Sensibel für die Psychen der Menschen-Ist es eine Begabung oder ein Fluch?
Stella
Sie ist die Psychologie in Person.Alles was in ihrem Leben passiert, kommt sofort mit Psychologie in Berührung.Nichts kann an ihr vorbei-der Psychologie von Stella.
Es wird psychologisch nachgedacht, hinterfragt, analysiert und überlegt.
Ständig lebt sie mit ihren Gedanken weit weg in einem Reich, in das nur wenige Menschen gehen können. Normale Menschen kennen gar nicht diesen Ort, an dem sich die Minderheit der Menschen zurück zieht und nur ganz für sich lebt.Dies ist ein recht einsames Leben.Denn wenn sie versuchen diesen Ort jemandem bekannt zu machen,einem außen stehenden, so versteht er ihn nicht.
Dieser Ort, ganz weit weg, ist nur für Menschen, die die Begabung mit auf ihren Weg bekommen haben, dort leben zu können.
Stella ist oft an diesem Ort.Er ist in ihr und wenn sie dort ist, scheint ihr Körper fast leblos. So sitzt sie da.
Nur an ihrem atmen kann man erkennen,dass sie lebt.Ihr Blick ist völlig leer.
Dort denkt sie über Verhaltensmustern der Menschen nach,reflektiert und analysiert Menschen und ihre Erfahrungen mit ihnen.Und dann weiß sie viel über sie-die anderen.
Doch oft auch seufzte sie und wünschte eine von den anderen zu sein, denn sie sah,dass es vielleicht einfacher für sie wäre,zu leben.
Stella erkennt sofort, warum sich Menschen so verhalten,wie sie sich verhalten.
Sie braucht darüber nicht nachzudenken, nur ein Satz verrät ihr aus dem Inneren einer anderen Person,die ihr völlig fremd sein kann.
Diese Begabung, oder dieser Fluch, macht ihr Leben nicht einfach.
Weil sie Menschen mit ihrem Leben,ihrem Verhalten und ihren Gedanken konfrontiert, hat sie keine richtigen Freunde.Sie ziehen sich zurück,weil Stella sie mit sich und ihrem Innenleben bekannt macht.
Für viele ist dies erschreckend.Sie entdecken Sachen an und in sich, die ihnen vorher nie bewußt waren.
Das macht sie unsicher und sie sind verängstigt.Diesen Teil in sich kennen sie nicht und würden sie ihn rausholen, wäre es vielleicht der Unterang der Person, die sie zu dem Zeitpunkt sind und leben.
Stella spricht Dinge offen an, die sie erkennt und gerät dadurch häufiger in Streiterein mit Leuten, weil die sie nicht verstehen.
Vor einiger Zeit machte Stella ein Praktikum in einer Redaktion einer sehr bekannten Frauenzeitschrift.
Dort traft sie sich mit dem Redaktionsleiter. Mit ihm sollte sie sich, als Aufgabe der Schule, über sein Leben unterhalten. Er erzählte von seiner Zeit als Student,seinem Karriere-Aufstieg,all den Preisen und Ehrungen,welche Stars er schon getroffen hatte, aufgrund seiner Prominenz und was er durch seine Persönlichkeit erreichen konnte.
Stella lies in bis zum Schluss ausreden- fast zwei Stunden.
Dann fragte sie: „Und was haben sie die ganze Zeit in ihrer Persönlichkeit erlebt?“
Dies musste sie ihm erklären.Sie wollte wissen, wie er sich bei bestimmten Dingen gefühlt hat,tief in sich drin.Sie wollte nichts mehr Oberfächliches von ihm hören.Das hatte sie nun schon fast zwei Stunden gedurft.
Nun war es Zeit von seinem Inneren als Redaktionsleiter zu hören:Wie ging es ihm bei bestimmten Artikeln,die verfasst worden sind.Erkannte er sich in manchen Menschenschicksalen, die in der Zeitung abgedruckt wurden, wieder?Ließen andere Schicksale ihn kalt,oder war er auch berührt von ihnen? Und in welchen Punkten ehrt und kritiesiert er sich als Mensch und nicht als Redaktionsleiter?
Darauf wusste er keine Antworten.Er überlegte, stotterte, wurde nervös und bat sie das Büro zu verlassen.
Danach beschwerte er sich bei der Schule und ging den Rest ihres Praktikums still schweigend an ihr vorbei.
Stella konnte es nicht verstehen.Sie hatte doch nur etwas über ihre Person heraus finden wollen.Sie hatte von ihm gehört, wie seine berufliche Karriere verlief, aber sie wollte auch wissen,wie er als Mensch war.
„Wieso können die Menschen nicht offen über sich sprechen?“ hatte sie unter Tränen ihre Mutter gefragt, nachdem sie seine Ablehnung zu spüren bekam.Sie wusste dich Antwort,aber sie wollte sie von jemandem hören.
Ihre Mutter nahm sie in die Arme und sagte: „Es sind nicht alle so wie du, Stella.Nicht jeder ist so sensibel für sich und andere, wie solche Menschen mit solch einer Begabung.“
„Oder solch einem Fluch.“ hatte Stella daraufhin geschluchzt.
Zwei Wochen darauf, verstarb ihr Lieblingsopa an einer schweren Nervenkrankheit.
Er konnte sie immer verstehen.Denn er lebte auch mit ihr-der Psychologie.
Ihr bester Freund,Miekesch,der Hauskater wurde überfahren und es geschahen noch einige schrecklichen Dinge,
die sie und ihre Seele verkümmern und zusammensacken ließen.
Sie kam in mehrere Therapien,dort konnte ihr nicht geholfen werden.
Sie aß nichts mehr und ihr Körper wurde schwach und schwächer.
Drei Tage vor ihrem Tod sagte sie zu ihrer Mutter:
„Ich lebe mit und für die Psychologie und wenn die Psychologie in mir versagt,versagt mein Körper.
Mama,wenn ich sterben sollte,dürft ihr nicht weinen.Ich werde doch dann von meinem Fluch erlöst.
Dann werde ich so sein,wie jeder andere auch.Ein Engel.“