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Selbstgespräch

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03.06.2003
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Selbstgespräch

Neulich haben wir uns mal wieder gesehen. In dem Café, in dem wir uns damals kennengelernt haben. Ein außergewöhnlich ironischer Zufall, wenn man bedenkt, dass wir uns auch hier trennten. Als sie auf mich zukam, musste ich zweimal, ja, dreimal hinsehen, bis ich sie erkannte. Sie sieht anders aus. Nicht mehr so gut, wie früher. Ich glaube, sie hat ihre Ausstrahlung verloren. Irgendwie nicht mehr so positiv, wie damals. Ihr Lächeln war sehr dünn. Ich glaube, sie ist nicht glücklich mit ihrem Neuen. Ja, das hat mir auch ihre Gestik gezeigt. Wie sie ihre Strähne aus dem Haar strich, so lasziv, als wolle sie in mir alte Erinnerungen wecken. Ich kenne doch ihren Blick. Er war auffordernd, fast schon so offensichtlich, dass sie es genauso gut hätte aussprechen können. Fast hätte ich den Kopf geschüttelt. Sie versteht einfach nicht, dass es vorbei ist. Das bemerke ich leider immer wieder. Irgendwie tut sie mir leid. So wird sie sich nie vollends auf ihren Neuen einlassen können. Manchmal stelle ich mir sogar vor, wie sie mit ihm zuhause auf der Couch sitzt, auf der hellen Ledercouch, an die ich besonders lebhafte Erinnerungen habe. Wenn ich daran denke, wie kreativ wir die einzelnen Segmente des Sofas früher nutzten, um unsere Phantasien auszuleben, muss ich beinahe schmunzeln. Und nun liegt sie dort, mit ihrem Neuen, denkt genauso an das, woran mich die Couch erinnert, und führt seine fordernde Hand sanft wieder zurück, gebietet seinen romantischen Gefühlen Einhalt. Ich wünschte, ich könnte ihr diese stille Sehnsucht nehmen, damit sie endlich von vorne anfangen kann. Es fehlt ihr einfach an der notwendigen Energie, vollends zu akzeptieren, dass unsere Zeit vorbei ist und nicht mehr wiederkommt. Immerhin ist es nicht so, als hätten wir es nicht versucht. Ich habe es sehr wohl versucht, aber auch da hat ihr einfach die Energie gefehlt. Vielleicht wären wir sonst heute noch zusammen, wer weiß. Besser denke ich gar nicht daran, es wäre ohnehin nur eine Katastrophe geworden. Vor allem jetzt, wo ich sie nach alledem wieder einmal getroffen habe, weiß ich, dass ich mir damals wirklich viel zu viel ausgemalt habe. Sie war eben nicht diejenige. So ist das nun mal. Eigentlich seltsam, dass ich das erst nach fünf Jahren erkannt habe. Ich hätte gedacht, ich wäre klüger. Aber, die Gewohnheit verhüllt und verfremdet oft die Wahrheit. Das ist es eben. Hoffentlich sieht sie das auch bald ein, ich wünsche es ihr von ganzem Herzen.
Sie hat sich sehr verändert. Dabei ist es gerade mal drei Jahre her, dass wir uns getrennt haben. Ich war froh, dass sie es ausgesprochen hat. Darauf habe ich gewartet. Es ist für einen Mann immer schlecht, wenn er sich aktiv trennt. Das schafft oft nur böses Blut.

Lange wird es wohl nicht zwischen den beiden halten. Dabei ist ihr Neuer so ein Netter. Schade eigentlich. Heiraten wollen sie. Er sieht die Zeichen eben nicht. Gut, dass ich nicht mehr an früher denke, so wie sie.

 

Hallo Loqui!

Herzlich willkommen auf kg.de! :anstoss:

Eine nette kleine Geschichte, bei der ich am Ende so richtig schmunzeln mußte.
Du hast es nett rübergebracht, wie Dein Protagonist immer noch an sie denkt, es aber vor sich selbst verleugnet. Man hat das Gefühl, er mag sie doch noch sehr. Fast wirkt er schon eifersüchtig auf ihren neuen Freund. Ich war eigentlich die ganze Zeit überzeugt, daß wohl der Protagonist Schluß gemacht haben wird, besonders da er meint, sie müsse es akzeptieren, daß es vorbei ist. – Der Schluß kommt dann wirklich gut. :thumbsup:

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen. Korrigieren kannst Du Deinen Text, indem Du rechts unterhalb Deiner Geschichte auf „Bearbeiten“ klickst... ;)

»Ein aussergewöhnlich ironischer Zufall«
- außergewöhnlich

»Irgendwie nicht mehr so positiv, wie damals.«
- dem fehlt zumindest ein Substantiv, um ein Satz zu sein – Vorschlag: „Irgendwie wirkte sie nicht mehr so positiv wie damals.“

»Wie sie ihre Strähbe aus dem Haar strich«
- Strähne

»auf der beschen Ledercouch, an die ich besonders lebhafte Erinnerungen habe.«
- was für eine Ledercouch? :susp:

»wie kreativ wir die einzelnen Segmente des Sofa früher nutzten«
- des Sofas

»Immerhin ist es nicht so, als hätten wir es nicht versucht.«
- müßte es nicht heißen „dass wir es nicht versucht hätten.“?

»wer weiss.«, »weiss ich«
- weiß


Liebe Grüße,
Susi :)

 

*lächelt*

Vielen Dank für das Korrekturlesen, ich war in der Tat schon sehr müde, als ich anfing, zu schreiben, wie mir auffiel. "Besch", das erscheint mir ein gedanklicher Transferfehler meinerseits gewesen zu sein. Was den Satz betrifft, den du angesprochen hast, sollte er grammatikalisch in beiden Ausführungen korrekt sein.

Bezüglich des fehlenden Substantives - ich ließ es an dieser Stelle bewusst weg, weil ich empfand, dass sich die Verkürzung an dieser Stelle, quasi als rhetorisches Stilmittel, recht gut macht. Natürlich, literarisch nicht korrekt, denn damit geht es fast in eine lyrische Richtung, aber.. nun, mir gefiel es irgendwie. :)

*bedankt sich nochmals*

Beste Grüsse,

J.J. Loqui

 

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