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Serie Seelenschatten (Thorjan)

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07.10.2006
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Seelenschatten (Thorjan)

Seelenschatten
(Thorjan)

Träge umschwebte der moderige Geruch verrottenden Fleisches Thorjans Nase.Er streckte seine Schnauze dem Hauch des Todes entgegen. Ganz in der Nähe fände er genug Nahrung, um seinen Hunger und den seiner Gefährtin zu stillen.
Der Werwolf ließ sich von dem Felsen fallen, unter seinen Pranken knirschte der gelbe Sand. Heißer Südwind fegte durch die Schluchten des Knochengebirges, als Thorjan mühsam den gewundenen Schlängelweg hinab schlich. Feine Sandkörner setzten sich in seinem verfilztem Fell fest. Dem ehemals prächtig glänzendem Schwarz war einem verstaubtem Grau gewichen. Bei jedem Schritt zeichneten sich seine Schulterknochen als Spitze Dreiecke unter dem Fell ab. Kraftlos trottete Thorjan in eine Senke hinunter.
Seine trüben Augen streiften über einige der Verwesung nahe scheinenden Menschenleichen. Der intensive Geruch von Fäule ließ für Thorjan keinen anderen Schluss zu.
„Also dann, Augen zu und durch“, knurrte Thorjan heiser.
Angewidert begann er einige Stückchen aus einem Toten heraus zu reißen. Erst zaghaft, dann immer rabiater. Sein Hunger übermannte ihn letztendlich immer wieder. Hektisch verschlang Thorjan nach und nach große Brocken Fleisch. Bald war seine Schnauze blutverschmiert, allerdings auch sein Hunger gestillt. Zufrieden leckte er sich sein verklebtes Fell sauber. Thorjan hielt ärgerlich inne, als er witterte, dass er nicht alleine war.
Noch war niemand zu sehen, aber es war jemand in der Nähe. Ein hellmagisches Wesen, das roch er. Unruhig schritt Thorjan auf und ab. Plötzlich purzelte ein kleines Mädchen hinab in die Senke. Es lag einen Augenblick einfach da, auf ihrem Bauch.
„Vielleicht habe ich ja Glück und es ist tot.“, dachte Thorjan.
Thorjan hatte kein Glück. Als sich der Staub legte, stand das Mädchen wackelig auf seinen Beinen und rieb sich die Schulter. Erschrocken starrte es auf die Leichen um sich herum. Dann wanderte ihr Blick zu Thorjan, der auf der gegenüberliegenden Seite der Senke verharrte. Ihr erschreckter wich einem entgeistertertem Gesichtsausdruck. Argwöhnisch musterte der Werwolf den kleinen Eindringling. Nach dem Sturz hatten sich einige Locken des hellgrünen Haares aus ihrem Zopf gelöst. Verspielt tanzten einige Strähnen im Wind. Ihre fahle olivegrüne Haut verriet ihm, dass sie wohl das erste Mal das schützende Unterholz des magischen Waldes verlassen hatte. Selbst für einen Waldmenschen wirkte ihre zierliche Gestalt besonders zerbrechlich auf Thorjan. Willenlos versank Thorjan in den braunen Tiefen, diesen großen, vorwurfsvollen Seelenspiegeln. Thorjan fühlte sich unweigerlich verpflichtet etwas zu sagen.
„Verschwinde, Waldmensch.“
Es war nicht gerade das, was ihm auf dem Herzen lag, aber ein wesentlich freundlicherer Ton, als er sonst hellmagischen Geschöpfen gegenüber anschlug. Die kleine Gestalt rührte sich nicht. Thorjan knurrte ungeduldig. Seine Nackenhaare sträubten sich.
Aber wem machte er etwas vor? Sich oder diesem harmlosen, hellmagischem Mädchen?
Er war ein Wrack.
Der Hunger hatte ihn, Thorjan den muskelbepacktem Werwolf mit der imposanten Mähne, in ein Häufchen Elend verwandelt. Es war schon ein mittleres Wunder, dass er auch heute wieder die Kraft gefunden hatte, um auf Nahrungssuche zu gehen. Bei dem Gedanken daran, wie viele Werwölfe er gekannt hatte, die ebenfalls dieses Stadium des körperlichen Verfalls durchlaufen hatten und jetzt tot waren, wurde Thorjan schwindelig. Er seufzte, gab seine albernen Drohgebärden auf und setzte sich mutlos in den Sand. Sollte ihn dieser kleine Waldmensch doch in eine bessere Welt befördern.
Das Mädchen blinzelte erstaunt, blieb jedoch unsicher auf der Stelle stehen. An seiner Schulter hatte sich ein roter Fleck gebildet, der stetig wuchs. Ohne eine Spur des Schmerzes zu verraten, ruhte sein kühler Blick weiterhin auf dem Werwolf. Thorjan ertrug die unterschwellige Anklage des Mädchens nicht mehr.
„ Ja ich esse Menschenaas, soweit ist es mit mir gekommen.“, schrie er in die Welt hinaus.
Irritiert trat das Mädchen nach hinten und verlor sein Gleichgewicht. Thorjan erkannte eine Gelegenheit, der Pattsituation zu entfliehen.
Gekonnt riss er ein Menschenbein ab, klemmte es sich zwischen die Zähne und begann den Schlängelweg hinauf zu steigen.
Er wollte leben und seine Gefährtin Rian sollte das auch. Als Thorjan an ihrer Wohnhöhle ankam, hatte sich der Wind gelegt. Er war einer von Schwefel geschwängerten Luft gewichen. Düstere Wolken ballten sich am Himmel zusammen. Ein Sturm zog auf. Erschöpft betrat Thorjan die Höhle und legte das angekaute Bein ab.
„Rian, ich bin wieder da.“, hechelte er.
Eine Windböe heulte um die Höhle. Thorjan fröstelte. Durch die schwarzen Wolken zuckte ein Blitz, gefolgt von Donnergrollen. Die Höhle wurde in weißes Licht getaucht.
Da lag Rian, ihre starren Pupillen schauten ins Nirgendwo. Thorjan eilte zu dem leblosen Fellbündel hin und stupste es mit der Nase an.
„Rian, sag doch was. Sieh nur, ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht.“
Verzweifelt rollte Thorjan das Bein vor ihre Schnauze. Selbst der schwere Fleischgeruch weckten in ihr keine neuen Lebensgeister.
Ihr ausgemergelter Körper lag weiterhin schlaff im Sand. Thorjan stieg das Wasser in die Augen. Eine Flut übermannte ihn, die er zu lange zurückgehalten hatte. Es war schon eine ganze Weile mit Rian bergab gegangen. Angefangen hatte es damit, dass sie die Höhle nicht mehr verließ. Aber Thorjan hatte ihr immer wieder Essen gebracht, obwohl er für sich selbst kaum genug Nahrung gefunden hatte.
Sie hatte sehr unter ihrer Abhängigkeit gelitten, hatte aber schließlich alles gefressen, was Thorjan ihr vorsetzte. Trotzdem hatte Rian von Tag zu Tag an Gewicht verloren. Es war nicht mehr aufzuhalten gewesen. Letztendlich hatte Rian nicht einmal mehr die Kraft besessen, um vor ihrem Tod ihre menschliche Gestalt anzunehmen.
„Ach, meine schöne Rian, ich habe alle vermasselt.“, schluchzte Thorjan.
„Alles.“, flüsterte er.
Erneut leuchtete ein Blitz über dem Knochengebirge auf, diesmal ein besonders Schöner, Verästelter. Darunter lagen zwei Werwölfe in einer Höhle. Der Donner wagte einen neuen Anlauf, die Schallmauer zu durchbrechen.
Aber die Werwölfe schliefen scheinbar tief und fest.

Fin

 

Hallo A.Merg,
ich habe dich heute schonmal kritisiert, aber irgendwie hat das System meine Kritik gefressen.
Also - dieses Mal ist die Geschichte in sich abgeschlossen, dafür geht mir die Formatierung auf den Keks. Dadurch, dass fast jeder Satz in einer neuen Zeile steht, wirkt die Geschichte auf mich ganz merkwürdig betont. Dazu habe ich noch eine andere Theorie, aber dazu später mehr.
Deine Geschichte geht um einen Werwolf, der aus irgendeinem Grund am Verhungern ist. Sein Weibchen kann sich nicht bewegen, weshalb er es mit Essen versorgt. Warum hast du ebenfalls unterschlagen. Dann trifft er bei der Jagd ein Waldmenschmädchen, das ganz allein herumläuft, obwohl es relativ offensichtlich ein Kind ist und deshalb eigentlich Aufpasser in der Nähe sein sollten. Anstatt sich über die Gelegenheit zu freuen und es in einem Stück nach Hause zu schleppen, versucht er, es zu verscheuchen, und schnappt sich dann nur sein Bein. In der Zwischenzeit ist sein Weibchen der rätselhaften Krankheit erlegen, die du nicht näher erklärst und die deshalb auch nicht sonderlich sinnvoll ist.
Deshalb denke ich, dass die Absätze vielleicht die Stellen markieren, an denen du eigentlich noch Hintergrund nachlegen wolltest ;) Mach mal, da geht nämlich noch einiges.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita

Tja, das mit den Absätzen war mir schon beim Schreiben der ersten Geschichten ein Rätsel.
Wann setze ich denn sinnvolle Absätze ein?

gruß
A.Merg

 

Hallo A.Merg,

ehrlich gesagt war ich nach dem Lesen ziemlich verwirrt.
Ich habe ständig versucht, Bezüge zu der vorherigen Geschichte zu finden, das war vielleicht ein Fehler, weil es nicht so richtig passen wollte.

Zum Beispiel dachte ich, die toten Menschen seien vielleicht Lux' Opfer, die Krankheit, von der die Werwölfin befallen ist, sei die gleiche, die den Wahnsinn von Rohjas Vater und der anderen Häuptlinge ausgelöst hat und das kleine Mädchen sei Rohja.
Vielleicht magst du mich ja aufklären?

Ich habe in deiner letzten Antwort unter dem ersten Teil gelesen, dass du dir nicht mehr sicher bist, ob die Geschichte, so wie du sie geplant hast, auch wirklich umsetzbar ist. Deshalb habe ich beschlossen, diesen Teil hier als so eine Art "Umstrukturierungsmaßnahme" gelesen, korrigiere mich, wenn ich damit falsch liege, ja?

Wenn die Geschichte tatsächlich vom Umfang her an den Herrn der Ringe heranreicht, würde ich dir wohl abraten, zu versuchen, sie in Kurzgeschichtenform zu pressen, ich glaube nicht, dass ihr das gut tut ...

Du könntest vielleicht aus der Sicht von verschiedenen Charaktären (also Rohja, Thorjan, Lux und Leute aus anderen Völkern) beschreiben, wie sie mit der Bedrohung umgehen und jeweils ihre eigene Lösung dafür finden wollen. Dann hättest du jeweils eigenständige Episoden, die aber alle denselben Hintergrund haben.
Ist selbstverständlich nur ein bescheidener Vorschlag.

Was mir konkret in dieser Geschichte aufgefallen ist:

Teilweise konnte ich die Handlung nicht ganz nachvollziehen; reißt der Werwolf dem Mädchen ein Bein ab oder schnappt er sich das eines Toten? (Ich dachte an ersteres) Ich finde, das kommt nicht so ganz rüber; auch dass das Mädchen so plötzlich und kommentarlos verschwindet, kam mir seltsam vor.
Und warum hält der Werwolf das Mädchen für harmlos, denkt aber auch gleichzeitig, dass sie ihn "in eine bessere Welt befördern" kann?

Letzendlich finde ich vitas Tipp, inhaltlich an einigen Stellen nochmal nachzulegen, äußerst sinnvoll.

Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu negativ, deine Welt finde ich nach wie vor interessant und hoffe, du machst weiter.

Viele Grüße,
Meari

 

Hallo vita,
Ich habe die Tipps zu den Absätzen gelesen und werd`s bei Zeiten ändern
-Sobald es geht :)

In Bezug auf die Handlung werd` ich wohl auch ein paar Korrekturen vornehmen, aber nur ein Paar ;)

- Schließlich soll das keine Erzählung werden. :dozey:


Grüße
A.Merg

 

Hallo Meari,

Mit deinem Vorschlag Kgs aus der Sicht einiger Charaktere zu schreiben hast du voll ins Schwarze getroffen. :D

Ich habe mir natürlich den Kopf darüber zerbrochen wie ich meine Ideeen in Kurzgeschichtenform umsetzen könnte. Das Problem war ja, dass ich keine Fortsetzungen schreiben darf. Also habe ich mir überlegt einige Erlebnisse der Ober bzw. Unterweltler näher zu betrachten. Thorjan war das erste Ergebnis, ein Ausschnitt vom Leben eines Werwolfes.

Was deine Verwirrung angeht:
ehrlich gesagt war ich nach dem Lesen ziemlich verwirrt.
Ich habe ständig versucht, Bezüge zu der vorherigen Geschichte zu finden, das war vielleicht ein Fehler, weil es nicht so richtig passen wollte.

-Es passt nicht, weil, naja ich hoffe der obere Text erklärt es...

Zum Beispiel dachte ich, die toten Menschen seien vielleicht Lux' Opfer, die Krankheit, von der die Werwölfin befallen ist, sei die gleiche, die den Wahnsinn von Rohjas Vater und der anderen Häuptlinge ausgelöst hat und das kleine Mädchen sei Rohja.
Vielleicht magst du mich ja aufklären?

Ich habe in deiner letzten Antwort unter dem ersten Teil gelesen, dass du dir nicht mehr sicher bist, ob die Geschichte, so wie du sie geplant hast, auch wirklich umsetzbar ist. Deshalb habe ich beschlossen, diesen Teil hier als so eine Art "Umstrukturierungsmaßnahme" gelesen, korrigiere mich, wenn ich damit falsch liege, ja?

Wenn die Geschichte tatsächlich vom Umfang her an den Herrn der Ringe heranreicht, würde ich dir wohl abraten, zu versuchen, sie in Kurzgeschichtenform zu pressen, ich glaube nicht, dass ihr das gut tut ...

Du könntest vielleicht aus der Sicht von verschiedenen Charaktären (also Rohja, Thorjan, Lux und Leute aus anderen Völkern) beschreiben, wie sie mit der Bedrohung umgehen und jeweils ihre eigene Lösung dafür finden wollen. Dann hättest du jeweils eigenständige Episoden, die aber alle denselben Hintergrund haben.
Ist selbstverständlich nur ein bescheidener Vorschlag.

Was mir konkret in dieser Geschichte aufgefallen ist:

Teilweise konnte ich die Handlung nicht ganz nachvollziehen; reißt der Werwolf dem Mädchen ein Bein ab oder schnappt er sich das eines Toten? (Ich dachte an ersteres) Ich finde, das kommt nicht so ganz rüber; auch dass das Mädchen so plötzlich und kommentarlos verschwindet, kam mir seltsam vor.
Und warum hält der Werwolf das Mädchen für harmlos, denkt aber auch gleichzeitig, dass sie ihn "in eine bessere Welt befördern" kann?

Also das mit dem Bein ist mir noch gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich auch weil ich die Szene schon vor meinem inneren Auge sehhe. Aber du hast recht, da muss eine nähere Beschreibung hin.

Das Mädchen verschwindet nicht, sondern der Werwolf. Das ist, denke ich, deutlich genug. Schließlich ist die Geschichte aus seiner Sicht geschrieben bzw. über ihn. Oder wie siehst du das?

Ja "wilde Flüche", da hab` ich vergessen ihr Schwert in der Umschreibung zu erwähnen und für harmlos hält der Ww das Mädchen eigentlich nicht. Das sollte eine neutrale Bemerkung sein, um seine Schwäche bzw. Wehrlosigkeit zu unterstreichen. Anscheinend kommt das aber nicht richtig rüber. Wird` auf jedenfall geändert.
-Für Verbesserungsvorschläge bin ichimmer offen;)

Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu negativ, deine Welt finde ich nach wie vor interessant und hoffe, du machst weiter.
Auch wenn ich in letzter Zeit wenig Muße hatte, mich zum Schreiben hin zu setzen, aber es geht weiter.

Viele Grüße
A.Merg

 

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