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Security Popcorn

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26.05.2008
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Security Popcorn

„Organ Replacement Center, Abteilung Lunge und Atemwege, Kundenservice, guten Tag! Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Guten Tag, Berger, Lars Berger. Ich benötige eine Lunge.“
„Eigenbedarf?“
„Bitte?“
„Ist die Lunge für Sie selbst, ein Haustier oder …“
„Ach so, nein, sie ist für mich.“
„Also Krebs und keine Schussverletzung?“
„Woher wissen Sie -“
„Statistische Wahrscheinlichkeiten, nicht wahr. Lungenkrebs, hm, heißt Totalersatz. Das neue Gewebe wird in fünf Monaten zur Verfügung stehen. Haben Sie fünf Monate, Herr Berger?“
„Knapp. Der Arzt gibt mir ein halbes Jahr, bis dahin muss ich das Transplantat haben.“
„Kein Problem, dann haben Sie sich rechtzeitig gemeldet. Ich rufe Sie eben im Computer auf, Moment, Lars-Leander Berger, sind Sie das? Lars-Leander?“
„Ja, wobei Leander, äh, nur Lars bitte.“
„Lars ist der Rufname, das kann ich gut verstehen, Herr Berger, kann ich gut verstehen. Ist auch nicht so wichtig, wir brauchen das nur für den Textkram. Gut, Ihr vollständiger genetischer Datensatz ist bei der Blutbank verfügbar, sehr schön. Und Sie sind vor Ausbruch Ihrer Krankheit zu allen gesetzlichen Blutspendeterminen erschienen, vorbildlich! Mir liegt eine Kreditnummer vor, 97 67 8 125 – LLB58, hat die noch Gültigkeit?“
„97 67 8 125, ja, das stimmt. Sie buchen automatisch ab?“
„Selbstverständlich. Die Kosten für die Nachzucht einer Gesamtlunge belaufen sich auf ca. fünfundfünfzigtausend, plus fünfundzwanzigtausend für die Transplantation. Krankenhausaufenthalt und ein halbes Jahr Nachbeobachtung sind inklusive. Macht achtzigtausend Euro, plus/minus, je nachdem ob sich Komplikationen ergeben. Ihre Bank teilt mir glücklicherweise gerade mit, dass das für Sie finanzierbar sein wird, empfiehlt aber dringend eine Ratenzahlung.“
„Tja …“
„Üblicherweise vereinbaren wir mit Kunden wie Ihnen drei Raten im Abstand von je drei Monaten. Die erste Rate wird fällig zum Monatsersten nach erfolgter Transplantation. Durch den üblichen Zinssatz erhöht sich der Gesamtbetrag natürlich, Augenblick, meiner Rechnung nach werden Sie drei Raten zu je vierunddreißigtausend zahlen. Wenn Sie einverstanden sind, übersenden wir Ihnen jetzt den Transplantationsvertrag, den Sie bitte innerhalb der nächsten dreißig Minuten versehen mit Ihrem elektronischen Fingerabdruck an uns zurückschicken. Sie erhalten eine Auftragsbestätigung per E-Mail. Sollten Sie Ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können, geht Ihr Körper post mortem in den Besitz von Organ Replacement über, einschließlich aller Rechte an Ihrer Genom-Sequenz. Stimmen Sie den Geschäftsbedingungen soweit zu, Herr Berger?“
„Hm. Ja.“
„Sehr schön, es freut uns, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Der Transplantationsvertrag wurde soeben übertragen. Lehnen Sie sich entspannt zurück, wir informieren Sie, sobald wir den Operationstermin festgesetzt haben. Vielen Dank und einen schönen Tag wünscht Ihnen Ihr Organ Replacement Center.“

Ein Bürotelefon läutete im beherrschten Chaos. Prof. Dr. rer. nat. Tusiast verfolgte das Kabel zu einem Haufen Aktenordner und grub den Apparat in deren Mitte aus. Das Display zeigte einen Anruf von außerhalb an. Er nahm den Hörer ab.
„Tusiast, Organ Replacement, hallo?“
„Guten Morgen“, sagte eine heisere Stimme am anderen Ende der Leitung. „Lars Berger. Bin ich bei Ihnen richtig, Sie sind der Lungenverantwortliche?“
„Ja, in der Tat. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Es ist so, Sie bearbeiten einen Auftrag für mich, einen Lungenkomplettersatz. Ich wollte mich erkundigen, wie es läuft und ob die Transplantation vorverlegt werden könnte.“
Professor Tusiast wartete höflich, bis der rasselnde Husten geendet hatte. „Berger … Berger … ich suche gerade die Aufzeichnungen für Ihren Fall heraus. Also, Herr Berger, Leander –“
„Lars.“
„Lars, es sieht gut aus. Ihre Lunge ist zu der erforderlichen Größe herangewachsen und voll funktionstüchtig, sie trainiert noch, damit Atemvolumen und Atemzugfrequenz unter Belastung ein Optimum erreichen. Wir können die Transplantation nächste Woche vornehmen, wenn Sie wollen. Allerdings ist die Lunge dann noch nicht so sportlich, wenn Sie verstehen, hehe.“ Professor Tusiast lachte in sich hinein.
„Hören Sie, darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich brauche diese Lunge jetzt“, röchelte die Stimme.
„Ist gut, dann schlage ich vor, Sie kommen nächste Woche Donnerstag dran. Städtisches Krankenhaus Block D, melden Sie sich da am Mittwoch um neun.“
„Oh, Gott sei Dank!“
„Kein Problem. Ich wünsche Ihnen noch …“
„Warten Sie, noch etwas. Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?“
Professor Tusiast zögerte, aber nicht lange. „Natürlich, worum geht es denn?“, fragte er freundlich.
„Also. Folgendes. Ich bin Journalist, ich schreibe für den Sci-Xplorer …“ Wieder Husten, diesmal ein sehr langes.
„Ja? Für den Xplorer?“
„Genau, und der Redakteur möchte für die Herbstausgabe eine Reportage über Ihr Institut. Sie wissen schon, der revolutionäre Durchbruch von Organ Replacement, die Generation von menschlichen Ersatzteilen durch das ethisch saubere Mausmodell, so was in der Art. Und weil ich ja nun … sozusagen aus erster Hand … Jedenfalls, könnte ich morgen bei Ihnen vorbeikommen? Für ein Interview mit Ihnen und vielleicht eine Führung durch die Labore, wenn das geht.“ Diesmal kein Husten, aber dafür Atemzüge, die wie Schnarchen klangen.
„Ähm, Herr Berger? Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber sollten Sie im Moment wirklich arbeiten? Vielleicht verschieben Sie Ihre Reportage bis nach –“
„Nein, das geht nicht.“ Husten. „Ich brauche das Geld.“
„Verstehe. Morgen passt mir zeitlich überhaupt nicht. Freitag um zwei?“
„Das wäre prima.“
„Ich treffe Sie am Haupteingang, erschrecken Sie unseren Pförtner nicht, der ist bewaffnet, haha. Ich führe Sie gerne herum. Filmen ist im Gebäude nicht erlaubt, soweit ich weiß, aber ich werde mich bei der Institutsleitung erkundigen.“
„Vielen Dank, ich weiß zu schätzen, dass Sie sich die Zeit nehmen.“
„Nichts zu danken, wir sehen uns Freitag.“

Lars zupfte an seinem Sakko herum, während er vor dem Pförtnergebäude auf und ab schritt. Sarah sah ihm kopfschüttelnd dabei zu. Sie stand, die Hände in den Hosentaschen, an die Mauer neben dem Eingangstor gelehnt. Schräg über ihrer linken Schulter prangte das Schild: Organ Replacement – now we can grow it back for you! Lars zupfte immer noch, und Sarah fiel auf, wie schlabberig das Sakko und die Jeans an ihm hingen. Er musste an die zwanzig Kilo verloren haben, schätzte sie. Nur das Gesicht wirkte irgendwie aufgedunsen, kränklich weiß mit einem Schuss ins Mumien-Ockerfarbene, die Haare würden ja angeblich nachwachsen … ha, so sieht dein Mann mit neunzig auch wieder aus, gewöhn dich schon mal dran, Mädchen! Bei dem Gedanken musste sie gegen ihren Willen leise lachen. Lars hob den Kopf: „Was ist?“
„Nichts. Ich wollte dich auf keinen Fall in deiner Nervosität unterbrechen. Es ist ja nur dein ungefähr zweitausendstes Interview, da solltest du noch dringend ein paar Mal hin und hergehen. Und dabei leise murmeln. Das hilft immer.“
Lars blieb neben seiner Freundin stehen und lehnte sich ebenfalls gegen die Mauer. „Es geht weniger um das Interview als solches. Nur könnte es mein erstes Interview werden, bei dem ich mir Blut auf den Bauch spucke. Ich befürchte, das könnte unprofessionell wirken.“
„Na, dafür bin ich ja mit meinen professionellen dreilagigen Taschentüchern mitgekommen ... Aber meintest du nicht, heute wäre einer der besseren Tage? Geht es jetzt doch schlechter?“
Lars sah sie von der Seite an. Die Frage, ob es ihm schlecht ging, und wenn ja, wie schlecht, war eigentlich verbotenes Territorium zwischen ihnen. „Ich bin okay“, sagte er schließlich.
„Das hast du bei unserer ersten Verabredung schon behauptet. Gleich nachdem sie dich unter der Achterbahn hervorgezogen haben.“
Jetzt musste Lars auch grinsen. „Vergnügungsparks bei ersten Verabredungen sind auch was für Fortgeschrittene. Schlimme Selbstüberschätzung meinerseits, wie meistens.“
„Mach dich mal nicht noch mieser, als du bist“, erwiderte sie spöttisch. Sie lachten beide, als der Pförtner, ein unsicherer Mann mit hektischen Augen, das Tor öffnete. Da er Gelächter gewohnheitsmäßig auf die eigene Person bezog, legte sich seine Rechte unwillkürlich an den Griff seiner Dienstwaffe. „Professor Tusiast ist jetzt hier, um sie abzuholen.“

„… Und das ist meine Verlobte, Sarah Rosenthal. Sarah, das ist Professor Tusiast.“
„Oh, nennen Sie mich doch bitte Alexander.“
Die schlaksige Gestalt beugte sich weit nach vorn und nach unten, um erst Sarahs und dann Lars’ Hand zu schütteln. Nur wenige schwarz-weiße Haare umzingelten die Halbglatze, aber eine krause Mähne spross aus Kinn und Wangen.
Komisch, er trägt gar keinen weißen Kittel, dachte Lars, es hätte wunderbar zu ihm gepasst.
Professor Tusiast schob halbmondförmige Brillengläser auf einer langen Nase nach oben. „Na, dann wollen wir mal, was?“, trompetete er fröhlich, wirbelte herum und rannte den Korridor hinunter. Lars und Sarah tauschten ein Schulterzucken aus und folgten ihm.
„… das hier ist die Cell Culture, nicht so spektakulär jetzt für die Outsider, Zellrasen in Petrischalen und in Flaschen, Sie sehen die 37°C-Inkubatoren und die Sterile Benches dort drüben, da in der Ecke das große Mikroskop mit Joystick, das ist unser Microinjector, damit können wir DNA in einzelne Zellen injizieren, können Sie sich das vorstellen? Lars, Ihre Lunge hat an genau diesem Injector angefangen, falls es Sie interessiert …
… hier sind wir in der Tissue Culture, das Spannende ist, dass wir hier in die dritte Dimension gehen, das heißt die Zellen müssen in Layers, ich meine in Schichten, wachsen – sehen Sie das hier? Das ist eine biokompatible Matrix, auf der wir Knorpelgewebe züchten … hier machen wir Muskeln, sehen Sie diese Zug-Apparaturen? Sie stretchen die neugewachsenen Muskelfasern und trainieren sie – sehen Sie das hier? Das ist ein ganz raffinierter Fütterungsmechanismus, frisches Nährmedium wird hier hineingepumpt und das alte verbrauchte Medium fließt hier und hier und hier ab, ganz raffiniert, sage ich Ihnen, jedenfalls können wir das gezüchtete Gewebe so mit einem stetigen Fluss von Nährstoffen versorgen, genau wie es im menschlichen Organismus durch das Blut versorgt würde … Oh, sehen Sie das hier? Ein Verbund von Herzzellen, sozusagen. Es ist kein vollständiges Herz, aber es schlägt.“
Professor Tusiast hielt ihnen einen durchsichtigen Plastikcontainer entgegen, in dem ein heller Ring aus Fleisch schwamm. Der Ring zog sich zusammen und entspannte sich in einem immerwährenden Rhythmus, eine Kontraktion dauerte etwas weniger als eine Sekunde. „Faszinierend, nicht?“, fragte der Professor aufgeregt.
„Faszinierend“, bestätigte Sarah nach einer Weile, „ein Stück Herz in der Dose. Kann praktisch sein.“
„Wo ist der Unterschied zwischen dem Ding und einem Schließmuskel?“, fragte Lars skeptisch.
Sarah verdrehte die Augen, aber Tusiast deutete nur auf einen anderen Inkubator. „Gehen Sie vergleichen, Schließmuskel lagern wir alle da drin, von oben nach unten alles von Pupille bis Anus.“

„Und nun“, Professor Tusiast verstellte mit dem Rücken die Tür und strahlte Lars und Sarah an, „der bis jetzt größte Erfolg von Organ Replacement. Sehen Sie, wenn wir ein ganzes Organ basteln, haben wir immer das Problem, diesem Organ sein natürliches Environment bieten zu müssen. Inzwischen haben wir mit einzelnen physikalischen Stimuli, der Nährstoffversorgung und den Zell-Zell- beziehungsweise Zell-Matrix-Kontakten große Fortschritte erzielt - trotzdem, wenn wir eine Lunge züchten wollen, brauchen wir einen geeigneten Organismus als Gerüst. Willkommen im Mäusehaus!“
Er öffnete die schwere Feuerschutztür mit einer Zahlenkombination und ließ Lars und Sarah eintreten. Lars klappte der Mund auf.
„Wenn Sie bitte hier herüber kommen wollen, Lars, darf ich Ihnen vorstellen, das ist Ihre Lunge.“
„Hallo“, sagte das Wesen und warf seinen Oberkörper vor und zurück.
Lars stierte auf das Wesen in der Maschine. Er stierte auf Professor Tusiast. Er sah kurz zu Sarah, aber die war im Moment genauso überfordert wie er. Er wandte sich an den Professor.
„Entschuldigung, soll das ein Witz sein? Was ist das?“
„Ein Witz, oh nein, natürlich nicht“, sagte der Professor. „Das hier ist die Maus, die Ihre Lunge austrägt. Wir haben die Maus mit den genetischen Informationen ausgestattet, die sie benötigt, um mit einer menschlichen Lunge aufzuwachsen. Ihren genetischen Informationen, Ihrer Lunge. Jetzt ist der Reifungsprozess abgeschlossen, Lunge erntefertig, und es kann zur Transplantation kommen.“
Die letzten Worte raunte er Lars zu: „Aber jetzt kein Gerede mehr über die Transplantation, wir wollen hier niemanden beunruhigen.“
Tusiast zwinkerte Lars zu. Lars wurde übel. Er sah wieder das Wesen an. „Was ist das?“, fragte er noch einmal.
„Eine Maus“, antwortete Tusiast geduldig. „Erkennen Sie denn nicht –“
„Nein“, fiel Lars ihm scharf ins Wort, „Wie kann das eine Maus sein? Sehen Sie doch richtig hin!“
Das Wesen schaute neugierig abwechselnd Lars und den Professor an. Es war ein männlicher Humanoide, etwa einen Kopf kleiner als Lars, mit einem etwas zu breiten Brustkorb, etwas zu kurzen Beinen und einer auffälligen Flaumbehaarung am ganzen Körper. Lars verfing sich letztendlich am Gesicht des Wesens. Es war sein eigenes. Vielleicht war es insgesamt ein bisschen spitzer. Aber das Wesen hatte eindeutig Lars’ Gesicht. Vor allem hatte es seine Augen. Nachdem Lars’ Blick sich förmlich in den Augen des Wesens festgesaugt hatte, wurde es dem Wesen sichtlich unheimlich. Nach kurzem Überlegen streckte es die Hand aus: „Ich bin Leander“, sagte es.
„Nein, Lars“, korrigierte Lars automatisch. Dann, erschrocken: „Nein, ich meine, ich bin Lars. Hallo Leander.“ Und Lars ergriff die Hand.
„Das freut mich, freut mich sehr, dass Sie beide sich verstehen.“ Professor Tusiast wippte wie ein Schilfrohr, als Lars und Leander die Hände schüttelten. „Ist das erste Mal, dass ein Kunde bei uns vorbeikommt, allgemein interessieren sich die Leute wenig für den Herstellungsprozess ihrer Bestellungen. Wenn Sie sich unterhalten möchten, ich bespreche mich kurz mit meinen Assistenten nebenan im S2, bin gleich zurück.“
Entsetzt sah Lars den Professor mit weit schwingenden Armen davoneilen. „Äh …“, brachte er nur hervor.
„Sind Sie Freunde vom Professor?“, fragte Leander und sah dabei erwartungsvoll zu ihm und Sarah hoch. Insbesondere zu Sarah. Täuschte Lars sich oder wurde Leander tatsächlich rot unter dem dünnen Gesichtsplüsch? „Äh …“, machte Lars.
„Ja, sind wir“, sprang Sarah ein. „Wir sind zu Besuch hier und er führt uns ein bisschen herum. Du hast ein sehr interessantes Zuhause. Was machst du da eigentlich?“
Leander lachte. „Rudern nennt man das. Aber mittlerweile ist die Zeit dafür wohl um. Ich muss noch aufs Fahrrad, dann bin ich für heute ganz fertig.“
Umständlich kletterte er aus der Rudermaschine, bestieg stattdessen einen Heimtrainer und trat sofort mit einem Tempo in die Pedale, dass es Lars ganz schwindlig wurde.
„Trainierst du jeden Tag?“, fragte Sarah in einem sorgfältigen Plauderton.
„Oh ja, das ist die Aufgabe, die der Professor mir gegeben hat. Am Anfang ist es anstrengend, aber jetzt macht es richtig Spaß. Die meisten müssen sowas machen. Nur Timmy da drüben hat eine ganz komische Arbeit bekommen. Wir sind befreundet, Timmy und ich, aber er hat kaum Zeit, mit mir zu reden.“ Leander zeigte quer durch den Raum, in dem etwa zwei Dutzend seinesähnlichen mit Ausdauer- oder Krafttraining beschäftigt waren oder in Schlafkojen entlang der Wände lümmelten. Timmy war einer der wenigen Unbefellten, sein spiegelglatter Körper vermisste schmerzlich sowohl Augenbrauen als auch Haupt- und vermutlich Schamhaar. Einer rosigen Nacktschnecke gleich saß er an einem Tisch und verschlang unter der Aufsicht eines weißkitteligen Hilfswissenschaftlers riesige Portionen einer grünbreiigen Masse. Timmys enormer Bauch drapierte sich in so vielen Hautfalten um ihn herum, dass nicht zu erkennen war, ob er auf einem niedrigen Stuhl oder auf dem Boden saß. Sarah und Lars wandten sich verstört ab.
„Fettgewebe?“, flüsterte Sarah.
„Um fünf Millionen Lippen aufzuspritzen? Ach komm“, gab Lars zurück. Dann straffte er die Schultern und erinnerte sich daran, dass er Journalist war.
„Wie lange bist du schon hier?“, fragte er Leander.
Der dachte kurz nach. „Immer schon, ich war nie irgendwo anders.“
„Und weißt du, wozu … ich meine, nächste Woche, weißt du was mit dir –“
Sarah kniff ihn in den Arm, sehr fest. Aber er musste diese Frage stellen.
„Leander, weißt du, wo du nächste Woche hingehst? Hat der Professor etwas gesagt?“
Das verwirrte Leander endgültig. „Nein, hat er nicht. Und ich gehe hier nicht weg. Warum sollte ich?“
Just in diesem Augenblick kam Tusiast zurück. Überschwänglich schlug er Lars auf die Schulter und nickte anerkennend in Leanders Richtung, der immer noch auf dem Heimtrainer strampelte. „Ist Ihnen das aufgefallen? Atemgeräusch gleich Null, und das nach einem zehnstündigen Programm! Wirklich gut, Leander! Ich denke, du kannst da jetzt runterkommen.“
Leander sprang zufrieden vom Sattel und streckte sich. Der Professor stieß einen spitzen Ellenbogen verschwörerisch in Lars’ Rippen: „Sie sind dämmerungsaktiv, aber es ist uns gelungen, ihren Biorhythmus unseren Bedürfnissen anzupassen, damit sich die Trainingseinheiten leichter überwachen lassen. Was sagen Sie dazu?“
Lars sagte dazu lieber gar nichts.
Sarah wedelte mit einer flatternden Hand in Richtung Eingang: „Vorsicht, einer von denen ist gleich zur Tür raus.“
Tusiast drehte sich erstaunt um, dann warf er Sarah einen befremdeten Blick zu. „Nicht doch. Das ist Dr. Rehberg, er sieht nur ein wenig seltsam aus.“
„Ich brauche jetzt sofort eine Zigarette“, stöhnte Lars.

„Sie rauchen also tatsächlich selber, was?“, fragte der Professor, als sie wenig später in seinem Büro saßen und Lars mit zitternden Händen eine Zigarette anzündete. Lars hustete und entging so einer Antwort. Tusiast hatte die Füße auf dem Schreibtisch und die Hände hinter dem Kopf überkreuzt und verkrumpelte nachdenklich die hohe Stirn. „Wissen Sie, die meisten unserer Lungenkunden haben einfach jahrelang im Industriegebiet gewohnt, ohne einen vernünftigen Luftfilter zu installieren. Ich glaube, Sie sind der erste Aktivraucher, der mir in zehn Jahren begegnet ist.“
Lars blieb stumm.
„Ehrlich gesagt“, fing der Professor wieder an und musterte Lars dabei kritisch, „es fällt mir schwer zu begreifen, wie sich jemand in Ihrem Alter derart seine Lunge zerschießen konnte. Vielleicht hätte Sie jemand über Ihre Prädisposition für Lungenkrebs informieren müssen.“
„Ehrlich gesagt“, murmelte Lars, „das geht Sie überhaupt nichts an. Vielleicht ist es eine Manifestation unterbewusster Todessehnsucht und vielleicht beruhigt Rauchen mich einfach. Ist das Ihr Problem? Und davon abgesehen – bei dieser Nummer, die Sie hier fahren, steht Ihnen überhaupt kein Urteil über mich zu. Was bilden Sie sich ein?“
Sarah trommelte mit den Fingern auf der Stuhllehne herum und biss sich auf die Zunge. Tusiast zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Was ich mir einbilde? Wie meinen Sie das?“
„Diese … Ihre … Ihre Züchtungen hier. Das alles hier. Wie kommen Sie dazu, Leander meinen Namen zu geben?“
„Das hat nichts zu bedeuten. Alle Transplantatspender werden nach ihrem Eigentümer benannt, damit wir sie besser zuordnen können.“
„Hören Sie auf, sie so zu nennen! Transplantatspender! Mäuse! Das sind Menschen, geklonte Menschen, die Sie in Ihrem Gruselkabinett unter menschenunwürdigen Bedingungen halten, bevor Sie sie zum Schlachten schicken.“
Der Wissenschaftler antwortete sehr ernsthaft und sehr geduldig: „Das sind keine Menschen, das versichere ich Ihnen. Es sind wirklich Mäuse.“
Lars starrte ihn ungläubig an. „Sind Sie nicht ganz bei Trost? Sind Sie völlig blind?“
„Nein, im Gegenteil, meine Sicht der Dinge ist weniger oberflächlich als Ihre. Seit das Klonen von Menschen als moralisch fragwürdig gilt, hat Organ Replacement sich mit der Manipulation von Mäusen beschäftigt. Unsere Transplantatspender sind genetisch veränderte Mäuse. Leander war ein gewöhnlicher Mausembryo, dem wir im Einzellstadium ein wenig von Ihrer DNA beigefügt haben. Der Austausch einiger weniger Gene genügt.“
„Einiger weniger Gene, dass ich nicht lache! Fast das ganze Genom müssen Sie verändert haben. Da ist kaum noch Maus in Ihren sogenannten Mäusen, sie experimentieren hier mit Menschen herum. Anzeigen werde ich Sie.“
„Junger Mann“, sagte der Professor und stieß mit einem langen Finger nach Lars, „weniger als ein Prozent aller menschlichen Gene finden Sie nicht sowieso in der Maus wieder. Und umgekehrt.“
„Weniger als ein Prozent? Blödsinn.“
„Weniger als ein Prozent. Lassen Sie sich durch die Äußerlichkeiten nicht täuschen, die Unterschiede zwischen Menschen und Mäusen sind geringfügig. Bloß weil ich einer Maus einige menschliche Gene verleihe, erhebe ich damit die Maus zum Menschen? Wohl kaum, sie ist nur minimal ’mehr Mensch’ als sie vorher schon war, als Sie sich aber nicht weiter um diese Maus geschert hätten. Seit dem letzten Jahrtausend pflanzen wir menschliche Gene in Darmbakterien ein, um die Gene erforschen zu können. Macht das Ihrer Meinung nach die Bakterien menschlich?“
„Aber das …“ Lars fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Er fühlte, wie ihm dabei noch ein paar Haare ausgingen. „Mir ist egal, was Sie sagen. Nächste Woche soll jemand ermordet werden, damit ich seine Lunge bekomme. Das kann ich nicht verantworten.“
Professor Tusiast stand auf, trat zu Lars und legte diesem väterlich eine Hand auf die Schulter. „Das ist natürlich ganz Ihre Entscheidung, nach wie vor. Überlegen Sie sich bitte genau Ihre persönliche Definition von ‚jemand’, bevor Sie Ihre Wahl treffen.“
„Ich würde Leander gerne nochmal sehen, bevor wir gehen.“
Tusiast seufzte. „Halten Sie das für eine gute Idee?“
„Nein, aber ich will nochmal mit ihm reden.“

Als sie dieses Mal ins Mäusehaus kamen, lag Leander gemütlich in einer Hängematte und aß Popcorn. Auf seiner Brust schlummerte zusammengerollt eine kleine braune Maus. Leander grinste verlegen. „Meine Mutter“, erklärte er ihnen leise, „bitte weckt sie nicht auf, sie hatte einen langen Tag.“
Wieder einmal fiel Lars auf „Äh …“ zurück.
Wieder improvisierte Sarah, aber diesmal unglücklich: „Die Familienähnlichkeit ist deutlich.“
Nicht nur Lars war verdattert, auch Leander hatte Zweifel. „Ehrlich?“, fragte er. „Ich hab mich immer gewundert, dass ich so groß geworden bin. Ich nehme an, mein Vater war sehr groß.“
„Einen Meter achtundachtzig, ohne Schuhe“, sagte Lars ohne zu denken.
„Wie ist das Popcorn?“, fragte Sarah schnell.
„Heute ausnahmsweise ganz lecker. Ich hab mir angewöhnt, drauf rumzukauen, auch wenn es nicht so schmeckt. Die Knabberei soll beruhigend wirken. War Mamas Idee, die findet mich immer zu zappelig. Es funktioniert meistens ganz gut, das Beruhigtwerden, meine ich. Jetzt muss ich immer Popcorn dabei haben. Wollt ihr auch welches?“
Sarah nahm sich tapfer eine Handvoll, aber Lars stieß hier und jetzt an die Grenze. Er fühlte sich elend, wollte nur nach Hause und ins Bett. Zum ersten Mal seit Wochen keine Angst vor dem Einschlafen. Denn wenn er morgen nicht mehr aufwachen sollte, wäre das eigentlich ganz wunderbar.
„Du, Leander, wir müssen jetzt gehen. War nett, dich kennengelernt zu haben“, log Lars, unbewusst zerknautschte er dabei das Päckchen Zigaretten in seiner Hand. Leander wies mit dem Kinn darauf: „Schade, dass ihr weg müsst. Was ist das denn?“
Lars lächelte gequält: „Das ist mein Popcorn, die unfreundliche Variante davon, aber das muss ich auch immer dabei haben. Du wirst es mir nicht glauben, aber Leben hängen von diesen Dingern ab.“ Jetzt fühlte er sich sogar noch niederträchtiger. „Ich wollte dir keine Angst machen, tut mir leid. Dann also. Auf Wiedersehen.“ Er drehte sich abrupt um und stelzte mit steifen Beinen zur Tür. Die Zigaretten versuchte er mit der schweißglitschigen Hand in eine Jackentasche zu schieben. Das Päckchen fiel unbemerkt auf den Fußboden.
„Tschüß, Leander“, sagte Sarah traurig und strich einmal über den weichen Flaum auf Leanders Stirn. Er hätte wirklich Lars’ Bruder sein können. Beinahe.

„Schläfst du schon?“
„Ja. Deswegen werde ich deine dusslige Frage nicht beantworten“, nuschelte Lars ins Kissen.
Sarah drängelte sich neben ihn unter die Decke. „Ich möchte drüber reden. Ich muss drüber reden. Entweder das, oder ich kotze gleich.“
„Mach das im Badezimmer, ich kann den Geruch nicht leiden.“
„Lars!“
Er brummelte mürrisch vor sich hin, drehte sich aber halb zu ihr um.
„Worüber willst du denn reden? Ob wir Leander und seine Mutter mal zu Kaffee und Knabberstangen rüberholen? Warum Doktor Frankenstein seinen Schützlingen keine vier Meter großen Laufräder aufstellt?“
Sie sah ihn halb ärgerlich an. Ihre Augenbrauen hatten sich über der Nasenwurzel getroffen und hielten Kriegsrat.
„Ja, sowas in der Art. Ob Spinat in der grünen Pampe war, die Timmy gekriegt hat. Ob ich nach heute jemals wieder Spinat essen kann. Ob ich überhaupt nochmal was Grünes essen kann, Scheißgefühl für eine Vegetarierin, nebenbei gesagt. Und ob ich Leander einen Pullover stricken sollte oder wenigstens eine Hose.“
Lars setzte sich aufrecht und rieb sich die Schläfen. „Die einzige Maus, die legalerweise angezogen sein darf, ist Stuart Little.“
„Was ist mit Mickey?“
„Der ist nicht echt.“
„Minnie? Mighty Mouse?“
Er antwortete nicht gleich, das Gesicht verbarg er in den Händen. „Warum kann er überhaupt sprechen? Das muss ihm doch jemand beigebracht haben. Dabei ist er höchstens vier Monate alt. Es wäre besser, hätte er nicht mit mir reden können.“
Sarah faltete die Arme über der Brust und starrte an die Decke. „Nur damit ich definitiv diejenige verkommene Böse welche bin, die es zuerst laut ausspricht: Du solltest diese Transplantation machen lassen.“
„Und das kannst du einfach so beschließen, ja? Für dich ginge das in Ordnung?“
„Nicht einfach so … obwohl doch, einfach so. Was bleibt anderes übrig? Leander lebt nur wegen dir, nur für dich. Nur wegen dieser Transplantation. Wenn wir gewusst hätten, wie dieses perverse Mausmodell funktioniert, hättest du diese Lunge vielleicht nie in Auftrag gegeben, wärst mit all deiner moralischen Überlegenheit gestorben und ich wäre mit dem Geld für drei Jahre in den Skiurlaub gefahren. Drei Jahre am Stück, wohlgemerkt. Aber für solch weise Erkenntnis ist es jetzt einen Tick zu spät. Also spar dir deine Jammerei und nimm das Transplantat.“
Lars ließ die Hände sinken und verschränkte nun seinerseits trotzig die Arme. „Ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher, ob ich mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben will“, erklärte er der Schlafzimmerwand gegenüber.
Sarah legte ihm eine Hand sacht auf den Rücken. „Aber ich bin mir sicher, mit welcher der Konsequenzen ich leben werde. Und ich werde dich nicht gegen Leander eintauschen“, sagte sie, immer noch Richtung Zimmerdecke.
Lars schnaubte, allerdings war das manchmal gleichbedeutend mit einem Lachen. „Willst du mich eigentlich heiraten?“, fragte er über die Schulter.
Sarah runzelte die Stirn. „Das hast du mich zu Weihnachten schon gefragt, oder?“
„Ach ja, richtig. Hilf mir kurz auf die Sprünge, was hast du doch gleich geantwortet?“
„Ich glaube, ich sagte ‚Wenn’s denn sein muss’.“
„Hab ich ein Glück.“
„Und wie.“

Leander bückte sich nach der kleinen Pappschachtel, von der der Andere gesagt hatte, es wäre unfreundliches Popcorn. Die Schachtel ließ sich öffnen, aber die Sachen in der Schachtel drin stanken ganz giftig. Leander klappte den Deckel wieder zu und überlegte. Die Schachtel musste wichtig sein. Lebenswichtig, hatte der Andere gesagt. Und dass er die Schachtel immer dabeihaben müsse. Leander machte sich Sorgen um den Anderen, dem ging es offensichtlich gar nicht gut. Da war der Gestank von Angst und Schmerzen gewesen, richtig schlimmen Schmerzen, und von Sterben auch, aber das hatte Leander lieber nicht sagen wollen. Das hätte dem Anderen vielleicht noch mehr Angst gemacht, und das hätte Leander leid getan. Leander hatte den Anderen nämlich gleich richtig gern gehabt, so ähnlich wie mit Timmy, aber noch stärker: Der Andere hatte nach Familie gerochen. Leander beschloss deshalb, dass er ihm unbedingt helfen musste. Der Andere brauchte sein Popcorn zurück, jetzt gleich. Er sah sich kurz im Halbdunkel um, aber die anderen schliefen alle noch. Leise tappte er zur Tür. Weitergegangen war er hier noch nie, weil das ja eigentlich streng verboten war, aber er wusste, wie die Tür sich öffnen ließ. Er hatte den Professor ganz oft dabei beobachtet, wie der diese Tasten neben der Tür benutzte.
Leander gab den zwölfstelligen Code beim ersten Versuch fehlerfrei ein, öffnete die Tür und stand Sekunden später im Innenhof des Instituts. Er hob die Nase, schnupperte die Luft und nahm bald die Witterung auf, die er gesucht hatte. Zielstrebig wandte er sich in eine Richtung, die Zigarettenschachtel energisch umklammert.
„Halt! Wer da?“, schrie eine überschnappende Stimme, gleich darauf war überall grellweißes Scheinwerferlicht. Nervös fiel Leander ein, dass er vergessen hatte, sich etwas von seinem eigenen Popcorn mitzubringen.

Als das Telefon um fünf Uhr am Samstagmorgen klingelte, wusste Sarah sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Das Telefon stand auf Lars’ Seite des Bettes und er hatte gerade schlaftrunken den Hörer ans Ohr gehoben. Sarah machte einen Hechtsprung über ihn und aktivierte die Freisprechfunktion am Apparat.
„… habe ich ganz schlechte Neuigkeiten für Sie. Ihre Lunge ist erschossen worden. Die Schäden sind furchtbar. Es tut mir wirklich wirklich leid.“ Die Stimme des Professors brach. „Ich kann mir auch gar nicht erklären, wie das passiert sein soll … ich meine … das sollte so gar nicht möglich sein … es tut mir schrecklich leid …“
Die Worte drifteten hinaus und hinein in Sarahs Bewusstsein.
„Was?“, fragte Lars benommen, und nach einer Weile: „Was? Leander ist erschossen worden? Der Pförtner hat Leander erschossen?“
„Ja“, stöhnte Tusiast, „und mitten durch die Brust, dieser dämliche Idiot.“
„Also ist Leander tot?“
„Nein, aber Ihre Lunge ist praktisch wertlos. Falls wir Leander behandeln, wird es zwei Monate dauern, bis er sich vollständig erholt hat und wir die Transplantation einleiten können. Leider haben wir keine Mittel, um Sie noch solange am Leben zu erhalten. Am besten wäre es deshalb, Leander jetzt einzuschläfern, seine Verletzung verursacht ihm große Schmerzen.“
Sarah biss sich auf die Hand, bis die Haut aufplatzte. „Das heißt, es wird keine Operation geben und Lars stirbt in vierzehn Tagen an Krebs? Sehe ich das richtig so?“, fragte sie in die Stille.
„Sie hätten mich nicht extra am Samstag wecken müssen, um mir mein Todesurteil zu überreichen. Eine Glückwunschkarte mit der Post am Montag hätte völlig gereicht“, stellte Lars fest. „Merken Sie sich das bitte fürs nächste Mal … Hallo?“
Professor Tusiast blieb sprachlos, er schien über dem erlittenen Fehlschlag zu brüten. Zwei Minuten lauschten sie Tusiasts frustrierten Schnaufern aus dem Lautsprecher.
„Komm, lass uns auflegen“, schlug Sarah dann vor, „ich will den Krach nicht mehr bei uns im Schlafzimmer haben.“
Da meldete sich der Professor wieder. „Lars? Also, eine Möglichkeit gäbe es, bei der Sie nicht sofort sterben würden. Ich kann die verletzte Lunge isolieren und transplantieren, allerdings müsste das sofort sein, in den nächsten zwei Stunden, und ich warne Sie, ich kann Ihnen damit nur einen kleinen zeitlichen Aufschub verschaffen. Es wäre außerdem für Sie mit erheblichen Schmerzen verbunden und Sie müssen sich darauf vorbereiten, mit einer schwer geschädigten Lunge zu leben.“
„Mit einer schwer geschädigten Lunge?“, wiederholte Lars, hustete und spuckte sich Blut auf den Bauch. „Na, ob man mir das denn zumuten kann?“

„Mein kleiner zeitlicher Aufschub sind ziemlich genau sechs Monate, dann hat meine Ersatzlunge Ihr Haltbarkeitsdatum überschritten“, erklärte Lars seinem Redakteur auf der Weihnachtsfeier des Sci-Xplorer Magazins.
„Wie kann das sein? Organ Replacement gibt doch für gewöhnlich eine Garantie über dreißig Jahre aus?“
„Ja, wenn die Lunge vor der Verpflanzung entsprechend präpariert werden kann. Ich hab mir das so erklären lassen: Um eine transplantierbare Lunge in vier Monaten zu züchten, müssen Sie den Zellzyklus und damit die Entwicklung immens beschleunigen. Die biologische Uhr der Lunge tickt dann sozusagen in Zeitraffer und muss vor der Verpflanzung wieder gedrosselt werden. Dafür war bei meinem guten Stück hier“, Lars klopfte sich auf die Brust, „nicht mehr genug Zeit. Wir haben die OP gezwungenermaßen etwas überstürzt.“ Er hob die Stimme, als er Sarah auf sich zukommen sah: „Jetzt altert die Gute halt blitzschnell. Ich habe mir ausgerechnet, dass wir beide heute Abend noch gleich alt sind, aber ab morgen dann, tragisch … Oh, hallo Schatz, wir haben gerade über deinen rapiden körperlichen Verfall gesprochen.“
Sarah legte Lars den Arm um die Taille. „Danke, leider hab ich den ersten Teil deiner Story auch mitbekommen. Und meiner Rechnung nach hat deine Lunge dir heute schon anderthalb Jahre voraus. Ich hätte meinen Göttergatten gerne einen Moment für mich, wenn Ihnen das nichts ausmacht“, sagte sie, an den Redakteur gewandt. Der nickte und entfernte sich höflich.
„Komm mal mit, ich muss dir was zeigen.“ Sarah zog Lars auf den Baum zu.
„He, vorsichtig“, protestierte er, „Teile von mir waren neulich in einer Schießerei.“
„Und die anderen Teile werden bestimmt auch bald in eine verwickelt. Traue ich dir ohne Weiteres zu, obwohl du nur noch ein halbes Jahr Zeit hast, jemandem in die Kugel zu rennen.“
„Das nehme ich als Kompliment. Ich frage mich, ob mir mein paranoider Lieblingspförtner demnächst ein Interview geben könnte.“
„Habt ihr eigentlich jemals rausgefunden, wie Leander und der Pförtner zusammengestoßen sind?“
„Nein, nie.“

„Oh, Popcorngirlanden!“, rief Lars erfreut. „Wer hatte denn die geniale Idee, die mitzubringen? Mal nachdenken, war ich das?“ Er rupfte eine Girlande von der Tanne und begann, den aufgepufften Mais zu mampfen. „Ein nicht völlig unbefriedigender Ersatz für Tabak und ein vollwertiger Ersatz für Lametta, mit viel besserer Umweltverträglichkeit. Popcorn könnte die Welt retten“, verkündete er mit vollem Mund.
„Lass die Dekoration in Frieden, sonst wird der Weihnachtsmann ganz böse. Ich wollte dir doch jemanden zeigen.“ Sarah stupste ihn in Position. „Jetzt auf zwölf Uhr. Was machen die denn hier?“
Professor Tusiast hatte Lars schon gesehen und kam jetzt gewohnt beschwingt auf das Paar zu. In einigem Abstand schlurfte ein etwa fünfzehnjähriger Junge nach, dem es irgendwie gelang, konzentrierte Langeweile zu zeigen. Er erinnerte Lars an jemanden. Der Professor schüttelte Lars gerade begeistert beide Hände. Hände, Arme und Hals des Jungen waren dick verbunden. Unter dem Sweatshirt versteckten sich vermutlich noch mehr Bandagen.
„Nein, kein missglücktes Freddie-Krueger-Kostüm“, sagte der Junge auf Lars’ fragenden Blick, „echter Unfall, echte Verbrennungen. Und mein Gesicht ist ein Glückstreffer. Keine Spur mehr von Akne. Keine Spur mehr von Gesicht, eigentlich. Kommt super bei den Mädchen an. Zumindest bei denen, die rohes Mett mögen.“
Professor Tusiast schüttelte den Kopf. „Wie du immer redest, Tim. Entschuldigen Sie meinen Enkel. Sein Gesicht wird nicht für immer so entstellt sein, aber im Moment konzentrieren wir uns darauf, die Haut an seinem restlichen Körper zu ersetzen. Tim findet irgendeinen morbiden Gefallen daran, die Leute mit seinen Kommentaren vor den Kopf zu stoßen.“
„Kein Problem“, versicherte Lars und grinste Tim an, „ich habe ein unbestimmtes Gefühl, dass wir sehr gut miteinander auskommen werden.“
Tim grinste zurück. „Du bist der Todeskandidat mit dem zermatschten Lungenflügel? Leander oder so?“
„Lars“, verbesserten Sarah und Professor Tusiast gleichzeitig.
„Och“, machte Lars und zerbiss knackend ein Popcorn, „Leander ist schon okay.“

 

Hallo Möchtegern,

Das ist ein sehr spannendes Thema, das viele schwierige ethische Fragen aufwirft. Das hast auch gut rübergebracht, ohne penetrant den moralischen Zeigefinger zu erheben. Ordentlich geschrieben und die Figuren wirken glaubwürdig auf mich. Trotzdem hatte ich am Schluss ein bisschen das Gefühl, als wüsstest du nicht so richtig, worauf du mit der Geschichte eigentlich hinauswillst, und es kommt mir fast ein wenig kitschig vor ... dass Leander quasi versehentlich getötet wird, ohne das Lars irgendwas dafür kann, ist das nicht ein bisschen bequem, kommt er da nicht ein bisschen billig aus seinem moralischen Dilemma heraus?
Die Szene, wo Leander erschossen wird, weil er dem anderen helfen will, ist rührend und gut geschrieben und alles, aber ich hätte es spannender gefunden, wenn Lars die Entscheidung, ob er die Transplantation machen lässt, wirklich unter der Voraussetzung fällen muss, dass Leander dafür stirbt, und nicht wenn er ohnehin schon tot ist.
Auch nicht so ganz überzeugt bin ich davon, wie du am Ende die Vorstellung mit eingebracht hast, ein transplantiertes Organ würde zugleich auch einen Teil der Persönlichkeit des "Spenders" auf den Empfänger übergehen lassen (also dass er plötzlich Popcorn und seinen zweiten Vornamen mag). Das ist mir auch irgendwie zu kitschig-versöhnlich, so nach dem Motto "ein Teil von ihm lebt weiter" ... Gut finde ich dagegen, dass er am Schluss den Enkel des Professors kennenlernt und so klar wird, warum der gute Timmy so viel essen musste ... das ist wirklich cool, wird aber durch die Popcornnummer irgendwie relativiert, wenn du verstehst was ich meine.
Insgesamt habe ich die Geschichte gerne gelesen, ich denke aber, sie könnte an einigen Stellen noch gestrafft werden, und für meinen Geschmack könnte das ganze ruhig insgesamt etwas düsterer sein, das Thema gibt das allemal her.

Details:

„Krebs oder Schussverletzung?“
„Krebs, woher wissen Sie -“

Es ist ja schon geklärt, dass es um Eigenbedarf geht, und da erübrigt sich glaube ich die Frage nach der Schussverletzung, weil ich es mir nur sehr schwer vorstellen kann, dass jemand mit einem Lungendurchschuss noch telefonieren kann :shy:

Tusiast sah sich erstaunt um. „Welcher?“
„Er geht auf uns los!“
Einige dünne Strähnen wehten um einen sonst kahlen, dreihöckerigen Schädel, in dem ziemlich tief zwei milchige Augen lagen. Die blutgeäderte Nase war so weit hochgebogen, dass man ihm von vorne direkt in die Nasenlöcher sah, und er schnaufte durch ein Paar glänzende Reißzähne hindurch, von denen sich das Zahnfleisch fast vollständig zurückgezogen hatte. Tusiast warf Sarah einen befremdeten Blick zu. „Es ist nicht schön von Ihnen, sich so über Dr. Rehberg lustig zu machen.“

Hm, also was mich betrifft, ist der Gag in die Hose gegangen. Ich konnte nicht drüber lachen, finde die Situation zu ernst für diese Art von Witz.

„Das hat nichts weiter zu bedeuten. Alle Transplantatspender werden nach ihrem Eigentümer benannt, ganz einfach damit wir sie besser zuordnen können.“

Ich sehe "Die Insel" am Horizont :D

War Mamas Idee, die findet mich immer zu zappelig.

Verstehe ich das richtig, er kann nicht nur sprechen, sondern auch mit seinen Mausverwandten kommunizieren? Mit der Idee könnte ich mich schon anfreunden, aber ich bezweifle, dass das Institut ihn mit seiner Mutter überhaupt Kontakt haben lassen würde. Die würden eine weibliche Maus "abernten" bis sie keine Embryonen mehr produzieren kann, und dann wegschmeißen (so ähnliche Dinge passieren ja tatsächlich in vielen Labors). Wenn die nicht mal Skrupel haben, Wesen umzubringen, die sprechen können, dann werden sie eine gewöhnliche Maus, die sie bloß zum Züchten brauchen, erst recht nicht so menschlich behandeln.

Warum Doktor Frankenstein seinen Schützlingen keine viermetergroßen Laufräder aufstellt?“

vier Meter großen

Aber für solch weise Erkenntnis ist es jetzt einen Tuck zu spät.

Meinst du die Cracker? :D Ich nehme mal an, das sollte Tick heißen.

Grüße von Perdita

 

gute geschichte

Hallo Möchtegern,

deine Geschichte hat mir gefallen. Das Thema, mit Klonen oder Gentechnik Menschenleben zu retten, fand ich super umgesetzt. Ich fand die Geschichte äußerst witzig - schwarzer Humor - toll.

Ich glaube einen Schreibstil zu erkennen, der an Douglas Adams erinnert. Mir hats gefallen. Kommt hie und da etwas kitschig rüber, aber fand ich für den Text passend, da dieser Stil durchgezogen wird.

Hat mich super unterhalten.

MfG Mantox

 

Hallo Perdita!

Trotzdem hatte ich am Schluss ein bisschen das Gefühl, als wüsstest du nicht so richtig, worauf du mit der Geschichte eigentlich hinauswillst,
Das ist schade. Naja, hab ich Pech gehabt. ;)

und es kommt mir fast ein wenig kitschig vor
Scheißescheißescheiße, Kitsch ist Todsünde :(
Wobei ich mir so'n bisschen Gefühlsduselei nicht verkneifen konnte, denn irgendwie sind meine Figuren ja ziemlich übel dran, haha. Dachte aber, ich hätte den Kitschfaktor besser im Griff. Hm.

Ich war auch der Meinung, es wäre klar, wie Lars sich entschieden hätte, wäre ihm diese Entscheidung nicht versehentlich abgenommen worden. Werde drüber nachdenken, vielleicht finde ich einen Weg, das deutlicher zu machen.

die Vorstellung mit eingebracht hast, ein transplantiertes Organ würde zugleich auch einen Teil der Persönlichkeit des "Spenders" auf den Empfänger übergehen lassen
Oh, so war das aber auch gar nicht gedacht. Die beiden sind genetisch ähnlich, die Feststellung, dass er Popcorn mag und sich damit beruhigen kann, hatte Lars nur versehentlich noch nicht gemacht. Leander hat ihn nur auf die Idee gebracht. Und dass er den Namen jetzt in Ordnung findet hat auch nichts mit Genetik zu tun.

könnte das ganze ruhig insgesamt etwas düsterer sein
Je nach persönlicher Stimmung hab ich die letzten beiden Absätze immer hin und her getauscht, mich jetzt aber für die "happy end" Reihenfolge entschieden, weil ich es eigentlich ziemlich nervig finde, dass SF immer düster sein will um "cool" zu wirken.

Telefonieren mit Schussverletzung an der Lunge. Hm. Hat da jemand Erfahrung mit hier im Forum? :D Wenn die Blutung gestillt ist und die Lunge nicht zusammenklappt, warum eigentlich nicht? Mit Lungenkrebs kann er ja auch noch telefonieren. (Aber wahrscheinlich hast du Recht.)

Was den missglückten Gag angeht, die Verwechslung Mensch/Maus hätte ich trotzdem gern mit drin. War mir aber beim Schreiben bei der Stelle schon nicht ganz sicher, also wenn sich noch einer aufregt, mach ich das weg.

Ich sehe "Die Insel" am Horizont
Und das ist ein furchtbarer Film. Kommt der Satz da vor? Dann fliegt der sofort.

Was die Mutter angeht - eine Maus mehr oder weniger, und wenn's der Beruhigung der Kinder dient? ;) Stört mich nicht, bleibt drin.

Die Fehler werden gleich geändert.

Vielen vielen Dank fürs Lesen!


Hallo Mantox!

Danke fürs gut-Finden :shy:

Ich glaube einen Schreibstil zu erkennen, der an Douglas Adams erinnert.
Ich würde nie versuchen, den Meister zu kopieren. Nee ehrlich, hab beim Schreiben nie an Adams gedacht. Ich find mich in dem Vorwurf auch nicht ganz wieder, bist du sicher? Sprachliche Anleihen bei Adams lese ich dann eher in "Lang sterbe der König" (hier in der Rubrik, von Uwe, lies die ma, die is gut :)), aber das ist meiner Meinung nach ganz anders als mein Geschreibsel hier.

Kommt hie und da etwas kitschig rüber, aber fand ich für den Text passend, da dieser Stil durchgezogen wird.
VERFLUCHT. Nicht nur kitschig, sondern auch noch durchgängig kitschig. Und Perdita hat das auch schon gesagt. Muss ich nächstens unbedingt vermeiden. :D

Jedenfalls Danke!

 

Hi noch mal,

Scheißescheißescheiße, Kitsch ist Todsünde

Nein nein, so schlimm hab ich das jetzt nicht gemeint. Es gibt halt so ein paar rührende und niedliche Momente mit Leander ... Möglicherweise liegt das bloß daran, dass ich so zynisch bin :shy: Oder ich hab es schlecht formuliert. Es ist jetzt nicht so, dass ich die Geschichte insgesamt kitschig finde. Es gibt nur an manchen Stellen eine Tendenz dazu - aber alles total im Rahmen des Erträglichen :) (und ich ertrage nicht viel davon).

Ich war auch der Meinung, es wäre klar, wie Lars sich entschieden hätte, wäre ihm diese Entscheidung nicht versehentlich abgenommen worden.

Ja, aber sie wird ihm halt abgenommen. Dadurch wird er weniger gequält, als du es hättest tun können. Du bist sehr nett zu deinen Figuren :)

weil ich es eigentlich ziemlich nervig finde, dass SF immer düster sein will um "cool" zu wirken.

stimmt, das kann auch nervig sein. Ist 'ne Gradwanderung.

Und das ist ein furchtbarer Film. Kommt der Satz da vor? Dann fliegt der sofort.

Och, so schlimm fand ich den nicht, so als Popcorn-Action-Film ist der doch ganz nett ... Und der Satz kommt da nach meiner Erinnerung nicht vor, nur die Praxis, die Klone nach ihrem "Besitzer" zu benennen. Und wenn's dich beruhigt: Das und das allgemeine Thema von Klonen/Züchtungen zur Organtransplantation ist so ziemlich das einzige, was deine Geschichte mit dem Film gemeinsam hat ;)

Grüße von Perdita

 

Dies ist eine unterhaltsame Variante des Organzucht-Themas. Vor allem die Dialoge sind zu einem Drittel wegen Brillanz zu loben. Ein weiteres Drittel fällt leider durch Unmengen Füllwörter auf. Klar spricht man manchmal so, aber es holpert doch gewaltig bei Sätzen wie:

„Gut, dann ist das ja kein Problem, da haben Sie sich ja noch rechtzeitig bei uns gemeldet.
da, haben, sie, sich, ja, noch, rechtzeitig ... urks.
Komprimieren:
"Gut, kein Problem, Sie haben sich rechtzeitig gemeldet."

Füllwörter wie dann, ja, natürlich, jetzt, noch ... kannst Du einen ganzen Haufen wegkürzen. Beschreibungen besser timen: Dass die Maus auf einem Fahrrad sitzt, würde ich früher schreiben.

Inhaltlich habe ich nicht viel wichtiges zu beanstanden. Dass der Prof ein Dr. rer. nat. und nicht med. ist, hat mich ein wenig gewundert, aber von mir aus. Wieso der Enkel des Professors a) verbrannt ist und b) auf der Weihnachtsfeier rumrennt, hab ich ehrlich gesagt nicht kapiert.

Insgesamt ist die Story allerdings so abstrus, dass ein bisschen mehr Überzeichnung angebracht gewesen wäre. Ich kann das Thema in einer Fiktion zwar nicht so ernst nehmen wie Perdita es vielleicht ergeht, aber das Augenzwinkern des Autors ist deutlich zu bemerken und könnte von mir aus durchgängiger zum Ausdruck kommen.

Fazit: sprachlich bis auf die Füllwörter in Ordnung, teilweise tolle Dialoge, inhaltlich sauber ausgearbeitet, etwas zu wenig überspitzt.

Weiter so!

Uwe
:cool:

 

Hallo Möchtegern!

Auch mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen! Die Themenwahl gefällt mir, und wie Du – trotz nicht ganz realistischer Umsetzung – verschiedene Aspekte in die Geschichte eingebracht hast, ebenfalls. Erzählt finde ich sie im Grunde auch recht gut, aber an einigen Stellen könntest Du noch kürzer formulieren, da schließe ich mich Uwe an.
Beim Ende bin ich erst auf der Leitung gestanden: Ich hatte es so verstanden, daß im letzten Absatz Lars gegen Leander ausgetauscht wurde. Erst die anderen Kritiken halfen mir von der Leitung runter. – Schade eigentlich, ich fand es so schön erschreckend einerseits und erfreulich (für Leander) zugleich, als sich (fälschlicherweise) durch den Satz »Leander ist schon okay« der Austausch bestätigt hat, den ich schon durch die Popcorn erahnt hatte. ;)
Aber nachdem Perdita das jetzige Ende schon aus einem anderen Grund kritisiert hat, könntest Du Dir ja überlegen, ob Dir die Version vielleicht besser gefiele. Als nämlich im vorletzten Absatz Leander mit den Zigaretten und ohne sein Popcorn hinausgeht, könnte man ihn ja für Lars halten. Daß die Stelle als die gedacht war, wo er seine Schußverletzung abbekommen hat, war mir ja schon nicht klar, da sie im Text nach jener kommt, in der Lars davon erfährt. Die einfachste Lösung wäre natürlich, den vorletzten Absatz weiter vorne einzubauen, bevor der Doktor Lars anruft.

Sehr gut gemacht finde ich, daß der Professor bei der Bezeichnung der Züchtungen konsequent bei den Mäusen oder dem jeweiligen Organ, für das sie gebraucht werden, bleibt.

Ihre Lunge ist erschossen worden
So schafft er es, zu ignorieren, daß es Menschen sind. Menschen zu töten, hätte er vermutlich Skrupel, bei Mäusen oder Ersatzteilen geht das leichter. Irgendwie liest es sich ja witzig, wenn er davon spricht, daß die Lunge trainiert, oder wenn man Leander als Menschen im Bild hat und der Arzt meint, das sei eine Maus, aber es ist genauso erschreckend, denn genau so funktioniert es, wenn Menschen es schaffen, so skrupellos und kalt zu sein.
Wenig glaubwürdig finde ich die Stelle, wo Lars sich so aufregt (»Was bilden Sie sich ein?«) – schwer zu glauben, daß der Professor ihn da nicht rausschmeißt, wo er doch sogar einen bewaffneten Pförtner hat. Um dem zu entgehen, würde Lars sich doch bestimmt etwas zurückhalten – Du könntest auch durch die Zurückhaltung zeigen, daß er sich aufregt. Schließlich ist er Journalist und sollte gewöhnt sein, trotz unerfreulicher Aussagen des Gegenübers ruhig zu bleiben und weiterzufragen, damit er noch mehr erfährt, worüber er sich dann in seinem Artikel aufregen kann.

Gut fand ich auch das:

Ihre Bank teilt mir glücklicherweise gerade mit,
Datenschutz ade … Für meinen Geschmack hättest Du ruhig mehr so kleine Spitzen abseits des eigentlichen Themas einbauen können. :)

Sollten Sie Ihren vertraglich festgelegten finanziellen Verpflichtungen wider Erwarten nicht nachkommen […], gehen Ihre sterblichen Überreste in den Besitz von Organ Replacement über, einschließlich aller Rechte an Ihrer Genom-Sequenz. Stimmen Sie unseren Geschäftsbedingungen soweit zu, Herr Berger?“
Sehr gut! Erinnert auch an früher, wo die Leute dem Arzt oft Hab und Gut vermacht haben, damit er ihnen hilft. Bei der Richtung, in die die Krankenkassen zur Zeit gehen (mehr Selbstbehalte etc.), sind wir eh bald wieder soweit.

„Was ist?“
„Nichts. Ich wollte dich auf keinen Fall in deiner Nervosität unterbrechen. Es ist ja nur dein ungefähr zweitausendstes Interview, da solltest du noch dringend ein paar Mal hin- und hergehen. Und dabei leise murmeln. Das hilft immer.“
:lol:

Auf jeden Fall gern gelesen! Und ein paar Anmerkungen noch:

„Guten Tag, Berger, Lars Berger. Ich benötige eine Lunge.“
„Eigenbedarf?“
„Bitte?“
„Ist die Lunge für Sie selbst oder für einen Freund von Ihnen, Familienmitglied, Haustier oder …“
„Ach so, nein, sie ist für mich.“
„Also dann Krebs und keine Schussverletzung?“
„Woher wissen Sie -“
„Statistische Wahrscheinlichkeiten, nicht wahr. Krebs, verstehe, also Komplettersatz.
Die Aufzählung der verschiedenen Möglichkeiten würde ich weglassen und z. B. auf …
»Ist die Lunge für sie selbst oder …«
»Ach so, ja, sie ist für mich.«
… kürzen.
»und keine Schussverletzung« würde ich ebenso streichen wie »Krebs, verstehe«:
»Also dann Krebs.«
»Woher wissen Sie –«
»Statistische Wahrscheinlichkeiten, nicht wahr. Also Totalersatz.«
(Ärzte reden eher von Total- als von Komplett-, zum Beispiel bei Prothesen.)
Lars könnte aber die Frage nach dem Eigenbedarf auch gleich verstehen, er macht sonst ja auch nicht den Eindruck, danebenzustehen, und darauf antworten: »Verkaufen will ich sie nicht.« ;)

»„Ja, also der Arzt hat gesagt, ein halbes Jahr würde er mir noch geben, bis dahin müsste ich das Transplantat haben.“«
– kürzer: der Arzt gibt mir noch ein halbes Jahr, bis dahin …

»„Gut, dann ist das ja kein Problem, da haben Sie sich ja noch rechtzeitig bei uns gemeldet.«
– kürzer: Gut, dann haben Sie sich ja …

»Das sind dann rund 80.000,- plus minus,«
– In Geschichten sollte man Zahlen ausschreiben, soferne sie keinen Buchstabenwurm ergeben, achtzigtausend, fünfundzwanzigtausend usw. finde ich noch nicht zu lang, um es auszuschreiben. Und Währung ist Dir wohl keine eingefallen, hm? Zwar wird sie kein Mensch ständig dazusagen, aber ein, zwei Mal könntest Du sie schon nennen.
– lt. Duden mit Schrägstrich: plus/minus, und davor einen Beistrich (ein Komma). Außerdem sagt man »plus/minus« üblicherweise mit einer Angabe, z. B. plus/minus fünf Prozent oder plus/minus dreitausend. Und um auszudrücken, daß die achtzigtausend nur ungefähr sind, reicht entweder das »rund« oder die plus/minus-Angabe.

»in einem solchen Fall drei Raten im Abstand von je drei Monaten,«
– kürzer: drei vierteljährliche Raten

»drei Raten zu je 34.000,- zu zahlen haben.«
– ein netter Zinssatz! :D

»per e-mail.«
– das gilt für den ganzen Text, besonders für die Stelle mit dem Interview, wo Du sehr viele englische Wörter verwendest: Großschreibung in deutschen Texten nach deutschen Regeln, also E-Mail.

»Sollten Sie Ihren vertraglich festgelegten finanziellen Verpflichtungen wider Erwarten nicht nachkommen können, zum Beispiel aufgrund eines unvorhergesehenen verfrühten Todes, gehen Ihre sterblichen Überreste in den Besitz von Organ Replacement über, einschließlich aller Rechte an Ihrer Genom-Sequenz. Stimmen Sie unseren Geschäftsbedingungen soweit zu, Herr Berger?“«
– kürzer: Sollten Sie Ihren Zahlungsverpflichtungen wider Erwarten nicht nachkommen, gehen Ihre sterblichen Überreste …

»„Sehr schön, es freut uns, mit Ihnen Geschäfte zu machen.«
– sagt er nicht doch »… es freut uns, Ihnen helfen zu können«? Wenn er schon die Sicht mit den Mäusen und trainierenden Lungen so drauf hat, dann doch sicher auch die Sicht, daß er den Menschen hilft, nicht, daß er ein Geschäftemacher ist. ;-)

»Das Telefon auf dem überladenen Schreibtisch läutete. Prof. Dr. rer. nat. Tusiast wühlte es unter einem Papierstapel hervor,«
– wenn er es unter einem Papierstapel (besser: -haufen, Stapel klingt zu ordentlich) hervorwühlt, kannst Du Dir die Erwähnung des überladenen Schreibtisches schenken.

»Bin ich bei Ihnen richtig, Sie sind der Lungenverantwortliche?“«
– »Sie sind« klingt mehr nach Feststellung als nach Frage, würde es umdrehen: sind Sie

»Professor Tusiast lachte ein meckerndes kleines Lachen.«
– kürzer: lachte meckernd. Was verstehst Du unter einem kleinen Lachen? Ist es leise, verhalten, kurz, …? Wenn Du bei Deiner Version bleibst, gehört ein Beistrich nach »meckerndes«.

»Die Stimme klang, wenn möglich, noch heiserer.«
– »wenn möglich« würde ich streichen, da sie noch heiserer klingt, ist es offenbar möglich.

»„Oh Gott sei Dank!“«
– Oh, Gott

»Professor Tusiast zögerte, aber nicht lange.«
– kürzer: Professor Tusiast zögerte kurz.

»Wieder ein Husten, diesmal dauerte es lange, bis es aufhörte.«
– etwas kürzer: Wieder ein Husten, es dauerte lange, bis es aufhörte.
– noch kürzer: Minutenlanges Husten.

»Sie wissen schon ‚der revolutionäre Durchbruch«
– der Beistrich ist vom »schon« zum »der« verrutscht

»sozusagen erster Hand«
– sozusagen aus erster Hand

»aber soweit ich weiß, ist Filmen im Gebäude nicht erlaubt. Fotografieren schon, allerdings begrenzt, ich muss mich da noch erkundigen.“«
– Nein, der weiß das sicher ganz genau, und das läßt sich dann auch viel kürzer formulieren, z. B.: »Aber Filmen ist verboten, und Fotografieren ist nur in den grünen Bereichen erlaubt.« ;-)

»weiß mit einem Schuss ins Mumien-Ockerfarbene«
:thumbsup:

»so sieht dein Mann mit Neunzig wahrscheinlich auch wieder aus«
– mit neunzig

So, mit den Kürzungsvorschlägen werd ich mich ab jetzt ein zurückhalten, weil Du ja inzwischen vielleicht schon selbst ein bisschen ein Auge dafür bekommst, und weil ich nicht weiß, ob sie Dir überhaupt gefallen. Wenn Du aber noch mehr willst, komm ich gern noch einmal.

»Nur wenige schwarzweiße Haare umzingelten die Halbglatze,«
– was sind »schwarzweiße Haare«? Sind sie grau? Sind es schwarze und weiße? Gehen sie von der Wurzel zum Ende hin von einer Farbe in die andere über?

»„Na, dann wollen wir mal, was?“ trompetete er fröhlich,«
– Beistrich nach der direkten Rede

»da in der Ecke ist ein microinjector, sieht aus wie ein großes Mikroskop mit Joystick, aber damit können wir«
– wenn die beiden es sehen, ist es ungewöhnlich, daß er erzählt, wie es aussieht, aber vielleicht so: »da in der Ecke, was aussieht wie ein großes Mikroskop mit Joystick, ist ein Mikroinjetor. Damit können wir …«

»das Spannende ist, das wir hier in die dritte Dimension gehen,«
– dass

»etwas zu kurzen Beinen und einer auffälligen agouti Flaumbehaarung am ganzen Körper.«
– was bedeutet »agouti«?

»„Sind Sie Freunde vom Professor?“ fragte Leander«
– Beistrich nach der direkten Rede

»„Wie lange bist du schon hier?“ fragte er Leander.«
– ebenso

»Tusiast warf Sarah einen befremdeten Blick zu.«
– einen befremdlichen Blick

»„Sie rauchen also noch tatsächlich selber, was?“ fragte der Professor,«
– Beistrich nach der direkten Rede, und »noch« und »tatsächlich« würde ich vertauschen

»„Einiger weniger Gene, das ich nicht lache!«
– dass

»Überlegen Sie sich am besten genau Ihre persönliche Definition von ’jemand’ bevor Sie Ihre Wahl treffen.“«
jemand’, bevor

»„Wie ist das Popcorn?“ fragte Sarah schnell.«
– Beistrich nach der direkten Rede

»Und ob ich Leander einen Pullover stricken sollte oder wenigstens eine Hose.“«
– In der Zukunft trägt man also gestrickte Hosen? :D Du könntest aber auch ein »nähen« an den Satz hängen. ;-)

»„Willst du mich eigentlich heiraten?“ fragte er über die Schulter.«
– Beistrich

»„Ich glaube, ich sagte ‚Wenn’s denn sein muss.’“«
– entweder: »ich sagte: ‚Wenn’s denn sein muss.’“« oder »sagte ‚Wenn’s denn sein muss’.“«

»„…habe ich ganz schlechte Neuigkeiten für Sie.«
– Leertaste nach den drei Punkten

»Es wäre außerdem für Sie mit erheblichen permanenten Schmerzen verbunden«
– würde ich umdrehen und »erheblichen« durch »starken« tauschen: mit permanenten starken Schmerzen

»„Mit einer schwer geschädigten Lunge?“, wiederholte Lars, hustete und spuckte sich Blut auf den Bauch, „Na, ob man mir das denn zumuten kann?“«
– Punkt nach »Bauch«

»Er sah sich kurz im Halbdunkel um, aber die anderen schliefen alle noch. Er tappte zur Tür. Er war hier noch nie weitergegangen, weil das ja eigentlich streng verboten war, aber er wusste, wie die Tür sich öffnen ließ. Er hatte den Professor ganz oft dabei beobachtet, wie der diese Tasten neben der Tür benutzt hatte.
Leander gab den zwölfstelligen Code beim ersten Versuch fehlerfrei ein, öffnete die Tür und stand Sekunden später im Innenhof des Instituts. Er hob die Nase,«
– etwas viele »Er«-Satzanfänge

»„Halt! Wer da?“ schrie eine überschnappende Stimme,«
– Beistrich nach der direkten Rede

»„Oh, Popcorngirlanden“, rief Lars erfreut, „Wer hatte denn die geniale Idee,«
– Punkt nach »erfreut«, und wenn er ruft, würde ich nach »Popcorngirlanden« ein Rufzeichen machen.

»Ich wollte dir doch jemanden zeigen“, Sarah stupste ihn in Position.«
– zeigen.“ Sarah …

»„Nein, kein missglücktes Freddie Krueger Kostüm“«
– Freddie-Krueger-Kostüm


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi möchtegern!

Das nenne ich eine ordentliche Geschichte von einem offensichtlich geübten Schreiberling. Der schwarze Humor ist der Behandlung des Themas angemessen. Hättest du es durchweg "ernst" geschrieben, wäre der moralische Zeigefinger wie ein Balken in meinem Auge gewesen. ;)
Allerdings sollte dann die Ethik-Diskussion mit dem Professor ähnlich überzeichnet geschrieben sein, wie du den Gag mit Dr. Rehberg rübergebracht hast. Wenn besagter Gag nämlich wirklich in die Geschichte passen soll, dann muss das Ganze noch mehr Absurdität aufweisen. Sonst frage ich mich ja nur, woher der Kerl wohl seine Tiermerkmale hat. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Höcker und Reißzähne die Folge von Eingriffen sein könnten oder Organ Replacement seinen Züchtungen hohe Positionen zuweist.

Die Schlusspointe mit Timmy habe ich beim Lesen eigentlich nicht verstanden. Vielleicht kannst du noch einen Hinweis einbauen, ohne den Leser mit der Nase draufzustoßen? Es sei denn, ich bin der Einzige mit langsamem Verstand. :silly:

Sehr gut übrigens der Running Gag mit der Namensverwechslung:

Also, Herr Berger, Leander –“
„Lars.“

Ein weiterer interessanter Ansatz, der aber nicht so richtig ausgearbeitet wird:

Die Knabberei soll beruhigend wirken. War Mamas Idee, die findet mich immer zu zappelig.

Bedeutet, dass in diesem Setting auch die Originalmäuse intelligent sind, was wiederum zu dem Rehberg-Gag passt.
Uwe hatte Recht, als er fehlende Überzeichnung bemängelte. Die Grenze zwischen Mensch und Tier wird in deiner Story nicht nur verwischt, sondern ganz aufgehoben. Das macht die ethische Grenzziehung einfach absurd. Und absurd muss demzufolge auch die Handlung rüberkommen.

Was den Textkram betrifft, da hat Häferl mir wohl schon alles abgenommen. ;)

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Leute,

hat lange gedauert, aber ich komm irgendwie zu nix in letzter Zeit... Vielen Dank für eure Kommentare, ich hab (fast) alle Kritikpunkte eingesehen. Umso peinlicher, dass ich nicht für alle Mängel meiner Geschichte eine Lösung gefunden habe, aber naja. Später vielleicht. Oder ich mach's wenigstens nächstes Mal besser.

Uwe

Vor allem die Dialoge sind zu einem Drittel wegen Brillanz zu loben.
Ein Drittel mehr Brillianz, als mir sonst unterstellt wird. Danke!

Ein weiteres Drittel fällt leider durch Unmengen Füllwörter auf.
Verdammt, und ich bildete mir ein, ich schüfe Atmosphäre. :D
Ich habe etliche rausgekickt (fiel mir furchtbar schwer, wenn ich die Dialoge in meinem Kopf ausprobiere, reden meine Figuren eben so -weil ICH nämlich so rede, fürchte ich). Es sind trotzdem noch viele drin, an Stellen, wo ich mich partout nicht von ihnen trennen konnte.
Falls immer noch "unerträgliche" Textstellen vorkommen, möge man mir das mitteilen.

Nächtelang hab ich mich schlaflos durchs Bett gewälzt - das dritte Drittel, was ist mit dem dritten Drittel? Aber dann hab ich mich damit zufrieden gegeben, dass dir dazu nix Erwähnenswertes eingefallen ist. ;)

Beschreibungen besser timen: Dass die Maus auf einem Fahrrad sitzt, würde ich früher schreiben.
Hat mich an der Stelle nicht gestört. Die Beschreibung wird jetzt trotzdem früher eingeleitet, weil mir aufgefallen ist, dass ich da noch zwei schön merkwürdige Sätze einbauen kann.

Dass der Prof ein Dr. rer. nat. und nicht med. ist, hat mich ein wenig gewundert, aber von mir aus.
Äh - ein insider-Witz, den außer mir keiner versteht. :D Ich möcht ihn trotzdem behalten.

Wieso der Enkel des Professors a) verbrannt ist und b) auf der Weihnachtsfeier rumrennt, hab ich ehrlich gesagt nicht kapiert.
Kannst du auch glaub ich nicht kapieren. Denn die Erklärung, die ich dazu im Kopf hatte, taucht in der Geschichte nicht auf (hätte zu viel Platz in Anspruch genommen und mir das Ende vom Timing versaut, dachte ich). Ich habe im Text Sarah veranlasst, sich auch darüber zu wundern, warum die zwei auf der Feier sind. Das nimmt das Sich-Wundern des Lesers hoffentlich vorweg. Und warum der Enkel verbrannt ist - da muss jetzt einfach mal reichen, dass er "irgendeinen Unfall" hatte, wie er sagt.

Ich kann das Thema in einer Fiktion zwar nicht so ernst nehmen wie Perdita es vielleicht ergeht,
Muss auch nicht sein. Wenn du dich unterhalten hast, hab ich mein Ziel erreicht. Wenn ich einen ernsthaften Beitrag zur Ethik-Diskussion des regenerativen Klonens schreiben wollte, würde ich gefälligst einen wissenschaftlichen Artikel verfassen und nicht sowas hier. Aber wenn Perdita (und Häferl) am Text vorbei auf das Thema sehen können, dann ist das für mich ein Pluspunkt. Die ethischen Probleme und die Ernsthaftigkeit des Themas sind mir durchaus bewusst, daraus hab ich ja auch die Ideen für die Geschichte gezogen.

aber das Augenzwinkern des Autors ist deutlich zu bemerken
:bounce:

etwas zu wenig überspitzt.
Und da hab ich bei der Überarbeitung gekniffen. Dazu hab ich im Moment keine Idee, bzw. die Ideen, die ich hatte, haben immer nur meine Charaktere lächerlich gemacht. Was meiner Meinung nach der Geschichte mehr geschadet hat als geholfen. Aber ich behalt's im Hinterkopf.
Danke fürs Lesen und deinen Kommentar, freut mich, dass es dir ein bisschen Spaß gemacht hat.

Häferl

Auch mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen!
He, das freut mich. Irgendwie hätte ich nicht gedacht, dass du Geschichten anklickst, wenn sie unter SF stehen - wie schön, dass ich mich geirrt habe!

trotz nicht ganz realistischer Umsetzung
Och, lass mich doch auch ma. Dafür bin ich ja extra nach Science Fiction gegangen. Meiner Meinung nach darf man sich hier sogar noch mehr Unsinn erlauben, bis es wirklich schlecht wird. Ab einem gewissen Grad wird es natürlich einfach schlecht, das stimmt wohl ...

Beim Ende bin ich erst auf der Leitung gestanden
Ich muss dich wirklich ganz böse abgehängt haben. Hab versucht, deine Interpretation in den Text hineinzulesen, allerdings passen dann viele Sachen nicht zusammen.
Ich hab zu Übungszwecken angefangen, "deine Version" zu schreiben. Bis jetzt gefällt sie mir aber nicht besser. Einen Vorteil hat dieses Ende, es bringt den Leser dann nämlich von A nach B. Im Moment erfolgt am Ende ja sowas wie eine Rückkehr zum Status Quo, was Perdita so ratlos zurückließ.
Der Nachteil an "deinem" Ende: Ist das nicht "das Übliche"? Mensch spielt an den Genen herum, spielt Schöpfer, die Schöpfungen übernehmen die Weltherrschaft ... find ich nicht gut. Und der Film, an den Perdita mich erinnert hat, endet auch genau so, da tauschen sich auch Nachzüchtungen mit Originalen aus.
Aber sei's drum, wenn ich meine alternative Version fertig hab, schick ich sie dir, hehe.

Die einfachste Lösung wäre natürlich, den vorletzten Absatz weiter vorne einzubauen, bevor der Doktor Lars anruft.
Stimmt, aber ich hab mich drauf versteift, den Absatz genau da haben zu wollen, wo er steht. Ich hatte erst die Idee, den Absatz kursiv zu machen, damit er sich optisch vom Rest abhebt. Das war dann selbst mir zu billig. Dann habe ich die (immer noch billige) Idee umgesetzt, den Absatz ins Präsens zu schreiben. Hoffe, der Tempuswechsel macht dem Leser klar, dass hier die Zeiten verschoben wurden.

Wenig glaubwürdig finde ich die Stelle, wo Lars sich so aufregt (»Was bilden Sie sich ein?«) – schwer zu glauben, daß der Professor ihn da nicht rausschmeißt, wo er doch sogar einen bewaffneten Pförtner hat.
Danke dafür, da ist mir klargeworden, dass der Prof. anders rüberkommt, als ich ihn geplant hatte. Er lässt sich an der Stelle (und auch sonst nie) aus der Ruhe bringen. Ich weiß nicht, ob das jetzt deutlich wird, habe minimale Änderungen im Text vorgenommen.

Schließlich ist er Journalist und sollte gewöhnt sein, trotz unerfreulicher Aussagen des Gegenübers ruhig zu bleiben und weiterzufragen, damit er noch mehr erfährt, worüber er sich dann in seinem Artikel aufregen kann.
Meiner Planung nach verhält Lars sich aber nicht journalistisch-professionell, wird emotional, das geplante Interview findet nie richtig statt usw.

Datenschutz ade … Für meinen Geschmack hättest Du ruhig mehr so kleine Spitzen abseits des eigentlichen Themas einbauen können.
Oh Klasse! Ich hatte angefangen, die Geschichte inhaltlich zu kürzen, um sie kürzer und dadurch leserfreundlicher zu machen. Da sind solche Sachen rausgeflogen, weil ich dachte, es bringt den Plot nicht voran und meine Spielereien fallen sowieso keinem auf. Aber sie tun's ja doch. Die inhaltlichen Kürzungen hab ich dann freudestrahlend rückgängig gemacht.

Die Aufzählung der verschiedenen Möglichkeiten würde ich weglassen
Die Haustiere bleiben. Schussverletzung bleibt auch. Das sind zwei Spielereien, die bei dir wohl nicht funktioniert haben. Aber du hast mir Hoffnung gegeben, dass sie es bei jemand anderem tun, hehe.

(Ärzte reden eher von Total- als von Komplett-, zum Beispiel bei Prothesen.)
Okay, gekauft. Später im Text redet Lars aber wieder von "komplett", der muss sowas ja nicht wissen.

»Verkaufen will ich sie nicht.«
Eigentlich auch nich schlecht ... passt dann aber mit den Haustieren nicht mehr.

sagt man »plus/minus« üblicherweise mit einer Angabe
"Bei uns" sagt man das auch so, wie ich es jetzt im Text verwendet habe. Will ausdrücken "kann mehr oder weniger werden, hängt von den Umständen ab".

– kürzer: drei vierteljährliche Raten
Aus irgendeinem Grund hat mir meine längere Variante hier besser gefallen.

– sagt er nicht doch »… es freut uns, Ihnen helfen zu können«? Wenn er schon die Sicht mit den Mäusen und trainierenden Lungen so drauf hat, dann doch sicher auch die Sicht, daß er den Menschen hilft, nicht, daß er ein Geschäftemacher ist.
Da hat er nicht den Prof. an der Strippe. Habe im ersten Satz entsprechend was eingefügt, damit das verstanden wird. Und es soll so sein, dass Organersatz hier als "Geschäft" rüberkommt.

Den überladenen Schreibtisch gibt es nicht mehr.

»Sie sind« klingt mehr nach Feststellung als nach Frage, würde es umdrehen:
Das gefällt mir so besser, wie's ist. Wenn man sich einer Sache versichern will, benutzt man das manchmal so. "Sie sind doch hier an allem Schuld, oder?"

Was verstehst Du unter einem kleinen Lachen?
Leise und kurz. Ist aber geändert.

– kürzer: Professor Tusiast zögerte kurz.
Ist meiner Meinung nach nicht gleichbedeutend. Dann liegt die Betonung nämlich auf dem Zögern. In meiner Variante liegt die Betonung darauf, dass das Zögern kurz ist. Und so war's gemeint.

Nein, der weiß das sicher ganz genau,
Öhm. Also ich wüsste jetzt nicht, ob man in dem Gebäude, in dem ich arbeite, filmen oder fotografieren darf. Du? Hab aber was geändert an der Stelle.

So, mit den Kürzungsvorschlägen werd ich mich ab jetzt ein zurückhalten, weil Du ja inzwischen vielleicht schon selbst ein bisschen ein Auge dafür bekommst, und weil ich nicht weiß, ob sie Dir überhaupt gefallen. Wenn Du aber noch mehr willst, komm ich gern noch einmal.
Ich hab ein paar Sachen gebürstet und auch alle Stellen geändert, die du vorgeschlagen hast, meine ich (die Ausnahmen zähle ich hier auf).
Kürzen fällt mir schwer, aber ich hab's versucht. Wenn du noch Sachen findest "die so auf keinen Fall stehen bleiben können", sag mir Bescheid.

Die schwarzweißen Haare stören mich nicht. Das ist meine persönliche Variante von "salt and pepper hair". Da sind alle deine Interpretationen erlaubt.

was bedeutet »agouti«?
Ich hätte es mit "wildfarben" übersetzt. Das ist die natürliche (?) klassische (?) Färbung von Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Mäusen, ... Sieht so graubraun aus, kommt aber durch eine bestimmte Haarfärbung zustande, bei der jedes Haar dunkle und helle Abschnitte hat -au, was ne Erklärung. Ich hatte schon so viele Haustiere, da dachte ich, das kennt man. Hab's rausgeworfen, nichts ist nerviger, als wenn die Erzählstimme Wörter benutzt, die nicht jeder kennt.

einen befremdlichen Blick
Da steh ich jetzt auf der Leitung. Ich hab nix gefunden, wo ich's nachschlagen könnte, meine aber, dass es bei einem "befremdlichen Blick" ein Blick ist, der Sarah merkwürdig erscheint. Ich meinte aber, dass der Professor befremdet ist und deshalb Sarah einen derartigen Blick zuwirft. Bist du dir absolut sicher, dass ich falsch liege? Dann ändere ich es noch. Immerhin bist du auch mit den das/dass und den Kommata wesentlich klüger als ich :D

In der Zukunft trägt man also gestrickte Hosen?
Joah, das find ich okay so. Meine Mutter pflegte diversen Teddybären und Puppen auch die Hosen zu stricken. Sarah meint es an der Stelle eh nicht ernst und mit einem zusätzlichen nähen ist das Timing nicht mehr so gut.

Ansonsten hab ich viele deiner Anregungen verwendet und hoffentlich auch alle Fehler beseitigt.
Danke für den super Kommentar!

Megabjörnie

Das nenne ich eine ordentliche Geschichte von einem offensichtlich geübten Schreiberling.
Naja, Übung kann man mir nicht vorwerfen, das hab ich dir ja schon gestanden. Aber ich geb mir Mühe ;)
Find ich gut, dass die Geschichte nicht stümperhaft wirkt.

wäre der moralische Zeigefinger wie ein Balken in meinem Auge gewesen
Bin sehr erleichtert, dass es mir gelungen ist, das zu vermeiden. Solche Geschichten lesen sich nämlich wirklich abscheulich.

Allerdings sollte dann die Ethik-Diskussion mit dem Professor ähnlich überzeichnet geschrieben sein, wie du den Gag mit Dr. Rehberg rübergebracht hast. Wenn besagter Gag nämlich wirklich in die Geschichte passen soll, dann muss das Ganze noch mehr Absurdität aufweisen.
Ich hab bei dem Rehberg-Gag einen Rückzieher gemacht. Erbärmlich, ich weiß, aber mir ist für die Ethik-Diskussion nichts Gutes eingefallen. Hab mich auch oben bei Uwe schon dafür entschuldigt. Ich gelobe Besserung, was das "Überdrehen" angeht, das macht mir nämlich eigentlich großen Spaß.

Die Schlusspointe mit Timmy habe ich beim Lesen eigentlich nicht verstanden.
Wie jetzte? So richtig nich verstanden? Oder nicht lustig gefunden (da war nix lustig, das wäre also okay)?
Gut, ich hab da jetzt dieses eine neue Wort eingebaut:
Timmys enormer Bauch drapierte sich in so vielen Hautfalten um ihn herum,
Und? Hat geklappt? :D

Uwe hatte Recht, als er fehlende Überzeichnung bemängelte.
Und absurd muss demzufolge auch die Handlung rüberkommen.
Ja. Okay. Sorry. Wie gesagt. Vielleicht überkommt's mich nochmal, wenn ich mehr Abstand zum Text habe.

Dir auch vielen Dank fürs Lesen und fürs feedback!
Das Leute, die mich nicht kennen (und wohl auch nie kennenlernen) sich erstens die Zeit für sowas nehmen, und zweitens sagen, dass sie den Text (teilweise) gut fanden, ist mir viel wert. Ich gehe davon aus, dass ich es rücksichtslos um die Ohren gehauen bekommen hätte, wenn es dir nicht gefällt. Dafür ist das hier ja alles so schön anonym.
Super, dass es nicht dazu gekommen ist.

:D

 

Hallo Möchtegern.

So, jetzt habe ich deine Geschichte auch mal gelesen. Zuerst hat mich die Länge und der Titel (den finde ich irgendwie komisch:confused:) abgeschreckt, aber jetzt habe ich mir die Zeit genommen. Allerdings nicht für die Kommentare. Und in der Annahme, dass das Wichtigste schon gesagt wurde, möchte ich mich kurz halten.
Deine Geschichte hat mir gefallen.
Hm.. Nee, zu kurz.:D
Ok, zwei, drei kurze Gedanken. Ich hoffe, dass ich nicht was wiederhole, dass schon gesagt wurde.
1. Das Ende ist ein wenig lasch. Da hätte ich mir mehr von versprochen. Ich kann dir keine konkreten Verbesserungsvorschläge anbieten, aber irgendwie ist halt die Luft raus. Vielleicht wegen Punkt 3.
2.

„Lars“, verbesserten Sarah und Professor Tusiast gleichzeitig.
„Och“, machte Lars und zerbiss knackend ein Popcorn, „Leander ist schon okay.“
Das ist mir etwas zu kitschig. Bis hierhin hast du es geschafft, den moralischen Aspekt ohne übertriebene Klischees zu behandeln. Mit diesen letzten beiden Sätzen bricht das meiner Meinung nach ein.
3. Den Abschnitt mit Leander und der Zigarettenschachtel hätte ich in chronologisch richtiger Reihenfolge eingesetzt, also direkt vor dem Telefonanruf am Samstag Morgen. Erstens hatte ich als Leser zuerst den Verdacht, dass Leander mit Absicht erschossen wurde, weil Lars zu viele Fragen gestellt und die Firma kritisiert hat. Das geht in Richtung Verschwörung, was dann ja nicht der Fall ist. Das wird dann auch ziemlich schnell klar. Aber trotzdem war das mein erster Gedanke. Und zweitens finde ich, dass diese Rückblende kurz vor dem Ende die Dynamik deiner Geschichte massiv abbremst. Das könnte möglicherweise der Grund sein, warum ich den letzten Abschnitt dann so lasch fand.

Das war's auch schon. Freu mich auf deine nächste Geschichte.

lg ichwersonst

 

Hi möchtegern,

Ein ganz schönes Monstrum, das du uns hier servierst.

Nach dem ich etwas Schwierigkeiten hatte reinzukommen, weil ich schon fast eine reine DIalog Geschichte erwartete (und da steh ich net so drauf), nahm sie ab dem zweiten Abschnitt Fahrt auf und hat mich bestens unterhalten, sogar die mich sonst abschreckende Länge hat mich in keinster Weise gestört, oder gar gelangweilt.
Laut lächeln musste ich auch häufig mal und auch das ist eher ungewöhnlich bei mir.
Du verteilst die bösen Spitzen beiläufig, da steh ich voll drauf und so entsteht
ein rundes Ganzes, das bestens zu unterhalten versteht.


"Eine Glückwunschkarte mit der Post am Montag hätte völlig gereicht“, stellte Lars trocken fest."
das hat sich irgendwie bei mir eingebrannt. Warum fällt dir nachdem die durchgehend auf trockenem Humor aufgebaute Geschichte fast zu ende ist, ein das Wort "trocken" zu verwenden? das würde ich streichen!

Die Schlussequenz ist nicht ganz nach meinem Geschmack, zwar finde ich dieses übertrieben fröhliche Weihnachtsbeisammensein ganz witzig, aber die Sache mit dem Mettgesicht kommt dann doch etwas albern daher. Passt nicht so ganz, um mich absolut zufrieden zu stellen.

Rechtschreibung etc. überlass ich getrost anderen, sollte noch etwas zu finden sein, das ist nich mein Fachgebiet.

Hat mir gut gefallen

Gruß
krilliam

 

Hallo ihr zwei, Danke für den input!

duwersonst

Freut mich, dich unterhalten zu haben.
Was den Titel angeht: Meinen anderen Titel, "Of mice and men", hat leider schon ma jemand benutzt gehabt.
Dass die Länge die meisten Leser abschreckt, ist mir klar. Umso faszinierter bin ich gerade, weil ich doch ziemlich viele Kommentare abschöpfen konnte. Ich bin ausgesprochen stolz auf mich :D

Ich hoffe, dass ich nicht was wiederhole, dass schon gesagt wurde.
Also, das macht gar nichts. Ich bin Mehrheiten gegenüber häufig misstrauisch, aber wenn es um die Bewertung meiner Texte geht, werde ich eher einsichtig, wenn mir mehrere Leute Ähnliches vorwerfen.
Ich habe mehrere Leute mit dem Ende enttäuscht, also ist mit hoher Wahrscheinlichkeit was faul dran. Und du bist auch (wie gruselig) schon der dritte, der "kitschig" schreibt.
Den Abschnitt mit Leander und der Zigarettenschachtel hätte ich in chronologisch richtiger Reihenfolge eingesetzt,
Na gut, überredet. Das hat Häferl auch schon vorgeschlagen. Mach ich noch.
hatte ich als Leser zuerst den Verdacht, dass Leander mit Absicht erschossen wurde, weil Lars zu viele Fragen gestellt und die Firma kritisiert hat. Das geht in Richtung Verschwörung,
Verdammt, warum ist mir das nicht eingefallen? Das wäre ein ziemlich gutes Ende gewesen. Okay, gib mir mal ein paar Tage. Ich werde ein Alternativ-Ende schreiben, fies und kitschfrei. Ich brauch nur noch eine gute Idee :hmm:
Freu mich auf deine nächste Geschichte.
Danke, das ist wahrscheinlich das Netteste, was man unter seinen Geschichten lesen kann.

krilliam

Ein ganz schönes Monstrum, das du uns hier servierst.
Tschuldigung. Hoffe, du beziehst Monstrum lediglich auf die Länge.
Phantastisch, dass du durchgehalten hast, bei der Länge und deinen Anfangsschwierigkeiten.
Und umso besser, dass es sich für dich gelohnt hat. :bounce:
Laut lächeln musste ich auch häufig mal und auch das ist eher ungewöhnlich bei mir.
Beim Lächeln laute Geräusche zu machen ist glaub ich für jeden ungewöhnlich. ;)
Warum fällt dir nachdem die durchgehend auf trockenem Humor aufgebaute Geschichte fast zu ende ist, ein das Wort "trocken" zu verwenden?
Danke, das nehm ich gleich mal raus. Das war ein ganz brutales Eigentor, zumal ich mich innerlich immer aufplustere, wenn Leute schreiben "bla bla bla", sagte er/sie ironisch/nüchtern/lakonisch/trocken,... Diese Attribute müssen natürlich aus dem Inhalt des Gesagten hervorgehen.
Die Schlussequenz ist nicht ganz nach meinem Geschmack,
Da bist du leider nicht der einzige. Wie ich weiter oben schon sagte: Gib mir kurz Zeit, ich denk mir ein anderes Ende aus.
Rechtschreibung etc. überlass ich getrost anderen, sollte noch etwas zu finden sein, das ist nich mein Fachgebiet.
Ehm, meins wohl auch nicht, haha. Da sind immer noch Fehler drin? Deutsch ist eine wirklich wirklich schwerer Sprache ...

Danke fürs Lesen und freut mich, dass es euch gefallen hat!

 

Hey möchtegern,

Tschuldigung. Hoffe, du beziehst Monstrum lediglich auf die Länge.
Na klar

Beim Lächeln laute Geräusche zu machen ist glaub ich für jeden ungewöhnlich.
Da bin ich wohl einzigartig, wenn ich lächle reissen meine Lippen immer mit einem lauten Knacken.

Gib mir kurz Zeit, ich denk mir ein anderes Ende aus.
Jo, mach das. Tut der Geschchte bestimmt gut. bin gespannt drauf.

Gruß
krilliam

 

Hallo Möchtegern,

an Deiner Geschichte gefällt mir besonders die Personenzeichnung. Ich weiß gar nicht warum, aber ich fühlte wirklich mit. Insofern habe ich nichts zu meckern. Das Ende wurde schon angesprochen, das ist natürlich für alle äußerst bequem. Vielleicht sperrst Du Dich selbst gegen ein konsequenteres Ende? Mir jedenfalls geht es manchmal so.

Eine andere Geschichte ist die Plausibilität. Die "Mäuse" sind natürlich eine folgerichtige Weiterentwicklung der Krebs- und Ohrmäuse, deren schockierende Bilder unsere Vorstellung von der therapeutischen Genetik so prägen. Aber ich halte es für absolut undenkbar, dass in einer westlichen Industrienation ein Wesen, das offensichtlich (in sehr hohem Maße) sprach- und vernunftbegabt ist als bloßes Ersatzteillager gehalten und getötet wird. (Und jetzt hetzt bitte keine militanten Veganer auf mich: Ja, Schweine, Kühe, Hunde, Delfine und Affen sind auch in gewisser Weise kluge Tiere und werden trotzdem der medizinischen Forschung - äh - geopfert, aber der Unterschied dürfte augenfällig sein. Mir jedenfalls ist kein Fall eines Rhesusaffen bekannt, der sich mit seinen Wärtern über Fitnesstraining unterhält, um dann seinem neuen Freund eine Packung Zigaretten nachzutragen.) Ich weiß nicht, wie Du das lösen solltest, wenn überhaupt. Vielleicht durch ein etwas ferneres Land, eine etwas fernere Zeit, denn um die wirklich smarte Leandermaus wäre es schade, wenn Du sie durch eine realistischere, aber stumme Version ersetztest.

Gerührte Grüße
Naut

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Naut,

äußerst schmeichelhaft, dass du mitfühlen konntest. (Ich befürchte, dass kommt aber auch durch die Stellen, die mir von anderen als Kitsch angekreidet wurden).
Ich sperre mich nicht gegen ein konsequenteres Ende, ich hab wirklich immer noch vor, ein alternatives Ende hier mit in dem Thread zu posten. Nur - ich muss das verdammte Ding halt mal schreiben :D
Und eigentlich hab ich generell vorm Schreiben Angst, hüstel, und deswegen dauert's ewiglich bei mir. ;)

Aber ich halte es für absolut undenkbar, dass in einer westlichen Industrienation ein Wesen, das offensichtlich (in sehr hohem Maße) sprach- und vernunftbegabt ist als bloßes Ersatzteillager gehalten und getötet wird.
)*Also darum ging es mir in der story. Darum, wo man die Grenze ziehen sollte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Leander nie geben wird. Aber die genetische Ähnlichkeit von Mensch und Maus hab ich mir nich ausgedacht. Die Unterschiede sind selbst zwischen Mensch und Fliege nicht so groß, wie man glauben mag. Und zwischen Mensch und Affe sind die genetischen Unterschiede wirklich klein. Habe mal irgendwo gelesen, höhere Primaten hätten die Intelligenz eines Kleinkindes, sind also eigentlich kleine Menschen. Man kann aber leicht drüber hinwegsehen, wenn man sich weigert, unsere nahe Verwandtschaft mit dem meisten Viehzeug zur Kenntnis zu nehmen. Solche Gedankengänge wollte ich mal angestoßen haben, dazu hab ich eben diese (unrealistische) Geschichte erfunden.

Vielen Dank fürs Lesen und Melden, bin immer über jeden Kommentar begeistert (auch, wenn die Geschichte Prügel bezieht - bisher waren alle Kommentatoren immer viel zu nett irgendwie ;)).

Möchtegern

Nachtrag des Zynikers: Selbstverständlich werden wir eines Tages Klone von uns erschaffen und sie als Ersatzteillager verwenden.
Nachtrag des Klugscheißers: Die Ohrmaus hat mit Gentechnik nix zu tun.
(Nachtrag im Sinne der Ehrlichkeit: Das hab ich aber auch nur zufällig rausgefunden, weil ich wegen eben dieser Geschichte hier was über die Ohrmaus nachgelesen habe.)

)* Noch ein Nachtrag: Was ich da wieder rede. Also in erster Linie wollte ich eigentlich eine lesbare Geschichte erzählen, die an vielen Stellen witzig und an mindestens einer traurig sein sollte.

 

Hallo Möchtegern,

wenn du glaubst, dass es so einfach ist, durch den Austausch einiger Gene eine Maus zum Sprechen zu bringen, dann verstehe ich nicht, wieso du es für unmöglich hältst, ein gigantisches Gehirn zu züchten.

Aber genug der Seitenhiebe. Ich fand deine Geschichte klasse.

Beste Grüße

Charismo

 

Hi Charismo,

ich hab mich gerade unter deiner Geschichte entschuldigt. (Natürlich messe ich mit zweierlei Maßstäben, ich darf machen, was ich will, aber alle anderen haben sich natürlich an gewisse Regeln zu halten. ;) Nein, im Ernst, ich meine, da besteht ein Missverständnis.)
Ich glaube nicht, dass es einfach ist, durch Austausch einiger Gene eine Maus zum Sprechen zu bringen (das ist jetzt keine Ausrede, lies mal meine Antwort an Naut). Aber du kannst mir nicht nachweisen, dass es völlig unmöglich ist. Ja, es ist Quatsch, aber ich habe nichts geschrieben, was unbedingt "sachlich falsch" ist.
Und ich halte es nicht mal für unmöglich, ein gigantisches Gehirn zu züchten. In naher Zukunft ist das unmöglich, aber in der fernen, wer weiß?
Ich hab unter deiner Geschichte versucht zu erklären, was ich meinte.
Vorausgesetzt, dein Urteil über meine Geschichte war nicht ironisch gemeint, finde ich es übrigens ziemlich beeindruckend, dass sie dir gefallen konnte, nachdem ich dir offenbar so auf den Schlips getreten bin :)

Danke für den Seitenhieb.

 

Hallo Möchtegern,

habe auch gerade unter meiner Geschichte erklärt, dass ich es als nicht so schlimm empfunden habe.

Grüße
Charismo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Möchtegern,

der Gesundheitssektor hat es dir angetan, was?

Ich habe mich einmal mehr köstlich amüsiert. Ich schätze, dass dein und mein Humor einfach ziemlich kompatibel sind. Deine supertolle Schreibe, die Invasiv so stark macht, ist hier schon mehr als angedeutet, auch wenn mir mein Bauch sagt, dass du in den letzten vier Jahren irgendwie noch prägnanter geworden bist. Aber trotzdem eine sehr, sehr gute Geschichte, die weit über dem Durchschnitt der Geschichten liegt, den ich hier bisher gelesen habe!

Mir gefällt hier besonders, wie du an die Geschichte heran gehst: Als Lars nach dem Interview fragt, dachte ich schon, dass der Professor nun ablehnen wird und Lars am Ende investigativ schreckliche Dinge über seine neue Lunge erfährt. Aber im Gegenteil: Lars erfährt zwar schreckliche Dinge, aber nur, weil der Prof meint, ihm es ganz dick unter die Nase reiben zu müssen. Mit anderen Worten: Du schaffst es, aus einem totgetrampelten Thema etwas zu machen, indem du mit dem altbekannten Erzählmuster brichst und dich ganz allein auf die ethische Komponente des Ersatzteillagers (hier erweitert um die Frage: Wann ist ein Mensch ein Mensch?) beschränkst, statt auch noch den blöden Pseudokonflikt Ethik vs. Geldmacherei reinzubringen, der nur zu oft den Helden noch einmal überhöhen soll, damit auch wirklich dem letzten klar wird, wer der Gute ist. Hier haben wir dagegen einen sympathischen Organzüchter und einen Helden, der sich nicht ganz sicher ist, ob er nicht doch auf das rechtlich wasserdichte Angebot eingehen soll. Und besonders stark finde ich, wie Sarah damit umgeht: Ja, ist schon blöd irgendwie, aber nun ist das Ding halt mal bezahlt und irgendwie nützt es ja auch nix. Am Ende können wir Lars sogar noch als Gutmenschen sehen, weil er den armen Leander von seinen Qualen erlöst hat.

Doch das Beste ist: Wieder einmal denke ich mir bei der Lektüre, dass du bei alles Satire und Absurdität wahrscheinlich näher an der Wahrheit über unser zukünftiges Gesundheitssystem dran bist als es "Die Insel" oder Michael Kosers Hörspiel "Schlachthaus" (aus der Reihe "Der letzte Detektiv") jemals sein werden. Und ich weiß nicht so wirklich, ob mir das nicht sogar noch mehr Angst macht...

So, und nach dem Lobgesang und Fanboy-Geschreibe folgt nun der ganze Kleinkram, der halt auch noch gesagt werden muss:

Macht achtzigtausend Euro, plus/minus, je nachdem ob sich Komplikationen ergeben.

Warum "plus/minus"? Achtzigtausend ist doch nach der Rechnung fix. Maximal kann es noch ein bisschen mehr werden, wenn Komplikationen auftreten. Warum also nicht "Macht achtzigtausend Euro, vielleicht ein bisschen mehr, wenn sich Komplikationen ergeben."?

Prof. Dr. rer. nat. Tusiast

Ne, oder!? Mein erster Gedanke war: "Hoffentlich heißt er nicht Nico!" Zum Glück hast du uns wenigstens das nicht angetan. Komm schon, du bist zu gut, um auf einen so schlechten und uralten Gag angewiesen zu sein!

Nur wenige schwarzweiße Haare umzingelten die Halbglatze, aber eine krause Mähne spross aus Kinn und Wangen.

So ist es ein Paradoxon. Mit einem Bindestrich aber wird es plötzlich plausibel.

hier sind wir in der Tissue Culture, das Spannende ist, dass wir hier in die dritte Dimension gehen, das heißt die Zellen müssen in Layers, ich meine in Schichten, wachsen – sehen Sie das hier?

Mit den drei Punkten am Anfang des Absatzes sieht es irgendwie blöd aus. Warum nimmst du nicht einfach ein "Und"?

Lars stierte auf das Wesen in der Maschine.

Diesen Satz habe ich zweimal sozusagen "überlesen" und mich daher immer gewundert, wieso du am Anfang nicht erwähnst, dass Leander auf einem Rudergerät sitzt. Hier könntest du es vielleicht ein bisschen klarer machen, dass Leander sich gerade mit einem Sportgerät abquält.

„Sind Sie Freunde vom Professor?“, fragte Leander und sah dabei erwartungsvoll zu ihm und Sarah hoch. Insbesondere zu Sarah. Täuschte Lars sich oder wurde Leander tatsächlich rot unter dem dünnen Gesichtsplüsch? „Äh …“, machte Lars.

Warum wird er denn jetzt erst rot, wenn ihm Sarah gefällt? Die muss ihm doch schon vorher aufgefallen sein. Kann er nicht vielleicht eher etwas verlegen gucken oder sich Schweißperlen auf seiner spitzen Nase bilden?

Sarah wedelte mit einer flatternden Hand in Richtung Eingang: „Vorsicht, einer von denen ist gleich zur Tür raus.“
Tusiast drehte sich erstaunt um, dann warf er Sarah einen befremdeten Blick zu. „Nicht doch. Das ist Dr. Rehberg, er sieht nur ein wenig seltsam aus.“

Haha, deine ganzen kleinen Gags sind einfach zu geil! [Nachtrag: Ich finde es auch besser als die ursprüngliche Stelle, die ich in Häferles Kommentar entdeckt habe.]

„Junger Mann“, sagte der Professor und stieß mit einem langen Finger nach Lars, „weniger als ein Prozent aller menschlichen Gene finden Sie nicht sowieso in der Maus wieder.

Ich weiß nicht, aber ich hätte an dieser Stelle das "sowieso" betont. Es geht ja eigentlich darum, dass 99% der Gene gleich sind.

Er fühlte sich elend, wollte nur nach Hause und ins Bett, zum ersten Mal seit Wochen keine Angst vor dem Einschlafen.

Da fehlt was im letzten Halbsatz. Entweder "...Bett, denn zum ersten Mal seit Wochen hatte er keine Angst vor dem Einschlafen." oder "...Bett und hatte zum ersten Mal seit Wochen keine Angst vor dem Einschlafen."

Du wirst es mir nicht glauben, aber Leben hängen von diesem Ding ab.

Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn Lars sich als Raucher auf die Zigarettenschachtel und nicht deren Inhalt beziehen sollte. Es sollte daher "diesen Dingern" heißen, wie ich finde. Das ändert auch nichts an den späteren Gedankengängen von Leander.

„Warum kann er überhaupt sprechen? Das muss ihm doch jemand beigebracht haben. Dabei ist er höchstens vier Monate alt. Es wäre besser, hätte er nicht mit mir reden können.“

Das ist ein ganz genialer Kniff deinerseits, wie ich finde. Genau das habe ich mich nämlich auch gefragt. Anstatt es jetzt aber einfach vorauszusetzen, dass ich es schon Schlucken werde, wenn Ersatzteillagermäuse plötzlich sprechen können, verwandelst du es geschickt in ein Mysterium, das auch die Protagonisten selbst umtreibt und stellst damit die Glaubwürdigkeit irgendwie wieder her.

Nur, damit ich definitiv diejenige verkommene Böse welche bin, die es zuerst laut ausspricht:

Das Komma hinter "Nur" weg und "Böse" klein.

Lars schnaubte, allerdings war das manchmal gleichbedeutend mit einem Lachen. „Willst du mich eigentlich heiraten?“, fragte er über die Schulter.
Sarah runzelte die Stirn. „Das hast du mich zu Weihnachten schon gefragt, oder?“
„Ach ja, richtig. Hilf mir kurz auf die Sprünge, was hast du doch gleich geantwortet?“
„Ich glaube, ich sagte ‚Wenn’s denn sein muss’.“
„Hab ich ein Glück.“
„Und wie.“

Ach, warum kann Sarah nicht meine Freundin sein...

Leander bückte sich nach der kleinen Pappschachtel...

Im Absatz, der von diesem Halbsatz eingeleitet wird, verwendest du "der andere" als Synonym für Lars. Ich bin der Meinung, es müsste "der Andere" heißen.

Die Schachtel ließ sich öffnen, aber die Sachen in der Schachtel drin stanken ganz giftig.

Zweimal Schachtel im selben Satz ist stilistisch etwas gewagt...

Es tut mir wirklich wirklich leid.

Hier fehlt ein Komma zwischen den beiden "wirklich" und "leid" muss groß.

es tut mir schrecklich leid

Dito in diesem Satz (also das "leid" großgeschrieben werden muss, meine ich).

Oh hallo Schatz, wir haben gerade über deinen rapiden körperlichen Verfall gesprochen.

"Oh KOMMA hallo Schatz..."

Sarah zog Lars auf den Baum zu.

Baum, welcher Baum? Die sind doch mitten im Winter auf der Weihnachtsfeier, da ist man doch nicht im Freien... Ach, WEIHNACHTSbaum! Sag das doch gleich...

„Habt ihr eigentlich jemals rausgefunden, wie Leander und der Pförtner zusammengestoßen sind?“

Wer fragt das? Sarah? Wen meint sie dann mit "ihr"?

„Jetzt auf zwölf Uhr. Was machen die denn hier?

Ist das eine rhetorische Frage von Sarah? Irgendwie irritiert sie mich. Sarah hat den Prof doch scheinbar eingeladen, wenn sie ihn Lars zeigen wollte...

Das war es dann auch schon wieder - ich sollte wirklich aufhören, immer diese ganzen Kleinigkeiten herauszusuchen, die mich stören. Das lässt mich nur wie ein Korinthenkacker wirken, der den Geschichten anderer seinen Willen aufzwingen möchte...

Also, nochmals ein dickes Lob für die tolle Geschichte und bitte, bitte, ändere den Namen von Professor Tusiast - das ist einfach unter deinem Niveau!

 

„Ist die Lunge für Sie selbst, ein Haustier oder …“
Würde man nicht eher „Für ein Kind“ fragen?
Fände auf jeden Fall besser: „für ein Haustier“; ich hatte für einen Moment das Bild einer Lunge vor Augen, die an so einer Hundeleine hinterhergezogen wird.

Lars setzte sich aufrecht und rieb sich die Schläfen. „Die einzige Maus, die legalerweise angezogen sein darf, ist Stuart Little.“
„Was ist mit Mickey?“
„Der ist nicht echt.“
„Minnie? Mighty Mouse?“
Ich find das problematisch … ich mein, der Text ist jetzt 4 Jahre alt – und Stuart Little ist heute schon arg verblasst … ich trau’s mich kaum zu sagen, aber sogar Mickey mouse ist auf dem absteigenden Ast, glaub ich. :)
Und die Geschichte spielt ja deutlich in der Zukunft, da wäre ich mit so popkulturellen Verweisen immer vorsichtig.

Ja, was wirklich gut ist, ist dieser Background, den du da in die Geschichte mitbringst, man hat das Gefühl das hat – verzeih – „Hand und Fuß“.
Ich hab 3 Sachen: 1. Kommt vor der „Enthüllung“ 2mal hart Technoblabla, da war ich kurz davor das nur zu überfliegen. Wenn er da sagt, was was ist und so, und da kommen so viel eWoörter, ich krieg das nicht mit. Es gibt gutes Technobla, das hast du später, wenn er erklärt: Eine Maus und ein Mensch sind so ähnlich, wir haben sie nur minimal menschenähnlicher gemacht. Das war ganz toll, das war das Prunkstück des ganzen Textes. Das war ein Proble,m das konnte ich nachvollziehen. Aber so reines techniches Gemurmel über 2mal 8 Zeilen oder so … buh.
2. Die Perspektivwechsel – ich weiß nicht, ob es Sarah braucht. Das ist ein bisschen ein Problem, ich finde der Erzähler und Sarah sind sich sehr ähnlich. Ich hab Schwierigkeiten da die beiden auseinander zu halten. Die reden sehr ähnlich, die denken sehr ähnlich, finde ich.
In deiner neuesten Geschichte hast du in dieser „Sidekick“-Rolle eine Figur, die ganz anders als der Protagonist ist. Für mein Geschmack sind sie sich hier zu ähnlich.
3. Von der Gewichtung. Ich hab das Gefühl du nuschelst über die „großen Momente“ der Geschichte ein wenig weg, so dass ich die immer 2mal lesen musste. Also ich war geistig noch so in blablabla von dem Professor drin und hatte in meinem Kopf schon so fest das Bild von Labormäusen (einer Maus, der ein Ohr aus dem Rücken wächst), dass ich dann gar nicht gecheckt habe, dass da „Wesen“ „Hallo“ sagen. Und als ich dann verstanden habe, dass er ein Menschgesicht hat, dachte ich trotzdem noch, dass es ein winziger Mäusemensch ist, auf einem Minitatur-Fahrrad.
Also da würde ich dir empfehlen bei den „großen Momenten“, wenn also gezielt Lesererwartung gebrochen wird nicht zuuu cool zu sein und zu understated. Auch nicht zu dick auftragen, klar, aber auch nicht so, dass der Leser es 2mal lesen muss.
Es gibt bei LA Confidential eine Szene zum Ende hin, da wird einer der drei Perspektivträger in einem Nebensatz (in einer anderen Perspektive) erschossen und für tot erklärt – und da bin ich mir heute noch unsicher, ob das wahnsinnig cool ist oder so ein Mittelfinger des Autors. Also da wird jemand, mit dem der Leser 10 Jahre und gefühlte 900 Seiten verbracht hat in einem Halbsatz für tot erklärt.
(4. Das mit der Schachtelzigaretten wirkt unheimlich konstruiert, ich weiß, so was kommt in jeder Geschichte vor, aber weil sonst alles so logisch erscheint und sich so gut fügt, sticht das wirklich aus dem Text, weil es sehr, sehr konstruiert wirkt.)

Ansonsten finde ich, dass die Stärke wirklich der Zugang zu diesen Themen ist, der Blick darauf, das ist nicht nur „Ich hab eine Doku über Genmäuse gesehen, hab mich tierisch erschreckt und angefangen zu schreiben.“ Sondern man hat schon das Gefühl, dass du von diesem Punkt aus, dann immer noch 2,3 Schritte gehst. Das ist wirklich gut.
Wenn du da dran bleibst und nicht 4 Jahre Pause machst, taugt das wirklich was. Man kann auch eine Entwicklung sehen, finde ich, von der Geschichte zu Invasiv, die stehen ja in einer logischen Abfolge fast schon. Und man sieht da schon Fortschritte. Ist doch das Wichtigste.

Gruß
Quinn

 

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