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Schritt
Schritt.
Feiner Regen benetzte ihr Haar mit kühler Feuchtigkeit. Einzelne Tropfen glitten von ihnen herab und liefen ihr Gesicht herunter. Wie Tränen.
Schritt.
Sie ging Richtung Klippe und sah auf das Meer hinaus. Seltsam rötlich durch den Sonnenun-tergang. Seltsam. Magisch.
Schritt.
Auf der Suche nach ihrem Glück war sie um die ganze Welt gereist. Hatte Dinge gesehen, die noch kein anderer Mensch vor ihr gesehen hatte. Hatte Dinge probiert, die noch kein Mensch vor ihr probiert hatte. Und nun stand sie hier, an der Klippe über dem Meer. Hatte sie ihr Glück gefunden? Hatte sie dieses Gefühl entdeckt, welches den Körper durchströmt wie eine Droge, nur nicht künstlich. Sondern seelisch. Pures Glück. Lebenselixier. Heilmittel.
Schritt.
War es Glück, die Welt zu bereisen und zu sehen? Zu Erkunden? Fremde Kulturen kennen zu lernen? Sich weiterzubilden? Dadurch hatte sie nicht dieses Gefühl bekommen. Durch Wissen allein, war es nicht zu erlangen, denn Wissen allein ist kalt.
Schritt.
War es Glück, Dinge zu besitzen? Dinge besitzen zu können? Damit Spaß zu haben und sich wohl zu fühlen? Bereichert durch Geld oder andere Mittel? Dadurch hatte sie dieses Gefühl nicht bekommen. Durch Geld allein, war es nicht zu erlangen, denn Geld allein ist schwach.
Schritt.
War es Glück, anderen Menschen etwas gutes zu tun? Ihnen zu helfen in der Not? Bei Ka-tastrophen oder Krankheiten Beistand leisten? Um Lob zu erlangen? Um sich besser zu vie-len? Dadurch hatte sie dieses Gefühl nicht bekommen. Durch Hilfe allein, war es nicht zu erlangen, denn Hilfe allein ist Genugtuung.
Schritt.
Der Regen wurde weicher. Nieselregen. Sanft glitt er an ihrer Haut hinab.
Schritt.
Die Sonne näherte sich dem Horizont. Bereit sich mit dem Meer zu verschmelzen und darin unterzugehen.
Schritt.
War es Glück, das sie einen Menschen gefunden hatte, der sie liebte? Dadurch hatte sie nicht dieses Gefühl bekommen. Durch Liebe allein, war es nicht zu erlangen, denn Liebe allein ist zu oberflächlich.
Schritt.
Doch. Wenn sie überlegte. Die Liebe war nah dran, etwas in ihr auszulösen. Aber Liebe oh-ne jedes weitere Gefühl ist nackt und hilflos. Oberflächlich.
Schritt.
Sie stand nun am Rand der Klippe und beobachtete das natürliche Schauspiel. Die Sonne versank im Meer und die letzten kräftigen Strahlen berührten sanft ihr Gesicht. Sie lächelte.
Glück war es, lieben zu können. Nicht nur die Liebe zu seinem Partner, sondern die Liebe zu allem auf der Welt. Die Liebe zu seinen Freunden. Doch auch diese Liebe ist kein Glück, wenn da nicht noch das Vertrauen wäre.
Glück ist, wenn man sich jeden Moment fallen lassen kann und nicht aufgefangen wird. Sondern umarmt wird.
Schritt.