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Sein letztes Gefecht

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08.01.2018
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Sein letztes Gefecht

Die Schüsse, die über mir einschlugen, waren viel zu nah, viel zu nah. Ich wäre jetzt gerne bei meiner Tochter gewesen und hätte ihr dabei zugesehen, wie sie langsam größer wurde. Nichts anderes, nichts anders. Nichts anderes.

Ich war kein Held. Ich war nichts von dem, was hier nötig war. Weil nichts davon mir sinnvoll erschien. Ich hatte mich freiwillig gemeldet, weil das damals als eine gute Idee daher gekommen war. Jetzt kauerte ich hier in einem Graben, der mir als ein lächerlicher Versuch erschien, meiner Tochter ihren Vater zu bewahren.

Was hatten die mir getan, die da drüben? Bevor ihr Anführer ihnen befohlen hatte, Patronen auf unsere unbekannten Körper zu verteilen, hätten wir einander auf twitter gefolgt. Wir hätten uns gefragt, was aus dieser Welt werden könnte, jetzt lagen wir einander gegenüber und zielten auf das Mündungsfeuer des anderen. Als gäbe es einen Grund dafür.

Ich wollte gehen, einfach gehen. Mir war mein Land egal, meine Stadt, meine Straße. Irgendwo musste es einen Fleck auf diesem Planeten geben, auf dem ich Vater und meine Tochter einfach Tochter sein konnte. Ich ließ mein Sturmgewehr liegen, weil ich nicht wusste, was ich damit anfangen sollte.

Die ersten drei Kugeln spürte ich kaum. Ich fragte mich, ob sie sich einen Grund eingeredet hatten, bevor sie abdrückten. Ich hätte keinen gefunden. Nicht einmal meine Tochter, zu der ich nicht würde zurückkehren können. Ich hätte gerne nochmal ihr Foto gesehen aber da war keine Kraft mehr, die das bewerkstelligt hätte.

Ich konnte nur atmen, nur atmen, noch ein bisschen atmen. Die Wippe, ihr übertriebenes Schreien, das Lachen danach, das war mein Leben. Das war Leben.

 

Hallo tunix!

Hm... schwierig für mich, auf deinen Text objektiv einzugehen, weil ich zu der gesamten Prämisse deiner Geschichte eine GÄNZLICH andere Meinung habe.
Einig dürften wir (alle) uns wohl darin sein, das Kampf und Krieg eine schlimme Sache sind und es furchtbar ist, dass sich Menschen gegenseitig töten. Soweit so gut!
Genauso schlimm-wenn nicht sogar noch wesentlich schlimmer- ist es jedoch, Unrecht, Leid und Unmenschlichkeit tatenlos hinzunehmen, wenn man etwas dagegen tun kann. Und Gewalt ist nun einmal (leider viel zu oft) notwendig, um Gewalt zu beenden! Und auch wenn das niemand gerne hört- es gibt Konflikte, die nun einmal notwendig sind. Das muss man nicht mit Stammtisch-Parolen wie z.B. „Kein Blut für Öl“ schlecht reden. Die bosnische Zivilbevölkerung war jedenfalls relativ dankbar, dass die internationale Staatengemeinschaft die Vergewaltigungs-Camps dauerhaft geschlossen hat!
Und ganz ehrlich- bei der Aussage deines Protagonisten, sein Land sei ihm egal, läuft es mir kalt den Rücken runter! Wenn er seine Tochter liebt, sollte er bereit sein, sie auch notfalls mit Gewalt zu schützen und zu verteidigen. Vielleicht ist ja genau das der Zweck seines Sturmgewehrs, mit dem er nichts anfangen kann und das er einfach so wegwirft.

Ich könnte seitenweise weiterschreiben, aber ich kürze das jetzt mal ab: die Intention deiner Geschichte ist ohne Zweifel lobenswert, aber ihre Kernaussage ist im besten Fall einfach nur naiv und im schlimmsten Fall völlig ignorant.

Es tut mir leid, wenn dir meine Meinung zu deiner Geschichte nicht gefällt, aber so sehe ich das nun mal.

Ich wünsche dir dennoch ein schönes Wochenende und weiterhin viel Spaß hier,
EISENMANN

 

Hallo Tunix

Für mich funktioniert die Geschichte leider auch nicht.

Weil er zu seiner Tochter will, lässt er sich abknallen? Müsste da der Überlebenswille nicht besonders gross sein?

Ich hätte gerne nochmal ihr Foto gesehen aber da war keine Kraft mehr, die das bewerkstelligt hätte.

Er hätte ja zunächst einfach geschützt liegen bleiben können.

Für eine gute Geschichte braucht es hier mehr Hintergrund, mehr Persönlichkeit bei den Figuren und weniger allgemeine Aussagen. Den Schrecken des Krieges oder auch den Prozess der Desillusionierung von jungen Soldaten, die an der Front verheizt werden, bekommt man nur schwer in so wenigen Absätzen glaubhaft geschildert. Man hat natürlich als Leser Bilder im Kopf - aber die kommen nicht von dir, sondern von Büchern / Filmen, in denen solche Themen breiter und tiefgründiger behandelt werden.

Grüsse,
Schwups

 
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Hallo noch mal, Tunix,

du wirst es nicht mehr hören mögen, aber mir geht es auch so, dass ich diese Geschichte über die heiße Nadel gestrickt sehe.
Anmerken wollte ich, ich liebe den Eisenmann heiß und innig, ich hoffe, ich darf das sagen, Eisenmann, und ich sage auch, ich stehe diametral im Gegensatz zu seinen Äußerungen über Kriege (wahrscheinlich wäre ich für dich, Eisenmann eine ältliche Hippiebraut, hehe, beim Horror sind wir uns dann aber wieder einig). Trotzdem funktioniert die Geschichte einfach nicht. Weder für Leute, die Sinn im Kriege erkennen noch für Superpazifisten. Da fehlt wieder, du wirst es nicht hören mögen, das Reingehen in den Konflikt.

Ich will mal bissel was aufzählen: Das soll ja ein Krieg sein, der in der Moderne spielt. Da wird getwittert. Es gibt aber keine Verortung innerhalb des Textes. Welcher Konflikt das in etwa sein könnte.
Jeglicher Hintergrund zu den Motiven des Mannes fehlt. Warum hat der sich zum Beispiel freiwillig gemeldet?
Auch bei einer knappen Szene solltest du ein bisschen an dem Konflikt naschen. Der Mann hier gibt einfach auf und lässt sich totschießen.
Wie kommt er zu der Erkenntnis, dass ihm die auf der anderen Seite eigentlich nichts getan haben? Wir kommt er zu der völligen Selbstaufgabe, ich kann mir das einfach nicht vorstellen, dass jemand das tut. Der Überlebenswille ist so ziemlich der stärkste Wille.
Wie Schwups schon schreibt. Deine Kurzprosa hier lebt von den vielen Tausenden Büchern, Filmen und Plakaten, die triggern beim Bild des Schützengrabens natürlich sämtliche Erfahrungs- und Bildungshorizonte.

Du versuchst die Anteilnahme für den Protagonisten durch literarische Stilmittel herzustellen. Das ist einerseits folgerichtig bgedacht, seine zunehmende Selbstaufgabe durch die Wiederholung von Satzteilen zum Beispiel zu zeigen. Wenn das aber nicht mit einer entsprechenden Charakterisierung einher geht, wirkt das halt nur technisch.

Jetzt lass aber den Kopf nicht hängen, ich kann mir das schon vorstellen, so viele, die auf dasselbe hinzielen, das findet man erst mal nicht so toll. Aber schlaf noch mal drüber und guck mal, ob dir nicht doch was einleuchtet.
Viele Grüße an dich
Novak

 

Hallo Tunis,

auch für mich funktioniert die Geschichte nicht. Aber um nicht alles noch einmal hochzukochen möchte ich lieber einen anderen Aspekt ansprechen, dennoch keine Erwähnung fand: Der Titel.
In meinen Augen ist der Titel an Stephen King vergeben. Das ist jetzt ja kein Nischenroman oder so, sondern schon ein Teil Popkultur. Da würde ich immer vorsichtig mit sein, solch stark assoziierten Titel zu wählen. Als Autor wählt man ja seine Worte mit bedacht und wenn etwas wie ein Querverweis aussieht, dann sollte es auch einer sein. Andernfalls wird man als Leser enttäuscht.
Aber das nur am Rande.

In deinem Profil schreibst du: Ich schreibe gerne. Punkt.
Bedenke, dass du dich in einem Forum angemeldet hast, das nur durch das Prinzip Nehmen und geben funktionieren kann. Drei texte hast du bisher eingestellt und noch keinen einzigen kommentiert.

grüßlichst
weltenläufer

 

Zunächst mal vielen Dank für die Kommentare und die Mühe! (die Zurückhaltung bei den eigenen Rezensionen wird abnehmen)

Da wird aber eine Menge in einen Kerl hinein interpretiert und von ihm abverlangt, dem einfach zu viele Kugeln um die Ohren fliegen und dem der Krieg samt Vaterland am Arsch vorbei geht, weil hier Väter einander gegenüberliegen und aufeinander ballern, die besser bei ihren Töchtern wären und der einfach geht, weil es keinen Sinn ergibt, in einem Schützengraben zu sterben und den die Kugeln beim Weggehen treffen statt beim Liegenbleiben.

Ich finde nicht, dass jedes Gedankenfragment seine Entstehungsgeschichte mitbringen muss. Ich bereue einige Entscheidungen meiner Kindheit, Jugend und danach, würde sie heute nicht mehr so treffen und gestehe dem Protagonisten das auch zu, ohne es ausdrücklich zu erklären.

Die wenigen Seiten Stephen King, die ich gelesen habe, fand ich todlangweilig, daher sind mir seine Titel nicht präsent. Und selbst wenn, ist doch der Begriff "Das letzte Gefecht" geradezu Gemeingut. Den in die Nähe einer "Marke" zu rücken finde ich abwegig.

Belassen wir es einfach dabei, dass wir nicht alle einer Meinung sind. Ist ja auch gut so.

Dank und Gruß
Tunix

 

Hallo Tunix (und auch weltenläufer),

Und selbst wenn, ist doch der Begriff "Das letzte Gefecht" geradezu Gemeingut. Den in die Nähe einer "Marke" zu rücken finde ich abwegig.

Es gibt einen "Titelschutz" und neben dem Markenrecht gibt es z. B. noch das Urheberrecht und das Wettbewerbsrecht, aus dem man vorgehen könnte. Bei einem solchen berühmten Titel eines berühmten Autors, wäre ich an Deiner Stelle sehr, sehr vorsichtig! Im Übrigen verwendest Du den Titel als Titel und nicht beschreibend. Beschreibend wäre z. B.: Die Soldaten zogen ins letzte Gefecht. In dem Zusammenhang wäre "das letzte Gefecht" sicherlich "Allgemeingut", um Deine Worte zu verwenden. Aber das ist hier nicht der Fall.

Gruß
Geschichtenwerker

 
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Ich finde nicht, dass jedes Gedankenfragment seine Entstehungsgeschichte mitbringen muss. Ich bereue einige Entscheidungen meiner Kindheit, Jugend und danach, würde sie heute nicht mehr so treffen und gestehe dem Protagonisten das auch zu, ohne es ausdrücklich zu erklären.
Hallo noch mal, Tunix, ist dein gutes Recht, das alles nicht zu akzeptieren. Aber ich finde, du machst es dir grad arg einfach. Niemand hier hat geschrieben, dass du irgendwas ausdrücklich erklären sollst, sondern es ging darum, den Protagonisten dem Leser näher bringen. Mehr will ich gar nicht dazu schreiben. Ich habe zufällig gesehen, dass du die Geschichte auch beim dsfo veröffentlicht hast, die Kritiken gehen ja auch dort in die gleiche Richtung. Also ich würde mir von daher schon mal überlegen, ob nicht doch was dran ist.

Was ganz anderes aber ist die Frage des Titels
.
Wir sind keine Juristen hier, aber Urheberrechtsfragen haben wir schon zu beachten.
Ich würde dich von daher einfach bitten, den Titel so abzuändern, damit es für unseren Webmaster kein Problem mehr darstellen kann. Das wäre die allereinfachste Lösung. Anderenfalls und natürlich in Absprache mit meinen Kollegen könnte es sein, dass wir die Geschichte löschen müssen. Der Grund ist, dass im Zweifelsfall uns der Schutz des Webseitenbetreibers wichtiger ist als die künstlerische Freiheit eines Titels.

Im Moment schließe ich die Geschichte mal, um die Sache zu klären und bitte um dein Verständnis.
Falls du eh den Titel ändern würdest, kannst du mir gerne eine PM schreiben.

Viele Grüße

 

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