das!
Das ist eins der Dinge, die deine Prota so liebenswert machen. Der Text ist gespickt mit dieser Art der Generation meiner Eltern (Anfang 80), ohne dass es aufdringlich oder klischeehaft wirkt. Toll!

Schnapsidee
Auch so ein typisches Wort

wie die Leute in den Werbespots der Seniorenheime, die, wie sie vermutet, von fünfzigjährigen Marathonläufern gespielt werden, denen sie die Haare weiß pudern.
Auch toll! Einer dieser ungewöhnlichen Gedanken, die deiner Prota sowas drollig-originelles geben.
Ich würde aber vielleicht ...Marathonläufer mit weiß gepuderten Haaren ... schreiben, das angepappte "denen" macht den Satz etwas sperrig für mich.

Graf Koks von der Gasanstalt
My absolute favorite! Sagt meine Mutter auch immer. Herrlich!

Lautlos gleitet ein Kanu vorüber und verschwindet, als wäre es ein Untertitel in einem fremdsprachigen Film.
So schön!

dass seine Haare wachsen, wild vom Kopf abstehen, dass der Bartwuchs zurückgeht und die Falten verschwinden.
So eine schöne Beschreibung von Zeitlosigkeit

wie eine weiße Straße durch blaues Feld
Der Vergleich is mMn entbehrlich, er gibt mir nichts und ohne macht es die Aussage des Satzes stärker.

wie die dünnen Haare auf dem Kopf eines alten Mannes.
Hier finde ich den alten Mann nicht so schön. Warum nicht einfach auf seinem, Wolles, Kopf

Auf dem Witwenbuckel
Ist das der "Nick" für ein Seniorenheim?

Also, Raindog, du kennst meine Meinung. Wie ich grad sehe, sind writere Beiteäge geschrieben worden, ich hoffe es doppelt sich nichts. Außer dem Lob natürlich.

Liebe Grüße von Chai

 

Lieber @PlaceboParadise,

Da ist Sepia!
Ja, es musste jetzt raus, ehe es noch älter wird, und juhu, du bist mein erster Kommentator! :herz: Und dann fängst du auch noch so schön an …
ich bin schon verliebt in deine bittersüße Oldschool-Welt, in die du den Leser da entführst! Ist genau mein Ding, aber das weißt du ja.
Genau deshalb habe ich das auch so geschrieben! ;)
Ich liebe es, wie du all diese kleinen Dinge einbaust, die auf das Altern, das Verwelken, das Vergehen an sich hinweisen. Dieses Bild finde ich so schön, die ältere Frau, die ihren noch älteren Hund in den Garten trägt.
Ich freue mich, wenn diese kleinen Sachen dann auch so zum Tragen kommen, wenn das so funktioniert. Und ich habe wieder gemerkt, wie sehr es sich lohnt, etwas langsam wachsen zu lassen - so viele Sachen, die man am Anfang noch gar nicht auf dem Schirm hatte, passen dann auf einmal zusammen oder machen auf andere Weise einen Sinn.
Das ist supersuperschön für mich, die ganzen zitierten Stellen, die du gelungen findest, das freut mich wirklich total. :) Ich zitiere sie jetzt nicht noch ein weiteres Mal, aber ich genieße jedes Wort deines wohlwollenden Kommentars!
wie sie vermutet, von fünfzigjährigen Marathonläufern gespielt werden, denen sie die Haare weiß pudern.
Du hast immer so tolle Ideen für deine Charaktere, dass muss ich dir echt lassen! Sie werden lebendig durch ihre Gedanken und individuellen Empfindungen.
Danke dir! Das ist natürlich immer der Plan, und wie schön, wenn er dann aufgeht!
Die Enten kommen ans Ufer geschwommen, ihr Geschnatter hinter sich herziehend wie einen langen Faden, den der Wind mit dem Plätschern des Wassers und der Hottentottenmusik von nebenan zu einem Band aus zeitlosen Sommergeräuschen verknüpft.
Du hast viele sehr schöne sprachliche Bilder im Text, den hier finde ich ein wenig umständlich und konstruiert. Das ist ja ein echter Brummer und dadurch kippt er für mich auch etwas. Vielleicht kannst du dieses Bild noch ein wenig reduzieren.
Das ist wirklich ein elender Rattenschwanz, da stimme ich dir vollkommen zu. Ich hatte es auch erst viel kürzer, aber dann hatte ich die Idee, dass es eben tatsächlich drei lange Fäden sind, wie beim Flechten, die ineinandergwurschtelt werden – und dann liest sich das eben auch so … :lol: Ich habe das erst ganz zum Schluss, also heute, so verknüpft und kenne es also selbst noch nicht lange, muss also erstmal noch paar Tage drüber schlafen …:sleep:
„Mademoiselle Schülz! Die hatte ich ja ganz vergessen, die alte Schrapnelle!“
Die Enten verstummen.
Hier musste ich lachen.
:lol:
Das solltest du ja auch! :thumbsup:

Unter triumphierendem Gesumm transportiert die Wespe einen Kuchenkrümel ab, als wäre sie ein Rettungshubschrauber in unwegsamen Gelände.
Hier hab ich kurz gestutzt, da unwegsames Gelände ja eher für fahrende Fortbewegungsmitel problematisch ist. Ich glaube, das braucht es auch gar nicht, würde ich einfach streichen. (Das Phänomen hab ich auch mal beobachtet, als eine Wespe sich ein riesiges Stück Kochschinken geklaut hat und damit weggeflogen ist. Die sind so stark, die Viecher!)
Meine Idee war eher so, dass eben extra ein Hubschrauber kommt, weil es unwegsames Gelände ist, sonst wäre ja der Krankenwagen gekommen. Ich behalte es auf jeden Fall im Auge. Ja, die schleppen wirklich alles weg, wenn man mal kurz nicht aufpasst!

„Wohin darf ich Sie bringen, Madame?“, fragt er und öffnet die Beifahrertür.
Hier ist glaube ich vom Bezug her wichtig, dass du statt "er" dann "Wolle" schreibst, oder? Sonst bezieht sich das "er" doch auf den rothaarigen Jungen, da er als letzte maskuline Person genannt wurde. Kann aber auch sein, ich täusche mich.
Nee, täuschst dich nicht. Ich weiß das auch, aber habe gehofft, dass durch den Absatz der Bezug zu dem Rotschopf getilgt wird, weil ich irgendwie den Wolle erst im nächsten Satz so nennen wollte … Muss ich mal noch dranrumüberlegen.
und bevor es soweit ist, dass sie für immer so daliegen muss: weiß wie ein Fischfilet, wie Gerd, ihr Mann, der seit zwei Jahren auf der Pflegestation eine Etage über ihr lebt –, vorher also könnte sie sich ins Cabrio setzen, Gas geben und in einer unübersichtlichen Kurve die Kontrolle darüber verlieren.
Hätte nicht gedacht, das noch so ein Hammer kommt! Der gefettete Teil ist auch schon ein wenig
Tell, oder?
Ja, der Hammer - die Realität, die sie an diesem überraschend anderen Nachmittag einfach ausblendet, um ihn zu genießen. Der gefettete Teil ist schon wirklich Tell :rolleyes:, aber ich weiß mir nicht anders zu helfen im Moment, und ich finde, ich habe die Tell-Quote in diesem Text ziemlich gering gehalten, so dass das dann auch mal darf …:susp: Aber sobald mir was besseres einfällt ...
Stört mich aber jetzt nicht unbedingt, da es so wenig ist. Wobei ich es richtig perfekt finden würde, wenn sie es im Dialog mit Wolle sagt ... oder du es vielleicht irgendwie anders noch verbaust.
Das muss ich mir wirklich mit einigem Abstand mal durch den Kopf gehen lassen (habe bald Urlaub!), im Moment geht nicht mehr viel ...
Finde den Twist auf jeden Fall richtig gut. Sie will dem offensichtlichen Altern und Sterben ihres Mannes entgehen und flüchtet sich in die Erinnerung. In einem Alter, in dem Krankheit und Tod plötzlich Gewicht bekommen, gilt es, sich eigene neue Ventile zu suchen, um nicht die Lust aufs Leben zu verlieren.
Zumindest für diesen Tag hat sie ihre nicht so berauschende Realität mit anderen Gedanken und Gefühlen übertüncht.
Haha, den Witwenbuckel finde ich ein wenig arg on-the-nose.
Da würde ich ein anderen Namen nehmen, der ein bisschen subtiler ist, zumal ja direkt im Absatz vorher klar wird, was passiert ist und wie ihre Umstände sind. Oder was meinst du?
Das war von mir gar nicht sooo erklärbärmäßig gedacht, eigentlich, sondern so ein spontaner Einfall, dass theoretisch eine Seniorenresidenz, sofern sie eben auf einem Hügel liegt, von einem fiktiven Volksmund so genannt werden könnte ...
Da hat sich deine Feinarbeit ja noch richtig gelohnt, all diese kleinen feinen Details machen die Story wunderbar rund.
Lieber PP, ich danke dir nochmals für deinen schönen Kommentar, mit dem sich jetzt super ins Wochenende gehen lässt, und danke für die aufgespürten Faselfehler - und dass du die Story rund findest, das macht mich wirklich froh und bedeutet mir sehr viel! :)

Sorry, irgendwie bekomme ich die Formatierung nicht mehr in den Griff!

Liebe Grüße von Raindog

Liebe @Bea Milana,

wie schön, dass du mir so schnell diesen kurzen, herrlich positiven Leseindruck hinterlässt! Das tut natürlich gut, kannste dir ja denken.

Dein Picknick ist so wunderbar. Ich lese und lese und staune und staune und könnte jetzt diesen ersten spontanen Leseeindruck mit lauter wunderbaren Zitaten aus deinem Text pflastern.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser herrlich pointierten und humorvoll geschriebenen Geschichte! Grandios.
Danke für den Glückwunsch! :herz: Wünsche dir ein schönes Wochenende,

liebe Grüße von Raindog

 

Hallo @Raindog,
ich bin ja recht neu hier und habe dich gerade zum ersten Mal gelesen und muss gleich mal die anderen Sachen von dir raussuchen, weil die Qualität dieses Textes mich sehr an meinen ersten Seitenbesuch bei kg.de vor 15 Jahren erinnert, als ich dachte: "Nee, das ist nichts für mich, die sind ja unverschämt gut, da seh ich kein Land" ,und jetzt bin ich hier und les und bin wieder verzaubert und ein bisschen eingeschüchtert.

Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle – doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Musste ich zwei Mal lesen, aber das Bild an sich ist herrlich und ich bin sofort im Setting und dem Charakter.

Sie atmet ein, schließt die Augen und hört zu, wie sich Geräusche aus der Stille herauskristallisieren:
Auch schön.

Wie ein Hund, denkt sie, der sich fünfmal im Kreis dreht, bevor er die richtige Stelle gefunden hat. Wie Zorro, der irgendwann nicht mehr aufstehen konnte, und den sie, obwohl er so schwer war, in den Garten getragen und zugesehen hatte, wie seine trockene Nase ein letztes Mal Witterung aufnahm.
Eine so schöne Charakterisierung, vielleicht für mich auch noch wirkungsvoller, weil wir unseren alten Kater vor zwei Tagen im Garten begraben haben.

doch dann flüsterten sie sich rückwärts durch die Jahrzehnte, bis sie sich wieder kannten
Ach man, was für eine schöne Stelle. :herz:

Die Enten verstummen.
Der Wind hat sich gelegt.
Das Wasser fließt in Zeitlupe, und sie glaubt, die Fische atmen zu hören, die träge darin umhertreiben.
Alte Schrapnelle ...
Diese Ruhe vor dem Sturm, wunderbar.

Psst!“, sagt er und bedeutet ihr, sich flach hinzulegen,
Da bin ich kurz gestolpert, weil ich sie mir körperlich gebrechlicher vorgestellt und ihr dann dieses "in Deckung gehen" nicht zugetraut habe.

Die Lachfalten um seine Augen sind Pfeile, die in alle Richtungen zielen.
Das ist auch so ein Tausendsassa einer Metapher.

Irgendwann taucht eine Karawane auf: eine zähe Prozession alter Menschen mit Rollstühlen, Stöcken und Rollatoren. „Ach“, sagt sie, „na ja“, und fixiert eines der imaginären Räder; schaut zu, wie es sich dreht und dreht – wie sich auch in ihrem Kopf alles dreht; und das Rad dreht sich weiter und weiter, bis es schließlich zu dem Kinderwagen gehört, in dem sie ihren Urenkel spazieren fährt, zu dem Tretroller und den Fahrrädern, die im Weg herumliegen,
Hier dachte ich auch nur: "Ach geh mir doch weg, Mann!" *tränchen wegwisch*

Oh nein, bitte keinen Nachfisch, Opa!, springen auf und rennen davon. Und mittendrin immer Zorro, der Hund.
Auch so eine Stelle, die so simpel erscheint, aber es so gar nicht ist. :herz:

Er lacht, verstaut den Picknickkorb im Wagen und pfeift die Melodie des Refrains, als hätte er die ganze Zeit auf den Einsatz gewartet.
Das hier ist nur ein Beispiel dafür, wie gelungen du Wolle in dieser Geschichte auftreten lässt. Nie übertrieben, sich selbst so treu, leidenschaftlich und in sich ruhend.

die im Rückspiegel langsam kleiner werden, mit einem feinen Sepiaschleier überziehen.
... Und Vorhang. :herz:

Was mir hier besonders gefällt, ist, dass du zwar ein Thema anschlägst, in dem viel Melancholie steckt und Einiges an Schmerz, aber der Ton deines Textes ist weder dunkel, oder lakonisch, noch ist er kitschig oder verherrlichend. Du schreibst da auf dieser feinen Linie, auf der sich das richtige Leben auch bewegt.

Um es mal ganz unkonstruktiv und ungefiltert zu sagen: "Shice, dat ist echt ein guter Text."

man liest sich
huxley

 

Hola @Raindog,

... fixiert die Frontscheibe, als wäre sie eine Kinoleinwand. Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle ...
Wonderful, die Earhart muss immer im Cockpit sitzen.
... – doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Du hast ja eine Neigung zu Vergleichen, meist sind die klasse – hier aber finde ich die Schafsherde nicht bereichernd, von deren Tempo mal abgesehen.
... fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Und dass sich (Benzin)Wolken ‚anfühlen’/ wie fühlt sich Irrtum an? Wie wäre es, den Satz positiv zu besetzen:
„Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle, so richtig mit Sonne, Fahrtwind und Benzinduft“?

So, meine Liebe – das war’s von mir mit der konstruktiven Kritik. Den Rest der Geschichte möchte ich unbehelligt von meinem Kritik-Tick lesen (der mir momentan das eigne Schreiben vermiest), einfach nur lesen und – da bin ich mir bei Raindog sicher – genießen.

Tatsächlich – wie ein warmes Messer durch die Butter komme ich durch den Text. Was soll man denn da herumkritteln? Alles bestens, hat mir, trotz zunehmender Nähe zum Fischfilet, viel Spaß gemacht – so sympathisch und randvoll mit guten Schwingungen. Und die Beine der Dolores! Verdammt gut aufgestellt waren wir – damals. Fabelhaft, wie Du das auf diese kleine Szene überträgst:

Er schafft es, sie so auf die Beine zu ziehen, dass es sich anfühlt wie ein Tanzschritt, ...
Ganz wunderbar. (Das mit der Choreografie hätt’ ich nicht gebraucht).
Tja, und Sepia? War die Verweildauer im Zettelkasten abgelaufen? Aber immerhin ein tolles Wort – wie Perlmutt.
Sandwolken = Sepiaschleier? Vielleicht hast Du an einen Film gedacht, wenn irgendwelche Schwaden den (Ab)Lauf der Zeit imitieren sollen, meist im Abspann :hmm: .

Liebe Raindog, hast wieder ein klasse Stück eingestellt; find ich schön, wenn Du Deinem Stil treu bleibst. Dass Du beim Maskenball keine Chance hättest, unerkannt zu bleiben, ist kein Beinbruch. Ich lese Dich immer sehr gerne.

Viele Komplimente und Grüße!
José

 

Liebe Chai,
wie ich mich freue, dich wiederzusehen! :)

was soll ich sagen, außer: Du hast es einfach drauf.
Danke, das genügt mir schon … Nein, im Ernst, ich freue mich riesig über dein Lob!
... also was ich eigentlich sagen will, ist, dass die Geschichte mich berührt hat, gerade, weil eben im Hintergrund immer Christianes und auch der Tod im Allgemeinen, mitschwingt.
Freut mich wirklich sehr, dass du die Schwingungen so empfangen hast!
Das alles verbindest du ohne kitschig, sentimental oder eben schwülstig zu werden. Wow!
Und nochmal danke, denn genau das bedeutet mir wirklich viel, weil ich natürlich beim Schreiben schon die Sorge hatte, dass es in die (von mir eben auch nicht gewünschte) Richtung gehen könnte.
Ich muss wohl nicht nochmal extra sagen, dass ich begeistert bin.
Ach, übrigens, sag mal … ;)
Beim ersten Lesen hatte ich anfangs ein paar Verständnisprobleme, musste die Personen erstmal orten und hatte zunächst erstmal so ein Model-Couple vor Augen, wahrscheinlich auch wegen des kleinen Schwarzen.
Ein bissel war das ja auch der Plan, dass man nicht sofort an alte Leute denkt, aber dann kommen ja nach und nach ein paar Hinweise, durch die man es merkt. Ursprünglich hatte ich die „Auflösung“, dass sie alt sind, erst viel später im Text, aber dann habe ich gespürt, dass sich der Leser dann wahrscheinlich verarscht fühlen würde und habe es also umgebaut. Ich hoffe, das passt so.
Ich finde, "Roadmovie" passt nicht zu der sonstigen Sprache der Prota. Ich schätze sie anhand der Art wie sie erzählt auf um die Achtzig, viele Sprüche haben mich an die Generation meiner Eltern erinnert. Roadmovie sagen die aber nicht.
Ich habe da tatsächlich auch lange drüber nachgedacht. Die Prots sind nach meiner Berechnung 85 Jahre alt, und meine Eltern mit 81 sagen auch nicht Roadmovie, aber die Prota ist ja schon auch eine Cineastin, denke ich mir, und der Begriff Roadmovie ist seit den sechziger/siebziger Jahren gebräuchlich, also die kennt den und benutzt den auch.
doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Inhaltlich finde ich den Satz total schön, bekomme den ersten Eindruck von der Prota. Sie ist also eine, die Sehnsucht nach Abenteuer hat, aber nicht die Leichtigkeit, es genießen zu können. Ich finde den Satz aber etwas sperrig und wage mal einen Versuch:
Doch Sonne, Fahrtwind und Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, wirken wie ein Irrtum.
Danke. Auch hier habe ich lange rumprobiert an dem Satz. Dein Vorschlag ist auf jeden Fall einfacher zu lesen, aber mir gefällt bei meinem der Rhythmus besser. Wurde aber inzwischen auch schon aus anderen Gründen angesprochen, und ich markiere mir das erstmal.
Sie schließt die Augen, atmet ein und hört zu, wie sich Geräusche aus der Stille herauskristallisieren
Ich würde den Satz später bringen, und zwar nach:
auf dem sich zwei Pappeln im Wind bewegen.
Hier haut er mich ein bisschen raus, weil mir das zu schnell geht. Eben noch kann sie den Roadmovie nicht genießen, fuchtelt mit der Hand im Staub herum, und dann schließt sie plötzlich die Augen und genießt. Ich würde sie an dieser Stelle vielleicht erstmal gar nichts fühlen lassen, so als ob ihr der Ort bekannt und zeitgleich fremd vorkommt, sie aber erstmal ankommen muss, um das genießen zu können. Oder Wolle sagt ihr, sie solle die Augen schließen, weil er alles schön machen will, der Charmeur.
Ich glaube, die Reihenfolge will ich schon so lassen. Aber ich verstehe, was du meinst, dass es so schnell geht. Ich hatte zwischen der staubigen Ankunft und dem Genießen erst einen Absatz drin, dadurch war dann einige Zeit vergangen. Nachdem ich einiges umgestellt hatte, war mir das dann aber zu viel Absatzerei – also, mal schauen, ich behalte es im Auge.
Kein Wunder wäre das!
Das ist eins der Dinge, die deine Prota so liebenswert machen. Der Text ist gespickt mit dieser Art der Generation meiner Eltern (Anfang 80), ohne dass es aufdringlich oder klischeehaft wirkt. Toll!
Ich bin da wirklich froh! Es ist ja was anderes, aus Sicht von Kindern oder jungen Erwachsenen zu schreiben, weil man das alles ja selbst schonmal war, aber aus Sicht von älteren Prots zu schreiben – da kommt man sich schon irgendwie wie ein Hochstapler vor ... Umso schöner also, dass es echt rüberkommt! :)
wie die Leute in den Werbespots der Seniorenheime, die, wie sie vermutet, von fünfzigjährigen Marathonläufern gespielt werden, denen sie die Haare weiß pudern.
Auch toll! Einer dieser ungewöhnlichen Gedanken, die deiner Prota sowas drollig-originelles geben.
Ich würde aber vielleicht ...Marathonläufer mit weiß gepuderten Haaren ... schreiben, das angepappte "denen" macht den Satz etwas sperrig für mich.
Danke, markiere ich mir auch. Im Moment ist das, wie schon oben, noch so ein Rythmus-Ding.
Graf Koks von der Gasanstalt
My absolute favorite! Sagt meine Mutter auch immer. Herrlich!
Hihi! Ich war auch erfreut, als mir das wieder untergekommen ist!
wie eine weiße Straße durch blaues Feld
Der Vergleich is mMn entbehrlich, er gibt mir nichts und ohne macht es die Aussage des Satzes stärker.
Ich finde das ganz schön, wie sie da so versonnen in den Himmel schaut, versucht, Zeit zu gewinnen, weil sie nicht von ihrem tristen Alltag erzählen möchte, und die weiße Straße ist ja auch wie eine leere Zeile, in die sie jetzt irgendwas reinschreiben kann.
wie die dünnen Haare auf dem Kopf eines alten Mannes
Hier finde ich den alten Mann nicht so schön. Warum nicht einfach auf seinem, Wolles, Kopf
Hm, an die Haare von Wolle hatte ich selbst da gar nicht gedacht, eher, dass sie ihren Mann vor sich sieht, oder die alten Männer im Heim allgemein. Gut, zu dem Zeitpunkt weiß der Leser das noch nicht – let me see ...
Auf dem Witwenbuckel
Ist das der "Nick" für ein Seniorenheim?
Genau! Das war so eine Idee, dass der Volksmund das dort so nennt.
Liebe Chai, ich danke dir, das war wieder ein supernetter und konstruktiver Kommentar, und ich freue mich natürlich über das viele Lob und werde sicher heute durch die Gegend stolzieren wie Graf Koks von der Gasanstalt!
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht dir Raindog

 

Liebe Raindog,

leider habe ich heute keine Zeit für einen Kommentar, aber anstatt dessen habe ich den Text schon mal empfohlen. :thumbsup:
Demnächst mehr.

Liebe Grüße
bernadette

 

Liebe Raindog

sagt er mit Verschwörermine.
Hast du dich von hell anstecken lassen? Oder liegt es an den Wortkriegern? :D

Ein gut gemachter Text, souverän erzählt, der mich aber leider nicht so recht erreichen konnte. Das Brot ist knusprig, Wespen knabbern am Kuchen, Backfische haben Strubbelhaar, es wird viel gezupft, Brot und Blätter. Mir ist der Text tatsächlich etwas zu zart und zu fein, vor allem auch in der Wortwahl - obwohl mir natürlich klar ist, dass das zur Erzählerin sehr gut passt. Irgendwie ist mir der Text denn auch zu konfliktarm und die Beschreibung des Picknicks zu ausführlich gewesen, obwohl natürlich die ganze Zeit Vergänglichkeit und Tod hineinlugen in diese Idylle, das ist schon gut und subtil gemacht. Also keine Kritik, bloss ein subjektives Geschmacksurteil und ein marginaler Kontrapunkt im Jubelchor der anderen Stimmen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Raindog,

eine schöne Geschichte. Über das, was ist, was war und bleibt ... bevor letztendlich alles verschwindet. Du hast den richtigen Ton getroffen, der trägt mich ganz leicht durch den Text, der passt zur Stimmung, zu den Figuren, zum Thema auch. Von schönen Erinnerungen und Fantasien lese ich, ohne das Gefühl zu haben, da klammern sich die Figuren allzu sehr daran, eher so, dass Vergänglichkeit akzeptiert wird, mit einem weinenden Auge zwar, aber auch mit schiefem Grinsen im Gesicht. So eine Savoir-vivre- und C'est-la-vie-Gefühlsmelange. Doch, hat mir gut gefallen, Raindog!

Bisschen Textkram noch:

Vorsichtig zieht sie die Cabriobrille über die Augen, schüttelt den Kopf und betrachtet sich im Rückspiegel.
„Grandios!“, sagt er und startet den Motor. „Du siehst aus wie Amelia Earhart.“
„Na dann …“ Sie lacht leise und fixiert die Frontscheibe, als wäre sie eine Kinoleinwand. Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle – doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Den Einstieg finde ich noch etwas holperig - als wenn du dich noch einschreiben müsstest. Diese "Cabrobrille" zum Beispiel. Gibt's so was?, als Bezeichnung, meine ich. Wirkt ein bisschen so, als wenn du indirekt klarmachen möchtest, dass sie in einem Auto sitzen und nicht in einem Flugzeug (wegen des Earhart-Vergleichs, der mir übrigens gefällt). Du könntest dir überlegen, ob du am Anfang nicht direkter, deutlicher werden möchtest. Auto, Motorrad-/ Flieger-/ Avioterbrille, Cabriolet, Oldtimer (gerne auch Fabrikat, Farbe oder so). Warum nicht auch gleich den Wolfgang beim Namen nennen?
Autoabgase mit Schafen zu vergleichen, die zudem noch die Verfolgung aufnehmen, hm, ist nicht so meins.
Die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum, lässt mich ein wenig ratlos zurück.
Kurzum: Den ersten Absatz würde ich mir noch mal vornehmen.

... wie sich Geräusche aus der Stille herauskristallisieren: das Rascheln des Schilfes, das Sirren der Insekten und das Flüstern der Weide, deren Zweige hin und her pendeln wie die dünnen Schwänze exotischer Tiere.
Mir ist das ein Tacken zu viel, auch deswegen, weil das nicht auf die Geräusche aufbaut, du bringst was Visuelles rein, obwohl sie ja gerade die Augen verschlossen hält.

„Voila! Zu Tisch, Madame!“
Der Mann ist ja schon halb Franzose und Frankreich eh Thema, spendiere dem Wörtchen doch dann auch ein accent grave.

„Warum? Du hast Stil“, sagt er mit einem Seitenblick auf ihre Garderobe, während er eine Melone in Stücke schneidet. „Das kleine Schwarze passt immer!“
Würde ich (ausnahmsweise) mal ganz dem Leser überlassen. Das kleine Schwarze will mir einfach nicht passend erscheinen, auch weil ich es nicht mit den Stützstrümpfen in Einklang bringen kann :D.

Schön, sagte sie – und mehr fiel ihr auch nicht ein, doch dann flüsterten sie sich rückwärts durch die Jahrzehnte, bis sie sich wieder kannten, bis er ihr Leichenschmaus zuraunte
Schöne Idee mit dem Zuflüstern, nur bekomme ich die zwei Elemente einfach nicht zusammen, schwächt auch die schöne Idee, würde ich also abtrennen.

... vielleicht könnten sie ihren eigenen Schmaus abhalten, ein Leichenpicknick, genaugenommen, Christiane würde das sicher gut finden, würde gefunden haben ...
Unschön, ungelenk, finde ich.
Warum nicht einfach: Christiane hätte das sicher gut gefallen ...

Ob sie noch wüsste, diese Stelle am Fluss, wo sie im Sommer immer gelegen hatten, mit Peter und den anderen Verrätern, von denen niemand mehr da war … Hatten sie nicht einmal sogar den Unterricht geschwänzt, um dort herumzugammeln, obwohl doch die Todesstrafe darauf stand?
Das verwirrt nur, finde ich, würde ich streichen.
Und mal so als Vorschlag (dürftest gerne ein wenig schummeln (PQP)): Ob sie noch wüsste, diese Stelle am Fluss, wo sie früher ihre Sommer verbracht hatten, mit Peter und den anderen, von denen niemand mehr da war … Ob sie sich noch daran erinnerte, wie sie den Unterricht schwänzten, um dort herumzugammeln, obwohl doch die Todesstrafe darauf stand?

Kicherte hier herum mit diesem Hinkefuß – bei einer Beerdigung!
Ich weiß noch nichts vom Hinken, oder? Würde ich streichen, mich bringt das kurz raus.

Der Junge lacht heiser und der Sonnenbrand auf seinen Schultern leuchtet gefährlich.
„Psst!“, sagt er und bedeutet ihr, sich flach hinzulegen, „Dort ist Baumel ... Peter Baumann.“
Das passt so nicht. Das Problem ist halt auch, dass du den Namen Wolfgang noch nicht erwähnt hast. Würde mir echt überlegen, ob du den nicht schon im ersten Absatz beim Namen nennst.
Dann ginge es vielleicht in etwa so:
Der Junge lacht heiser und der Sonnenbrand auf seinen Schultern leuchtet gefährlich.
„Psst“, sagt Wolfgang, „der Baumel ... “
„Du meinst den Peter?“, flüstert sie. „Ja, das könnte er wohl sein.“
„Sein Enkel ...“, sagt er, „oder Urenkel, vielleicht.“

Das letzte Mal, dass sie sich gesehen haben, auf diesem Jahrgangstreffen – wie lange ist das her? Da lebte er längst in Frankreich ...
Ich würd's streichen - wegen dem Verwandten in der Frage zuvor.

Du schreibst, du hast erst das Alter (die Figuren) verschleiern wollen, um später Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich finde gut, dass du darauf verzichtet hast, aber man merkt es stellenweise noch. Ich hab' das ja eben schon geschrieben, der Name Wolfgang taucht bsp. sehr spät im Text auf. Das bringt dann ja auch Probleme mit sich.
Könntest mal darüber nachdenken, ob du folgenden Abschnitt nicht gleich nach ganz vorne schieben könntest (willst du vermutlich zwar nicht ;), aber darüber nachdenken kannst du ja mal):

Vorhin, auf Christianes Beerdigung, hat sie ihn gleich wiedererkannt – unverwechselbar mit dem schrägen Grinsen: Wolfgang Schrader. Seine wirre Mähne inzwischen kurzgeschoren, und er hinkt ein wenig, aber er ist immer noch drahtig und agil – wie die Leute in den Werbespots für Seniorenheime, die, wie sie vermutet, von fünfzigjährigen Marathonläufern gespielt werden, denen sie die Haare weiß pudern.

Vorsichtig zieht sie die Cabriobrille über die Augen, schüttelt den Kopf und betrachtet sich im Rückspiegel.
„Grandios!“, sagt er und startet den Motor. „Du siehst aus wie Amelia Earhart.“
„Na dann …“ Sie lacht leise und fixiert die Frontscheibe, als wäre sie eine Kinoleinwand. Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle – doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.

Er war tatsächlich noch gewachsen, wenn auch nicht viel.
Den Satz hab' ich nicht kapiert.

Sie erinnert sich, wie er herumstolzierte, begeistert nickte, Aha sagte und Wirklich, wie er den Sekt verschüttete und aussah wie Woody Allen in Manhattan.
Durch die kursive Schreibweise bekommt das so einen komischen Bedeutungsgleichklang bei mir. Dabei ist ja nur Manhatten ein Film. Verstehst du, was ich meine?
Deswegen vielleicht so (?): Sie erinnert sich, wie er herumstolzierte, begeistert nickte, „aha“ sagte und „wirklich“, wie er den Sekt verschüttete und aussah wie Woody Allen in Manhattan.

„Darum hatte ich ja auch nie eine Chance bei dir oder bei Christiane!“
„Darum hatte ich ja auch nie eine Chance bei Christiane und dir!“, gefiele mir hier besser.

Die Enten kommen ans Ufer geschwommen, ihr Geschnatter hinter sich herziehend wie einen langen Faden, den der Wind mit dem Plätschern des Wassers und der Hottentottenmusik von nebenan zu einem Band aus zeitlosen Sommergeräuschen verknüpft.
Die Idee ist zwar gut, schwächt aber den noch besseren Vergleich, finde ich. Würde ich streichen.

Auf seinem Gesicht erscheint das gleiche schiefe Lächeln, das sie damals für unsicher gehalten hatte, aber jetzt erkennt sie das Selbstbewusstsein darin und die Gelassenheit, die vermutlich schon immer dagewesen waren.
Sehr gut.
Trotzdem, ich würde umstellen, das Plural seinlassen: Auf seinem Gesicht erscheint das gleiche schiefe Lächeln, das sie damals für unsicher gehalten hatte, aber jetzt erkennt sie die Gelassenheit darin und das Selbstbewusstsein, das vermutlich schon immer dagewesen ist.

Phhh! Ihr … Hühner!“
Weiß nicht, ob's das braucht.

Wolfgang liegt neben ihr und erzählt von Frankreich, von der Weinernte, bei der er immer noch mithilft, von seiner Frau, die schon so lange tot ist, von den Enkeln – froschfressenden Rotzlöffeln, die sich lustig machen über Papy mit seinem deutschen Akzent … Unfassbar eigentlich, im Nachhinein, dass ausgerechnet er Vater von französischen Kindern geworden ist – wo er sich immer so schwergetan hat bei Fräulein Schulze mit ihrem Futur composé oder anteriéur ...
Schau mal, das wirkt ein wenig so, als wenn du das durch die Gedankenstriche voneinander getrennt hättest, finde ich. Die drei Punkte lösen den Eindruch nicht unmittelbar auf bei mir. Und französische Kinder würde ich auch überdenken.
Vielleicht irgendwie so (?): Wolfgang liegt neben ihr und erzählt von Frankreich, von der Weinernte, bei der er immer noch mithilft, von seiner Frau, die schon so lange tot ist, von den Enkeln – froschfressende Rotzlöffel, die sich lustig machen über Papy mit dem deutschen Akzent.
Unfassbar eigentlich, im Nachhinein, dass ausgerechnet er französisch plappernde Kindern hat, obwohl ihm die Sprache nie leicht über die Lippen gekommen ist, vor allem nicht bei Fräulein Schulze mit ihrem Futur composé oder anteriéur ...

„Ach ja, stimmt!“, ruft sie überrascht, „Mademoiselle Schülz! Die hatte ich ja ganz vergessen, die alte Schrapnelle!“
Würde ich streichen.

Ein kurzer Blick in seine Augen ist der Startschuss für das Gelächter, das sie jetzt beide überrollt: unterdrücktes Prusten, hysterisches Gackern, das sich solange steigert, bis es in gnadenloses Gewieher übergeht als hätten sie einen totalen Dachschaden, als wären sie vollkommen meschugge und ganz sicher denken die Halbstarken nebenan das von ihnen: zwei übergeschnappte Alte, die zu viel gebechert haben , aber – Hahaaa – sollen sie doch!
Ich bin ein großer Fan von Gedankenstrichen, überhaupt [Dopplepunkt] Ich mag es, wenn man mit Satzzeichen spielt und das ganze Repertoire ausschöpft, aber hier ist mir das too much, das macht den Satz sehr unübersichtlich, finde ich.

Sie atmet tief durch, trinkt einen Schluck Wein, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht – alte Schrapnelle: Ha… –, und als sie sich endlich wieder traut, ihn anzusehen, merkt sie, dass seine Haare wachsen, wild vom Kopf abstehen, dass der Bartwuchs zurückgeht und die Falten verschwinden – Platz machen für das Schlawinergrinsen –, dass er Wolle ist, der dürre Junge mit dem überdrehten Lachen und den verrückten Ideen.
Ist mir zu viel des Guten (nicht nur wegen oben genannter Gründe), sehe keinen Mehrwert jetzt.
Dass er Wolle ist, würde ich anders schreiben. Vielleicht iwie so (?): ... merkt sie ... dass aus Wolfgang Wolle wird (geworden ist), der dürre Junge ...

Ein Verrat wäre das an ihren eigentlichen Beinen, mit denen sie beim letzten Mal – braungebrannt und glatt – herumgetanzt und in den Fluss gesprungen war ...
Beim letzten Mal? Beim Jahrgangstreffen? Da ist sie in den Fluss gesprungen?
Warum nicht einfach: früher ? Dann müsste ich nicht so viel denken :).

„Ach“, sagt sie, „na ja“, und fixiert eines der imaginären Räder; schaut zu, wie es sich dreht und dreht wie sich auch in ihrem Kopf alles dreht; und das Rad dreht sich weiter und weiter, bis es schließlich zu dem Kinderwagen gehört, in dem sie ihren Urenkel spazieren fährt, zu dem Tretroller und den Fahrrädern, die im Weg herumliegen, wenn sie aus dem Garten kommt mit Körben voll Obst und Gemüse, aus dem sie für die ganze Bande das Mittagessen kocht , und manchmal, wenn sie längst fertig sind und satt bis oben hin – mit Nachtisch und allem –, kommt Gerd vom Angeln, knallt einen Fisch in die Mitte und brummt: Ich hab euch was zu essen besorgt!, und alle rufen: Oh nein, bitte keinen Nachfisch, Opa!, springen auf und rennen davon.
Würde mir hier auch noch mal ansehen, was du zwischen die Gedankenstriche gepackt und was du abgetrennt hast. Passt für mich nicht, zumindest nach alles dreht sollte noch so ein Ding hin; und das folgende dürfte weg. Ist eine ähnliche Passage wie die, die ich weiter oben schon erwähnt hab'. Bisschen strukturierter dürftest du das hier gerne machen, meine ich.

Die Silhouetten der Pappeln bewegen sich im Wind wie die dünnen Haare auf dem Kopf eines alten Mannes.
Das sind so Darlings, das kannst du auch, mir ist das aber manchmal eben too much - hat aber was mit persönlichen Vorlieben zu tun, klar.

Unter triumphierendem Gesumm transportiert die Wespe einen Kuchenkrümel ab, als wäre sie ein Rettungshubschrauber in unwegsamen Gelände.
Auch das.
Weniger ist mehr, also für mich jedenfalls. Wenn so was zu geballt kommt, schwächt sich das mMn auch immer gegenseitig ab. Hier wirkt das zudem unfreiwillig komisch, comichaft.

Wolfgangs Hände sind fest und warm. Er schafft es, sie so auf die Beine zu ziehen ...
Unsauber. Das Problem ist ein ähnliches wie bei Wolfgang. Größer noch, weil du deiner Prota gar keinen Namen gönnst.

Sie stellt sich vor, für immer mit Wolle in diesem Cabriolet sitzenzubleiben, bis sie im Süden Frankreichs angekommen sind ...
Würde ich auch streichen und bestimmt im Anschluss eine Alternative zu "Sitzenbleiben" und "angekommen sind" suchen.

... und die Serpentinen hoch über dem Meer entlangfahren wie Grace Kelly und Cary Grant in Über den Dächern von Nizza ...
Manhatten würde mir reichen.

– Non, je ne regrette rien [–],
Für mein Verständnis kommt da noch was hin.

... und die Wärme der Sonne wird die Falten auf ihrer Haut glätten, sie wird Lippenstift auftragen ...
Na ja, streng genommen ... wobei: Hier könnte ich ein Auge zudrücken ;).

„Nach Hause“, sagt sie und zieht ihren Rock glatt.
Ich muss immer an die Stützstrümpfe darunter denken :).

„Nach Hause“, sagt sie und zieht ihren Rock glatt.
Und, wo wohnst du jetzt wirklich?
Hm, vielleicht lieber: Und wo ist das?

Der Motor brummt wie ein Shanty-Chor beim Einsingen.
Der Vergleich ist jetzt nicht unbedingt was für mich.

So, genug Gemecker. Ich hab's gerne gelesen. Punkt.


Vielen Dank fürs Hochladen

hell

PS (@Peeperkorn):

peeperkorn schrieb:
Hast du dich von hell anstecken lassen? Oder liegt es an den Wortkriegern? :D
:D

 
Zuletzt bearbeitet:

Lautlos gleitet ein Kanu vorüber und verschwindet wieder, als wäre es ein Untertitel in einem fremdsprachigen Film.

Ja, wie ein Baum – nix anderes bedeutet „can(a)oa“ (= Einbaum) von seiner Lautung her – treibt im Fluss der Zeit das Leben dahin und – selbst wenn ich gerade angefangen hab, Cornelia Koppetsch (ein aufstrebender Stern am Himmel der Soziologie) zu lesen, was in der Folge einige Peeperkörnchen bedeuten kann, aber heute nicht mehr -

Raindog,

Gratulation zur verdienten Empfehlung!, nebst den letzten Flusen, auf die

..., sagt er mit Verschwörermi[e]ne
auf die ja Peeperkorn schon hingewiesen hat - darum ist die Mine wahrscheinlich schon stillgelegt ...
„Voila! Zu Tisch, Madame!“[,] sagt er und stellt …

Jetzt kommt das wohl schwierigste Srück, dass Du aber weiter unten schon im Prinzip gemeistert hast, hier nämlich
Sie betrachtet die Wespe, die am Kuchen knabbert; versucht sich zu erinnern, wie gemein sie früher zu ihm gewesen war.
Das komplexe Prädikat halt, was zuvor nicht ganz so einfach u erkennen ist
Sie lacht und seufzt und versucht, sich bequem hinzusetzen.
Bedeutet: Komma weg, so sehr das „sich“ auch ein Substantiv/Nomen bezieht. Die Einheit des Prädikates ist wichtiger als der Bezug zum Substantiv …

Hier solltestu den Punkt einfangen

„Wenn ich das gewusst hätte“, sagt sie …, „hätte ich etwas anderes angezogen“.

Hier ist nix falsch
Unfassbar eigentlich, im Nachhinein, dass ausgerechnet er Vater von französischen Kindern geworden ist – wo er sich immer so schwergetan hat bei Fräulein Schulze mit ihrem Futur composé oder anteriéur
Warum - wenn auch nur ein bisschen - Partizipienreiterei, wenn doch, wer Vater ist, zuvor einer werden musste - aus natürlichen Gründen?

Zur Versöhnung mein liebster Satz, den ich ab heute auch mal gelegentlich zitieren werde (als Fisch – Geburtstag mit Micheangelo und Márquez u. div. anderen, selbst Dutschke kommt immer vorbei - und Fischesser - Kannibale also).

Oh nein, bitte keinen Nachfisch
, Opa!


Tschüss, schönes Wochenende und bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Huxley

ich bin ja recht neu hier und habe dich gerade zum ersten Mal gelesen
Herzlich willkommen im Forum, und schön, dass du mich gelesen hast!
...mich sehr an meinen ersten Seitenbesuch bei kg.de vor 15 Jahren erinnert, als ich dachte: "Nee, das ist nichts für mich, die sind ja unverschämt gut, da seh ich kein Land" ,und jetzt bin ich hier und les und bin wieder verzaubert und ein bisschen eingeschüchtert.
Ich bin selbst ein bisschen eingeschüchtert bei so viel Lob, ich danke dir und freue mich und kann dir aber auch sagen, dass das Forum sehr wohl was für dich ist, und dass es wirklich keinen Grund gibt, hier eingeschüchtert zu sein!
Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle – doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Musste ich zwei Mal lesen, aber das Bild an sich ist herrlich und ich bin sofort im Setting und dem Charakter.
Schön! Ich mag das ja eigentlich auch so, wie es dasteht, aber es habe jetzt schon mehrere angemerkt, dass die Konstruktion etwas sperrig ist. Da schaue ich nochmal, aber erst, wenn ich die Kommentare alle beantwortet habe.
Eine so schöne Charakterisierung, vielleicht für mich auch noch wirkungsvoller, weil wir unseren alten Kater vor zwei Tagen im Garten begraben haben.
Das tut mir leid! Aber dann wirst du dich wohl in der Tat sehr gut in die Situatuion hineinversetzen können …
Ansonsten habe ich mich natürlich riesig über jede einzelne der von dir zitierten Stellen, die du magst und gut findest, gefreut! Ich wiederhole sie jetzt nicht nochmal, aber Danke!
Psst!“, sagt er und bedeutet ihr, sich flach hinzulegen,
Da bin ich kurz gestolpert, weil ich sie mir körperlich gebrechlicher vorgestellt und ihr dann dieses "in Deckung gehen" nicht zugetraut habe.
Vielleicht bist du zurecht gestolpert, ich hatte das erst anders, und dann so wie eben jetzt, und ich habe auch schon überlegt, ob das passt. Kam dann aber zu dem Schluss, das flach hinlegen immerhin einfacher ist als schnell aufstehen … Wenn ich das nächste mal bei meinen Eltern bin, gucke ich mal … ;-)
Was mir hier besonders gefällt, ist, dass du zwar ein Thema anschlägst, in dem viel Melancholie steckt und Einiges an Schmerz, aber der Ton deines Textes ist weder dunkel, oder lakonisch, noch ist er kitschig oder verherrlichend. Du schreibst da auf dieser feinen Linie, auf der sich das richtige Leben auch bewegt.
Das freut mich zu lesen, du fasst das so schön zusammen, dass ich ganz verlegen werde
Um es mal ganz unkonstruktiv und ungefiltert zu sagen: "Shice, dat ist echt ein guter Text."
Yessssss!!!
man liest sich
Das würde mich freuen!
Vielen Dank für deinen tollen Kommentar, huxley, bis bald, viele Grüße von Raindog


Lieber @josefelipe,
ich freue mich, dass du auch wieder dabei bist!

Wonderful, die Earhart muss immer im Cockpit sitzen.
Ja, man hat jedenfalls schon ein gewisses Bild gleich zu Beginn, das war der Plan.
Du hast ja eine Neigung zu Vergleichen, meist sind die klasse – hier aber finde ich die Schafsherde nicht bereichernd, von deren Tempo mal abgesehen.
Ich weiß – mein Vergleichs-Tick … Noch finde ich da Schafe schön, aber ich mache mich, wenn alle Kommentare beantwortet sind, natürlich nochmal an solche Stellen ran. Nur nicht als Schnellschuss. Eigentlich finde ich‘s ja schon passend … Benzinwolken – Schäfchenwolken, und dann auch noch grau ...
Und dass sich (Benzin)Wolken ‚anfühlen’/ wie fühlt sich Irrtum an? Wie wäre es, den Satz positiv zu besetzen:
„Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle, so richtig mit Sonne, Fahrtwind und Benzinduft“?
Nee, natürlich fühlen sich die Wolken nicht an. Die ganze Situation fühlt sich an, fühlt sich eigentlich an wie ein Aufbruch, etwas Neues, wie bei einem Roadmovie eben - und sicher kommen Erinnerungen hoch an eine Zeit, wo das auch so war, aber die Prota weiß ja, dass das nicht mehr ihr eigentliches Leben ist (auch wenn es das an diesem Nachmittag natürlich ist). Sie verspürt instinktiv eine Aufbruchstimmung, versucht sie aber, weil unrealistisch, sie gar nicht erst zuzulassen. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen … Eigentlich.
So, meine Liebe – das war’s von mir mit der konstruktiven Kritik. Den Rest der Geschichte möchte ich unbehelligt von meinem Kritik-Tick lesen (der mir momentan das eigne Schreiben vermiest), einfach nur lesen und – da bin ich mir bei Raindog sicher – genießen
Danke! Für die konstruktive Kritik und fürs Genießen!
Was soll man denn da herumkritteln?
Sollst du doch gar nicht!
Alles bestens, hat mir, trotz zunehmender Nähe zum Fischfilet, viel Spaß gemacht – so sympathisch und randvoll mit guten Schwingungen.
Weiß ja zum Glück niemand, wann ...
Und die Beine der Dolores! Verdammt gut aufgestellt waren wir – damals.
Tja, und Sepia? War die Verweildauer im Zettelkasten abgelaufen? Aber immerhin ein tolles Wort – wie Perlmutt.
Da musste ich ja lachen! Aber nö, eigentlich nicht. Extra für diese Geschichte neu aus den Gehirnwindungen gezogen!
Sandwolken = Sepiaschleier? Vielleicht hast Du an einen Film gedacht, wenn irgendwelche Schwaden den (Ab)Lauf der Zeit imitieren sollen, meist im Abspann
Ich dachte, das wäre eindeutig. Sepia, die gelb-braune Farbe alter Fotografien, finde ich, passt doch gut zu dem ganzen Ambiente.
find ich schön, wenn Du Deinem Stil treu bleibst.
Ich weiß! :-)
Viele Komplimente und Grüße!
Ich danke dir dafür, lieber José, hat mich gefreut!
Viele Grüße zurück von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

@AWM, @Peeperkorn, @hell
Irgendwie klappt das zurzeit bei mir nicht mit den Smileys – ihr müsst also alles Strahlen, Hüpfen, Zwinkern, und Zungerausstrecken selbst zwischen den Zeilen herauslesen ;-)


Hallo @AWM,
schön, dass du auch vorbeischaust, und über deine Zusammenfassung freue ich mich natürlich sehr:

auch mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Sie ist traurig, melancholisch und schön und schafft es dabei, nie kitschig zu sein.
Besonders die Aussage „nicht kitschig“ ist mir wirklich sehr wichtig.
Schön, sagte sie – und mehr fiel ihr auch nicht ein, doch dann flüsterten sie sich rückwärts durch die Jahrzehnte, bis sie sich wieder kannten
Einer der schönsten Sätze für mich
Danke! Ich mag den auch sehr.
Das Ende gefällt mir auch extrem gut. Eine penible Winzigkeit, weil es bei diesem Text sonst nichts zu kritisieren gibt:
Na wenn das so ist, dann erst recht immer her damit!
Die Räder drehen ein paarmal durch, bevor sie losfahren
Hier sind die Bezüge nicht ganz klar. Bevor die Räder losfahren oder die beiden oder beides ...
Ich weiß! Ist mir auch schon aufgefallen, hatte aber gehofft, niemandem anderen … Irgendwie habe ich noch keine zündende Idee, ich will nicht „das Auto“ schreiben … Ist jedenfalls auf der To-Do-Liste!
Ein toller Text, sehr gut geschrieben mit originellen Bildern und genau der richtigen Länge.
Danke für deine tolle Einschätzung – tja, einfach schön!

Liebe Grüße von Raindog


Hallo @Peeperkorn,

Verschwörermine
Hast du dich von hell anstecken lassen? Oder liegt es an den Wortkriegern?
Der @hell war‘s, der hell war‘s! (zungerausstreckzwinker)
Ein gut gemachter Text, souverän erzählt, der mich aber leider nicht so recht erreichen konnte.
Das ist nicht schlimm.
Das Brot ist knusprig, Wespen knabbern am Kuchen, Backfische haben Strubbelhaar, es wird viel gezupft, Brot und Blätter.
Also, hier musste ich ja erstmal lachen! Ich dachte nämlich, was hat Peeperkorn denn gegen knuspriges Brot?! Aber, so komprimiert klingt das alles schon arg putzig … So ist die Geschichte aber nun mal gestrickt. Dass tatsächlich soviel „gezupft“ wurde, fand ich dann auch selbst übertrieben – habe ich inzwischen reduziert: Es wird jetzt gezupft, entfernt und gerissen!
Mir ist der Text tatsächlich etwas zu zart und zu fein, vor allem auch in der Wortwahl - obwohl mir natürlich klar ist, dass das zur Erzählerin sehr gut passt.
Ich denke, daran liegt‘s wohl. Ist eben nicht die gleiche Prota wie in „Wollmilch“, bei der alles „verdammt und verfickt ist.“ Grundgütiger! ist schon das höchste der Gefühle!
Irgendwie ist mir der Text denn auch zu konfliktarm
Der Konflikt spielt sich natürlich ganz still und im Verborgenen ab, und ich kann das verstehen: Wenn einen dieses Befindlichkeitsding nicht anspringt, dann ist das einfach so, dann bietet einem der Text sicher nicht viel.
und die Beschreibung des Picknicks zu ausführlich gewesen, obwohl natürlich die ganze Zeit Vergänglichkeit und Tod hineinlugen in diese Idylle, das ist schon gut und subtil gemacht.
Siehe oben, und ist doch völlig normal, wenn nicht jeder mit jedem Thema (oder der Art der Verarbeitung eines Themas) immer etwas anfangen kann.
Also keine Kritik, bloss ein subjektives Geschmacksurteil und ein marginaler Kontrapunkt im Jubelchor der anderen Stimmen.
Und dafür danke ich dir, lieber Peeperkorn, das ist mir ja genauso wichtig wie Lob – zu erfahren, wie ein Text auf verschiedene Leser wirkt - und der „Jubelchor der anderen Stimmen“ macht das schon, dass ich nicht in Depressionen verfalle!

Liebe Grüße von Raindog

Hallo @hell,

ich freue mich sehr, dass du auch vorbeischaust und meiner Geschichte so einen ausführlichen Kommentar widmest.

eine schöne Geschichte. Über das, was ist, was war und bleibt ... bevor letztendlich alles verschwindet. Du hast den richtigen Ton getroffen, der trägt mich ganz leicht durch den Text, der passt zur Stimmung, zu den Figuren, zum Thema auch.
Danke, darüber freue ich mich natürlich auch!
Von schönen Erinnerungen und Fantasien lese ich, ohne das Gefühl zu haben, da klammern sich die Figuren allzu sehr daran, eher so, dass Vergänglichkeit akzeptiert wird,
Und ich freue mich total, wenn die ursprüngliche Idee dann zum großen Teil genau so funktioniert, wie sie soll.
mit einem weinenden Auge zwar, aber auch mit schiefem Grinsen im Gesicht. So eine Savoir-vivre- und C'est-la-vie-Gefühlsmelange. Doch, hat mir gut gefallen, Raindog!
Nochmal danke!
Bisschen Textkram noch:
Über das „bisschen“ musste ich ja lachen! Wahnsinn, wie ausführlich du dich immer durch die Texte arbeitest, danke dafür! Ich zitiere jetzt nicht alle von dir genannten Stellen, einige habe ich stillschweigend schon geändert, andere werde ich noch kritisch nachbetrachten, wenn ich soweit bin.
Den Einstieg finde ich noch etwas holperig - als wenn du dich noch einschreiben müsstest. Diese "Cabrobrille" zum Beispiel. Gibt's so was?, als Bezeichnung, meine ich. Wirkt ein bisschen so, als wenn du indirekt klarmachen möchtest, dass sie in einem Auto sitzen und nicht in einem Flugzeug (wegen des Earhart-Vergleichs, der mir übrigens gefällt).
Ja, „Cabriobrille“, den Begriff gibt es tatsächlich so. Ansonsten hast du meine Intention durchschaut, genau das war der Grund: Dass ich indirekt sagen wollte, dass sie im Auto sitzen. Ich denke aber, schon an dieser Stelle kommt zum Tragen, dass du es eben nicht so magst, dass sich einige Sachen erst nach und nach offenbaren.
Du könntest dir überlegen, ob du am Anfang nicht direkter, deutlicher werden möchtest. Auto, Motorrad-/ Flieger-/ Avioterbrille, Cabriolet, Oldtimer (gerne auch Fabrikat, Farbe oder so). Warum nicht auch gleich den Wolfgang beim Namen nennen?
Noch gefällt mir der Einstieg, aber ich werde mal verschiedene Varianten durchsspielen.
Autoabgase mit Schafen zu vergleichen, die zudem noch die Verfolgung aufnehmen, hm, ist nicht so meins.
Das habe ich schon in einem andern Kommentar erklärt, wie es von mir gedacht war, ich zitiere mich mal selbst: „Benzinwolken – Schäfchenwolken, und dann auch noch grau ...“ War für mich ziemlich klar, scheint es aber wohl doch nicht zu sein ... Bleibt unter Beobachtung!
Die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum, lässt mich ein wenig ratlos zurück.
Das habe ich auch bereits dazu geschrieben: „Die ganze Situation fühlt sich ... an wie ein Aufbruch, etwas Neues, wie bei einem Roadmovie eben - und sicher kommen Erinnerungen hoch an eine Zeit, wo das auch so war, aber die Prota weiß ja, dass das nicht mehr ihr eigentliches Leben ist (auch wenn es das an diesem Nachmittag natürlich ist). Sie verspürt instinktiv eine Aufbruchstimmung, versucht sie aber, weil unrealistisch, sie gar nicht erst zuzulassen.“ Also, eine trügerische Aufbruchstimmung, ein Irrtum eben.
... wie sich Geräusche aus der Stille herauskristallisieren: das Rascheln des Schilfes, das Sirren der Insekten und das Flüstern der Weide, deren Zweige hin und her pendeln wie die dünnen Schwänze exotischer Tiere.
Mir ist das ein Tacken zu viel, auch deswegen, weil das nicht auf die Geräusche aufbaut, du bringst was Visuelles rein, obwohl sie ja gerade die Augen verschlossen hält.
Finger weg von meinen Darlings! Nein, Spaß – also, tatsächlich ein Darling. Muss ich mir mal durch den Kopf gehen lassen. Klar, sie hat natürlich gerade die Augen zu, aber sie hat die Pendelzweige vorher schon gesehen, und nun hört sie sie.
Das kleine Schwarze will mir einfach nicht passend erscheinen, auch weil ich es nicht mit den Stützstrümpfen in Einklang bringen kann
Naja, da ist ja schon etwas Ironie im Spiel. Wolle sagt auf seine charmante Art „kleines Schwarzes“ zu dem ollen, schwarzen Beerdigungskostüm der Prota.
Schön, sagte sie – und mehr fiel ihr auch nicht ein, doch dann flüsterten sie sich rückwärts durch die Jahrzehnte, bis sie sich wieder kannten, bis er ihr Leichenschmaus zuraunte
Schöne Idee mit dem Zuflüstern, nur bekomme ich die zwei Elemente einfach nicht zusammen, schwächt auch die schöne Idee, würde ich also abtrennen.
Das habe ich auch schon überlegt, werde ich sicher so machen, ja.
Kicherte hier herum mit diesem Hinkefuß – bei einer Beerdigung!
Ich weiß noch nichts vom Hinken, oder? Würde ich streichen, mich bringt das kurz raus.
Das gehört für mich zu diesen kleinen Details, die sich erst nach und nach erschließen. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, aber ich lasse es vorerst mal so.
Der Junge lacht heiser und der Sonnenbrand auf seinen Schultern leuchtet gefährlich.
„Psst!“, sagt er und bedeutet ihr, sich flach hinzulegen, „Dort ist Baumel ... Peter Baumann.“
Das passt so nicht. Das Problem ist halt auch, dass du den Namen Wolfgang noch nicht erwähnt hast. Würde mir echt überlegen, ob du den nicht schon im ersten Absatz beim Namen nennst.
Dann ginge es vielleicht in etwa so:
Der Junge lacht heiser und der Sonnenbrand auf seinen Schultern leuchtet gefährlich.
„Psst“, sagt Wolfgang, „der Baumel ... “
„Du meinst den Peter?“, flüstert sie. „Ja, das könnte er wohl sein.“
„Sein Enkel ...“, sagt er, „oder Urenkel, vielleicht.“
Ja, ich sollte den Namen wohl wirklich eher erwähnen. Werde ich tun. Dein weiterer Vorschlag gefällt mir auch ganz gut.
Er war tatsächlich noch gewachsen, wenn auch nicht viel.
Den Satz hab' ich nicht kapiert.
Auch eine der Stellen, die erst später Sinn machen. Irgendwann erzählt sie ja, dass er ziemlich klein war früher. Und an dieser Stelle hat die Prota eben diesen Gedanken, der für den Leser erst im Nachhinein erklärt wid. Das finde ich gar nicht so außergewöhnlich oder störend, aber ich beobachte es auch.
Durch die kursive Schreibweise bekommt das so einen komischen Bedeutungsgleichklang bei mir. Dabei ist ja nur Manhatten ein Film. Verstehst du, was ich meine?
Deswegen vielleicht so (?): Sie erinnert sich, wie er herumstolzierte, begeistert nickte, „aha“ sagte und „wirklich“, wie er den Sekt verschüttete und aussah wie Woody Allen in Manhattan.
Ich habe verstanden, was du meinst, und habe das auch so umgesetzt, danke.
Die Enten kommen ans Ufer geschwommen, ihr Geschnatter hinter sich herziehend wie einen langen Faden, den der Wind mit dem Plätschern des Wassers und der Hottentottenmusik von nebenan zu einem Band aus zeitlosen Sommergeräuschen verknüpft.
Die Idee ist zwar gut, schwächt aber den noch besseren Vergleich, finde ich. Würde ich streichen.
Ich versteh hier nicht ganz, welchen Vergleich du meinst. Den Faden?
Ist schon ein Monstersatz, ich weiß. Kann mich aber noch nicht ganz trennen, vllt. fällt mir noch etwas ein, wie ich‘s umstellen kann.
Auf seinem Gesicht erscheint das gleiche schiefe Lächeln, das sie damals für unsicher gehalten hatte, aber jetzt erkennt sie das Selbstbewusstsein darin und die Gelassenheit, die vermutlich schon immer dagewesen waren.
Sehr gut.
Trotzdem, ich würde umstellen, das Plural seinlassen: Auf seinem Gesicht erscheint das gleiche schiefe Lächeln, das sie damals für unsicher gehalten hatte, aber jetzt erkennt sie die Gelassenheit darin und das Selbstbewusstsein, das vermutlich schon immer dagewesen ist.
Danke, habe ich so übernommen!
„Phhh! Ihr … Hühner!“
Weiß nicht, ob's das braucht.
Phhh! Weiß auch nicht …
Beim letzten Mal? Beim Jahrgangstreffen? Da ist sie in den Fluss gesprungen?
Warum nicht einfach: früher ? Dann müsste ich nicht so viel denken
„früher“ ist übernommen
Würde mir hier auch noch mal ansehen, was du zwischen die Gedankenstriche gepackt und was du abgetrennt hast. Passt für mich nicht, zumindest nach alles dreht sollte noch so ein Ding hin; und das folgende dürfte weg. Ist eine ähnliche Passage wie die, die ich weiter oben schon erwähnt hab'. Bisschen strukturierter dürftest du das hier gerne machen, meine ich.
Da gehe ich nochmal ran, wenn der Kopf wieder frei ist.
Die Silhouetten der Pappeln bewegen sich im Wind wie die dünnen Haare auf dem Kopf eines alten Mannes.
Das sind so Darlings, das kannst du auch, mir ist das aber manchmal eben too much - hat aber was mit persönlichen Vorlieben zu tun, klar.
Ja! :-)
Unter triumphierendem Gesumm transportiert die Wespe einen Kuchenkrümel ab, als wäre sie ein Rettungshubschrauber in unwegsamen Gelände.
Weniger ist mehr, also für mich jedenfalls. Wenn so was zu geballt kommt, schwächt sich das mMn auch immer gegenseitig ab. Hier wirkt das zudem unfreiwillig komisch, comichaft.
Mal schauen, was ich damit mache.
Wolfgangs Hände sind fest und warm. Er schafft es, sie so auf die Beine zu ziehen ...
Unsauber. Das Problem ist ein ähnliches wie bei Wolfgang. Größer noch, weil du deiner Prota gar keinen Namen gönnst.
Auch hier, schaue ich mir nochmal an. Da muss was passieren. Und mit den Namen, da muss ich mal überlegen.
.. und die Serpentinen hoch über dem Meer entlangfahren wie Grace Kelly und Cary Grant in Über den Dächern von Nizza
Manhatten würde mir reichen.
Das muss für mich erstmal bleiben, weil es sie mMn so noch deutlicher als Cineastin charakterisiert.
„Nach Hause“, sagt sie und zieht ihren Rock glatt.
Ich muss immer an die Stützstrümpfe darunter denken
Das darfst du, die sind da ja auch! (Grins)
Der Motor brummt wie ein Shanty-Chor beim Einsingen.
Der Vergleich ist jetzt nicht unbedingt was für mich.
Gut.
So, genug Gemecker. Ich hab's gerne gelesen. Punkt.
Danke für das konstruktive Gemecker, lieber hell, und für die Tipps und das „gerne gelesen“. Ausrufezeichen!

Viele Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @Friedrichard,
vielen Dank für deinen Kommentar und die Gratulation!

Gratulation zur verdienten Empfehlung!, nebst den letzten Flusen,
Und dass du noch Flusen findest, wenn alle anderen schon schlafen gegangen sind, war ja eh klar … ;-)
Das komplexe Prädikat halt,
Danke. Genau… Eigentlich ganz logisch!
dass ausgerechnet er Vater von französischen Kindern geworden ist
Warum - wenn auch nur ein bisschen - Partizipienreiterei, wenn doch, wer Vater ist, zuvor einer werden musste - aus natürlichen Gründen?
In dem Fall ist das auch etwas als Spielerei gedacht, mit der vollendeten Zukunft.
Zur Versöhnung mein liebster Satz, den ich ab heute auch mal gelegentlich zitieren werde (als Fisch – Geburtstag mit Micheangelo und Márquez u. div. anderen, selbst Dutschke kommt immer vorbei - und Fischesser - Kannibale also).
Oh nein, bitte keinen Nachfisch, Opa!
Haha! Fein, dass dir der gefällt! Manchmal hat man so komische Ideen und irgendwann passen sie irgendwo hin.
Lieben Dank für deinen Kommentar und deine Hilfe.
Viele Grüße von Raindog

 

Hi @Raindog

Ich habe die restlichen Kommentare allerhöchstens schnell mal durchgescrollt, kann also sein, dass sich Dinge doppeln. Egal.

Tatsächlich habe ich eine Weile überlegt, wie ich es Dir sage: dass mich die Geschichte beim ersten Lesen nicht abgeholt hat. Klar, gut geschrieben, schöne Bilder, liebevolle Charaktere, ich merke, da passiert was. Aber es hat mich nicht interessiert. Und das liegt vielleicht daran, dass die Erinnerungen an ein sehr fernes Früher und das Weiterleben mit dem Mann in der oberen Etage (dieser Pragmatismus) einfach noch nicht in meinen Interessenbereich fällt. Wenn Du verstehst, was ich meine. ;)

Aber bevor ich Dir so etwas schreibe, dachte ich, ich lese die Geschichte nochmal. Und das hat sich gelohnt. Beim zweiten Mal hat sie mich viel eher angefasst. Ein Highlight ist für mich, wie Wolle auf die Beine von Dolores reagiert. Ich merke, die beiden sind in diesem Augenblick genau auf einer Wellenlänge. Das ist wunderbar gemacht! Ich kann also nicht meckern, und mein Erstlesungsgefühl, das ist rein subjektiv, und ich dachte, es ist fair, dass ich das anspreche und nicht verschweige, nur weil es ein bisschen aus der Reihe fällt. Muss Dich aber nicht stören.

Kleinigkeiten:

Vorsichtig zieht sie die Cabriobrille über die Augen, schüttelt den Kopf und betrachtet sich im Rückspiegel.
„Grandios!“, sagt er und startet den Motor. „Du siehst aus wie Amelia Earhart.“

Den Anfang fand ich schon beim ersten Lesen super. Beim zweiten auch. Da weiß ich, ich habe einen starken Text vor mir, no matter what. Das macht mich neugierig.

Sie lacht und seufzt und versucht sich bequem hinzusetzen.

Hier würde ich ein Komma vor "sich" machen. Ist aber vielleicht Geschmackssache.

Leichenschmaus raunte er ihr zu, „Leichenschmaus – was für ein Wort ...“

An dieser Stelle verstehe ich nicht, warum Du die wörtliche Rede einmal in kursiv und einmal in Anführungszeichen darstellst. Wieso der Unterschied?

Sie betrachtet die Wespe, die am Kuchen nagt; versucht sich zu erinnern wie gemein sie früher zu ihm gewesen war.

Vor "wie" kommt auf jeden Fall ein Komma. Du könntest auch eins vor "sich" setzen – das ist aber nicht nötig, denke ich. "gewesen" ist ein Wort, das eigentlich jede/r aus seinem/ihrem Wortschatz streichen könnte. Denke ich zumindest. "wie gemein sie früher zu ihm war" ändert rein gar nichts am Satz – klingt nur besser. ;)

Die Sonne, der Wein und der Lachanfall haben ihre Füße in den Stützstrümpfen zum Schwitzen gebracht, aber da muss sie durch – sie kann ja schlecht ihre Hühnerbeine auspacken und auf den Picknicktisch legen. Ein Verrat wäre das an ihren eigentlichen Beinen, mit denen sie damals – braungebrannt und glatt – herumgetanzt und in den Fluss gesprungen war ...

Auch eine super Stelle. Das kennt ja eigentlich jede/r (außer Kinder, wahrscheinlich). Sobald sich das Schamgefühl entwickelt hat, denkt man sich: Am liebsten würde ich dies und jenes, aber ich kann/darf/soll nicht. Hier wird diese Besorgnis noch getoppt durch ihre "eigentlichen Beine". Das finde ich herzergreifend, diese Idee, dass die heutigen, gealterten Beine nicht die echten Beine sind.

Wolfgangs schafft es, sie so auf die Beine zu ziehen, dass es sich anfühlt wie ein Tanzschritt, Teil einer maßgeschneiderten Choreografie.

"Wolfgang" statt "Wolfgangs", oder? ;)

Das war's auch schon. Kurz und schmerzlos! Hab tatsächlich etwas länger gebraucht, um in die Stimmung für den Text zu kommen. Aber wie gesagt, das muss Dich nicht irritieren. Tut es wahrscheinlich auch nicht. Denn es ist eine gute Geschichte.

Cheers,
Maria

 

Hallo @Raindog,

und wieder treffen wir uns am See – das einzig richtige bei diesem Wetter – diesmal an deiner Stammbadestelle. :shy:


Ein Roadmovie mit ihr in der Hauptrolle – doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Das könntest du kürzen: …fühlen sich wie ein Irrtum an.


Er sei gerade in der Gegend, um seine Schwester zu besuchen, sagte er. Schön, sagte sie
Hier ist mir deine Unterscheidung durch ihre kursiv gesetzte Aussage nicht ganz klar.


Schön, sagte sie – und mehr fiel ihr auch nicht ein, doch dann flüsterten sie sich rückwärts durch die Jahrzehnte, bis sie sich wieder kannten.
Das ist richtig klasse! :)


Hatten sie nicht einmal sogar den Unterricht geschwänzt, um dort herumzugammeln, obwohl doch die Todesstrafe darauf stand?
„Todesstrafe“ ist mir zu überzogen. Vorschlag: … obwohl doch ein Blauer drohte/(darauf stand)?


Kicherte hier herum mit diesem Hinkefuß – bei einer Beerdigung!
Beerdigung bräuchtest du nicht kursiv setzten, du hast es bereits mit dem Absetzen durch Gedankenstrich und dem Ausrufezeichen betont.


Der Junge lacht heiser und der Sonnenbrand auf seinen Schultern leuchtet gefährlich.
„Psst!“, sagt Wolfgang und bedeutet ihr, sich flach hinzulegen, „Dort ist der Baumel ... “
Ach super, in meinem Ausdruck steht noch „er“ anstatt Wolfgang. Jetzt ist der Bezug besser. :shy:


Lautlos gleitet ein Kanu vorüber und verschwindet wieder, als wäre es ein Untertitel in einem fremdsprachigen Film.
So schön! :herz:


Sie betrachtet einen Wolkenstreifen, der sich am Himmel entlangzieht wie eine weiße Straße durch blaues Feld, kneift die Augen zusammen und wartet, was ihre Gedanken darauf projizieren werden.
Irgendwann taucht eine Karawane auf: eine zähe Prozession alter Menschen mit Rollstühlen, Stöcken und Rollatoren. „Ach“, sagt sie, „na ja“, und fixiert eines der imaginären Räder; schaut zu, wie es sich dreht und dreht – wie sich auch in ihrem Kopf alles dreht –, und das Rad dreht sich weiter und weiter, bis es schließlich zu dem Kinderwagen gehört, in dem sie ihren Urenkel spazieren fährt, zu dem Tretroller und den Fahrrädern, die im Weg herumliegen, wenn sie aus dem Garten kommt mit Körben voll Obst und Gemüse, aus dem sie für die ganze Bande das Mittagessen kocht –
Das allein – nen bisschen abgewandelt, als Flash Fiction-Geschichte, würde mir schon gut gefallen. Die sich wandelnden Bilder, echt super! :thumbsup:


…Nachfisch, Opa!, springen auf und rennen davon. Und mittendrin immer Zorro, der Hund.
„Das klingt schön“, sagt er und streicht eine Ameise von ihrem Unterarm.
„Das ist es wirklich“, sagt sie
Ich hatte den Eindruck, sie denkt das (nur). Und jetzt antwortet Wolfgang.[?]

Bei seiner Frankreich-Szene leitest du den Dialog harmonischer ein:

Wolfgang liegt neben ihr und erzählt von Frankreich,

Die Silhouetten der Pappeln bewegen sich im Wind wie die dünnen Haare auf dem Kopf eines alten Mannes.
Als Bild für mich nicht stimmig, und entbehrlich.

Unter triumphierendem Gesumm transportiert die Wespe einen Kuchenkrümel ab, als wäre sie ein Rettungshubschrauber in unwegsamen Gelände.
Hier auch, das Durchgestrichene.


Jetzt fällt es ihr wieder ein. „Die Beine von Dolores!“, ruft sie und schämt sich im selben Moment – sie hatten ja gar nicht darüber gesprochen Er lacht, verstaut den Picknickkorb im Wagen und pfeift die Melodie des Refrains, als hätte er die ganze Zeit auf den Einsatz gewartet.
Wie verbunden sie sich sind. Total gut, Raindog!

Die Jugendlichen stehen in der Nähe und begutachten den Oldtimer. Der Rotkopf – ein Handtuch über den Schultern – flüstert mit einem Freund. Sie kichern, machen Kussgeräusche und boxen sich in die Seiten.

Die sind echt goldig, passt auch zum restlichen Ton der Geschichte. Zurückblickend, würde ich vllt. das „Jo, Alter! Gib ihm, Digga!„ entschärfen.


…vorher also könnte sie sich ins Cabrio setzen, Gas geben und in einer unübersichtlichen Kurve die Kontrolle darüber verlieren.
Das brauchst du wahrscheinlich als Peak, damit die Handlung nicht so dahinplätschert. Mir ist es zu drastisch.


„Nach Hause“, sagt sie und zieht ihren Rock glatt.
„Und, wo wohnst du jetzt wirklich?“ Er blinzelt ihr zu,
Wieso „wirklich“?

mit einem feinen Sepiaschleier
Hach, schön. Die beiden sollten mit künftigen Fahrten keinesfalls auf die nächste Beerdigung warten. Ich habe jetzt nicht so viele schöne Textstellen zitiert, wie ich könnte, Raindog. :herz:

Unverbrauchte und gut abgestimmte Bilder, der nette Ausflug mit Schlenkern in ihre bisherigen Leben, der melancholische aber nicht pessimistische Tonfall und die sehr gut ausgezeichneten Charaktere, haben deine Geschichte für mich besonders gemacht. Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen zu den einzelnen Textstellen was anfangen.

Sehr gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Liebe @Raindog.

beim ersten Lesen dachte ich: He, die liebe Raindog hat einen Text extra für mich geschrieben.
Ich stand sofort neben dem alten Pärchen, das bei einer Beerdigung ein Wiedersehen feiert mit Klassenkameraden, von denen jedes Jahr einer wegstirbt. Und doch - das ist meine Erfahrung - ist so eine Beerdigung nicht selten ein freudiges Ereignis, weil man noch einmal davongekommen ist, denn immer schwingt der Gedanke mit: Ich könnte als Nächste dransein. Und dann gibt es die Gelegenheit, das eine oder andere Bild zu korrigieren. Wieso habe ich damals nicht bemerkt, dass Udo ein so witziger Kerl war oder Klaus gar kein Streber, sondern einer, der aus lauter Bescheidenheit sich schüchtern hinter seine riesigen Brille versteckte?

Ja, das hast du gut eingefangen, diese melancholische Erkenntnis, dass das Leben vergänglich ist. Und doch spüre ich Altersheiterkeit bei den beiden. Carpe diem, solange noch das Lämpchen glüht.

Schöne Bilder kreierst du, sprachlich ganz an die Sprache der erinnerten Zeit angepasst, mit einigen absichtlich (?) gesetzten modernen Ausdrücken. Deine Prota soll ja kein altes Schrapnell sein, sondern eine Frau, die durchaus auf der Höhe der Zeit ist, wenn sie auch etwas Mühe hat mit ihren Beinen, die eben leider nicht mehr die Beine von Dolores sind.

Zunächst hatten sie etwas hölzern beieinander gestanden, Wolfgang und sie. Er sei gerade in der Gegend, um seine Schwester zu besuchen, sagte er. Schön, sagte sie – und mehr fiel ihr auch nicht ein, doch dann flüsterten sie sich rückwärts durch die Jahrzehnte, bis sie sich wieder kannten.

Sehr schön, diese Annäherung auf dem Friedhof mit dem verschwörerischen Verschwinden, um dem Leichenschmaus zu entgehen ...

… Hatten sie nicht einmal sogar den Unterricht geschwänzt, um dort herumzugammeln, obwohl doch die Todesstrafe darauf stand?

Diese Stelle gefällt mir besonders gut. Ich weiß zwar nicht, ob du dies als Anspielung auf das gegenwärtige Unterrichtsschwänzen gemeint hast; ich will es aber gerne so verstehen. Und dabei mir in Erinnerung rufen, dass es auch schon früher SchülerInnen gab, die wegen einer Demonstration eine Strafarbeit oder Arrest oder Schlimmeres riskierten. Damals waren es die jetzigen SPD- und CDU-Wählerinnen ...

Danke für den schönen Text. Wie immer eher Leseeindruck als Textarbeit. Den Titel habe ich übrigens sofort mit alten Fotografien assoziiert. Solche Bilder hängen reichlich an meinen Wänden herum.
LG wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @TeddyMaria

Tatsächlich habe ich eine Weile überlegt, wie ich es Dir sage: dass mich die Geschichte beim ersten Lesen nicht abgeholt hat.
Das ist legitim und du sagst es mir am besten genau so, wie du es jetzt getan hast.
;)
Klar, gut geschrieben, schöne Bilder, liebevolle Charaktere, ich merke, da passiert was
Schön, dass du das trotzdem so empfindest.
Aber es hat mich nicht interessiert. Und das liegt vielleicht daran, dass die Erinnerungen an ein sehr fernes Früher und das Weiterleben mit dem Mann in der oberen Etage (dieser Pragmatismus) einfach noch nicht in meinen Interessenbereich fällt.
Das ist sehr gut möglich. Du bist ja noch verdammt jung, und ich habe keine Ahnung, ob mich so etwas in deinem Alter angesprochen hätte. Ich selbst bin jetzt altersmäßig genau in der Mitte zwischen dir und meinen Protas, aber es hat sich trotzdem noch etwas seltsam angefühlt, aus der Sicht so einer alten Frau zu schreiben. Wenn alte Leute davon reden, dass sie ja auch mal jung waren, können sich die Jüngeren (mich eingeschlossen, haha) trotz aller Logik das immer nicht so richtig vorstellen – und mit der Geschichte und ihren Protas wollte ich ausprobieren, ob man es vielleicht doch ein wenig kann.
Beim zweiten Mal hat sie mich viel eher angefasst.
Yeah!
Ein Highlight ist für mich, wie Wolle auf die Beine von Dolores reagiert. Ich merke, die beiden sind in diesem Augenblick genau auf einer Wellenlänge.
Das freut mich. Ist auch eine meiner Lieblingsstellen. :)
Ich kann also nicht meckern, und mein Erstlesungsgefühl, das ist rein subjektiv, und ich dachte, es ist fair, dass ich das anspreche und nicht verschweige, nur weil es ein bisschen aus der Reihe fällt.
Subjektiv ist es ja immer, also – alles gut!
Den Anfang fand ich schon beim ersten Lesen super. Beim zweiten auch. Da weiß ich, ich habe einen starken Text vor mir, no matter what. Das macht mich neugierig.
Danke! Plan aufgegangen! :D
Sie betrachtet die Wespe, die am Kuchen nagt; versucht sich zu erinnern wie gemein sie früher zu ihm gewesen war.
Hier würde ich ein Komma vor "sich" machen. Ist aber vielleicht Geschmackssache.
Der Friedel hat mir in #13 erklärt, dass da kein Komma hinkommt. Vom Gefühl finde ich ja auch, dass da eins hin sollte – aber wäre dann eben falsch.
Leichenschmaus raunte er ihr zu, „Leichenschmaus – was für ein Wort ...“
An dieser Stelle verstehe ich nicht, warum Du die wörtliche Rede einmal in kursiv und einmal in Anführungszeichen darstellst. Wieso der Unterschied?
Das habe ich inzwischen geändert. Es war historisch gewachsen, aber hat dann irgendwann keinen Sinn mehr gemacht, stimmt.
Vor "wie" kommt auf jeden Fall ein Komma. Du könntest auch eins vor "sich" setzen – das ist aber nicht nötig, denke ich. "gewesen" ist ein Wort, das eigentlich jede/r aus seinem/ihrem Wortschatz streichen könnte. Denke ich zumindest. "wie gemein sie früher zu ihm war" ändert rein gar nichts am Satz – klingt nur besser.
Das „wie“-Komma hatte ich verbummelt, danke. Das sich-Komma ist wieder der gleiche Fall wie oben – wäre falsch. „Gewesen“ hat keinen guten Ruf, ich weiß, irgendwie finde ich es hier aber besser, einfach vom Gefühl.
Sobald sich das Schamgefühl entwickelt hat, denkt man sich: Am liebsten würde ich dies und jenes, aber ich kann/darf/soll nicht. Hier wird diese Besorgnis noch getoppt durch ihre "eigentlichen Beine". Das finde ich herzergreifend, diese Idee, dass die heutigen, gealterten Beine nicht die echten Beine sind.
Freut mich auch sehr, dass du die Stelle magst. Innendrin ändert sich nämlich nach den ersten zwanzig Jahren (fast) nix mehr. (Ich kann da natürlich nur für mich sprechen!) :lol:
Hab tatsächlich etwas länger gebraucht, um in die Stimmung für den Text zu kommen. Aber wie gesagt, das muss Dich nicht irritieren. Tut es wahrscheinlich auch nicht. Denn es ist eine gute Geschichte.
Irritiert mich nicht, alles gut, wie es ist! Ich danke dir sehr für deine Hilfe und deinen Leseeindruck, liebe TeddyMaria, das bringt mir sehr viel! :thumbsup:

Viele Grüße von Raindog

Liebe @wegen,

und wieder treffen wir uns am See – das einzig richtige bei diesem Wetter – diesmal an deiner Stammbadestelle.
Ja, komm, lass uns hineinspringen – ganz egal mit welchen Beinen! :bounce:
die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.
Das könntest du kürzen: …fühlen sich wie ein Irrtum an.
Dann hätte ich aber zweimal „wie“ hintereinander. Aber an diese Stelle gehe ich vielleicht nochmal ran, die wurde schon immer mal bekrittelt ...
Er sei gerade in der Gegend, um seine Schwester zu besuchen, sagte er. Schön, sagte sie
Hier ist mir deine Unterscheidung durch ihre kursiv gesetzte Aussage nicht ganz klar.
Das war erst anders, ich weiß schon gar nicht mehr, wie – aber ich habe es jetzt normalisiert, danke!
Hatten sie nicht einmal sogar den Unterricht geschwänzt, um dort herumzugammeln, obwohl doch die Todesstrafe darauf stand?
„Todesstrafe“ ist mir zu überzogen. Vorschlag: … obwohl doch ein Blauer drohte/(darauf stand)?
Das ist ja ein wenig ironisch gemeint von Wolfgang. Die wissen ja beide, dass es nicht so war, aber es war halt ein "schlimmes Vergehen" damals, und Wolle macht sich da etwas lustig drüber mit der Übertreibung.
Ach super, in meinem Ausdruck steht noch „er“ anstatt Wolfgang. Jetzt ist der Bezug besser.
Ja, ich habe den Namen Wolfgang jetzt eher eingeführt und dadurch einige Bezüge verbessern können.
Sie betrachtet einen Wolkenstreifen, der sich am Himmel entlangzieht wie eine weiße Straße durch blaues Feld, kneift die Augen zusammen und wartet, was ihre Gedanken darauf projizieren werden.
Irgendwann taucht eine Karawane auf: eine zähe Prozession ….
Das allein – nen bisschen abgewandelt, als Flash Fiction-Geschichte, würde mir schon gut gefallen. Die sich wandelnden Bilder, echt super!
Danke! Freut mich, wenn der Absatz dich so erreicht!
…Nachfisch, Opa!, springen auf und rennen davon. Und mittendrin immer Zorro, der Hund.
„Das klingt schön“, sagt er und streicht eine Ameise von ihrem Unterarm.
„Das ist es wirklich“, sagt sie
Ich hatte den Eindruck, sie denkt das (nur). Und jetzt antwortet Wolfgang.[?]
Am Anfang denkt sie es nur, ja, aber als sie sich dann die richtigen Bilder zurechtgeschüttelt hat, ab hier also, ab "bis": „und das Rad dreht sich weiter und weiter, bis es schließlich zu dem Kinderwagen gehört, in dem sie ihren Urenkel spazieren fährt ...“ war mein Gedanke zumindest, dass sie es ab da erzählt, aber ich habe es der Abwechslung und der Erzählsprache halber nicht in wörtliche Rede gesetzt.
Die Silhouetten der Pappeln bewegen sich im Wind wie die dünnen Haare auf dem Kopf eines alten Mannes.
Als Bild für mich nicht stimmig, und entbehrlich.
Menno, immer auf die Darlings! :bonk: Noch kann ich mich nicht von den letzten beiden Haaren trennen, aber mal sehen ...
Unter triumphierendem Gesumm transportiert die Wespe einen Kuchenkrümel ab, als wäre sie ein Rettungshubschrauber in unwegsamen Gelände.
Hier auch, das Durchgestrichene.
Schon wieder! :eek: (Menno, immer auf die Darlings! Noch kann ich mich nicht ... trennen, aber mal sehen ...)
Sie kichern, machen Kussgeräusche und boxen sich in die Seiten.
Die sind echt goldig, passt auch zum restlichen Ton der Geschichte. Zurückblickend, würde ich vllt. das „Jo, Alter! Gib ihm, Digga!" entschärfen.
Schön, dass du die Kids magst. Aber ich finde, da ist nichts zu entschärfen - oder denkst du an eine Schlägerei? Ich denke eher an kumpelhaftes Herumgebalge, und einer wird wahrschlich ins Wasser geworfen (man sieht das ja nicht …)
…vorher also könnte sie sich ins Cabrio setzen, Gas geben und in einer unübersichtlichen Kurve die Kontrolle darüber verlieren.
Das brauchst du wahrscheinlich als Peak, damit die Handlung nicht so dahinplätschert. Mir ist es zu drastisch.
Naja, sie erlaubt sich kurz die Vorstellung eines so dramatischen Abgangs, bei dem Gedanken, dass es ihr so gehen könnte wie ihrem Mann. Finde ich legitim. Sie macht es ja nicht. Und gewollt ist u.a. der Bezug zum Tod von Grace Kelly, die auf eben diese Weise verunglückt (?) ist, an fast der gleichen Stelle, wo sie damals die Filmszenen im Cabrio gedreht haben.
mit einem feinen Sepiaschleier
Hach, schön. Die beiden sollten mit künftigen Fahrten keinesfalls auf die nächste Beerdigung warten. Ich habe jetzt nicht so viele schöne Textstellen zitiert, wie ich könnte, Raindog.
Danke, mir genügt, dass ich weiß, dass du könntest!
;)
Unverbrauchte und gut abgestimmte Bilder, der nette Ausflug mit Schlenkern in ihre bisherigen Leben, der melancholische aber nicht pessimistische Tonfall und die sehr gut ausgezeichneten Charaktere, haben deine Geschichte für mich besonders gemacht. Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen zu den einzelnen Textstellen was anfangen.
Mit deinem schönen Resümee kann ich ganz viel anfangen, das macht mich glücklich :), und du hast ja selbst gesehen, dass ich sehr viel mit deinen Anmerkungen anfangen kann. Wozu ich jetzt nichts mehr extra gesagt habe, das habe ich dann bereits umgesetzt.
Ich danke dir für den schönen Kommentar, liebe wegen!

Viele Grüße von Raindog

 


„Wer lange lebt, wird alt.“*
„Wer seiner Jugend nachläuft, läuft dem Alter in die Arme.“**
* Henry Vahl (oder wer auch immer, Ohnsorg-Theater)
** (Willy) Millowitsch im gleichnamigen Theater​

Der Wind treibt kleine Wellen über den Fluss. Sie atmet ein, schließt die Augen und hört zu, wie sich Geräusche aus der Stille herauskristallisieren: das Rascheln des Schilfes, das Sirren der Insekten und das Flüstern der Weide, deren Zweige hin und her pendeln wie die dünnen Schwänze exotischer Tiere.

Ja, da ist Dir ein poetisches Stück geglückt,

Raindog,

und – obwohl nahe bei @wieselmaus (also nicht erschrecken, was jetzt folgt) – wirkt es auf mich wie ein modernes Schäferstück (wenn auch ohne Hirten) des Rokoko – und besser als Wikipedia (ja , ich hab reingeschaut!, und mich nicht mal schütteln müssen) bringt‘s der Duden auf den Punkt, eine „durch zierliche, beschwingte Formen und eine weltzugewandte, heitere oder empfindsame Grundhaltung gekennzeichneter Stil der europäischen Kunst (auch der Dichtung und Musik), in den das Barock im 18. Jahrhundert überging“ (Duden.de, Stichwort Rokoko) – nämlich von der Idylle bis zum Oldtimer – der ja auch mal jung, pardon, modern war – bis hin zu den heute modernen Alten, die ganz anders als die geschundenen Generationen zuvor nicht dem Alter mit gebeugtem Rücken und einer dunklen Kleiderordnung und gelegentlich düsteren Weltordnung frönen (keiner hält mich z. B. für 69, dabei fühl ich mich bestenfalls als 68), sondern Picknicken und sei‘s in der Raue (landsch., Niederrhein für Leichenschmaus) und nicht so sehr der eigenen Heldentaten vor Verdun oder in Stalingrad gedachten, sondern dem wachsenden Einfluss anglo-amerikanischer Mythen, wie Hollywood sie prägt ("1968" wurde bereits 1967 - Vietnamkongess in Berlin - durch den Vietnamkrieg ausgelöst, Hippies, inzwischen realkapitalitische modisch angepasst, kurz: systemkonform integriert ... und auch das Gegenteil beispielsweise Lennon und Dylan – der „damals“ in Woodstock wohnte – waren alles andere als Hippies, und die Studentenbewegung reimte „auch ein Hippie muss mal Pippi“. Und was für Klübchen aus den idealisierten Easy-Ridern und Engeln der Hölle wurde ist kaum zu glauben … Auch dieser Film bereits ein Schäferstückchen?)
Der Höhepunkt der aktuellen Verwirrung liegt dann darin, dass die „konservative“ (die am Hergebrachten festhaltende) CSU die Revolution („gewaltsame“ Veränderung) ausruft. Eine Revolution aus dem Heimatmuseum.

Nehmen wir den Namen von Frau

Earhart
, buchstäblich und tatsächlich eine Emanze, die zwar als Flugpionierin beim ersten weibl. Atlantikflug verschollen ging (beinahe hätt ich doch verschallte geschrieben, bedient sich doch populäre Musik von Bachman-Turner-Overdrive bis Joni Mitchel des Frauenschicksals, heißt: Earhart ist nicht mehr die Emanze, sondern Teil der Popkultur) usw. und selbst Zorro („Fuchs“), eine Art spanisch sprechender Robin Hood in „California“, mutmaßlich selbst schon ein Name aus dem Roman „Las Sergas de Esplandián“ (Montalgo, 1510) einer utopischen Insel von Amazonen. So setzt sich unsere Gegenwart in den Romanen von gestern fort, um darüber frische, unverbrauchte Kräfte nachdenken und schreiben (besser: sich äußern) zu lassen. Und es ist wie immer unterm kaptalistischen Diktats des Wachstums -
... doch die Sonne, der Fahrtwind und der Geruch der Benzinwolken, die sie verfolgen wie eine Herde grauer Schafe, fühlen sich an, als wären sie ein Irrtum.

Das Wort „Leichenschmaus“ taucht übrigens das erste Mal bei Schiller im Fiesko (2, 14) auf
"GIANETTINO mit einem dumpfen Gelächter. Der Aufruhr schwelle mir an die Gurgel! – Kaiser Karl! Mit dieser einzigen Silbe will ich sie niederwerfen, daß in ganz Genua auch keine Glocke mehr summen soll.
LOMELLIN. Böhmen liegt weit von Italien – Wenn Karl sich beeilt, kann er noch zeitig genug zu Ihrem Leichenschmaus kommen."(Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 14. Auftritt - Friedrich Schiller Archiv) Alles andere als ein dem Absolutismus frönendes Werk. Schiller war eben Historiker und somit zwangsweise der politischere im Weimarer Olymp.
Es ähneln sich die gesellschaftl. Zeichen für einen Wechsel wie vor 2 ½ Jahrhunderten, damals durch die gewaltsame Ablösung des Absolutismus -
und Marie Antoinettes*** berühmtes Zitat „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen“ oder auch „Die Leute glauben, es sei so einfach, die Königin zu spielen, aber sie irren. Nichts als Vorschriften und Zeremoniell! Natürlich zu sein, ist anscheinend ein Verbrechen“, das man ähnlich von Herrn oder Frau Trump oder Johnson‘s Boris erwarten kann. Der Umgang wird spontaner und zugleich rauer bis hin zur Gewalt, Sprache wird bis zum Pidgin abgeschliffen, Verstand beurlaubt.
*** wahrscheinlich hat es Rousseau erfunden
Referenz: Zitate von Marie Antoinette (15 Zitate) | Zitate berühmter Personen

Bissken Triviales ist noch

„Aber, du … Ach was!“ Sie betrachtet die Wespe, die am Kuchen nagt; versucht sich zu erinnern, wie gemein sie früher zu ihm gewesen war.
Ja, da erinnert schon das Partizip an die eigene, sicherlich bei Nichteinäscherung kommende Verwesung. Weg mit ihm! Früher ist genug Hinweis!
„Mademoiselle Schülz!", ruft sie überrascht, „Die hatte ich ja ganz vergessen, die alte Schrapnelle!"
warum Majuskel, wenn ein Komma an sich eine Minuskel – es wäre denn ein Substantiv – erwarten lässt?
sie wird Lippenstift auftragen, die Strümpfe wegschleudern und tanzen –, und wenn es so[...]weit ist – nein – bevor es so[...]weit ist, dass sie für immer so daliegen muss: weiß wie ein Fischfilet, …
„Ich weiß“, sagte er. „Eine gute Adresse[.]“[...]

War mir ein Vergnügen und wird es auch bleiben, die Insel der Glückseligen zu betreten und auf die Umwelt zu schauen!, kurz:

Gern gelesen und gar nicht viel gegrübelt und sogar gelacht - nicht nur über die aus dem Hause Habsburg ...

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @wieselmaus,

ich freue mich sehr, dich hier zu lesen! :)

beim ersten Lesen dachte ich: He, die liebe Raindog hat einen Text extra für mich geschrieben.
Und ich habe tatsächlich mehrmals an dich gedacht, nicht zuletzt, weil es ja kleine Parallelen zu deinem letzten Challengebeitrag gibt: Zwei alte Leute, ehemalige Klassenkameraden, die nach langer Zeit wieder voneinander hören, bzw. in meinem Fall, sich treffen. Und desweiteren hatte ich ja etwas Sorge, dass du, die zwar noch um einiges jünger bist als meine Protas, aber altersmässig doch näher dran als ich, mir die Geschichte vielleicht um die Ohren haust und sagst, nee du, so geht das nicht! Aber – puh – das scheint ja nicht der Fall zu sein.
Ich stand sofort neben dem alten Pärchen, das bei einer Beerdigung ein Wiedersehen feiert mit Klassenkameraden, von denen jedes Jahr einer wegstirbt.
Das die beiden echt wirken und du bei ihnen warst, dass freut mich wirklich außerordentlich.
Und doch - das ist meine Erfahrung - ist so eine Beerdigung nicht selten ein freudiges Ereignis, weil man noch einmal davongekommen ist, denn immer schwingt der Gedanke mit: Ich könnte als Nächste dransein.
Und das ist ja auch gut so, dass es nicht nur traurig und negativ beladen sein muss.
Und dann gibt es die Gelegenheit, das eine oder andere Bild zu korrigieren. Wieso habe ich damals nicht bemerkt, dass Udo ein so witziger Kerl war oder Klaus gar kein Streber, sondern einer, der aus lauter Bescheidenheit sich schüchtern hinter seine riesigen Brille versteckte?
Du sagst es. Und Wolle war schon immer ein cooler Typ!
Ja, das hast du gut eingefangen, diese melancholische Erkenntnis, dass das Leben vergänglich ist. Und doch spüre ich Altersheiterkeit bei den beiden. Carpe diem, solange noch das Lämpchen glüht.
Altersheiterkeit ist ein schönes Wort, das hebe ich mir auf und hoffe, es später zu leben.
Schöne Bilder kreierst du, sprachlich ganz an die Sprache der erinnerten Zeit angepasst, mit einigen absichtlich (?) gesetzten modernen Ausdrücken.
Die modernen Ausdrücke sind mir jetzt gar nicht bewusst, von daher vermutlich unabsichtlich gesetzt, aber das kann ja nichts schaden, denn altbacken soll der Text ja nicht rüberkommen. Meinst du eventuell „Roadmovie“? Da habe ich mich bereits damit herausgeredet, dass die Prota eben ein Filmfreak ist und den Begriff kennt und benutzt.
Deine Prota soll ja kein altes Schrapnell sein, sondern eine Frau, die durchaus auf der Höhe der Zeit ist, wenn sie auch etwas Mühe hat mit ihren Beinen, die eben leider nicht mehr die Beine von Dolores sind.
Nein, sie selbst ist natürlich keine alte Schrapnelle oder altes Schrapnell, aber dieser Bergriff, den sie in ihrer Jugend abwertend für ungeliebte ältere Damen benutzt haben, wirkt, in ihrem jetzigen Alter benutzt, einfach sehr kurios.
Sehr schön, diese Annäherung auf dem Friedhof mit dem verschwörerischen Verschwinden, um dem Leichenschmaus zu entgehen ...
Schön, dass du das so siehst!
Hatten sie nicht einmal sogar den Unterricht geschwänzt, um dort herumzugammeln, obwohl doch die Todesstrafe darauf stand?
Diese Stelle gefällt mir besonders gut. Ich weiß zwar nicht, ob du dies als Anspielung auf das gegenwärtige Unterrichtsschwänzen gemeint hast; ich will es aber gerne so verstehen. Und dabei mir in Erinnerung rufen, dass es auch schon früher SchülerInnen gab, die wegen einer Demonstration eine Strafarbeit oder Arrest oder Schlimmeres riskierten. Damals waren es die jetzigen SPD- und CDU-Wählerinnen ...
Die Anspielung war zwar nicht mein erster Gedanke beim Schreiben, aber später habe ich natürlich auch daran gedacht. Und wie sich das über die Jahre geändert hat ...
Danke für den schönen Text. Wie immer eher Leseeindruck als Textarbeit. Den Titel habe ich übrigens sofort mit alten Fotografien assoziiert. Solche Bilder hängen reichlich an meinen Wänden herum.
Solche Bilder sind ja auch einfach schön! :herz:Und danke dir für den tollen Leseeindruck, der hat mir viel Spaß gemacht.

Liebe Grüße von Raindog


@Friedrichard
Ha, da ist ja der Friedel wieder! :)

Ja, da ist Dir ein poetisches Stück geglückt
Wie schön du das sagst, danke!
und – obwohl nahe bei @wieselmaus (also nicht erschrecken, was jetzt folgt) – wirkt es auf mich wie ein modernes Schäferstück des Rokoko
Hu, Schäferstück :susp:, da bin ich kurzfristig irritiert und hoffe, es läuft nicht auf so etwas wie eine Heimatschnulze hinaus, aber was du bzw. der Duden dann dazu sagen, damit kann ich doch ganz gut leben:
...bringt‘s der Duden auf den Punkt, eine „durch zierliche, beschwingte Formen und eine weltzugewandte, heitere oder empfindsame Grundhaltung gekennzeichneter Stil der europäischen Kunst (auch der Dichtung und Musik), in den das Barock im 18. Jahrhundert überging“ (Duden.de, Stichwort Rokoko)
Klingt sehr akzeptabel für mich!
nämlich von der Idylle bis zum Oldtimer – der ja auch mal jung, pardon, modern war – bis hin zu den heute modernen Alten, die ganz anders als die geschundenen Generationen zuvor nicht dem Alter mit gebeugtem Rücken und einer dunklen Kleiderordnung und gelegentlich düsteren Weltordnung frönen (keiner hält mich z. B. für 69, dabei fühl ich mich bestenfalls als 68), sondern Picknicken und sei‘s in der Raue (landsch., Niederrhein für Leichenschmaus)
Da hat sich je glücklicherweise sehr viel geändert, und so alt, wie unsere Groß- oder Urgroßeltern aussahen, können wir sowieso gar nicht werden ...
Und was für Klübchen aus den idealisierten Easy-Ridern und Engeln der Hölle wurde ist kaum zu glauben … Auch dieser Film bereits ein Schäferstückchen?)
Das kommt dem wahrscheinlich sehr nahe.
Und was du noch über die Earhart und den Zorro zu sagen weißt, ist wieder mal sehr horizonterweiternd, danke dir!
buchstäblich und tatsächlich eine Emanze, die zwar als Flugpionierin beim ersten weibl. Atlantikflug verschollen ging (beinahe hätt ich doch verschallte geschrieben, bedient sich doch populäre Musik von Bachman-Turner-Overdrive bis Joni Mitchel des Frauenschicksals, heißt: Earhart ist nicht mehr die Emanze, sondern Teil der Popkultur) usw. und selbst Zorro („Fuchs“), eine Art spanisch sprechender Robin Hood in „California“, mutmaßlich selbst schon ein Name aus dem Roman „Las Sergas de Esplandián“ (Montalgo, 1510) einer utopischen Insel von Amazonen. So setzt sich unsere Gegenwart in den Romanen von gestern fort, um darüber frische, unverbrauchte Kräfte nachdenken und schreiben (besser: sich äußern) zu lassen.
Das Wort „Leichenschmaus“ taucht übrigens das erste Mal bei Schiller im Fiesko (2, 14) auf „Wenn Karl sich beeilt, kann er noch zeitig genug zu Ihrem Leichenschmaus kommen."
Da hätte ich ja erwartet, dass es das schon viel länger gibt. Aber klar, gibt‘s ja auch, der Schiller hat es ja nicht erfunden. :teach:
Bissken Triviales ist noch
Das du da immer noch was gefunden hast ...
War mir ein Vergnügen und wird es auch bleiben, die Insel der Glückseligen zu betreten und auf die Umwelt zu schauen!, kurz:
Gern gelesen und gar nicht viel gegrübelt und sogar gelacht ...
Mir war es auch ein Vergnügen, lieber Friedel, danke für deinen erneuten Blick und die letzten (!) Flusen und die Wissensvermittlung und das Lob!

Viele Grüße von Raindog

 

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