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Schreibblockade

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19.10.2003
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Schreibblockade

Nachdenklich starrt sie auf das Blatt Papier vor sich. Den Kopf auf die linke Hand gestützt, schließt sie die Augen und erinnert sich.
Wenn sie früher Gedichte, Geschichten oder Träume geschrieben hat, dann war ihr die Umgebung egal. Manchmal hat sie dabei im warmen Bett gelegen, eng unter die Decke gekuschelt. Oder sie hat am helllichten Tag an ihrem Schreibtisch gesessen. Der stand direkt vor der weißen Wand, gespickt durch wenige Poster. Die konnten sie kaum inspiriert haben.
Heute hat sie es sich extra richtig gemütlich gemacht. Sie hat Kerzen angezündet und sogar ein Räucherstäbchen angemacht, was sie sonst nie tut. Dann hat sie eine CD eingelegt. Nicht zu romantisch, das ist nicht ihr Fall, aber eine, die viele sentimentale Erinnerungen ich ihr weckt. Trotzdem fällt ihr nicht ein, worüber sie schreiben könnte.
Die Anfänge, ja, die hat sie zuhauf in ihrem Kopf. Aber wenn sie die Geschichten weiterspinnen will, dann fängt der Film vor ihrem inneren Auge plötzlich an zu flimmern, bis schließlich nichts mehr zu erkennen ist.
Sie seufzt und öffnet die Augen. Frustriert dreht sie den Stift in ihrer Hand hin und her. Worin kann sie nur begründet sein, ihre Ideenlosigkeit? Das ist ihr doch sonst nie passiert! Darauf ist sie doch immer so stolz gewesen. Es ist ja auch nicht so, dass sie völlig unkreativ wäre. In ihrem Job profitiert sie täglich von ihren spontanen Einfällen.
Ist sie so oberflächlich geworden? Es sind ja nicht die Worte, die ihr fehlen, es sind die Bilder und vielleicht auch die Empfindungen. Die Empfindungen? Nein, sie fehlen ihr nicht im Allgemeinen. Im Alltag nimmt sie ihre eigene und anderer Stimmungen sehr intensiv wahr.
Sie ist sich einfach unsicher, über was sie berichten möchte.
Früher hat sie meist sehr traurige Geschichten geschrieben, weil sie sich selbst einsam fühlte. Oder aber ihre Schilderungen waren sehr gesellschaftskritisch, wenn sie aufgebracht war, weil etwas persönlich betroffen machte.
Ungeduldig pocht sie mit dem Kugelschreiber auf das weiße Blatt und hinterlässt dabei blaue Pünktchen.
Sie schreibt immer noch per Hand. Die Gedanken fließen dann besser, als bei dem abgehackten Getippe auf der Computertastatur.
Sie will den Leser ins Herz treffen, das ist klar. Das ist nach wie vor ihr Ziel. Das Thema ist eigentlich egal. Es kann eine traurige, humorvolle, kritische Geschichte sein, hauptsache ist, dass sie erst einmal ihr eigenes Herz daran aufhängen kann. Denn nur dann kann sie so schreiben, dass sie anderen auch eine überzeugende Botschaft vermitteln kann.
Gedankenverloren wippt sie den Kugelschreiber zwischen ihren Fingern. Jetzt ist sie schon einen kleinen Schritt weiter.
Was beschäftigt ihr Herz, ihre Gedanken zur Zeit? Ihr Privatleben ist völlig intakt, die Arbeit läuft, sie treibt wie gewohnt begeistert Sport. Soweit so gut. Ihre Freunde und die Familie, was ist mit denen? Michelle zum Beispiel, sie hat so viele Probleme, warum kann sie die nicht als Leitfaden für eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft nehmen?
Ist sie so gefühllos? Kann sie sich nicht mehr in andere einfühlen? Das klappte doch früher!
Klack, der Stift fällt ihr aus der Hand. Das Geräusch reißt sie aus den Gedanken. Doch wie es oft so ist, durchfährt es sie in diesem Moment, in dem sie aufgehört hat hartnäckig nach einer Antwort zu suchen, wie einen Geistesblitz.
Plötzlich ist ihr klar, warum sie derzeit nicht schreiben kann. Sie hat ja Ideen, das sieht man an den vielen Anfängen, die ihr beim Joggen durch den Kopf schießen.
An dem Punkt, dass sie sich nicht einfühlen kann, da ist jedoch etwas dran. Allerdings wohl nicht so negativ, wie sie dachte. Sie ist schließlich auch in der Lage für ihre Freunde da zu sein, so wie früher auch. Aber sie fühlt sich ihnen gegenüber nicht mehr so hilflos. Als sie damals geschrieben hat, fühlte sie sich immer unsicher. Sie zweifelte an sich selbst und ihren Fähigkeiten, an ihren Freunden, an ihrer eigenen Weltanschauung oder der anderer. Sie wusste nie genau, wo sie wirklich stand. Erst durch das Schreiben, währenddessen sie sich mit diesen Themen auseinandersetzte, hatte sie ihren eigenen Standpunkt definieren und sich in ihren Gefühlen und Ansichten bestärken können. Doch genau so eine Auseinandersetzung war derzeit für sie nicht nötig.
Aufgeregt begann sie, einen Punkt in der Ferne, draußen vor dem Fenster, zu fixieren und auf den Nägeln zu kauen.
„Eine Auseinandersetzung ist für mich derzeit nicht nötig“, hielt sie ihren Gedanken fest. Klingt irgendwie überheblich. Ich setze mich doch mit vielen Dingen auseinander, dachte sie. Ich rege mich immer noch häufig über Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit verschiedener Art auf. ... Aber, führte sie den Gedanken fort, ich weiß dabei immer wo ich stehe. Ich fühle mich zur Zeit völlig sicher und bin selbstbewusst geworden, stellte sie mit Erstaunen fest. Sie hatte endlich das Gefühl, ihren Freunden auch etwas geben und ihnen bei Schwierigkeiten zur Seite stehen zu können. In ihrer Beziehung fühlte sie sich sicher, auch wenn Reibereien auftraten; und sowohl ihr Job als auch ihre Freizeit, bereiteten ihr Freude.
Das war der Grund, warum sie keine tiefsinnigen Geschichten schreiben konnte. Sie war im Moment ganz einfach ausgeglichen und zufrieden.
Und positive Regungen in Worte zu fassen, das hatte sie schon vor Jahren begriffen, ist viel schwieriger, als alles Negative zu schildern. Denn dafür gibt es wirklich viel zu wenig passende Wörter und Bilder.

Entschieden legte sie den Stift zur Seite, blies die Kerzen aus und zog ihre Jacke an, um einen Spaziergang zu machen. Sie wollte den Zustand der Ausgeglichenheit auf diese Art genießen. Schreiben würde sie bald schon wieder können, wenn sie sich erneut ihren Platz in ihrer kleinen Welt neu erkämpfen musste. Der Zeitpunkt würde kommen, da war sie sich ganz sicher.

 

Hallo Trixi und herzlich willkommen :)

Deine Geschichte ist flüssig und ruhig geschrieben. Dennoch kann ich micht nicht so sehr damit anfreundne, was am thema liegen mag... Das Problem der Schreibblockade kennn wohl sehr viele hier, und dementsprechend gibt es auch schon mehrer geschichten dazu, die in etwa das selbe Muster haben... tut mir leid. Manche Deiner Gedanken finde cih allerdings recht interessant, zum Beispile den, dass es schwieriger ist, harmonische Momente festzuhalten, als traurige Geschichten zu schreiben. ISt es wirklich, dass wir dafür keine Worte haben? Mir kommt es manchmal so vor, als seinen diese Worte nur ausgelutscht, erscheinen kitschiger, als man sie meint.... jetz komm ich doch ins Nachdenken, wegen Deiner Geschichte. :)

"Geschichte sein, hauptsache ist," - Hauptsache. ;)

schöne Grüße
Anne

 

Das Thema ist schon sehr intessant. Besonders, wenn es die erste Geschichte ist, die so lautet. Schreiben nicht als Berufung, nicht als Nicht-anders-Können, sondern aus einem anderen Grunde heraus? Welcher ist es, verrätst du es uns?

Die ganze zeite Hälfte deiner Geschichte hat mir aber sehr gefallen, fand ich richtig gut.

Warum machen Frauen eigentlich keine Rechtschreibfehler?

- da sie es gewohnt sind, sich an Regeln zu halten

- sie unterwürfig sich an alle Vorgaben halten

- weil sie Sicherheit brauchen, und froh sind, etwas auwendig zu lernen, woran sie sich festhalten können

- da sie nicht wie Männer ihren eigenen Weg suchen, lieber Erprobtes übernehmen

- weil sie es für wichtig halten

- weil sie einfach ein gedächtnis für unwichtiges haben

- weil sie einfach weniger kreativ sind, und nicht auf die idee kommen, wie man s schreiben könnte, ohne es irgendwie vorher sicher im Kopf zu haben


Männer, die die Rechtscheibung nicht beherrschen, werden zu Picassos und Einsteins. Die anderen werden zu Frauen.

 

Hallo Schriftbild,

also, wenn es dich so brennend interessiert: Es gibt da so gewisse Rechtschreibprogramme auf dem PC..., fällt mir aber auch einfach nicht besonders schwer. Aber ich denke, das macht keine gute Geschichte aus...

Es freut mich, wenn dir die Geschichte ein wenig gefallen hat. Das gibt mir etwas Mut. Es ist allerdings nicht die erste, die ich geschrieben habe (nur die erste, die ich hier hereingestellt habe).
Warum ich schreibe? Gute Frage. Wahrscheinlich aus einem Kindheitstraum heraus, weil es mir schon immer Spaß gemacht hat. Berufen fühle ich mich dazu nicht, aber wenn mich ein Thema beschäftigt kann ich es beim Schreiben meist ganz gut aufarbeiten und bin am Ende selbst überrascht welche Richtung meine Gedanken eingeschlagen haben.
Habe ich deine Frage soweit beantwortet?

Ciao, Sonja

 

Hallo Maus,

danke für deine ehrliche Rückmeldung!Ja, vielleicht hast du recht und mein Beitrag ist etwas zu kitschig, zu glatt formuliert. Ich glaube allerdings, dass das auch einfach mein Stil ist. Muss mal drüber nachdenken.
Zum Thema "harmonische Momente in Worten festhalten", kann ich noch sagen, dass ich persönlich es wirklich wesentlich schwieriger finde. Sowohl in der Schriftsprache, denn dann klingt es häufig schnell so übertrieben und überaus kitschig. Im reelen Leben empfinde ich es aber auch wesentlich schwerer meiner Umwelt zu vermitteln, wie sehr ich mich über eine Sache freue, als meinen Ärger auszudrücken. Egal ob mit oder ohne Worte. Vielleicht ist diese Erfahrung nicht zu verallgemeinern. Für mich gilt sie aber schon.

Also, nochmal vielen Dank,
Sonja

 

Hi Trixi,

eines vorweg. Es stimmt nicht, das man keinen guten Gedankenfluß am PC hat, aber das ist Ansichtssache. Ich finde deine Geschichte nicht schlecht. Du hast schon für einer deiner erste Geschichten, eine gute Wortwahl. Ich selbst bin hier auch neu und es fällt mir manchmal schwer die richtigen Wörter zu finden. Das finde ich ist dir gelungen. Applaus. Klatsch, Klatsch.

 

Ja, geht mir auch so.

Will man seine Enttäuschung zum Ausdruck bringen, reicht ein Wort und alle glaubens, beispielsweise bei einem Geschenk. Will man hingegen seine Freude mitteilen, muss man es wieder und wieder zum Ausdruck bringen, damit es einem auch geglaubt wird.

Du Trixi, stell doch noch mal eine ein. Jetzt sind wir doch alle neugierig.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Trixi,

habe diese Geschichte ausgegraben, und sie hat mir gut gefallen.

Möchte nur kurz für alle interessierten auf den folgenden Thread hinweisen, der sich damit befasst:
http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?s=&threadid=148

Im übrigen geht es mir ähnlich. Mir kommen Ideen beim Busfahren oder Joggen und wenn ich zuhause bin, dann weiss ich nicht mehr, wie ich die Geschichte weiterführen soll. Aber letztendlich mangelt es mir wahrscheinlich nur an Neugier an meiner eigenen Idee, sprich, wie sich das weiterentwickeln könnte...

gruss,
p.

 

hi Trixi!

ich hab ein paar Anmerkungen zum Text.
An einigen Stellen fand ich die Sprache zu "bemüht". zB hier:

Worin kann sie nur begründet sein, ihre Ideenlosigkeit?
Im Alltag nimmt sie ihre eigene und anderer Stimmungen sehr intensiv wahr.
...
Erst durch das Schreiben, währenddessen sie sich mit diesen Themen auseinandersetzte, hatte sie ihren eigenen Standpunkt definieren und sich in ihren Gefühlen und Ansichten bestärken können.
diese Stellen klingen - meiner Ansicht nach - zu künstlich.

und die Famili
ist das ein Tippfehler und da fehlt ein "e" am Ende, oder willst Du "family" schreiben...? Ich würde eher für Familie votieren, denn für ein englisches Modewort gibt es hier m.A. keinen Grund.

Michelle z.B.,
in Kurzeschichten keine Abkürzungen! Es besteht kein Bedarf daran.
Ist sie so gefühllos? Dann sie sich nicht mehr in andere einfühlen?
soll wohl heißen "Kann sie..."
Doch wie es oft so ist, versucht man nicht, hartnäckig etwas herauszufinden, durchfährt es einen, wie einen Geistesblitz.
ich hätte hier mit 2 Sätzen gearbeiten und mit einem "wenn"... so ist es recht verwirrend.
Aufgeregt, begann sie einen Punkt in der Ferne, draußen vor dem Fenster zu fixieren und auf den Nägeln zu kauen.
eine Reihe Komma-Fehler:
Aufgeregt begann sie, einen Punkt in der Ferne, draußen vor dem Fenster, zu fixieren und auf den Nägeln zu kauen.
weiß dabei immer wo ich stehe.
weiß dabei immer, wo ich stehe...

Ich fand die Auseinandersetzung mit dem Thema in Form einer Geschichte mal sehr nett. Falls es autobiographisch war, hat es vielleicht über die entsprechende Blcokade weggeholfen. Denn das eine Problem, daß sie hat, ist, nicht schreiben zu können ;) und das hat ja evtl. zu dieser Geschichte geführt... falls nicht autobiographisch: schöne Beruhigng für alle, denen es ähnlich geht.

Ich mu allerdings sagen, daß ich den Text zu lang fand. Lauter richtige Aspekte, aber zu oft durch den Wolf gedreht. Das nahm der Geschichte Bedeutung und Tempo...

Lieben Gruß,

Frauke

 

Hallo Frauke,
vielen Dank für die Mühe, die du dir beim Lesen gemacht hast! Ich habe die Rechtschreibfehler ausgebessert und auch auf das Verzichten von Abkürzungen eingelassen...
Einzig an den Stellen, die du als künstlich empfindest, möchte ich nichts ändern. Die Sprache, die ich hier verwendet habe, ist sicherlich keine, die im Alltag gesprochen wird. Aber ich beschreibe hier lediglich die Gedankengänge der Protagonistin und ich empfinde die Wortwahl an dieser Stelle durchaus angemessen.
Im allgemeinen finde ich, wenn ich heute die Geschichte lese, meinen Sprachstil allerdings zu wechselhaft. Vielleicht sind dir diese Textstellen deshalb besonders ins Auge gesprungen.
In jedem Fall dankeschön für`s Lesen und für die Anmerkungen!

Liebe Grüße, Sonja

 

hi Sonja!

Schön, daß ich helfen konnte! Wenn Du die Stellen so stehen haben möchtest, ist dagegen nichts einzuwenden. Ich wollte Dir ja lediglich meine Meinung mitteilen, damit Du sie überdenken kannst. Das ist hiermit (beides) geschehen und kann daher ad acta gelegt werden.

Lieben Gruß,

Frauke

PS: bei solchem Feedback freut man sich als Kritiker. Danke schön.

 

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