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Schreibfehler

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22.10.2011
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Schreibfehler

Als es das erste Mal passierte, glaubte ich an einen dummen Zufall.
Ich saß gerade am Schreibtisch und aß Kekse. Vielleicht hatte ich aus Versehen einen Befehl mit etwas eigenartigen Folgen eingegeben. Oder ein paar Krümel waren in die Tastatur gerutscht. Ich stümperte ein bisschen herum, dann überließ ich den Rechner seinen Launen und ging lieber Kuchen essen, Kirsch mit Marzipanstreusel.
Beim zweiten Mal wurde ich schon etwas ungeduldiger, aber ich hoffte immer noch auf einen Computerfehler, fies, aber behebbar. Bevor ich jedoch mit dem Kasten in hässliche Diskussionen geriet, die sowieso immer nur er gewann, gab ich lieber auf. Diesmal gönnte ich mir ein Stück Schokoladentorte mit Sahne.
Beim dritten Mal schob ich mir vorsorglich die doppelte Menge Kekse in den Mund, zog kräftig an meinen Fingern, dann tippte ich los. Zuerst ein paar unverdächtige Wörter, dann ein H, und zack, die Seite brach um, mitten in der Zeile. Auf dem nächsten Blatt die Fortsetzung: ein einsames, kleines und. Ich tippte das Wort noch einmal, ganz schnell, das H erschien, ein Sekundenbruchteil Hoffnung, Seitenumbruch, nächste Seite: und. Dazwischen strahlendes, spöttisches Weiß.

Ich ließ das H weg.
Klingt einfach, doch es wird schwierig, wenn man seinen Lebensunterhalt mit Artikeln für eine Tierzeitung bestreitet, deren ganze Liebe dem und gehört. Und wenn man dann ganz persönlich die Aufgabe hat, über vagabundierende unde zu schreiben, dann scheitert man schon am Titel und an den ersten paar Sätzen:

und entlaufen
Normalerweise streunt ein und niemals allein,
sondern sucht die Bindung zu einem anderen und ...

oder:

Dort, wo ein und in Begleitung gern gesehen ist,
ist es nun verboten …

um dann in der verhaltensbiologischen Aussage zu gipfeln:

Das Verhalten des unds
ist überwiegend sexuell motiviert.

Ich fand das ja selbst nicht gut, der Redakteur leider noch weniger.
„Herr Struwe, ich weiß ja, dass Sie häufig und schreiben, ja, dass sie das Und geradezu lieben, aber das ist nun doch übertrieben. Ja, fast schon obszön. Sie sind doch kein Linguist! Machen Sie das mal weg da und schreiben Sie gefälligst wie üblich.“

Wenn er das so will, dachte ich.
Der nächste Anruf des Redakteurs stürzte mich kurzfristig in eine tiefe seelische Krise.
„Was denken Sie sich, glauben Sie, wir zahlen Ihnen pro Seite fünfzehn Euro, damit Sie einen Haufen halbleerer Blätter hinterlassen? Das ist Seitenerschleichung. Was haben Sie sich dabei bloß gedacht?“
„Nichts, ich …“
„Das hoffe ich für Sie. Wäre es anders, müsste ich auf eine kriminelle Ader schließen. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob Sie überhaupt Adern haben, so blutleer wie dieser Artikel ist mit den vielen auseinandergesprengten Wörtern. Unmöglich sieht das aus. Lassen Sie das!“

Gehorsam ließ ich das gesprengte Wort weg.
Das Rechtschreibprogramm trug einen Teil dazu bei, ein übereifriger Mitarbeiter, der meinen Artikel in die Abteilung „Tipps für die Gesundheit des undehalters“ verschob, kam hinzu. Mein Artikel über Biokost für größere unde las sich nun so:

Ernährungstipps für den Großen
Große sind im Unterschied zu Kleineren viel anfälliger
für die berüchtigte Magendrehung.
Deshalb sollten Sie darauf achten,
dass er nach dem Essen nicht herumrennt.

Ich hatte schon befürchtet, dass der Redakteur sich wieder melden würde.
„Wissen Sie, was Sie angerichtet haben? Wegen Ihrem schwachsinnigen Artikel lässt mich meine Frau nach dem Essen nicht mehr joggen. Ich kündige Ihnen! Ach was, ich verklage Sie! Ich verklage Sie, wenn ich einen Herzinfarkt kriege! Und wenn ich keinen kriege auch! Die halbe Redaktion lacht schon. Aber nicht über Sie, Sie Wortverlierer - über mich! Und dafür verklage ich Sie noch mal!“
Ich duckte mich an meinem Ende der Leitung, gelobte Besserung und entschloss mich vorsichtshalber zur puren, unverfälschten Wahrheit.
Unter dem Wortgewitter, das nun auf mich einprasselte, blieb nur eine Sache hängen, ich solle das mal bitte schön erklären.

Also gut.
Vor meinen nächsten Artikel setzte ich eine kleine Vorbemerkung, in der ich den Leser um Verständnis für die und-Lastigkeit des Artkels bat. Undefreunde sind gütige Menschen und würden mir eine kleine Unbill verzeihen: einfach immer und zu lesen, wo man und las.
Doch bei aller Nachsicht - für das Verständnis des Inhalts war es nicht einfach. Ließ ich doch nun den Leser bei jedem harmlosen und an einen kläffenden Vierbeiner denken, wo ich doch nur zwei Sätzchen verbinden wollte.
Ein Höhepunkt historischer Entwicklung, den ich zur Anschauung in meinen Artikel einflocht, erhielt plötzlich eine völlig andere Bedeutung: Cäsar kam und siegte.
An dem Anschwellen entrüsteter Leserbriefe konnte man genau ablesen, dass etwa ein Drittel der undebesitzer philologisch gebildet und nicht bereit war, der Liebe zum und auf Kosten historischer Wahrhaftigkeit zu frönen.
Es kam, was kommen musste: ein erneuter, ohrenbetäubender Anruf des Redakteurs.

Mein nächster Versuch, den und durch Köter zu ersetzen, stieß bei den Freunden des undes auf tiefes Unverständnis. Ihren frisch frisierten Pudel mit einem Gassenpunk über einen Kamm zu scheren, das war unverzeihlich und wurde nur durch das nächste Ersatzwort Katze getoppt. Auch wenn ich mich bemühte, diese Gleichsetzung freundlich zu erklären, z. B. so: Die genannte Katze ist nicht normal, sie bellt - mit diesem Missgriff stieß ich auf tiefe Feindschaft.
Die Auflagenzahl sank ins Bodenlose und ich vor dem Redakteur in die Knie.

Zum Glück hatte der ein Einsehen und wollte es mich noch ein letztes Mal versuchen lassen. Vielleicht hatte es geholfen, dass eine Schar belustigter Katzenfreunde sich leserbrieflich meiner angenommen und zum Goutieren meiner unfreiwilligen ündischen Witzartikel aufgerufen hatte. Einen letzten Versuch also hätte ich noch machen dürfen, aber ich konnte nicht mehr. Ich war am Ende. Amüsement für Katzenfreunde – das war das Schlimmste. Ich hatte den Ruf eines seriösen Tierartikelschreibers verloren. Ich fühlte mich krank, ausgelaugt, ausgebrannt von einem Schreibfehler. Und-Burnout.

Struwe, sagte ich mir und zupfte Krümel von meiner rutschenden, braunen Cordhose, so kann das nicht weitergehen. Ein Neuanfang muss her – ohne unds. Aber weißt du was, tröstete ich mich selbst, du kannst doch reden, selbst mit völlig Fremden, dir steht immer das Maul offen. Vielleicht nicht gerade beim Redakteur, aber wenn zum Beispiel jemand anruft, um mit dir eine Umfrage zu machen, da kriegst du doch den Mund gar nicht mehr zu.
Um alles gründlich zu überdenken, ging ich ins Cafe.
Den Weg dorthin vertrieb ich mir mit ein paar Selbstgesprächen. Ich aalte mich in der Vorstellung, wie ich dem Redakteur meinen Job vor die Füße schmeißen und ihm ordentlich die Meinung geigen würde.
„Sie und Sie“, würde ich sagen und ihm seine Porzellanunde vom Schreibtisch fegen. Ich stutzte. Sie und Sie? Ich blieb stehen und spitzte konzentriert die Lippen für einen zweiten Versuch. Einen dritten. Dasselbe Ergebnis. Aus dem Augenwinkel erspähte ich ein paar Kinder, die mich erfreut nachahmten. Was für eine erniedrigende Szene.

Als ich vor der Kuchentheke stand, hatte ich wieder eine Zukunft.
Eine Torte nach der anderen drehte sich auf dem Karussell. Knackige Himbeeren durchbrachen schwellende Sahneschichten, darunter plusterte sich ein safrangelber Kuchenteig. Wohlschmeckender, flüchtiger Trost. Und mitten zwischen all diesen fluffigen Kunstwerken sah ich ihn plötzlich, den fettig-klebrigen Traum aus Kindertagen, der jeden Geburtstag zwischen Topfschlagen und Blindekuh versüßt hatte. Vierschrötig stand es da, umringt von hochgezüchteten Zuckerträumen: ein proletarisches, ölig glänzendes Viereck: Kalte Katze.
Hellbräunliche Kekse in Reihen übereinander, dazwischen glänzende Schokolinien - eine mit Palmöl und Eiern getränkte Retrofantasie.
Begeistert deutete ich mit dem Zeigefinger auf den fettigen Kuchenturm.
"Den, den hätte ich gerne", stammelte ich.
Die Bedienung, die mich von vielen Eis- und Kuchenschlachten kannte, lächelte und versprach, ihn zu bringen.
Ich liebte diese kalte Köstlichkeit. Obwohl sie früher auf keinem Kindergeburtstag fehlen durfte, war sie heutzutage völlig verschwunden, genauso wie Käse-Igel und Hawaiitoast. Ausgerechnet hier, in diesem In-Cafe, stand das Naschwerk auf dem Kuchentableau. Und ich hatte sie geordert. Die Kalte Katze. Ganz ohne Sprachfehler. Vorfreude wärmte meine Glieder. Und natürlich die Hochstimmung über die gelungene Bestellung.

Als ich endlich aus meinen Siegesträumen erwachte, trug die Bedienung die Kalte Katze an mir vorbei. Sie hatte wohl mehrmals gerufen, wer die Bestellung bekäme, aber natürlich hatte sie das richtige Wort benutzt, und ich hatte mich bei allem Verdruss ja schon an die Katze gewöhnt, also war ich etwas langsam. Außerdem war mir in meinem Sprachtriumph gerade unangenehm klar geworden, dass ich vorhin am Tresen nicht den Namen des bellenden Köters, sondern ein profanes „den“ benutzt hatte.
Es kam, wie es kommen musste, ein anderer Herr nahm sich der Katze an.
"Geben Sie nur her, das hatte ich schon lange nicht mehr, seit meiner Kindheit nicht. Ich nehme es".
Das behagliche Schmatzen zeigte, dass es zum Äußersten gekommen war. Der Herr hatte sich über die Kalte Katze hergemacht.
Auch wenn ich sie angebissen verspeisen musste, das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich sprang auf, so dass mein Stuhl dem Herrn hinter mir in den Kaffee kippte, schoss auf den Dieb zu, um ihm seine Beute zu entreißen, und gerade, als eine Kuchengabel voller köstlichfettiger Bröckchen in den geöffneten Schlund des Katzenfressers einfuhr, erreichte ich ihn, gleichzeitig mit dem Arm der Kellnerin, die eine neue Ladung Teller durch den engen Gang balancierte. „Halt!“, schrie ich, schwankte und packte den Arm samt Tellern. „Das gehört mir, ich hatte den Hun bestellt.“ Das triumphale Heulen über die erfolgreiche Benennung erstarb, ich bemerkte das fehlende D. Der Schreibfehler war wie ein äußerst anpassungsfähiges Virus auf der Zunge mutiert.
Ich verstummte und sank zu Boden. Von oben plumpste ein Teller herab, ein ovaler Körper löste sich elegant vom Porzellan, schoss in die Höhe, erstarrte für einen Moment im Zenit, als wüsste er nicht, für welche Hälfte des Cafés er sich entscheiden sollte, und kreiselte zu Boden. Die Kellnerin klaubte einen Kartoffelschnitz aus meinem Haar und sagte: "Du hättest dein Essen schon gekriegt. Auch ohne den Aufstand. Hier ist es. Gute Wahl übrigens! Aber eigentlich wollte ich es dir anders servieren.“ Auf meiner Cordhose lag, umgeben von Salatblättchen und Tomatenscheiben - ein Prachtexemplar von einem halben Huhn.

Noch am selben Tag kündigte ich meinen Job.
Mein Auskommen bestreite ich zurzeit mit dem Ausführen besagter Sorte, die ich nicht mehr richtig schreiben und sprechen kann.
Vielleicht wäre das ja auch auf Dauer etwas für mich. Denn denen ist es egal, wie ich sie nenne, wenn ich Leckerlis werfe und dabei schreie: "Hierher Katze, gut gemacht Huhn, du kannst ja super Männchen machen, Köter - und du und du auch."

 

Eine kleine, frische, einfache, erheiternde Geschichte um einen Schreib- und bald Sprachfehler. An ein paar Stellen, die es allerdings nicht vom Kurz- ins Mittelzeitgedächtnis geschafft haben, habe ich wirklich auflachen müssen.

Danke für die Geschichte, sie ist dir gelungen.

... ach so, ich bin mir nicht mehr so sicher: Hund, Hund, HUND, okay geht noch.


Wünsch dir noch frohe undstage äh Weihnachten,

-- floritiv.

 

Hallo Novak

:lol:, da bin ich doch glatt auf den und gekommen, bei dieser Computerfehler-Parodie.

Cäsar kam und siegte.

In der alten Römerzeit hätte dies dich glatt Wegs Kopf und Kragen kosten können, solche Assoziationen zu wecken, und ich wäre wohl ausgepeitscht worden, über mein schallend hämisches Lachen darüber.

Bei den kalten Katzen wurde es mir dann zwar etwas zu sahnig, doch die Mutation des Virus von H zu D, behob das auftretende Völlegefühl wieder.

Hat mir Spass gemacht zu lesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo floritiv,

Eine kleine, frische, einfache, erheiternde Geschichte um einen Schreib- und bald Sprachfehler.
Das ist aber ein sehr, sehr schönes Kompliment für meine kleine Geschichte. Ein bisschen unterhalten und zum Lachen bringen, mehr sollte sie nicht. Und das finde ich schon sehr, sehr schwierig.

Deshalb freue ich mich auch darüber sehr:
Danke für die Geschichte, sie ist dir gelungen.

Im Moment geht es mir immer noch so, dass ich fast einen Herzinfarkt kriege, wenn ich eine Geschichte hier reinstelle, (hoffentlich ändert sich das mal irgendwann) aber das geht den anderen wohl auch nicht anders. Die gebens nur nicht zu. :Pfeif:

Da ist so ein wohlwollender Erstkommentar einfach super.

Noch viel mehr, weil du die Idee gleich fortgesetzt hast ...

Grüß dich und falls wir uns nicht mehr lesen
schöne Weihnachten und überhaupt von Novak


Hallo Anakreon,

schön, dass du wieder da bist und schön, dass du meinen Text gelesen und kommentiert und für spaßig befunden hast.
Ich fürchte auch, im alten Rom wäre ich einem wilden und zum Fraß vorgeworfen worden. Aber der Imperator kriegts ja nicht mehr mit, wenn ihm nicht einer aus der Horrorabteilung was steckt. Aber da seh ich keine Gefahr für, dort sind die Geister grad mit anderem beschäftigt.

Hat mich sehr gefreut, dass es dir Spaß gemacht hat, es zu lesen. Sehr sogar. Hatte irgendwie sogar an dich gedacht beim Reinstellen. Und mir vorgestellt, dass dir die Cäsar-Stelle Spaß machen könnte.

Wenn du noch mal Zeit hast, würde ich mich aber auch noch mächtig freuen, wenn du dein kleines Verdauungsproblem konkretisieren könntest.
:D. Mir ging es nämlich ähnlich. Fand dass hier die Beschriebung doch ein wenig schwülstig und/oder zu lang wurde. War mir irgendwie unsicher und hab schon dran rumgestrichen. Und dann hab ich doch nicht so konsequent gestrichen und geklärt ??!! Oder? Falls du Lust hast, kannst ja noch mal was dazu sagen.
Wünsch dir auf jeden Fall schon mal alles Gute zu Weihnachten und zum neuen Jahr.
Liebe Grüße Novak

 

Hallo Novak

Hatte irgendwie sogar an dich gedacht beim Reinstellen. Und mir vorgestellt, dass dir die Cäsar-Stelle Spaß machen könnte.

Mein Image aus der Antike muss hier im Forum wie ein böser Geist verwebt sein, dass es bei solchen Themen assoziativ aufscheint, mein hämisches Lachen erahnen lässt. :D

Wenn du noch mal Zeit hast, würde ich mich aber auch noch mächtig freuen, wenn du dein kleines Verdauungsproblem konkretisieren könntest.
… Falls du Lust hast, kannst ja noch mal was dazu sagen.

Jetzt hatte ich doch redlich versucht, diese Stelle elegant und diplomatisch kaschierend zu umschiffen, nicht in des Teufels Küche zu geraten und dort in ein Fettnäpfchen zu treten. Doch bei Völlegefühl ist wankelmütiger Gang doch ein übler Verräter, wie Cäsar mit Brutus [auch auftretend als Hundenamen] schon erfahren durfte. Also stelle ich mich dem, was ich mir da einbrockte.

Die Passagen im Café sind zweifellos humorvoll fortführend, von der Länge her schienen sie mir aber doch etwas abschweifend vom Kernthema. Wobei die Kalte Katze, fügt sich köstlich ein. Die Kürzungen sollten deshalb das ausradieren, was zur Rundung des Ganzen Füllsel ist. Schön gesagt klopfe ich mir auf die Schulter, dabei sitze ich hier und versuche schmerzlich mit zurückschreckenden Fingern zu streichen, was entbehrt werden könnte, ohne den Faden zu zerreissen. – Es ist wenig, das ich fertigbrachte, ich habe es dir mal fett markiert.

Knackig frische Himbeeren durchbrachen schwellende Sahneschichten, darunter plusterte sich ein safrangelber Kuchenteig, so weich, dass man sich hineinlegen mochte.

Hier sind es nur ein paar Worte, die ich missen möchte.

Ich liebte diese kalte Köstlichkeit. Obwohl sie früher auf keinem Kindergeburtstag fehlen durfte, war sie heutzutage völlig verschwunden, genauso wie Käse-Igel und Hawaiitoast. Irgendwann hatte man sich wohl daran überfressen, und die Studentenbewegung und Oswalt Kolle hatten die Süßigkeit gleich mit Talaren, Missionarsstellung und der sonstigen Plüschigkeit der sechziger Jahre vom Tisch gefegt.

Meinen inneren …hund überwindend, habe ich dann hier zugeschlagen. Obwohl das Wegfegen der Studentenbewegung und Oswalt Kolle – sie erinnerten mich nostalgisch an frühere Zeiten – mir schwerfiel. :shy:

Soweit kann es nur meine subjektive Sicht sein, manch einer würde wohl den Rotstift vielleicht vertiefter ansetzen, doch denke ich die Caféhausszene hat im Ganzen ihren Stellenwert, ohne der wiederum etwas fehlte. Also lass es dir durch den Kopf gehen und streiche allenfalls die Stellen, die dir es insgesamt dann doch als abgerundete Geschichte erscheinen lassen. Passagen, auf die man in einem Text verzichtet, müssen ja nicht endgültig verloren sein, sie lassen sich vielleicht bei einem andern Text wieder beleben.

Ich hoffe, es gelang mir mit meiner Lesersicht dir einen Denkanstoss zu geben, auch wenn du ihn dann vielleicht ganz anders umsetzen wirst.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Jaaaa, lieber Anakreon, so kann´s gehn, Völlegefühle sollte man eben diskret verschweigen und ein Schnapserl drauf trinken. :lol:

Bin froh, dass ich so hartleibig äh ...näckig bin, sonst wäre mir nicht nur deine wie immer sehr gute und konstruktive Kritik entgangen, sondern auch dein Kommentar. Der hat mir grad den finsteren Morgen aufgehellt. Ich freu mich immer, wenn einer sich so nett hin und her windet, weil er sich in Teufels Küche bringt, in der dann auch noch Fettnäpfchen rumstehen und vor sich hin brodeln, während der arme Kommentator schwitzend versucht, das Textdickicht zu entwirren ...

Es ist wenig, das ich fertigbrachte

Von wegen, du hast die Finger direkt von der Schulter in die Wunde gelegt, und das ist gut so:

... so weich, dass man sich hineinlegen mochte
Genau ... hast Recht. Das streich ich. Ist wirklich unnötig und war auch eine Stelle, die ich etwas arg völlend fand, man muss ja auch an die Cholesterinwerte einer Geschichte denken.

Meinen inneren …hund überwindend, habe ich dann hier zugeschlagen. Obwohl das Wegfegen der Studentenbewegung und Oswalt Kolle – sie erinnerten mich nostalgisch an frühere Zeiten – mir schwerfiel.
Genau - das habe ich befürchtet - ich glaube inhaltlich hast du völig Recht, sie ist wirklich eine Abschweifung. Aber mir gehts wie dir, ich liebe diese Stelle. Muss mal sehen, was ich da mache. Recht hast du trotzdem. Und aufheben geht immer ....

Dankeschön - wie schon so oft - für deine Hilfe und für deine witzige Kommentierung, sie hat mich echt aufgeheitert ...

Bis denn und ganz liebe Grüße
Novak

 

-allo Novak,

also, mich hat es vor Lachen jetzt nicht geschüttelt. Das mag an meinem Humor liegen, aber eigentlich finde ich die Ideen, die im Text stecken wirklich witzig. Mir behagte die Aufbereitung nicht so wirklich, dass kam so gestückelt daher und so manchmal, wenn Du Deinen Witz auch noch erklärst, naja. Sehr viel Erzählerstoff, wenig Szene. Die Absätze, in denen Du Dialoge hast und die Schreibbeispiele, das funktioniert wunderbar bei mir. Und wenn ich mir die Humorautoren hier anschauen, bei denen ich herzhaft lache, dann greifen die oft auf Dialoggeschichten zurück. Werden schon wissen warum, denk ich mal. Soll nicht heißen, dass es so sein muss, funktioniert wahrscheinlich nur besser und ist einfacher zu schreiben. ein Erzähler hat es schwieriger, die Leute zum Lachen zu bewegen, als ein verpeilter Typ, dem ich dabei beobachte wie er sich verpeilt.

Ja, da sind viele hübsche Ideen drin, die mich auch echt amisierten, Lachen konnte ich hier und da, aber weniger. Weiß ja nicht, in welche Richtung der Text zielen soll.

Diesmal Schokoladentorte mit Sahne.

Ich habe ja auch eine Schwäche für so kurzatmige Einschübe, aber in diesem Fall, fände ich die ausgeschriebene Variante doch wirkungsvoller.
Diesmal gönnte ich mir ein Stück ...

Beim dritten Mal war keine Täuschung mehr möglich, der kleine Fehler hatte sich zu einem hartnäckigen Problem entwickelt. Jedes Mal, wenn ich ein bestimmtes Wort tippte, und ich musste es oft tippen, brach die Seite nach dem ersten Buchstaben, einem H, um. Ganz egal, ob es am Ende der Zeile stand oder mitten drin. Dahinter gähnte eine weiße Blattwüste, gefolgt von der neuen Seite, auf der der Wortrest herumlungerte: ein kleines und. So weiter zu schreiben, das war schon aus optischen Gründen unmöglich.

Ja, den Absatz finde ich echt schwierig. Weil ich mir das echt erst mal hinpuzzlen musste und zwei Mal lesen, daher kam für mich die Komik auch an zweiter Stelle. Ich war zu sehr aufs inhaltliche konzentriert.
Ich würde es szenisch umsetzen, so mit Schokokrümeln im Mundwinkel den Artikel schreiben und bla bla bla "H" und zack vor dem U brach die Seite um.
Eine Seite H, nächste Seite "und" und dazwischen weiße Wüste ... Irgendwie so halt. Wie es der Erzähler eben beschreibt, so kann Prot. es ja auch erleben ;).

So weiter zu schreiben, das war schon aus optischen Gründen unmöglich.
Und auf den Einschub würde ich gänzlich verzichten.

Also ließ ich das H einfach weg. Nun habe ich prinzipiell nichts gegen Konjunktionen, im Gegenteil, sie verbinden geschmeidig Sätze, die sonst unversöhnlich nebeneinander stünden. Und ich liebe das Wort und. Doch wenn man damit eigentlich ein bellendes Säugetier meint, dann wird das schwierig.

Zu langatmig das ganze, wirklich. Ich will einfach nicht lachen, obwohl die Idee dahinter wirklich witzig ist. Wozu der Absatz? Wozu das ganze Erklärzeugs? Das ist weder komisch noch nötig?

Noch schwieriger, wenn man seinen Lebensunterhalt mit Artikeln für eine Tierzeitung bestreitet, deren ganze Liebe dem und gehört. Und wenn man dann ganz persönlich die Aufgabe hat, über vagabundierende unde zu schreiben, dann scheitert man schon am Titel und an den ersten paar Sätzen:

Das dagegen ist nötig und durch die Beispiele auch witzig. Schade das Du vorher das Pulver verschossen und auf den Fehler so hingewiesen hast.

Ich fühlte mich krank, ausgelaugt, ausgebrannt von einem Schreibfehler. Und-Burnout.

Cool!

„Sie und Sie“, würde ich sagen und ihm seine Porzellanunde vom Schreibtisch fegen. Ich stutzte. Sie und Sie? Mit einem derartig infektiösen Schreibfehler hatte ich nicht gerechnet. Jetzt nistete er schon im Sprachzentrum meines Hirns.

Erkläre doch nicht immer Deine Witze!

So viel von mir. Weiß nicht, ob es Dich jetzt weiterbringt und Vorsicht, ich habe keine Ahnung von Humortexten :D!

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

So viel von mir. Weiß nicht, ob es Dich jetzt weiterbringt und Vorsicht, ich habe keine Ahnung von Humortexten !

Von wegen - dafür entdeckst du aber eine ganze Menge. Mir jedenfalls hilfts, und zwar total!!! Es ist sogar so, dass dir ein Schwachpunkt bei mir auffällt, an dem ich jetzt, seitdem ich hier im Forum bin, rumdoktere, nämlich das Erklären und Vorwegnehmen von Pointen oder Witzen und das Schreiben in Dialogen. Mir war es vorher null klar, dass das rein erzählende Erzeugen von Humor sehr sehr schwer ist. Ich bin erst hier durchs Forum drauf gestoßen, wie wichtig dabei Dialoge sind.
Ein Freund hatte mich schon bei der ursprünglichen Version darauf aufmerksam gemacht, dass ich beständig meine Witze erkläre, und eine ganze Menge Wegstreichvorschläge gemacht. Ich hab die Geschichte nach dem rigorosen Streichen noch mal ein Stück weit verändert, z. B. die Telefonate eingebaut oder auch die Stelle, die du cool fandst. Darüber freue ich mich natürlich, denn das zeigt mir, dass ich mich in die richtige Richtung bewege, wenn auch anscheinend nicht genügend.

Mich freut erst mal, dass die Ideen witzig sind, die sind ja auch erst mal der Grundstock. Und dass ich die Richtung weiß, in die es geht. Und jetzt deine Ideen und Anmerkungen im Einzelnen:

Ich habe ja auch eine Schwäche für so kurzatmige Einschübe, aber in diesem Fall, fände ich die ausgeschriebene Variante doch wirkungsvoller.
Diesmal gönnte ich mir ein Stück ...
Bei dieser Idee bin ich noch unsicher, ich werd es mir noch mal laut vorlesen, was für mich besser klingt. Und dann entscheiden.

Leider wird man Schwachpunkte nicht so schnell los, und so merke ich manchmal absolut nicht, obwohl ich schon drauf aufpasse, wieso ich jetzt einen Witz erklärt habe, wenn ich sowas schreibe, wie z. B.:

„Sie und Sie“, würde ich sagen und ihm seine Porzellanunde vom Schreibtisch fegen. Ich stutzte. Sie und Sie? Mit einem derartig infektiösen Schreibfehler hatte ich nicht gerechnet. Jetzt nistete er schon im Sprachzentrum meines Hirns.
Muss ich mal überdenken. Kein Plan. :confused: Ist das fett gedruckte für dich die überflüssige Erklärung? Oder nur ein Teil? Manchmal steh ich da echt auf dem Schlauch.

Hier dagegen raff ich sofort, was du meinst:

Ja, den Absatz finde ich echt schwierig. Weil ich mir das echt erst mal hinpuzzlen musste und zwei Mal lesen, daher kam für mich die Komik auch an zweiter Stelle. Ich war zu sehr aufs inhaltliche konzentriert.
Ich würde es szenisch umsetzen, so mit Schokokrümeln im Mundwinkel den Artikel schreiben und bla bla bla "H" und zack vor dem U brach die Seite um.
Eine Seite H, nächste Seite "und" und dazwischen weiße Wüste ... Irgendwie so halt. Wie es der Erzähler eben beschreibt, so kann Prot. es ja auch erleben
Genau der Absatz war es, an dem ich ewig rumgebosselt habe. Und er gefällt mir auch nicht wirklich, da haST du Recht. Dein Hinweis, es szenisch zu schreiben, ist sehr gut, klingt viel besser und wird umgearbeitet. Und zwar mit den Kuchenkrümeln, weil das gut zu dem verfressenen Prot. passt.

Also ließ ich das H einfach weg. Nun habe ich prinzipiell nichts gegen Konjunktionen, im Gegenteil, sie verbinden geschmeidig Sätze, die sonst unversöhnlich nebeneinander stünden. Und ich liebe das Wort und. Doch wenn man damit eigentlich ein bellendes Säugetier meint, dann wird das schwierig.
Zu langatmig das ganze, wirklich. Ich will einfach nicht lachen, obwohl die Idee dahinter wirklich witzig ist. Wozu der Absatz? Wozu das ganze Erklärzeugs? Das ist weder komisch noch nötig?
Ich versteh, was du meinst, bin beim Schreiben und Überarbeiten auch hier gestolpert und dachte, dass ich ja ein und dieselbe Sache zweimal erkläre.
Also da werde ich auch noch mal die Schere ansetzen.

Also - vielen vielen Dank für deine Hilfe, deine Hinweise und deine Vorschläge ... war richtig superhilfreich
bis die Tage
ganz liebe Grüße Novak

 

„Sie und Sie“, würde ich sagen und ihm seine Porzellanunde vom Schreibtisch fegen. Ich stutzte. Sie und Sie? Mit einem derartig infektiösen Schreibfehler hatte ich nicht gerechnet. Jetzt nistete er schon im Sprachzentrum meines Hirns.
Muss ich mal überdenken. Kein Plan. Ist das fett gedruckte für dich die überflüssige Erklärung? Oder nur ein Teil? Manchmal steh ich da echt auf dem Schlauch.

Ja, dass ganze Fette ist die Erklärung des soeben erzählten. Vertrau dem Leser, dass er selbst bemerkt, dass der Prot. nun auch so redet ;). Hast Du doch szenisch schön dargestellt. Wenn Du glaubst, das reicht dem Leser nicht, lass ihn noch einmal -und, -und, -und probieren über die Lippen zu bringen.

Lieben Gruß Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und freut mich, schön, dass du dich noch mal gemeldet hast.

Jetzt hab ichs geschnallt, was du meinst. Und deine Idee ist super. Hab den Kerl sofort vor mir gesehen, wie er rumdruckst. Passt auch besser zu seiner Cordhose :- Wollts denn auch sofort so überarbeiten, gab nur einen Haken:
Für mich waren Witz und Kommentar tasächlich zwei verschiedene Sachen, keine nachgeschobene Erklärung. Und zwar deswegen: Fehler auf dem Rechner beim Schreiben, dann Fehler beim Denken, deswegen auch meine Kommentierung, dann erst Fehler wirklich beim Sprechen im Cafe, und zwar mit Veränderung des Fehlers. Sonst wäre das Ende der Kaffeehausszene so nicht möglich gewesen. Ich dachte, ich bräuchte die zusätzliche Kommentierung um den Weg des Fehlers von der Tipphand übers Hirn ins Maul, der ihm dann doch unerwartet passiert, zu kennzeichnen. Bin mir jetzt aber durch deine Hinweise unsicher geworden. Nur dein Vorschlag, ihn und und und probieren zu lassen, den ich echt cool finde, geht an der Stelle noch nicht. Sonst wär ihm ja schon klar, dass er fehlerhaft labert.
Aber ich merk schon, ich druckse hier rum, vielleicht mach ichs zu kompliziert, und es ist alles viel einfacher als man denkt. Mir fällt bestimmt noch was ein oder ich kann deine Idee anders einbauen.
Jedenfalls danke ich dir noch mal sehr für deine Hilfe!!!!!

Liebe Grüße Novak

 

Hallo Novak,

die Idee für deine Geschichte finde ich gut, den Text durchaus unterhaltend, auch die Schreibqualen des Protagonisten sind nachvollziehbar. Aber - ich fand den Text zu lang, vielleicht hätte er auch in einem höherem Tempo geschrieben werden müssen.
Außerdem wirken die beiden Hauptfiguren recht blass, liegt wohl auch daran, dass sie sich nicht begegnen, dies verhindert die Beschreibung von Gestik, irgendwelchen Macken usw.

Besonderen Spaß hat mir dies gemacht:

"Ernährungstipps für den Großen
Große sind im Unterschied zu Kleineren viel anfälliger
für die berüchtigte Magendrehung.
Deshalb sollten Sie darauf achten,
dass er nach dem Essen nicht herumrennt."


Tschüß ...

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

das hat mich aber sehr gefreut, dass du mir eine Rückmeldung gegeben hast mit neuen Anregungen, die für mich auch für weitere Geschichten hilfreich sind.
Zuallerserst hab ich mich darüber gefreut, dass du das geschrieben hast:

Besonderen Spaß hat mir dies gemacht:

"Ernährungstipps für den Großen
Große sind im Unterschied zu Kleineren viel anfälliger
für die berüchtigte Magendrehung.
Deshalb sollten Sie darauf achten,
dass er nach dem Essen nicht herumrennt."

Ein Freund, dem ich den Text vorgelesen hatte, fand das nämlich völlig unverständlich und damit natürlich absolut unwitzig. Fast hätte ich es nicht geschrieben, weil ich leider ein wenig zur Geschichtenschlachtung neige, wenn jemand was kritisiert - und ich es dann auch noch nachvollziehen kann. Zum Glück kann ich bei dieser Stelle jetzt auf dich verweisen:kuss:

Dass du die Gesch zu lang findest, kann ich irgendwie achvollziehen, denn es ist ja die Bebilderung einer einzigen Idee, wenn man so will. Wüsste aber andererseits gar nicht,was ich wo noch raustreichen sollte, um sie zu kürzen, es gibt noch ein zwei Stellen, die man für den Fortgang der Geschichte nicht unbedingt braucht. Aber mmmhhh! Von daher fand ich deine Idee, in einem höheren Tempo zu schreiben, toll. Jedenfalls es einfach mal auszuprobieren, wie es klingen würde an bestimmten Stellen. An anderen kann man es ja wieder rausnehmen, wenn man das will. Die crux ist nur, ich habe absolut keine Ahnung, wie man so was macht. Bin noch nicht so wirklich routiniert beim Schreiben. Kennst du eine Geschichte hier, bei der das gut gelöst ist, oder kannst du mir dazu einen Tipp geben? Aber wirklich nur, wenn du Zeit und Bock hast. Aber es wäre super.

Was die Blässe oder Gebräuntheit der beiden Prots betrifft, gebe ich dir nicht so ganz recht. Der Schreiber hat doch einige charakteristische Besonderheiten. Oder? Er frisst dauernd Kuchen und Kekse, krümelt wie Sau und trägt Cordhosen - pfui deibel. Also jedenfalls wollte ich so einen etwas verfressenen, verpeilten Menschen rüberbringen. Der Redakteur sollte nur das Pendant zu ihm sein, indem er mit seinen Sprüchen nur die jeweiligen Vorlagen für die Neuausformung des Schreibfehlers gibt. Und darauf lag dann auch der Schwerpunkt der Geschichte.

Jedenfalls freue ich mich sehr über deine Hilfe und deine Anregungen und vielleicht hast du ja nochmal Lust, mir zu antworten.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo Novak,

danke für deine nette Rückmeldung.

Vielleicht ist dieser Thread hilfreich:

http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=29289

(Bei Beitrag Nr. 11 gibt es auch ein Beispiel für unterschiedliche Erzählgeschwindigkeiten).

Unverständlich ist der zitierte Abschnitt nicht, aber er hat halt zwei Ebenen: Er ist absurd, aber enthält auch (sozusagen hinter den Kulissen) die Information, die der geplagte Schreiber vermitteln will. Dieser Gegensatz ist amüsant.

Weiterhin viel Spaß beim Schreiben wünscht dir

Woltochinon

 

He Novak,

ich bin wegen deiner ausführlichen Kritik an mightyM neugierig geworden, was du denn selbst so fabrizierst. Erstmal ein Lob für deine starke Textarbeit bei anderen autoren, das ist leider nicht selbstverständlich.
Diesen Text hier habe ich die ganze Zeit in dem Irrtum gelesen, er wäre in Horror gepostet worden. Das hat zu ganz interessanten Vermutungen geführt, wie der Text sich wahrscheinlich weiterentwickeln wird. Absurder Horror ist ja durchaus möglich. Und irgendwie ist das ja wirklich der blanke Horror, wenn einem diese Blockade tatsächlich den Alltag zerhackstückelt (natürlich aber nicht im Sinne der Rubrik ;) )
Geschrieben finde ich den Text sehr gut, da perlt man wunderbar durch. Straffen könnte man ihn allerdings schon noch etwas. Dieses hinundher zwischen Prot und Chef, naja, jede Episode liest sich schon nett für sich, aber alle aneinanderhängend, haben doch schon ein zeimliches Gewicht, das den Text leicht durchhängen lässt.
Das ist jetzt Gejammere auf hohem Niveau, aber ich denke, was dem Text für ein richtig befriedigendes Leseerlebnis fehlt, ist eine weitere Zuspitzung des Absurden. Ist zwar alles schon absurd, aber es bleibt dennoch auf dem Teppich. Ich denke, hier hättest du den Prot noch etwas mehr abheben lassen können.


kleines und. Ich tippte das Wort noch einmal, ganz schnell, das H erschien, ein Sekundenbruchteil Hoffnung, Seitenumbruch, nächste Seite: und. Dazwischen strahlendes, spöttisches Weiß.
Hier ahnte ich noch nicht, dass es sich alles um das und drehen würde. An dieser Stelle war die Betonung für mich unklar, was kurz zur Irritation geführt hat. Ich würde dazu neigen an dieser Stelle das Wort in kursiv zu setzen. Nicht durch den ganzen text, das ist dann überbetont, aber hier als spot hätte es kurz geholfen
Ich hatte schon befürchtet, dass der Redakteur sich wieder melden würde und vorsichtshalber seine Nummer mit einem etwas schrilleren Klingelton kombiniert.
das kann man so sagen, aber ich habs zunächst anders verstanden, weil ich damit zuerst impliziere, dass das FOlgende nicht eingetreten ist.
Eine Torte nach der anderen drehte sich auf dem kleinen Kuchenkarussel, köstliche, filigrane Gebilde. Knackig frische Himbeeren durchbrachen schwellende Sahneschichten, darunter plusterte sich ein safrangelber Kuchenteig
filigran passt nun mal nicht zu Torte, deine Beschreibungen verwirken hier auch ein Augenzwinkern.

Liest sich nach viel Kritik, was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass ich den Text gerne gelesen habe. Hier fehlt in meinen Augen nur der letzte Schliff für den Daumen hoch.

grüßlichst
weltenläufer

 

Grüß dich Weltenläufer,

übrigens cooler Name, ich hoffe, du hast auch Zeit und Kohle genug, genau das zu tun.
Dankeschön erst mal für dein Lob wegen meines Kommentars. Ja, der hat mich auch ziemlich viel Mühe und Zeit gekostet. Und von daher war das jetzt wie eine unerwartete, tolle Belohnung für mich, dass ich dadurch jemanden zu einer meiner Geschichten gelockt habe. War nicht intendiert, aber irgendwie gut, wenn das geht :)

Und über deine Anmerkungen habe ich mich total gefreut. Ich kenn dich ja schon aus deiner Wurmlochgeschichte und war immer ganz neidisch, dass ich nicht selbst solche abgefahrenen Ideen habe. Umso mehr freue ich mich, wenn meine Idee dir vom Ansatz her gefallen hat.
Gefreut hab ich mich schon allein deswegen, weil ich so lachen musste, wie du zunehmend komisch guckst, weil sich die Horrorgeschichte so eigenartig weiterentwickelt.

Und jetzt im Einzelnen, aber Vorsicht, wenn sich schon einer an meine Geschichten ranmacht, dann bin ich immer hartnäckig und wills genau wissen, was zu verbessern geht. Also her mit der Antwort. :lol:
Nee, keine Sorge, ich würd mich einfach nur freuen, wenn du noch mal antwortest.


Jetzt aber:

Straffen könnte man ihn allerdings schon noch etwas.

Das hatte ja auch schon Woltochinon angemerkt, er hatte die Idee, mehr Tempo reinzubringen. Das hab ich zuhause mal ausprobiert und hab es leider nicht so hingekriegt, wie ich es wollte. Bei mir klingt es total bescheuert. Also hab ich es nicht verändert, sondern komme jetzt vielleicht eher auf die Idee mit dem Kürzen zurück.
Meine Frage: Weißt du wo? Oder welche Stelle fandest du besonders langatmig? Ich habe ein paar Sätze im Auge, und zwar im hinteren Teil der Geschichte. Aber trifft es das?

Dieses hinundher zwischen Prot und Chef, naja,

Ein Freund von mir findet die Telefonate auch nicht gut. Ich dagegen mag sie. Hinzu kommt, dass der Chef sozusagen der Stichwortgeber für die jeweils neue Umgangsweise mit seinem Schreibfehler ist.
Siehst du einen mehr oder weniger objektiven Grund, warum diese Telefonate nur naja sind? Oder anders gesagt, findest du es blöd, dass sie überhaupt da sind oder das blöd, was die Kerle genau sagen?
Wenn ich das wüsste, könnte ich es mir noch mal neu überlegen, so aber tendiere ich erst mal dazu, sie zu behalten.

Das ist jetzt Gejammere auf hohem Niveau, aber ich denke, was dem Text für ein richtig befriedigendes Leseerlebnis fehlt, ist eine weitere Zuspitzung des Absurden. Ist zwar alles schon absurd, aber es bleibt dennoch auf dem Teppich. Ich denke, hier hättest du den Prot noch etwas mehr abheben lassen können

Das finde ich einen tollen Hinweis. Will mich aber vergewissern, findest du, der Prot als Person sollte noch absurderes Zeug veranstalten oder bezieht sich die Idee, es zuzuspitzen auf die Schreibfehler? Ist mir nicht ganz klar geworden.
Insgesamt finde ich diese Idee toll, weiß aber nicht, ob es mir gelingt, null Idee bisher.

Ich würde dazu neigen an dieser Stelle das Wort in kursiv zu setzen.
Hab ich schon gemacht.

Die beiden anderen Stellen (Telefonklingeln und filigran) überdenke ich noch. Beim Klingeln hab ich ehrlich gesagt nicht kapiert, was das Problem ist. Und die filigrane Torte fliegt eher raus, hier wäre eine Möglichkeit zu kürzen, ich will nur so viel drin behalten, dass der Gegensatz zwischen den aufgedonnerten Torten und der einfachen Kalten Katze schön rauskommt. Halt so, dass das Augenzwinkernde, was ich durch die Beschreibung verwirke, wie du sagst, entweder reinkommt, oder falls das nicht klappt, die Stelle nicht durch unnötige Aufgeblähtheit stört.

Ja - tausend Dank für deine Hilfe, darfst du gerne wieder tun

bis denne und der ganze nette Rest
Novak

 

Hi nochmal

War nicht intendiert, aber irgendwie gut, wenn das geht
es wird hier leider nicht genug gelobt (was ich mir auch selbst ankreiden muss). Aber das man aufgrund guter Beiträge neugierig auf einen Autor wird, das ist jetzt nicht sonderlich unüblich, würde ich meinen.
Bei mir klingt es total bescheuert.
ja, wenn es dadurch ein fremder Text wird, dann sollte man davon ablassen. Ich persönlich kann einen meiner Texte auch nur bis zu einem gewissen Grad umschreiben. Dann muss erstmal eine Menge Gras rüber und dann gelingt mir auch eine Generalüberholung. Grundsätzlich ist es aber leider schon so, dass man hin und wieder seine darlings killen sollte. Wenn du hier noch zu nah dran bist, dann nimm dir das Projekt mit Kürzen/Tempo für die nächste Geschichte vor. Die Vorschläge sind keineswegs unter muss zu verorten, dafür ist der Text zu gut.
in Freund von mir findet die Telefonate auch nicht gut. Ich dagegen mag sie. Hinzu kommt, dass der Chef sozusagen der Stichwortgeber für die jeweils neue Umgangsweise mit seinem Schreibfehler ist.
joa, das ist ein Dilemma ;) Muss man abwägen, ist der Einschnitt zu krass und die kg wird fremd, dann lieber nicht.
Das mit den Stichworten hingegen ist ein Ansatz, den man angehen könnte. Muss er denn die Stichworte geben? Ließe sich auch anders lösen.
Siehst du einen mehr oder weniger objektiven Grund, warum diese Telefonate nur naja sind? Oder anders gesagt, findest du es blöd, dass sie überhaupt da sind oder das blöd, was die Kerle genau sagen?
insgesamt sind sie mir zu lang und ohne deutliche Zuspitzung. Der Gag wiederholt sich und sowas wird ohne Zuspitzung eben etwas träge. Wo wir aber wieder beim Absurden sind:
findest du, der Prot als Person sollte noch absurderes Zeug veranstalten oder bezieht sich die Idee, es zuzuspitzen auf die Schreibfehler?
auf ersteres. Sein Verhalten oder das Verhalten der Umwelt. Die Tipperleins sind ausreichend. Der Ausbruch im Café, da müsste es in meinen Augen richtig scheppern.
Und die filigrane Torte fliegt eher raus, hier wäre eine Möglichkeit zu kürzen, ich will nur so viel drin behalten, dass der Gegensatz zwischen den aufgedonnerten Torten und der einfachen Kalten Katze schön rauskommt.
joa, da erfüllt das filigran keine Funktion bei, ist lediglich ein unabsichtlicher Widerspruch ;)

So, das ist es von meiner Seite. Ist dir jetzt wahrscheinlich nicht genau genug, aber ohne den Text selbst umzuschreiben, kann ich jetzt auch nicht konkreter werden. Es bleibt eh bei meiner AUssage: Jammern auf hohem Niveau.

grüßlichst
weltenläufer

edit:

übrigens cooler Name, ich hoffe, du hast auch Zeit und Kohle genug, genau das zu tun.
das bezieht sich eher auf die Welten, die wir hobbylinge hier in getippter Form entstehen lassen ;)

 

He, nochmal ich,

vielen Dank, dass du dich noch mal gemeldet hast. Ging ja total schnell, hätte ich nicht erwartet.

So, das ist es von meiner Seite. Ist dir jetzt wahrscheinlich nicht genau genug, ....

Doch, du hast meine Erwartungen im besten Sinne erfüllt. Mehr geht nicht. Wollte mich nur vergewissern, ob ich dich richtig verstanden habe und wo du ansetzen würdest. Und das weiß ich jetzt.

Wobei du mir auch noch geholfen hast, das ist so ein bisschen die Ruhe in einen Schreibprozess reinzukriegen. Ganz allgemein. Du schreibst zwar auch, dass man die ungeratenen Lieblinge irgendwann rausschmeißen sollte, aber wann das ist, schreibst du, das ist egal. Und man solle darauf achten, den Text nicht für sich selbst fremd zu machen. Und sich Zeit lassen.
Das fand ich sehr hilfreich.
Ich neige manchmal zu Schnellschüssen und will alles immer sofort ändern und ärgere mich dann, wenn ich keine Idee habe.
Und das ist deine Ruhe und deine Gelassenheit, die du hier mit deinem Kommentar ausstrahlst, schon sehr sehr hilfreich.

Vielen Dank von einem reisenden hobbyling zum anderen

Schönes Wochenende noch wünscht Novak

 

Grüß Dich,

liebe Novak,

mein fauler Hund von Herrchen hat mich arme hündische Seele, die eigentlich nur noch friedlich unterm Lieblingsbaum ruhen wollte, beauftragt, zu der Geschichte was zu schreiben. Was aber kann ein dummer Hund da schon großartiges schreiben, wo er sich doch nicht in Rechenmaschinen auskennt?

Ach ja, das Problem mit der potenziellen Magenumdrehung ist mir von Frauchen bekannt: das verordnete mir und meiner Gespielin (Belgia, die schönst Groendaele unterm weiten Himmel, scheint die Sonne leuchtet Belgias Fell henna … Aber ich schweife ab:) Frauchen verordnete nach jeder Mahlzeit Ruhe, obwohl ich ständig essen konnte (zB Kekse!). Ja, das Problem kenn ich. Zwei oder dreimal hab ich in meinen 16 Jahren Hundeleben davon gehört, dass es passiert sei. Die Wahrscheinlichkeit ist also nahezu so häufig wie die, vom Blitz erschlagen zu werden. Für die Torten waren meine Katzenfreundinnen zuständig. Da wurde eine freistehende Torte schon mal stibitzt.

Du ließt also bei dem mir unbekannten Rechnerproblem

das H weg,
aber wie ich finde, inkonsequente, was natürlich nur ein dummer Hund meinen kann.

Denn wäre es nicht allzu bizarr, wenn eine einsame Konjunktion entläuft und streunt oder eine Magenumdrehung bekäme? Die nämlich wäre bei konsequent praktiziertem Fehler dann klanglich wertvoller als eine –hung (was an seinen Komparativ Hunger erninnert und mich schüttelt):

Magenumdreung, in neuer Rechtschreibung, weil man ja spricht, wie man schreibt oder umgekehrt: Magenumdräung, was zunächst eine unnütze Silbe bei der Magenumdrehung einsparte. Die gesparten vielen Silben (die Endung –hung ist ja nicht gerade eine Rarität) versilberten wir nun, um uns eine Undevilla von zu leisten …

Selbst das langweilige sehen mit der stummen Endung gewönne in Kopulation mit der Vorsilbe an Klang:

Dort, wo ein und in Begleitung gern [geseen] ist, / ist es nun verboten …

Deutsch würde musikalisch, melodiös, wie ichs nur von romanischen Sprachen kenne. Freilich besteht auch eine gewisse Gefahr:
Das [Veralten] des unds / ist überwiegend sexuell motiviert,
was ich aus eigener Anschauung keineswegs bestätigen kann, und mein fauler Undealter auch nicht.

Dann doch noch ein korrekter, will sagen: flüchtiger Schnitzer:

Auch wenn ich mich immer wieder bemüht hatte, diese Gleichsetzung vorweg freundlich zu erkären, …
Wir wollten doch nur ein H tilgen, kein L!

Und: Gönn dem Kaffee als Institut ruhig einen Akcent aigu: Café

Aus dem Undeimmel von Wolke 7 grüßt der Geist des

Bingo-Bongo, seines Zeicens Wacund

 

Lieber Friedricard,
du ast völlig rect, wie inkonsequent ist doc so mancer shreibfeler.

Ac, ic liebe deine Kommentare. Ernstaft!

Mit und ohne h, schreiben sie doch die Anfangsgeschichte auf liebevolle Weise fort, und werden zum Geschichtenwerk ganz neuer Güte.
So hab ich doch auf diese Weise nicht nur Bingo-Bongo und Belgia kennen lernen dürfen, sondern noch dazu, dass Verhalten von Veralten kommt. Irgendwie hatte ich das schon immer geahnt.

Der korrekte Missling ist mit passendem L versorgt und was die Magendreung armer unde betrifft, so muss die Wirklichkeit nun manchmal büßen für die Lust des Schreibers. Aber ganz im ernst, ich kenne einen hund, noch dazu einen kleinen, der hat das wirklich gehabt. Also pass mir gut auf deinen und auf.

Viele lachende Grüße aus der Schreibfehlerwelt von Novak

 

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