Selbstmord
Wunderschön, diese Nacht. Überall Tiere, bereit, gejagt zu werden, bereit dazu, meine Opfer zu werden. Hmmm, welche Tricks werden sie mir wieder liefern? Unerkannt wandle ich unter ihnen. Wie einfältig sie sind, lachhaft. Und wie sie Späße über uns machen... Transilvanien, Knoblauch, Kreuze. Diese Bauern in unserem Schachspiel. Klammern sich an ihren Gott, oder einfach nur an seine Zeichen. Als ob ich nicht wüßte das es keinen Gott gibt. Gesetze der Wildniss, die gibt es, und diese Gesetze befolge ich auch. Ich nehme mir die Schwachen, und verleibe sie mir ein. Und wie oft ich schon hörte: "Nimm mich mit, mach mich zu einem der euren." Lachhaft, als ob das so einfach wäre. Als ob das überhaupt ginge. Nichtmal gleich viele Chromosomen haben wir... Diese Romantiker und Schwachköpfe. "Geschenk der Dunkelheit", witzig diese kleinen Tierchen. Ah, ich spüre eine einsame Seele, bereit zum ernten. Gedankenschnell erhebe ich mich vom Boden und steuere mich in den sechsten Stock eines Mietshauses. Niemand hatte mich bemerkt; alle Gedanken dieser Tiere sind so einfach zu manipulieren. Ich sage "Nein", und sie denken "Nein".
Hmmm philosophisch, mein Opfer. Ah, verlorenen Liebe, schreibt irgendeine lächerliche Kurzgeschichte über Liebe. Liebe! Ich spucke nur auf diese lächerliche Erfindung. Diese Menschen sind so naiv, aber kreativ sind sie, oder? Zeit mir mal wieder ein kleines Gespräch zu liefern und dem Tier dann seine Essenz zu nehmen. Wiederum unbemerkt öffne ich per Gedanken das Fenster und schwebe herrein. Der Mensch bemerkt mich nicht. Auch wenn ich gerade über ihm schwebe. Spaßeshalber - oder bin ich nur ein Sadist? - lecke ich noch einmal ihren - es ist ein Weibchen - salzigen Schweiß. Sie hatte es nicht bemerkt, wie auch mit meinen Gedanken in ihrem Kopf? Zeit die Tarnung fallenzulassen. "Schöne Nacht zum jagen, nicht wahr?", sage ich. Das Tier dreht sich zu mir um, es sieht mich entsetzt an. "Wie kommen sie hier herein?", fragt es empört. "Durch das Fenster, natürlich." Ihr Entsetzten wich grosser Verwirrung. Um die Zeit mit Beweisen und langen Reden abzukürzen, übertrug ich ihr telepathisch mein Wesen, ließ sie meine wahre Gestalt erblicken. Ich liebe diesen Augenblick in dem ihr kleines Gehirn in endlosen Sekunden erkennt was ich bin, und ihre Instinkte mich ganz klar als vergessenen, ewigen, natürlichen Feind einstufen. Dann wenn ihre kleine heile Welt zusammenbricht und zur Welt aus Verstörung wird. Dann wenn sie denken, sie hätten den Verstand verloren weil sie ein Wesen sehen, was sich so erfolgreich als Mensch tarnt, aber so weit darüber einzuordnen ist, wie sie selbst über Würmern und Schnecken. Ha, in diesem Augenblick fühle ich mich immer wie ein Gott. Bildlich gesprochen natürlich
"Bitte, tu mir nichts", reisst sie mich aus meine Überlegen, wie ich sie nun töten sollte. "Halt den Mund, bitte, du wirst schon schnell genug sterben, reiz mich nicht", diese Worte wirken nicht wie erwartet, obwohl ich mich wenig verschätze, deshalb blockiere ich ihr Sprachzentrum, als sie den Mund wiederum öffnen will. Einige unkontrollierte Grunz- und Fieplaute dringen aus ihrem Mund, aber diese stören mich nicht weiter. Ich gehe wieder einige Todesarten im Geiste durch, und komme darauf, das ich schon lange nichts mit Rasierklingen getötet hatte. Sofort gebe ich ihr den Befehl, mit mir ins Badezimmer zu gehen. Sie scheint natürlich nicht zu wollen, obwohl das doch schon vorkam, das sie freiwillig ihr Leben beendeten, so wiederhole ich den Befehl nochmal, dieses Mal in ihrem kleinen Gehirn. Sofort setzt sie sich in Bewegung.
Im Badezimmer schließt sich die Tür hinter uns, und ich nehme ihre Sprachblockade weg. Sie sieht mich flehentlich an: "Bitte, tu mir nichts, ich tu alles was du willst, bitte..." Hmmm sie flehen gerne, diese Kreaturen. Und wie sie das können, niedlich, aber ich bin hungrig. "Würdest du dir bitte deine Pulsadern aufschneiden?", eine nette Bitte, wenn man so sagen darf. Anstatt es zu tun, oder auch nur zu antworten, starrt sie mich mit Entsetzten in den Augen an. "Na Los!", befehle ich. "Aber, bitte... bitte", japsend und heulend bringt sie diese Worte heraus. Genervt schaue ich mich um, demonstrativ die Augen rollend vor Ungeduld. "Nagut, du sollst deine lächerlichen letzten Worte haben bevor ich dich dazu zwinge.", bin ich nicht Gnädig? Haben Schweine eine letzte Frist? Nein sie werden einfach hereingeführt und zack, erledigt, nächstes.
"Bitte, ich möchte doch nur... kennenlernen, darf ich dich nicht mal kennenlernen?" Ich glaube, diese Frau hat zuviele Vampirgeschichten gelesen, sie plädiert auf "Geheimnisvoller Vampir verschont Frau und verliebt sich in sie". Trauriger Versuch, denke ich. Sie scheint zu merken, das ich sie innerlich verspotte und ändert ihre Taktik auf Mitleid: "Bitte, ich bin noch so jung, bitte ich habe noch so viel vor mir." Hmmm, nett, aber ich werde diesem Spiel überdrüssig. Bis jetzt habe ich noch keinem Vieh das Leben gelassen. "Nun Du hattest deine Zeit, fang bitte an", sage ich. Millisekunden später gebe ich ihr die entsprächenden Gedankengänge vor. Sie lässt heißes Wasser ein und schneidet sich die Pulsadern auf. Schnell, hart, brutal. Ohne Umschweife."Du brauchst kein heißes Wasser", sage ich, "Ich werde schon verhindern, das die Wunden sich schließen" Entsetzten in ihrem Gesicht; sie begreift immer noch nichts, versteht nicht den Einfluss den ich auf sie nehme. Hmm, ich lecke ein wenig von ihrem Blut, schwer uns süß. Wirklich lecker, sie ist Nichtraucher und trinkt nur in Maßen. Das Blut wärmt meine Kehle angenehm, aber nun genug der Spielerei, ihr Leben vergeht schon.
Ich mache meinen Geist aufnahmebereit, und wechsele in die andere Ebene. Ihre leuchtende Essenz verläßt schon den Körper, fliegt dem Nichts entgegen. Schneller als meine Gedanken es könnten, steuern mich meine Instinke. Ich strecke ihr eins meiner Tentakel entgegen, umschlinge sie, und reiße sie an mich. Gierig schlage ich meine Zähne in ihre Seele, nehme ihren Willen, ihre Gedanken, aber vor allem nehme ich mir den Funken des Lebens, der noch so entsetzlich stark ist. Dieser Moment ist für mich der Einzige der Reue. Wahrscheinlich als wenn ein Mensch um das Tier trauert, das ihm dieses schmackhafte Steak lieferte, das bereits halb in seinem Magen liegt. Welch ein Gedanke, das würde ich später aufschreiben.
Als ich fertig bin, lecke ich noch ein wenig Blut. Aber nun ist es Zeit zu gehen, Zeit diesen schaurigen Ort des Selbstmordes zu verlassen. Draussen wird es schon hell. Na, aber egal, schließlich bin ich keine abgeschmackte Figur in einem Vampirroman der Menschen. Tatsächlich fallen mir Exemplare der Romane "Interview mit einem Vampir" und Nachtmahr" von Anne Rice ins Auge. Romantische Trottel. Ich setzte mir meine Sonnenbrille auf und fliege nach Hause, ein breites Lächeln in meinem Gesicht. Noch ein bisschen Schreiben und ab ins Bett.