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Sein Weg
Seine Schritte hinterließen im Schnee kaum Spuren. Er hatte schon immer Angst Dinge zu verletzen und so lief er auch in dieser Nacht sehr vorsichtig und hochkonzentriert um so wenig Schneeflocken wie möglich zu verletzen.
Es war anstrengend zu Laufen. Jeder Schritt erfordert eine perfekte Umsetzung einer gut geplanten Abfolge von drei Phasen. Zuerst bestand die Schwierigkeit darin, den erst kürzlich, vorsichtig aufgesetzten Fuß nun wieder ebenso vorsichtig vom Boden zu heben, ohne einen stärkeren Druck auf den Boden auszuüben als ohnehin schon beständig.
Dann, in der Luftphase, musste er versuchen sein Gewicht nicht zu stark auf den anderen, sich am Boden befindenden Fuß, zu verlagern. Schließlich in der dritten Phase, kam es auf enormes Fingerspitzengefühl an, den Fuß langsam und gleichmäßig wieder auf den Boden zu bringen und richtig zu platzieren.
Dieses Spiel ging nun schon so seit er die 500m von zu Hause losgelaufen war und obwohl er eigentlich ganz weit weg laufen wollte, dahin wo niemand ihn erwartete, wo niemand ihn finde würde und wo er niemandem weh tun könnte, trotzdem war er schon am Ende seiner Kräfte.
Er musste feststellen, dass er in einer Welt, bestehend aus seinem Körper und seinem Gehirn, gefangen war. Und aus dieser könnte er niemals ausbrechen.
Nur weil er Angst hatte. Angst jemanden zu verletzen.