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Schwarz wie die Nacht

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08.04.2016
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Schwarz wie die Nacht

Sie kam immer auf dem Bahnsteig II an und fuhr auf dem Bahnsteig I weg. Sie verhielt sich stets unauffällig, wenn ich sie nicht hätte beschatten müssen, wäre sie mir kaum aufgefallen. Sie ist eine wunderschöne Frau, doch sie hat etwas Unscheinbares an sich, mir ihrem langen, schwarzen Haar, so schwarz wie die Nacht. Und jetzt ist sie meine Freundin. Wie kam ich nur in diese Situation? Ich hätte liebend gern eine Frau wie sie zur Freundin, aber nicht unter diesen Umständen.

Ich bin als verdeckter Ermittler tätig und muss Luna Leonas Bande vor einem grossen Raub beschatten, um Beweise zu sammeln. Aus diesem Grund habe ich mich mit ihr angefreundet und bin dann mit der Zeit zu ihrem Freund geworden. Ich fand es anfangs sehr spannend, doch nun beginne ich echte Gefühle für Luna zu entwickeln. Ich mag sie von Tag zu Tag mehr und sie hat es nicht verdient, eingesperrt zu werden.

Wir vertrauen uns immer wie besser und eines Tages erzählt sie mir, dass sie mit ihrer Bande einen grossen Coup plant. Ich habe ihr erzählt, ich sei ein Kleinkrimineller und deshalb will sie mich nun auch in die Pläne einbinden. Von dieser Geste bin ich sehr berührt, ihr Vertrauen zu mir ist gewaltig. Ich fühle mich schlecht wenn ich sie weiterhin anlüge. Beim Gedanken, sie eines Tages festzunehmen, zieht sich mir der Magen zusammen und ich kriege kaum mehr Luft. Bei der Polizei kann ich niemandem davon erzählen und auch nicht der Frau, die ich liebe. Ich war noch nie so hin und her gerissen. Ich nehme mir einige Tage frei und verbringe sie mit Luna, was irgendwie ironisch ist, denn das wäre auch mein Job.

In mir wächst der Entschluss, ihr die Wahrheit zu sagen. Aber wie wird sie es auffassen? Ich sehe die beiden Möglichkeiten, entweder erschiesst sie mich auf der Stelle, oder sie akzeptiert mich so wie ich bin und wir brennen nach dem grossen Raub zusammen durch. Ich verbringe einen ganzen Tag alleine im Bett und zerbreche mir den Kopf darüber. Immer wieder frage ich mich, ob das Ganze noch gut kommen kann. Da ich der Meinung bin, Liebe kennt keine Grenzen, will ich ihr bei einer guten Gelegenheit die ganze Wahrheit beichten. Ich suche mir einen wolkenlosen Herbsttag aus, an dem wir ein Picknick im Wald machen. Mein Herz pocht, ich habe Angst vor ihrer Antwort, aber tief in mir, unter all meinen Erinnerungen liegt die Hoffnung begraben, und sie schimmert hell hindurch.

Ihre Augen werden wässrig und sie beginnt zu weinen. Sie rennt davon und ich ihr hinterher. Plötzlich hält sie an, kehrt um und rennt mir entgegen. Sie brüllt mich an und schlägt mich. Währenddessen weint sie immer noch. Die Hoffnung in mir verliert länger je mehr ihren Schimmer, bis ich sie nicht mehr sehen kann. Alles Reden bringt nichts mehr, wir trennen uns. Sie hat mich weder umgebracht, noch reiten wir gemeinsam in den Sonnenuntergang. Doch sie will mich nie wieder sehen. Mir erscheint das schlimmer als der Tod, denn ein Leben ohne sie ist unvorstellbar. Der Gedanke daran lässt mich schwindlig werden. Ich setze mich auf den Boden um mich zu beruhigen.

In mir breitet sich langsam die Angst aus. Was ist, wenn sie Angst kriegt, weil sie nicht ins Gefängnis will und mir etwas antut? Ich habe ständig das Gefühl, verfolgt zu werden. Immer wenn mich jemand anschaut, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Haben sich etwa alle Menschen gegen mich verschworen? Es ist unerträglich und darum verlasse ich mein Haus so selten es geht. Ich werde wütend auf Luna. Wieso will sie mir etwas antun, obwohl sie mich doch liebt. Wie bringt sie das nur übers Herz? Ich habe nur noch eine Chance zu überleben, ich muss in die Offensive gehen. Ich muss sie so schnell wie möglich hinter Gitter bringen. Dann habe ich sowohl meinen Job als auch mein Leben gerettet. Den vierten Anruf nahm sie endlich entgegen. Sie fand meine Idee gut, uns zu treffen um nochmals miteinander zu reden. Wir treffen uns noch heute Abend.

Ich habe meine Handschellen und auch einen Revolver dabei, beides nicht sichtbar auf den ersten Blick. Sie wartet am vereinbarten Treffpunkt und sieht mich nicht kommen. Ich habe es eigentlich anders geplant, aber diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen. Ich überrasche sie von hinten und habe sie im Nu unter Kontrolle. Die Handschellen sind angelegt, bevor sie überhaupt versteht, was hier vor sich geht. Ich bin überglücklich, alles wird gut. Luna hinter Gitter, ich kriege eine Beförderung und das Leben geht weiter. Ich sehe im Augenwinkel nur einen Schatten und bevor ich mich umdrehen kann, sind bereits zwei starke Männer dabei, mich zu überrumpeln. Ich kann mich nicht wehren, ich war noch mit Luna beschäftigt und in Gedanken bei einer sorglosen Zukunft. Sie drücken mich fest gegen den Boden, es bohren sich kleine Steine in mein Gesicht und ich glaube, dass ich blute. Mein Gesicht brennt vor Schmerz. Es kommt ein kleiner Lieferwagen mit getönten Scheiben angefahren und kurz darauf liege ich darin am Boden. Die bulligen Männer steigen bei mir hinten ein und nachdem sich Luna befreit hat steigt sie nach vorne zum Fahrer. Mir dämmert, was mir bevorsteht.

Ich bin noch nicht bereit, zu sterben, doch ich nehme an, ich habe es verdient, habe ich doch die Frau, die ich liebe, verraten. Es wäre zu schön gewesen, wenn alles aufgegangen wäre. Während der Fahrt male ich mir aus, wie sie mich umbringen werden. Es gibt so viele Möglichkeiten. Erschiessen sie mich einfach nur? Ich denke nicht, das hätten sie ja sofort tun können. Möglicherweise wollen sie mich noch in ein Fass stopfen und dann in einem See versenken. Oder sie wollen mich lebendig im Wald begraben. Ich werde unruhig und ich spüre wie die Adern in meinem brennenden Gesicht pochen. Das Adrenalin überdeckt den Schmerz, doch mir ist bewusst, sobald es nachlässt wird der Schmerz unerträglich. Blut tropft auf den dreckigen Boden des Lieferwagens. Zum Glück muss ich den danach nicht putzen. Zugegeben, ein schwacher Trost.

Wir sind von der Hauptstrasse abgebogen, nehme ich an. Wir fahren viele Kurven und sind auf einer sehr holprigen Unterlage. Sie bringen mich wohl an einen ganz abgelegenen Ort. Mein Hemd ist durchnässt von Schweiss und Blut. Der Schmerz zeigt sich nun in seiner vollen Stärke und ich gehe davon aus, dass mein linkes Handgelenk gebrochen ist. So wie ich da am Boden liege, ist es kaum mehr auszuhalten, der schnelle Tod scheint mittlerweile eine Überlegung wert zu sein. Wir verlangsamen die Fahrt und halten an. Die Männer lachen und Luna sagt kein Wort. Sie ziehen mich zu zweit raus und dabei schleift mein Gesicht über den Boden des Lieferwagens. Der Schmutz gräbt sich in meine Wunden und ein Teil landet in meinem Mund. Ich habe schon Besseres gegessen. Sie bringen mich in eine alte Lagerhalle, sieht ziemlich verlassen aus. Schreien erscheint mir hoffnungslos, trotzdem wage ich einen Versuch. Sofort kriege ich einen Schlag in die Magengrube. Ich dachte, die Schmerzobergrenze sei erreicht, doch damit verschiebt sie sich nochmals nach oben. Das Unmögliche wird wahr, ich schwitze noch mehr als zuvor und mir wird langsam übel. Ich kotze dem Mann zu meiner Linken über die Hosen. Der andere lacht lauf auf, doch vom Angekotzten fange ich mir weitere Schläge ein, was die Situation auch nicht entschärft.

Nachdem sich mein Magen entleert hat, packen sie mich wieder an den Schultern und tragen mich in das Lagerhaus. Drinnen werde ich an einen Stuhl gebunden. Ich kann mich kaum bewegen und stinke nach Schweiss und Erbrochenem. Zweifelsfrei hatte ich schon bessere Momente im Leben. Ich kann meine Gedanken kaum mehr fassen, in meinem Kopf herrscht Chaos. Mein Tod steht fest, das spüre ich. Doch in meinen Gedanken zieht nicht wie im Film mein Leben an mir vorbei. Ich sehe nur Luna, die Frau die ich liebe. Sie hat eine Zange in der Hand. Es dauert einige Sekunden, bis ich es verstehe. Ich will es gar nicht verstehen. Ich werde einen langsamen und qualvollen Tod sterben, Luna wird mich zu Tode foltern. Sie kommt näher und ich winsle um Verzeihung. Ich bitte sie, mich gehen zu lassen. Ich hätte genug gelitten, doch nicht mal ich selbst kaufe mir das ab. Meine Schmerzen erscheinen mir angesichts der bevorstehenden Folter harmlos. Ich fange an zu weinen. Mit schlotternden Lippen bringe ich ein "Ich liebe dich" heraus. Die Worte scheinen sie zu berühren. Sie liebe mich doch auch, sagt sie. Aber ich hätte sie betrogen, und das war falsch. Sie verschwindet für 5 Minuten.

Ich schliesse meine Augen und bemerkte deshalb Lunas Anwesenheit nicht. Sie tritt mit der Zange in der Hand zu mir heran und meine Muskeln spannend sich an. Ich zittere am ganzen Körper. Eine Mischung aus Tränen, Schweiss und Blut läuft in meinem Mund zusammen und es schmeckt besser als erwartet. Jedenfalls besser als der Geschmack von Erbrochenem. Sie tritt hinter mich und ich weine noch stärker als zuvor. Dann erst begreife ich, was gerade eben passiert ist. Sie hat meine Fesseln abgemacht. Sie sagt, ich soll gehen, ich soll davonlaufen, ohne mich umzudrehen. Ich überlegen nicht lange. In mir wächst Hoffnung und ich weiss nicht, wann ich zuletzt so glücklich war, einfach nur zu leben. Energie durchströmt mich, ich stehe auf und laufe davon, wie sie es gesagt hat. Nach 10 Schritten höre ich einen Schuss und bevor ich reagieren kann, spüre ich wie die Kugel in meine rechte Wade eindringt. Ich sinke zu Boden und die neugewonnen Kräfte verlassen mich schlagartig. Ich blute stark und mein ganzes Bein pocht. Luna tritt wieder näher an mich heran und schaut auf mich herab. Ich muss erbärmlich aussehen. Sie hält mir die Pistole an den Kopf und sagt: "Fick dich, du scheiss Bulle!"

 

Hallo zusammen

Ich schrieb vor ungefähr einem Jahr eine Kurzgeschichte und erhielt hier sehr negative Rückmeldungen. Seither habe ich eine längere Pause gemacht und viel gelesen. Vor ungefähr 2 Monaten fühlte ich mich dann endlich wieder bereit, etwas zu schreiben. Ich habe diese Kurzgeschichte anlässlich eines Schreibwettbewerbs verfasst. Bei diesem Wettbewerb war nur der erste Satz vorgegeben, weshalb er vielleicht einigen bekannt vorkommt. Mein Text wurde leider nicht ausgewählt. Ich wäre froh um einige Rückmeldungen, damit ich mich weiter verbessern kann.

Liebe Grüsse
Kjetil

 

Hallo Kjetil!


Sie kam immer auf dem Bahnsteig II an und fuhr auf dem Bahnsteig I weg. Sie verhielt sich stets unauffällig, wenn ich sie nicht hätte beschatten müssen, wäre sie mir kaum aufgefallen. Sie ist eine wunderschöne Frau, doch sie hat etwas Unscheinbares an sich, mir ihrem langen, schwarzen Haar, so schwarz wie die Nacht. Und jetzt ist sie meine Freundin. Wie kam ich nur in diese Situation? Ich hätte liebend gern eine Frau wie sie zur Freundin, aber nicht unter diesen Umständen.
Krimi/Spannung und dann so ein Einstieg, das passt nicht. Immer, stets, das sind Wörter, die keine Spannung aufkommen lassen.

Die Erscheinung der Frau wird hier sehr konfus beschrieben. Sie ist wunderschön und hat nachtschwarze Haare. Was ist an dieser Erscheinung unscheinbar?

Sie ist nun die Freundin des Erzählers. Dann ist doch alles in Butter! Wen juckt es da noch, unter welchen Umständen er sie kennengelernt hat?

Also, der erste Absatz ist schon arg daneben gegangen. Da liest kein Juror auch nur eine weitere Zeile.

Für mich sieht es aus, als hätte der Erzähler sich keine Gedanken über den Spannungsaufbau gemacht, sondern einfach drauflos geschrieben.

Im weiteren Verlauf habe ich nicht den Eindruck, dass hier ein Kriminalpolizist erzählt. Der Wechsel von Beschattung zur aktiven verdeckten Ermittlung ist völlig an der Realität vorbei. Ebenso die Verhaftung.
Man merkt, der Erzähler tut nur so, als sei er ein Polizist, denn er hat nicht die geringste Ahnung von Polizeiarbeit.

Ich vermute, es war eine Grenze von 10 000 Zeichen gesetzt worden. Für so einen kurzen Text ist solch ein Stoff, wie er hier verarbeitet wurde, ungeeignet. So eine Story braucht mehr Raum.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Kjetil,

ob bei Dir eine Entwicklung stattgefunden hat, kann ich nicht beurteilen, ich kenne Deine erste Geschichte nicht. In dieser hier ist leider einiges, worüber ich stolpere. Fängt beim schlampigen Korrekturlesen an und geht mit Unstimmigkeiten weiter.

Sie ist eine wunderschöne Frau, doch sie hat etwas Unscheinbares an sich, mir ihrem langen, schwarzen Haar, so schwarz wie die Nacht.
Auch ich stutze hier. Wie kann denn eine wunderschöne Frau unscheinbar sein? Was hat das mit ihren Haaren zu tun?
Hier scheint mir auch der einzige Bezug zum Titel zu liegen. Mir persönlich zu wenig.

Und jetzt ist sie meine Freundin. Wie kam ich nur in diese Situation? Ich hätte liebend gern eine Frau wie sie zur Freundin, aber nicht unter diesen Umständen.

Ich bin als verdeckter Ermittler tätig und muss Luna Leonas Bande vor einem grossen Raub beschatten, um Beweise zu sammeln. Aus diesem Grund habe ich mich mit ihr angefreundet und bin dann mit der Zeit zu ihrem Freund geworden.

Für meinen Geschmack wiederholt sich der Begriff hier zu oft.

Ich fand es anfangs sehr spannend, doch nun beginne ich echte Gefühle für Luna zu entwickeln.
Und deshalb ist es jetzt nicht mehr spannend? Sollte das die Spannung nicht eher noch steigern?

Ich mag sie von Tag zu Tag mehr und sie hat es nicht verdient, eingesperrt zu werden.
Hat sie nicht? Sie plant einen "grossen Raub". Sie scheint Kopf einer Bande und bereits polizeibekannt zu sein. >Wirkt total unglaubwürdig. "Ich will nicht derjenige sein, der sie ans Messer liefert." hätte ich ihm noch abgenommen.

Wir vertrauen uns immer wie besser
Eine merkwürdige Formulierung. Du meinst vermutlich "immer mehr".

und eines Tages erzählt sie mir, dass sie mit ihrer Bande einen grossen Coup plant. Ich habe ihr erzählt, ich sei ...
Störende Wiederholung

Ich sehe die beiden Möglichkeiten, entweder erschiesst sie mich auf der Stelle, oder sie akzeptiert mich so wie ich bin und wir brennen nach dem grossen Raub zusammen durch.
Ebenfalls unglaubwürdig. Es gibt in dieser Situation Hunderte von Möglichkeiten, wie das ausgehen kann.

Immer wieder frage ich mich, ob das Ganze noch gut kommen kann.
Noch so eine merkwürdige Formulierung. Mir zumindest ist die in der Form nicht bekannt. "ob das Ganze noch gut werden kann" klingt mir vertrauter.

Mein Herz pocht, ich habe Angst vor ihrer Antwort, aber tief in mir, unter all meinen Erinnerungen liegt die Hoffnung begraben[,] und sie schimmert hell hindurch.
Kein Komma vor und

Die Hoffnung in mir verliert länger je mehr ihren Schimmer, bis ich sie nicht mehr sehen kann.
Eine weitere seltsame Formulierung.
In mir breitet sich langsam die Angst aus. Was ist, wenn sie Angst kriegt, weil sie nicht ins Gefängnis will und mir etwas antut?
Unnötige Wiederholung.

Ich werde wütend auf Luna. Wieso will sie mir etwas antun, obwohl sie mich doch liebt.[?] Wie bringt sie das nur übers Herz? Ich habe nur noch eine Chance zu überleben, ich muss in die Offensive gehen. Ich muss sie so schnell wie möglich hinter Gitter bringen. Dann habe ich sowohl meinen Job als auch mein Leben gerettet. Den vierten Anruf nahm sie endlich entgegen. Sie fand meine Idee gut, uns zu treffen um nochmals miteinander zu reden. Wir treffen uns noch heute Abend.
Wiederum total unglaubwürdig. Im Absatz davor erzählt er noch, dass Luna ihn einfach nur nicht wiedersehen möchte. Woher also diese plötzliche Panik, dieses Umschwenken?
Wieso findet sie die Idee gut?

Ich habe meine Handschellen und auch einen Revolver dabei, beides nicht sichtbar auf den ersten Blick.
:dozey:Das versteht sich doch wohl von selbst ...

Ich habe es eigentlich anders geplant, aber diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen.
Das wäre nur dann interessant, wenn man wüsste, wie er es eigentlich geplant hat.

Ich bin überglücklich, alles wird gut. Luna hinter Gitter, ich kriege eine Beförderung und das Leben geht weiter.
Echt jetzt? Musst du deinem Prot wirklich jedes Bisschen an Glaubwürdigkeit nehmen?

Das Adrenalin überdeckt den Schmerz, doch mir ist bewusst, sobald es nachlässt wird der Schmerz unerträglich. Blut tropft auf den dreckigen Boden des Lieferwagens. Zum Glück muss ich den danach nicht putzen. Zugegeben, ein schwacher Trost.
Was tut ihm denn so weh? Im vorigen Absatz erzählt er nur, dass die beiden Kerle ihn auf den Boden geschmissen haben. Davon bekommt man normalerweise keine wirklich schweren Verletzungen. Und wie kann Blut tropfen, wenn er auf dem Boden des Wagens liegt? Tropfen heißt von irgendwo oben nach unten fallen. Das Blut kann also nur "laufen".
Und wieso liegt er während der ganzen Fahrt so passiv da? Er ist nicht gefesselt, die Burschen halten ihn nicht fest. Aber trotzdem sagt er nichts und rührt sich nicht? Nicht sehr glaubwürdig.
Der Schmerz zeigt sich nun in seiner vollen Stärke und ich gehe davon aus, dass mein linkes Handgelenk gebrochen ist.
Ok, das kann natürlich weh tun. Aber nur, wenn man das Gelenk bewegt. Und auch nicht "unerträglich". Der Typ ist ein Weichei :D

Das Unmögliche wird wahr, ich schwitze noch mehr als zuvor und mir wird langsam übel.
Klingt überzogen.

Der andere lacht lauf auf,
laut

Ich sinke zu Boden und die neugewonnen Kräfte verlassen mich schlagartig.
neugewonnenen

Sie hält mir die Pistole an den Kopf und sagt: "Fick dich, du scheiss Bulle!"
In einem Film mag der Schluss funktionieren, wenn in diesem Moment ausgeblendet wird. Da wir hier alle Geschehnisse nur durch den Ich-Erzähler erfahren, geht dieser Schuss nicht los und der Schluss geht sich nicht aus.

Dein Text leidet durch die Ich-Perspektive und dadurch, dass wir alles nur durch diesen Erzähl-Monolog erfahren. Es kommt keine Spannung auf, die Action geht unter. Es fehlt zu viel an Details, man kann die Handlungen der Prots nicht nachvollziehen. Du wirst vermutlich damit argumentieren, dass du nur eine begrenzte Wortzahl zur Verfügung hattest. Aber darin liegt für mich einer der Fehler. Wenn man einen Rahmen als vorgegeben akzeptiert, darf man die Geschichte nicht auf Teufel komm raus in ihn reinpressen. Sie muss hineinpassen wie reingegossen.
Sorry, für mich war das nichts. Trotzdem glaube ich, dass du aus der Idee etwas machen könntest. Versuche es mit Action und Dialogen und achte darauf, dass deine Prots glaubwürdig bleiben in ihren Handlungen, dann könnte es etwas werden.
Gruß vom Blaustrumpf

 
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Für mich sieht es aus, als hätte der Erzähler sich keine Gedanken über den Spannungsaufbau gemacht, sondern einfach drauflos geschrieben.

Ich hab zwar nicht einfach drauflos geschrieben, aber über den Spannungsaufbau habe ich mir tatsächlich nicht viele Gedanken gemacht. Werde ich bei meiner nächsten Geschichte beachten.

Das mit den 10'000 Zeichen stimmt auch, mir wurde während dem Schreiben selbst bewusst, dass die Geschichte wohl fast zu lang wird, musste dann auch noch einige Stellen rausnehmen.

Danke für deine Rückmeldung.


Lieber Kjetil,
Ich weiß nicht, wie du dich in einem Jahr entwickelt hast. Deine erste Geschichte kenne ich nicht. Aber mir kommt es so vor, als hätte es da keine Entwicklung gegeben. Du schreibst zu distanziert. Schon am Anfang kommt es mir so, als wolltest du zu viel erzählen, zu viele Details, die du aus der Distanz erzählst und die Handlung irgendwie strickt von den Gefühlen trennst. Bis zu dem Moment, wo er ihr die Handschellen anlegt, bis zu dem Moment schwelgt deine Figur in Erinnerungen und diese Erinnerungen sorgen eben dafür, dass sich die Distanz zum Erzähler nicht löst. Erst danach geht es irgendwie los, aber auch da sorgst du für Distanz, weil ich nicht warm mit deiner Figur werde und nicht verstehen kann, wieso er dies oder jenes tut. Die Distanz geht einfach nicht weg. Plötzlich wird er befreit, plötzlich erschießt ihn seine Freundin, und nichts davon berührt mich. Er tut mir nicht leid, sie ist mir egal und ja, so endet die Geschichte. Die Spannung baust du ein wenig auf, aber du gibst ihr nicht den Raum, den diese brauchst, was schließlich zu einem unspektakulären Ende führt. Sorry, für mich funktioniert das nicht.

Du bist auch länger hier und es hilft wirklich, wenn du beginnst, andere Geschichte zu kritisieren, denn dadurch deckst du nicht nur die Fehler der anderen auf, sondern auch deine eigenen.

LG
Maria


Danke erstmal für die vielen kleinen Korrekturen.

Mit dieser Distanz hab ich ein wenig Mühe, bringe die nicht so gut weg. Kannst du mir da einen Tipp geben? Sollte ich mehr mit Gefühlen die Szenen beschrieben?

Ich glaube schon, dass ich mich in diesem Jahr entwickelt habe. Hoffe es zumindest, sonst könnte ich ja mit dem Schreiben aufhören und das will ich natürlich nicht.

Ich werde versuchen, den letzten Tipp mit dem Kritisieren von anderen Geschichten zu befolgen.

Vielen Dank für deine Hilfe, hoffentlich kann ich mich so weiter verbessern.


Dein Text leidet durch die Ich-Perspektive und dadurch, dass wir alles nur durch diesen Erzähl-Monolog erfahren. Es kommt keine Spannung auf, die Action geht unter. Es fehlt zu viel an Details, man kann die Handlungen der Prots nicht nachvollziehen. Du wirst vermutlich damit argumentieren, dass du nur eine begrenzte Wortzahl zur Verfügung hattest. Aber darin liegt für mich einer der Fehler. Wenn man einen Rahmen als vorgegeben akzeptiert, darf man die Geschichte nicht auf Teufel komm raus in ihn reinpressen. Sie muss hineinpassen wie reingegossen.
Sorry, für mich war das nichts. Trotzdem glaube ich, dass du aus der Idee etwas machen könntest. Versuche es mit Action und Dialogen und achte darauf, dass deine Prots glaubwürdig bleiben in ihren Handlungen, dann könnte es etwas werden.
Gruß vom Blaustrumpf

Würdest du eher einen auktorialen Erzähltyp verwenden?
Ja, diese Geschichte hat leider zu viel Stoff für dem Rahmen, den ich hatte. Das bemerkte ich leider erst, als es gegen das Ende ging und da wollte ich sie unbedingt fertig schreiben.

Danke für deine Rückmeldung, möglicherweise werde ich die Idee später mal neu verfassen. Vielen Dank für die Anregungen.

 

Hallo Kjetil,

Würdest du eher einen auktorialen Erzähltyp verwenden?
Nein, ich glaube nicht, dass diese Geschichte in Erzählform überhaupt funktionieren könnte. Ein geübter Schreiber könnte vermutlich über einen Erzähler Spannung aufbauen. Aber als Anfänger tut man sich damit schwer, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Besser wäre, wenn deine handelnden Personen tatsächlich handeln und nicht nur davon erzählen würden.
Gruß, Blaustrumpf

 

Hallo Kjetil,
Deine Geschichte wirkt sehr unentschlossen auf mich. So als wolltest Du von allem etwas reinpacken und hättest darüber den Faden verloren. Ein bisschen Krimi, ein bisschen Soap, ein bisschen Humor, ein bisschen Drama. Kann man machen. David Lynch z.B. hat all diese Genren in seiner Kultserie "Twin Peaks" wunderbar miteinander verwoben, so dass der Zuschauer in eine surreale Welt mit schrägen Charakteren gezogen wurde, die trotzdem nachvollziehbar war. Und daran fehlt es hier. Der Plot ist zu klischeehaft, die Protagonisten haben nichts Eigenes, was sie interessant macht. Über die Formulierung "wunderschön aber unscheinbar" sind ja schon einige vor mir gestolpert. Da müsstest Du persönlicher werden. Und lange schwarze Haare als ein unscheinbares Merkmal zu bezeichnen, kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Natürlich kann es spannend sein, dass sich der Ermittler in sein "Opfer" verliebt, aber das hättest Du aufbauen müssen, damit ich als Leser überhaupt erstmal einen Bezug zu den Charakteren herstellen kann. So oberflächlich angerissen wirkt es kitschig auf mich, sorry. Wie ein unausgegorener Krimi, der zwischendurch in Richtung Heimatfilm abdriftet. Erst rennt sie heulend davon, dann erschießt sie ihn. Hm. Kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Auch, dass sie als hartgesottene Kriminelle ihm von ihrem Vorhaben erzählt, wirkt unglaubwürdig auf mich. Wenn ich es richtig verstanden habe, kennen die beiden sich ja erst seit Kurzem. Dass er alleine zu dem Treffen geht und dann überrumpelt wird - naja. Kann man immer wieder im "Tatort" sehen, aber auch da wirkt es nicht besonders glaubwürdig. Und natürlich seine Gedanken dazu, das ist hier ja schon mehrmals erwähnt worden. Erst lässt er seinen Job schleifen weil er mit seinen Gefühlen nicht klar kommt, dann freut er sich auf seine Beförderung. Mir fehlt der Weg da hin.
Dann die Entführung. Ich weiß nicht, wie man in so einer Situation reagiert, vielleicht steht er unter Schock und bleibt deshalb zunächst relativ cool. Formulierungen wie: " ...Ich werde unruhig ..." ..."Ich gehe davon aus..." oder "...eine Überlegung wert...". würden in einem durchgängig humoristischen Text vielleicht wirken, hier schaffen sie aber nur Distanz zum Geschehen, weil der Rest nicht lustig ist.
Insgesamt wirken die Charaktere sehr unreif, vor allem Dein Protagonist. Auch ich hatte den Eindruck, dass er nur Polizist spielt, ich nehme ihm den Konflikt nicht ab, in dem er sich befindet. Um das Ganze spannender zu gestalten, hättest Du allen Prots etwas Eigenes geben und mehr szenisch erzählen können. Ich erfahre z.B. auch nichts über die Kollegen der wunderschön unscheinbaren Frau.
Alles in allem wirkt es auf mich wie ein Zeitungsartikel. Es passiert unglaublich viel, aber die Charaktere bleiben anonym. Keine Dialoge, die Sinne werden nicht angesprochen, weil ich nicht erfahre, was Dein Prot hört, fühlt und sieht.
Du sagst, Du hattest nur eine begrenzte Wortanzahl zur Verfügung. Vielleicht solltest Du versuchen, nicht alles reinzupacken, was Du sagen möchtest, denn dafür ist der Rahmen zu klein und das Ergebnis zu oberflächlich. Ein, zwei Szenen, in denen Du tiefer in die Charaktere eintauchst und sie sprechen lässt, würden dem Effekt, den Du erzielen willst, vielleicht näher kommen.
Tut mir leid, dass ich gar nichts Positives zu Deinem Text geschrieben hab, aber so, wie Du ihn hier eingestellt hast, wirkt er unfertig auf mich.
Gruß, Chai

 

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