Was ist neu

Schwarz

Mitglied
Beitritt
14.10.2009
Beiträge
7

Schwarz

Es ist schwarz. Alles ist schwarz und ich stehe mitten in diesem Nichts. Kein Licht, kein Leben. Nur ich. Und du. Ich sehe dein Gesicht vor mir. Sehe deine Augen, die so kalt wirken. Sehe wie du mir einen letzten Blick zuwirfst. Und – dich wegdrehst. …
Schweißgebadet wache ich auf. Tief atmend, den Traum noch vor Augen. Regen klatscht gegen das Fenster. Draußen ist rabenschwarze Nacht.
Ich stehe auf, ziehe mich an. Ein kurzer Blick in den Spiegel bestätigt das, was ich fühle. Ich sehe fertig aus. Mitgenommen. Niedergeschlagen.
Ich atme die Luft der kühlen schwarzen Nacht ein. Schwach leuchtet eine Laterne, ein leichter Nebeldunst umgibt den Lichtschein. Ich gehe dorthin, wo ich hingehen sollte.
Dieser Ort an den ich eigentlich gehöre, aber nicht bin. Dieser Ort, der mir alles bedeutet. Dieser Ort wo ein Mann in tiefem Schlaf liegt. Nichts ahnend. Friedlich. Dieser eine Mann, der meine ganze Welt ist. Und doch stehe ich zwar vor der Tür, wie so oft, und wage es nicht den nächsten Schritt zu tun. Wie so oft.
Ich frage mich, was du wohl gerade träumst. Ob du etwas träumst.
Was mache ich eigentlich hier? Wieso tragen mich meine Füße ständig hierher?
Wieso geht es nie weiter?
Dann klopfe ich.
Die Hand noch erhoben gewahrt sich mir das Ausmaß dieser Torheit. Ich renne.
So schnell mich meine Füße tragen. Keuchend komme ich zu Hause an. Verschwitzt und außer Atem. Ein Schluchzer bahnt sich einen Weg nach oben, doch ich presse fest die Lippen zusammen. Mit zitternden Fingern lege ich meine Kleidung ab und lege mich zurück unter meine noch fast warme Decke.
Ich bibbere, Tränen laufen mir über das Gesicht und schließlich kann ich mich nicht mehr halten. Ich weine in mein Kissen, ständig dein Gesicht vor Augen mit deinem kalten Blick. Ich falle in einen unruhigen Halbschlaf.
Und wieder werde ich geweckt.
Die Titelmusik von Sex and the city? Den Schlaf noch in den Augen taste ich nach meinem Handy. Eine unbekannte Nummer auf dem Display. Ein Blick auf die Uhr. 3:54 Uhr. „Hallo?“, hauche ich. Ein Schreck fährt mir durch die Glieder, als ich diese eine Stimme höre. Diese Stimme, die ich schon fürchtete nie wieder zu hören.
„Warum?“, sagt er.
„Warum klopfst du und rennst dann weg? Das ist nicht gerade konsequent.“
Mein Hals wurde trocken.
„Woher … woher wusstest du, dass ich es bin?“, bringe ich leise hervor.
„Ich kenne dich. Komm bitte vor die Tür.“
Wie so oft klingen seine Worte befehlend und dulden keine Widerrede.
Widerwillig steige ich wieder aus dem Bett und gehe nach unten. Ich lege meine Hand auf den Türknauf.
Das Handy noch ans Ohr gedrückt kreisen meine Gedanken fieberhaft. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich drehe den Schlüssel im Schloss herum und ziehe die Tür auf. Ein kalter schneidender Wind weht mir entgegen und ich trete von einem Fuß auf den anderen um meine Füße zu erwärmen. Da steht er. Der dunkle Engel meiner Träume steht leibhaftig vor mir. Mein persönlicher Mephisto mit Haaren so schwarz wie seine Seele und Augen, die mich zu röntgen scheinen. Er blickt mich nur unverwandt an. Stille. Nur das Rauschen der Bäume ist zu hören. Ich setze an um etwas zu sagen doch du legst nur den Finger an deine Lippen und gebietest mir so zu schweigen. Ich komme mir dämlich vor, hier so vor dir zu stehen, nichts sagend, frierend. Doch du siehst mich nur unverwandt an.
Sekunden verstreichen, in denen kein Wort gewechselt wird. Doch deine Augen scheinen mit mir zu sprechen. Ich fröstle, unabhängig von der Temperatur draußen.
Du streichst mir durch die Haare und schon wieder rollt eine Träne mein Gesicht hinab.
„Shh“, machst du und wischst sie beinahe liebevoll weg. Von meinen Lippen.
„N … Nein …“, will ich sagen, doch ich schaffe es nicht.
Dein Blick ist immer noch starr. Und kalt.
Du nimmst mein Gesicht grob in deine Hände. Kommst mir immer näher mit deinem Gesicht.
Ich will mich wehren, doch ich schaffe es nicht.
Wieder eine Träne.
Es ist schwarz. Alles ist schwarz und ich stehe mitten in diesem Nichts. Kein Licht, kein Leben. Nur ich. Und du. Ich sehe dein Gesicht vor mir. Sehe deine Augen, die so kalt wirken. Sehe wie du mir einen letzten Blick zuwirfst. Und – dich wegdrehst.

 

hallo juta,

und herzlich willkommen im Forum.

Ich sage es gleich vorweg, so richtig warm geworden, bin ich mit Deinem Erstling nicht.

Das liegt vor allem an der Sprache. Kurze Sätze und Wiederholungen sind Stilmittel, die sicher in der richtigen Dosierung auch als Mittel zur Unterstreichung von Bedeutungen genutzt werden sollen/können.
Dein Text ist eine reine Unterstreichung.

Auch inhaltlich hatte ich so meine Problemchen.

... Ich gehe dorthin, wo ich hingehen sollte.
Dieser Ort an den ich eigentlich gehöre, aber nicht bin. Dieser Ort, der mir alles bedeutet. Dieser Ort wo ein Mann in tiefem Schlaf liegt. Nichts ahnend. Friedlich. Dieser eine Mann, der meine ganze Welt ist.

Ja? Gehört sie an diesen Ort? Gehört sie zu diesem Mann?
Vielleicht will sie dahin gehören, aber im weiteren Verlauf stellt sich ganz klar heraus, dass sie besser von ihm fern bleiben sollte.

Und doch stehe ich zwar vor der Tür, wie so oft, und wage es nicht den nächsten Schritt zu tun. Wie so oft.

Das ist ein schönes Beispiel für das "zu viel". Dein Leser ist ja nicht dumm, begreift es durchaus schon beim ersten Mal.
"Zwar" ist so ein Füllwort, was den Satz füllt, und in diesem Fall mal - ganz bedeutungslos ;).

Lass die Sätze mal ohne den "Schörkel" auf Dich wirken:
Ich stehe vor seiner Tür und wage es nicht, den nächsten Schritt zu tun. Wie so oft.

Aus meiner Sicht gäbe es an diesem Text noch viel zu feilen und zu polieren.
Dann käme hinten auch eine kurze, knackige Geschichte bei raus.

Lass Dich von meinen Worten nicht entmutigen ;).
An die Tasten und hier viel Lesen, selber kommentieren (dabei lernt man unglaublich viel) und weiterschreiben!

Beste Grüße Fliege

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom