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Seine Aufgabe

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23.07.2001
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Seine Aufgabe

Seine Aufgabe

Nur eine Kerze gab mit ihrem flackernden Schein etwas Licht und ließ unruhige Schatten auf der Tischplatte tanzen.
Ganz vorsichtig brachte er die Spitze in Position.
Seine Hände zitterten leicht und er musste Acht geben, kein lautes Geräusch zu machen.
Ihm war schon einmal ein Fehler unterlaufen. Das durfte nicht wieder passieren.
Unbemerkt hatte er sich von den Anderen getrennt.
Zuschauer konnte er nicht gebrauchen.
Das Metall lag kalt und glänzend in seinen Händen
Er wußte, daß es wichtig war, genau in der Mitte anzusetzen und die Spitze senkrecht auf den Punkt zu drücken.
Voll konzentriert packte er mit der Linken zu.
Seine Rechte hielt den Griff.
Er schätzte, daß er ca. fünf Umdrehungen brauchen würde.
Sicher nicht mehr.
Die ersten drei waren kein Problem.
Stimmengewirr wogte durch den Raum und schluckte das leise, reibende Stöhnen, mit dem der Stahl eindrang.
Er mußte nur weiterhin darauf achten, daß er das Eisen genau senkrecht hielt.
Das war zunächst das Wichtigste.
Wenn es abdriften würde, hätte er verloren.
Sein Blick war voll auf den Punkt konzentriert.
Der Raum um ihn war zurückgewichen.
Alle Geräusche verloren sich in der Aufgabe.
Langsam und präzise glitt der Stahl tiefer.
Nach der dritten Windung wurde er vorsichtiger.
Einmal meinte er leise seinen Namen zu hören und sofort sah er sich verstohlen zu den Anderen um.
Sie saßen an dem Tisch mit der tiefhängenden Lampe, die ihren schwachen Schein auf die helle Platte warf und den Rest des Raumes in mattem Zwielicht ließ.
Sie waren in Gespräche vertieft.
Keiner beachtete ihn.
Die Spitze durfte nicht zu tief eindringen.
In der vierten Windung zeigte sich eine leichte Beule.
Er hielt sofort inne, wischte die feuchten Hände an den Hosen ab und packte fester zu.
Sein Puls beschleunigte sich leicht.
Wenn er vorsichtig zu Werke ging, konnte eigentlich nichts passieren. Dennoch, es war immer ein Risiko.
Er atmete tief ein, presste die Luft in die Lungen und zog,… erst sachte,....dann stärker.
Seine Muskeln wurden hart vor Anstrengung.
Mit dem leisen „Plopp“ kam die Stille so abrupt, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
Keine Stimmen, kein Gemurmel, nur abwartendes, forderndes Schweigen. Zögernd wandte er sich um.
Sieben Augenpaaren schienen ihn zu durchbohren.
Aber, es war gut gegangen.
Sie mochten keinen Kork im Wein.
Sollten sie die nächste Flasche doch selber aufmachen.

 

Hallo Dreimeier,

Verflixt, wo hab ich das nur schon mal gelesen? Geschichten in dieser Art kenn ich zuhauf, hab die mal iirc in nem Kinderbuch gelesen (damals), da ging es allerdings um Dosen öffnen oder die Toilette benutzen oder so. Das Ende war also absehbar.

Nichtsdestotrotz hat es mir ganz gut gefallen, wie du das rübergebracht hast. Obwohl ich schon so viel davon kenne. Find sie immer wieder lustig ;)

Sternenfluter

 

Hallo Sternenfluter,
ich glaube auch, dass das Thema nicht neu ist.
Selbst habe ich aber eine solche Geschichte noch nicht gelesen.
(Schlechte Kinderstube, schlechte Bildung)
Irgendwie hat es mich gereizt zu versuchen auch einen solchen banalen Vorgang spannend zu beschreiben.
Deiner Kritik entnehme ich, dass es wohl auch einigermaßen gelungen ist.
Für denjenigen, der dies nicht so sieht, bleibt der Trost, dass es eben eine sehr kurze Geschichte ist.
Es war ein Test.
Vielen Dank für Deine Kritik

 

Hallo Adrian,
ich glaube, Fett, Fett bedeutet:
Super, einzigartig, nicht zu übertreffen, vorbildlich und einfach wunderbar.
Einverstanden. :D
Gruß
Manfred

 

@3Meier:

Hm...
Vom Inhalt her ganz klar eine Geschichte. Aber weshalb hast du diese äußere Form gewählt? Das sieht eher aus wie ein Gedicht.
Auch die kurzen, abgehackten Sätze ohne Nebensätze verstärken diesen Eindruck, aber ich bin sicher, das war Absicht. Viel länger als bei dieser Geschichte sollte man einen solchen Stil aber nicht auswalzen, denn dann würde es anfangen, richtig zu nerven.

Die Geschichte an sich ist eigentlich völlig okay, wenn man ein derartiges Ende auch bereits erwartet, siehe die obigen Kritiken.

 

Mit den kurzen, knappen Sätzen hatte ich beabsichtigt etwas Druck aufzubauen.
Ich glaube, dass man bei einer solchen Geschichte mit einem ausführlichen Aufbau einer Spannung nur enttäuschen kann. Bei mir würde sie dann auch länger werden.
Vielleicht wird die Erwartung an den Ausgang einer Geschichte auch höher, je länger sie ist.
Schließlich will man für das fleißige Lesen ja auch ordentlich belohnt werden.
Das kann so eine Geschichte nicht bringen. (Ich kann es jedenfalls nicht)
Hier ist es ja im Grund nicht mehr als ein Scherz und der sollte m.e. kurz sein.
Mich würde schon interessieren, ob ich da einigermaßen richtig liege.
Gruß
Manfred

 

Hallo Manfred,

also ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was der gute Mann da treibt und hab die Geschichte also mit Spannung bis zum Ende verfolgt.
Ich finde diesen kurzen, abgehackten Stil gut, um eine spannende Situation zu beschreiben. Vielleicht wäre die Gegenwartsform sogar noch effektiver, da man dadurch das Gefühl bekommt, unmittelbar danebenzustehen.

Gruß.....Ingrid


PS: Sei froh, daß du aus Neumünster weg bist, ist ne tote Stadt wie eh und je.

 

Ich hab so eine Geschichte vorher auch noch nie gelesen. Fand ich echt spannend. Grad deshalb, weil man in diesem Forum nicht solche Enden erwartet.
Ich hab die ganze Zeit an Mönche gedacht, frag mich nicht warum.....

Ich fand sie auf jeden Fall spannend.

 

Hmpf... Naja, spannend ist sie wohl irgendwie, aber währe sie in "Humor" nicht besser aufgehoben ? Die Idee eine banale Sache spannend zu beschreiben kenne ich und ich find sie klasse ! Aber eben ehr lustig. :)

Übrigens find ich es sehr gut mal wieder ne kürzere Geschichte zu lesen. Bin schon ein bisschen müde...

[ 19.04.2002, 22:53: Beitrag editiert von: hastdunmotto ]

 

ich hab diese alte geschichte mal etwas überarbeitet.
wer sich nicht belästigt fühlt kann ja mal gucken.
:-))

 

Hallo!

Also ich kann mich nicht ganz so erwärmen für die Form der Story. Ist ja im Grunde nicht mehr als eine Art Rätsel, ein Vexierbild. Erinnert mich entfernt an diese Beiträge bei der "Maus", wo die Kamera von ganz nahem filmt und immer weiter zurückfährt. - Was ist das.
Wie gesagt, ein wenig unbefriedigend.

Der Stil ist ohne Zweifel sicher und routiniert. Ich kann mich allerdings nicht mit diesem abgehackten, sehr knappen Ausdruck anfreunden. Du würgst meiner Meinung nach jeden Gedanken im Keime ab, man kann sich (ich zumindest) nicht oder kaum aufs Geschehen konzentrieren, weil du immer wieder Sprünge in Gedanken vollführst.

Also, meine Art von Geschichten ist das nicht, aber für den, der's mag, wird sie recht amüsant sein.

Viele Grüße von hier!

 

Hi Dreimeier,

man sollte wirklich nicht immer nur auf NEUE oder HEUTIGE Beiträge gehen.
Da sind die KGs wieder so schnell verschwunden.

Also, habe ich mal gestöbert und deine amüsante KG gefunden.

Ich habe gedacht, du beschreibst die Gesellenprüfung eines Handwerkers.
Habe überlegt, was könnte dabei aufregendes passieren.
Auf dieses Ende wäre ich niemals gekommen. Denn ich kenne solche Geschichten nicht.

Spannung mit einer heiteren Auflösung. Super, konnte mir bei deinem Schluß,
die Gesichter der Gäste und deines Prots genau vorstellen.
Mal was ganz anderes von dir.

glg, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hanniball,
also, eine Parallele zu der maus hatte ich bisher noch nicht angestellt, aber man kann es natürlich so sehen.
Meine Absicht war, wie ich ganz am Anfang erklärt hatte, in einen ganz unbedeutenden Vorgang Spannung zu bringen. Dieser abgehackte Stil hat daher schon seinen Grund. Ich wollte Dramatik rüberbringen. In der Urform war es aber noch viel abgehackter.
Ich hab die Geschichte überarbeitet, weil ich überlegte sie in einen Wettbewerb zu schicken und weil sie zu vorhersehbar war.
Die Sache mit dem Wettbewerb lass ich aber.
.........
aber für den, der's mag, wird sie recht amüsant sein.
........da ist was dran! :D

Hallo coleratio,
.........
Also, habe ich mal gestöbert und deine amüsante KG gefunden.
........
Schwindlerin, die war doch auf der ersten Seite. ;)
Aber Dir hat die Geschichte gefallen und das finde ich toll.
(Warum warst Du nicht in Ahrensburg bei der Lesung? Böseüberdietastaturguck) :naughty:

Lieben dank Euch Beiden
Manfred

 

Hi Dreimeier,
du hast es geschafft, eine völlig banale Sache sehr spannend zu verpacken. Und das bis zum letzen Satz. Zuerst dachte ich, dein Protagonist macht sich an einem Truthahn oder so zu schaffen. In der Mitte passte das dann aber nicht mehr. Das er eine Flasche Wein öffnet, darauf bin ich nicht gekommen.
Mit dieser kleinen Geschichte hast du aufgezeigt, dass man auch über ganz einfache Dinge des alltäglichen Lebens spannend schreiben kann.
lg carrie

 

hallo carrie
so falsch hast du ja nicht gelegen.
truthahn und wein passen doch gut zusammen. :D
schön, daß es die gefallen hat.
danke und gruß
manfred

 

Hi Dreimeier,
also zu Beginn hatte ich das Bild eines Selbstmörders vor mir und ich war schon drauf und dran die Geschichte wegzuklicken. Dann wandelte sich das Bild jedoch und ich sah einen Dieb...nun ja...aber ein Flasche...find ich gut *g*

Grüße...
morti

 

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