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Seitenwechsel
Unter sternenklarem Himmel begab er sich wohlgemut auf seine nächtliche Tour. Behende strich er durch den ihm bekannten Teil des Waldes. Höchstkonzentriert analysierte er jedes Geräusch und jeden Geruch, den er aus der Dunkelheit des Dickichts empfing. Leider schweifte er durch das rhythmisch wiederkehrende Knurren des Magens immer wieder ab. Er hatte Hunger. Während er versuchte das rumorende Ungeheuer in seinen Eingeweiden mit der Vorstellung an ein baldiges estmahl a la Wildbret zu beruhigen, sprang er leichtfüßig auf den bemoosten Baumstamm. Dieser erstreckte sich von einer Uferkante des ihm bekannten Waldgebietes, bis zur Uferkante des ihm fremden Teil des Waldes. Mit einem unguten Gefühl hielt er auf die andere Uferseite zu. Leider war nur hier die Nahrungssuche erfolgsversprechend. Geistesabwesend schaute er zurück und lächelte innerlich über sein ängstliches Unterbewußtsein. Schliesslich setzte er seinen Weg fort. Plötzlich brach ein infernalischer lärm, von scheinbar aus der Hölle entsprungenen Dämonen, über ihn herein. Schneller als je zuvor hetzte sein vor Angst elektrisierter Körper in die entgegengesetzte Richtung, weg von der Gefahr. Durch entsetzensgeweiteten Augen nahm er den immer geringer werdenden Abstand zu seinen Verfolgern wahr. Im nächsten Augenblick fielen die Höllenhunde des Hades schon mit gebleckten Zähnen über ihn her. Mit dem Mut der Verzweifeltenerwehrte er sich seiner zählreichen Angreifer. Da unterbrach ein alles übertönender Donnerschlag das Gemetzel. Blut floss, mit Grauen erkannte er, dass es sein eigenes war. Kraftlos sank er zu Boden. In panischer Angst klammerte er sich an den ihm innewohnenden letzten Funken Leben. Doch auch dieser erlosch. "Jetzt habe ich den verdammten Lammfresser endlich erwischt!", Tönte eine rauhe Männerstimme durch die Stille. Ein Zweiter trat hundeleinenschwenkend hinzu und beäugte den Toten :"Er hat noch alle Zähne und das Fell ist auch nicht so verwaschen wie bei den Alten. Wir könnten den Wolf an ein Naturkundemuseum verkaufen!" "Du spinnst wohl! Der kommt in meine Privatsammlung!", Unterbrach ihn die Rauhstimme. Frustriert betrachtete der Wolf die Szenerie von oben und dachte :"Niedergestreckt durch das urbane Männlichkeitsgetue zweier Vollidioten, was für ein Ableben!" Dann beschritt er den im grellen Licht liegenden fremden Weg und lächelte innerlich über sein glückseliges Unterbewußtsein.
Fin