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Seifenblasen-Erinnerungen aus Glas (1)
Es war der heißeste Tag des Jahres. Die Sonne brannte schon seit Tagen auf die Erde, durch die Hitze flimmerte die Luft und das grelle Licht ließ alles unecht wirken. Nur der Schweiß, durch den ihre Kleidung an ihrem Körper klebte erschien ihr noch echt. Sie nahm ihre Trinkflasche an ihre aufgesprungenen Lippen und trank einen tiefen Zug. Mist. Die Flasche war jetzt schon halb leer, dabei soll diese bis zum Mittag reichen, denn erst dann sollte am nächsten Brunnen ankommen. Sie setzte sich ihren staubigen Rucksack wieder auf und ging weiter über die endloslang scheinende, Straße, welche sie schon so lange nicht mehr unter ihren Füßen gefühlt hatte. Und zusammen mit dem Weg, der Sonne und dem Schweiß stiegen Erinnerungen auf, die sie schon zu lange zurück gehalten hatte. Erinnerungen an ihr früheres Ich. Ihre Familie. Ihre Kindheit. Die Jahre der Verzwiflung.
3 Jahre zuvor
„Such mich doch!“, rief Zecke. Sie öffnete ihre Augen. Von wo war die Stimme gekommen? Etwas ratlos lief sie in Richtung der großen Eiche, drehte auf halber Strecke jedoch in Richtung des kleinen Wäldchens, welches ein perfektes Versteck bietet, da ihn ihm dichtes Buschwerk wuchs. Plötzlich hörte sie ein Kichern: „Du läufst ja komplett falsch!“ Oben. Eindeutig von oben. Sie schaute auf und tatsächlich, keine zwei Meter über ihr sizt Zecke auf einen der unteren Äste des Baumes. „Hab dich!“ Zecke lächelt: „Hat ja auch lange genug gedauert.“ Zecke ist die Königin des Verstecke spielen. "Träumst du schon wieder?", kicherte ihre kleine Schwester ihr entgegen, wärend diese den Baum hinab kletterte. Auch sie bekann zu kichern. "Spring mein kleiner Engel. Ich fange dich.", sie grinste inzwischen mit Zecke um die Wette.
*
Die Erinnerung brannte in ihren Augen und in ihrem Herz. Damals, mit 19, war sie so glücklich. Die Erinnerung an ihren kleinen Engel trieben Tränen in ihre Augen. Sie hatte das Verlangen sich in den Staub zulgen und zu weinen, zu schreien und zu toben. So wie ihn den Tagen nach dem Unfall. Sie machte sich immer noch sehr so viele Vorwürfe, da sie damals gefahren war und als einzige Überlebt hatte. Aber sie musste weitergehen, sie durfte nicht stehen bleiben. Nicht schon wieder.
*
Tränen standen in ihren Augen. Sie biss sich auf sie Unterlippe, sie wollte nicht weinen, nicht schon wieder. Sie wollte stark sein, aber wie sollte sie es anstellen hatte sie doch alles verloren. Wie gerne würde sie jetzt einfach Zeckes Hand fühlen. Oder mit ihrer Mutter über das Wetter reden. Oder mit ihrem Vater über eine Nichtigkeit streiten. Aber sie alle waren tot. "Komm her Melody", die sanfte Stimme ihres Opas holte sie aus ihren Erinnerungen. "Komm her mein Schatz.", ihr Opa breitet die Arme aus und sie ließ sich fallen. Die großväterlichen Hände strichen sanft über ihr kurzes nussbraunes Haar und die sie fühlte sich unendlich geborgen. "Ich würde ja gerne sagen es wird schon, aber...", ihr Opa musste den Satz nicht beenden. Sie hatten beide Familie verloren. "Ohne dich..", Melody stockte;"..ohne dich hätte ich es nie geschafft." Mehr baruchte sie nicht zu sagen damit er sie noch fester an sich drückte.
*
Sie wischte sich über die Stirn. Erbarmungslos brannte die Sonne auf sie nieder. Sie schluckte, ihre Wangen warn Tränen feucht. Doch sie blieb nicht stehen. Ihn gab es jetzt auch nicht mehr. Ihren Opa. Er war seiner Tochter gefolgt. Und Zecke. Drei Wochen nach diesem Gespräch war er eingeschlafen und nie wieder erwacht. Melody japste nach Luft, aber anstatt langsamer zu laufen wurde sie schneller. "Vielleicht schaffe ich es ja davon zu rennen, weg von den Gedanken.", dachte sie. Geschafft hatte Melody es bisher nie, das Davonlaufen.
"Warum ich?", dachte sie; "Warum sterbe ich nicht?" Das hatte sie damals auch ihren Opa gefragt. Der hatte mit einem müden Lächen geantwortet; "Vielleicht hat Gott eine Aufgabe für dich." Sie konnte es sich nur schwer vorstellen, da Gott sie schon vor Jahren verlassen hatte.
*
Es war Winter, der erste Winter ohne Familie. Allein schmückte sie den Weihnachtsbaum. Allein kochte sie. Allein aß sie. Allein, wie sehr sie dieses Wort haßte. Seit dem der Tod ihr nach und nach die Personen entriß die sie liebte, wirkte die Welt glanzloser, trostloser und freudloser. Wenn sie lächelte oder gar lachte, fühlte sie sich falsch und schuldig, als ob sie ihre Familie nicht zu würdigen wisse. An Heiligabend hiel sie es nicht länger in der Wohnung aus. Sie zog sie warm an und stapfte durch den nahen Wald, der wie ein Winter-Wunder-Land in der abendlichen Sonne glitzerte. Es wurde immer dunkler und kälter, doch Melody dachte nicht einmal daran rein zu gehen. Der Schnee glitzerte, als wäre er aus einer anderen Welt, einer besseren Welt. Sie lief immer weiter, folgte kaum sichtbaren Pfaden. Die Schatten der Bäume wurden immer länger und die Kälte füllte Melody nach und nach aus. "Kann man von Kälte bertunken werden", fragte sie sich und zogihre Handschuhe aus, da ihr komischerwise warm war. Mit jeden Schritt den sie machte, wurde das Dickicht um sie herum finserer, dichter und sie selbst wurde immer müder. "Du musst umkehern, sonst holst du die noch den Tot", redete ihr die Stimme der Vernuft zu. Aber warum sollte sie den noch leben? Was hatte gab es denn noch, wofür es sich lohnen sollte umzukehren? Nichts. Inzwischen rannte sie und schwitzte. "Ich kann nicht mehr...Ich lege mich jetzt eine Weile dort unter den Baum. Nur zwei Minuten.", sagte sie sich und kaum lag sie, da schlief sie schon ein.
*
...to be continued.