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Die Oberflächenspannung hielt den winzigen Teil eines Tropfens am Gitter des Wasserhahns. Mehr und mehr Wasser sammelte sich an, mit jedem Moment stieg die Spannung und der Tropfen ballte und bäumte sich auf, bis zu dem Punkt an dem es ein unwirkliches Bild ergab.
Janine saß da und hatte ihren Kopf in ihre Hände gelegt. Die langen braunen Haare fielen vorne an Ihren Schultern vorbei auf ihre Knie. Unter Ihren Augen bäumte sich ein Tropfen auf, salziger, aber nicht ungleich dem am Wasserhahn. Peter stand da. Die Schultern hingen herunter, sein Mund stand leicht offen und er hätte, wäre er nicht komplett von anderen Gedanken eingenommen gewesen, an seinem Nasenflügel die sanfte und feuchte Berührung seines heißen Atems fühlen können.
Zu diesem Zeitpunkt war der Tropfen noch klein. Beide Tropfen.
Durch das offene Fenster drängt mehr kalte Luft in den Raum, am oberen Teil des Fensters strömte warme Luft nach draußen. Zwischen der kalten und warmen Luft war bereits alles im Chaos. Weder Janine, noch Peter merkten das. Peter zog kalte Luft in seine Lunge, ein Moment verstrich, ein Moment der Erwartung, der höchsten Konzentration. In diesem Moment, wie zwischen zwei Rhythmusschlägen konnte keiner von beiden etwas tun, beide waren sich bewusst, dass gleich etwas passieren würde, dass ein Wort folgen würde, der Takt eingehalten werden musste. Keine von beiden wusste welches Wort es sein würde. Peter würde es aussprechen, Janine es hören müssen. Das Licht der Deckenlampe wurde in der sich füllenden Träne unter Janines Auge gebrochen und reiste durch Peters Iris, so schnell es konnte. So schnell es ging. Es kam nicht früh genug an und Peter fühlte wie er den Druck in seiner Brust nicht mehr halten konnte, die Luft wieder herauslassen musste. Ihm war als würde das Blut aus seinen Oberarmen und seinem Hals flüchten, so schwach wie ein verwundetes Tier setzte er an, Luft traf auf Schleim, er machte ein kurzes Hustgeräusch. Frische Luft füllte seine Lungen, doch zu viel, es musste alles wieder heraus.
„Wie konntest du“
Janine wurde sich der Träne bewusst, am Wasserhahn war bereits eine richtige Perle gewachsen und Peter nahm die Träne nun zum ersten Mal wahr. Sie war noch nicht vollständig ausgewachsen, Peter konnte sich trotzdem nicht gegen ihre Bedeutung wehren. Er tat es trotzdem.