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Schwibi Schwibodsons hinreißende Reise zur Rettung des Kani Hoppelson

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10.05.2016
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Schwibi Schwibodsons hinreißende Reise zur Rettung des Kani Hoppelson

Schwibi Schwibodson hinreißende Reise zur Rettung des Kani Hoppelson

40,7° Celsius. Das war der letzte Stand, den das Fieberthermometer lauthals piepsend verkündete. Kani Hoppelson, das zweieinachtel-jährige Riesenrammler-Zwergkaninchen-Mischlings-Weibchen, der zutiefst besorgten, dreizehn Jahre älteren Besitzerin Schwibi Schwibodson, lag danieder im kratzenden Stroh. Sein vom Stupsnäschen bis zum Hoppelhäschenschwänzchen geplagter Wuschelkörper glühte in beängstigender Weise. Einige Passanten hatten gar geschworen, ein rot pulsierendes Leuchten – gleich einer Alarmanlage – durch das grelle hellgelbe Fell schimmern gesehen zu haben.

Ein Zustand, den Schwibi nicht auf die leichte Schulter nahm. Auch nicht auf die schwere oder ein sonst wie geartetes Gelenk am oberen Armende. Vielmehr wurde in ihr ein unbändiger Wunsch und Wille nach Heilung groß, der förmlich über sie hinauswuchs. Dies bewirkte, dass sich ihr Schatten von da an stets 30 cm länger abbildete als es nach den Gesetzmäßigkeiten der Natur der Fall sein sollte. In ihren tiefbraunen Seelenfenstern war ein felsenfest entschlossener Geist zu erkennen, der ihre Pupillenränder beben ließ. Es stand fest, dass Kani Hoppelson, siebter Nachfahre des zwergwüchsigen Riesenrammlers Rambo Hoppel, Heilung erfahren musste, da ein vorzeitiges Ableben des kleinen Wonnebrockens das Herz der jungen Dame Schwibodson in unansehnliche Fetzen zerreißen würde.

So fragte sie zunächst ihren Bruder, Schwibo, was zu tun wäre, woraufhin dieser nur desinteressiert mit bereits erwähnten Gelenkpartien zuckte. Ahnungslos gab sich auch der alte Herr Schwibodson, der in fünfter Generation einen Rasenmähbetrieb leitete und insgeheim alle hasenartigen Geschöpfe als Geschäftskonkurrenz erachtete. Nach erfolglosen Anläufen stieß sie schließlich hinter einer zu selten geschnittenen Hecke mit dem merkwürdig buckligen Nachbarn Igor Igortzen zusammen. Mit einem grimmigen Wink befahl er ihr, ganz nah heran zu kommen, damit er ihr ein vermeintlich erschütterliches, aber gleichsam heilsames Geheimnis verraten konnte. Vorsichtig neigte sie ihren Kopf dicht vor seine verheißungsvollen Lippen. Igor nieste kanonenartig. Es folgte ein zweiminütiger Moment der Stille und ein Kampf der Blicke, bei dem der eine Anklagen hervor schmetterte und der andere durch nicht deutbares Augenzucken antwortete. Da dies nirgendwo hinführte, wiegelte Schwibi ab. Durch eine Geste ihres Zeigefingers bedeutete sie den Tattergreis, endlich mit seinem dunklen Wissen herauszurücken.

Drei Vesperbrote, ein angefangener Schokoriegel und eine Literflasche Milch wurden im Rucksack verstaut und für einen achtstündigen Marsch als ausreichender Proviant betrachtet. Die geradezu närrisch knapp bemessene Menge sollte später zur Hälfte von zwei heranrauschenden Raben vertilgt werden, doch ein solches Katastrophenszenario lag noch außerhalb der Vorstellungskraft Schwibis. Das verleitete sie zu sorglosem Verhalten, welches in lächerlichem Leichtsinn mündete. Querfeldein ging es los, Richtung Nord Nord-West, immer weiter fort von zu Haus. Der Alte hatte ihr Heilung für Kani in Aussicht gestellt, welche nur durch ein einzigartiges, von ihm entdecktes Serum herbeigeführt werden konnte. Drei Stationen lagen vor ihr, bei denen sie jeweils eine hoch seltene Zutat zu ergattern hatte.

Schwarz und grässlich verzerrt, von abscheulicher Architekturkunst gezeichnet und nachlässiger Instanthaltungsbemühungen gebeutelt ragte das in Schwibis erstem Eindruck Hexenhaus-artige Gebilde aus der Mitte morscher Obstbäume. Mit verstohlenem Blick lugte die in die Jahre gekommene Besitzerin aus einem glaslosen Fenster, an dem ein einzelner quietschender Fensterladen befestigt war. Die Frau im Haus wusste, Schwibi konnte sich nur wegen ihrem hochkonzentrierten Sieben-Siebotson-Apfel-Elixir in diese unliebsame Gegend gewagt haben. Ohne große Umschweife blökte sie der jungen Besucherin also entgegen: „SIEBEN ÄPFEL MUSST DU PFLÜCKEN, UM DICH ALS WÜRDIG ZU ERWEISEN!“
Schwibis Blick wanderte über ihre rechte Schulter zu einem wie ein überdimensionaler Dreizack aus dem Boden ragenden Apfelbaum, in dessen letzten Wipfeln kleine, giftgrün strahlende Früchte hingen. In schwindelerregender Höhe war bei einem Sturz der Tod gewiss, wäre nur ein Fußtritt oder Handgriff unachtsam ausgeführt. Schwibi stand wie angewurzelt und zitternd vor dem furchteinflößenden Monstrum. Ein Hauch von Abschied lag in ihren Augen, als sie sich nochmals der runzligen Hausbewohnerin zuwandte. Sie hielt einen Moment inne… dann bot sie der Alten als Alternativdeal den angefangenen Schokoriegel an. Die Alte willigte ein.

Zermartert von der sengenden Mittagshitze schleppte sich Schwibi auf das große Feld der tausend Weizenhalme. Hier forderte sie die zweite Zutat ein: eine Prise des Sechs-Kammer-Halm-Mehls. Mittig auf dem Feld schwang der Eigentümer der Ländereien, Berthold Bärlauchson, eine todbringende Sense. Von einem Bauern erwartete Schwibi weitere körperliche Höchstarbeit im Austausch für das meist unter der Hand gehandelte Spezialmehl. Doch zu ihrer Überraschung pflegte dieser hochgewachsene Mann mit der aufgequollenen Knollennase ein Faible für tiefgründige Rätsel. Nachdem Schwibi ihr Anliegen kommuniziert hatte, trug er ihr ein solches auf, um an das gewünschte Pflanzenpulver zu gelangen: „Wer hat ein leben Lang sein Kreuz zu tragen, ein amputiertes Bein und kann trotzdem der kleinsten Fliege was zu Leide tun?“
Unsere kleine Heldin grübelte und grübelte. Zwar lag die Antwort eine mit einer Krähe in einen Kampf geratene, siebenbeinige Kreuzspinne direkt auf der Hand, doch die Hitze hatte Schwibi dermaßen zugesetzt, dass sie im Inneren ihres Kopfes nur noch ein wummerndes Flimmern wahrnahm. Sie öffnete mit verängstigtem Blick den Mund und begann: „Ähm… darf ich die Belohnung mal sehen? Ich möchte sicher gehen…“ Berthold kramte in einer Tasche und zog einen Beutel mit fei…SCHWIBI RANNTE WIE DER WIND. Mit einem dem alten Sack entrissenen Beutel in der Hand und einem schadenfrohen Grinsen über das ganze Gesicht.

Es dämmerte bereits als Schwibi am Wegrand vor dem Turm der Verdammnis stand. Viele waren hineingegangen, aber alle wieder herausgekommen. Schließlich war der Turm nur zwei Meter fünfzig hoch und beherbergte klägliche 17 Treppenstufen im Inneren. Dies tat jedoch alles rein gar nichts zur Sache, die Schwibbl di Doo – wie sie später im Volksmund liebevoll genannt wurde – verfolgte. Aber genau gegenüber vom Turm der Verdammnis lag der See der Erleuchtung. Ein hyperaktiver, ziegenbarttragender Tagedieb namens Tuni Tunixon jagte dort einer Horde von Glühwürmchen nach.
Glühwürmchenextrakt, das im Dunkeln leuchtete. Das war die letzte zu ergatternde Zutat. Der tagediebische Tunichtgut verfügte über diese Zutat in großer Fülle. Sie war für ihn lebenswichtig, denn er fand nachts vom See, an dem er all seine Tage verbrachte, nicht mehr durch den finsteren Wald zurück zu seinem Häuschen. Also sammelte er eine gehörige Portion in Gläsern, die er lichtspendend auf dem Heimweg vor sich hielt. Außer ihm kannte jedoch keiner das Geheimnis der Extraktion des wundersamen Serums. 250 Glühwürmchen forderte der nichtsnutzige Sonderling von dem Mädchen; im Austausch gegen einen Tropfen Extrakt. Ein aussichtloses Unterfangen. Also entschloss sich Schwibi auf andere Weise Licht ins Dunkel im Leben des Tuni Tunixon zu bringen. Auf die Nachfrage, warum er die ganzen Glühwürmchen denn brauche, schilderte dieser ihr nämlich das Problem, woraufhin sie ihm wiederum zum Kauf einer Taschenlampe riet. Tuni hatte zuvor nie etwas von diesen eigenartigen Geräten gehört, da er aufgrund seiner tagesfüllenden Aufgaben des am See Seins und des Glühwürmchenfangens keine Zeit für Schulbildung oder jegliche andere Aktivitäten gehabt hatte; seit seinem Lebensbeginn. Von der Idee Schwibis sichtlich angetan und hellauf begeistert strahlte Tunixon wie eins seiner unzähligen gefangenen Tierchen. Ein ganzes Fläschchen des umworbenen Tropfens wanderte daraufhin in den Besitz der kleinen Wandersfrau.

Sorgenvolle Gedanken plagten Schwibi auf dem Heimweg, den sie in doppeltem Tempo beschritt. Sie wusste ja um die ernste Situation Kanis und so beschleunigte sie ihren Gang von Minute zu Minute. In den frühen Morgenstunden erreichte sie völlig entkräftet das traute Heim. In hastiger Eile vermischte sie alle Zutaten, zerstampfte sie und fügte – wie ihr aufgetragen – einen Schuss Milch hinzu. Die Rettung nahte. Nur noch wenige Minuten und sie würde ihren Kani wieder in die Arme schließen und wie immer viel zu fest drücken können. Rasch füllte sie das Gemisch in eine Pipette und hastete nach draußen. Auf den letzten Meter schwebte Schwibi geradezu dem schwindelgeplagten Häschen entgegen. Es war noch nicht zu spät. Kani lebte. Sofort führte sie die Pipette an sein Schnäuzchen und tröpfelte einige Tropfen des Heiltranks in seinen Rachen. Kani war auf der Stelle tot. Hinter dem Gartenzaun stand der Bucklige, der die Szenerie bestaunt hatte und winkte wie wild mit fröhlichster Miene.

 

Hallo Minon!

Willkommen bei den Wortkriegern.

Erstmal: Der Titel deiner Geschichte hat bei mir sofort hohe Erwartungen geweckt.

Nun hoffe ich, dass du nicht wirklich nur hier bist, um deinen "stuff zu droppen", sondern auch auf Kritiker eingehen und Kommentare zu Texten anderer schreiben wirst.
Übrigens, die folgende Kritik ist nur meine Meinung zu deinem Text (auf keinen Fall ein Angriff auf dich als Person) und "Geschmackssache".

Ja, definitiv Geschmackssache ist, finde ich, dein Schreibstil. Deine langen, verschachtelten Sätze und deine langen Wörter/Wortzusammensetzungen ("zweieinachtel-jährige Riesenrammler-Zwergkaninchen-Mischlings-Weibchen") machen das Lesen schwer. Ich bevorzuge einfach gebaute Sätze, weil man sich dann besser auf den Inhalt einer Geschichte einlassen kann. (Man muss seine Energie nicht daran verschwenden, die einzelnen Sätze aufzudröseln.)

Inhaltliche Fragen/Anmerkungen:

"Einige Passanten hatten"
=> Passanten? Steht das Kaninchen auf der Straße oder dem Bürgersteig?

"nicht auf die leichte Schulter nahm. Auch nicht auf die schwere oder ein sonst wie geartetes Gelenk am oberen Armende."
=> So was halte ich für zu gewollten Humor. Wenn man das liest, stutzt man erst und denkt: Hä? Dann denkt man nach, dröselt auf, was da steht, und dann kommt bei mir der Gedanke: Ah, das soll lustig sein. (Übrigens: Was für andere Gelenke gibt es denn am oberen Armende noch?)

"In ihren tiefbraunen Seelenfenstern"
=> Ist mir alles zu kompliziert. Augen gleich Seelenfenster. Aha.

Ich steige hier aus. Dein Text dreht sich selbstverliebt um Umschreibungen. Das trifft absolut nicht meinen Geschmack.

Grüße,
Chris

 

Ja, der Schreibstil ist Geschmacksache in der Länge der Sätze.
Ja, der Humor ist Geschmacksache und erfordert schnelles Schalten.
Hasen sitzen im Garten, wo ich herkomme - die Vorstellung des Lesers sollte das m.E. kombinieren.
Es gibt keine anderen Gelenke, deswegen nimmt sie "es" auch auf keins solcher.
Der Teil ist auch alles andere als zwanghaft witzig, denn ich schreibe sehr stark assoziativ und bretter die ersten Gedanken, die mir Millisekunden nach dem letzten Wort durch den Kopf schießen, einfach aufs Blatt.
Wo steigst du aus? Bei den Seelenfenstern? (ist übrigens gängig: Augen sind die Fenster zur Seele - nochmal: man muss schnell schalten. Ich nehme es in Kauf, dass das Leute abschreckt) Das wäre schade, dann so früh ein ganzes Urteil zu bilden, da die einzelnen Teile besser in der Gesamtkomposition wirken.

Ich schreibe primär für mich und hoffe nebenbei diejenigen zu begeistern, welche ähnliche Denkmuster und Stilvorlieben haben.
Der Maxime, leicht verdauliche Sätze zu kreieren, folge ich definitiv nicht.
Ich mag Stilbrüche, Übertreibungen, Sinnlosigkeiten.

Mich würde mehr Feedback zu den Teilen interessieren, die nicht meinem Stil geschuldet sind.

Danke trotzdem für die Mühe, es zu versuchen, dich mit einem dir unliebsamen Text auseinanderzusetzen! ;)

 

Nochmals hallo Minon!

"Wo steigst du aus? Bei den Seelenfenstern?"
=> Gelesen habe ich noch ein Stückchen weiter. Aber um das, was ich gelesen habe, zu kommentieren, müsste ich eine Menge Zeit/Arbeit reinstecken. Und mein Kommentar dazu würde dir kaum weiterhelfen, weil wir ja offensíchtlich ganz unterschiedliche Arten von Texten mögen.
Aber keine Sorge, ich bin hier ja nicht die einzige, die Kommentare schreibt. Da kommen sicher noch andere Rückmeldungen.

"Das wäre schade, dann so früh ein ganzes Urteil zu bilden"
=> Für mich muss ein Text von Anfang an stimmen. Es gibt Millionen Texte/Geschichten auf der Welt, und was man davon in seinen Lebenszeit lesen kann, ist wenig. Ich mache mir also schon immer am Anfang ein Bild, um meine Zeit nicht mit Texten zu verschwenden, die mir nicht gefallen, und gehe statt dessen weiter zu anderen Texten, die mir vielleicht besser gefallen.

"bretter die ersten Gedanken, die mir Millisekunden nach dem letzten Wort durch den Kopf schießen, einfach aufs Blatt."
=> Und dann ist dein Text fertig? Keine Überarbeitungen, kein Versuch zu verbessern?

Viel Spaß noch hier bei den Wortkriegern.

Grüße,
Chris

 

Erscheint mir legitim!

"=> Und dann ist dein Text fertig? Keine Überarbeitungen, kein Versuch zu verbessern?"

Ich geh schon nochmal über den Text, um Ungenauigkeiten, Fehler und völlig Unverständliches zu korrigieren/entfernen.
Aber das mit dem Gelenk am Armende fand ich zum einen sogar selbst amüsant, da die Geschichte vor dem Überarbeiten 3 Monate ruhte und ich den Part vergessen hatte. Zum anderen wäre es Verrat an meiner eigenen Methode, würde ein Stück meines Stiles entfernen und mir den Spaß verderben.
Ich habe nicht das Ziel, den Regeln der Schreibratgebern zu entsprechen (kurze Sätze, mehr Verben, weniger Attribute usw.). Ich komme aus dem kreativen Schreiben und das schöne an Kunst ist für mich, dass ich dabei machen kann, was ich will. Noch schöner, wenn's sogar wem gefällt.

 

Hallo Minon,
ein gelungener Text, finde ich. Deinen Stil mag ich wirklich gerne, aber das mag wohl auch daran liegen, dass ich mitunter ein Fan von Kabarett und Poetry Slam bin, und deine Geschichte geht für mich (im Vergleich zu anderen Kurzgeschichten) sehr in die Richtung. Als solches gelesen ist das wirklich gelungen.
Wenn du allerdings mit den hier geläufigen Kriterien einer Kurzgeschichte bemessen werden willst, hab ich nur zwei Kritikpunkte:

Mit deiner Prot (Schwibi Schwibodson, schöner Name) konnte ich wenig mitfühlen, weil sie mir einfach zu fern war. Dabei zerreißt es ihr doch grade beinahe das Herz ... (Aber das hinzukriegen und dabei noch diese Art von Humor weiterzuführen ist fast unmöglich).

In der Geschichte werden die Aufgaben für mein Leserempfinden zu schnell aufgelöst, ich hatte grad erst das Dilemma gesehen, dann ein Witz in einem (schön geschriebenen, keine Frage) Schachtelsatz verbaut und dann war es auch schon zu Ende.

Aber ansonsten: Du baust toll Spannung auf (die du mehr auskosten könntest), die Handlung ist in sich abgeschlossen und Rechtschreib- bzw. Zeichensetzungsfehler hab ich auch keine gefunden (hab aber auch nicht intensiv gesucht). Auch die Abtrennung der Blöcke ist übersichtlich und logisch gewählt.

Mehr habe ich da nicht zu sagen, war vermutlich auch nicht sehr hilfreich, aber positiv. Und das ist doch auch was schönes.
Hat mir Spaß gemacht, danke,
Konfusius

 

Hey Konfusius,

ich danke dir sehr für dein Feedback. Hatte mich schon gefragt, ob es vielleicht doch niemanden gibt, der den Stil mag :D Ich bin tatsächlich auch in Poetry Slams unterwegs, wo ich jedoch keine Kurzgeschichten verlese. Umso mehr bin ich überrascht, dass du das auch aus der Kurzgeschichte herausanalysiert hast.

Der Identifikationsfaktor mit der Hauptperson ist ein sehr interessanter Aspekt. Darüber hab ich noch nie nachgedacht, aber das werde ich zukünftig beachten. Danke!
Für diese Geschichte erübrigt sich der Aspekt gewissermaßen, weil ich meiner 15 Jährigen Schwägerin versprochen hatte, eine Geschichte über sie zu schreiben. Für den Adressat wirkt die GEschichte dann natürlich nochmal ganz anders.

Das erklärt auch den zweiten Teil deiner Anmerkung: Denn ich hatte nur einen Tag Zeit für die Story. Daher war ich darauf bedacht, Handlungen so komprimiert wie möglich darzustellen.

Mich würde noch interessieren, an welchen Stellen du die Spannung konkret mehr auskosten lassen würdest. Da hab ich als Autor nicht mehr den distanzierten Blick für.
(Ich kann dir zum Hintergrund sagen: Abruptheit habe ich ja durchaus als Stilmittel und Charakter der Story eingesetzt. Zudem befürchte ich oft, belanglos zu werden, wenn ich die Spannung noch länger zöge.)

Vielen Dank nochmal!
Minon

 
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Hi Minon,
bitte, bitte, gerne!

Ich bin tatsächlich auch in Poetry Slams unterwegs
hab ich's doch gerochen! :D Ist tatsächlich die Art, wie du die Sätze aufgebaut und die Humorelemente gesetzt hast. Halt eben das abrupte, verschachtelte.

Für diese Geschichte erübrigt sich der Aspekt gewissermaßen, weil ich meiner 15 Jährigen Schwägerin versprochen hatte, eine Geschichte über sie zu schreiben.
Das finde ich wirklich unheimlich süß, ich hoffe sie hat sich gefreut. Ich hätte es, also zumindest wenn ich ein 15 Jähriges Mädchen wär.
Unter dem Aspekt finde ich dann aber auch die schnelle Auflösung überaus gerechtfertigt.

Mich würde noch interessieren, an welchen Stellen du die Spannung konkret mehr auskosten lassen würdest.

Also zum Beispiel hier

Schwibi stand wie angewurzelt und zitternd vor dem furchteinflößenden Monstrum. Ein Hauch von Abschied lag in ihren Augen, als sie sich nochmals der runzligen Hausbewohnerin zuwandte. Sie hielt einen Moment inne… dann bot sie der Alten als Alternativdeal den angefangenen Schokoriegel an. Die Alte willigte ein.
Da hättest du gut und gerne noch etwas feilschen, bangen und rettenden Einfall in allerletzer Sekunde einbauen können. Nicht viel, zwei, drei Sätze vielleicht. Aber sie willigt einfach ein. (aber auch ein humoristisches Element, das abrupte, hier höre ich halt den wörtlichen Vortrag. Aber eine wirkungsvolle Pause vor dem abschließenden Gag ist schwer literarisch darniederzuschreiben ;) )

Da fällt mir erst heute morgen noch auf:

Sie hielt einen Moment inne…
Wird bei korrekter Zeichensetzung so geschrieben "Sie hielt einen Moment inne ..."
zwischen Wort und Punkte kommt ein Leerzeichen, meine ich. Hab ich aber selbst erst hier im Forum gelernt :lol:
Zudem befürchte ich oft, belanglos zu werden, wenn ich die Spannung noch länger zöge
Jup, da muss man tatsächlich aufpassen.

Jetzt könnte ich dir mehr Stellen raussuchen, aber es ist spät. Daher exemplarisch diese Stelle, da sich das Konzept wiederholt:
Das Stilmittel der kunstvollen Pause und der Abruptheit greift in geschriebenen Texten nur dann, wenn der Leser sie zu lesen weiß. Das ist, glaube ich, nicht jedermanns Sache. Ich will das auch gar nicht aufbauschen, weil das eigentlich kein großer Kritikpunkt ist und ich es persönlich witzig fand.
Im Ernst, schreib ruhig mehr solche Geschichten, ich finde den Humorbereich viel zu dünn besiedelt.
Liebe Grüße,
Konfusius

 
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Hallo Minon,
eigentlich hatte ich nur geplant, vorm Einschlafen noch kurz ein wenig zu lesen. Aber nun muss ich dir doch noch ein paar Zeilen schreiben. Mir hat deine KG nämlich auch sehr gefallen. Sie ist auffallend anders, im Vergleich zu dem, was ich hier bisher gelesen habe und hat mich wirklich gut unterhalten.

Ein paar kleine Kritikpunkte habe aber auch ich: Irgendwo bei Turm der Verdammnis und Glühwürmchen bin ich gedanklich ausgestiegen. Das mag an meiner Müdigkeit liegen. Eventuell lag es aber auch am schnellen Abhaken der einzelnen Stationen. Grundsätzlich finde ich den Ansatz gut, aber zwischendrin wird es dann doch etwas eintönig.

Wie du die einzelnen Aufgaben gelöst hast bzw. hast lösen lassen, war allerdings wirklich amüsant. Im Gegensatz zu Konfusius hat mich die Stelle mit dem Schokoriegel umgehauen. "Die Alte willigte ein." :confused::D Genau mein Humor!

Igor nieste kanonenartig. Es folgte ein zweiminütiger Moment der Stille und ein Kampf der Blicke, bei dem der eine Anklagen hervor schmetterte und der andere durch nicht deutbares Augenzucken antwortete.
Spätestens da hattest du mich...

Die Sache mit den Passanten hat allerdings auch mich irritiert. Du schreibst zwar, der Leser müsse kombinieren können, dass der Hase im Garten sitzt. Es soll aber auch Gärten mit Hecken und Zäunen geben (im weiteren Verlauf ist ja auch von einer Hecke die Rede). Somit finde ich es nicht unbedingt eindeutig, dass Passanten jeden Garten komplett einsehen können und für ein Pläuschchen in Krankheitsfragen bereitstehen.

Vielleicht solltest du übrigens darüber nachdenken, noch den Tag "Jugend" oder sogar "Kinder" hinzuzufügen. Deine Zielgruppe ist ja, wie du schreibst, etwas jünger. Auch wenn ich mich als Erwachsene dennoch gut unterhalten gefühlt habe.

Ach ja, das Ende hat mich im ersten Moment sprachlos gemacht. Aber mit etwas Distanz fand ich es mehr als passend. Man steuert direkt drauf zu und ist sich absolut sicher, was passiert - und dann wird alles trocken über den Haufen geworfen, so wie im Rest der Geschichte auch. Genau mein Ding in Humorfragen.

Soviel zu meinen Gedanken nach dem ersten Lesen. Ich würde mich über mehr Texte von dir freuen.

Gruß,
Rotmeise

 

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