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Selbstrezension

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10.11.2003
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Selbstrezension

Jeder kennt sie, die Rezensionen bei amazon, und viele potenzielle Käufer wagen erst durch sie den letzten Schritt. Wie die Süddeutsche Zeitung heute schreibt, wurden in Kanada durch einen Fehler in der Software einige der Rezensenten namentlich bekannt, darunter auch Autoren, die ihre eigenen Werke zensierten.

Dass Solches geschieht, hat man ja schon lange vermutet, aber neu dabei ist, wie ein Autor darauf reagierte: „nicht als ertappter Sünder, sondern als selbstbewusster Wahrer von Autoreninteressen im Zeitalter des Internet, in dem die Sternchenvergabe der Kundenbewertungen als Steuerungselement auf den Buchverkauf einwirkt. Die anonyme Selbstrezension, sagt Rechy, ist ein Akt der Notwehr. „

Obwohl bei uns auf kg.de eine andere ist – wir haben nicht wirklich etwas zu verkaufen -, würde es mich doch interessieren, ob man hier schon Ähnliches beobachtet hat. Weiter wäre vielleicht von Interesse, zu erfahren, wie wir Autoren diese Aussage, die Selbstrezension sei ein Akt der Notwehr, sehen.

Dion

PS: Wer den ganzen Artikel lesen will, hier ist der Link: Der Griff nach den Sternen

 

Vorsätzliche Manipulation, also Betrug, kann man nicht rechtfertigen. Auch in den heutigen Zeiten hat der Leser den Anspruch auf eine wenn schon nicht sachliche und objektive, so aber doch einigermaßen unabhängige Beurteilung eines Artikels.
Freilich rechnet der mündige Internet-Bürger mit einer Manipulation dieser Art, weil er weiß, dass sie möglich ist, und ferner weiß, dass viele Menschen jede gegebene Möglichkeit zu ihren Gunsten ausschöpfen, ohne die moralische Frage auch nur zu stellen.

Ich erinnere mich an wenige Fälle, in denen hier auf kg.de Autoren ihre Werke selbst und unverschleiert gelobt haben. Selbstbewusstsein ist gut, aber wenn man es für nötig, hält, es derart nach außen zu tragen, nenne ich das Arroganz, und die kann ich nicht leiden.

 

Klappern gehört zum Handwerk.
Und wenn mich schon keiner anderer lobt, dann mache ich das eben selbst ;)

Ich sehe jedoch zwischen Klappern und unlauterem Wettbewerb einen kleinen, aber feinen Unterschied. Das, was nun durch amazon selbst (unfreiwillig wohl) aufgedeckt wurde, gehört für mich ganz klar nicht mehr zum "Klappern". Unter falschen bzw. nicht angegebenen Namen das eigene Produkt in den höchsten Tönen zu loben, finde ich nicht in Ordnung. Das dies, vor allen Dingen bei amazon passiert, ist mir jedoch schon länger bekannt. Ich hatte mir vor Monaten mal den Spaß gemacht, alle Rezensionen zu einem Autor, dessen Buch ich grottenschlecht fand, das aber bei amazon in den höchsten Tönen gelobt wurde, im Internet zu recherchieren. Es tauchten immer wieder die selben zwei Namen auf, und unter einem dieser Namen hatte sich der Autor Monate zuvor in einem Literaturforum beteiligt. Dämlich, so was.

Seit dieser Zeit vertraue ich wieder mehr auf die Empfehlungen von Freunden bzw die von KG.de

 

Vorsätzliche Manipulation, also Betrug, kann man nicht rechtfertigen.
Ich stimme dir hier schon zu, Uwe, aber es gibt auch eine Manipulation im anderen Sinne: den anderen nieder machen. Und das dann hinter Floskeln verstecken wie: entschuldige, aber das ist nun mal meine persönliche Meinung. Als ob nicht alles hier persönliche Meinung wäre!


Dämlich, so was.
Ich weiß nicht, George Goodnight, was genau du damit meinst. Ist es dämlich, sich beim Selbstlob erwischen zu lassen, oder darauf hereinzufallen?

Dion

 

Und das dann hinter Floskeln verstecken wie: entschuldige, aber das ist nun mal meine persönliche Meinung. Als ob nicht alles hier persönliche Meinung wäre!
Ich sehe den Zusammenhang zum Thema dieses Threads nicht. Bitte erkläre ihn mir.

 

Ganz einfach, Uwe, ein Autor macht einen anderen nieder, um dadurch selbst besser da zu stehen. Wie ein unerkanntes Selbstlob, ist auch das eine Art von Manipulation.

Ich beziehe mich hier auf kein konkretes Beispiel, ich will nur auf diese Möglichkeit hinweisen.

Dion

 

Hallo Dion,

Ich weiß nicht, George Goodnight, was genau du damit meinst. Ist es dämlich, sich beim Selbstlob erwischen zu lassen, oder darauf hereinzufallen?
Beim Selbstlob "erwischt" zu werden, finde ich nicht schlimm. Warum auch? Wenn ich eine KG, einen Roman oder sonst etwas von mir Geschriebenes selbst lobe, ist das in Ordnung. So lange ich mich nicht hinter einem falschen Namen verstecke!

Betrügerisch finde ich, Rezensionen zu eigenen Stücken unter falschem Namen bzw. namenlos zu posten und dämlich, sich bei diesem Betrug erwischen zu lassen.

Reicht das als Erklärung?

Gruß
George

 

Ganz einfach, Uwe, ein Autor macht einen anderen nieder, um dadurch selbst besser da zu stehen. Wie ein unerkanntes Selbstlob, ist auch das eine Art von Manipulation.

Naja, dann kommt es aber immer noch darauf an, wie die Kritik formuliert ist. "Niedermachen" ist Ansichtssache, hier auf kg.de wird eine harte, aber faire Kritik oft so aufgefasst - meist vom Autor der betroffenen Geschichte.

Gibt es denn auch bei amazon Beispiele dafür?

Wäre doch etwas viel Aufwand für einen Autor, alle Konkurrenzwerke niederzumachen, oder?

 

Alles klar, George Goodnight, danke.

Und, Uwe, ich meinte hier natürlich kg.de, bei amazon wäre das in der Tat etwas schwierig, jedenfalls weiß ich von keinem Fall von absichtlich negativer Kritik dort.

Dion

 

@Dion: Wenn Du den Verdacht hast, dass ein Autor in einer Kritik zu einer anderen Geschichte übertreibt, um sein eigenes Werk in besseres Licht zu rücken, kannst Du das betreffende Posting natürlich an einem Mod melden, z.B. "ey dein text ist echt sch... leute lest lieber meinen". Mir ist sowas allerdings noch nicht aufgefallen.

 
Zuletzt bearbeitet:

... ein Autor macht einen anderen nieder, um dadurch selbst besser da zu stehen.

Aber die Bewertungen der verschiedenen Autoren sind doch nicht in der Art von Waagschalen miteinander verbunden. Sprich: Ich stehe nicht automatisch in einem besseren Licht, wenn ich einen Konkurrenten, der vielleicht in derselben Sparte schreibt, bloßstelle oder seine vermeintlichen Mängel offen lege. Die Gefahr unobjektiver Kritik an einem solchen Board wie kg.de sehe ich eher in Seilschaften bzw. der Tendenz zur (positiven oder negativen) Vergeltung gegenüber Autoren, die die eigene Geschichte gelobt oder verrissen haben.

Zu amazon: Ich finde es überzogen, wenn Eigenlober sich auf das Recht zur Notwehr berufen; wer greift sie an? Es ist schlechter Stil, aber der Effekt solcher Selbstrezensionen wie generell der Leserkritiken auf die Verkaufszahlen wird meiner Meinung nach überschätzt. Ausschlaggebend für meine Entscheidung, ein Buch zu kaufen, ist die Inhaltsangabe, Textproben sowie die Empfehlung von Leuten, die ich kenne und auf deren Urteil ich vertraue; das kann auch ein Literaturrezensent sein, mit dessen Bewertungen ich bisher meistens übereinstimmte. Aber das Lob oder der Verriss eines Unbekannten hat für mich keine entscheidende Bedeutung.

Wenn ich mich über Waschmaschinentypen u.ä. informieren will, sieht die Sache anders aus, da gibt es objektive Kriterien und darum macht es Sinn, in einem Verbraucherforum Konsumententestberichte zu Rate zu ziehen. Aber nicht bei Literatur, die so subjektiv aufgenommen wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Leute das auch so sehen.

 

Was amazon betrifft, Chica, stimme ich dir nur bedingt zu. Ich meine hier nicht, wie du das handhabst, dagegen kann man nichts einwenden, aber ich kenne ein paar Leute, die ihre Bücher fast ausschließlich bei amazon kaufen, einer davon sagte mal zu mir ungefähr: „Ich habe doch das Buch bestellt, obwohl in der Zeitung nichts Gutes darüber stand, aber die Rezensionen von Privatleuten bei amazon waren ganz nach meinem Geschmack.“

An deinem Urteil über Seilschaften bei kg.de und den so genannten Gefälligkeitskritiken, könnte aber was dran sein, ich glaube jedenfalls, Solches schon bemerkt zu haben, obwohl man sich hier sicher auch irren kann.

Wenn ich mich und mein Verhalten gegenüber von Kritikern meiner Geschichten betrachte, so muss ich gestehen, dass ich fast jedes Mal, wenn eine/r eine Kritik verfasst hat, nachgeschaut habe, was für Geschichten er/sie selbst geschrieben hat – ich war und bin neugierig zu erfahren, was für ein Mensch dahinter steckt. Darauf verfasse ich manchmal auch eine Kritik, gewöhnlich nur, wenn mir die Geschichte gefällt oder ich denke, ich hätte etwas Neues dazu zu sagen.

Auf schlechte Geschichten reagiere ich seit einiger Zeit nicht mehr, es sei denn, die Geschichte ist so grottenschlecht oder es finden sich mMn zu viele Befürworter, dann muss ich meine Stimme erheben, das lässt mich nicht mehr ruhen.

Dion

 

ich habe nicht die geringste ahnung, was eigentlich das problem ist. wer bei amazon ein buch kauft, das eine einzige rezension mit fünf sternen und sonst gar nix bzw. sonst nur schwächere kritiken hat, ist selber schuld. wenn sich der autor nicht lächerlich dabei vorkommt, kann er sich ruhig selbst über den grünen klee loben ... sollten mehrere seine meinung teilen, dann kauf ich den schinken.

lg p.

 

Gugux!

Ich denke, dass man hier einige Dinge differenzieren muss. Zunächst einmal ist es - so lange die Anonymität nicht aufgehoben wird - kaum möglich, zu verhindern, dass ein Autor sein Buch auch selbst rezensiert. Es mag sogar solche geben, die dies ernsthaft und in echter Relation zu anderen Werken tun. Autoren arbeiten oft genug auch für Magazine etc. und stellen dort neue Werke vor ... Wenn ich mir ein Buch kaufen möchte, muss sich ja nicht gerade an den bei amazon veröffentlichten Rezis orientieren. Der Punkt, das Werk eines anderen Autors herunter zu machen, zieht wirjklich nur noch in Ausnahmefällen denke ich, da es inzwischen in allen Sparten derart viel Auswahl gibt, dass der Augenmerk nicht wirklich auf das eigene Buch fallen würde.

Wer dabei ertappt wird und die Rezis nicht unter Namen von Freunden oder Verwandten dort veröffentlicht hat ist einfach nur ein bisschen dusselig oder verzweifelt, weil sich bislang niemand darum geschert hat. Das ist allenfalls tragisch, aber ganz sicher nicht verwerflich. Sich mit Autoreninteressen herauszureden ist ebenfalls armselig, aber wie sagte schon ein großer Weiser: "Jeder blamiert sich so gut er kann ..." :p

Wenn es um das Selbstverständnis von Autoren geht: Ich gehe immer grundsätzlich davon aus, dass jeder, der eine Erzählung oder einen Roman veröffentlicht, auch dahinter steht und damit leben kann. Ich habe es auch schon zu meinen hier veröffentlichten Storys geschrieben und habe mich hier und dort auch gewundert, dass meine Lieblingsgeschichten, die ich nach meinen Möglichkeiten auch so für ganz gelungen hielt, nicht so gut wegkamen, wie eine andere, die ich für weniger gut hielt. Das ändert nichts an meiner Einstellung zu meinen Erzählungen, außer das es mich natürlich freut ...

Mir ist es ehrlich gesagt egal, wenn sich jemand hinstellt und behauptet, dass sein eigenes Buch gut ist. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass der Autor eben genau dieser Meinung ist und keinen Mist veröffentlicht! Wer sich zu einer Wahl stellt, ist ja sicher auch der Überzeugung, dass er den Posten ausfüllen und die anstehenden Aufgaben erledigen kann.

Es ist sicher nicht unproblematisch als Autor wirklich ernsthaft auch Bücher zu rezensieren. Wenn dies Hand und Fuß hat, ist es wohl nicht problemtisch auch einmal das Werk eines Mitbewerbers schlecht zu finden. Zu sagen, dass eigene Buch gut zu finden halte ich nicht für eine Manipulation, es kommt lediglich auf die Wahl der Worte an und wie dies begründet ist. Allerdings wäre es ganz sicher sinnvoller, dies auch wirklich unter dem eigenen Namen zu tun. Das hat dann etwas von Selbstverständnis, dass der Autor ja auch in einem Interview an den Tag legt, denn da wird er auch nicht sagen, dass sein Buch schlecht ist.

shade & sweet water
x

 

Es ist zwar Betrug, aber irgendwie kann ich mich darüber nicht aufregen.
Es wurde eigentlich alles schon gesagt, aber zwei Punkte sollten nochmals herausgestellt werden:
1. Daß so etwas technisch und auch sonst MÖGLICH ist, sollte einem einfach klar sein.
2. Eine einzelne Rezension ist nichts. Da sollten schon mehrere stehen, bevor man sich daraus eine Meinung bildet. Ich habe es auch schon gesehen, daß jemand in einer Rezension auf eine andere "antwortet".

r

 

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