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Seelenwellen Maysalun

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27.06.2024
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Seelenwellen Maysalun

Seelenwellen: Maysalun

Im Schatten der düsteren Morgenstunden, auf dem Hügel von Maysalun, ragte Mohammed, ein junger Mann von erstaunlicher Größe und schlanker Statur, mit breiten Schultern und einem kräftigen Körperbau, unter den Männern hervor. Sein Gesicht, hell und glatt, strahlte eine anziehende Eleganz aus. Die tiefen, dunklen Augen, lebendig und funkelnd, spiegelten eine komplexe Mischung aus Entschlossenheit und einem leichten Anflug von Unsicherheit wider. Seine fein geschnittenen Gesichtszüge wurden von einem markanten Kinn und wohlgeformten Wangenknochen geprägt. Ein sanftes Lächeln spielte auf seinen Lippen, das von Neugier und einer Spur innerer Aufregung zeugte. Die dunklen, leicht gewellten Haare fielen ihm in weichen Strähnen ins Gesicht, was seine Züge noch markanter und zugleich geheimnisvoller erscheinen ließ.

Sein Outfit entsprach den typischen Kleidern der Osmanen. Ein schwerer Mantel, der ihn vor der Kälte der frühen Morgenstunden schützte, umhüllte seine Gestalt. Auf dem Kopf trug er einen roten Tarboosh, ein zylindrischer Hut aus rotem Filz mit einer flachen Krone ohne Krempe. Er war mit einer schwarzen Quaste versehen, die von der Mitte der Krone herabhängt, der kunstvoll mit einem Tuch umwickelt war. Darunter trug er eine kurzärmelige Jacke, die vorne offen war, und eine gestreifte Weste oder ein Hemd. Die Hose war eine Sirwal-Hose, die an den Hüften breit geschnitten und an den Knöcheln enger wurde, was typisch für diese Epoche war. Um die Taille trug er einen breiten, dekorativen Gürtel, der mehrmals um den Bauch gewickelt war und zusätzliche Bänder an der Seite herunterhängen ließ. Seine Füße steckten in traditionellen Schuhen, die schlicht und funktional wirkten.

In seiner Hand hielt er nicht mehr als eine einfache Handsense, die im Vergleich zur hochmodernen Kriegsausrüstung der französischen Armee absurd und grotesk anmutete, als wäre sie aus einer längst vergangenen Zeit, völlig unbrauchbar und lächerlich inmitten der fortschrittlichen Kriegsmaschinerie. Dennoch strahlte Mohammed eine unerschütterliche Entschlossenheit aus. Seine Augen spiegelten den brennenden Patriotismus und den festen Willen, für sein Land und seine Überzeugungen einzustehen, selbst wenn die Realität um ihn herum düster und hoffnungslos erschien.

Sein Freund und Mitkämpfer Hamid trug einfache Bauernkleidung. Er hatte nie in einer Armee gedient oder gekämpft. Seine Kleidung bestand aus einem grob gewebten Hemd mit abgewetzten Ärmeln und einer robusten Hose, die an den Knien und Knöcheln verstärkt war. Um die Taille trug Hamid einen breiten Stoffgürtel, und seine abgetragenen Ledersandalen zeigten die Spuren harter Arbeit. Er war ein Mann des Landes, gewohnt an die Herausforderungen der Landwirtschaft, aber nicht an die Schrecken des Krieges. Es war sein überschäumender Patriotismus und Enthusiasmus, die ihn hierhergebracht hatten, um an der Seite seiner Freunde zu kämpfen.

„Glaubst du, wir könnten sie aufhalten … oder sogar besiegen können, Mohammed?“ fragte Hamid vorsichtig.

Mohammed sah ihn mit ernster Miene an. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Inschallah, mit Gottes Kraft besiegen wir jeden, wenn Gott will.“

Hamid runzelte die Stirn. „Und was, wenn er es heute nicht will? Wenn er einen anderen Plan für uns alle hat?“

Mohammeds Augen funkelten vor Entschlossenheit. „Gott ist groß, und er wird mit den Gerechten sein. Und wir sind auf der gerechten Seite. Wir sind nicht die Aggressoren. Wir sind hier nicht die Fremden, die jemandem etwas wegnehmen wollen. Das sind sie. Wir werden sie besiegen.“

Aber er war sich seiner Worte überhaupt nicht sicher. War es mehr Wahnsinn als Heldentat, was sie hier taten? Diese Frage nagte an Mohammeds Verstand, während er den Hügel erklomm. Seine langjährige Erfahrung in der osmanischen Armee und seine scharfe Intuition ließen ihn erahnen, dass dieser Tag zu einem Gemetzel werden würde. Die französische Armee, bewaffnet bis an die Zähne mit modernster Kriegstechnologie, stand ihnen gegenüber. Bauern und Fabrikarbeiter, die noch nie zuvor gekämpft hatten, würden gegen diese Übermacht antreten.

Die Ironie der Situation entging Mohammed nicht. Eine ungleichere Schlacht hätte er sich kaum vorstellen können. Die Melancholie dieser Aussicht lastete schwer auf seinen Schultern, während er sich in die Realität dieses albtraumhaften Morgens stürzte.

Die Männer würden fallen, wie Fallobst von den Bäumen, das wusste er. Der Glanz in ihren Augen konnte den Ausgang des bevorstehenden Gemetzels nicht verschleiern. Die Ideale von Freiheit und Vaterlandsliebe schienen in diesem Moment ebenso schwach wie die Männer, die bereit waren, für sie zu kämpfen.

Ein Hauch von Ironie und Desillusionierung durchzog seine Gedanken, als er sich dem bevorstehenden Schrecken stellte. Das Gemetzel, das da vor ihnen lag, war mehr als nur ein Krieg – es war ein Akt des Wahnsinns, der die Hoffnung auf einen Sieg zu erdrücken schien. Und dennoch waren sie hier, auf dem Hügel von Maysalun, bereit, für das zu kämpfen, was ihnen so kostbar erschien – auch wenn es den Untergang bedeuten mochte.
Aber das alles wollte er seinem sitzenden und am Baum lehnenden Freund Hamid nicht erzählen. Man sollte nicht brutal ehrlich sein und ihm nicht noch mehr Angst einjagen.

„Mohammed, hast du schon mal jemanden getötet?“ fragte Hamid

Mohammad dachte nach. Über das Töten. Solange er sich erinnern konnte, hatte er es immer vermieden, jemandem das Leben zu nehmen. Ihm ein Ende zu setzen. Nein, er hatte noch nie jemanden getötet. Während seiner Ausbildung in Istanbul hatte er viel über Kriegstaktiken und den Umgang mit Waffen gelernt, aber niemals war er gezwungen gewesen, diese tödlichen Fähigkeiten anzuwenden. Danach wurde er in verschiedene Gebiete entsandt, doch auch dort hatte er es stets geschafft, dem tödlichen Akt zu entkommen.

Es war ein seltsames, fast unerklärliches Gefühl, den Krieg so nah zu erleben und doch nie selbst einen Menschen getötet zu haben. Er konnte die Schreie der Verwundeten hören, die Zerstörung sehen und die Trauer der Hinterbliebenen spüren, als wären sie seine eigenen. Und doch waren seine Hände frei von Blut geblieben. Es war, als ob ein unsichtbarer Schutzengel über ihn wachte, ihn vor der letzten, endgültigen Handlung des Krieges bewahrte. Es glich einem Wunder. Einem wahren Wunder.

Wie konnte es sein, dass er, obwohl er zwangsweise zur Armee verpflichtet und umfassend ausgebildet worden war, niemals jemanden getötet hatte? Es war fast unbegreiflich. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er seinen Einberufungsbefehl erhielt, als wäre es gestern gewesen. Der Schock und die Angst hatten ihn damals überwältigt. Er war in Istanbul in eine strenge militärische Ausbildung gesteckt worden, wo ihm beigebracht wurde, wie man kämpft, schießt und tötet. Die Instruktoren hatten keine Geduld für Schwäche gezeigt, und jeder Tag war eine Prüfung seiner physischen und mentalen Grenzen gewesen.

Nach der Ausbildung hatte man ihn in verschiedene, oft gefährliche Gebiete entsandt. Die Schrecken des Krieges umgaben ihn von allen Seiten. Er hatte die Verheerungen der Schlachten gesehen, die Schreie der Verwundeten gehört und die Leichen der Gefallenen gesehen. Jeder Einsatz brachte neue Gefahren, und doch war er immer irgendwie verschont geblieben. Während seine Kameraden in den Kämpfen verwickelt wurden und das Blutvergießen unvermeidlich schien, hatte er es immer geschafft, diesen letzten tödlichen Akt zu vermeiden.

War es reines Glück gewesen? Oder vielleicht eine Art göttlicher Fügung? Er wusste es nicht. Es schien, als ob eine unsichtbare Hand ihn geführt und beschützt hätte, ihn von der dunkelsten Seite des Krieges ferngehalten. Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er auf dem Hügel nahe Damaskus stand. Der Gedanke, dass er vielleicht gezwungen sein würde, dieses letzte Tabu zu brechen, nagte an ihm. Es war ein Wunder, dass er bis jetzt verschont geblieben war, aber würde dieses Wunder weiterhin anhalten? Der Krieg machte keine Versprechen.

Mohammed seufzte und schaute zu Boden, während er sprach: „Hamid, das weiß ich nicht mehr. Ich habe immer aus der Entfernung geschossen und war nie im Nahkampf.“

Hamid runzelte die Stirn, sein Ton wurde eindringlicher: „Wie kann das sein? Du bist ausgebildet und warst auch im Kampfgebiet der Osmanen.“

Mohammed hob den Kopf und sah Hamid ernst an, seine Stimme war fest: „Hamid, das ist jetzt unwichtig. Wir müssen uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren, und inschallah werden wir siegen. Gott wird auf unserer Seite sein.“

Mohammed war den meisten seiner Freunde und Mitstreiter weit voraus. Bereits vor zwei Jahren war er in die osmanische Armee eingezogen worden, eine Zeit, die sein Leben und seine Fähigkeiten prägte. In den Reihen der Armee wurde er für den Kampf ausgebildet und intensiv geschult. Seine frühen Jahre im Militärdienst hatten ihn geformt und seine Fertigkeiten geschärft.

Eigentlich hatte er heute Morgen nicht hier sein wollen. Der Gedanke daran, aufzustehen und sich dem bevorstehenden Tag zu stellen, hatte ihn schon in der Dunkelheit der Nacht gequält. Als der erste Lichtstrahl des Morgens sein Zelt erhellte, verspürte er einen starken Wunsch, einfach liegen zu bleiben und den Tag zu ignorieren. Die Last der Verantwortung, die drückende Schwere der bevorstehenden Ereignisse, alles schien zu viel. Dennoch, trotz seiner inneren Widerstände und Zweifel, hatte er schließlich seine Sachen gepackt und sich auf den Weg gemacht. Jetzt, da er hier stand, fühlte er die Unumkehrbarkeit seiner Entscheidung. Der Punkt ohne Wiederkehr war erreicht, und es gab keinen Platz mehr für Zweifel oder Bedauern.

Die Rufe der Muezzins durchdrangen die Stille und erinnerten sie daran, dass dieser Tag mit Gebeten begonnen hatte. In jenem Augenblick, als sie sich in Gruppen aufteilten, die Gebete gen Westen richteten, jedoch nicht nach Mekka, sondern in die Richtung, aus der die Gefahr kam, überkam Mohammed eine tiefe Melancholie. Die Worte "Allahu Akbar" drangen von allen Seiten an seine Ohren, und er konnte nicht anders, als sich diesem Gebet anzuschließen. Es war ein Gebet, das von Hoffnung und Verzweiflung zugleich erfüllt war. Die Männer, die hier versammelt waren, wussten, dass ihre Chancen gegen die übermächtige französische Armee minimal waren. Die Ironie des Moments entging ihm nicht. Trotz der Aussichtslosigkeit beteten sie zu Gott und suchten Trost in ihren Gebeten. Die nüchterne Realität war jedoch allgegenwärtig. Sie waren nur 3.000, und die Franzosen zählten 12.000. Das mathematische Ungleichgewicht war offensichtlich, und dennoch beteten sie, in der Hoffnung auf ein Wunder.

Als Mohammed sein Gebet beendet hatte, lehnte er sich gegen einen Baum und wurde still. Er lauschte auf die Stille der frühen Morgenstunden. Die Sonne begann gerade im Osten aufzugehen, und ein düner roter Faden zog sich am Horizont entlang. Neben ihm stand sein Freund Hamid, ein Gefährte aus seiner Kindheit, der leise weinte. In diesem Moment dachte Mohammed an seinen Vater, der bereits auf dem Feld arbeitete, und an seine Mutter, die sicherlich schon wach war und sich Sorgen machte. Die Gedanken an seine Familie und die Menschen, die er liebte, erfüllten seine Gedanken, während er sich auf das bevorstehende Geschehen vorbereitete.

Er hatte gehofft, dass dieser Tag niemals kommen würde, dass irgendein Wunder geschehen und sie alle retten würde. Doch solche Wunder blieben aus. Die Realität war gnadenlos. Er spürte ein unerklärliches Unbehagen, als ob irgendetwas in ihm ihn davon abhalten wollte, den Hügel vollständig zu erklimmen. Eine innere, leise Stimme flüsterte ihm zu, dass er warten sollte, genau hier, in der Nähe der kleinen Bäume. Doch er wehrte sich dagegen. Er wollte kein Feigling sein, niemals! Dennoch spürte er eine unheimliche Anziehungskraft, die ihn zwang, auf den Boden zu knien und zuzuhören.

Plötzlich bemerkte er, wie der Boden leicht bebte, und das leise Donnern wurde immer lauter und drängender. Ein markerschütternder Schrei durchbrach die Stille, und im nächsten Moment wurde er von einer gewaltigen Explosion erfasst. Eine Hitzewelle umhüllte ihn, und ein Feuerschwall brach über ihn herein. Die Hölle brach los, als mehrere Kanonen in rascher Abfolge abgefeuert wurden. Ein infernalisches Gebrüll erfüllte die Luft, und der Boden bebte unter den gewaltigen Erschütterungen. Die Menschen um Mohammed wurden buchstäblich in die Luft gerissen, als die Sprengkraft der Granaten alles in ihrer Nähe zerfetzte.

Die Szene wurde von einem schrecklichen Chaos beherrscht. Rauch und Staub hüllten den Hügel ein, und die Schreie der Verwundeten und Sterbenden vermischten sich mit dem ohrenbetäubenden Lärm des Artilleriefeuers. Mohammed fand sich auf dem Boden liegend wieder, von Schmerz und Panik überwältigt, während um ihn herum die Tragödie weiterhin tobte. Die Rufe von "Allahu akbar, Allahu akbar" hallten durch die Luft, zunächst laut und klar, doch wurden sie allmählich leiser. Die Welt schien in diesem Moment aus den Fugen zu geraten, und er konnte nur hilflos zusehen, wie die Hölle um ihn herum wütete. Der Rauch verdichtete sich weiter, und die Schreie der Verwundeten wurden immer verzweifelter. "Allahu akbar, Allahu akbar," klang es weiter, die Stimmen immer schwächer. Mohammeds Sichtfeld verschwamm, und die Rufe, die einst so eindringlich gewesen waren, wurden nun kaum noch wahrnehmbar. Schließlich wurden die letzten "Allahu akbar, Allahu akbar" von der alles verschlingenden Stille verschluckt, und nichts war mehr zu hören außer dem dumpfen Echo der Zerstörung.

Überall um Mohammed herum lagen Leichen, als hätte der Tod höchstpersönlich seine Sense geschwungen und die Erde mit seinen Opfern bedeckt. Die Szene war ein düsteres Gemälde des Grauens, in dem das Leben brutal ausgelöscht wurde. Die Körper der Gefallenen lagen verstreut, einige in grotesken Posen, andere einfach nur reglos und still. Blut durchtränkte den Boden, und die Erde war von dunklen Flecken übersät, die von einem sinnlosen Gemetzel zeugten. Diejenigen, die noch Atem holten, stöhnten vor Schmerz und Angst, während die Toten still und unbeweglich dalagen.

Der Gestank von Blut und Verwesung hing schwer in der Luft, und das Grauen dieser Schlacht drang in Mohammeds Seele ein. Er konnte kaum glauben, dass er überlebt hatte, als er inmitten dieses Massakers stand. Die Welt schien ihren Verstand verloren zu haben, und die Menschlichkeit war in diesem Augenblick verschwunden, hinterlassen wurde nur das trostlose Bild des Todes.

Hamid lag leblos und regungslos in unmittelbarer Nähe auf dem Boden, sein Körper von den Wunden des grausamen Angriffs gezeichnet. Seine Augen starrten ins Leere, sein Leben war erloschen. Mohammed kniete neben seinem Freund, Tränen strömten unaufhaltsam über sein Gesicht. Die Welt um ihn herum verschwamm vor seinen Augen, und er konnte den wahren Ausmaß der Katastrophe nicht mehr erkennen. Der Schmerz und die Verzweiflung schnürten ihm die Kehle zu, als er den Verlust seines Freundes realisierte. Die Schlacht hatte nicht nur zahlreiche Menschenleben gefordert, sondern auch ihre Seelen zerstört. Mohammed fühlte sich verloren inmitten des Chaos und des Todes. Die Realität war zu einem Albtraum geworden, aus dem es kein Erwachen gab. Die Tragödie dieser Schlacht würde in seinen Gedanken für immer nachhallen, als eine schmerzhafte Erinnerung an den Tag, an dem die Welt für immer verändert wurde.

Gefangen in seiner panischen Angst und lähmenden Furcht, schloss Mohammed seine Augen und fand sich plötzlich in einer Art Trance auf dem Marktplatz von Damaskus wieder. Die lebhafte Szene erstreckte sich vor ihm mit einer Fülle von Farben, Gerüchen und Geräuschen. Überall um ihn herum waren Stände aufgebaut, an denen Händler ihre Waren feilboten. Die Luft war erfüllt von exotischen Düften – Gewürze, frisches Obst, duftende Blumen und orientalische Köstlichkeiten.

In dieser tranceartigen Vision sah er sich selbst als kleinen Jungen, der fasziniert die bunten Tücher und Teppiche betrachtete, die von den Wänden der umliegenden Geschäfte hingen. Glänzende Schmuckstücke schimmerten verlockend in den Auslagen. Inmitten all dieser Pracht fühlte er sich winzig und hilflos, während die Menschen um ihn herum hektisch hin und her eilten und die Welt um ihn herum in ihrer gewohnten Betriebsamkeit tobte.

Es war, als ob er in der Zeit zurückgereist wäre, in einer Zeit, in der er sich genauso verloren und verängstigt gefühlt hatte wie jetzt auf dem Schlachtfeld von Maysalun. Die Händler riefen lautstark ihre Angebote aus, versuchten die vorbeigehenden Menschen mit ihren Waren zu locken. Bunte Tücher und Teppiche hingen an den Wänden der umliegenden Geschäfte, und glänzende Schmuckstücke schimmerten verlockend in den Auslagen. In der Mitte des Marktplatzes befand sich ein großer Brunnen mit kunstvoll verzierten Kacheln, an dem sich Menschen versammelten, um Wasser zu holen und sich zu erfrischen. Überall gab es hektisches Treiben und geschäftiges Treiben, und der Marktplatz pulsierte vor Leben. Händler riefen laut ihre Waren aus, Kinder rannten spielend umher, und der Duft von frisch gebackenen Fladenbroten und exotischen Gewürzen erfüllte die Luft.

Er war auf dem Weg zum Kuttab, einem Raum in einer Moschee, wo die Kinder des Viertels unterrichtet wurden. Er sah seine Freunde lachend und scherzend, während sie auf dem Weg zum Unterricht waren. Die Rufe von „Allahu akbar, Allahu akbar“ hallten durch die Luft, zunächst laut und klar, doch wurden sie allmählich leiser. Der Klang der Stimmen, die ihre Gebete riefen, vermischte sich mit den Geräuschen des Marktplatzes, wurde schwächer und schwächer, bis er fast nicht mehr hörbar war. Im Kuttab angekommen, fühlte er die kühle, friedliche Atmosphäre des Innenhofs der Moschee. Die Stimmen der Händler und das geschäftige Treiben des Marktplatzes wurden durch die hohen Mauern der Moschee gedämpft. Die Kinder saßen in ordentlichen Reihen auf dem Boden, aufmerksam die Worte des Lehrers lauschend, während sie in ihren Texten blätterten. Die vertraute Umgebung des Kuttabs, die ihn einst beruhigt hatte, erschien ihm nun wie ein ferner Traum. Er setzte sich zu den anderen Schülern, bereit, den heutigen Unterricht mit voller Aufmerksamkeit zu verfolgen.

Langsam, fast wie aus einem tiefen Dämmerzustand, erwachte Mohammed. Ein leiser, aber stetig lauter werdender Ruf zog ihn aus seiner inneren Trance und zurück auf das Schlachtfeld von Maysalun. Vor ihm breitete sich das Chaos aus – Menschen, die in alle Richtungen davonrannten, den Kampfort verließen. Es schien, als wäre der Krieg zu Ende, die Schlacht entschieden. Verwirrt und desorientiert sah er, wie die Unverletzten eilig den Hügel hinunterstürmten, während die Verletzten Unterstützung benötigten, um die Anhöhe zu verlassen. Die Szene war von Verwüstung und Zerstörung geprägt, die Überreste einer Schlacht, die viele Leben gefordert hatte. Mohammeds Herz pochte rasend vor Erleichterung, dass er noch am Leben war, aber sein Geist war gezeichnet von den schrecklichen Ereignissen, die er gerade miterlebt hatte.

Das Schlachtfeld erstarrte in einem kalten Schweigen, als der Morgenhimmel sich langsam vom Dunkel zum Grau wandelte. Die Kanonenfeuer, die Schreie der Gefallenen, das Klirren der Waffen - alles verstummte. Was zurückblieb, war eine trostlose Szenerie des Todes. Eigentlich sollte er raufgehen. Den Hügel rauf. Dort, wo die Schlacht stattfindet oder stattgefunden hat. Er sah einige seiner Kameraden, die bereits den Hügel erklommen hatten, aber auch viele, die den Hügel hinunter rannten. Ihnen stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben, ihre Augen weit aufgerissen vor Angst und Entsetzen. Blut lief aus frischen Wunden, und viele von ihnen hielten ihre Arme oder Beine, die in unnatürlichen Winkeln hingen. Manche stützten sich gegenseitig, humpelten oder trugen Verwundete auf ihren Schultern.

Die Szenerie war geprägt von Chaos und Verzweiflung. Mohammed stand am Fuße des Hügels, innerlich zerrissen und voller Widersprüche. Zweifel und Ängste nagten an ihm, während die Schreie der Verwundeten und die leiser werdenden Rufe von „Allahu akbar, Allahu akbar“ ihm in den Ohren klangen.
Auf der einen Seite fühlte er sich verpflichtet, zu kämpfen, sich zur Wehr zu setzen, Widerstand zu leisten und sich zu opfern. Es lief letztendlich darauf hinaus, den Märtyrertod zu sterben. Denn in diesem Krieg bedeutete es für alle, den Märtyrertod zu sterben. Es gab eigentlich keine Alternative.

Aber er dachte, dass er wenigstens das Ausmaß der Zerstörung mit eigenen Augen sehen und seinen Kameraden beistehen könnte. Sein Herz pochte heftig, wie ein Trommelwirbel, der ihn unaufhaltsam vorwärts treiben wollte. Er spürte den Drang, seiner Pflicht nachzukommen und mutig zu sein, als ob eine unsichtbare Hand ihn am Rücken schob. Doch auf der anderen Seite war da eine lähmende Angst, eine tiefe Unsicherheit, die ihn zurückhielt, wie eiserne Ketten, die ihn am Boden festhielten.

Sein Verstand war ein Schlachtfeld eigener Art, wo Mut und Furcht gegeneinander antraten. Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf – die Schrecken der Schlacht, das Blut, die Schreie der Verwundeten. Er fühlte sich zerrissen zwischen dem Wunsch, mutig zu sein, und der unkontrollierbaren Panik, die ihn dazu brachte, den sicheren Rückzug zu suchen. Jede Faser seines Körpers war in Aufruhr. Sein Atem ging schnell und flach, und seine Hände zitterten unkontrolliert.
Er stellte sich vor, wie er den Hügel hinaufstieg, wie seine Füße durch den blutgetränkten Boden stapften, wie er den Blicken der sterbenden Männer begegnete, ihre stummen Bitten um Hilfe. Doch sofort drängte sich das Bild der Flucht in seinen Kopf, die Vorstellung, wie er den Hügel hinunter rannte, weg von den Schrecken, weg von der Verantwortung. Die widersprüchlichen Emotionen rangen in ihm wie zwei wilde Tiere. Der eine Teil von ihm schrie danach, mutig zu sein, seine Ängste zu überwinden und seinen Kameraden zur Seite zu stehen. Der andere Teil jedoch – ein tief verwurzelter Instinkt – schrie genauso laut, dass er weglaufen und sich in Sicherheit bringen sollte. Der Druck auf seine Brust war kaum auszuhalten, als ob ein unsichtbares Gewicht auf ihm lastete, ihn in die Knie zwingen wollte.

Er schloss für einen Moment die Augen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber das Chaos in seinem Inneren war überwältigend. Das Bild seiner Mutter, die stolz auf ihn war, mischte sich mit der Vision von sterbenden Freunden. Der Duft von frischem Brot aus seiner Kindheit überlagerte den metallischen Geruch von Blut und Tod. Die leiser werdenden Rufe von „Allahu akbar, Allahu akbar“ hallten in seinem Kopf nach, wie ein schwächer werdendes Echo seines inneren Konflikts.

Er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste, und diese Entscheidung würde alles verändern. Der Hügel vor ihm war nicht nur ein physisches Hindernis, sondern das Symbol seines inneren Kampfes. Der Weg hinauf bedeutete Mut und Opfer, der Weg hinunter bedeutete Flucht und Schande. Mit jedem Atemzug fühlte er das Gewicht seiner Wahl, ein Gewicht, das ihm fast die Luft zum Atmen nahm.

Auf einmal bewegte er sich vorwärts. Er ging den Hügel hoch, mit langsamen und vorsichtigen Schritten. Die Entscheidung, den Hügel hinaufzugehen, hatte er auch Jahre später nie ganz verstanden. Was ihn veranlasst hat, es zu tun. Er dachte an die unzähligen Male, in denen er sich diese Entscheidung in den kommenden Jahren wieder und wieder durch den Kopf gehen lassen würde. Warum hat er sich entschieden weiterzugehen? War es Mut oder einfach nur die Unfähigkeit, einen anderen Weg zu sehen? Die Antwort würde ihn für immer verfolgen.
Mit jedem Schritt, den er tat, spürte er das Gewicht seiner Verantwortung, aber auch die Last seiner Ängste. Es fühlte sich an, als ob jede Bewegung ihn tiefer in einen Sumpf aus Angst und Zweifel zog. Er wusste, dass er weiter gehen musste, dass es kein Zurück mehr gab. Der Hügel vor ihm war nicht nur ein physisches Hindernis, sondern auch ein Symbol für seine inneren Kämpfe. Das Donnern der Kanonen war verstummt, doch das Echo des Krieges hallte weiterhin in seinem Kopf wieder. Die Schreie der Verwundeten und die Rufe seiner Kameraden schienen ihm nachzuhallen, als ob sie ihn vorwärts trieben und gleichzeitig zurückhalten wollten. Er konnte die Gesichter derer sehen, die bereits gefallen waren, und die von denen, die noch kämpften.

Jeder Schritt war eine Qual, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Die Erinnerungen an eine friedlichere Zeit, an den Marktplatz mit seinem geschäftigen Treiben, vermischten sich mit der schrecklichen Realität des Krieges. Der Kontrast zwischen dem Leben, das er kannte, und der Zerstörung, die er nun sah, war unerträglich. Er setzte seinen Weg fort, den Hügel hinauf, mit einem Herzen, das vor Angst und Schmerz fast zerbrach. Er wusste, dass dieser Moment ihn für immer verändern würde, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor. Die Stille nach dem Donnern der Kanonen war bedrückend, und die Leere, die sie hinterließ, war ebenso schwer zu ertragen wie der Lärm zuvor.

Oben angekommen, sah er das wahre Ausmaß der Zerstörung. Die Welt, die er kannte, war in Trümmern. Verwundete lagen überall, die Luft war erfüllt von Rauch und dem leisen Stöhnen der Überlebenden. Die Rufe von „Allahu akbar, Allahu akbar“ waren nun vollständig verstummt, und eine erdrückende Stille breitete sich aus. Mohammed stand da, überwältigt von den Eindrücken, und wusste, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor. Es war einer der Momente, die lebensverändernd waren, einer der Augenblicke, die sich unauslöschlich in seine Seele brannten. Er blickte auf eine Landschaft, die ihm das Herz in tausend Stücke riss und jede Faser seines Körpers beben ließ. Vor ihm erstreckte sich ein Feld des Grauens, ein Bild des absoluten Gemetzels. Überall lagen Körper, teils bedeckt von Staub und Schmutz, teils blutüberströmt. Die toten und verwundeten Soldaten waren willkürlich über das Gelände verstreut, ihre Gesichter eingefroren in Ausdrucksformen von Schmerz und Verzweiflung. Verbrannte Erde und zertrümmerte Bäume zeugten von der zerstörerischen Kraft des Krieges. In der Ferne erhoben sich rauchende Trümmer, Überreste von was einmal Lager und Befestigungen gewesen waren. Die Luft war dick von dem metallischen Geruch des Blutes und dem beißenden Gestank von verbranntem Fleisch.

Überall sah Mohammed Waffen und Schilde, achtlos hingeworfen oder noch fest in den Händen der Gefallenen. Zelte und Ausrüstungen waren zerstört, der Boden war mit den Resten der Schlacht bedeckt. Verstreute Helme, zerrissene Uniformen und zerbrochene Waffen erzählten von den erbitterten Kämpfen, die hier stattgefunden hatten.
Mit jedem Schritt, den er weiterging, sah er das volle Ausmaß der Grausamkeit. Verwundete Soldaten stöhnten vor Schmerz, einige versuchten verzweifelt, ihre Kameraden zu erreichen, während andere leise vor sich hin beteten. Die Schreie und das Stöhnen der Sterbenden mischten sich mit dem entfernten Echo von „Allahu akbar, Allahu akbar“, das immer leiser wurde, bis es schließlich ganz verstummte.

Die grausame Realität der Schlacht vor ihm, das Gemetzel und die unbeschreibliche Zerstörung hatten eine tiefe Narbe in seinem Herzen hinterlassen. Er sah die Tränen in den Augen der Verwundeten, hörte das leise Flüstern der Sterbenden und spürte die Last der Verluste, die sie alle erlitten hatten. Der Schmerz und das Leid, das ihn umgab, waren fast greifbar, wie eine unsichtbare Welle, die ihn zu erdrücken drohte.
Jeder Atemzug war schwer, jeder Schritt ein Kampf. Mohammed fühlte, wie die Welt, die er kannte, auseinanderbrach und eine neue, düstere Realität ihren Platz einnahm. Die Schreie und das Stöhnen hallten in seinem Kopf wieder, ein endloses Echo der Tragödie, die sich vor ihm abspielte.

Er wusste, dass dieser Moment ihn für immer verändern würde. Das Bild der Schlacht, das Gemetzel und die Grausamkeit, die er gesehen hatte, würden ihn in seinen Träumen verfolgen und ihn in seinen wachen Stunden heimsuchen. Es war ein Anblick, den man nie vergessen konnte, ein Erlebnis, das sein Herz und seine Seele für immer geprägt hatte.
Irgendwann drehte sich Mohammed um und wusste, dass der Krieg für ihn genau hier und jetzt zu Ende war. Es gab kein Weiter und kein Aufbäumen. Nicht den Hauch eines Widerstands oder die Idee einer Auflehnung gegen die unwiederbringliche Niederlage. Die Gewissheit des unumkehrbaren Verlusts der Souveränität seines Landes war überwältigend. Die Franzosen haben gewonnen.

Am Rand des Schlachtfeldes stehend, fühlte er sich gleichzeitig gebrochen und gestärkt. Die Entscheidung, den Hügel hinaufzugehen, hatte ihm die Tiefe seiner Ängste und die Stärke seiner Entschlossenheit offenbart. Er wusste, dass er weitergehen musste, dass das Leben trotz allem weiterging, doch die Erinnerung an diesen Tag würde ihn nie mehr loslassen. Mit schwerem Herzen und einem Gefühl der endgültigen Abschiednahme wandte er sich ab, die Tragik und die emotionale Wucht dieses Moments tief in sich tragend.

Mohammed bewegte sich langsam den Hügel hinab, seine Schritte schwer und bedächtig. Auf einer Karre, die von einem mageren Pferd gezogen wurde, lag die leblose Gestalt seines Freundes Hamid. Die Augen geschlossen, das Gesicht bleich vor dem Tod. Er konnte nicht anders, als auf Hamids leblosen Körper zu starren, während die Karre langsam vorwärts rollte. Er fühlte sich erschöpft und traumatisiert von dem, was er gerade erlebt hatte. Sein Kopf hing schwer herab, ein Symbol seiner Niederlage, aber tief in seinem Inneren keimte ein zartes Gefühl der Hoffnung auf - die Hoffnung, am Leben geblieben zu sein, wenn auch um den Preis des Verlusts eines geliebten Menschen.

Mohammed überlebte das Inferno von Maysalun, genauso wie Tausende andere, die das Glück oder die List auf ihrer Seite hatten. Als er die Tore von Damaskus erreichte, war Mohammed ein Bild des Elends. Seine Kleidung war zerrissen, sein Körper erschöpft, und der Staub des Krieges hatte sich tief in seine Haut eingebrannt. Seine Füße schleiften über den Boden, jeder Schritt ein Kampf gegen die lähmende Müdigkeit, die seine Glieder schwer wie Blei machte. Sein Gesicht, gezeichnet von Staub und Schweiß, spiegelte die Qualen der vergangenen Tage wieder. Seine Augen, einst voller Hoffnung, waren jetzt matt und leer, als ob der Kampf ihnen das letzte bisschen Licht genommen hätte. Doch während er den Blick gen Himmel richtete, spürte er keinen übernatürlichen Schutz. Kein Wunder hatte sie gerettet. Kein Gebet hatte die Geschosse abgewehrt. Gott schien neutral zu sein oder spielte vielleicht keine aktive Rolle in dieser Hölle.

Er konnte die Gesichter derer sehen, die es nicht geschafft hatten. Diejenigen, die auf dem Schlachtfeld geblieben waren. Ihr Opfer schien sinnlos in dieser trostlosen Realität. Der Krieg hatte keine Helden hervorgebracht, nur Verlust und Zerstörung.

Während er weiterging, mit jedem Schritt näher an den Toren von Damaskus, fühlte er sich leer und resigniert. Der Glaube und die Gebete allein hatten keine Wunder bewirkt, um die Franzosen zu besiegen. Es gab keinen Goliath gegen David, keine 300 Spartaner gegen die Übermacht der Perser. Stattdessen standen sie einer übermächtigen Armee gegenüber, die mit gnadenloser Effizienz alles niederschlug, was sich ihr in den Weg stellte. Doch das Wunder war, dass sie noch am Leben waren. Vielleicht war das das Zeichen Gottes – dass er und viele andere diesen sinnlosen Widerstand überlebt hatten. Und er wusste, dass er verdammt viel Glück gehabt hatte, da er nur wenige Meter entfernt von Hamid stand, als die Kugeln pfiffen. Das er auch gesegnet war

Doch was Mohammed in seinem Elend nicht wusste, war, dass er, wie alle anderen Überlebenden, ein Auserwählter war. Er konnte nicht ahnen, dass er nur drei Jahre später eine junge Frau namens Sara heiraten und mit ihr zehn Kinder haben würde. Er hätte nie vermutet, dass dreißig Jahre später eines seiner Kinder in die USA auswandern würde. Und er würde es auch nie erfahren, dass eines seiner Enkelkinder seine Geschichte in der Schlacht von Maysalun aufschreiben und veröffentlichen würde. Es musste Schicksal oder göttliche Fügung sein, dass Mohammed nicht rechtzeitig auf dem Hügel war, damit seine Erzählung zu einem Vermächtnis wurde – ein Vermächtnis von Tapferkeit und unerschütterlichem Willen, der in den dunkelsten Stunden des Lebens aufleuchtete.

Mohammeds Geschichte sollte eine Mahnung an die Nachwelt sein – eine Erinnerung daran, dass selbst in den ausweglosesten Situationen ein Funken Hoffnung existieren kann. Ein Zeugnis davon, dass das menschliche Herz, so zerbrechlich es auch erscheinen mag, eine ungeahnte Stärke in sich trägt. Und so trug Mohammed, mit jedem Schritt, die Last dieser Erinnerungen weiter, wissend, dass seine Geschichte, seine Leiden und sein Überleben niemals vergessen werden würden.

Mohammed Malek ( 1889 - 1987 )


Nachtrag


Die Schlacht von Maysalun fand am 24. Juli 1920 in der Nähe des Dorfes Maysalun, westlich von Damaskus, statt. Sie war ein entscheidendes Gefecht zwischen den Streitkräften des arabischen Königreichs Syrien, das von König Faisal I. geführt wurde, und der französischen Armee.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches war Syrien unter die Kontrolle der Franzosen geraten, gemäß den Vereinbarungen des Sykes-Picot-Abkommens und der Beschlüsse der Konferenz von Sanremo. Die Araber unter König Faisal hatten jedoch die Unabhängigkeit Syriens ausgerufen und widersetzten sich der französischen Mandatsverwaltung.

Die französische Armee, gut ausgerüstet und zahlenmäßig überlegen, zählte etwa 10.000 Soldaten. Im Gegensatz dazu hatten die syrischen Truppen nur etwa 3.000 Kämpfer, die meisten von ihnen waren Bauern, Arbeiter und ehemalige Soldaten. Unter dem Kommando von General Yusuf al-'Azma stellten sich diese schlecht bewaffneten und zahlenmäßig unterlegenen syrischen Truppen den Franzosen entgegen. Trotz ihres tapferen Widerstands wurden die syrischen Truppen schnell überwältigt. General al-'Azma fiel im Kampf, und die französischen Truppen marschierten kurz darauf in Damaskus ein.

Die Verluste auf syrischer Seite waren erheblich: etwa 400 Syrer starben, während die Franzosen nur 47 Verluste verzeichneten. Die Niederlage in der Schlacht von Maysalun markierte das Ende des kurzlebigen Königreichs Syrien und den Beginn der französischen Mandatszeit, die bis zur Unabhängigkeit Syriens im Jahr 1946 dauerte. Die Schlacht wird bis heute als Symbol des arabischen Widerstands und der nationalen Identität in Syrien erinnert.

 

Salü @Morwan Obed,

willkommen im Forum. Ich möchte den Inhalt weglassen, denn er ist ja belegte Geschichte. Vielmehr geht es mir um die Art, wie Du ihn transportierst. Ich habe mich an den Mann erinnert, der am Lagerfeuer sitzt und erzählt. In einem durch. Aber: Mann/Frau am Lagerfeuer hebt und senkt die Stimme, macht Spannungspausen an den richtigen Stellen, beugt sich vor, schaut allen Zuhörerinnen und Zuhörern in die Augen. Nacheinander. Also er oder sie hat Stilmittel, um die Geschichte nicht einfach so runterzuleiern, denn bei der Länge würden vielleicht einige einschlafen.

Du hast aber nur geschriebene Worte. Wir hören dich nicht. Hast du auch Stilmittel? Aber klar. Einige. Da wäre zum einen das Herunterbrechen der ganzen Erzählung auf zwei oder drei, vielleicht vier Personen, denen man sich durch Dialog nähern kann, während das Geschehen im Kontext abläuft. Die Leute am Lagerfeuer werden ja von den Stilmitteln des Sprechers/der Sprecherin eingefangen. Je versierter er/sie, desto spannender wird es. Du kannst die Leserinnen/Leser durch nah an den Menschen und deren Persönlichkeiten angelehnte Dialoge packen. Unmittelbar sein. Lass das Geschehen vor unseren Augen ablaufen. Du beschreibst es als eine Drohne, guckst von oben drauf, aber das nimmt nur wenige mit.

Das Thema ist würdig beschrieben zu werden, denn es ist ein Paradebeispiel kolonialer Trunkenheit und Arroganz. Also muss man umso mehr eintauchen in das, was es für die einzelnen Menschen bedeutet. Das erweitert deine Möglichkeiten ungemein. Dass du es kannst, ist aus dem Text herauszulesen.

Das wäre mein grundlegender Tipp für Stoff und Stil.

Beste Grüße
Morphin

 

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